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Sächsische Volkszeitung : 10.12.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193012104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1930
- Monat1930-12
- Tag1930-12-10
- Monat1930-12
- Jahr1930
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- Sächsische Volkszeitung : 10.12.1930
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Nummer 288 — 2«. Jahrgang «rtchelnt «mal wdchll. m» Mustr. SraUrVellagkn Heimat «mV lvell" und der Mnderbellage.strohmul". sowie den rextbeilagei» .St. Benno-Blatt". .Unlerbaitniig »nd Dissen". »Die Belt der grau", .«erzlltidee RatgeberDa» gute Buch". .FUmruud» schau". Monatlicher Bejugspret» 8 «inschl. Bestellgeld, ßslnzelnummer 10 4. Sonnabend- u. Sonntagnummer HO Haupttchriftletter: Dr. B. !ve»e»yk, Dresden. TächWche Mittwoch, -en 10. Dezember 1030 Berlagsort, Dre-dev «ln,eigenpreis»: Die Igelpal,ene pettizetle »0 4. FamiNe« anzeigen u.Slcllengesuche HO 4. Die petitretlamezeilc. 89 mn> breit, l Für Anzeigen autzerhaib de» Verbreitungsgebiete» «O ^. die pctilrctiamezeile I »O /k. Briesgeb. »i» 4. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowi» Erfüllung d. Anzeigen - Anstiegen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Teil: grau» Bungar«, Dresden. OieichitftSftrlle, Drniku.Verlag, «ermanta. «^G. für Verlag undDn,ikeret.giIlaIe Dre-den.Dresden»«. 1, VollerftraheN. gemnilsiois. Boslschecklonlo Dresden ?7nz Vnnttonto Gradtbank Dresden Vr. KN19 Für christliche Polilik und Kultur .»edattion »er LaNiiltNien WolkSzeitnna DreSdon.Miftadi r. Voliersrraszc 11. ,1-rnrn- Mil »nd 1IM2. Kamps um Curtius Die liechte will «in Mißtrauensvotum gegen den Reichsaußemnintsier erzwingen Christltchsoziale entscheiden Berlin, g. Dezember. Im Vordergründe des politischen Interesses steht heute die Frage, ob es im Reichstag in dieser Woche noch zu einer außenpolitischen Debatte kommt oder nicht, da davon bekantlich die Einbringung eines Mißtrauensvotums gegen Dr. Curtius abhängt. Die Entscheidung, die noch in der heutigen Reichstagssitzung fallen mutz, liegt bei einer verhältnlsinätzig kleinen Gruppe, nämlich dem Christlich sozialen Bolksdlenst, der zusammen mit den Deutsch- Hannoveranern und den Volkskonscrvatlven aus der gemäßig ten Rechten die sogenannte „Technische Fraktion" bildet. Der Reichskanzler hat heute vormittag die Führer der Christlich- 'ozialen empfangen. Es heißt, daß die Führer dieser Gruppe clbst gar nicht für die außenpolitische Debatte sind. Auch von hren volkskonscrvaliven Fraktionsgenossen sind die Christlich- dzialcn bereits unter Druck genommen worden. Eine Reihe von Christlichsozialen will aber die Debatte auf jeden Fall. Unter diesen Umständen würde selbst dann, wenn die Führer den Kanzler heute vormitiag Zusagen machten, noch keineswegs sicher sein, ob der Antrag von der Fraktionsmehrheit auch wirk lich fallengelnssen wird. Die Argumentation der Christlich- sozialen richtet sich dabei keineswegs gegen Dr. Brüning. Sie behauptet im Gegenteil, seine Politik durch den Anstoß zu einer Umbildung des Kabinetts gerade fördern zu wollen. Nun kann man, wie wir auch an dieser Stelle wiederholt be tont haben, über verschiedene Maßnahmen des Außenministers Dr. Curtius sehr verschiedener Meinung sein. Ein Sturz des Außenministers in diesem Augenblick aber müßte die gesamt- politische Lage unnötig komplizieren. Man wird abwaricn müssen, wie die Gründe des Kanz lers auf die Christlichsozialen wirken. Dabei spielen vor ollem unsere O b e r s ch l e s i c n - I n t e r c s s e n eine Rolle. Es sind nämlich Bestrebungen im Gange, die Bemühungen der deutschen Außenpolitik um einen wirksamen Schuß der deutschen Minder heit in Ostoberschlesien durch eine eindrucksvolle gemeinsame Kundgebung aller Parteien von den Sozialdemokraten bis zu den Nationalsozialisten zu unterstützen. Zweifellos hätte eine solche einmütige Erklärung, die sich über die scharfen innerpoli tischen Differenzen binwegseßcn würde, eine starke Wirkung auf das Ausland. Ihre Aussichten werden aber gefährdet, wenn die demsche Einyeiissront durch ein Mißtrauensvoium oder gar den Sturz des Außenministers gestört würde. Scholl deshalb hofft inan in unterrichteten Kreisen, daß es den heu tigen Bemühungen doch gelingen wird, die außenpoliiische Debatte und damit einen Sturz des Außenministers zu ver hindern. Gleichzeitig mit dem Beginn der Besprechungen beim Kanzler sind die Abgeordneten des C h r i st l i ch - s o z i a l e n V o l k Sd i e n st e s zu einer Fraktion s s i ß u n g zusam mengetreten, in der die Beratung und Besckinßjassung über einen Mißtrauensantrag gegen den Reichsaußenminister den Hauptpunkt der Verhandlungen bildete. Auch mehrere andere Fraktionen hielten sckon am Vor mittag Sitzungen ab und das Gesamtbild zeigte wieder die Merkmale eines großen politischen Tages, der für das iveitere Schicksal der Reichsregierung von pnoriner Bedeu tung sein kann. Für gesunde Finanzen in Sachsen Kinanzminister Dr. Hedrich begründet den Haushaltplan für ^930 Predig! vor tauben Ohren Dresden. 9. Dezember. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Säch - fischen Landtages steht als einziger Punkt die Rede des Finanzministers zur Vorlage Nr. 14, den Entwurf eines Gesetzes Über den Staatshau shaltaufdasRechnungsjahr z930 und die Entwürfe des ordentlichen und des außerordent lichen Staatshaushaltplans für dasselbe Jahr betreffend. Finanzminister Dr. Hedrich gab eine außerordentlich ausführliche Begrün dung des Etats. Er wies auf die Gründe der verspäteten Vorlegung des Haushaltplanes hin und betonte: Im übrigen ist es ja gewissermaßen die zweite Auflage, wenn auch eine Neu auslage, die der diesjährige Haushaltplan erfährt. Da die erste Auflage bereits von meinem Herrn Amtsvorgänger, dem ich an dieser Stelle den Dank der Staatsregierung kür seine mehr als dreijährige mühevolle Amtsführung auszu sprechen für eine ehrenvolle Pflicht halte, seinerzeit mit aus führlichen Darlegungen eingeführt worden ist, darf Ich, um Wie derholungen zu vermeiden, auf diese in den Landtagsmitteilun gen vom 17. März 1930 zu lesende Etatrede im allgemeinen ver weisen. , Nach einem Rückblick auf den Rechenschaftsbericht über das Rechnungsjahr 1928 legte der Minister die Erwägun gen dar, von denen sich die Regierung bei Aufstellung des H a u sh a l t p l a n e s hat leiten lassen müssen: „Wir leben bekanntlich nicht in einem luftleeren Raume, so daß wir einfach unseren Bedürfnissen entsprechend in unserem Staats- fvesen schalten und walten können. Wir müssen auf der einen Seite Rücksicht nehmen auf die Gemeinden, die starken Grund pfeiler, auf denen sich der Organismus des Staates aufbaut: auf der anderen Seite stehen unsere Staats- wie Privatwirt schaft in unlösbarem Zusammenhänge mit dem Reiche und dar über hinaus wie dieses selbst mit der gesamten Weltwirtschaft. Wenn die Zahl der Erwerbslosen heute mit über 3,5 Millionen in Deutschland schon einen Rekordstand erreicht hat und noch immer von Woche zu Woche ansteigt, so wird niemand bestrei ten, daß hierunter die Gemeinden finanziell am meisten leiden; denn sie müssen letzten Endes für alle Hilfsbedürftigen, die die Wirtschaftskrise aus ihrem Erwerbe geworfen Hot und die nicht mehr der Arbeitslosenversicherung und der Krisenfürsorge unterfallen, aufkommen. Selbstverständlich muß das Land hier helfen, soweit es in seinen Kräften steht: es hat auch, wie nicht verkannt werden darf, wiederholt mit eigene» Mitteln einge griffen und will dies nach der Vorlage auch weiter tun. Bei aller Hilfsbereitschaft des Staates sind aber den Lan- desfinanzen Grenzen gezogen, die nicht überschritte» werde» dürfen. Mit diesen, Hinweise rechtfertigte der Minister die Bürgersteuer und betonte, daß die letzten Ursachen der Wirtschaftskrise nicht durch siaolliche Maßnahmen zu beseitigen sind: „Mag inan die F r i c d e n s v e r t r ä g e noch so fein ans geklügelt und abgewogen haben, heute bricht sich immer mebr die Erkenntnis Bahn, daß die Belastung aus diesen Friedens- Verträgen sich als der hauptsächlichste Störnngssaktar für die ganze Weltwirtschaft erweist, indem nicht nur Deutschland, so» dern alle Welt unter diesem ungeheuerlichen System von internationalen Schulden und Forderungen leidet. Und Sachsen als industrielles Exportland trifft es »och besonders schwer, daß der Krieg in vielen Ländern eigene Industrien als Konkurrenten hat erstehen lassen, daß in folge von Nachkriegswirren nngckeure Reiche mit Hunderten von Millionen Menschen — ich erwähne nur Rußland, China und Indien — für den Exporlkansum nahezu ausgefallen sind und schließlich der Sinrz der Rohstaffpreise zu einer außer ordentlichen Verminderung der Kaufkraft unserer Kunden bci- getragen hat. Hierzu kommt, daß, während Deutschland die aus Krieg und Inflation erwachsenen Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren zu überwinden vermocht hat, indem es seine Wirtschaft mit gewaltigen, in die Milliarden gehenden Auslands- Kapitalien entwickeln konnte, dieser Kapitalstrom jetzt auf- gehärt hat, daß wir diese hcreingcnoinmenen fremden Kapita lien nicht nur jetzt verzinsen und tilgen, sondern auch die Tri bute mit eigenem Kapital — statt, wie bisher, mit geborgtem — bezahlen müssen, daß somit an die Stelle der Kapnaleinfuhr die Kapitalausfuhr getreten ist, »och verschärft dadurch, daß unver antwortliche Kreise ihr Vermögen ins Ausland geschaisr haben, ohne daß dieser Kapitalflucht mit Zwangsgesetzen wirksam be gegnet werden kann, und daß so in Deutschland, wälnend andere Länder im Gelde schwimmen, ein Mangel an Ka pital entstanden ist. der den Zinsfuß hochhält und lähmend auf die ganze Wirtschaft wirkt." Der Minister gab dann Z a k l e n m a t e r i a l über die Krise: 1927 1140 neue Konkursverfahren in Sachsen, 1929 aber 1996, gerichtliche Vergleichsverfabren 1927: 141, 1929: 649. Nauptunterstützungsempfänger in Sachsen: Am 15. November 1928: 138 856, 15. November 1930: 187 291. Noch viel krassere Zahlen zeigt die Krisenfürsorge: Vom 15. November 1929 bis 1. November 1930 ist die Zahl der H a u p t u n t e r st ü h u n g s - empfünger in der Krisenfürsorge von 24 195 auf 110 206 gestiegen, und die Zahl der Zuschlagsempfänger von 18 542 auf (Fortsehnixi Seite 2) Felix Porsch ' zum Gedächtnis (Von unserer Berliner S ch r i f t I e i t u n g.) Es ist schwer, alle die Verdienste in einer kurzen Rück» betrachtung erschöpfend darzustellen, die sich Dr. Porsch um den Katholizismus und um das Zentrum unvergänglich erworben hat. Sein Name i st ein Program m und seine Persönlichkeit war wie ein ragender Fels, um den herum wohl die Wogen der Zeit brandeten, der aber selbst im stärksten Wogendrang fest und unerschüttcrt stand — ein granitener B l o ck der Ern nd s ä tz e , die Dr. Porsch sein Leben lang mit seltener Geradheit und Stärke bewahrt, verfochten und vertreten hat. Felix Porsch war ein durch und durch katholischer Mann. Sein Lebe» und sein Handeln weist das aus. Dnrchglüht von der Erhabenheit unseres Glaubens und durchdrungen von der Sendung unserer Kirche, begeistert für das Gute und das Edle, hat er sich von Jugend an den Kampf um die Freiheit des Glaubens und der Kirche zum Ziel gesetzt. Wer kennt Dr. Felix Porsch nicht von den Katholikentagen her, auf denen er flammenden Protest erhob gegen die Ver gewaltigung des Heiligen Vaters, und wer weiß nicht, wie groß seine Freude war, daß Gott ihn den Tag der Frei heit des Heiligen Stuhles noch erleben ließ. Die deutschen Katholikentage ohne Dr. Porsch waren undenkbar. Auch hier klafft für die Zukunft eine große, weite Lücke. Ein Katholikentag war es auch, von dem aus der junge Porsch seinen Einzug, wenn^ man so jagen darr, in das öüent- licke Leben kielt. ^ Das Wort von Felix Porsch hat stets im Rat gegolten. Erst vor wenig mehr als einem Jahr auf dem preußischen Zcntrumsparieitag hat Dr. Porsch wegen seines hohen Alters und seiner infolgedessen geschwächten Gesundheit die Führung des preußischen Zentrums in die Hände des Abg. Heß gelegt, und wir erinnern uns noch lebhaft an die Stunde, wo ihm die gesamte Partei in herzlichster Weise Huldigung »nd Dank darbrachte für die lange unermüd liche Arbeit und für die großen Erfolge, die das preußische Zentrum unter seiner treuen, festen und nimmermüdcn, sor genden Obhut errungen hat. Im Jahre 1884 war Dr. Porsch in den preußischen Landtag eingezogen. Vis zu sei nem Tode blieb er Mitglied dieses Hauses. In ihm er probte er seinen Mut und in ihm focht er die religions- nnd schnlpolilischen Kämpfe ous. Wenn es galt, für die Grundsätze des Christentums einzutreten, dann stand Porsch stets an erster Stelle, und es wird unvergeßlich bleiben, mit welcher Kühnheit der Abg. Porsch von der Tribüne des Landuiges herab dem Goßlerschen Schulgesetz zuleibe ging, als er damals für den eben dahingeschiedenen Führer Windtborst die Fahne in seine Hand nahm. Im April 1903 wählte ihn nach dem Tode des Freiherr» von Heereinann der Preußische Landtag zum ersten Vize präsidenten — ein Zeichen der hohen Achtung und des grüßen Ansehens, das Porsch genoß — im Jahre l903 wurde er auch Vorsitzender der Zentrums- fraktion des Preußischen L a » d 1 a g e s, die er bis vor wenigen Jabren ununterbrochen gesührl hat. Auch dos Vize Präsidium des Landtages hatte Dr. Porsch noch bis vor knapp einem Jahre inne: dann löste ihn der Zentrnmsahgeordnete Vaumhoff ab. Dr. Porsch war ein ganzer Z e n t r u in s in a n n, und niemals ist er an der Partei oder an ihrer Politik irre geworden: er gehörte zu denjenigen, die mit klarem Blick die Zeichen der Zeit verstanden. Er zog sich nicht wie andere verärgert zurück, als des Vaterlandes schwerste Stunde schlug und höchstes Handeln svrderte. Er griff energisch zu und sah in der Aktivität und in dem Willen zu positiver Arbeit die vornehmste Aufgabe eines deutschen und vaterlandsliebenden Mannes. Dr. Porsch hat in dem unerschütterlichen Bewußtsein, daß das Zentrum nach den Wirren des Jahres 1918 den rechte» Weg gegan gen ist, auf dem zweiten Zentrumsparteitag, dessen Vor sitzender er war, das schöne Wort gesprochen, das für die Beurteilung der Zentrumspolitik historische Bedeutung Hai: „Noch meiner festen und gewissenhaften Ueberzeugiiiig würde Windthorst genau die gleiche Politik eingeschlageu haben, die da» Zentrum einschlägt, seit ich nach dem Tode Windlhorsis im Zentrum tätig war. 'Wenn ich ihm in der Ewigkeit begegnen sollte und wenn er mich um Rechenschasl fragen sollte über die Politik des Zentrums, die wir nach seinem Tode gemacht haben, dann würde ich aufrechten Hauptes ihm gegenüliertrelen können. Ich Halle es für gewiß, daß er unsere Politik billigen würde." Der tote Porsch wird von diesen Worten des lebenden bestimmt nichts zurückzunehmeu haben. Nicht vergessen darf man die Liebe des Dahingeschie- denen zu der Jugend — und vor allen Dingen zu der studentischen Jugend. In der deutschen katholischen Studentenbewegung hat Porsch gearbeitet vom ersten Tag« seiner öffentlichen Tätiakeit an. und ihr bat «ein Herz ae-
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