Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 12.12.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193512126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19351212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19351212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1935
- Monat1935-12
- Tag1935-12-12
- Monat1935-12
- Jahr1935
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.12.1935
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
0Essettuna Donnerstag, 12. Dezember 19ZS SchrtstNttunz: Dre»»,».«.. Polleiftr. 1?, genu-t rO71t «. »10U Defchüftiftell«, Druck ui» vertag: Trnuaula Buchdrucker«» und Verlag LH. und S. Winkel, Patterstrah« U, geruruj Uftrr, Vosttche«: «r. IW, vank: Stadtbaul Lreed«, Nr. «7«7 Zm ZaU, oan «Stzerel LewaU, verdat, elnrretea»«, velried» Münzen Hal der Bezieher «der Werdunglreidend« lein« ck» lprüche, »all» di« Zeitung in vefchränktem Umiange, uerl-Slet oder nicht erlcheint. — Lrillllungsarr Die»»«». - — Srlcheiut I mal «iichenliich. «Nonatlicher vezug»pr«I, durch Trüge, «Inlchi « Psg Hz». « Pfg. Trügerlahn l,70; durch di, Poft l,7<> «Inlchlieglich Voftllbern>«IIunz»gebühr, zuzüglich »« Pig Poft-Besteftgeld. kinzelnummn U Pig.. di« Sonnabend'. Saunlag. und gesttagnumm« w Pf«. Verla,»an Vreade». «lnzeigenpreile: »i« llpailig, » mm drei»« Zett« « P», l illr gamilienanzeige» b Pig. gür Plahwünlch« Unue» »N lein« Tewäh, »elfte». . Nummer 287—S4. Jahr«. Sächsische Vor Fliegerangriff aus Mis-Meba? Panik in der Hauptstadt Abessiniens Räumung der Stadt durch die Bevölkerung Addis Abeba, LI. Dez. In der Nacht zum Mittwoch trafen in Addis Abeba Nachrichten ein, die flir die Morgenstunden des Mittwoch einen Bombenangriff der italienischen Flieger auf die Hauptstadt anlrllndigten. 8.30 Uhr morgens begann die Räumung der StadtdurchdieBevölkerung. Zu Tausenden und Abertausenden flüchteten die Einwohner in langen Zügen und begleitet von Wagenkolonnen in die Umgebung von Addis Abeba und in die umliegenden Berge. Europäer und Eingeborene wurden von der von Haus zu Haus gehenden Polizei aus dem Schlaf geweckt und ausgesor- dert, sich in Sicherheit zu bringen. Allgemein hat eine panikartige Stimmung Platz gegriffen. Alle ver fügbaren Kraftwagen werden zu Preisen von 100 bis 200 Mark gemietet, um aus der bedrohten Stadt zu gelangen. Um die Mittagsstunden des Mittwoch wurde die folgende Meldung ausgegeben: Der auf Grund verschiedener Meldungen für die Morgen stunden des Mittwoch allgemein erwartete italieniche Luftangriff ist bis 1v Uhr vormittags nicht erfolgt. In abessinischen Kreisen hält man es jedoch nicht slir unmöglich datz er doch noch zu einem späteren Zeitpunkt eintritt. Im Lause des Vormittags wurden die Liiden in der Stadt wleder g « öfsnet. In der ersten Ausregung haben ungesähr 2 9 0 0V Menschen Addis Abeba verlassen. Das Ge ¬ sandtschaftsviertel war bereits um 6 Uhr morgens von Tausenden umlagert, die dort Schutz zu sinden hassten. Die abessinischen Behörden haben eine vierfache Verstär kung des Polizeidienstes eingerichtet. An allen Slratzeneclien wurden zur Bekämpfung von Bränden infolge von Bomben abwurf große Fässer mit Wasser ausgestellt. Der abeff. Außenminister beim engl. Gesandten Keine Abtretung der Provinz Ogadcn London, 11. Dez. Wie aus Addis Abeba gemeldet wird, hat der abessinisch Autzenminister am Dienstag den britischen Gesandten, Sir Sid ney Barton, ausgesucht und ihn gefragt, ob er Nachricht über den Inhalt des Pariser Friedensplaneo hab«. Die Antwort lautete verneinend. Von maßgebender abessinischer Seite wird erklärt, es sei höchst unwahrscheinlich, daß Abessinien bereit sein werde, sich aus Jriedensverhandlungen einzulassen, so lange noch ein einziger italienischer Soldat aus abessinischem Boden steht. Der angeblich Vorschlag einer Abtretung der Provinz Ogaden an Italien wird in Addis Abeba als lächerlich bezeichnet, da di« Italiener im Süden seit Ausbruch des Krieges kaum Fortschritte gemacht hätten. Eine Sanitätsabteilung, die aus 1ö Lastkraftwagen besteht, hat am Dienstag Berbern (Britisch-Soinalilaud) in Richtung auf die abessinisch Grenz« verlassen. Sie ist zunächst sür Harrar bestimmt. Llebereinstimmung zwischen Pans u. London Lediglich die Verfahrensfrage noch nicht vollständig geklärt Pari«, 11. Dez. Wie in politisch gut unterrichteten Kreisen in später Abendstunde des Dienstag bekannt wurde, wurde in der etwa dreiviertel Stunden langen Besprechung, dl« Laval am Dlenstagnachmittag mit Unterstaatssekretär Sir Robert Van« sittart und dem britischen Botschaster in Paris gehabt hatte, endgültig di« llebereinstimmung zwischen der französischen und der britischen Regierung über die Formulierung der Bedingungen zur Beilegung des ita lienisch-abessinischen Streltfalles festgelegt. Diese Formulie rungen bilden auch den Inhalt der Vorschläge, die im Lause der Nacht den Botschaftern beziehungsweise Gesandten Italiens und Abessiniens überreicht werden sollsen. Der britische Unterstaatssekretär und der britische Bot schaster seien im Besitze der Anweisungen gewesen, die im Ka binettsrat ausgearbeitet morden waren Die Londoner Regie rung habe in Ruhe die Vorschläge prüfen wollen, die die Un terschrift des Leiters der britischen Außenpolitik getragen hät ten, und deren Tragweite eine eingehende Prüfung rechtfertige. Das fei außerdem verständlich gewesen, da niemand, weder in London noch in Paris, vor dem Zusammentreffen von Laval und Sir Samuel Hoare gewagt habe, an einen derartigen Er folg der Besprechungen zu glauben Der britische Kabinetts rat habe die Friedensvorschläge vollkommen gebilligt, und wenn Einwände erhoben worden seien, so hätten diese nur Ein zelheiten im Wortlaut betroffen. Es bleib« jetzt lediglich die Frag« des Versahrens offen, die bis zum Augenblick noch nicht vollkommen geklärt sei. Laval, der am Mittwochabend nach Genf reise, werde im Lause seiner Fahrt oder bei seiner Ankunst darüber eine Besprechung mit Eden haben, der sich ebenfalls nach Gens begebe, um England im 18er-Ausschuß zu vertreten. Ma- dariaga werde sich im gleichen Zuge besinden. Somit würden die französischen und englischen Minister Gelegenheit haben, sich mit dem Vorsitzenden des Fünferausschusses zu besprechen. Alan sei daher der Ansicht, daß in Anbetracht der britisch französischen Eiuigungsbemühuugeu der 18er-Ausschuß dazu ge bracht werden könne, seine Entscheidung über die Oelfrage hinauszuschiebon. Aus Grnnd der Pariser Vorschläge würden notwendigerweise Besprechungen in Genf slattfinden. Unter diesen Umständen dürste der Fünserausschuß sich mit der An gelegenheit befassen. Die Wiederaufnahme seiner Arbeiten, so betont man in Paris, iverde in allen Ländern mit Befriedigung verzeichnet werden, da die Mitgliedstaaten des Völkerbundes in Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber dem Völkerbundspakt durch die Anwendung der Sühnemaßnahmen zum Teil erheb liche Einschränkungen auf sich genommen hätten, doch würden diese Besprechungen des Fünscrausschusses nicht möglich sein, falls die beiden kriegführenden Staaten sich nicht bereiterklär- tcn, daran teilzunehmen. Aus diesem Grunde hänge die Wie deraufnahme normaler wirtschaftlicher Beziehungen und eine Schlichtung des Streites von den Leitern der Politik in Rom und Addis Abeba ab, in erster Linie allerdings von Mussolini. Man müsse betonen, daß man sowohl von englischer wie von französischer Seite die äußersten Grenzen der Zugeständnisse und politischen Möglichkeiten erreicht habe. Sa- EhetauglichkekS-ZeiWlS Ausstellung durch das Gesundheitsamt Voriäusig nur in Zweifelssälien Berlin, 11. Dez. Die erste Durchführungsverordnung zum El-egesundl)eitsaesetz, die soeben ergangen ist, regelt im einzelnen das Verfahren für di« Ausstellung oes Ehetauglichkeitszeugnisies. Dabei wird noch einmal daraut hingewiesen, daß vorläusig noch das Ehetauglichkeitszeugnis nur beizubringen ist, wenn der Standesbeamte begründete Zweifel über das Borliegen eines El)ehindernisses ha». Zwecks Erlangung des Ehetauglichkeits- zeugnisses hat sich jeder Verlobte bei dem Gesundheitsamt unter suchen zu lassen, in dessen Bezirk er seinen Wohnsitz oder ge wöhnlichen Aufenthalt hat. Das Gesundl-eiisamt stellt ent- spreä)«nd« Ermittlungen Uber die Erbgesundheit der Verlobten an. Der Verlobte kann sich auch von einem vom Reichsärzte- siihrer hierfür zugelassenen Arzt der freien Praxis untersuchen lassen, und zwar kostenlos, wenn er einer relchsgesetzlichen Kran kenkasse oder einer Ersatzkasse angehört. Das Untersuchungs ergebnis wird an das zuständige Gesundheitsamt iveilergeleilet. Die Ausstellung des Ehetauglichkeilszeugnisses erfolg! durch das sür die Untersuchung der Braut zuständige Gesu»dl)«itsainl. Es wird ungültig, wenn die Ehe nicht binnen sechs Atonalen nach der Ausstellung geschlossen wird. Für die Erteilung oder Mr- sagung des Ehetauglichkeitszeugnisses wird von jedem Verlobten ein« Gebühr von 5 RM. erhoben, di« bei Bedürftigkeit er mäßigt oder erlassen wird. Gegen die Versagung oder Zurück nahm« des Ehetauglichkeilszcugnisses kann i«dcr Verlobte die Entscheidung des Erbgesundl-eitsgerichtes anruscn, und gegen die Entsck-eiduug des Erbgesundheitsgerichtes ist auch noch Be schwerde an das Lrbgesundl-eitsobergericht zulässig. Für das gerichtlich« Verfahren wird in jedem Rechtszug eine Gebühr von b RM. erhoben. Die Kosten des Verfahrens muß der unter liegende Verlobte tragen. Ist rechtskräftig festgestellt, daß «in Ehchindernis nicht besteht, so iverden di« gerichtlichen Gebühren erstattet. Das Aufgebot darf erst angeordnet iverden, ivenn dem Standesbeamten das El)«tauglichkeitszeugnis vorgclegt morden ist. Die Verordnung trlsst auch «ine Regelung sür die Fälle, in denen «in Verlobter seinen Aufenthalt im Auslande hat. Ocs Geheimnis von Varis Die französische Regierung Hal fainltime Angaben uv« den angeblichen Inhalt der Pariser Abessinien-Vorschläge als frei erfunden dementieren lassen. Dies ist die erste amt liche Pariser Verlautbarung seit dem mageren Kommunique vom Sonntagabend. Man mutz sich dies vor Augen halten, um zu ermessen, auf wieviel unbekannten Voraussetzungen die dramatischen Stimmungsausbrüche der letzten zwei Tage beruhen. Aus den ersten Blick erscheint es durchaus unwahr scheinlich, datz das schwierige diplomatische Verhandlungs terrain, auf dem man sich bisher nur mühsam vorarbeitete, nun auf einen Schlag so stark durchforstet worden märe, um bereits die Umrisse einer Verständigung zu erkennen. Der abessinische Streitfall gehört zu jener Art vvn Konflikten, in denen es keine plötzlichen und überraschenden Wendungen gibt, weil es nicht blotz um Prestigefragen und Verträge, sondern um Bodenbesitz und nationale Lebensfragen geht, und die scheinbare Zickzacklinie beschränkt sich auf die diplo matische Oberfläche der Erscheinungen, soweit sie nicht das blotze Ergebnis öffentlichen Sensationsbedürsnisses ist. Eben sowenig wie Oelsanktionen bereits eine Kriegserklärung be- deuten, kann man eine Londoner Unterhausrede oder die Spazierfahrt zweier Schlachtschiffe im Atlantik bereits als sicheres Friedenssymptom bewerten und entsprechend ver- dient auch das Ergebnis der Pariser Unterredungen mit Vorsicht eingeschätzt zu werden. Datz ein möglicher Wendepunkt erreicht ist, zeigt das Verhalten der wenigen Wissenden. Das Londoner Kabinett hat in stundenlangen Dauersitzungen den Pariser Vor schlag geprüft und korrigiert, Mussolinis Montags rede vor dem Senat steht im Gegensatz zu seiner Kammer ansprache im Zeichen des Abwarlens. Auch in einem ande ren Punkt herrscht allgemeine Uebereinstimmung: Wenn die Pariser Indiskretionen richtig wären, so hätten Laval und Samuel Hoare den Italienern mehr als die hülste des heutigen Abessiniens gleichsam ohne Schwertstreich überantwortet. Gleichfalls wäre sestzustellcn, datz Italien ein wichtiges strategisches Ziel, die Verbindung zwischen Eritrea und Somaliland, nicht erreicht hätte. Fügen wir hinzu, datz der Negus jede größere Gebietsabtretung kate gorisch ablehnt, so ergibt sich, daß mit der angeblichen Einigungsformel die Berhandlungsjchwierigkeiten erst be ginnen würden. Die englischen Staatsmänner Haven wiederholt darauf hingewiesen, daß eine Lösung gefunden werden müsse, die Italien, Abessinien und den Völkerbund in gleicher Weise zusriedenstelle. Da nun aber der italienische und abessinische Standpunkt soweit voneinander entfernt sind, wie er nur zwijckM zwei Kriegführenden sein kann, so wird eine An näherung der Standpunkte nur durch einen entscheidenden Sieg der einen oder anderen Seite oder durch völlige stra tegische Ermattung beider Seiten zu erzielen sein. Mili tärisch kann davon heute noch nicht gesprochen werden- Italiens Vormarsch hat vorläufig am Fuße des eigentlichen abessinischen Hochplateaus Haltgemacht und die Säuberung der Etappe stößt schon jetzt aus große Schwierigkeiten, wäh rend die Abessinier ihre Verteidigungsstellungen ständig ausbauen. Auf der anderen Seite ist die italienische Kampf kraft völlig ungebrochen und die Einwirkungen der Sank tionen aus die italienische Kriegführung liegt noch im weiten Felde. Es war daher nicht unrichtig, wenn man In London noch vor kurzem Vermittlungsbcmühungen auf Grund der militärischen Lage für verfrüht bezeichnete. Nun wird aber der abessinische Krieg gleichzeitig aus dem diplomatischen Felde geführt, und es wäre an sich nicht undenkbar, daß hier den Entscheidungen an der mili tärischen Front vorgegrissen würde. In Gens lag der Sieg eindeutig ans der abessinischen Seite, der Völkerbund hat sich auf keine der von Italien vorgetragenen Kolonial theorien eingelassen und den Sanktionskrieg gegen dev italienischen Angreifer erklärt. Sicherlich wiird« eine Einigung der drei Westmächte auf Kosten Abessiniens die Lage von Grund auf ändern, denn es ist klar, datz auch das tapferste Bergvolk einem von den Kolonialmächten unterstützten italienischen Angriff einmal unterliegen würde. Die einfach« Preisgabe des Völkerbundstand punktes ist aber nicht allein für England, sondern auch für Frankreich eine glatte Unmöglichkeit, wenn nicht die mit solchem Eifer betriebenen Ver suche zur Aufwertung des Sicherheitsgedanken, völlig zerschlagen werden sollen. Man hat sich selber den Rück weg versperrt, als man die Pazifisten und Völkerbunds anhänger mobilisierte und ein völkerrechtliches Verdikt gegen den von Italien als Notwehrakt betrachteten Einmarsch in Abessinien aussprach. Gewiß, das politische Leben kennt keine Unmöglichkeiten, und selbstverständlich werden For men zu sinden sein, durch die man die Völkerbundstheorien mit den Lebcnsinteressen einer großen Nation oersöhtzt. Aber dazu gehört guter Wille und — Zeit. Der gute Wille, «ine weitere Verschärsung des Konfliktes zu vermeiden, ist
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite