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Sächsische Volkszeitung : 22.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192307221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19230722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19230722
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1923
- Monat1923-07
- Tag1923-07-22
- Monat1923-07
- Jahr1923
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.07.1923
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12'. Seite 2 Die wertbeständigen Löhne «nd Gehälter Berlin, 21. Juli. Rach Abschluß der Verhandlungen m t den Arbeogebern und den Spitzenorganisalionen hat nunmehr Ws Neichsarbeitsministerium die Richttine» fiir die wertbeständi gen Löhne an die SchlichtungSbehörb:» und DemobilmackungS. mstanzen abgesandt, nachdem noch ein Te l der von beiden Seiten geäußerten Wünsche Berncknchliqunq gefunden hat. Im großen und ganzen werden die Richtlinien sowohl von Arbeitgeber» wie von Rrbcitnehmerseitc als geeignete Grundlage für die kommenden Lohnv;rhand!nng-:n bcz.nchnet. Einleitend wird ii den Richtlinien beton!, daß eine rein automatische An. passnng der Löhne an den LrbenSindex große Wirtschaft, liche Gefahren Hervorrufen würde. Die Lohnregelung soll deshalb nach wie vor Sa-be der Bnchandlnngen sein» nur sollen diese im Nahmen d:s lietreflenoen Tarifvertrages vereinfacht werden und zwar wird eine Kommission dazu ermächtigt, die Löhne innerhalb der Tarikperiode unter Zngrundelegung eines Index:? "r bestimme». Die Wahl dieses Indexes ist treigestellt. Die Kommission kann sich entweder an den zentralen Reich Sind ex oder an t»:> örtlichen bezw- Bczirks- index halten. Li: kann sicki aber, wie dies jetzt in der Berliner Meta.llinbnstrie versucht wird, auch einen Index ans Grund selb, ständiger ln-mittelung von LebcnSmittelprcisen scharfen, Ein Goldindcx wird in »ca Richtlinien dcS NeichSarbeitsmini« sirrinnie abqelrhnt. Dagegen hat man der Grfahc. daß durch die Lvhnreneli-ng die Hnndelsvreise über den Weltmarktvrcis hinnusretriebrn werden, dadurch vorgebeugt, baß für diesen Fall tun »-.»ein Verhandlungen üvee die Lohnerhöhungen stattfinoen niüsjen. Es uird weiter berichiet Dis Kommission hat ihre vor genannte neue Tätigkeit bereits ausgenommen, um zum ersten mal ans Grund des neuen Ti-stemS die Löhne und Gehälter der seit der letzten Erhöhung de? TenerungSzuschlags eingetretenen Geldentwertung anzu.oastcn. Eine Neuerung ist darin zu erblicken, das; der neu errechnelc Ten ecnngszüschlag nicht mehr wie bisher iür da? laufende Vierteljahr, ändern zunächst a n s 14 Tage voransbezahlt wird. Nach wie vor bleibt bestehen, das; am Anfang eines Vierteljahres den Beamten das Gesamt- rinkonien 'ür drei Monate im voraus bezahlt wird, auf das sie am Schlüsse des vorhergehenden Vierteljahres An spruch bette» Die Teuerungszuschlägc werden nach der Fest, stellung gezahlt. Die b-eöffenllicksten Richtlinien beziehen sich auf die Ent lohnung der Staatsarbeiter. Sie finden aber mit gerinnen Aende- ri'iigen auch Anwendung ans die Besoldung der Beamten und S ' a a t s a n e e s! e l kt e n. Eine, grundsätzliche Aenderima ist daiin zw erblicken, das; bei der Anpassung der Siaatsarb.'iterlöbnc an die Teuerung nicht mehr wie bisher von den in vergleichbaren Pnvattndu-t'sien gezahlten Löhne ansgegangen wird, sondern als Mastitab die seit der letzten Festsetzung eingstrctene Venderung der Geldentwertung und der Staarswirtschast überhaupt zugrunde geleat wird. Auf Grund dieses Wochenindex tritt all wöchentlich (Donnerstag', der nsit Regierungs- und Eewerkzchasts- vcrtretern besetzte Ackteraus'chuß im Finanzministeriunr zusam men. um die Besoldung der Staatsbediensteten festzusctzen. Für dir StaatSarbeiler erfolgt die Festsetzung w Scheut, ich, für die Beamten und StaatSangestelltcn halbmonatlich. Bei den Staatsan ge st eilten ftndet das neue Abkommen die- clbs Anwendung >vie bei den Beamten. Tie Auszahlung er- olgr bei den Angestellten in der Weise, daß sie an, 15. jeden Monats 50 o. H. ihres Nettobez-ng:?- und ein Sckilns; die andere Hälfte erhalten Wenn in der ersten oder zweiten Hälfte des Monats den Beamten ein Teuernngszuschlag gewährt wird, dann wird für die Angestklltcii ein weiterer Zahlungstermin in der bc- ireffenden Dt-mots-hälfie anberanmt. Es ist besck.iesscn worden, die »Kleine Kommission" als Da nerv er t r e: n n g der Orga nisationen im Ncichsstnanzministerium einzucicknen, und zwar für alle Angelegenhe-Ien, die die Beamten angehen finanzieller Natur sind und in denen das Neichsfinanzministerinm führend ist. In Verbindung mit der Wertbeständigkeit der Löhne ist auch die Einrichtung von N r b e i t ? st u n d e n - S i. a r k a s s e n torgeschiagen worden Die Nrkieiter sollen den Lohn einer be stimmten Anzahl von Arbeitsstunden bei dem Werk stehen lassen, sie später ebrufen und den dann geltenden Stiindenlohn aaiS. gezahlt erhalten. Die Gehälter i»U Bankaewerbe Berlin, 21. Juli. Wie der Allgemeine Verband der Deut schen Bankangestellten mitteilt, hat der Reichsverband der Bank» leitungen in seiner Sitzung oom 20. Juli beschlossen, zur Ab geltung der Julitenerung weitere 80 Prozent des Jnli- ge Haltes, gleich vier Maigehälter, am 27. d. M. zur Aus zahlung zu bringen. Der Allgemeine Verband der deutschen. Bankangestellten hatte die Zahlung des ganzen vorläufigen Juli- geholtes beantragt. Die Löhne für Buchdrucker Berlin, 21. Juli. Der Deutsch: Bnöbdruckervercin teilt mit: Das Zentralschlichtungsamt der deutschen Buchdrucker hat in seiner Sitzung vom 19. Juli für die Woche vom 2l. bis 27. Juli eine Erhöhung von 60 Prozent, in der Woche vom 28. Juli bis 3. August von 80 Prozent auf die gegeilt wärtigen Löhne festgesetzt. Zur Vereinfachung des Rechnungs wesens hat der Deutsche Buchdruckerverein beschlossen, eine Schlüsselzahl einznfnhre», die als Grundlage die letzte Ausgabe des deutschen Buchdruckerpreistarifs hat. Die Schlüssel zahl ab 21. Juli beträgt 1850, was einer Erhöhung des jetzigen Truckpreises um 78,5 Prozent entspricht. Sonntag, den 22. Juli IveH fer Hebungen machen zu lassen. Rach wenigen Minuten stand ich einem Mann gegenüber, den ich als den Typ eines echten West- Solen ansprechen mochte. Ein eiserner Wille hatte seinem Ge- sichle seine chorakterischen Zeichen eingeprägt, dabei strahlte eine Zufriedenheit aus seinen Mienen bervor, die ich säst immer bei Ordensleuten gefunden hatte. .Wenn Sie unbedingtes Still schweigen dr-i Tage halten können und alle Hebungen treu mit. machen wollen, so will ich Ihnen Ihre Bitte gewahren." Rach einer Stunde ist der Vortrag. Ich sitze wie zerschmettert da. Tei> 88 junge» Leuten geht eS gerade so. Er handelt über die Jmgendstilidc der llnsittlichkeit. Wie Donnerschläge treffen oie finzelne» Sätze. So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gekört. Und nach jedem Satze eine Pause ziun eigenen Nach, denken. Ich gab meine ganze Psychologie auf, als ich diese Art von Bcciilflnjiniig des menschlichen Willens erlebte. Nichts von An'kiäiuiig wird geboten. d-vin die hier sitzen, sind durch das Leiei- schon genügend aufgeklärt. Aber die Heilung wird an- gcstrk-t. indem alle Akkorde angeschlagen werden, die eines Jüng lings Herz wit Reue und Scham und ernstem LebenS-entschluß erfüllen können. Bier wagt heute in solcher Sprache unserer verimsi-rlasten Jugend die Lasier vorzntragen? „Nun geht ans euer , m-aer und denkt eine Viertelstunde über das Gehörte rack, " Ich höre den Vortrag über das 4. Gebot, an dem alle Ellern ihr: Freude gehabt Kälten. Ich bemerke bei allen ein ab solutes Still>cbwe:zen während dieser drei Tage. Ich nehme wabr, welche Opfer manche Jünglinge der Versiebt auf Zigaretten gokostcl hat, nsit wrtcy seinem Verständnis und »nerbittlicher Strenge der Er".zilienl:i!er, ein Meister vom Fach, diese jungen Mensche» inmitten der Fleg«l,ahre zu selbstüberwlndenden gan zen Männern zu erstellen weis;, wie er ne dorthin *übrt, wo er sie l-aben will. So etwas habe ich nicht bei unserer antorilät- spattendcn uns oprer scheuen Jugend für möglich gehalten. Dieser Mann erzielst durch !ue Kraft seine? Willens diese uiigebändigten Jungen zu ernsten W.llenS- und Talnicnschcn. Ilnd als sie dann nach der Bsteote vor dein Gnadenaliare ihre Jugend und ihr ganzes kommendes Leien der Gottesmutter weihen, als sie ihr« Treue erneuern gegen ibren Heiland und dis Kirche, da verstand ick/ warum das westfälisch: Volk durchhalten kann und wird. Wer so mit s:-nem Herrgott sein Leben geordnet hat, braucht nickst an der Znsiantt zu verzweifeln. 23 5-10 Männer und Jniia- monner sind in W-ul allein durch diese Willensschnle gegangen. Fünf oder sechs andere Ercrzitienbäuser stehen noch aus we-'t- fälsicheni Bod-ii. Sic sind kür mich als Psychologen eine bessere Gen äbr und Erklärung des krafivollgn Turchbaltens, als alle spoulicken Verunstaltungen und Rcgimenisfeicrn und Neichs- webrparade», und alle Reden, die darüber gehalten werden. Tenn verkennen wir nicht di-: Macht des Beispiels dieser Männer uod Jni!, inanncn. Des Freiherr», von Stein Wort in noch schwerer,'» Zcstläusen gilt hier' „Werdet besser, so wird es bester." Solche Ebaraltermenschen müssen mit ihrem Einflus; auch eine wan kende Ilmgebung mit neuem Vertrauen, der Kraft unserer Seele, ci'stllcn. — Welch: Bedeutung dieses Exerzitienbaus für das Rnlrgclstet besttzt, konnte ich auch ans den zahlreichen Protesten cr-cben, die beim Leiter dieses- Hauses eingelanfen waren, als man mit dem Ecdanken spielte, dieses Haus für Wobnmngs»' zm-'ck: zu reauiricren. Tie Arbeiter- und Knappschaftsvereine von Herne schrieben: „Wir protestieren gegen die geplante Jn- nuöunchnahnie zu Wohnzwecken. Tnsi'ndcn katholische» Arbei te!» ist das Hasts eine Stätte heiliaer Erinnerung und seelischer Wiedergeburt geworden. Deshalb Hände weg von diesem Hemle! Es nusi; seinem Zwecke erhalten bleiben." Ans- Düsseldorf wnod» geschricbeu: „Es ist ein Skandal, das; man ans dics^ Hans die Hand legen will. Ist da vielleicht einer den, diese Einrichtung ei» Dari- im Auge ist?" In diesem Sinne sind fast alle Pro teste gehalten. Das Volk weis; eben, was es an dieser Krast- gnelle hat. sind wenn es dem Vaterland: die Treue halten soll, ni-us; es von Go!t die Kraft dazu erhalten. Hier wird sie ihm gesrendei Als Psichologe »ins; ich meine Erfahrungen dahin fisten: Ter Krieg wäre für nns nicht so ansgeln-ufen, wenn alle unsere Soldaten durch solche SelbstcrziehnngScmstalten ge gangen wären Soll der Widerstand an Ruhr und Rhein dem deutsch-'» Volke zur Ehre xnm Heile und znm Segen gereichen, dann müssten wir heilte keine angelegentlichere Herzenssorge kennen als sj„tt de" volksverpestenden Kinos- und entsittlichenden Theater. der r'lnniersnden Tanzpaläste Ererzitienhänser nach dem Muster pon Werl zu la-.ion und in seinem Geiste unsere Jugend zu erziehen Es ist der Geist der Männer und Jünglinge deS Held/n-ritalters der Katakomben, die den großartigsten Abwebr- kampf geführt haben der 300 Jahre dauerte. Er endete mit dem Siege der äußerlich geknechteten innerlich freien Menschen. DaS E-er-sticawe'en ist die wichtigste -Duell: der Kraft für N'.-br und Rhein und der Erncuernng unseres Volke? und seiner Ver söhnung Es erzieht Menschen Pon Neberzeuaung und Willen, woran es- uns sehr gebricht. Wir empsehlcn diesen Aussatz auf das wärmste dem sächsi sche» Kultnsminister. In unseren katholischen Schulen wird eben dicste Geist, wie er im Vorstehenden gekennzeichnet ist, unseren Kindern von Jugend an zu eigen gemacht. Sie werden dadurch zu Staatsbürgern erzogen, wie sie keine Negie- rnngSgewalt auf einein andercn Wege besser und glücklicher er zwingen laiin. Unsere katholischen Elter» aber werden immer mehr er kennen, worin die wahren Kräfte eines Volkes wurzeln, und es wird ein Ansporn für sie sein, mit um so größerer Energie ihre Grnndjätze selbst gegen den Willen einer Staatsantorität zu vertreten. Air LchüliiskW im Fa!! WllMg Trce-de», 21. Juli Tie sächsische Negierung teilt mit: Man versucht in der Oefsentlichkeit, die Schuld an der Ent weichung Ehrhardts den Veamlen des Leipziger lIilters»chlliigs-> gesängnistes in die Schuhe zu schieben. Die mit der aintlfchen Untersuchung betrauten sächsischen Behörden konnten bisher und können anch heute noch nicht der Oefsentlichkeit das hierüber vorhandene Material unterbreiten, weil der Fortgang der Er mittlungen nicht gestört werden darf. Ter Oesfentlichkeit länger vorenthalten werden sollen jedoch nicht mehr folgende Tatsachen: Tie U n t e r s n ch ii w g gegen Ehrhardt wurde nicht von sächsischen Beamten, sondern von Beamten des Reichsgerichts geführr. Als der Nutersuchlingsrichter des StaatSgerichishofcs zum Schutz der Republik NcichsgerichtSrat Tr. Metz die Chr- hardtsche Voniutecstichung übernahm, ordnete er die strenge Ueber- wachung des Verkehrs Ehrhardts mit oer Außenwelt an. Tie a» Ehrhardt gerichteten Sendungen (Lebensmittel, Zeitungen, Bücher »iiv.) wurden im Staatsgerichtshose gen an unter sucht, ehe sic an das Gefängnis zur Aushändigung a» Ehr hardt weilergegeben wurden. Ten Briefwechsel Ehrhardts hat Tr. Metz stets ausschließlich persönlich überwacht. Besuche bei Ehrhardt sind »nr in sehr beschränktem Umfange und stän dig iinr unter Aufsicht des Uiitermchungsrichters Tr. Metz selbst, wl.nnler auch eines Bureaubcamlen des Staatsgerichtshoses, zuge- lasien worden. Tie Behandlung Ehrhardts wurde wesentlich anders, als am 15. März 1923 die Voruntersuchung geschlossen und Ehr hardt dainit der Verfügung des Vorsitzenden des Staatsga- richtshofes znm Schutze der Republik, des Senatspräsidenten beim Reichsgericht Tr. Schmidt, unterstellt wurde. Zwar hat Tr. Schmidt auf Anregung des Untersuchungsrichters Tr. Metz und des Oberreichsanwalts formell die Fortdauer der von Tr. Metz getroffene» Sichern»gsmaßnahmen angeordnet. Tatsächlich sind jeodch die Sicherungsmaßilahmen vom Präsidenten Tr. Schmidt nichtmehr in genügendem M a s; e e in g e h a l- teil worden. Ter Briefwechsel Ehrhardts wnrde nicht vom Präsidenten Dr. Schmidt, sondern in dessen Austrage allgemein lediglich von einem Bnreaiibeainten überwacht. Besuche bei Ehr hardt wurden in erweitertem Umfange gestattet. Lurch allgemeine Leifügvug Dr. Schmidts vom IS. März 1923 wurde die Erteilung der Sprecherlaubnis in zweifelsfreien Fällen lliibegreiflicherwcsie allgemein einem Bureaubcamten des Reichs gerichts übertragen. Eine Reihe von Besuchen bei Ehrhardt hat Dr. Schmidt ohne die selbstverständliche Zuziehung einer Aufsichtsperson er laubt. So haben Ehrhardts Frau Ende Juni 1923 und Ehr hardts Vetter, Karl Ehrhardt aus Hainbnrg, etwa acht Tage vor der Entweichung, je an einem Tage vor- und nachmittags stunden lang mit Ehrhardt im Gefängnis ohne die geringste ll e b e r w a ch un g verhandelt. Dies ge schah, obwohl ein Briesschreiber in einem beim Staatsgerichtshof zur Kontrotle vorgelegten Briese an Ehrkardt Anfang Julr. 1923 von einem bevorstehenden sür Ehrhardt erfreulichen Er eignisse gesprochen hatte. Ehrhardt selbst hat einem seiner Verteidiger gegenüber einerseits sein Erstaunen, anderseits seine Befriedigung über diese ihm von Tr. Schmidt eingerällinten unerwarteten und ihm die Flucht ermögliche,iden Vergünstigungen ausgesprochen. Tabei ist Karl Ehrhardt (Hamburg) ein Mann, der über große Gelo mi ttel verfügt, gute Beziehungen zu Ehrhardts Freunden unterhält lind sich ganz offen seiner Verbindüngen mit dem Neichssnstiziuinister Tr. Hetnze rühmt. Dem Bureaubeamten des Staciisgerichtshofes, der Karl Ehrhardt ins Gefängnis zu Ehrhardt begleitet hat, hat Präsident Dr. Schmidt ausdrücklich iiütersagx, der Unterredung beizuwohiieil. Eine Untersuchung Karl Eyrhardis und der sonstigen Personen, die Ehrhardt ohne Zeugen besuchen durften, daraufhin, welche Gegenstände sie etwa Ehr hardt mirbrachten, ist nie erfolgt. Diese Besucher konnten also nicht nur mit Ehrhardt Flnchtplüne in alle Einzelheiten besprechen, sondern ihm anch die erforderlichen Hilfsniittel zur Flucht in die Hand spielen. Den geschilderten Verkehr Ehrhardts mit der Außenwelt konnte die Gefängnisverwaltnng nicht verhindern. Denn nach den gesetzlichen Vorschriften war hierfür allein die Anordnung des Präsidenten Tr. Schmidt maßgebend. Die Gefängnisverwaltnng mnßie also diesen außergewöhnlichen und höchst bedenklichen Verkehr dulden. Die Verantwortung für die Folgen dieses Ver kehrs Ehrhardts mit der Außenwelt trägt allein der nur dem Rcichsjnstizminlsterium unterstellte Vorsitzende des Staatsgerichts hofes zuin Schutze der Republik. Präsident Tr. Schmidt hat in den letzten Tagen einem Beaustragten der sächsischen Negierung gegenüber, der ihn nach dem Entweichen Ehrhardts uin Auskunft über den Inhalt seiner Maßnahmen zur Sicherung der ungestörten Fortdauer der Unter suchungshaft Ehrhardts ersuchte, unter Berufung ans seine Stel lung als Senatspräsident des Reichsgerichts und als Vorsitzender dcS Staatsgerichtshoses zum Schutze der Republik erklärt, er chulde nieniandem Rechenschaft über seine Maßnahmen, er sei nur sich selbst und dem Neichsjustizminister verantwortlich, er ließe sich keine Vorschriften machen, er mache was er wolle. Eine Verantwortlichkeit gegenüber der Öffent lichkeit könne er nicht anerkennen. — Die sächsisch: Negierung behält sich vor, gegebenenfalls weitere für die Be urteilung der Schnldsrage wcientliche Tatsachen bekanntzugeben, sobald das" oer Stand des Verfahrens gestatten wird. Ehrhardt in Unaarn? Wien, 2l. Juli. In Wiener rechtsstehenden Kreisen ver lautet. daß Ki/rbardt in Ungarn eingclrossen sei. wo er dauernd Aufenthalt nehmen würde. ver Kampf am de« pallive« Mdkküaild Zunehmende LebcnSmittclknapptzeit in den großen Nnlirstndten. — Drei Deutsche beim Virenzübertritt erschossen. Berlin, 21. Juli. Tie ne »erlassene Verord nung 192 der Interalliierten Mi-nnlandkommissivn bestimmt, daß jeder mit hohen Geldstrafen oder Gefängnis bestrait wird I. der i» Abrede stellt, daß die nach dem Rnhreinbruch erlassenen Verordnungen der Rheinland.»»»»»»!»» und rer Mili- tarbebörde» rechtsverbindlich seien. 2. Die Bestrafung tritt nicht »ne ein wenn die betreffende Aeußernng in der Oefsentlichkeit oder Presse gemacht ist. sondern anch jede mündliche und schrit liche Aeußernng wird bestraft, die dazu bestimmt ist, der Bevölkerung übermittelt zn werden. 3. wird bcstrgst, wer bei der Verteilung von Mittel» oder Naturalien miiwirkt, die dazu bestimmt sind den passiven Wider st and selbst gegen dir Verordnungen der Jntcrallilcrren Nhelnlandkommission auf. recht zuerhgltcn. Gclscnkirchen, 2l. Juli. Die Lage der Stadt Bochum hat sich dadurch verschärft, daß oie Bcsatznngsbeliörden die Stra. ßenüahnsvcrre. die bereits Uber Bochum bestand, auch »nf das Stadtgebiet der Stadt Wattcnscheidt ausgedehnt haben Infolge- dessen ist cS nicht mehr möglich, von Gelsenkirchen die Stadt Bochum zn erreichen. Dieses macht sich auch in der Versor gung der Stad» Bochum mit Lebensmitteln bc- merkbar; da Bochum ans dir Zufuhr von Lebensmitteln auS Gelsenkirchen angewiesen ist Bezeichnend für die Lebensmittel versorgung der Städte des Ruhrqcbictes sei die Erklärung, die die Stadtverwaltung in der Smdtt-erocoiictensilninq abgab. Mir allem Nachdruck würde betont, daß sich in fast allen Zweige» der Lebensmittelversorgung rin fühlbarer Mangel bemerkvar macht, ohne daß eS möglich wäre bei der Desorganisation der Verkehrsmittel die Läger wieder nachfüllcn zn können. Die Hauptschuld daran tragen di- Franzosen, die entgegen allen feierlichen Versprechungen beim Einmarsch keine Rücksicht auf die LcbeiiSmittclbcdiirfnisse der Bevölkerung nahmen. Neben dem Transportmittclmaiigcl behindert anch die Schwierigkeit in der Beschaffung von Devisen di: Versorgung der Städte mit Lebensmitteln. Es müsse daher Sorge der NeichSl>a»k sein, bei der Verteilung von Devisen die Rnhrstädte in höherem Maße zu berücksichtigen. Bochum, 2l Jul:. Di: Besetzung des Bochum er LandgerichtSgebändeS -und d:r Saatsaiiwaltschaft har einen Stillstand der Gerichte und der Rechtssprechung herbeige» führt. Mit den Franzos:» geführte V-'rhandlunge» der Gerichts behörden, welche versuchten, einig: Räume des Laiidgerichlsge- bäudes zu behalten, blieben erfolglos. Essen, 21. Juli. An verschiedenen Stellen des besetzten Geliettö habe» die Franzosen durch Anschläge bekanntgegeben, daß irtrr, der an nerbotei-ir Stelle die Grenze überschreitet rlme Anruf erschossen werde. In der Tat sin» anch in der Näbc von Brilet bei DortN!»»' und in der Nabe von Velbert sowie bei Vobwinkrl drei o - »r s ch e Z > v i l i tt i » crschos, en wordcn» weik sie »ngebl ch die Grenze z» überichrenc» versuchte,-. — Hier ranbte» die französischen Beamten eine Milliarde Mrrk Lohngelder drr „Amalie" Münster j. W., 21. Juli. Am 18. Juli zehn llbr crbendS wurde in Datteln ein französischer Soldat ange- fch offen und so schwer verwundet das; er auf dem Trans porte nach dem Krankenhause verstarb. Deutsche kommen als Täter nicht in Frage. Paris, 2t. Juli. Nach einer Koblenzer Havasmeldung ha ben General Degoutte und der belgische Oberbefehlshaber eine Antwort auf ein Gesuch dcS dänischen Rechtsanwaltes Dr. Grimm in Esten »m Zurückziehung mehrerer deutscher Beamter in ein Gefängnis des besetzten Gebiete? nicht erteilt. Die deut schen Beamten sind gleich nach ihrer Verurteilung in da?- bel gische Gefängnis von Verviers verschleppt wor den. Der Rückgang der Mark Berlin, 91. Juli. /Dralstbericht) Die Berliner Börse ist heute sowohl für den Devisenverk.-Hc als auch für den Effckten- verkehr geschlossen. Der Rückgang der deutschen Mark dauert unveränlwrt an. Die Parität des gestrigen Neunmker Schlnsz- knrscs stellte sich für dm Berliner Dollar ans 339<>00 Ans Grur.d des Baseler Markkurses ergibt sich eine Parität lsir den Schweizer Franken von 57 1-10, für den Dollar von 392 615. Dan- zia meldete heute früh folgende Kurse. Enalsiches Pfund 1 000 000 dis 2 000 000, für den Dollar 330- bis 340 000, für den hollän dischen Gulden 138- bis 139 000. In Berliner Bankkreisen rech, net man durch die verschärfte iniin volitische Lage, die in Breslau bereits zu groszcn Unruhen geführt hat, damit, das; das Aus land dies niit großen Markankänn-» beantworten wird. DaS Effektengeschäft gestaltete sich oon Bank zu Bank jedoch trotzdem fest. Die bisher eingelaiisenen Kcinforders sind aber durchweg ziemlich hoch limitiert. Wetterbericht der Dresdner Wetterwarte Unter dem Eigslnste dcr am Südwände der aroßen »ördl'-hei» Depression über Sach en webenden senchleu Weßllrö ming < al g-st-ni wiederholt starke Bewölkungszunahme und bei Dnrchzna einer kwinen DruckmiregelmMakeit vergangene Nicht Reaen ein. Die D pr-stion züht znm nördlichen Eismeer unter Verflachung ab. Die in ihrem Südronde erkennbaren wei eren Dr-cknnregelmästiokeiten werden nor» iibergchmd anch störend in die Witterung Deutschlands ein reifen. doch kaum weit in das Inland eindringcn. Da hoher Druck von Wellen her kräftig nach Mitteleuropa vo g-stoken ill, stiht Gr die nächste Zeit voraussichtlich ziemlich he tere gemäßigte warme Witterung mit zet weiter durch oben erwähnst Störungen bedingter Bewölkim-iS- zuuahmc und örtlich beichränklen unwesentlichen Strichregen in Aus sicht. Vorhersage: Ziemlich heiter, nur örtlich uuweftniiiche Strlchreaen, aemäßiat wa,m schwache westliche Winde. (itottmsnr-U»" bolrslt 8ls »obnall imä »lobsr von sihoumatirmus, Liokt u. äergl e?k8l»»ck In »Ilen Apotkeken. ,
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