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Sächsische Volkszeitung : 22.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1930
- Monat1930-01
- Tag1930-01-22
- Monat1930-01
- Jahr1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.01.1930
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»««mer >8 Sächsische Vsiks.zsiinno 2r Januar E Um Schach! (Von unserer Berliner S ch r i s tl e i t u n g.) Die Auseinandersetzungen um Schacht und die Reichs, bank, oie auch parlamentarisch zu erwarten sind, werden von der Presse aller Parteirichtungen fortgesetzt. Der „Montag-Morgen" bringt einen langen Artikel unter der lleberschrift: „Anklage gegen Schacht", in der die Absetzung Schachts und die Aenderung des Reichsbankstatuts in scharfen Worten verlangt wird. Wir baden wiederholt unsere starken Bedenken gegen diese Absichten, die ihre Wurzeln vor allem in der Sozialdemokratie haben, zum Ausdruck gebracht. Unsere Auffassung wird unter stützt durch einen ausführlichen Artikel, in dem sich am Sonntag die „Kölnische Bolkszeituna" (Nr. 34) in ihrem Handelsteil mit der Frage Schacht beschäftigt. Dort heißt es: „Wenn man ihm nun sein Recht zur Persönlichkeit gerade wegen seiner Eigenwilligkeit beschneiden will, wenn man die Stellung eines Präsidenten der Deutschen Rcichsbank, die doch sicherlich einen Mann von Format verlangt, mit einem Beamten besetzen zu können glaubt, der auf die Befugnis eines Ne- gierüngsorgnns beschränkt ist, dann beraubt sich die Finanz- und Wirtschaftspolitik des Staates selbst eines Gegenspielers, der wie Schacht gerade durch seine gelegentlich heftig und unver blümt auftretcnde Gegnerschaft sie fördert. Darum wäre es bedenklich. Schacht jetzt zum Rücktritt treiben zu wollen, zumal da er in der internationalen Finanzwelt als der zuverlässigste Bürge der deutschen Währung und Hüter des deutschen Kre dits gilt, deren Unversehrtheit die wichtigste Voraussetzung für die Erfüllung des Poungplanes bedeutet Man fragt sich unwillkürlich, warum und woher denn dieser Sturmlauf gegen die Unabhängigkeit der Reichsbank. Gewissen Aufschluß gibt darüber die Sitzung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Die jetzige Stellung des Vankpräsidenten, die auch jedem anderen Präsidenten als Schacht eine große wirtschaftliche Machtfiille einräumt, wird als Bollwerk des in dividualistischen Wirtschaftssystems empfunden und als Hin dernis einer einheitlicheil Regierungs gewalt. Man will keinen „Staat im Staat". Diese Auf fassung wäre berechtigt, wenn die staatliche Wirtschaftspolitik einem einheitlichen Wirtschaftsglauben diente. Solange es aber daran hapert, solange die Gefahr besteht — und die besteht nach den derzeitigen Parteiverhältnissen Deutschlands noch lange —. daß die Rcichsbank wie in der Inflation durch An passung an politische Wünsche die ganze Wirtschaft unterhöhlt, bars es keinen „politischen" Neichsbankpräsidenten in diesem Sinne geben. Erst dadurch, daß die Stellung der Reichsbank durch das Bankgesctz vom August 1924 so stark gemacht wurde, gelang es, das Kreditvertrauen des Auslandes so schnell wieder zugewinnen und den Wiederaufstieg anzubahnen. Würde jetzt bas Bankinstitut dahin erweitert, daß der Bankpräsident aks Beamter nach den Mehrheitsverhältnissen der jeweiligen Regie rung sich richten müßte, so wäre leicht der Fall abzuschen, wann er mir den Interessen der Wirtschaft in Wider streit geriete. Deshalb hiitete sich sogar das kaiserliche Bor- kriegsdeutschland, das doch volle politische Verfügungsgewalt über die Reichsbank besaß, weitgehend, in ihre Entschlußsreiheit einzugrcifen und ihre Unabhängigkeit anzutasten. Man lasse also weiter die Finger von der Rcichsbank. Der Fall Schacht gibt keinen Anlaß, ihre Rechte einzuengcn, da ein anderer verantwortungsbewußter Bankpräsident in wirt schaftlichen Dinge» ebenso handeln müßte wie er. Eine Aenderung der Reichsbanksatzung über das vorgesehene Maß hinaus würde mit Recht den bösen Eindruck erwecken, daß man die Wirtschaft und ihre freie Betätigung einengen wolle. Der artige Experimente kann sich aber Deutschland in diesem Augen blick um so weniger leisten, als durch das enge Verhältnis zwischen Rcichsbank und Rcparationsbank unser Schuiden- problem der politischen Sphäre entzogen werden soll. Diese Ausgabe kann nur ein Institut und ein Bankpräsident erfüllen, dessen Vcrantwortungsbewußtsein nicht durch politische Rück sichten einseitig beschränkt wird und infolgedessen das volle Ver trauen der inländischen und ausländischen Finanzkreise besitzt. Bemerkenswert erscheint uns auch, was im Sonntags- artikel der „Possischen Zeitung" (Nr. 32) gesagt wird. Dort wird zunächst festgestellt, daß „der Reickisbankprüsident all mählich zu einem Problem geworden ist, das ebenso die deutsche Währungs- und Eeldpolitik, wie die deutsche Staatspolitik berührt". Unterstrichen werden muß der darauffolgende Gedanke, daß dies ein Problem ist. das ' Die Amwandlung beschlossen Dresdens Städtische Werke werden Aktiengesellschaften Das Skadrparlament stimm! zu Dresden, 21. Januar. Das Stadiverordneten-Kollegium hat heule früh eine außerordentlich wichtige Entscheidung gestillt. Wie wir berich tet haben, stand die Borlage über die Umwandlung der Städtischen Werbe i» A tz t i e n g e se l I s ch a f t e » aus der Tagesordnung der gestrigen Sitzung. Wir haben das Für und Wider dieser Vorlage, die i» der Ausschußberaftmg mit Mehrheit aiigenomine» worden ivar. gestern aussührlich er örtert. Die Beratung der Vorlage im Plenum des Siadtparla- mentes erfolgte in nichtöffentlicher Sitzung, nachdem ein kom munistischer Antrag die Vorlage öfsentlich zu verhandeln, ab gelehnt worden war. Die Beratung dauerte von 19 Uhr abends bis 2.39 Uhr früh. Die Abstimmung, die um 2.45 Uhr abgeschlos sen wurde, halte das Ergebnis, daß die Umwandlung der Städ tischen Werke in Aktiengesellschaften die Zustimmung der Mehr heit der Stadtverordnete,, gesunden hat. Dieses Ergebnis nmr vorauszusehen. da bekanntlich in erster Linie Deutsche Volks- parlei und Sozialdemokratie, hie zusammen im Dresdner Stadt parlament die Mehrheit besitzen, für das Projekt cingctreien sind. In der öffentlichen Sitzung, die der nichtöffent lichen Beratung vorherging, begründeten die Kommunisten zu nächst ihren Antrag, die Vorlage über die Umwandlung der Städtischen Werke in Aktiengesellschaften i» öffentlicher Sitzung zu beraten. Der Antrag wurde von den Nationalsozialisten rnterstützt, aber gegen die Stimmen dieser beiden Parteien «b- gelehnt. — Ebenso «bgelehnt wurde ein kommunistischer Antrag, eine Anfrage, die sich gegen die neuen Umsteigebestim- mungen der Straßenbahn richtet, sofort zu beraten. Stadtv. Schrapel <Komm.) gab dann im Namen seiner Fraktion eine Erklärung ab. in der behauptet wurde, die Aus zählung der koinmunistisckie» Stimmen bei der Bor steh er wähl sei nicht ordnungsgemäß erfolgt. Ter Vorsteher stellte demgegenüber fest, daß gegen die Wahl kein Widerspruch er folgt sei und daß sie daher zu Recht besiehe. Eine längere Aussprache entstxmn sich über die Gründung von Ausbauschulziigen und über die Gründung von neuen weiteren Klassen auf der S e x t a st u s e an den Höheren Schulen. Diese Maßnahme» sind dazu bestiimnl. den Andrang zu de,, höheren Schulen, der sich schon jetzt i» der große» Zahl von Anmeldungen sür Ostern 1939 zeigt, auf,zu sangen. Gegen die Bildung der neuen Sexten sprachen sich nur die Kommunisten aus. Mehrere Redner kritisierten die l>e- bannte» Verhältnisse, di« sich durch die Zusammenlegung der 51. Volksschule mit der Dürerschule ergebe» haben und die sich bei einer Erweiterung der Dürerschule noch schwieriger gestalten werden. Die Einrichluiig von neuen Sexte» wurde schließlich unter der Voraussetzung beschlossen, daß der Staat an seinen Schulen ebenfalls entsprechend mehr Sexten bilde. Es wurde dann der Bericht des Verivaftungsausschusse» gegeben über die Erhebungen, die auf Grund einer sozialisti schen Anfrage über das Lau Unglück vom 9. Januar in Loschwitz augeslcllt worden sind. Die von der Staatsanwalt schaft cingeleitele Untersuchung sei noch »ichl abgeschlossen. Nach Auskunft des technischen Beamten der Bangewerk»» Beruisgenossenschaft dürfte wahrscheinlich ei» Bersch,,Iden de» tödlich Berunglücklen selbst vorliegen. — In der Aussprache wurde non kommunistischer Leite gefordert, daß der beiressen, den Firma keine Aufträge mehr erteilt würde» und daß all« Firmen, die die Bestimmungen bete. Arbeite,schütz und Arbeits zeit nicht einhaften, ebenfalls keine Aufträge mehr erhalten. Diese Darlegungen führten zu einer lebhaften Auseinander setzung mit den Denlschnationalen. Dos Kollegium beschloß, bei seinem Beschluß vom 19. Oktober v. I.. der eine ständige Kon trolle sämtlicher Tiesbauarbeiten fordert, bestehe» zu bleiben und hinsichilich des Unfalles vom 9. Januar das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Untersuchung abzuwarien. Slv. Dr. Külz beantragte darauf A bbruch der äffe n t- lichen Sitzung, um sür die nichtöffentliche Sitzung und ihr» wichftge Tagesordnung genügend Zeit m hoben. Gegen diesen Antrag wandten sich die Stadtv. Schravel und Gabel (Komm.) und Dr. Kluge sNatsoz.s. Die Aus'ührunaen dieser Redner wurden von der Tribüne aus mir Bravorufen begleitet. Nach längerer Anssprache, in der auch der Vertreter der Volksrechts« Partei gegen den Abbruch der visentlichen Sitzung sprach, wurde der Antrag Külz mit Mehrheit angenommen Es folgte dann die nichtöffentliche Sitzung, über deren Ergebnis mir berichtet hakien „nicht auf dem Wege heftiger parteipolitischer Fehde» ge» käst werden kann, sondern nur kalten Blutes und mit ruhiger Uebcrlegung". Wenn deshalb die „Bossische Zei- tung" ihr Bedauern zum Ausdruck bringt, daß „die Sozial demokratie mit heftigem Borstoß den Rücktritt Schachts verlangt", so können wir dem nur vollkommen zustimmen. Der sozialdemokratische Bürstoß mit den heftigen Artikeln des „Vorwärts" ist nicht geeignet, die Frage einer ruhigen Lösung entgegenzuführen. und deshalb haben wir ihn auch so entschieden zurückgewiesen. Dann heißt es in dem gleichen Artikel der „Dossischen Zeitung" 4m Schlußabsatz: „Die Frage, ob der Neichsbankpräsident zurücktreten soll oder nicht, scheint viel iveniger wichtig als die Frage, ob man sich gegen weitere politische Eigenmächtigkeiten sichern soll. Es ist ein sekr demagogisches Unterfangen, so zu tun, als ob man die Unabhängigkeit der Neichsbank irgendwie antasten will. Die Rcichsbank und ihr Präsident müssen unter allen Umständen in Fragen der reinen Währungspolitik absolut unabhängig vom Reich bleiben. Wieviel Noten er drucken will, unterliegt allein der Beurteilung des Reichsbankdirektoriuins und seines Präsi denten Jeder Einfluß des Staates auf diese Entscheidung heißt Inflation. Und deshalb muß die Unabhängigkeit der Reichs- oank in dieser Beziehung in jeder Verfassung geschützt bleiben. Aber der Reichsbankprüsident darf in der aUgeineincn Staats politik keine Rechte beanspruchen, die die Tragung der polttisckzen Verantwortung durch das Reichsknbinett unmöglich mackxnl oder die gar versuchen, Reichskanzler und Minister zu gängeln. Deshalb kann der Reichsbankprüsioent nur gcivählt werden von Männern, die zwar unter allen Umständen sachverständig sein müssen, die aber das Vertrauen der Reich-bebörden beiiben. Und er muß jederzeit abberufen werden können, wenn er sein« Kompetenzen überschreitet und sich nicht auf sein eigenstes Ge biet des Schgkes der Aufrechter!,altung der Währung und der Erleichterung des Geldverkehrs beschränkt. Solche Abänderun gen des Reichsbankstatuts müssen unter allen Umstünden ver langt werden. Denn die Reichsbank soll autonom, aber keil» politisck-es Marktzentrum neben Reichspräsident und Reüi>s» kanzler im Staate sein." Man kann diesen Ausführungen soweit zustimmen, als sie sich gleichfalls für die Unabhängigkeit der Reichsbank einsetzen. Auch das ist richtig, daß der Reichsbankpräsident in der allgemeinen Staatspolitik keine Rechte beanspruche!» darf, die die Tragung der politischen Verantwortung durch das Reichskabinett unmöglich machen. Wir möchten aber mit der „Kölnischen Volkszeitung" der Meinung sein, daß das neue Reichsbankstatut ausreichen müßte, um solche Fälle zu verhindern. Wenn man nämlich die Absetzbarkeit des Neichsbankpräsidenten festlegt, dann ist das nach unserer Auffassung nichts anderes, als daß die von uns bekämpfte Verquickung non Politik und Wirtschaft herbeigeführt wird, und daß der Reichsbankpräsident in die politische Abhängigkeit hineingcrat, die wir doch aus währungs, und finanzpolitischen Gründen vermeiden wollen. Was aber bei den kommenden Auseinander setzungen allgemeine Geltung haben sollte, ist, daß dies« ernste Frage — und darin stimmen wir mit der „Bossi- schen Zeitung" überein — sachlich und nickst partei politisch behandelt und gelöst wird. Hieater uncl Hlusilc Adolf Müllers Bühnen -Jubiläum (Festvorstellung im A I b« r t t h e a t e r.) Adolf Müller, fast ein Menschenaller hindurch Cha- vaklerdarsteller der Dresdner Staatsbühnen, immer eine Grundslutze des Ensembles, letzter sächsischer Professor der Schauspielkunst, feiert sein sstljährigcs Bühnenjubiläum i» bc- wundernswerter geistiger und körperlicher Frische, Er feiert es «ich, an der Stätte, der sein Lobenswert, gehört hat und von der er plötzlich, wie inan zu sagen pflegt, sang- und klanglos, verschwun den ist. Es gehört nicht hierher, zu erörtern, iveshalb Adolf Müller ohne Slbschiedsvorstellung von dem Publikum, das ihn außer ordentlich schützte, gegangen ist, aber man hat dock) den bestimm ten Eindruck, das Jubiläum dieses Künstlers mußte aus der Etaatsbühne gefeiert iverden. Daß cs nicht geschah, ist ein Wermutstropscn in den Freudenbecher dieses Abends! Denn Müller hat große Verdienste. Sie sind ja auch höheren Orts durch die i» Dresden außerordentlich seltene Verleihung des Professortitels an Schauspieler anerkannt worden. Ganz be sonders dem klassischen Drama hat Müller seine gestaltende »kraft geliehen und man erinnert sich gern der scharfen, Profile, die er als Nalhan, als Buttler, Attinghausen und alter Moor, als Kalb »sw. schuf. In Shakespeares Werken wird der Künst ler nicht so leicht vergessen werden. Palonins. der alte Gloster l»n Lear, der Gaunt im Richard ll. waren hier einige seiner Hauptrollen. Manche Episode, wie der Riccaut in „Minna von Barnhelni", der Schreiber Bansen im „Egmoift", konnte man Pch ohne Müller gar nicht denken. Ebensoviel wie er in der ernsten Kunst zu geben wußte, hatte er aber auch der heiteren Muse geweiht. Unvergeßlich der Onkel Rräsig, der Professor i»n „Raub der Sabinerinne»", der Ippelmeyer in „Robert und Bertram", der Apotheker in „Kyritz-Pyritz", der Doktor Klaus und wie die Gestalten alle heißen, die der Jubilar immer zu etwas Besonderm zu gestalten wußte. Und wenn dieser frisch« Siebziger, dem mauche Krankheit nichts hat anhaben können, heute mit der Paraderolle des alten Hoase vor uns tritt, dann «erbt man ihm nichts an non der Last des Alters und wird mit- »erissen von der unverwüstlichen Spiel- und Nösonnierlust dieses R-oran«, der Müller ans den Leib geschrieben sein könnte. Ansonsten ist mit Gutzkows „K ö n i g s l e u t n a » t" freilich nicht mehr viel Staat zu machen. Der Staub liegt singerdick auf dieser Gelegenheitsdichtung. mit der eine reich lich »airn: Zeit de» 199. Geburtslog Goethes zu seien, ver meinte. Die Berühmtheit dieses Stücks ist auch nur durch eine einzige Rolle begründet worden, durch die des streitbare» Grasen Thorane, dessen Radebrechen sür die großen Helden der damaligen Zeit das Gegebene schien. Goethe, die Frau Rat und auch di« übrigen Charaktere sind vollkommen verzeichnet, dazu ist die Handlung so schivächlich und dürftig, daß schon ein be sonderer Anlaß vorliegen muß. um das Stück wieder einmal auf die Bühne zu bringen und einem Darsteller von Müllers Format Gelegenheit zu geben, sich spielerisch zu erschöpfen. Es ivar interessant zu beobachte», wie sehr die gepslegte Sprechkunst des Jubilars von der der andere», im übrigen recht annehmbaren Darsteller abstach. Das heutige Theater sollte nicht der Sprache in de», Maße vergessen, wie es leider geschieht. Die Sprache ist vorläufig noch das einzige, das cs dem Kino voraus hat. Sie zu vernachlässigen bedeutet, das eigene Grab schaufeln! Wie fein spielt Müller auf seinem Instnimenl! Wie natürlich kann er radebrechen! Und wie großartig formt er aus dem Misogyn, dem Melancholiker, der vom Dichter als Drahtpuppe aufgezogen ist. einen glaubhaften französische» Gene ral des 18. Jahrhunderts! Mit welchem Fingerspitzengesiihl stellt er Details auf die Szene, wie betrachtet er z. B. Bilder, wie nimmt er „Haftung an", wie steigert er die fürchterlich ge sprochenen Worte des jungen Goethe! ES war ein rechler Ge nuß! — Von gen andere» Darstellern seien nur oie wieder ent zückend frische Gertrud Mcinz. der Kriecher Mittler, den Wenck schars erfaßte. Iähnig als Sergeant und in einer Episode die leider so wenig beschäftigte Hilde Jordan genannt. Man bejubelte de» Ehrengast natürlich schon bei seinem ersten Erscheine» auf der Bühne und spendete ihm im weitere» Verlauf nach jeder großen Szene Beifall. Mchdem der Vor hang zum letzten Male gefalle» war, verwandelte sich die Bühne in einen Blumenhain mit Thron, auf dem Professor Müller Platz „ahm. Dir. Leutheiser richtete herzliche Worte an den Jubilar und erinnerte daran, wie der vor wenige» Tagen verstorbene Graf Seebach ihn entdeckt und gefördert habe und daß Müller mehr als 899ümal ausgetreten sei. Alsdann wurde eine Alückwunsck)üepesck)e des Ministerpräsidenten Biinger ver lesen. Rainer überbrachte die Glückwünsche der Bühnen- genosscnkcho.st. deren Obmann Pauls«» mit Direktor Wircke ebensalls anwesend war. Sichtlich ersrcut und. was das Veste war. ohne gemachte Rührung, gerade und auftecht. dankt« Müller mit lauter Stimme besonders der Presse und dem Publi- kum Wir schließen uns freudig de» Gratulanten an und wünschen van Herzen: Ad mnltos annos! Zek. „Schwand«, -er Dudelsackpfeifer Es war cin Erfolg. Picftcicht nur ein äußerlicher? In, Augenblick läßt sich das nicku entscheiden. Aber oer Scistußbeuall ivar von einer derartig unoermindertui Begeisterung, daß man die ser Voiksoper aum für Dresden das verbeiß»,igsvolle Horoskop stellen kann, lind des Pudels Kern?. . Ter Blust des Neuen bat eine» Nielenbankerott erlitten. Die „düukelbafte Impotenz" teuer ,im,msik,Nischen Propheten, die der staunenden Nacütiiegseeneration ein »lärcheiilzastcK Neuland verkündigte». notiert sich mit rastendem Tempo der Katastrophe und Lächerlichkeit. Alte Mittel — martt- schreierisehe Reklame (daß erst mit 1919 die ..eigenluebe" Munt be. gonneir habe). Penmglimpsung von Beetboven uns Wagner, An prangerung aller Musikkritiker, die die ..Neue Musik" ueaafto > ..r- triften, Entziehung der Reieiententaiten lweun dieie,- daa.iiü üt en Musikverwustung der schmeichterische Kotau veistagi wurde, - nützen aber kaum noch etwas, den,, trotz ibrer , Dreigroscben Weisoeit" erlebe» die atonalen Neutöner das beklemmende Schauspiel. daß „ibre Felle svegschwimmeii". Man iit düster unmusikalischen Fratze,,- haftigkeit. dieser gr>»iasse„baüe„ Eak'e walks müde und überdrüssig. Der Sclne, „ach echter Musil, „ach der Musizie,aper wird immer lauter „ud dringlicher. lind da kommt einer, der Herz und Obren voller Musik bat Wirst musikalisches Volksgut lünefti in den brodelnden Kessel >„>ß- tönender, dekadente, ..Gerüuickiorgieii". lind das va bangue Sviel der hypermoderne,, Neutöner sliegl ans. Tie ve>'potleie, verblümte, lotgesagte Romantik ist i„ all ihrer Lebenskraft und »„verwelkte» Frische sieghast zurückgekebrt. Hüfte Iäroinir Wein der ger einige Jahrzehnte srüber diese Musik geschrieben, da»,, hätte sie kaum Aussehen ge,»acht. Auch die vo» Milos Kares erdichtete Handlung hält« di« gleiche Er. fahrt,,>g machen ,nässe». Aber beide» kommt die Unjruchlbarkeit der derzeitige» Epoche zugute. Weinberger scknreigt ln Melodien ua» orchestralem Kolorit, daß es eine Lust ist. dieser Parutur zu fel gen. Die starken Wurzel,, sicher Kraft nid«, 1« de« böhmisch«,
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