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Sächsische Volkszeitung : 29.11.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192811294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19281129
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- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19281129
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- Saxonica
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1928
- Monat1928-11
- Tag1928-11-29
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- Jahr1928
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- Sächsische Volkszeitung : 29.11.1928
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Nummer 272 Sächsische Dolkszeiiiing 29. »svember I92S Spricht man den Namen Genf aus, so verbindet der Historiker und Theologe gewöhnlich damit auch den Namen Cal vin, der Politiker den Namen Völkerbund. Viele Eiferer hatten in der Nachkriegszeit geglaubt, aus der Verbindung von Völker bundstadt und Reformationsstadt das sogenannte „protestan tische Nom" konstruieren zu können. Die teilweisen Be mühungen, den Völkerbund in diese Richtung einzuspannen, können als gescheitert betrachtet werden, womit jedoch nicht anher acht gelassen werden soll, daß auch heute noch, vielleicht so gar mehr denn je, alle protestantischen großen internationalen Bereinigungen ihre Zentrale alle nach Genf zu verlogen sich ent schlossen haben. Inwieweit sich diese Ziele verwirklichen lassen, steht dahin. Fest steht das eine, daß der Katholizismus dadurch in keiner Weise bedroht wird, daß vielmehr das Gegenteil zu konstatieren ist. Das italienische Rom ist nicht aus den Angeln zu heben. Wie steht es nun mit dem Katholizismus in Eens, mit anderen Worten: Hat der Genfer Katholizismus irgend welche Bedeutung? Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr eng zusammen mit der Entstehung der „?arti lnäöpenäent", der katholischen Partei von Genf. Die Geschichte des Katholizismus in Genf schreiben, heißt gleichzeitig die Geschichte der „Unabhängigen Partei" niederlegen. Seit dem Jahre 1835 bis zum Ende des 18. Jahr hunderts war im Kanton Genf für alle Katholiken das Nieder- lassungsrecht außer Kraft gesetzt. Eine Aenderung trat erst ein, als die französische Revolution von 1789 das gesamte europäische Denken über Bord warf und im Jahre 1798 Genf seine Unab hängigkeit verlor und an Frankreich angegliedert wurde. Nach fast drei Jahrhunderten durfte nunmehr katholischer Gottes dienst gefeiert werden. Bis zum Jahre 1813 dauerte dieser Zu stand. Als Napoleon endgültig vernichtet worden war, war auch für den Kanton Genf die Gelegenheit gegeben, seine frü here Unabhängigkeit wiederzugewinnen. Die erste Staatshand lung nach der Rückgewinnung der staatliche» Autonomie war der Anschluß an die Eidgenossenschaft. Genf hatte nämlich im Laufe der Jahre mit dem Herzog von Savoyen nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht, so daß die kleine, unabhängige Republik zum Schutz ihrer weiteren Autonomie sich an einen starken Nach barn anschließen mußte. Auf dem Kongreß zu Wien und den Verhandlungen zu Paris vom Jahre 1815 erhielt der Kanton Kens einen kleinen territorialen Zuwachs, der sich in der Haupt sache aus Dörfern des savoyardischen Gebietes rekrutierte und in der großen Mehrzahl katholische Bürger zählte. Dieser Zu wachs sollte für Stadt und Kanton Eens eine Aenderung in den konfessionellen Verhältnissen herbeiführen. Doch die Genfer Behörden waren keine Freunde der neu erworbenen katholischen Gebietsteile. Sie versuchten, entgegen dem mit dem Herzog von Savoyen in Turin 1816 abgeschlossenen Vertrag, Proselytenmacherei zu treiben und die katholische Be völkerung nach und nach unter Zuhilfenahme aller Pressions mittel dem Calvinismus zu assimilieren. Die religiösen Minderheiten rechte, welche dieser Vertrag vorsah, wurden von der Republik Genf mißachtet, so daß es zu hef tigen Kämpfen kommen mutzte. Sie wurden von den Katholiken siegreich bestanden, und die bis zum Jahre 1846 bestehende Vor mundschaft der Katholiken durch die Genfer Behörden wurde erst am 4. Oktober 1846 gebrochen, nachdem unter der Führung von James Fazy vor allem die Bevölkerung der Vorstädte vor das Rathaus gezogen war und ganz energisch, unter Androhuirg einer Revolution. Gleichheit im Rechte verlangt hatte. Die Wirkung konnte nicht ausbleiben. Die Verfassung von 1847 hob alle Ungleichheiten auf, der Katholizismus hatte sich gegen cal- vinische Jntransigenz — sie ähnelt heute noch der bekannten Genfer Exklussivität im Eesellschaftsvsrkehr — durchgeseht, sollte aber einig« Jahrzehnte neue bittere Erfahrungen machen müssen. Der Vismarcksche Kulturkampf blieb nämlich auf die Gemüter der Calvinisten nicht ohne Rückwirkung. Besonders in Genf, wo man „gerne die Taten und Gesten der großen be nachbarten Länder nachäfft", setzte eine Gesetzgebung der Ver folgung ein. Die Katholiken wurden ihrer Güter beraubt, di« Orden ausgelöst, Bischof Mcrmillard des Landes verwiesen und seine Pfarrer an den Bettelstab gebracht. Diese Verfolgung — in der Schweiz und vor allem in Genf entrüstet man sich so gerne über die bolschewistischen Enteig nungen, die ja im Grunde genommen dasselbe sind, nur daß sie unter soziologischen Gesichtspunkten vorgenommen wurden — war der Auftakt der Gründung einer Partei zur Verteidigung der katholischen Interessen und Belange. Die Katholiken ver einigten sich zu einer „Kampfunion". Doch diese sollte kaum in Aktion treten. Der kürzlich verstorbene Präsident des Roten Kreuzes, Gustav Ador, erkannte die Ungerechtigkeit, welch« in dieser Behandlung der Katholiken lag. Im Jahre 1873 wurde der Verfolgung ein Ende gemacht und die Proportionalver tretung. welche von der Mehrheit der Bevölkerung durch Abstim mung angenommen wurde, verschaffte dem Genfer Katholizis mus die Gelegenheit, sich in einer Partei zusammenzuschließen. Am 39. Juni 1907 wurde im Einverständnis mit den Genfer Radikalen das Kultnsbudget aufgehoben und dadurch die Frei heit und das gemeine Recht der katholischen Kirche vollkommen hergestellt. Di« Ausnahmegesetze fielen und der katholischen Kirche wurden die geraubten Güter und die Kirchen zurückge geben. Katholische Aktivität verschafft« dem katholischen Volks bald einen Vertreter im Berner Bundeshaus und einen Abge ordneten in der Genfer Regierung. Wenn man bedenkt, daß gerade aus dem Geist des Calvinis mus nach der geistvollen Untersuchung von Max Weber in seiner „Religionssoziologie" der Kapitalismus entstanden ist, so wird man begreifen können, daß die Genfer „Unabhängige Partei" vor allem auf sozialem Gebiete sehr stark kämpft und in erster Linie gegen die liberalistische, individualistische Eigen- tumsausfassung angeht. Die „?srti iackSpeoäeut" ist heute in Genf zu einem machtvollen Faktor geworden, sie ist im Großen Genfer Rat mit 13 Abgeordneten vertreten, während sie zur Zeit als Oppositionspartei an der Regierung nicht teilnimmt. Ihr Organ ist der „Courier de EenLve", der etwa dis Auflagenzahl von 7000 erreicht und an der dritten Stelle der in Genf erscheinenden Blätter steht. Die Zahl der Katholiken im Genfer Kanton beträgt 75 000, während die der Protestanten 87 000 beträgt. In der Stadt Genf selbst sind die Protestanten in der überwiegenden Mehrzahl. Nach unseren Beobachtungen glauben wir, daß der Genfer Katholizismus und die „Unab hängige Partei" eine ziemlich bedeutende Rolle spielen und daß gerade der Kampf gegen den Sozialismus von den Genfer Ra dikalen und Demokratisch Konservativen ohne die wirksam« Hilfe der Unabhängigen auf die Dauer nicht geführt werden kann. Mussolini über Benedikt XV. ^ . ... u. V. O. Rom, 24. November. In der alten römischen Nationalkirche der Genuesen vom hl. Johannes dem Täufer fand gestern die Enthüllung eines Gedenksteines zur Erinnerung an Papst Benedikt XV. statt, der bekanntlich einer Familie des genuesischen Adels entstammte. Bei der Gedächtnisfeier waren außer dem Kardinaldekan Vannutelli auch die Kandinüle Mistrangelo von Florenz und Nnsalli Rocca von Bologna, ferner Erzbischof Minoretti von Genua, zahlreiche weitere Mitglieder des italienischen Episkopates und der hohen Prälatur, darunter Unterstaals sekretär Rizzardo, sowie die Schwester Benedikts XV., Gräfin Persico mit ihrem Sohn Marchese Guiseppe della Chiesa und eine Vertretung der Aristokratie Liguriens erschienen. In der Weiherede des Prälaten Boccoleri hob derselbe besonders den Starkmut des entschlafenen Papstes in Wort und Tat her vor. Er feierte Benedikt XV. in diesem Sinne als ein wahres vor patsrnum, ein Vaterherz, das gei st es mächtige Worte der Welt vorgehalten habe, wie das Wort von dem Selbstmord Europas und den Satz „Die Nationen sterben nicht". Kardinal Vannutelli erteilt am Ende der er- hebenden Feier den eucharistischen Segen. Der „Osservatore Romano", der anläßlich der Ent hüllung des Denkmals Benedikts XV. in St. Peter in mehreren Ausgaben historisch bedeutsame Tatsachen und Zeugnisse über den großen Papst veröffentlichte, darunter Stimmen des ehe maligen deutschen Reichskanzlers Dr. Wirth, Poincarüs, des früheren schweizerischen Bundespräsidenten Motta und des ver storbenen Papstgeschichtsschreibers Frhr. v. Pastor, brachte auch eine Aeußerung, die Mussolini, als ehemaliger Leiter des „Popolo d'Jtalia", in dessen Ausgabe vom 24. Januar 1922 tat, und deren Nückerinnerung sowohl im Hinblick aus den Papst wie auch auf die jetzige Stellung Mussolinis nicht gleichgültig ist. Sie zeigt, daß Mussolini, was auch zum erheblichen Teile seinen staunenswerten Aufstieg zur Macht erklärt, einen sicheren Gradmesser für geistige Strömungen und Stimmungen besitzt. Er äußerte sich damals wie folgt: „Gegen Rom blicken in dieser Stunde Menschen aller Rassen und aller Erdteile. Diese Tatsache hat einen Charakter von einer Großartigkeit, der nicht verkleinert werden kann durch die Kundgebungen oder das Schweigen einer Laien weit, die nichts geschaffen hat und nichts schaffen kann, welche sich auck nur teilweise neben der aewalt.iaen geistigen Macht des Katholizismus sehen lassen kann. Der Tod des Papstes und der durch ihn erfolgte Eindruck in der ganzen Welt erlauben uns wohl, festzustellen, daß die religiösen Lebenselemente in einem machtvollen Auf stieg in der menschlichen Seele begriffen sind. Der wissen schaftliche Laizismus und seine von einem scharlntanhaftsn Antiklerikalismus vertretene geistige Entartung liegen im Todcskampf. Die Menschen haben noch immer eine Sehnsucht nach dem Jenseits, jetzt und stets sind die breiten namenlosen Massen erfüllt von der Sehnsucht, diesem kurzen Erdenleben und seinen vielen Mühseligkeiten zu entgehen, um Zuflucht zu suchen in der Absolutheit des Glaubens." Der Apostolische Administrator des seit dem Tode des Kar dinals Lualdi verwaisten Erzbistums Palermo kündigt jetzt die Ernennung des neuen Metropoliten in der Person de» bisherigen Erzbischofs Lavitrano von Benevent an. Erz bischof Lavitrano ist in den letzten Tagen in der italienischen und ausländischen Presse vielfach unter den Anwärtern für den Purpur im demnächstigen Konsistorium genannt worden. Er hat aber, wie wir bestimmt wissen, bisher keinerlei Benach richtigung von seiner Aufnahme in den höchsten Senat der Kirche erhalten. Die Erzbistümer Palermo und Catania ge hörten nach dem bisherigen Brauche wohl zu den sogenannten Kardinalssitzen, vielfach wechselte indessen das Kardinalat zwischen den Inhabern der erzbischöflichen Stühle von Catania und Palermo ab. Zuletzt waren beide sizilianischcn Metro politansitze von Kardinälen besetzt, deren einer der greise Kar dinal Francica Nava di Vontifö in Catania ist. In Rom traf jetzt die Nachricht vom Tode des von Pius Xl. selbst zum Bischof geweihten eingeborenen chinesischen Bischofs und Apostolischen Präsekten Tcheng ein. Exerzitien in Koheneicherr, Koskerwitz 3.-7. Dezember für Soldaten. 89. Dezember bis 2. Januar für Jungmänner. 2.—8. Januar 1929 für Mittelschüler und höhere Schüler. „Der ernie-rigte Valer" Deutsche Uraufführung im staatlichen Schauspielhaus. Paul Claudel ist schon vor dem Kriege bekannt geworden durch sei» gewaltiges Mysterium „Verkündigung". Ein großes Er lebnis Halle ihn, den Saulus, zu einem Paulus gemacht. Seitdem ist seine Dichtung ganz auf den Glanz und die Schönheit der katho lischen Kirche eingestellt. Nicht olles hält strengster dogmatischer Be urteilung stand, was Claudel schrieb, aber niemals steht er im Wider spruch zu den Grundweisheiten der Kirche. Es gibt gewiß eine ganze Anzahl Dichter, die die Schönheit der Kirche zu erschöpfen verstanden, cs gibt ja auch viele Nichtkatholike», die das Acußerliche dieser Schönheit mit den Sinnen begreifen und darum andere christ liche Konfessionen für nüchtern erklären. So wohltuend solche Sehn sucht Andersgläubiger nach der Poesie der Kirche dem Katholiken auch sein mag, so erwärmt sic doch nicht. Es ist dieselbe Sehnsucht, die dein Kunstsammler zu eigen ist. Ganz anders Claudel: in ihm Paart sich tiefster Schönheitssinn mit innigster Gläubigkeit. Der dichterische Ausdruck beider Gefühle ist großartig, gewaltig, herrlich und es ist durchaus nicht so absurd, diesen „Kirchendichter" als eine Erscheinung hinzustellen, wie sie nur einmal — gleich einem Homer, Shakespeare u. a. — vorkommt. Die äußerste Konzentration be gabter Dichter auf ein Lebcnswerk, ohne Abschweifung und ohne Opfer an den Zeitgeist, bringt solche gewaltige Leistungen hervor. Das Drama „Der e r n i c d r i g t« V a t e r" ist erst ganz vor kurzem ins Deutsche übersetzt worden. Ich konnte nicht erfahren, ob auch die beiden anderen zur Rom-Trilogie gehörenden Dramen ebenfalls deutsch vorlicgcn. Im Mittelpunkt dieser Handlung steht der — freilich nur in einer einzigen Szene austretende — Papst Pius IX. Die Zeit der römischen Revolution und des Vatikänischcn Konzils wird lebendig. Für den Souverän auf St. Petri Stuhl Wohl eine der allerschwerstcn Zeiten überhaupt. Claudel beherrscht das geschichtliche Material. (Er ist sa Diplomat und Botschafter in französischen Dienste» ) Und doch bedürfte es dessen kann, für das, was der Dichter zu sagen har. Sicher braucht« es keiner Porträt- Treue für die Papst-Szene, die mit dem Ende einer Beichte des Hl. Vaters und einem Gespräch mit seinem Beichtvater beginnt. In diesem Gespräch wird mit wundervellcr Klarheit der herzlose Mate rialismus ausgczcigt und verurteilt, der damals sein« ersten Blüten zu treiben begann. Die Worte des Papstes sind so einzig-schön, daß sie ein Materialist kaum übersehen kann, dos Gespräch so voll tiefster Weisheit i» eindringlichster Form geboten, daß das ganze Drama davon lebt. Aber um Pius IX. allein geht cs in dem Stück nicht. Er ist auch hier nur Symbol, ist Ausgang für die tolerante Auffassung aller menschlichen Angelegenheiten, die den großen Papst auszeich nete. Der erniedrigte Vater, von dem die Menschen zugunsten des Materialismus abfallcn, ist nicht der Papst allein. Alles leidet unter der materialistischen Weltanschauung, die das Gefühl, das erst dem Menschen Inhalt gibt, ertötet. Und unter dem Gesichtspunkte muß auch die übrige Handlung, die durchweg Symbol ist, betrachtet wer den. Pensee Coufontaine, Mutter einer Jüdin, liebt den Orian dall' Armi. Sie ist blind, aber höchste Gcsühlskonzentration läßt sie den Einen von weitem spüren. Auch sein Bruder liebt sie. Aber jeder will des ander«» Glück. Mit Orso, dem Bruder, verlobt sie sich. Krieg. Die Brüder ziehen ins Feld, hosfend, daß der Tod der Ehre den unheilvollen Abgrund überbrücke. Orian fällt. Gleichfalls ein erniedrigter Valer. Tenn Pcnsde trägt ein Kind von ihm unter dem Herzen, um desscntwillen er nicht leben kann. Orso wird eine Geschwister-Ehe mit ihr führen. Es ist ein einziges Motiv, das die Geschehnisse beseelt: Kampf um die Errettung dessen, was unsterblich ist, um die Errettung der Seele. Der Kampf des Papstes richtet sich gegen den Matcrialis- Ouieta-Kakkeexevvüi're sincl nur im ecliten ()uieta enthalten! k>Iacii- siimunxen in Eimern o6er lose weise man Zurück unrl verlange nur rlie weiLen ?alcete mit äeliutrmsrlce! mus, das ist die Aufgabe, die ihm zugeteilt ward und die Brüder dall' Armi kämpfen in ihrem Leben ebenso wie die blinde Pcnsöe den gleichen, ihnen auferlegten Kampf. Man erkennt am Schluß: sie haben gesiegt! Dazu bedarf cs tiefer Versenkung in die katholische Weltanschauung und die war im protestantischen Dresden eben nicht Voraussetzung. Das Publikum folgte deshalb auch dein rein-mensch lichen Geschick eher als der symbolischen Bedeutung. Viele blieben sogar gänzlich unberührt und schüttelten die Köpfe oder lvaren der Meinung, daß die dramatische Seite zu kurz weggekommen sei. Man hat gesagt, die Dietrich sei um eine Nüance zu pathe tisch gewesen. Ich finde das nicht. Sie allein und Steinböck haben das Symbol voll erfaßt. Und wenn beide die sprachlichen Schönheiten ausschöpsten: freuen wir uns doch! Gerade das würde mir Kampfstellung gegen den Materialismus im kleinen (— Sachlichkeit) bedeuten. Mehr Realismus ersordcrn der Papst und sein Beichtvater. Ponto. der alles kann, was Geist verlangt, war Pius. Prachtvoll! Und Hellberg als Franziskaner von einer sonnigen, naiv-frommen Art, wie sie echter nicht gespielt wer den kann. Die anderen traten zurück, Decarli, Hossmann, die Volckinar, Schröder. Ihre Rollen sind unwichtiger. Aber auf Stella David wäre viel angekommen. Sic war wohl Jü din, aber nicht Mutter. Gielen sorgte für das Symbol und eS gelang ihm beinahe. Er sorgte dafür mit der Dietrich, der Herr lichen . . . Franz Zicklcr. Moskauer Jüdisches Thea er Direktor Kurt Lerch, diesem stets mit Glück nach Neuem und Guten suchenden Leiter des Nesidenz- theaters, verdankt man das interessante Gastspiel des Moskauer jüdisch-akademischen Theaters. Er war rührend besorgt um den Erfolg der uns Mitteleuropäern so fremden Kunst. Er hätte es nicht sein brauchen nach dem vorjährigen Gastspiel der „Habima", des jüdischen Kulttheaters, das einen ungewöhnlichen Erfolg hatte. Gewiß ist die Kunst des akademischen Theaters eine andere, aber das Schauspie lerische ist hier wie dort die große Schule Stanislawskis, der das russische Theater überhaupt reformiert und modernisiert hat. Hier wie dort erlebt man die gleiche Ensemble-Disziplin, die bild- mäßige Geste, die charakteristisch-tänzerische Bewegung, den
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