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Sächsische Volkszeitung : 14.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192507146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19250714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19250714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1925
- Monat1925-07
- Tag1925-07-14
- Monat1925-07
- Jahr1925
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.07.1925
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Dienstag, den 14. Juli 1925 >Nr. 159, Seite 2 Der Feslzug Um 1 Uhr nachmittags begannen sich die Teilnehmer am Festzuge in den Zugangsstraßen des Hauptmavktes zu sam meln, Die Rtänner nahmen in der Rähmischstraße, die Frauen «ns dem Kirchbergiveg, die Iungmänner in der Sauerslraße uns die Jungfrauen in der Niedergasse Aufstellung. Wenn man eben vor der Kirche am Kopfe der großen Treppe stand, die vom zxmptplatz herausführt, bot sich dem Auge ein ungemein maleri sches Bild. Alles war in lebhaftester Bewegung, Fahnen, Wim pel und Standarten flatterten im Winde. Rasch stellte sich die Ordnung her, rasch standen die vier Teilzü^ bereit, sich in einem großen Aufmarsch zusammenzuschliehen. Unglücklicher weise setzte in diesem Augenblick der Stegen, der seit Beginn des Hauptgottesdienstes geruht hatte, wieder mit vermehrter .Heftigkeit ein. Nun war es bewunderungswürdig, mit welcher Ruhe und mit welchem Humor die Festzugsteilnehmer diese Un gunst der Witterung ausnahmen. Gewiß sah man besonders in den weiblichen Abteilungen sofort eine reiche Menge runder Regenschirme sich entfalten svon oben ungemein heiter anzu- srhen), aber die Mehrzahl der Teilnehmer hielt auch diesen Schutz nicht für notwendig.. Unbekümmert um die Ungunst der Witterung setzte sich der Festzug kurz nach 142 Uhr in Bewegung. Im gemessenen Schritte zogen die langen Reihen den weit ausholenden Bogen der Kirchbergstraße hinein. Bischof Dr. Schreiber, umgeben von den Herren des Domkapitels: und des Festausschusses, hatte oben bei der Turnhalle vor dem Kriegerdenkmal Aufstellung genommen. Hoch- und Heilruse tönten ihm aus dem Zuge ent gegen, die er mit liebenswürdigem Gruße erwiderte. Die Marsch linie des Zuges führte dann in großem Bogen um den Schlotz- garten zurück in die Stadt, nach dem Abschreiten der Haupt straßen wandten sich dann die Teilnehmer wieder zurück nach dem Festplatze, um an der Hauptversammlung teilzunehmen. Dieser Festzug bedeutete eine gewaltige Demonstration für die Stärke des katholischen Vereinslebens in Sachsen und Nord böhmen. 56 Fahnen und Standarten konnten im Zuge gezählt werden, ungerechnet die vielen Wimpel der Iugendverbände. Mehrere Musikkapellen begleiteten den Zug. Mit besonderem Jubel begrüßt wurden die zahlreichen Deputationen aus den be nachbarten böhmischen Grenzgebieten, die mit prächtigen schwarz-rot-goldenen Fahnen zum Teil in weiten Fußmärschen nach der Feststadt geeilt waren. Ueberhaupt wirkte es ungemein sympathisch, daß alle Straßen, durch die der Zug sich bewegte, in den großdeutschen Farben, die das Sinnbild der Einigung zwi schen dem Reiche und Deutschösterreich sind, geschmückt waren. Manche andere Stadt, in der man es kaum wagt, die schwarz- rot-goldenen Fahnen an die Häuser zu hängen, könnte sich daran ein Beispiel nehmen. Einen besonders prächtigen Anblick boten auch die wendischen Vereine, die zum Teil in ihrer heimat lichen Tracht erschienen waren. Ihre begeisterte Teilnahme be wies, wie völlig eins sich unsere wendischen Volksgenossen mit ihren deutschen Mitbürgern fühlen und daß der Katholizismus eine der stärksten Klammern und die sicherste Bürgschaft für diese Einheit ist. Ueberhaupt ivar dieser Festzug eine genmltige Demonstration für den Gedanken der Volksgemeinschaft: Wie hier Männer und Frauen, Jungfrauen und Iungmänner als Zeichen ihrer Treue zu einem Glauben in einem Zuge marschierten, so sollen sie auch nach dem Festtag im Leben zu sammenstehen, einer für alle, alle für einen. Wie sie hier trotz Unwetter und Beschwerden unverzagt voranschritten, so werden sie auch im Leben in einträchtiger Zusammenarbeit allen Stür men und aller Ungemach der Zeit trotzen. Die Hauptversammlung Während der Festzug sich durch die Straßen der inneren Stadt bewegte, herrschte auf dem Festplatz im Schloßgarten, bei denen, die alles zur Hauptversammlung vorbereiteten, nicht eben Sie beste Stimmung. Es regnete unaufhörlich und es schien ganz unmöglich, den Festteilnehmern zuzumuten, etwa 2 Stunden im Freien stehend diesem Unwetter Trotz zu bieten. Aber auch siesmal bewährte sich das Glück im Unglück. Als die ersten Drüße der Musikkapellen des Festzuges wieder den Kirchberg heraustönten, ließ der Regen nach, und als die ersten Vorboten des bunten Fahnemvaldes zwischen den grünen Bäumen auf den Vlatz herausschwenkten, hellte sich der Himmel aus. Wer noch nicht so durchnäßt ivar, daß er für Farbenreize noch Sinn hatte, den konnte die ganz eigenartige Fardenmirkung des Bildes entzücken, das sich nun entfaltete. Eingerahmt von den hochragenden Bäumen des Schloßgartens wogte die bunte Menschenmenge weit über den eigentlichen Platz in die Alleen des Gartens hinüber; über den Baumkronen aber breitete sich Stadtrichter und Abbe Eine heimatgeschichtliche Erzählung aus den ersten Jahren der Republik Schirgiswalde. Von Franz Rösler. s25. Fortsetzung.) Jetzt erhebt sich die Malchen. Der Seff breitet schon die Arme aus. „Malchen," schreit der Franz. „Da bleibst! Bei mir!" Wild hat er das Mädchen aus die Bank neben sich ge drückt. Ein Schrei! Der Seff hat ihn ausgestoßen. Schon haben sich die beiden gefaßt. Ein Ringen beginnt. Die Burschen sind aufgesprungen. Hinter dem Franz die Oberdörsschen. Auf der anderen Seite an der Wand die Kleinseitner. Die Mädchen drückten sich angstvoll in die Ecke, blaß und verstört sehen sie aus. Aber hinaus geht nur eine, die Dittrich Anncl. Die kann so was nicht sehen. Totenstille herrscht. Nur das Keuchen der Ringer hört man uick das Knirschen mit den Zähnen. Ihre Freunde sind bereit. Jede Bewegung verfolgen sic. Mancher hat heimlich das Messer beim Griff Sie ahmen unwillkürlich die Verrenkungen nach. Ter Franz hat den Seff fest gepackt, hinten um den Leib. Der windet sich und kann sich nicht be freien. Lange kann's nicht mehr dauern. Da reißt plötzlich der Kittl des Seff entzwei: Von oben bis unten! Die Mäd chen kreischen und laufen hinaus! Nur die Male bleibt. So fest hat der Franz gefaßt, baß er die Weste und das Hemd mit reißt. Aber nun kriegt der Seff Luft. Wie ein Aal gleitet er dem Franz aus den Händen, packt ihn an der Gurgel und zwingt ihn nieder! Der will schreien! Er kann nicht! Hilf los greifen die Arme ln die Luft. Die Kleinseitner brüllen Bei fall! Trampeln mit den Füßen! Die Oberdörsschen sind vor Schrecken wie gelähmt. „Raus mit den Oberdörsschen!" schreit einer von drüben. Und nun geht die wüste Balgerei los. Rufen, Schreien. Kreischen, Schlüge! Die Oberdörsschen sind in Wut. Ihr Anführer besiegt! Planlos schlagen sic drein. Sie sehen nicht mehr auf ihren Franz, der vom Mälzcrseff darniedergehal ten wird. Aber jener hat plötzlich Hilfe bekommen. Wie eine Katze hat sich da Riale auf den Seff gestürzt. Sie kratzt ihm ins Gesicht und schlägt ihn in die Augen! „Teufel!" brüllt der Seff. „Weg gehst!" Aber die hört nicht: Da läßt er los und schleudert sie von sich, daß sie weit unter einen Tisch fliegt. Aber schon ist der Franz hoch, faßt den Feind an den Schultern und reißt ihn zu Boden. Nun ist er Sieger! Iubelgeschrei von seinen Genossen gellt durch die Stube. Stolz sieht er sich um. Diesen Augenblick benutzt der Seff. Wie eine W'ldkatze hat er sich emporgeschnellt und im nu liegt der Franz wieder unter ihm. Der sucht sich keuchend der ihn wie mit eisernen Klam mern darnlederhaltendcn Arme z» entwinden. Ganz still Ilt's lm Saal geworden, der eigentlich silbergraue, ungewiß leuchtende Himmel. Wie beim Frühgottesdienst ivare» rechts vom Podium die Fahnen- deputattoneR aufmarschirrt — ei» wahrer Heerbann des auf- blühenben katholischen Sachsens! — Auf dem Podium sah man neben dem feierlichen Schivarz der Festvusschußmitglieder di« Hellen Kleidern und flatternden Fahnen einiger Iungsrauenver- eine, besonders solcher aus den wendischen Gebieten. Die andern Fahnendeputationen der Iungsrauenverein« bildeten in ihren wesßen Kleidern und blauen Schärpen vor dem Podium eine Art Spalier. Die beiden Rosenstöcke, die auf dem Platze des Schloßgartens stehen, bildeten eine sinnige Unterbrechung dieser liebenswürdigen Absperrung. Eine Hauptversammlung von solch eigenartigem Reiz hat es noch auf keinem der bisherigen sächsischen Katholikentage ge geben. Es mar die erste Massenversammlung von Katholiken unter freiem Himmel, die wohl überhaupt in Sachsen stattgefunden hat. Mehr als 5990 Menschen füllten den iveiten Schloßgarten. Trotzdem nur ganz wenige Sitzplätze vor handen waren, harrte die Versammlung ,vahrend des Verlaufs der mehr als 2 Stunden lang währenden Feier unverdrossen aus. Soviel Begeisterung und Hingebung mußte sogar auf das Wet ter einwirken: Bis zum Schluß der .Hauptversammlung fiel nicht ein Tropfen. Mit dem katholischen Gruß „Gelobt sei Jesus Christus" erössnete kurz nach 143 Uhr der Vorsitzende des Ortsausschusses, Stadtrat Jakob Töppel die Verhandlungen des 7. Sächsischen Katholikentages, dt« er dann mit folgender Begrüßungsansprache einleitete: Ich freue mich und mit mir die Bewohner der ganzen Stadt, daß Sie so zahlreich, besonders auch von Nordböhmen, hierher geeilt sind, um mit uns diesen Tag zu feiern. — Glauben Sie, es war uns nicht leicht, all die Schwierigkeiten, die eine derartige große Veranstaltung mit sich bringt, so glatt zu über winden. Aber wir bangten nicht. Mit gutem Gewissen können wir sagen, alles getan zu haben, daß der 7. Sächsische Katholiken tag sich seinen Vorgängern würdig anreiht. Ich will nicht in den Fehler des Lokalpatriotismus ver fallen, aber es verdient doch heroorgehoben zu werden, wie alle Einwohner von Schirgiswalde viele Opfer gern und freudig ge bracht haben, damit das Werk gut gelinge. Damit haben wir auch eine Dankesschuld dem Höheren abtragen wollen, der uns die Gnade gegeben hat, viel leichter und freudiger unserm Glau ben und seinen Sitten zu dienen, als die allermeisten unserer Glaubensbrüder in der weiten Diaspora. Denn die meisten müs sen in bezug auf ihr religiöses Leben vieles entbehren. Aber ge rade diesen möchten wir heute eine Fülle von Eindrücken vermit teln. die sie bestärken im Alltag daheim, den Pflichten eines Katholiken trotz aller Schwierigkeiten treu nachzukommen. Und das ist um so mehr zu erhoffen, weil uns heute alles zu Gebote steht, was nur das Menschenherz heilsam beein flussen und erfreuen kann. Der Schmuck der Häuser, Festzug, Pontifikalmesse in Gottes freier Natur, und zwar in dem Schloß garten unseres Bischofs. Für viele wird es von bleibendem Ge denken sein, an jener Stätte geweilt und gebetet zu haben, die zur Erholung unserer Bischöfe und Domherren bestimmt ist. Die Einzelversammlungen, in denen heute ver schiedene namhafte Redner auftreten, werden uns darüber be lehren, wie der einzelne, sei es als Vater, sei es als Mutter, sei es als Sohn oder Tochter, zu dem Frieden der Familie bei tragen kan». Wenn wir, abgesehen von den äußeren Eindrük- ken des Katholikentages, auch noch die Ermahnungen und Be lehrungen in diesen Versammlungen recht beherzigen und dann, zurückgekehrt in die Familie, in die Tat umsetzen, dann wird das der schönste Segen sein, den wir von dieser Tagung erhoffen können, daß nämlich wahrer christlicher Friede alle Familien erfülle. Daß der Friede Christi überall und vor allem in der Fa milie herrsche, Ist ja auch der sehnlichste Wünsch unseres regie renden Heiligen Vaters Papst Pius XI. Diesem Gedanken war sein erstes Rundschreiben gewidmet. Wenn wir heute seinem Rufe Folge leisten und darüber Nachdenken, wie wir den wahren Frieden Christi erlangen und erhalten können, dann wird dies für den Heiligen Vater ein großer Trost und eine Freude sein. Trägt der 7. Sächsische Katholikentag zur Verwirklichung des Friedens in der Familie bei, dann hat sich reichlich jedes Opfer gelohnt, das gebracht werden muhte, um diese Tagung zu er möglichen. Wir haben diesen Tag nicht vorüber gehen lassen wollen, ohne nicht auch unserm Heiligen Vater in Rom von unserm Katholikentag, der gerade sein erstes Rundschreiben mit ver wirklichen helfen will, Mitteilung zu machen und uns seinen apostolischen Segen zu erbitten. Wir haben folgendes Schrei ben an Seine Heiligkeit den Papst gerichtet: Heiligster Vater! Am 12. Juli 1925 versammeln sich viele Tausende Katholiken aus der Diözese Meißen in Sach sen mit ihrem Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Christian Da rufen die an der Tür auf einmal: „Der Stadtrichter! Der Stadtrichter!" Alle sehen nach der Tür. Obs wahr ist? Wahrhaftig, da erscheint der Stadtrichter, zornfunkolnd, den Nohrstock schwin gend. Wo sich zwei gefaßt hatten, lösen sich dieArme. Scheu weichen alle zurück. Hinter dem Stadtrichter tauchen der AbbS und der Büttel auf. Herr Adam Reime erblickt die beiden Rin ger. Er stürzt darauf los. „Hallunke," schreit er dem Seff zu und haut ihm mit dem schweren Stocke über den Kopf, daß das Blut springt. Der AbbS ist entsetzt und will dem Stadtrichter in den Arm fallen. „Weg!" ruft dieser zornig. „Losgelassen," schreit er dem Seff zu, der trotz des Schlages den Feind darnieder hält und nicht losläßt. Der Stadtrichter sprükt vor Zorn, weil der Bursche nicht folgt. Noch einmal ruft er donnernd: „Laß los, Hallunke!" Dabei holt er zum Schlage aus. Aber der Seff läßt nicht los, sondern siehr den Stadtrichter trotzig an. Da kann sich dieser nicht mehr beherrschen. Wuchtig saust der Stock auf Kopf und Arme des Burschen. Beim dritten Schlage läßt er los, springt auf und stellt sich vor den Stadt richter. Jeden Augenblick scheint er sich auf diesen zu stürzen. Sein Mund ist vor Wut verzerrt, seine Augen funkeln. Da wirds auch dem Stadtrichter angst. Er weicht einen Schritt zu rück. Der Seff tritt ihm nach. Die Zuschauer zittern. Aber mals hebt der Stadtrichter den Stock. Da fällt ihm der AbbS in den Arm. „Adi," sagt er bittend. „Tu's nicht!" Und wirklich läßt er den Stock sinken. Alle atmen auf. Der Stadtrichter öffnet den Mund und schreit: Lump, Spitzbube, Hallunke! Gesindel seid ihr alle! Und nun hält der Gestrenge eine Strafpredigt, daß die Burschen die Köpfe senken. Nur der Mälzcrseff steht ihm trotzig gegenüber. Von seinem zerkratzten Gesichte tropft das Blut. Verächtlich sieht er, wie sich einer nach dem andern aus der Stube schleicht. Da zuckt cs Hönisch um seine Mundwinkel. Der Stadtrichter denkt, das gilt ihm. Er schreit: „Bindet den Kerl! Vorwärts!" Der Büttel tritt vor. Da springt der Sesf zurück an die Wand und brüllt: „Wagt es. mich anzurühren!" Stadtrichter und Büttel sehen sich nach Hilfe um. Aber da Ist kein Bursche mehr. Wieder ein höhnisches Zucken. Trotzig reckt er die Fäuste. Bewundernd sieht ihn der Stadtrichter an. Aber Strafe mutz sein. „Du hast angesangen, Hallunke," poltert er dem Burschen zu. „Nein, Ich nicht!" zischt dieser. Schreiber zum 7. Allgemeinen Sächsischen Katholikentag in Schirgiswalde. Bei dieser Gelegenheit werden wir uns ge mäß des Rundschreibens Ew. Heiligkeit: „Der Friede Christi im Reiche Christ!" gern befleißigen und bemühen, daß Chri stus in allen Herzen und besonders in den christlichen Fa milien sei, regiere und herrsche. Als Unterpfand dieses Friedens bitten wir Eure Hellig keit um den apostolischen Segen, der jedem einzelnen aus dem Klerus und dem gläubigen Volk und den christliche» Fa milien die Wohlfahrt bringe und bewirke, daß der Frieden Christi in allen bleibe." Ich habe nun die große Freude, allen Anwesenden die gütige Antwort Seiner Heiligkeit Papst Pius' XI. bekannt geben zu Könen: „Seine Heiligkeit, der Papst vernimmt mit sreudi. gem Herzen, daß der 7. Sächsische Katholiken- tag demnächst gefeiert wird. Er erfleht für Eure tatkräftige Rührigkeit die himmlischen Güter und erbittet mit Euch vor allem dies, daß der Friede Christi als Vorbote aller Güter überall glücklich befestigt werde und spendet in väter licher Gesinnung seinen Segen. Kardinal Gasparri," In der Kraft dieses Segens wollen wir nun die Tagung beginnen. Ich eröffne die Vollversammlung des 7. Sächsischen Katholikentages mit dem Wunsche, daß der Friede Christi im Reiche Christi herrsche. Der Vorsitzende erteilte dann das Wort dem Vertreter der Stadt Schirgiswalde und des Kirchenvorstandes der Psarrge- meinde Schirgiswalde, Bürgermeister Benno Vogt Herzlich willkommen in Schirgiswalde! rief das Oberhaupt der Stadt den Teilnehmern des Katholikentages zu und fuhr sort: Die Stadt Schirgiswalde bedauert es sehr, daß es ihr nicht möglich ist, Ihnen jene geräumige» Hallen und Säle öffnen zu können, in denen anderwärts bisher die Katholikentage eine so glanzvolle Ausnahme sanden. Dafür — und davon dürfen Sie fest überzeugt sein — stehen Ihnen die Herzen der Schirgis- walder auf das weiteste offen. — Schirgiswalde hat gewiß eine reizvolle Lage und Umgebung, es hat, wie kaum ein zwciler Ort Sachsens, eine ganz einzigartige, äußerst iutereffante ge schichtliche Vergangenheit. Doch das war es nicht, was uns er mutigte, den Katholikentag auszunehmen. Es war der Ge danke, daß Schirgiswalde weniger katholische Diaspora, als viel mehr katholisches Mutterland ist, auf das Sie hier kommen, und in dem seit alters her durch eine besondere Vorsehung Gottes katholisches Glaubensleben pulsiert. Was ich hierbei eigens erwähnen möchte, ist, daß Schirgis- ivalde eine evangelische Minderheit besitzt, die ääm. was katholische Glaubensäußerungen anbelangt, immer mit Achtung begegnet ist. Darum haben auch alle Bewohner, ohne Unter schied des Bekenntnisses es sich nicht nehmen lassen, ihre Häuser und Straßen zu schmücken, um der Festesfreude Ausdruck zu geben. Die engsten Beziehungen aber verknüpfen Schirgis- walde mit den sächsischen Katholiken dadurch, daß es die Hei mat ist so mancher ihrer Seelsorger, sowohl in der Ver gangenheit als in der Gegenwart. In Schirgiswalde grüßt Sie die Heimat eines Bischof Löbmann, sowie anderer geistlicher Würdenträger. Schirgiswalde hält ferner das Andenken wach an einen Bischof Wahl, dem dieser Garten das prächtige Mut tergottesbild verdankt, sowie das Andenken an einen Bischof Schäfer, die beide im Schatten unseres schönen Gotteshauses ihre letzte Ruhestätte fanden. — Ein dankbares Gedenken möchte ich bei der heutigen Katholikentagung drei anderen hochverdien ten Männern weihen, die für das kirchliche als auch für Las öffentliche Leben unserer Stadt von Bedeutung waren. Ter erste ist Johann Josef Ignatz F r e y s ch l a g v o n S ch m i ed e n- thal, ehemaliger Bischof von Leitmeritz und Dekan von Baut zen. Freyschlag war zuvor von 1705—1724 Pfarrer von Schir giswalde. Er ist es, der unser herrliches Gotteshaus — zunächst freilich noch ohne die beiden stattlichen Türme — erbauen ließ und am 5. Oktober 1741 bcnedizierte. Die beiden Türme aber verdankt unsere Kirche dem hochverdienten Pfarrer Jakob Sauer, der sie in den Jahren 1866—1868 vollenden ließ. Lassen Sie mich endlich auch des Bischofs Maucrmaiin gedenken, dessen Grabstein uns kündet, daß er in gleicher Weise für die Grün dung von Kirchen und Schulen besorgt war, und der in den Jahren 1836—1841 in Schirgiswalde die Siedlung aus dem soge nannten Kapellen- oder Kieferberge ins Leben ries. — So sind es denn überall die engsten Beziehungen, die Schirgiswalde mit dem katholischen Glaubenslcben verbinden. Aus diesen und noch anderen Erwägungen heraus glaubten wir, es in Schirgis- walde wagen zu dürfen, Sie zu einem Katholikentage cinzuladen. Nun stehen wir bereits mitten in der Tagung. Nach Lcm herrlichen Gottesdienste am Vormittag und dem soeben beende ten imposanten Festzuge wollen wir uns mehr den Beratungs gegenständen zuwenden und dann am Abend die sakrameniale „Lüg nicht!" Der Stadtrichter hebt den Stock zum Schlage- Abermals flüstert es ihm zu: „Adi. tus nicht!" Der AbbS wars und sah ihn bittend an, Der Seff hat's gehört. Er wirst dem AbbS einen dankbaren Blick zu. Der Stadtrichter ist ratlos. Mit seinem Büttel kann er nichts erreichen. Wieder schreit er den Seff an: „Du hast angefangen, gesteh es!" „Nein, ich Hab nicht angefangen! Der Mälzerseis lügt nicht!« Der Stadtrichter stutzt. „Wer?" fragt er barsch. „Frag die andern!" Der Stadtrichter sieht sich um. Aber der Saal ist leer Selbst der Grohmann Franzl hat sich still davon geschlichen. Da zupft der AbbS den Stadtrichter am Arme und sagt leise: „Komm, Adi. Ich glaub, er lügt nicht!" Da wendet sich dieser um. Im Hinausgehen ruft er dem Burschen zu: „Wir sprechen uns noch!" Der Stadtrichter verläßt das Haus. „Sie sin- zu wild, meine Leute," sagt er zu dem AbbS. Für heute ist's mit dem Tanz aus. — Am folgenden Morgen geht der Abbv hinaus aus seinen Lieblingsplatz und sieht träumend auf das Städllein hinab Wie friedlich liegt es da. Und doch sind sie so wild, diese Schirgis- walder Leute. Der Stadtrichter hat schon recht. Sein Blick schweift hinauf auf die gegenüberliegenden Berge. „Dahinter liegt das Neudorf," spricht er. „Auch dort kein Frieden. Dort schon gar nicht. Räuber, Diebe!" Und doch kann er den Leuten nicht gram sein. Sie sind gut, bei all ihren Fehlern. „Dort bin ich hergekommen! Von Westen. Weit, weit ist's nach Frankreich. Was wird die Mutter machen? Lebt sie noch? Und meine Pfarrkinder? Wer mag an meiner Stelle sein?" Sinnend sitzt er da Eine ganze Weile. Erschreckend fährt er zusammen. Ein langer, blatternarbiger Mensch tritt aus dem Gesträuch. Der Mälzersesf. Plump macht er seine Verbeugung. Er zieht die schmutzige Mütze vom Schädel und spricht bescheiden: „Dank wollt ich euch sagen, Herr AbbS." Verwundert schaut er mif den Burschen. Wie ein Bitten, der steht er vor Ihm. „Schon gut," sagt der AbbS. „Mein Lieber, nicht so hitzig sein. Es ist nicht gut. wenn der Bruder den Bruder schlägt. Tu's nicht wieder. Versprich mir's." Der AbbS muß lange warten, ehe der Seff antwortet Stoßweise kommt es heraus: (Fortsetzung folgt.)
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