Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 26.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192704265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270426
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-26
- Monat1927-04
- Jahr1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.04.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Blülenzauber Es war in dies«,» Jahre ei» glückliches Zusammentreffen, daß der „Weihe Sonnlog" zugleich zum ersten Baumdlulsonntag auserkoren ivar. Für den richtigen Dresdner hieß also die Po- rgle uiibeöingt Cossebaude. Das ist alte, zähe Tradition, obwohl sich Nachweisen Iaht, daß anderwärts auch Bäume blühe». Die Tropenlcmperatur der letzten Wochentags hatte phantasievoll schöne Baumblutpläne ausgebriitet. Doch der April ist Heuer ganz besonders gehässig: Regen an den Kartagen. Kalle Lonne zu Ostern. Warme Sonne in der Osterwoche. Folg lich. um im richtigen Zickzackkurs zu bleiben: Schneegestöber am Weihen Sonntag. Und tatsächlich, wer von der ehrwürdigen Tradition Cossebaude abwich und sich in etwas höhere Lagen verirrte, bekam zwar keine Laumblul zu Gesicht, wohl aber zum Tröste aller zivei Stunden ein frisch-fröhliches Schneegestöber. So mar doch jedensalls der Ehrgeiz des Weißen Sonntags über all erfüllt. Genugsam, wie der Dresdner von heute nun einmal ist, gab man sich mit der rationierten Lieferung der Sonnenstrahlen ebenso leicht zufrieden, wie mit dem Stehplatz auf dem Tritt brett der Straßenbahn. Offensichtlich am wohlsten aber war denen, die im geheizten, tabaliqualmcrfiillten Gastzimmer einen Fensterplatz ergattert hatten. Deren Blicke konnten ungestraft »l die klare blühende Natur hinaus, ohne daß Wangen und Nase» bei der prickelnden, scharfen Lust eine Färbung anzri- nehmen brauchte», die dem „iveißen" Sonntag durä-aus keine Ehre geinacht halte. Aberderartige Fensterplätze vis-a-vis der Baumbiut gab cs leider weniger als Besucher. Und es war nicht '-inwal leicht, auch ohne Fenster eine Tasse Kaffee zu erstehen. Doch alles das, warme Zimmer, Fensterplätze, Täglichen Heeke», rote Nasen, zertretene Hühneraugen, sind nur Neben sächlichkeiten, die dem richtigen Drüsdner die Freude an der Baumblut nie nehmen können. Es wird trotz alledem nach Cossebaude gefahren, wenn die Zeit erfüllt ist. Schleierhast aber bleibt es mir, daß die Früchte solcher spontaner Erziehung zur Geuügsamkeit im Getriebe des Lebens so schnell wieder ver schwunden sind. Wohl ebenso schnell, wie der weiße Blütenschnee, der im Nu dahinschmilzt unter den Strahlen derselben Sonne, die ihn hervorgezaubert. Diese Blütenwelt ist doch nur ein schöner Traum, zu schön um von Dauer und wahr zu sein. Dresden Die österreichischen Lehrer in Dresden Dresden, 25. April. Die vom Verein „Heim-ins-Nelch- Dienst., veranstaltete Studiensahrt deutsch-österreichisch.Lehrer und L.'herinnen durch Deutschland fand am Sonnabend in Dresden ihren Abschluß. Die Teilnehmer begaben sich am Sonnabendabend um 6.23 in ihre Heimat zurück, um dort Ihrer Wahlpflicht genügen zu können. Zum Sonnabendmittag hatte die Stadt Dresden zu einem offiziellen Empfange geladen, an dem nutzer Oberbürgermeister Dr. Bit her, sowie Vertreter der städ tischen und Schulamtsbehörden, auch der österreichische Gene ralkonsul teilnahm. Oberbürgermeister Dr. Blüher begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten und gab seiner Freude dar über Ausdruck, gerade Vertreter der österreichische» Lehrer schaft willkommen heißen zu können, deren Aufgabe es sein müsse, die Jugend im Sinne eines geeinten groben Deutschlands zu erziehe». Denn diese Jugend würde den Anschluß dereinst zu vollziehen haben, dem sich jetzt noch schwere Hindern-fse in den Weg stellten. — In herzlichen, warmemplundenen Worten brachten die Führer der österreichische» Studiensahrt Schriftsteller Zwer- ger und Landesschulinspektor Köche! den Dank ihrer Lands leute zum Ausdruck für all das Liebe und Schöne, was sie in Deutschland gesehen und erfahren hatte». Wenn dev politische Anschluß vorläufig nicht möglich sei, im Herzen sei er bereits vollzogen. Neuer Personenlarif bei -er Reichsbahn Dresden, 28. April. Tie Pressestelle -er Reichsbahndirek- lion Dresden teilt mit: Bei Reisen nach entfernt gelegenen klei ne» Stationen ist es de» Fahrkartenausgaben bisher nicht immer möglich gewesen, Fahrkarten biszur Zielstation aus zuschreiben, -a sie nicht -ie für -ie Berechnung des Fahrpreises erforderlichen Tarife zur Verfügung hatten. Diesem Mangel will die Reichsbahnverwaltung durch -ie Ausgäbe eines neuen am 1. Mai in Krast tretenden Personenlariss abhelfen. Durch -cn neuen Tarif wir- -ie Ausgabe durchgehender Fahrkarten und Abfertigung -es Reisegepäcks nicht nur auf großen, sondern auch aus kleinen Stationen fast nach allen verkehrsreichen Reichsbahnstationcn ermöglicht. Es sin- aber auch Vorkehrungen getroffen, -aß eine Fahrkarte bis zur Zielstation auch dann aus- gcferligt iverdcn kann, wenn es sich um an sich unbedeutende, in -en neuen, sehr weit ausgedehnten Tarif nicht aufgenominene Stationen handelt. In solchen Füllen erfragt die Fahrkartenaus gabe -ie Anstoßenisernung bei einer Unterwegsstation. Dies setzt aber voraus, -aß -ie Fahrkarte nicht erst kurz vor Abgang des Zuges, sondern einige Zeit, spätestens am Tage vochcr, ver- langt wird. Die Freizügigkeit -er Fahrkarten wird durch den neuen Tarif dadurch bedeutend erweitert, daß di« wahliveise Be- »utzbarkci! -er Fahrkarten über mehrere Wege in vermehrtem Umfange zngelassen wird. Der neue Tarif gilt auch sür -en Expreßg ulverkehr. Soivcit im Tarif keine Entfernungen bestehen, werden die Gii- tertarifcnlfernungen angewandt. Auch durch diese Maßnahme werden viele Schwierigkeiten, die sich bei der außerordentlichen Zunahme des Expreßgutverkehrs in den letzten Jahren ergeben i)aben. mit einem Schlag« beseitigt, weil es kaum noch Vorkom men kann, -atz »ach einer Station Expreßgut nicht abgefertigt iverden kann. Durch den neuen Tarif werden die jetzigen Wechseltarise der ehemaligen Länderbahnen für de» Personen-, Gepäck- und Expreßgutverkehr aufgehoben. Hierdurch wird ein bedeutungs voller Schritt aus dem Wege der Einheitlichkeit des Personen- lariftvesens getan. Die gesetzliche Anlermiete Dresden, 25. April. Wie wir Ende März mitgeteilt haben, konnte angesichts der Unsicherheit, die über die Rechtslage hinsichtlich der Haupi- iniete bestand, dir gesetzliche Untermiete für den Mona! April noch nicht festgesetzt werden. Die Festsetzung ist für die Zeit vom 1. Mai 1927 ab erfolgt und vom Rat heute bekanntgegeben wor den Wie bereits für April angekündigt war, ist sie aus 84 vom Hundert der Friedensmiete für möblierte und 65 vom Hundert für leere Räum« festgesetzt worden. Daneben ist die auf die ge mieteten Raume entstllende Mietzinssteuer von zurzeit 45 Pro zent der Friedensmiete anteilig zu zahlen. Wo die Untermieter dies« Erhöhung nicht für April bereits bezahlt haben, erhöht sich die gesetzlich« Untermiete für den Monat Mai entsprechend um 3 Prozent der Friedensmiete bei möblierten und um 5 Pro zent der Friedensmiete bei leeren Räumen. : Der Antodroschkenführerstreik dauert an. Das Schiedsgericht, das am Sonnabendnachmittag im Arbeits ministerium tagte, ist zu keinem Ergebnis gekommen. Die Verhandlungen sind gescheitert. : Die Feuerschutzsteuer. Nach Paragraph 3 Absatz 2 -es 32. Nachtrages zur Gemeindesteuerordnung sür die Stadt Dres den vom 17. Dezember 1914 setzt der Rai mit Zustimmung -er Stadtverordneten den auf jede Brandkasseneinheit entfallenden Betrag der Feuerschuhsteucr sest. Für das Rechnungsjahr 1926 — 1. April 1926 bis 31. März 1927 — ist beschlossen worden, die Fenerschutzstener in Höhe von 10 Reichsmark für je 1099 Brand versicherungseinheiten, also sür jede Einheit einen Rcichspfennig, zu eich eben. Wer die Feuerschntzsteuer für das Rechnungsjahr 1926 bis 30. April 1927 noch nicht gezahlt hat, wird nach diesem Zeitpunkte gemahnt werdcn. : Biersteuer. Im Stadtgebiet Dresden wird die Biersteuer auf Grund von 8 3 Absatz 1 des Gesetzes zur Uebcrgangsretzluiig des Finanzausgleichs zwischen Reich, Ländern und Gemeinden vom 9. April 1927 nach den bisher geltenden Vorschrisien im 35. und Art. 2 des 47. Nachtrages zur Gemein-esteuerordnung für die Stadt Dresden vom 17. Dezember 1914 bis zum Erlaß neuer ortsgesetzlicher Bestimmungen sorterhoben. Die Biersteuer muß demnach in -er bisherigen Weise und innerlwlb der fest gesetzten Fristen bei unserer Gcmeindesteuerabteilung, Serre- traße 4/6, Erdgeschoß. Zimmer 7, iveiler abgerechnet und be zahlt werden. Dresden. Psarrkonferenz Dienstag, den 26- April, nachm. 8 Uhr in Dresden-N., Albertplatz 1. Die Wohnnugsjählung 1927. Das Arbeits- und Wohl- fahrtministermm erläßt Ansführungsbestimmungen für den Freistaat Sachsen zu der am 16. Mai 1927 aus Grund des Reichsgesctzes vom 2. März 1927 vorzunehmenden Woh nungszählungen im Deutschen Reiche. Die Opernsrhule Petrenz gibt am Dienstag, den 26. April, abends 1-8 Uhr nn Bolkswohltheater die Oper „Der Waffen schmied" von Lortzing. Die Opernschule Petrenz besteht seit 25 Jahren, und es sind namhafte Künstler aus diesem Institut her- vorgegonge», so auch Elisabeth Rethbcrg u. a. m. Leipzig Skaatspolikifcher Kursus irr Leipzig Anfang Mai veranstalten der Volksverein für das katho lische Deutschland Groh-Leipzig und die Arbeitsgemeinschaft der Zeittrumsdiaspora in allen größeren und geschlossenen Bezirken an günstige», zentral gelegenen Orten gemeinsame staatspoli tische Bildungs- und Schulungstage. Reine Parteipolitik scheidet dabei aus. Ein solcher Kursus findet auch in Leipzig am 7. und 8. Mai statt. Als Redner sin- gewonnen: Ministerialdirektor Spiecker un- Pfarrer Beier sLeipzig). Die Vorträge fin den in Brückners Restaurant, Kolonnadenstraße 13, 1., statt, und zwar am Sonnabend, den 7. Man, abends 8 Uhr, Sonntag, üen 8. Mai, vormittags 11 Uhr, Sonntag, 8. Mai, abends 8 Uhr. Die Themen lauten: „Ziel un- Methoden der politischen Bildnngs- arbeit". „Gegenwärtige politische Strömungen innerlialb ocs deutschen Katholizismus". „Das alte und das neue Reich". — Dies« Vorträge sollte jeder politisch Interessiert« benutzen, um sich von berufener Seite über die politischen Strömungen -xr Gegenwart unterrichte» zu lassen. j Eine Feftseier sür alle Katholiken Leipzigs sinder ge legentlich der Spendung d«r hl. Firmung in den Genieinden Li» denau und Gohlis am 2. Mai in den Eoneordia Festsölen in Goh lis statt. Der H.H. Bischof Dr. Schreiber hat sein Erscheinen zu gesagt. Die Verunstaltung, di eum 8 Uhr beginnt, wird ein ge oiegenes Festprogramm umrahmen. > Flughafen Halle—Leipzig verkchrsver-ii. Der mir- leldeutsche Flughafen Halle-Leipzig, der bei Schkeuditz er richtet wurden ist, wurde heute dem internationalen Flug verkehr übergeben. Die feierliche Eröffnung erfolgt erst ini Lauf: des Mai. ) Leipzig bekommt 59 Kieinkraftdroschke«. Das Poli zeipräsidium hat genehmigt, daß für etwa 50 Großkraft« droschkni älteren Thps 59 Kleinkraftdrvschke», Wagen für zwei Personen mit 5» Pfg. Grundtaxe, in Betrieb aesie!" werden könne». Aus Sachsen Das goldene Priefterjubttürrm in Osiritz Ostritz, den 25. April. Zu einer imposanten Feier gestaltet« sich am 19. April daS Fest des Goldenen Priesteriubiläums des H. H. Ka nonikus August Rünsch in Ostritz, Vas durch die Anwesen heit des Diözesanbischoss Dr. Christian Schreiber ausge zeichnet wurde. Stadt- und Gemeindevertretungen, Ehren gäste, die katholischen Vereine, ferner Militär-, Schützen- und Turnverein holten den H. H. Jubilar an seiner Woh nung ab und geleiteten ihn, inmitten zahlreicher Geistlicher, der von nah und fern erschienen waren, znm vichtgefüllte», Gott.'shause. Coram Episcopo zelebrierte sodann der hoch betagte Priestergreis ein feierliches Levitenamt, bei dem Se. Bischöflichen Gnaden die Festpredigt hielt. In wunder voller Klarheit und Eindringlichkeit sprach der Bischof über die Würde und Bedeutung des Priestertums, das aus dem Volke stamme und für das Volk wirke, aber seine Berufung von Gott habe. Mit Tedenm und sakramentalem Segen fand der feierliche Gottesdienst sein End«. Im Pfarrhause wurden dann dem Jubilar die Glückwünsche seitens dev kirchlichen und weltlichen Behörden und der einzelnen! Vereine dargebracht. Ein gemeinsames Mahl vereinte dar aus im katholischen Vereinshans den engeren Kreis der Fest teilnehmer. Den würdigen Abschluß des schönen Tages bildete di« Fe st f« rer rm Saale von „Stadt Dresden". Einleitend brachte der hiesige Vereinigte Männerchor das Lied: „Groß sind di« Wogen" machtvoll zum Bortrag. Darnach sprach Frl. Berger einen sinnigen Prolog, den Herr Dr. Tante- Leipzig dem Jubilar gewidmet hatte. Herr Stadtrat Scholz« begrüßte die Festversammlung im Namen des Kirchenvorstandes. Wie schon beim Festmahl nahm auch hier der Hvchwürd.gste Herr Bischvs noch einmal das Wort. Er feierte den Jubilar als Priester, als Freund der Kinder, Führer der Jugend und als Förderer der Studierenden. Er gab auch feiner hohen Freude Ausdruck darüber, daß beide Konfessionen sich zu gemeinsamer Feier dieses Ehrentages zu- sammengesundcn haben. Rauschender Beifall folgte den be geisternden, oft^ humorvollen Worten des verehrten Ober- Hirten. DaS „SanktuS" aus der deutschen Messe von Schu bert bildete die Ueberleitung zu der prächtigen Festrede des Herr» Pfarrer M o t t - Schirgiswalvc, der als einstiger Ka plan von Ostritz all«» noch in bester Erinnerung ist. Er be schrieb uns das Leben des Jubilars, das reich an Gnade, reich an Arbeit, reich an Leid gewesen und schloß mit dem Wunsche, daß dem Jubilar noch ein friedlicher Lebensabend b.'schicdcn sein möge. Sein dreifaches Hoch, das er aus den Jubilar ausbrachte, fand brausenden Widerhall in der Fest versammlung. Auch der hiesige Pfarr-Cäcilien-Verein, der Ick»» am Abend zuvor den Jubilar mit einem schönen, Ständchen beglückwünscht hatte, kam nunmehr zu Wort. Er brachte den noch selten aufgeführten Psalm 100 eines -einheimischen Komponisten (sür Cher, Klavier und kleines Orchester) trefflich zu Gehör. An den nun folgenden Beglück wünschungen beteiligten sich die Vertreter der beiden Kirch gemeinden und der Landgemeinden, ferner der Vertreter ber Kirchgemeinde Settendorf, des Geburtsortes des Jubi lars, des Militär- und Geiverbevcreins, der Schütz« nbruder- schaft, bes Ortskartells der kath. Vereine, des Pricstervercins im Bistum Meißen. Ferner sprach im Namen der poli tischen städtischen Behörde Herr Bürgermeister Sprenger dem Jubilar herzliche Worte der Anerkennung aus für feine Arbeit in Stabt und ltzemeinde. Brausenden Beifall fand feine Mitteilung, daß das Stadtvervrdnetenkollegium d,«n Jubilar einstimmig znm Ehrenbürger der Stadt Ostritz «rnannt habe. Mit einem weiteren Liedvortrage ber „Cäcilia" aus dem Oratorium „Petrus" und einem himmelanstürmenden Tedeum fand der so harmonisch ver laufene Jubeltag einen erhebenden Nusklang. Der Amazonenstrom Stefan Musi us. Wie sprachen von dein Amozonenstrom. „Seht nur mal", so erklärte uns der Lehrer, „da entspringt nun der -Strom ganz dicht am Stillen Ozean, nur hundert Kilometer von ihm ent- jernt. Aber er weiß es nicht, daß das Meer so nahe ist, die Berge der Kordilleren versperren ihm -en Blick, un- so macht er sich denn auf den Weg nach -er anderen Richtung, viertausend Kilometer weit, un- stießt und fließt, um «n-Iich in -em Atlan tischen Ozean sein Ruhebett zu finden." Der Lehrer machte «ine Pause und starrt« auf die Karte, ergriffen von der Tragödie, -Ie er uns soeben oorgetragen hatte. Un- wir starrten auch und sahen, wie der Strom sich äbquälte, um seine Wasser in allen mögliclzen Windungen zum Meer zu führen. Wahrlich, es war eine Tragödie! Nur eine so gefühl lose Natur wie die irdische, konnte so etwas zulassen! In uns allen stieg ein Kleinmut auf, indem wir fühlten: auch uns Menschlein würde -lese Natur ruhig einen so ungeheuren Weg zurücklegen lassen, ohne uns auch nur mit einem Wimperzucken zu verraten, -aß unser Ziel aus einem anderen Wege ganz nah errejächor war. Die Stunde ging weiter. Der Lehrer zeigte uns. wie der Amazonenstrom, nacl-dem er dos Gebirge und das Hochplateau verlassen hat, von allen Seiten Zustrom erhält: von Süden -en Ucoyali, den Iurua, -en Purue, den Madeira, dessen Quellslüsse säst vom Wendekreis des Steinbocks kommen, den Tapajoz, -en Hmgu: von Norden -en Napo, den Ica, den Aapura, den Rio Negro un- schier unzählig« ander«, so -aß sein Lauf einem Spinnennetz ähnelt -essen Fäden sich in einer starken Mittel linie sammeln. Uno zum Schluß strömt er breit wie «in Meer imhin, majestätisch, riesenhaft. Inseln bildend, wie -er Boden» <«e so groß, hundert, zweihundert Kilometer in der Breite. Wieder pausierte -er Lehrer un- starrte aus -ie Karte, er- arifsen von -em. was er vorgetragen hott«. Und wir starrten mit. Aber nicht kleinmütig jetzt. Hock-gesühl schwellt« unsere Brust. Schier war ein tiefes, großes Atmen zu vernehmen. Einen von uns aber litt es nicht. Er mußte dem. ivas uns all« bewegte, Ausdruck geben. „Herr Professor, hätte der Amazonenstrom auch so breit und möcktio werden können, wenn er oleick aus dem nächsten Wege in den Stillen Ozean geflossen wäre?" srogte er. Der Lehrer wandte sich uns zu. Er hätte diese Frage in einem anderen Falle scharf gerügt, nun aber wuchtete sein Blick, un- er sagte nur einfach: „Jungen, diese Frage beantwortet euch selbstl" Wir brauchen es nicht erst. Unsere blitzenden Augen waren Antwort genug. Ans der Karte aber, die an -er Wand hing, mit den tiesbraunen Gebirgszügen, -cn helleren Hoch plateaus, -en grünen Tiefebenen schien uns jetzt ein Antlitz ent- gegenzublicken, das Antlitz der Natur. Und es lächelte. «lement« zurückzugehen ist, aus welchen — etwa seit dem Beginn der naturalistischen Bewegung am Ende des 19. Jahrhunderts — wie z. B. Ibsen, Tolstoi, Gerhart Haupt mann gehören also noch in diesen großen Zusammenhang, in dessen Rahmen sich die Gesamtheit der Morgenfeiern mit den Darbietungen der „Aktuellen Bühne" zu einem organischen Ganzen verbindet. A'ekdolen „Aktuelle Bühne" Dresden, 23. April. Di« Leitung des Staatlichen Schauspiel hauses hat beschlossen, in der kommenden Spielzeit eine Reihe von Sonderausführungen zu veranstalten, die aus dem übrig.'» künstlerischen Betrieb herausgehoben und unter d«m Namen „Aktuelle Bühne" zu einem Ganzen von be sonderer Eigenart vereinigt werden sollen. Di« „Aktuolle Bühn«" wird ausschließlich dem Schaffen d«r Gegen wart, insbesondere der jüngsten Dramatiker- Generation, gewidmet sein, und auch in bezug am Dar stellung, Regie und Bühnentechnik sich mit allen Problemen befassen, die aus der Forderung des Tages zwingend er wachsen. ES sollen also, ganz bewußt, Experimente gewagt und der Versuch unternommen werden, der Theater-Kunst Neuland zu erobern. Di« Stücke und Aufgaben, um di« es sich handelt, werden zur Einfügung in den regelmäßigen Sptelplan, der von ganz anderen Gesichtspunkten aus -u gestalten ist, nicht geeignet sein: eben aus diesem Grunds sind Sonb'rvcranstaitunaen in Aussicht genommen und wird an »ine nur einmalige Aufführung eines jeden Wertes ge dacht. Dt« „Aktuelle Bühne" .wird voraussichtlich mit der Uraufführung des Schauspiels „Legende" von Franz Jung eröffnet werden. Näheres über das Gesamtprogramm und bi« Bedingungen des aufzulegenden Sonderabonnements wird später veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit sei zugleich daraus hi daß auch di« zehn Morgenfeiern der Spielzeit in literarischer und musikalischer Hinsicht i.m wesentlichen den Problemen und Kämpfenoer Gegenwart gewid met sein sollen, wobei selbstverständlich auch aut die Grund» „gewiesen. 1927/28 Rembrandt ontsernte sich einst unvermutet von Am- sterdam nn- ließ noch einiger Zeit dir 'Nachricht von seinem Tode verbreiten. Muser «us allen Gegenden kamen und über. Loten sich in ihren Angeboten. Jeder wollte noch ein Werk des Meisters erhaschen. Teurer als jemals zuvor ivurden di« Gemälde <un- Skizzen bezahlt. Als -er Maler nach einigen Monaten mie-erkehrte, konnte er eine ansehnliche Summe ein- streichen. Sein« List aber wurde viel belacht. » Zu einem Geizhals wurde einst Hufe kan-, -er be rühmte Arzt, gerufen. Dl« Krankheit -es Mannes bestand st» seinem Geiz, denn er gönnte sich kaum einen Bissen und war darum schivach un- elend. „Ich werde etwas verschreiben, da» wir- Ihnen schon helfen", sagte der Arzt nn- schickt« das Re- zept in di« Apotheke. „In einer Stunde", sagte der Provisor zu -em Bedienten, „können Sie die Mixtur holen, aber bringen Sie einen Korb mit". Noch einer Stunde kam -er Bedient« mit einem Korb und -er Apotheker packte ein: Butter, Brot, «inen ganzen Schweizerkäs«, einen Schinken, Wein usw. „Das hat -er Herr Geheimrat verschrieben", sogt« -er Provisor, als er -ao erstaunte Gesichl -es Dieners sah. „un- hier ist -i« Rech nung: 19 Taler, 17 Silbergroschen, 9 Pfennig". Der Krank« soll schon nach -er Lektüre -er Rechnung gesund geworden sein Ein Fürst sagte einst zu Hufeland: „Sie sin- «in d» rühmter Arzt, Sie kennen den menschlichen Körper so genau -aß Sie all« Krankheiten zu heilen vermögen." „Uns Aerz ten", erwiderte -er berühmte Monn, „geht es wie -en Nacht Wächtern. Wir kennen w-'-' d°« Großen genau, wie es ob» im Innern der Hi n-r a ' ' > wir nur vermut»" "
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder