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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193209094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19320909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19320909
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-09
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1932
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Die Leipziger Mustermesse Etn Lteberbllck von Ernst Alfred Neumann Unser liebes Deutschland. zerschlagen und aedemütigk und vennoch «zesürchtet von unserem Erbfeind im Westen, zeigt selbsl noch in seiner Armut eine Fülle von bewundernswürdincr Kraft. Erst vor einigen Jahren errang es wieder auf dein Gebiete der Technik einen ungelieilren Sie«, Zeppelin überwand Zeil und Raum. Nicht wenlper »«fürchtet ist Deutschland auch ohne Waf fen auf dem Gebiete des Handels und der Industrie, Den überzeugendsten Ausdruck finden dies« beiden so wichtigen Zweige unseres Wirtschaftslebens in der Leipziger Messe. Ziveimal im Jahre, am ersten Sonntag im März und am letzten Sonntag im August öffnen sich die Tor« d«r zahlreich» Mesz- hnuser für ein« Wock>e und bi«t«n der gesamt«» W«It, die sich hier zum Einbaus« ihrer Waren einstellt, ein überwältigendes Bild Uber Stand und Fortschritt der deulscl)«n Industrie. Keine Messe der Welt, so viele es deren auch gibt, bann sich rühmen, Käufer aus allen Teilen der Welt bei sich zu selx'n. Keine Stadt der Welt ist auch so vollkommen aus diese Messe eingestellt wie Leipzig selbst. Es hat schon immer Messe» gegeben, die allerdings in alter Zeit mehr den Charoliter einer Warenmesse hallen. Schon das lilassisclze Altertum hatte feine Märkte, die anlässlich von Kir- ä)en- und Volksfesten abgehalten wurden, und bei denen Stadt und Land ihre Erzeugnisse gegenseitig auslauschten. Diese Bles sen ähnelten unseren jetzigen Jahrmärkten. Das Recht, Jahr märkte abzuhallen, wurde nur Städten verliehen. Gegen Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung wurden di« Sitze von Klöstern und Bistümern, die Residenzen der Grundherren, wie überhaupt die wichtigeren Zenlralpunkle der grundlzerr- lichen Verwaltung zu Brennpunkten der wirtschaftlichen Ent wicklung und des Verkehrs. Di« geschäftliclze Abwicklung hat sich hier meistens anläszlich der kirchliäzen Feste aluzespielt. Den Anlah hierzu dürften die geistliäzen Herren wohl selbst gegeben haben. Selbstverständlich konnte es in den ersten Anfängen nur kleiner Handel sein. Als aber später, bei besonderen kirchliclzen Festen, grosze Mensäzenmengen lzerzuströmlen und besonders auch Fremde sich einfanden, nahm diese geschäflliclze Seite an Umfang und Bedeutung zu. Es sanden sich auch die Handiverker ein, die ihre Erzeugnisse zum Verkaufe anboten. Diese Märkte wurden durch Verleihung bestimmter Rechte und Privilegien gefördert. Solch« Vorrechte waren: die Aus nützung der Münze, die Einrichtung von (Yeldivechsel-Anstalten, Privilegien für Händler, das Recht für Hoshörige. auf eigene Rechnung für den Absatz ihrer Ware auf dem Markte zu arbei ten, der Marktsrieden. der sich auf den Marktori und aus den Weg von und zum Markte bezieht und der am Orte für seine Dauer durch Ausrichten eines Kreuzes, das Hissen einer Fahne, das Läuten der Glocke» lvsonders gekennzeichnet wurde. Seit 1218 umfafzten alle Marktprivilegien auch die Marktgerichts- barkeit. Eine besondere Förderung aber erfuhren die Messen da durch. das; die nach und von den Messen reisenden Kaufleute kaiserliäzen Schulz genossen, aus kaiserlichen Befehl wurden ge wöhnlich für die Messe die Zölle aufgehoben. Ma» kann sich den ¬ ken, dnfz dadurch Käufer und Verkäufer nach solchen Mesiorlen zusammenströmten, wo ihnen neben der Sicherlzeit der islerson und ihres Eigentums, noch ein »roher Teil der sonst übliä>en Zölle und Abgaben erlassen wurde. Leipzig selbst erhielt 115,6 vom Markgrafen Otto einen Stadtbries, in weläzem fremde Jahrmärkte innerhalb einer Meile Wegs um die Stadt Leipzig lzerum verboten wurden. Als die eigentliche Gründung der Leipziger Ware »messe ist der 1. März 1268 zu bezeichnen, an iveläzem Tage Markgraf Dietrich von Landsberg «inen Schulzbrief aus stellte. nach welclzem nicht nur die eigenen Kaufleute aus ihren Leipziger Mcszsahrten seinen Schulz und Schirm genieszen soll ten, sondern auch die Kaufleute, mit deren Landesl^rren er in Fehde lag. 1.863 erhielt Leipzig den Marktzoll. 1123 erlangte die Stadt die Gerichlshol>eit unter Friedrich dem Streitbaren. Diese gleiclzen Rechte hatte damals in Deutschland auch »och Frank furt a. M. Ursprünglich wurden auf der Messe nur die mitgebrachten Waren verhandelt und gleich l>eznhlt, später sind al>er auch schon Zahlungsstundungen bis zur nächsten Messe nachweisbar. Die Mess« hat insofern eine Holze Bedeutung, als durch das Zu- snminenslrömen der fremden Erzeuger und Händler die Schran ken, die dem mittelalterlichen Handwerke durch ihre Zünfte und Gilden gesetzt waren, ivenigstens für die Dauer der Messe aus gehoben wurden. Aus den Mesz- und Stapelplätzen eniwickelle der aus gebildete mittelalterliche Handel frühzeitig besondere Gebräuclze. Man führte vereinfachte Geschästsartcn ein. besonders bezüglich der Bezahlung der Waren. Der kostspielige und gefährliche Transport des Bargelds führte zum Wechsel, und so entstanden in den groszen Meszorten ungefähr zu gleicher Zeit auch die Börsen, unter weläzcr Bezeichnung aber auch nur die Märkte zu verstelzen sind Es wäre falsch, anzunehinen. die mittelaller- lirlze Messe als eine Ersclzeinungsfmm des Wohlstands und des entwickelten Wirtschaftslelrens nuszufassc». Der freie Waren austausch wurde durch Holze Zölle, Mauten usiv. sehr gehindert. Die schlechten Strafen und Üterkehrsmillel erschwerten den Transport. Ebenso de dauernden Fehden zwisclzen den einzel nen Landeslzerren. Alle Waren muhten per Achse transportiert iverden, so dasz die einzelnen Kaufleute sich reichlich mit Waren einzudecken gezwungen waren. So gewann die Messe an Bedeutung, da durch diese selbst sehr entlegene Länder miteinander in Verbindung traten und Handelsgeschäfte vermillelt wurden, die sonst nie zustande ge kommen wären. In dieser Beziehung liegt der Vergleich mit der gegenwärtigen Zeit sehr nahe. Ai ch hier ist der nufzerordent- liäzc Zuzug zu den Messen einesteils in dem Warenhunger, andernteils in der Sucht, die höchsten Preise und ausländischen Valuten zu erzielen, zu suchen. Und auch nach dem Weltkriege Hal die Annäherung der Kaufleute der verschiedene» Nationen im friedliclzen Konkurrenzkämpfe des Handels ivesentlich zur Milderung der nationalen Gegensätze der Völker beigelrngen. Die ersten Me sz g r ii n d u n gc n geizen aus die Zeit Line Ansprache des Heiligen Vaters Vom Geiste der Wissenschaft. Am Sonnalxmd empfing der Papst in der Sala Durale etwa 800 Teilnehmer des in Rom tagenden internationalen Physiologenkongresses. Zuerst wurde er in der Sala del Par- mencsi von den lzervorragendsten Mitgliedern der Tagung be- grüszt, darunter von dem NoluUpreisträger Prof. Meyerhosf- Heidelberg, Prof. Frank-Münäzen, Hill-London und von Euler- Stockholm. Der Papst unterhielt sich mit den Herren in deut- säzer. sranzösisclzer oder italienisäzcr Spraclzc. Nachdem der Papst dann in der Sala Durale den Thron bestiegen hatte, stellte chm Pros. Bottaeci die Anwesenden vor. die 37 Völker ver schiedener Religion und verschiedener Ideale verträten, aber vereint den Papst ehren wollten, der seine Jugend der Wissen schaft geweiht habe Der Papst dankte für die Ehrung; denn nichts sei dem Menschen nülzer, als der Geist, der in ihm sei, und in der Tat trügen die lzeruorragenden hier versammelten Personen die Flamme eines Geistes, der gegenwärtig auch in ihm die Ftamme wieder entzünde, die das Ideal seiner Jugend geivesen sei. Ver schiedene Länder, verschiedene Religionen, verschieden« Ideale sehe er hier, aber all« seien vereinigt in dem einen Ideal, dein Ideal der Wissenschaft. Der Papst dankte für die Möglichkeit, so viele grohe (geister sehen zu können, di« der Wissenschaft und dem Fortschritt unserer Kenntnisse von den Lebensvorgangen geweiht seien. Es erfreue ihn besonders, dasz er hier Seelen und Geister vor sich hal>e. die der wahren Wissenschaft hingegeden seien, weil auch er viele Jahre hindurch fein« ganze Kraft dem Kult der Wissenschaft geweiht ha!>e. Der Papst erklärte in die sem Zusammenhang, er fürchte nickt die Kritik, die sich ost gegen jene richte, die sich der reinen Wissenschaft hingäl'en, als mach ten sic sich dem Leben weniger nützlich, wenn sie sich von ihm absonderten. Das Gegenteil sei wahr, weil wenige Dinge dem Leben so nützlich seien, wie die Wissenschaft, die eine gewisse Aö- geschiedenlzeit notwendig mache. Er bringe besonders diesem Kongrefz groszes Interesse ent gegen. weil er dadurch an den sogenannten Koder des Plznsio- looen erinnert werde, der siclzer dem zweiten Jahrhundert ange höre. Zum Schluss erteilte der Papst den anivesenden Katho liken seinen Segen. Minister Fouri mit seiner Gattin und Tochter bei der Ankunft auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin. — Der südafrikanische Bergbau- und Industricmnustcr Fouri ist in Berlin «ingetrof- fen. Der Minister befindet sich auf der Rückreise von der bri tischen Reichskonfercnz in Ottawa nach seiner Heimat. der Merowinger zurück, deren König Dagobert 629 dem Kloster St. Denis eine Reih« von Privilegien gewährte. Diese Messe ist nachweisbar die erste des fränkischen Reichs, die auch durch das ganze Mittelalter hindurch bestellen blieb. Es entstanden zu Troqe 1114. Lagny 1194 und tvsonders in Lyon Blessen Die- sellwn waren für die französiscizen Könige von besonderem Wert, da diese dadurch ihre dauernden Geldbedürfnisse befrie digen konnten. Auch wurden Handel lind Industrie des Landes durch sie sehr gefördert. Ebenso Ivie in Frankreich entstanden in Spanien verschiedene Messen. Die bedeutendste von Italien war die von Padua. In Deutschland gewann neben Leipzig und Frankfurt a. M. besonders hervorragende Bedeutung Frank furt n d. Oder: seit 125,3 wurde von hier aus der Verkehr des Ostens und Westens geregelt. 185-6 war der Höhepunkt der Frankfurter Blesse, danach verfiel sie aber rapid und ging schlietz- lich ganz ein. Neben diesen drei »rohen Messen bestand noch eine zu Braunschiveig. die aber keine grohe Bedeutung, höchstens eine lokale, gehabl hat. 1850 ist auch sie eingegangen. Leipzigs Gröhe und Bedeutung beruht nicht allein auf sei nen verbrieften Rechten, sondern auf dem aufstrebenden Geiste seiner zielvollen Handelspolitik und der besonderen Rührigkeit seiner Bewohner. Das; dieses Bestreben. Stadt und Messe hoch zubringen. mit schweren Kämpfen zusammenhängt, kann man sich vorstellen. Harte Kämpfe, besonders mit anderen Städten, die als Messe- und Siapelpläsze konkurrieren wollten, waren durchzusechten. besonders mit Frankfurt um 1710 wegen Ver legung der Ostermesse und mit Braunschiveig Die Umwandlung von der Waren- zur Mustermesse vollzog sich zu Beginn der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts und kann zu Beginn der 80er Jahre als beendet angesehen werden. Zuerst lwgann sie auf dem Gebiete von Keramik. Porzel lan. Glas. Bijouterie usw. und ging schliehlich dann auch auf Textil, Genuhmittel und dergleichen mehr über. Im Neuen Rathaus befindet sich eine Modell- und Ent wurf Blesse, die als Ziel die Hebung der Oualitäts- und künst lerischen Wertung der Industrie hat, die Universität« Räume und das Grassi-Museum wurden besonders dem Kunstgeiverde zur Verfügung gestellt. Das ehemalige Königliche Schlosz wurde zur Porzellanmesse. Auherdem haben verschiedene Staaten Szieziailzäuser mit Ausstellungsräumen für ihre eigene Indu strie gebaut, so z. B. Oesterreich. Schweiz. Tschechoslowakei, Ungar» und Rumänien. Bestrebungen nach Beteiligung be- In deinen Angen stehl mein Bild Roman von Peler Keinrich Keulers (48 Iorlsthung) tNachdrnck vrrbolrn.) „Gnädigste, wte charmant Sie geworden sind! Wissen Cie auch, daß Eie eine Riescnaufgabe ersüllt haben und dak Sie fast alle männlichen Kräfte unserer Liga in den Schatten stellen? — Nun aber darüber nächtens. Eie sollen erst einmal recht zur Ruhe kommen. Für Ihre Wohnung ist in diesem Hause bestens gesorgt. Sie woh nen im zweiten Stock und sind selbstverständlich mein East." „Aber Sie haben mir noch nickt gesagt, wie Sie nach Paris kommen und warum Sie die französische Uniform tragen." „Ach, meine Gnädigste, man muh sich doch geben, wie man genommen sein will. In Genf ist man neutral, also trage ich einen gewöhnlichen Zivilanzug. In Frankreich ist Krieg, also trage ich die Uniform." „Ich bewundere Sie, Herr Graf, wirklich. Um so mehr habe ich Hoffnung, datz Sie mich recht, recht bald nach Neuiliy bringen." „Vor 14 Tagen, damals, als wir Sie erwarteten, war alles vorbereitet, der Chefarzt verständigt, nur Ihr Herr Neubauer sollte noch nichts erfahren. Aber, daß er sich dort befindet, und dah es ihm gut geht, bis auf feine Wunde natürlich, dessen kann ich Sie jetzt schon versichern." „Kann ich heute noch hin?" fragte Virginia.kurz. „Heute noch? Es ist gleich Abend, Gnädigste. Es wird eine Stunde dauern, eh« alle Stetten unterrichtet sind. Sie fahren zwei Stunden, ehe Sie dort ankommen, dazu ist es gefährlich, nach dieser Seite hin Paris zu verlassen. Sie wissen ja, dah die Deutschen unsere Stadt beschiessen. Seit einigen Tagen haben sie ein Geschütz, mit dem sie uns er- reicLn. Ja, es sieht vöso aus hier, aber darum brauchen Sie nicht blaß zu werden. Wir Haven hier Keller, die vor den Deutschen sicher sind. Dazu sind wir ja schlieWck in Pari», wissen Sie, was das heitzt für «in« jung«, hübsche Dame?* ... - . Der Rumäne erhob sich bei diesen Worten, beugte sich über das Mädchen, und hülle sie umarmt, wenn Virginia nicht hastig ausgestauden wäre. „Also gehen wir erst, ich will Ihnen Ihr Zimmer zeigen lassen. Alles ist für Eie zur Stelle, zwei Zimmer mädchen. eine Zose, auch steht Ihnen unser Hausdiener selbstverständlich zur Beringung. Wir finden uns dann wieder im Erdgeschoss des Hauses, eine Gcscllschast, die gern tanzt, junge Leute ... Eie verstehen, Fräulein Virginia, und ich hoffe, Sie werden es nicht bereuen, nach Paris gekommen zu sein." Während der Graf so sprach, ging er voran die Treppe hinauf. Virginia war es, "als spreche er nicht zu ihr, son dern zu einer andern. War sie gekommen, um sich wohl und jung zu fühlen in dieser Stadt? Das Zimmer, in das der Graf sie führte, schien die Ant wort darauf geben zu wollen. Da stand ein Bett wie das einer Fürstin, elsenbeinweisi, mit mächtigem Baldachin, davor ein riesiger Teppich von hellblauen indischen Mu stern, ringsum Nokokomövel, die zwar nicht alle stilrein waren und kaum zueinander passten. Aber das war un verkennbar: irgendein Eifer oder gar eine Liebe halten hier zusammcngetragen, was nur erreichbar war, mit aus gesuchter Raffinesse war zumal das Badezimmer ausge stattet, aus dem Virginia, als sie die Tür dahin öffnete, ein weicher Dust, gemischt aus Wasserdampf und wohl riechenden Essenzen, entgegenkam. Mongescu schmunzelte, als Virginia ihre Zufriedenheit ausdrückte: er führte sie noch in das Nebenzimmer zur anderen Seite, wo in einem eingebauten Schrank viel Raum war, um Kleider, Mäntel und Wäsch« unterzubringen. Daneben stand ein Frisicrtisch mit vielerlei Fläschchen und Schälchen und Döschen, mit Bürsten und Kämmen, alles von auserlesenem Material. Die Spiegel waren alle kunstvoll geschlissen und hatten waylpc^iNtich einmal IN einem Schlotz oder in einem Palast gestanden. Virginia fragte nicht nach der Herkunft, und Mongescu schwieg auch: er beobachtete unablässig Virginias Mienenspiel wie einer, der aus der Freude ves andern den Loh» für eine wohlvorbereitete Usverraschung nehmen will. Als der Graf gegangen war, setzte sich Virginia aus den Bcttrand, um ihre Gedanken zu sammeln. In welches Haus war sie geraten? In wessen Gewalt? Konnte es Zufall sein, da» sie mit dielen, Grafen hier zu sammentraf? Der Mick des Menschen, der ihr die Tür ge öffnet, schien aus allen Winkeln zu lauern. Mongescu selbst, dieser Mongescu in Uniform, hatte sich soviel und aufdringlich um sie gekümmert. Nun würde sie neben ihm wohnen, von seiner Gnade ablsitngig sein . . . Da klopfte jemand an die Tür. Virginia erhob sich und lieh eiutreten. Ein Zimmermä0ct)en meldete sich, ein kleines, leichtfertiges Ding, mit hellgesärbtem Haar, kur zem schwarzem Röckchen und weitzer Spitzcnhgube. Ob Mademoiselle jetzt zu baden wünsche oder erst vor dem Schlafengehen. Nein, lieber jetzt, entschied Virginia, lieh sich erst beim Auspacken ihrer Koffer helfen und dann ein Bad bereiten. Das Mädchen fing an zu plaudern. Eie sprach ein schlechtes, verwaschenes Französisch, und das mit einer verbrauchten, fast heiseren Stimme. Mademoiselle habe das schönste Zimmer im ganzen Haus«, Mademoiselle sei aber lange ausgeblieben; denn Msjö habe sie schon lange rrwartet. und die anderen Herren hätten ihn schon geneckt, weil Mademoiselle Virginia nicht komme. Ob Mademoiselle keine Angst habe. 10 Minuten vom Hause entfernt sei ein Geschosi eingescklagen. Die Deutschen wür den bald auf Paris vormarfchieren, werde gesagt. Msjö wisse das alles ganz genau. Als man daran ging, Virginias Kleider zu ordnen und in den Schrank zu hängen, begann das Mädchen mit Ausrufen des Entzückens. Als sie ein grünes Seidenkleid in den Händen hielt, meinte sie, das könne wohl gleich drausicn bleiben für heute abend. „Was ist denn heute abend?" fragte Virginia. „Wie, das wissen Eie nicht? Hier ist jeden Abend unten im Keller Tanz. Da müssen Ei« schön sein für die Herren, die hier bei uns vorbcikommen. Es sind imm?r andere. Cie wissen doch . . Das Mädchen blick!« bei diesen Worten verstohlen zu Virginia auf und blinzelt« vielsagend mit den Augen. Virginia zog die Lippen verächtlich herab und tat, als sei ihr das alles nicht Neues. Iu Wirklichkeit sprang in ihr «in« entsetzliche Vermutung auf. Blitzartig zuckte ihr ein Gedanke durch den Kopf: Man hat dich In eine Fall« aelocktl fFortfetzung «olgkf.
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