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Sächsische Volkszeitung : 26.11.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191211265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19121126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19121126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-11
- Tag1912-11-26
- Monat1912-11
- Jahr1912
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.11.1912
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Z SiichßjllikNolkszeitung BezugSprri«, , »luSaab» I mit 2 Bkilagen vtertelittbrlt« »,I« Fk. I» Dresden durch Boten »,40 4». In »an, Deutschland , lret Hau« » liik in Oesterreich 4,4» X. AuSaabe « nur mit Feierabend vterteljShrlt« I,»«» ^ In Dresden durch Bote» 2,10 In qanz Deutschland srei Hau» » »» in Oesterreich 4.0V X. - «nxel-Nr. I<» 4. , Redakttonr-Tprechstunde: I« bi» II Ubr vormittags. , I Für Rückgabe etngesandter Schristsiücke macht sich die Redaktion I ncht verbindlich; Rücksendung ersolqt, wenn Rückporto bei-' I gesügt ist. Brieflichen «»fragen ist «ntworisporto bet,»fügen Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit und Sonntagsbeilage Feierabend Anzeigen 1 l Annahme von BclchüstSanzetgen bis IO Uhr, von Fümtltcii. anzeigcn di» >4 Uhr. ! 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Alle Kirchengemeinden, deren Ausfall über 1^ Prozent der gesamten Kirchensteuer ausmacht, werden als unterstützungsbedürftig angesehen. Es ergab sich zirka ein Gesamtbetrag von 30 000 Mark, welchen die Negierung für die ersten Jahre aus den Neichseinnahmen für die be dürftigen Gemeinden zu zahlen sich bereit erklärte. Und als in der Deputation von konservativer Seite der Vor schlag gemacht wurde, der obersten evangelisch-lutherischen Kirchenbehörde eine Summe zur Verfügung zu stellen, woraus der Ausfall der geschädigten Kirchengemeinden ge deckt werden könnte, erklärte die Regierung, für diesen Zweck ein Kapital von 600 000 Mark zu bewilligen. Generöser konnte doch nicht vorgegangen werden. All das vermochte die Mehrheit nicht zu bestimmen, von ihrer Gegnerschaft abzulassen. Plötzlich änderte sich das Bild, als Herr Kultusminister Dr. Beck mit aller Ent schiedenheit erklärte, daß das Kirchensteuergesetz für die Regierung ohne die Befreiung Andersgläu biger von Kirchensteuern unannehmbar sei. Die Gegner sollten annehmbare Vorschläge machen, wodurch die Unge rechtigkeit beseitigt würde. Da kam ein Abänderungsvor schlag der konservativen und nationalliberalen Partei. In diesem Vorschlag wurde in 8 7 festgesetzt, daß von den kirch lichen Besitzwechselabgaben befreit seien: „1. a) solcl)e juristische Personen und Personenvereiue, die ün- mittelbar den religiösen Zwecken eines anderen Bekennt nisses als desjenigen der Kirchgemeinde dienen, oder, was die Personenvereine betrifft, sich satzungsgemäß nur aus Mitgliedern eines anderen Bekenntnisses als desjenigen der Kirchgemeinde zusammensetzen und ausschließlich die Unterstützung der Angehörigen des Bekenntnisses der Ver- einsmitgliedec bezlvecken: 1>) n a t ü r l i ch e P e r s o u e n, die nicht dem Bekenntnis der Kirchge meinde, jedoch einer Kirche oder Religions gemeinschaft angehören, der im König reich Sachsen durch Gesetz das Recht zur Er hebung öffentlicher Steuern verliehen ist und die Besitzwechselabgabcn erhebt." Und in Z 13 wurde bestimmt: „Von der kirchlichen Grundsteuer sind befreit: Grundstücke im Eigentum der in 8 7 ln und 1b genannten Personen und Personeu- Vcreine. Die Vorschrift des 8 7 1a. Absatz ist anzuwenden." Wenn wir die Tragweite dieser beiden Bestimmungen be trachten, so ergibt sich, daß die katholischen Grundbesitzer in Zukunft ihre Kirchensteuern und Besitzwechselabgaben nicht mehr für die evangelisch-lutherischen Kirchenkassen zu zahlen haben: ebenso verhält es sich mit den evangelisch- lutherischen Schubkasten, deren Bestimmung im Schulsteuer- gesetz konform geändert wurden. Bei der Abstimmung wurde diese Bestimmung mit 49 gegen 37 Stimmen an genommen. Auch nach dem neuen Schulsteuergesehe fließt die Steuer der Katholiken in Zukunft den katholischen Schul gemeinden ungeschmälert zu. Diese Steuerfreiheit Anders gläubiger genießen nur die Mitglieder jener Religionsge meinschaften. welche das Recht zur Erhebung öffentlicher Steuern besitzen. Gegenwärtig ist das nur die katholische Kirche. Die Reformierten, die Deutschkatholisclxm und Is raeliten haben das Recht nicht, denn sie decken ihre Bedürf nisse durch freiwillige Spenden. Ebenso müssen die Dissi denten auch in Zukunft Kirchensteuern zahlen. Diese letztere Bedingung stellten wahrscheinlich die Konservativen, wenn sie die 88 7 und 13 annehmen sollten. Die Regierung hatte beantragt, prinzipiell jeden Andersgläubigen, also auch die Dissidenten, von einer fremden Kirchensteuer zu befreien. Ilm nicht das ganze Gesetz scheitern zu lassen, brachten die Nationalliberalen das Opfer und traten für die Beschrän kung ein, mit der sich auch die Negierung schließlich einver standen erklärte. Freisinn und Sozialdemokraten stimmten dagegen. Damit ist aber erst ein großer Teil der berccb- sigten Beschwerden seitens der Katholiken in Wegfall ge kommen. Der Gesetzentwurf enthält in 8 26 und 26 die Bestimmung über die Verteilung der Kirchensteuern seitens der juristischen Personen, Personenvcrcine und Ver- mögensmasfen nach 8 23 des Gemeindesteuergesetzes an jenen Orten, >no es eine konfessionelle Mehrhcits- und eine Minderbeitsgcmeinde gibt. Die Regierung schlug vor, aus den Kirchen- und Schulsteuern der juristischen Per sonen sei der katholischen Minderheitsgemeinde ein Be trag nach Verhältnis der bei der letzten Volkszählung fest- gestellten Seelenzahl beider Gemeinden am Orte zu geben. Die Mehrheit der Deputation hatte aber in der Kammer beantragt, daß diese Verteilung nicht nach der Seelen - zahl beider Gemeinden am Orte zu erfolgen habe, sondern »ach der bei der letzten Volkszählung festgcstellten Zahl der r c i ch s a n g e h ö r i g e n Mitglieder. Bei der Be ratung und Abstimmung über diese beiden Paragraphen, die zusammen behandelt wurden ereigneten sich nun Vor gänge, die dringendst der offiziellen Aufklärung bedürfen. Wir werden sie daher in einem weiteren Artikel besonders behandeln. Die Konservativen glauben über die Rechte der Landes kirche wachen zu müssen und desavouierten in der Frage der Dissidenten das Landeskonsistorium, das in einer Ver ordnung vom 22. Juni 1333 sich zu dem wichtigen Satze bekannte: „Es widerspricht dem natürlichen Nechtsgestibl. Pcrscnen, ivelche aus der Kirchengemeinde förmlich aus- treteu und daher nicht mchr Mitglieder derselben sind, noch zur Bestreitung kirchlicher Bedürfnisse, an welchen sie keinen Anteil haben, herann ziehen." Allerdings haben sich seit den 30er Jahren die Verhältnisse gewaltig gelinde» ES wird jetzt besonders >> n wz-chldemokratischer Seite direkt ausgesordert, den christlichen Kirchen den Rücken zu drehen. Wir finden daher die Sorge der Konservativen begründet, sobald sic nur auf das Machtaefühl. auf die Seelenzahl und nicht auf den inneren Wert Gewicht legen. Aus diesen kurzen Ausführungen über die Verhandlun gen vor und hinter den Kulissen sehen wir die Schwierig keiten, welche die Regierung zu überwinden hatte. Nur ihrem festen Willen danken wir es, daß uns Katholiken Ge rechtigkeit gegeben wurde. Noch immer bleibt ein Ueberbleibsel zurück bezüglich der juristischen Personen, das varitätische Regelung erheischt. Hoffen wir, daß auch diese letzten Reste einer traurigen Zeit schwinden werden. Den konfessionellen Frieden aber hat die Regierung be festigt: dessen kann sie sicher sein. r—r. Ernste Lage In ernster Stunde ist am Ende der vorigen Woche der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand beim deutschen Kaiser zn Besuch eingetroffen. War dieser Besuch auch schon seit längerer Zeit vorgesehen, so kann doch kein Zweifel darüber mehr bestehen, daß derselbe den Rahmen einer freundschaftlichen Zusammenkunft weit überschreitet und eminent politische Bedeutung haben muß. Wer das noch in Zweifel ziehen möchte, könnte sich eines anderen be lehren lassen durch den in aller Stille erfolgten Besuch des österreichisch-ungarischen Gencralstabschcfs Feldmarschall leutnant v. Schemna beim deutschen Geucralstabschef von Moltke. Am gleichen Tage mit dem Erzherzog-Thron folger, nur eine Stunde früher, traf er in der Reichshaupt- Kleines Feuilleton Die Teuerung in Berlin Berlin hat einen eigenen Dezernenten an die Spitze der Fleischnotbewegung gesetzt. Viele Schwierigkelten waren und sind noch zu überwinden. Zuerst streikten die Fleiscl)er- gesellen, die an die Grenze entsandt worden waren. Sie wollten mehr Lohn. Dann artwiteten die Fleischermeister I ^ mit aller Macht daran, das russische Fleisch, das sich einer sehr regen Abnahme durch die Bevölkerung erfreut, zu ver drängen. Laut bekriteln sie die Qualität des Fleiscl-es, machen hämische Bemerkungen über die Käufer, das billige Fleisch sei doch nur für „arme Leute", bald behaupten sie euch wieder, das Fleisch sei ausverkauft, was nicht immer den Tatsachen entspricht, oder sie geben so viele Knochen zu. Laß das billige Fleisch noch teurer wird wie das teuere. Im Laufe dieser Woche werden von der Arbeiterkonsum- genossenschaft 25 Verkaufsstellen eröffnet. In der Berlin- Wilmersdorfer Fischhalle fand Montag der erste Verkauf von Speisemuscheln unter städtischer Aufsicht statt. Die Muscheln, die zum Preise von 26 Pfennig für drei Pfund und 45 Pfennig für sechs Pfund lebendfrisch angeboteil wurden, fanden reißende Abnahme. Dabei erhielt man eine Gebrauchsanweisung mit zahlreichen Kochrezepten und Kost proben. Außer dem Fleischverkauf betreibt Berlin auch noch selbst große Viehzucht. Auf sechs städtischen Gütern bestehen schon Einrichtungen für die Zucht von jährlich 3000 bis 4000 und die Mast von 4000 bis 5000 Schweinen. Dabei sind noch Vermehrungen dieser Schweinezuchten, zu nächst auf zioei Stadtgütern vorgesehen. Aenßerst rührig ist die Stadtverwaltung von Berlin-Schöneberg. Im letz- ten Jahre machte sie schon den Anfang mit den städtiicben Verkaufsstellen für Seefische. Jetzt betreibt sie außer dem Verkauf von Seefischen, F'eisst und Kaiuncben auch einen Handel mit Gemüsen. In der letzten Woche sind bereits 40 Zentner Weißkohl zum Preise von 2 Pfennig pro Pfund verkauft worden. Das Gemüse wird an Kleinhändler ver kauft, dis ihrerseits sich verpflichten müssen, zu den von'der Stadt festgesetzten Preisen nur in kleinen Mengen an die Bevölkerung weiterzugeben. Im kommenden Jahre sollen große Mengen Gemüse auf den städtischen Ländereien an gepflanzt werden. Zu einem guten Braten gehört auch ein frischer Trank. Nun ist auch die Milch schon wieder lU/i Pfennig pro Liter aufgeschlagen. Dann greift man zum Bier. Aber o weh! Auch dieser Genuß wird verteuert, denn eine neue Bier steuer ist vom Magistrat für Berlin geplant, und schon haben die Bierbrauer und Gastwirte in einer Protestversainm- luug das durstige Publikum schonend darauf hingesenkt, daß es bei dem geringen Verdienst der Angehörigen des Brauerei- und Gastwirtsgewerbes diese Steuer bei dem hohen Genüsse des erauickenden Gerstensaftes tragen müsse. Wie haben es doch da die Antialkoholiker wieder einmal gut'. » * « Albanien und die nlbanesischrn Häfen. Die Ursache der serbisch-österreichischen Spannung liegt bekanntlich darin, daß Serbien hartnäckig darauf bcharrt, es müsse zum Zwecke der größeren Entfaltung seiner wirt schaftlichen Ztvecke ein „Fenster" am Adriatischen Meere besitzen. Zu diesem Zwecke sollen der von Monte negro bereits besetzte Hafen San Giovanni di Medua und Durazzo dem serbischen Gebiete einverleibt werden. San Giovani di Medua ist einer der wichtigsten Plätze des nörd lichen Albaniens. Dieser Hasen gilt nicht allein als Hofen für Skutari, sondern er ist der einzige fast sür das ganze Drinagebiet. Momentan jedoch würde dieser Hafen »liegen seines gegenwärtigen Zustandes den Serben wenig Vorteile bringen können, denn es wären große und kostspie lige Hafenbauten notwendig, damit San Giovani di Medua jene Bedeutung erhielte, die cs unter Umständen haben könnte. Eben aus diesem Grunde hegt man berechtigtes Mißtrauen dagegen, daß Serbien bei seinen Hafenansprü- chen an der adriatischen Küste nur wirtschaftliche Zwecke und Ziele verfolgen will. Ter wichtigsw Hafen Albaniens ist Durazzo, der schon im Mittelalter ziemliche Berühmtheit besaß. Die Geschichte Durazzos ist eine sehr wechselvolle. War schon dieser Hafen Albaniens im Altertum viel umstritten, so war auch im Mittelalter Durcnzo in verschiedenen Händen, bald in jenen der Byzantiner, bald in denen der Neapolitaner. Zeitweilig stand Durazzo unter der Herrschaft Deneziens. Schließlich im Jahre 1602 wurde Durazzo von den Türken erobert und befestigt. Dieselbe tnechsclvolle Geschichte wie Durazzo hat auch Albanien selbst. Es war lange Zeit hindurch ein unab hängiger Staat, kam aber schließlich unter die Herrjchait der Türken. Allerdings ist es den letzteren niemals ganz wjjlstM gun uzjlqlZM ui tplj eiq wojouvcM oig weöiiuiov rcn gespalten haben, völlig zu untcrUrerfen. Tic Albaneken genossen auch gewisse Vorrechte. Unter Abdul Hamid waren sie von der Abgabe der Steuern, sowie, vom Militärdienst befreit. Erst die Jungtürken machten den Versuch, den Albanesen die innegchabtcu Privilegien zu entreißen. Seit dieser Zeit datieren auch die Ausstände der Albaner, deren Freibeitsgefühl sich mächtig gegen die Bedränger auf bäumte. Die Bewohner Albaniens gehören übrigens zn den ältesten Völkern, die die Balkanhalbinsel bewohnen und sie haben dieselben Rechte auf Unabhängigkeit wie die Bulga ren, Serben, Montenegriner usw. Wenn man daher auf dem Standpunkte steht, der Balkan den Balkanvölkern, dann gebietet es auch Logik und Gerechtigkeit, daß man sich zu der Formel bekennt: „Albanien den Albanern^"
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