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Sächsische Volkszeitung : 28.01.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191201288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19120128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19120128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-01
- Tag1912-01-28
- Monat1912-01
- Jahr1912
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.01.1912
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g; ab««ds rter» Jagd teugasie. kante« «ml» S«f.'/.SU. rter 8,SV k. Auf. 8 Uhr. Nr. TL — LL. Jahrgang 44- Tonnrag den »8. Januar 1V1L 4 «tag: Der Die schöne >; abends: nd nachm.: s; abeudS: Der »acht end-: Der rl-Theater, rsrstellnng; Grtcheinl tägttch «ach», mtt «iiSnahme der kann, und Festtage. «mSaad« 4 «U .Die Yeti «n »ort und Bild- vterteltttdrltch Ssl« 4k. Än Dre-den dimd Boten 8.41» 4k. In gang Deutschland rret Hau» 8.88^: tn Oesterreich 4.48 N 4k In Dre-den d> Oesterreich M»Saad« « ohne illustrierte Beilage »iertels!ihrlt> In Dresden durch Boten 8,1V ^ ' Hau« ... - - 8.88 4»; tn Oesterreich 4.0» diertelsShrltch I. L I M» 4». chland^sret Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat« werden die «gespaltene vetttzeile oder deren Raum mit xv 4, Reklamen mU 8« ^ die Zelle berechne,, del Wiederholungen entsprechenden Rabatt. Nnchdrnikerel. Redaktion und SeschästSftelle: Dre-den, Ptllatqer L«raste 18. — Fernsprecher 1»«»« Für Rüchaabe nnderlangi. «tstrtftftillke keine 'verdtndli»r«1« Redaktion».Sprechstunde: II bt» 14 Uhr. schuh üoritz leigh- atra. mktia. >»t dlall» ao- ingoaioiu, oa<t r»et rtou» aut «i Sir»», lS4>»»1^ kiuol» kür «oibot Lrsis k bsvLürt. ullä 8itö- ütrdLösr. ,r. 2urüok- krosp. kroi. aaa» LVLk eisen. PUklS«. :ln. siise. nur o«t> kertt »uk- lllcdt »d- „mt ro- » Z7 Ii»iNsL! »nt n«n»«»R um In» D kost» Lo2ug«gusllo! »»>>« liock j?»d!-auvkc», »Uo Ilo:-- vnci Stil»>-c«n »o«1s u»vk Asiokounis IR l llPI von 80 Kuli» »u Ni«l»8» 4.usvl»KI, 2»k1v«illS, kok». L»s»»i>r»d»tt.I lUot-el»»»» I »Voi.LKX»»«« : Liberalismus, Sozialismus und die rote Flut! Kr ist nicht in Erfüllung gegangen, der Herzenswunsch der feuerroten „Leipziger Volkszeitung": Max Cohen - Triumphator! „In die Müllgrube" ist der Kaufmann ans Frankfurt gefahren, wohin die wüsten Gesellen den national liberalen Junck gewünscht haben. Tragisch! Gerade im letzten Wahlkampfe hat die Leipz. Volkszeitg." ihr Menschenmöglichstes getan. Mit Händen und Fützen hat sie gearbeitet, hat sich die Finger kurz und das Papier klein geschrieben. Der ganze Vorrat ihres weltbekannten Schimpflexikons schien erschöpft, was viel sagen will, denn die roten Journalisten leben in der Phrase, wie der Fisch im Wasser. Amüsantes Schauspiel, den Wettstreit der zivei .Kamps Hahne „Leipz. Volkszeitg." und „Leipz. N. Nachr." znzn sehen I Sie sind beide i» ihrer Art und nach ihrer Eiw bildnng Kulturgrößeu ersten Ranges, glauben beide, den Schlüssel des Paradieses in der Westentasche zu tragen, schnauzen einer wie der andere jeden an, der die Unfehlbar keit ihrer Schreibereien in Zweifel zieht. Im „Sauherden, tone" schlimmster Sorte grunzen die Redaktionen sich an. ..Brotwucherer. Arbeiterfeinde, Volksverräter, Reaktionäre" und ähnliche Kosenamen fliegen den: liberalen Blatte wie Steine an den Kopf. Und nachdem also die Zimmerlente des Zttkunftsstaates bis zum Umsinken getobt haben, können sie mit unschuldiger Miene sich setzen und sagen: „Wahre Lawine« von Schmutz und Unrat stürzte die bürgerliche Presse Leipzigs auf den sozialdemokratischen Kandidaten herab!" — Potztausend! Das nenne ich konkurrenzfähig! Am schlimmsten kam Lima« weg. Liman. der langjährige Leitartikelschreiber der „Leipz. N. Nachr.", ein Katholikenhasser L ln Voltaire — wsnn's erlaubt ist, Klei nes mit Großem zu vergleichen — der sich mit seinen: Gänsekiel überkugelt, sobald es gegen den „Ultramontanis- m.is" geht, der mit unnachahmlicher Pose den sittlich Ent- rüsteten spielt und den obersten Scharfrichter macht über Zölibat, Beichte, Kinderkommunion und Modernisteneid. ganz wie sein sauberer Kollege Flachon in Paris — derselbe fromme Augenaufchlag, dieselbe Rührung und die übrige Mimik liberaler Komödianten . . . diesem feinen Herrn Liman wird nacl>gerühnü: „Meineid, Doppelzüngigkeit Doppclschreiberei, nichtswürdige Felonie" usw. Wörtlich schrieb die „Leipz. Volkszeitg." (Nr. 16): Vor wenigen Jahren noch warf das „Leipz. Tage- blatt" dem Liman, dem Leitartikelschreiber der Neuesten Nachrichten, schamlose Doppelschreiberei vor, wies höhnisch darauf hin, wie Limans beste Freunde ihm Meineid, Doppel- züngigkeit, nichtswürdige Felonie vorwarfen ohne daß der dunkle Ehrenmann sich rührte, wie ihm Zeitungen, an denen der Liman jahrelang mitgearbeitet, plötzlich den Stuhl vor die Tür setzten, wie ihn Vereine zum Austritt drängten, kurzum: das „Leipziger Tageblatt" stellte den Liman als einen an moral inkwnitv, das heißt an moralischen: Schwachsinn unheilbar erkranktes Prachtexemplar eines Zeituirgsschreibers hin. Und jetzt ist alles vergeben unb vergessen! . . ." Liman — der Häuptling des Liberalismus im Kampfe wider den „UltramontanismuS"! Man tritt unwillkürlich einige Schritte zurück vor den: echten Porträt dieses Helden. Wahrhaftig, cs ist höchst wahrscheinlich für uns, sich von solchen Größen chronisch und unversöhnlich gehaßt zu sehen. Hat die „Leipz. Volkszeitg." auch nicht ganz ihren Willen.bekommen, tröstet sie sich mit den Wahlerfolgen im Reiche. 110 Abgeordnete! 4^ Millionen Stimmen! Weit über die Hälfte der Männer des werktätigen Volkes von der Idee der revolutionären Sozialdemokratie erfaßt! Die rote Flut steigt I „Zurückgeworfen, geschlagen sind die reak tionären Haufen, sie weichen dem siegreichen Vormarsch der Revolution! . . . Unser die Welt! ... An die Arbeit im Dienste des Sozialismus und der Revolution." — Revolution! Revolution! — Im Heugabelstil? — Dumme Frage! Mir Rosenwasser und Glacehandschuh läßt sich keine Revolution machen! Man hat den Liberalismus die Vorfrucht des Sozialismus genannt. Mit Recht! Der Sozia lismus ist der plebejisch kostümierte Liberalismus. Zylin- derhut — Jakobinermütze! Aber dos Pulver der Revo- Intion tragen sie beide in den Rockschößen, nur daß der Liberalismus feige und unlogisch kneift, wenn er die letzten Konsequenzen seiner Theorien ziehen soll. DaS ist „der liederliche Widerspruch", „der Zustand einer welthistorischen Heuchelei," den Ludwig Feirerbach am Liberalismus gegeißelt hat. Gehen Libero- lismuS und Sozialismus wirtschaftlich getrennte Wege, so liegt das in der Natur der Umstände, ist übrigens, von höhe rer Warte gesehen, nebensächlich; der brutale, ganz im Jrdi- scheu verstrickte Geist ist hübe» wie drüben derselbe. Der Liberalismus dürfte es gemerkt haben, wie er mft seiner gewissenlosen Steuerhetze dem Sozialismus Zuhäl terdienste geleistet hat Das wird immer der Reingewinn liberaler „Kulturarbeit" sein. Der Sozialismus i st derlachendeDritte. DasVaterland bezahlt die Kosten. Der stärkste Damm gegen die rote Flut ist der Katho lizismus. Und gerade gegen ihn richtet der Liberalismus seine Stnrmböcke. Lieber rot als schwarz! Diese Parole wird immer dreister ausgesprochen und befolgt. Freilich! Wer kann gegen seine innerste Natur! Man braucht kein Prophet zu sein, um aus den Zeichen der letzten Tage von neuem die Zukunft zu deuten. Die rote Flut steigt. Sie muß steigen, schon weil der ganze Strom des Liberalismus mit seinen verschiedenen Nebenarmen sie speist Die Liberalen wollen cs nicht und wollen es noch weniger zngeben, aber die Gesetze der Logik sind nicht minder unabänderlich wie die der Natur. Es ist gut, wenn sich die Scheidung der Geister rascher und klarer vollzieht als bislang. Die Halbheit und Heuchelei des Liberalismus erschwert den Kampf un ge ui ein. Hinter Namen wie: Vaterland Humanität, Religion und Evangelium sich zu verschanzen, ist seine beliebte, aber nicht charaktervolle Taktik. Der So zialismus weiß, ioas er will, und will, was er weiß. Sein Visier ist offen. Und hätten seine Schreihälse geschwiegen er selbst hat ans seine»: Herzen nie eine Mördergrube geinacht. „Die Revolution glaubt an die Mensch heit, die Kirche glaubt an Gott." Mit diese» Worten hat Pcoudhou in seiner geistreichen Weise die aroße Gixmzlinie klar und treffend gezeichnet. „Die beiden Städte" des heiligen Augustinus, die seit Menschengedenke» im Kriege liegen, sind immer noch da. Ihre Namen mögen sich ändern, ihr Geist bleibt derselbe. Die Welt tief und er leuchtet aufgefaßt, gibt es nur zwei Heerlager; Katt, o> l i z i S m u s u n d r e ^ o l u s i o n ä r e r S o z i a l i S ru u s Dazwischen ist nur Platz für Unwissenheit oder Unredlichkeit. Protestantismus, Liberalismus! — Das „rote Meer" wird alles wegspülen wie welke Blätter. Die Entscheidung fällt zwischen Katholizismus und Sozialismus. Der Kamps ist Menschen-, der Sieg Gottessache. — Ollrmtus vinair, Ollriktus regnnt! Politische Rundschau. Dresden, den 27. Janrar 1912 Der Kaiser hat zur Förderung des deut schen Flugwesens einen Geldpreis von 50000 Mark aus seiner Schatulle gestiftet, den er für den besten deutschen Flugzeugmotor au seinem nächstjährigen Geburtstage ver- leihen wird. Der Prüfungsausschuß besteht aus Mitglie dern des Kaiserlichen Automobilklubs, des Kaiserlichen Aeroklubs, des Vereins der deutschen Motorfahrzeugindu- striellen, sowie jo einem Vertreter des Neichsamtes des Innern, des Neichsmarincamtes, des Kriegsministeriums, des Ministeriums der geistlichen usw. Angelegenheiten und der Technischen Hochschule Berlin. — E«n kaiserlicher Erlaß ordnet die t iöffnung des Reichstage« am 7. Februar an. — Räubergeschichten aus dem Vatikan erzählt die „Nat.-Ztg."; wir wollten nicht darauf eingehen, wenn wie nicht an einem Beispiel zeigen könnten, was heute nicht alles über Nom zusammengeschwindelt wird. Von „diplo matischer Seite" soll dem Blatte über den Besuch unseres StaatSsekretärs Kider len im Vatikan mitgeteilt wor den sein: „Die Visite bei Merry del Val war direkt improvisiert, d. h. sie erfolgte auf plötzliche Weisung aus Berlin, Herr v. Kiderlen hatte ursprünglich den Besuch de-Z Vatikans nicht in sein römisches Programm ausgenommen gehabt. Un mittelbar nach seiner Ankunft am Sonnabendmorgen be kam Herr v. Mühlberg äuS Berlin die Aufforderung, mit Merry del Val die Vorbesprechungen wegen des Empfanges deS Herrn v. Kiderlen in die Wege zu leiten. Man hält? 'es in Berlin sehr gern gesehen, wenn der Pap st sich zu einer Unterredung verstanden haben würde, aus Motuproprio- und anderen Gründen . . . Merry del Val hatte diesen Berliner Wunsch aufs eifrigste gefördert. Denn auch er vertritt die Ansicht, daß die beiderseitigen Inter essen durch eine Aussprache wesentlich gewonnen haben würden. Allein Pius X. hat eine mit seinem Alter zu nehmende Abscheu gegen Len Empfang von Gästen, die in rein politischen Geschäften zu ihm kommen wollen. Er will mit „eoso politicdk" nicht behelligt werden. Dafür hätte er seinen Staatssekretär, der sich mit den „Fremden" aus Französisch unterhalten könne, etwas, was PiuS X. be kanntlich nicht kann. Herr v. Mühlberg mußte zwei ge- schlagene Stunden im Vatikan warten, ehe Merry del Val mit dent Bescheid kam. der Heilige Vater wäre nicht dis poniert, Herrn v. Kiderlen zu empfangen. Nach glaub- haften Versicherungen soll es zwischen dem Papst und dem Kardinalstaatssekretär zu bewegten Auseinandersetzungen über die Besuchsfrage gekomnieu sein. Merry del Vals Wunsch war es wohl, daß Herr v. Kiderlen-Wächter dem Papste gegenüber die Jnopportunität gewisser „Motus" streifte, womit er nicht nur den Staatssekretär, sondern auch das Zentrum sich zu Dan? verpflichtet haben würde Mau erzählt sich heute in diplomatischen Kreisen des Papstes die lakonische Antwort ans Merry del Vals Drängen: „Was soll ich mit ihm (Kiderlen-Wächter) sprechen? Da Sie sowieso den Interpreten spielen müssen, ist es doch ein sacher Sie unterhalten sich über Ihre Politik mit ihm allein." Herr v. Mühlberg mußte also unverrichteter Sach- znrückkehren. Nun blieb dem deutschen Staatssekretär schließlich nicht anderes übrig, als dem Kardinalstaats sekretär einen „guten Tag" zu wünschen. Das Thema der halbstündigen Unterhaltung: Merry del Val suchte nachzu weisen, daß er sich in einer gewissen prekären Lage gegen über den Wünsche» des Papstes und den Wünschen der preu ßisclM Negierung befinde, was er übrigens schon des öfteren den: römischen Vertreter der preußischen Regierung, Herr:' p. Mühlberg, auseinandergeseht hätte." Hierzu wird uns von bestorientierter Seite geschrieben „Der Diplomat, der diese Angaben machte, scheint aus dem Orient zu stammen: er hat wenigstens Phantasie und kann alles mit einer Lebhaftigkeit erzählen, als sei er selbst dabei gewesen. Wir aber, die wir die Vorgänge genau kennen, müssen die ganze nette Geschichte ins Gebiet der Fabel ver weisen: denn Kiderlen-Wächter beabsichtigte von Anfang an, sich in: Vatikan zu zeigen. Was über die angeblickien Versuche um Audienz gesagt wurde, ist ganz und gar aus Ke» Fingern gesogen." Diese Meldung wird beute von der „Köln. Zeitung" offiziös bestätigt. — Unentschieden bleibt der Ausfall der Gesamtwahl, Die Linke jubelt zwar: Der schwarz-blaue Block vernichtet! und sie rechnet 203 Mandate für sich aus und will 194 groß mutig den Gegnern geben. Aber schon die amtlichen Resul täte lassen erkennen, daß diese Rechnung nicht stimmt, denn llO Sozialdemokraten plus 45 Nationalliberale und 41 VolkSparleilec und 2 liberale Bauernbund geben eben nur 198 Mandate und dann hätten die Gegner insgesamt 199 Sitze inne. Dieses ZcihlenverhältniS besagt, daß der Kamps unentschieden ist und daß die große Abrechnung nicht kam. Wenn man aber genauer zusieht, sind mindestens sechs Na tionalliberale ausgesprochene Gegner des Großblockes (Heyl. Becker, Wittum, Bartling, Heckmann, Nötiger) und gegen den Großblock gewählt. Diese machten nie mit, wenn Vassermann mit den Sozialdemokraten Politik ilreiben wollte So schmilzt also die politische Gefolgschaft der So zialdemolraten stark zusammen. Im Großblocke sind diese tonangebend und werden den Liberalismus immer mehr nach links führen. Die Entscheidungs bahnt sich also erst an, sie ist noch nicht gefallen. — Die Wahlen sind vor über; aber ist der Reichstag überhaupt arbeitsfähig? Oder stehen nicht bald Neuwahlen bevor? In weiten Kreisen des Volkes befürchtet man dieses; aber was soll dann eine Auf lösung bezwecken? In weiten Kreisen hat man die Wühl arbeit auch müde und will etwas politische Ruhe haben Wenn es dem Zentrum gelingt, diese dem Volke zu geben, dann hat es ein großes politisches Verdienst sich errungen Immer aber wird es ein Reichstag der Zufälligkeiten sein da an wenigen Stimmen gar alles hängt. Wenn man näher zusieht, dann hat die Linke einen kleinen Vorsprung, da die Sozialdemokraten immer zahlreich zur Stelle sein werden, was man nicht von allen Gruppen der bisherigen Mehrhei: sagen kann. Zufallsabstimmungen werden an der Tages ordnung sein und in den zweiten Lesungen Ueberraschungen bringen; die dritte Lesung wird dann jeweils die höchste Kraftanstrengung zeigen, um den Sieg zu sichern. Nervo- sität wird das Kennzeichen des neuen Reichstages sein; sach liche Arbeit wird er nicht viel leisten, jedenfalls im Anfang nicht, wo die Gemüter scharf aufeinander stoßen werden. Schon die Präsidentenwahl wird eine Art Vorprobe sein und die Situation weiter klären. Die internationale Stel lung des Reiches ist durch diese Wahlen nicht gefördert war- den und das Ausland kann nur schwer sein Behagen unter drücken. War der Wahlkampf schwer, so ist jetzt die Paria- mentsarbeit es nicht minder. — Gefallene Parteigrößen. Rechts bedecken die Wahl statt Dr. Hahn und Nösicke, v. Nichthofen und v. Oldenburg Die Neichspartei hat Herrn Höfsel, die Reformpartei Hervli Lattmann verloren und das Zentrum beklagt vor allen Din gen die Niederlage Trimborns in Köln. Am längsten jedoch ist die Verlustliste der Nationalliberalen: weder Dr. Stress- ' mann noch Wachhorst de Wente, noch Dr. Weber, weder Dr, Arning noch Herr Everling kehren in den Reichstag zurück. Für die Fortschrittliche Volkspartei ist vor allen Dingen das Ausscheiden Naumanns aus dem parlamentarischen Leben von großer Bedeutung; sie hat außerdem ihren offi ziellen Führer Tr. Wiemer verloren, sowie Dr. Mugdan, Justizrat Gyßling und Professor Eickhoff. Die Sozialdemo kratie endlich muß sich in Zukunft ohne die Herren Geck, Eichhorn und Hue behelfen. — Die siegrssrohe Sozialdemokratie. Die Sozial demokratie ist von ihren Wahlerfolgen ganz begeistert. So viel Mandate, wie ihr zugefallen sind, hatte sie nicht er wartet. So viel „Festigkeit", wie der Freisinn bewiesen.
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