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Sächsische Volkszeitung : 27.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192810275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1928
- Monat1928-10
- Tag1928-10-27
- Monat1928-10
- Jahr1928
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.10.1928
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Hkmmer 247 — 27. U«hrs««s i-m-i »»»«M. ««k »t» Mustr. »,,»>»> ett-een .»», »ett» »nd .Für nett,««, Leute'. lowie »en rerlb-H-a«, ,»l. Veniw-BIott'. .Vitterli-ti»«» »nb Vitt««' .Die Mett »er Pr»«' .Nerelllcher Vittneb»»' Bas sitte N»»' .Mlmam». M»n,lN«er I» «I. «U»»I. Bettel,,». U»tt«ttmmmer 1« z Somi.be«»- u. 8onnt«ttv»>mmer SO z. 0»»vtt«»tU««««eLeSc»»». NreSden. Sonn.»ent. 27. OKIeber 1928 We«Iaa»«rt, Dre-den N»trige«preisr, Die lgeivaltene Petttzrtle 80 z.Famtllen- «»eiqcn u.Stellengesuche SN Z. Die Petttrellamezell». 89mm lrelt. 1X Mir «nzeigen ans,erhalb des Verbreitungsgebiete» VN ^ .die Peiitrettnmezeile I.ItO^e. Offertengeb.SN ^. Im Fall« tbherer Sewall erliicht iede Vervttichtung aus Lieferung iowt» «rsüllung v. Nnzeigen-Auttrügen u. Leistung i>. Schadenersatz« «elchtltticher Dell: Artur Lenz. Dresden. »el»<tft»»»»e. Druit».Verla, - «ermenia e>.-». iir Verlag nn» Dr»ck»ret,Mlt«le Dresden. Dresden.«. 1. isolierNraKe >7. FemrulSUlI,. Aottlchelkl.nlo Dresden ein« Nnnttanw Utadtb.«' Dresden dir NI71 Für christliche Politik u«d Kultur Re»,ktt,n der Sächttschen Volkszeltang Dresden-UUst.dl 1. Psliersiratze 17. Fernrui 2MI1 unk „012. Schutz dem Mörder? Im Strafrechts-Ausschuß des Reichstages hat es dieser Tage eine dramatische Szene gegeben. Eine Abge ordnete der Rechten hatte gegen die A b s ch a f f u n g d e r Todes st rase gesprochen. Darauf erhob sich der sozia listische Abgeordnete Dittmann zu einer pathetisch» Ent gegnung: ..Eine Frau, die für die Todesstrafe eintritt, darf sich nicht wundern, wenn ihr jedes menschliche Gefühl abgesprochen wird. Ich habe für eine solche Frau nur ein Pfui der Verachtung!" — Die ganze Linkspresse hat über diese Szene mit Entzücken berichtet und laut für Herrn Dittmann Beifall geklatscht. Schlägt man aber den lokalen Teil dieser Zeitungen auf, dann findet man eine sehr nachdenkliche Illustration zu diesem Bericht, liest Uebsr- schristen wie: „Geheimnisvoller Leichenfund", „Polizsi- beamte van Verbrechern erschossen", „Eine ganze Fa milie umgebracht", „Der Lustmord an Helmut Daube" ... Wenn man gewisse Berliner Abendzeitungen liest, die ganz auf derartige „Sensationen" abgestellt sind, kann man diese Liste noch beliebig verbreitern und verlängern. So liegen doch die Dinge: Täglich werden Menschen in Deutschland und anderen Ländern dem Tod. oft einem über alle Vorstellung grausamen Tod überliefert. Daran ändert ein etwaiger Beschluß auf Abschaffung der Todes strafe wenig, denn die staatlichen Hinrichtungen bilden nur ein geringes Kontingent der gewaltsamen Todesfälle. Die Mehrzahl entfällt auf Katastrophen aller Art und nicht zuletzt auf die Tätigkeit des Verbrechertums. Einer unserer bedeutendsten Kriminalisten. Haindl, hat uns vor gerechnet. daß nur ein Bruchteil der Verbrechen über haupt entdeckt wird und davon wiederum nur ein Bruch teil zur Bestrafung kommt. Den wirklich desvor sätzlichen Mordes über führten Verbrecher aber will man jetzt durch Gesetz vor dem Tode schützen. Hält man es überhaupt für möglich, baß ernsthafte Menschen eine solche Forderung verteidi gen? Uns alle, dich, verehrter Leser, ebenso wie mich, .darf die ehrenwerte Zunft der Berufsverbrecher vom Leben zum Tode befördern; aber der Staat, der angeblich zum Schutze des Lebens und Eigentums seiner Bürger da ist, soll dem Mörder nicht Gleiches mit Gleichem ver gelten dürfen! Wer sind die Leute, die das verlangen? Es sind das einmal jene Liberalen, die so schrecklich gejam mert haben um das Leben der Anarchisten Sacco und Vanzetti, dann aber nicht ein Wort fanden für die Leiden, die die Katholiken Mexikos unter dem Bolschewisten Cal les zu erdulden hatten. Das gleiche Publikum von satten Bürgern liest diese Blätter, das die Verherrlichung des Bolschewismus auf der Piscator-Bühne beklatscht lind die Verbrecherromane zur großen Mode gemacht hat. Der Ge mütszustand dieser Menschen muß als krankhaft bezeichnet werden. Eine Schicht, die zum Untergange reif ist, ver herrlicht den. der ihr diesen Untergang bereiten soll. Es ist die gleiche Verkehrung der Gefühle, die vor der fran zösischen Revolution den Adel zu jubelndem Beifall für Beaumarchais' „Hochzeit des Figaro" hinriß. Schon da mals lautete das große Schlagwort: „Humanität", und im Zeichen der gleichen falschen Humanität ist man heute besorgt, dem Mörder größeren Schutz angedeihen zu las sen wie dem gewöhnlichen Staatsbürger. Bei den Sozialisten kann man schon eher eine solche Sorge verstehen. Ein Teil der Sozialisten fühlt sich auch heute noch in Opposition zu dem Staat als sol chem. Da ist die Sympathie mit dem Verbrecher, der ja auch die ..bürgerliche" Rechtsordnung ablehnt, verständ lich. Selbstverständlich schmücken diese Sozialisten sich auch mit dem Schlagworte ..Humanität", aber wie sie es meinen, beweist die Geschichte der letzten Jahrzehnte. Sozialisten waren es. die in Polen und Rußland vor dem Kriege in „direkter Aktion" mit Bomben und Revolvern arbeiteten: Friedrich Adler, der im Kriege den österreichi- scben Ministerpräsidenten Stürkh erschoß, ist heute Se kretär der sozialistischen Internationale. Die russischen kchöpser einer neuen „sozialen" Gesellschaftsordnung haben zwar auch theoretisch die Todesstrafe verurteilt, praktisch aber „zur Verteidigung des Rätestaates" in Tausenden non Fällen die „vhysiscke Vernichtung" der Gegner vollzogen. Bezeichnenderweise ist auch im Lager der Sozialisten eine Gruppe für Beibehaltung der Todes- strale; es ist jene Gruppe, dm den gegenwärtigen Staat stärker bejaht als andere. Auch die Faschisten, die an- fanas die Todesstrafe abgescbäfft hatten, haben sehr rasch wieder gelernt, das Richtschwert zu ziehen. Parker Gilbert beim Kanzler — Sonnabend Kabinellsral Die heutige Rümmer enthält tz«s St. v « nn «- vl««t V«s «ennlagsklat» »kr »I. DiSzese «ritzen. Berlin. 26. Oktober. Am Mittwochabend fand beim Neichsfinanzminister ein Essen statt, an dem außer Parker Gilbert u. a. Reici)s- kanzler Hermann Müller, Minister Curtius und Reichsbankprüsident Schacht teilnahmen. Bei diesem Essen hat Parker Gilbert eine kurze Darstellung über das Ergebnis seiner Reise nach Paris, London und Brüssel gegeben. Im übrigen wird in den beteiligten Kreisen über den In halt der Verhandlungen strengstes Stillschweigen bewahrt. Es ist anzunehme», daß nun In den nächsten Tagen — wahrscheinlich schon am Sonnabend — das Reichskabinett Zusammentritt, und daß dann dem Rcparationsagenten der deutsche Standpunkt über die Wege mitgeteilt wird, die zu der Einsetzung des Gutachtenausschusses für die Reparationssrage führen sollen. Man wird sich ferner in der Sitzung des Reichskadinetts auch bereits mit den Fragen der Zusammensetzung und des Tagungsortes der geplanten Sachverständigen- k o m in i s s i o n beschäftigen. Die endgültige deutsche Entschei dung in diesen Fragen dürste aber erst in einer Kabinettssitzung fallen, in der Neichsaußemninister Dr. Stresemann teil nimmt. der bekanntlich bald nach dem 1. November sein Amts- geschüfte wieder übernehmen will. Man wird die Entscheidung bis dahin zurückstellen, wenngleich das Reichsfinanzministertuin für die Reparationsverhandlnngen federführend ist. Paris, 26. Oktober. Ter Intransigeant stellt mit Befriedigung fest, daß in der Reparationssrage eine Uebereinstimmung der Auffassung zwischen Paris, London und Rom erzielt worden sei. Im übri gen sei es zu begrüßen, daß sich energisch mit den Vorberei tungen für die Sachverständigen-Konferenz befasse. Wie der Intransigeant urteilen auch die meisten anderen französischen Blätter, die mit Genugtuung von der Einheitsfront Kenntnis nehmen. Dabei wird es immer deutlicher, daß man in Westeuropa von der Auffassung ausgeht, daß als Grundlage für die Festsetzung der deutschen Neparationszahlen die Schulden der Alliierten an Amerika zu dienen hätten. Daß auch Deutschlands Leistungsfähigkeit bei der Festlegung der Reparationssumme mitzusprechen hat. darüber findet sich in der französischen Presse in den letzten Wochen keine Zeile. Churchill erzählt Fabeln Eine Satire aus die Abriisinngs Konferenzen l:. London, 25. Oktober. In einer am Schlüsse des englischen Weißbuches veröffent lichten Zirkular-Depesche an die diplomatischen Ver treter Englands bei sämtlichen Mächten, die an dem Genfer Abrllstungsverhandlungen beteiligt sind, sagte Lord Lushendun, daß di« Antworten Japans, Amerikas und Italiens geprüft würden und zu gegebener Zeit ein« Antwort erteilt werden soll. Das Weißbuch zeigt ferner, daß England, Amerika und Frankreich seit dem Zusammenbruch der Genfer Dreimächte- Konferenz eknander zu einer oder anderen Zeit viel nähe« in der Flottenfrage gestanden haben als allgemein angenom men wurde. Durch das englisch-französische Flottenkompromih ist diese nicht ungünstige Lage in einer Weise verpfuscht wo» den, die sich teils aus taktischen Jrrtümern, teils aus der all gemeinen Dienstbeflissenheit Londons gegenüber Paris erklärt. Die Tatsache bleibt indessen, daß die Flottenfrage nicht unlösbar ist, und dies macht sie jetzt nach dem Zusammen bruch des englisch-französischen Kompromisses im engeren Sinn» deutlich geltend. Daraus erklären sich die hartnäckigen Ge rüchte über eine neue verbesserte Initiative Englands und, Frankreichs in der Flottenfrage. Für den Augenblick ist aller«' dings diesen Erwartungen kaum praktische Bedeutung beizu» messen, da die Amerikaner aller Voraussicht nach in keine neuen, Verhandlungen hineingehen werden, bevor sie durch di« An-j nähme ihres 15-Kreuzer-Programms im De-i, zember ihre Position erheblich verstärkt haben. Das ganz«! zeigt nur, wie sinnlos es vom englischen Standpunkt« gewesen ist, die alten Richtlinien der Abrüstungspolitik zu Land« preis« zugeben für ein angebliches Zugeständnis Frankreichs zur See. Schatzkanzler Churchill berührt« gestern obend di« Ab rüstungsfrage in einer Wahlrede. „Um niemanden vor den Kopf zu stoßen", sagte er. „will ich ein Gleichnis anwendent Einst beschlossen alle Tier« im Zoologischen Garten abzurüsten und zu diesem Zwecke eine Konferenz abzuhalten. Das Rhino zeros eröffnete die Diskussion und sagte, der Gebrauch de« Zähne sei barbarisch und graulich, und müsse durch ein allge« meines Einvernehmen streng verboten werden. Hörner, dlq hauptsächlich Defensivwaffen seien, müßten natürlich erlaubt« sein. Der Beifall der Hirsche, des Stachelschweins und selbst der kleinen Igel sagt« allen, daß st« mit dem Rhinozeros stim men würden. Aber der Löwe und der Tiger stellten sich aus! einen anderen Standpunkt. Si« verteidigten die Zähn« und sogar die Tatzen, «nd beschrieben sie als ehrenvolle, durch ein» unvordenklich« Tradition geheiligt« Waffen. Der Panther^ der Leopard, der Puma und das ganze Geschlecht der kleine» Katzen unterstützten den Löwen und den Tiger. Dann sprach der Bär. Er schlug vor, daß Zähne und Hörner beide in Acht und Bann erklärt werden sollten: es würde vollständig ge nügen, wenn die Tiere sich bei ihren Zänkereien herzlich um armten. All« anderen Tiere nahmen schweren Anstoß an dem Bären, und der Trulhahn wurde von einer richtigen Pani! er griffen. Die Diskussion wurde hitzig, und alle Tiere fingen an, einander wütende Blicke zuzuwerfen. Zum Glück gelang es den Wärtern, sie zu beruhigen und in ihre Kräfige zurück-» zulocken, wo sie bald wieder ganz freundschaftlich zueinander standen," Zugzufammeiislob l« Schokllaad London, 25. Oktober. Der Nachtschnellzug London—Aberdeen stieß heute nacht um, 3.15 Uhr bei Lockerbi« (Schottland) mit einem Güterzug zusammen. Hierbei wurden di« beiden Zugführer und dt« beiden Heizer getötet. Wir gedenken nicht, hier die verschiedenen Theorien zu erörtern, die über den Sinn der Strafe überhaupt und der Todesstrafe im besonderen existieren. Eine Eigen schaft der Todesstrafe wird jedenfalls nie ihren Sinn verlieren: Es ist die Selb st Verteidigung der im Staateorganisierten menschlichenGesell- schaft gegen die Verletzer der Grundgesetze menschlichen« Zusammenlebens. Man wirft uns vor, es sei unchristlich, den Tod des Verbrechers zu fordern. Das ist Wortklau berei van zungengewandten Schwätzern, die selbst nicht an Christus glauben? Unchristlich wäre es, Mitleid zu haben mit dem Mörder, aber nicht mit den Opfern, die sein entarteter Instinkt künftig bedroht. Ist es nicht furchtbar zu denken, daß etwa ein Scheusal wie der Kin dermörder von Rottwerndorf nach fünfzehn Jahren wie der auf die Menschen losgelassen wird? Glaubt man. daß vielfache Mörder wie Haarmann und Hein selbst noch die Fortsetzung ihres Lebens wünschen? Es ist ein Grund gesetz dek Hygiene im Völkerleben, daß die moralisch un heilbar verdorbenen Glieder des Volkskörpers ausge schnitten werden müssen. Sonst frißt die Fäulnis weiter und besiegelt am Ende den Untergang der aanzen Nation. Gewiß sind wir der Auffassung, daß die Hand- habung der Todesstrafe äußerster Gewis- senhaftigkei t bed arf. Wir kennen Beispiele von Fürsten, die nächtelang im Gebet mit Gott gerungen haben, wenn sie über Tod und Leben eines Menschen zu entscheiden hatten. Keine republikanische Regierung sollte sich von ihnen an Sorgfalt übertreffen lassen. So erscheint es uns unstatthaft, auf Grund eines reinen Indi- zienbeweises — wie in dem viel erörterten Falle Ja« kubowski — die Todesstrafe zu vollziehen. Dem eines Mordes, also der vorbedachten Tötung eines Mitmenscken, einwandfrei überführten Berufsverbrecher aber gebührt keine Schonung. Gewiß wäre ein Teil dieser Menschen auch in dauernder Sicherheitsverwahrung un schädlich zu machen oder vielleicht sogar zu bessern. Eine solche dauernde Sicherheitsverwahrung, die seit Jahren von hervorragenden Juristen gefordert wird, gibt es !m deutschen Recht noch nicht. Gelingt es jetzt, der Initia- - tive des Zentrums entsprechend, die Möglichkeit einer sol chen Verwahrung gesetzlich zu schaffen, um so besser. Die Todesstrafe muß aber auch dann als letzte und schärfste Waffe im Kampfe um die Grundlagen der menschliche,/ Gesellschaft erhalten bleiben Ovk
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