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Sächsische Volkszeitung : 26.10.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193810265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19381026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19381026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1938
- Monat1938-10
- Tag1938-10-26
- Monat1938-10
- Jahr1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.10.1938
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Sächsische Volkszeitung Mittwoch, 28. Oktober 1938 Nummer 2S2, Seite tt Marschall ^och im englischen Urteil Zur deutschen Ausgabe der neuen Biographie von Liddell «art lieber Marschall Fach, den bedeutendsten mllitilrischen Gegenspieler Deutschlands im Weltkrieg, ist bereits eine Lite ratur geschrieben worden. Die legendäre Ausschmückung seines Bildes und seines Wesens, die diesem Feldherrn der Entente nicht erspart blieb, trat dabet immer stärker vor den nach und nach zusammengetragenen Tatsachen der Geschichtsforschung zurück. Wesentliche Korrekturen seines Charakterbildes wird man von der Zukunst kaum noch zu erwarten haben. Der Marschall Foch steht vor uns als ein schneidiger Soldat, ein selten starker Willensmensch, «in fanatischer Franzose, dem man wokl militärisch die Fairneß nicht absprechen kann, der aber politisch sich durch einen ungewöhnlichen Deutschenhaß hervortat, insbesondere in den Monaten, die das Ergebnis des Welt krieges festlegen sollten, und der in der Pose des Siegers nicht jene Haltung eiiznahm, der man besonderen geschichtlichen Weit blick hätte nachrühmen können. Der temperamentvolle, in seinen Aussprüchen keineswegs zaghafte Südfranzose sticht um so mehr von seinem wortkargen britischen Partner, dem Marschall Haig, ab, als dieser, nachdem das militärische Werk getan war, sich unmittelbar in sein Privatleben zurückzog und die politische Auswertung der Ereignisse anderen überließ. So mußt« es sich Marschall Foch gefallen lassen, daß di« zwanzig Jahre seit dem Weltkrieg seine politischen Ansichten, mit denen er die Früchte seines Erfolges zu konserviesen hofft«, radikal widerlegten. Trotz dieser Einschränkungen erregt ein« neu« Fochbiographie berech tigte, Aufsehen, die au« der Feder de, englischen Historikers Liddell Hart stammt und di« jetzt, von F. von Bothmer ins Deutsch« übertragen, unter dem Titel „Foch, der Feld herr der Entente" im Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin, erschienen ist. Diese Biographie, die über den Werde gang des Marschalls wenig Neues bringt, ist durchaus sachlich und doch fesselnd geschrieben; Tatsachen werden an Tatsachen gereiht und auch mit dem eigenen historischen Urteil hält der. Autor nicht zurück. Die Meinung eines englischen Historiker» muß auch bei Foch» ehemaligen Gegnern aus lebhaftes Interest« stoßen. Nur wenige Dinge können hier herausgegriffen werden. Zunächst einmal Fachs Rolle indererstenMarneschlacht, Uber die vielfach legendäre Darstellungen im Umlauf waren. Bekannt lich war Foch bet Ausbruch des Krieges kommandierender Gene ral des 20. Armeekorps, dessen Stab in Nancy lag. Als er von Ioffre aus der lothringischen Front herausgezogen und mit der Schließung einer Lücke zwischen der 4. und S. französischen Armee auf deren linken Flügel betraut wurde, hielt sich seine Ausgabe noch durchaus in mäßigen Grenzen. Di« ihm zugedacht« Rolle war Im wessntlichen desensiv. Er sollte den rechten Flügel der b. Armee decken und die Sildausaänge der Sümpse von Saint Eond abriegeln. Liddell Hart gibt eine eingehende Darstellung dieses Teiles der Äarneschlacht in den Tagen vom 4. bis zum 10. September 1914. Er stellt dabei fest, daß die Franzosen durch den Angrisf der sächsischen Korps und der preußischen Garde unter General von Hausen, der ohne Artillerievorberei tung mit der blanken Masse im Morgengrauen des 8. Sep tember erfolgte, völlig überrascht worden seien. Fochs Reserve division sei von dem zurückflutenden 11. Korps mitgertsten wor den und erst südlich von FLre-Thampenoife zum Stehen ge kommen. „Der französische Heerführer durst« von Glück sagen", so stellt Hart fest, „daß es den Deutschen schwer siel, mit einem solch überstürzten Rückzug Schritt zu halten. Die Legende hatte Foch für den 8. September abends den Sah in den Mund ge legt: „Meine Rechte ist eingedrückt, die Mitte geht zurück. Die . Läge ist ausgezeichnet. Ich greife an." Liddell Hart stellt dem gegenüber fest, daß aus Foch» Befehlen am 9. September ein ganz anderer Ton geklungen hätte, daß die Truppen nur an gewiesen wurden, „die von ihnen gehaltenen Stellungen mög lichst stark zu befestigen" und daß nur der Hinweis, FLre-Cham« penoise solle wieder genommen werden, einen offensiven Ge danken enthielt. DI« Lesart, wonach Foch durch einen wuch, tigen Gegenstoß die preußische Garde in die Sümpfe von Saint Eönd getrieben habe, ist damit erneut in den Bereich der Fabel verwiesen. Der deutsche Rückzug Uber die Marn«, der am aller wenigsten an dieser Stelle vom Feind erzwungen war, war schon angeordnet und im Gange, «he Foch am 9. September seins Truppen zum Angriff ansehte, der um 10 Uhr beginnen sollte. Doch auch hier hätten, so sagt Hart, die wirklichen Geschehnisse weder den Erwartungen noch der späteren Legend« entsprochen. Di, b2. französisch« Division sei zu spät erschienen, um ihrs Infanterie noch vor Einbruch der Dunkelheit ins Gefecht zu führen, so daß nur ihr« Artillerie in Tätigkeit trat. Der fran zösische Kommandeur Grossem hab« cs für Unfug gehalten, seine Leute bei Nacht über ein unbekanntes Gelände vorgehen zu lasten, und der geplante Großangriff sei schließlich zum Vorstoß einer Brigade des 9. Korps zusammengeschrumpft, der keinem Deutschen begegnete. Auch Hart wundert sich darüber, daß Foch, „Memoiren", die lange nach dem Kriege niedergeschrieben wurden, keinen Hinweis daraus, noch irgendeine Andeutung ent halten, daß dieser Tag kein „ruhmvoller Sieg" für ihn gewesen sei. Er ist der Meinung, Marschall Foch habe ebensowenig gewußt, daß sein mit größtem Nachdruck vorbereiteter Angrisf in so bescheidener Art zur Ausführung gelangte, wie ihm der Grund für den deutschen Rückzug bekannt gewesen sei. Zu Foch, „Memoiren" bemerkt Liddell Hart am Schluß seines Buches zusammenfassend, der Marschall habe bei ihrer Abfassung mit Mühe nach stilistischer Vollkommenheit gestrebt, was zum Teil ihre Unzuverlässigkeit als Geschichtswerk erkläre. Wenn er mehr Zeit darauf verwandt haben würde, die Tatsachen heraus zustellen, anstatt immer nur am Satzbau zu feilen, so hätte sein« Darstellung genauer und mit der Wahrheit übereinstimmender werden können. Auch sei Foch dadurch abgelcnkt worden, daß er während seiner letzten Jahre mit der Abfassung einer Studie über die Jungfrau von Orleans beschäftigt gewesen sei. Als Foch im Verlauf der Somme-Schlacht 1918 noch im No vember in Chantilly für weitere Großangriffe eintrat, durch die er die vorherigen Mißerfolge auszugleichen hoffte, erlitt fein militärisches Ansehen eine merkliche Einbuße. Ioffre ließ Ihn fallen und machte ihn, der sich für das Frontkommando gebo ren fühlte, zum »Chef einer Gruppe von Studienkommistionen. Die Aussprüche, die Foch damals, wie er später selbst zugab, ge tan hat, werfen auf seinen hitzigen Charakter ein grelles Schlaglicht: „Boches will ich töten! Boches will ich töten! Wenn die Regierung mich meine, Postens zu entheben wünscht, mag sie cs tun. Ich werde jedoch nicht sagen, daß ich krank bin, weil das eine Lüge wäre." Nicht weniger bezeichnend ist der andere Ausspruch aus der damaligen Zeit, mit dem er seinem Aerger über die Enthebung vom grontkommando Ausdruck gibt: „Wenn man die Absicht hat, sich seines Hundes zu entledigen, dann be ginnt man mit der Behauptung, er sei toll. Das ist eine alte Regel, von der es wenig Ausnahmen gibt." Andererseits sagt er, und daraus spricht wieder ganz der Soldat, in einem wesent lich anderen Tone: „Um an der Front bleiben zu können, um nicht in, Hinterland geschickt zu werden, hätte ich mich mit der Uebernabm« einer Division oder selbst einer Brlaad« einver standen erkürt. Es kann niemals entehrend sein, französisch« Soldaten zu führen." Diese Zeit „im Schatten" hat nicht viel länger als ein Jahr gedauert. Als die deutsche Frühjahrs offensive 1918 beiderseits St. Quentin losbrech und die englische und französische Front voneinander getrennt zu werden drohte, wurde Foch wiedergeholt und bald zum Oberbefehlshaber der gesamten alliierten Streitkräfte bestellt. Auch bet Liddell Hart kommt zum Ausdruck, daß Foch selbst dann, als sich das lieber« gewicht der Alliierten geltend machte, ein vorsichtiger Feldherr geblieben ist und kaum, wie cs Genies zu tun pflegen, größere Wagnisse auf sich genommen hat. Schon 1917 hatte er sich der Meinung Petains angeschlosten, daß vor dem Juli 1918, also vor einer tatkrästigen Mithilfe der Amerikaner, keine neue Groß offensive zu beginnen sei, und er beurteilte die Schlagkraft des französischen Heeres außerordentlich skeptisch. Noch im Sommer 1918 hat Foch nicht geglaubt, den Krieg in diesem Jahre be enden zu können. Liddell Hart meint sogar, die Freude Uber die im Sommer 1918 errungenen Erfolge scheine Jochs Urteils fähigkeit beeinträchtigt und einen Rückfall in feine alten Gepflo genheiten verursacht zu haben. Anstalt dort, wo die Verteidi gung sich versteifte, die Offensive abzublafen, sei ihm der Schrei „^ttsquerl" oder „äiler-v" nur allzu leicht von den Lippen ge kommen und habe etwas Papageienhaftes angenommen. Erst im September 1918 begann Foch die Taktik der räumlich beschränk ten Vorstöße unter dem Wahlspruch „laut le moncl« » ls batsillsl" zu einer Eeneralosfensive zufammenzuschweißen, wobei er gehofft haben mag, nicht nur den deutschen Widerstand zu brechen, sondern womöglich die deutschen Armeen zwischen den sich einander nähernden Zangenbacken — der britischen und der amerikanischen — einzuschließen, eine Hoffnung, die allerdings nicht in Erfüllung ging. Es gehört zu Fochs Eigenart, daß er seine Aufgabe keines wegs als erfüllt betrachtete, nachdem die Waffen z,-m Schwelgen gekommen wLre». sondern, daß er sich verpflichtet fühlte, das Der DSKan der Londoner Westminster Abtei hat die Genehmigung zur Oesfnung des Grabes von Edmund Spencer erteilt, in dem sich eine Handschrift von Shake speare befinden soll. Wenn sich einst im Altertum sieben Städte um deu Ruhm stritten, die Heimat Homers zu sein, haben die literarischen Kämpfer um die Frage der Identität William Shakespeares glücklich sieben Prätendenten für die Autorschaft der klassischen Biihneinverke, die unter dem Namen Shakespeares laufen, auf den Schild erhoben: Francis Bacon, den sechsten Grafen Derby, den fünften Grafen Rudland, den siebzehnten Grafen Oxford, Walter Ralcigh, Christopher Marlewe nnd in jüngster Zeit Eduard de Fcre, Gras von Oxford. Sie alle haben sich »ach den Behauptungen ihrer Jünger des Namens des Schauspielers Shakespeare al» Pseudonym bedient, in der Hauptsache aus höfischen und gesellschaftliche» Rücksichten, denn so sehr man auch zur Zeit der Königin Elisabeth das Theater liebte galt doch jede nähere Berührung als anstößig und ent ehrend. Es liegt auf der Haud, daß die Berteidiger und Anhänger des uns geläufigen William Shakespeare von Stratford on Avon sich mit Händen und Füßen gegen die Berunglimpsung ihres Ideals gewehrt haben. Ihre Stellung ist jedoch in den letzten zehn Jahren stark erschüttert worden, in der Hauptsache durch ein 1928 in London erschienenes Buch von Oliver Hcrforlh, der mit Shakespeare in der traditionellen Auffassung mit folgenden Worten kurzen Prozeß machte: „Dieser Mann war ein Strat forder Dorfbewohner, über dessen Erziehung und Bildung nichts bekannt ist, dessen Unterschrift ein analphabetisches Gekritzel war, der keine fremde Sprache und kein fremdes Land kannte, der ein kleiner Schauspieler war, aber daneben noch andere, weit einträglichere Beziehungen zum Theater hatte, die es ihm ermöglichten, sich »ach Perlauf weniger Jahre in seine Vater stadt zurückzuziehcn und sich hier vollständig dem Landcrwcrb und dem Bierhandel zu widmen, ohne einen weiteren Gedanken an Aufführung und Veröffentlichung der Dramen, die er ge schrieben haben soll, zu verschwenden." Wir wollen uns nicht in das Für und Wider der verschie denartigen Thesen cinlassen, über die schon seit Jahrhunderten Ströme von Tinte vergossen worden sind. Uns interessiert heute viel mehr die Methode, die dazu geführt hat, daß jetzt eine Dichtergruft in der Westminster-Abtei ge öffnet wird, um vielleicht endlich einmal eine Original handschrift von Shakespeare zu erhalten. Das Wort Hersorths von dem ..analphabetischen Gekritzel" hat nämlich dazu geführt, daß die Shakespeare-Forscher für Angrisf und Verteidigung zu neuen Methoden iibergcgangcn sind. Man hat nicht mehr nach alten Quellen geschürft, sondern hat die Grundsätze verwertet, die die Polizei bei der Fahndung von Einbrechern oder Fäl schern verfolgt. Vor allem hat man die Erkenntnisse der modernen Graphologie verwertet und ist dabei zu be merkenswerten Ergebnissen gekommen. Wir besitzen nämlich nicht ein einziges Stück vriginalhandschrift von Shakespeare lilllllllllilllllllltlllllllllllllllllllllllllllllüllllllllllllllllllllillllilllllllllllllllllllllllllllllllllüllltlll Jagötte- Durch schwankende Wipfel Schießt güldener Strahl, Tief unter den Gipfeln Das neblige Tod. Fern hallt es am Schlosse, Das Waldhorn rult. Es wiehern die Rosse, In die Luft, in die Lust! Bald Länder und Seen Durch Wolkenzug Tief schimmernd zu sehen In schwindelndem Flug. Bald Dunkel wieder Hüllt Reiter und Roß, O Lieb, o Liebe So laß mich los! — Immer weiter und weiter * Die Klange zieh», Durch Wälder und Haiden Wohin, ach wohin? Erguickliche Frisck>e, Süß-schaurige Lust! Hoch flattern die Büsch«, Frei schlägt die Brust. Josef von Eichendorfs. --- wie er Meinte — politisch zu sichern, was er mtiitärtsch er reicht hatte. Liddell Hart gibt auch von dieser Epoche, die da» Bild des Soldaten Foch in bedauerlicher Weife verdunkelt, eine eingehende fachliche Darstellung. Er ruft nochmal» in Erinne rung, wie fanatisch Foch den Rhein als Grenze verlangte, wie der Marschall den Gegner für immer Niederhalten wollt«, ob wohl er selbst einmal den einsichtigen Ausspruch getan hat, man könne die Zahl der im Waffendienst ausgebildeten Deutschen ebensowenig begrenzen, wie die Deutschen die englische Kohlen förderung zu bestimmen vermöchten. Foch stritt sich geradezu mit Clcmenceau, mit dem er schon im Herbst 1918 heftige Zusammen stöße gehabt hatte, um den Vorrang, die von Präsident Wilson und von Lloyd George geleisteten Widerstände zu überwinden; aber seine hartnäckigen Bemühungen, den Rhein doch noch al» Grenze durchzusetzen oder wenigstens einen rheinischen Puffer- staat zu schassen, kosteten ihm schließlich die letzten Sympathien der Amerikaner, die, wie man aus der Zusammenarbeit mit Pershing weiß, nie besonders groß gewesen sind. Foch dürste bis zu seinem Tode — er starb am 20. März 1929 — in der irrigen Meinung verharrt haben, daß die Sicherung der Rhcingrenze für Frankreich der Weisheit letzter Schluß gewesen wäre. Und cs ist im Grunde schade, daß dieser Mann die Widerlegung einer so kurzsichtigen Politik, die aus völliger Verkennung der Kräfte beruht, die in einem gesunden Volkstum verborgen lie gen, nicht mehr erlebt hat. Ein menschlich ergreifender Zug in seinem Charakterbild ist es, daß der alternde Marschall, um den es still zu werden begann, in jedem August feinen Landaufent halt unterbrach, um eine Pilgerfahrt zur belgischen Grenze zu unternehmen, wo er entblößten Hauptes betend vor einem schlich ten Holzkreuze nledrrkniete, das di« Inschrift trug: „Germain Foch, Leutnant im Infanterieregiment Nr. 131; gefallen bei Eorcy am 22. August 1914." In diesem Grabe ruhte sein ein ziger Sohn, die Hoffnung seines Lebens. Liddell Hart, faßt fein Urteil Uber Foch in folgenden knappen Sätzen zusammen: „Wenn man Ioffre 1914 nicht ganz zu Unrecht als nationales Nervenberuhigungsmittel bezeichnete, so wurde Foch im Jahre 1918 zu einem internationalen Nervenbelebungsmittel. *"ber er war noch mehr; er war das Sinnbild der Unbesiegbarkeit, da, schließlich zum Träger des Sieges wurde." bi. l). selbst. Nur fünf Unterschriften und Rechtsurkunden sind vor handen. nämlich zwei über einen Hanskanf in London und drei unter den verschiedenen Fassungen seines Testamentes. Eine sechste Unterschrift, ebenfalls über ein Rechtsgeschäft, ist von den Graphologen mit derartigem Erfolg nngeziveisclt worden, daß sie heute nicht mehr als echt anerkannt ivird Nun ist es tatsächlich richtig, daß Shakespeare in diesen fünf Unterschriften fünf verschiedene Schreibarten seines Namens angewandt hat: Shakespeare, Shakespere, Shakspeare, Shakspere und Shackspere. Fast alle zeitgenössischen Drucke seiner Dramen tragen jedoch den Namen in der uns heute ge läufigen Schreibweise. Es ist begreiflich, daß die Schriftkundi gen und Schriftdeuter nach einem Vergleichsobjckt fahnden, doch ivar ihnen bislang kein Erfolg vergönnt Vor einiger Zeit hat nun die englische Bacon-Gesellschaft aus die Möglichkeit ver wiesen, eine Handschrift von Shakespeare zu bekommen. Zwar befindet sie sich in keiner Bibliothek uiid in keinem Ar chiv, sondern unter der Erde, in oer Gruft des im Jahre 1599 verstorbenen Dichters Edmund Spencer, der in der Westminster- Abtei als hochgeschätzter Dichter seiner Zeit ein Ehrengrab ge funden hat. Der Historiker William Camden hat uns nun über liefert. daß bei der Beisetzung alle damals großen lebenden Dichter Englands ein Traucrcarmcn mitsamt der Feder, mit der sie ihre dichterischen Lobpreisungen Svcncers nicdergeschrie- ben hatten, mit in die Gruft hineinlegten. Einige dieser Spen der sind dem Namen nach bekannt, zum Bcisoiel Ben Johnson, Francois Beaumont und John Fletcher. Camden hat uns den Namen Shakesveares nicht milgenannt, aber da 1599 bereits mehr als ein Dutzend von Biihnenwerkcn unter Shakespeares Namen bekannt waren, liegt der Rückschluß nahe, daß auch er sich an der Dichterhuldigung für Spencer beteiligt hat. voraus gesetzt natürlich, daß er der wirkliche Verfasser aller dieser Dramen nnd Lustspiele gewesen ist, und von dem wir nur fünf Unterschriften handschriftlich besitzen. Die kirchliche Behörde der Westminster Abtei hat sich der Anregung der Bacon Gesellschaft. das Grab Spencers zu öffnen, lange Zeit widersetzt. Da die literarische Auseinandersetzung immer größeren Umfang annahm, Hal sie sckließlich ihre Ein willigung gegeben, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Ansgrabuiigsarbeiten und Nachforschungen »ach den Manu skripten in aller Stille vor sich gehen, um keine Sensation für die Oeffentlichkeit daraus zu macken. Wie man jetzt aus eng lischen Blättern erfährt, ist das Grab Spencers bereits Ende August geöffnet worden, doch wurden während der September krise die Nachforschungen wieder eingestellt. Jetzt werden sie wieder ausgenommen, und man hofft, vielleicht schon im Laufe dieser Woche, zu einem Ergebnis zu kommen. Ohne ihm vor zugreifen, sei jedoch aus einen wichtigen Umstand van vorn herein verwiesen: Wenn die Dichter damals ihre Abschieds gesänge an Spencer nicht aus Pergament, sondern aul Papier aclchrieben haben, dürfte nach 339 Jahren keine.Nalsnung mehr bestehen, die Handschriften zu entziffern. Sollte sich aber selbst auch nur ein Stück, mit Shakespeares Sch-iUmgen bedeckt, vorfinden, würde die Shakespeare-Forschung positiv oder nega tiv eine große Bereicherung erfahren. „Trotzkopp" Der 1938er von der Bergstraße. Heppenheim, 28. Oktober. Die Taufe des neuen Jahrgan ges des Weines von der Bergstraße wurde diesmal im Rahmen eines Volksfestes vorgenommen. In einer Vorbesprechung, bei der nahezu 100 Vorschläge zur Erörterung standen, einigte man sich schließlich aus den Namen „Trotzkopp". Mit dieser Wein- bczeichnung soll nicht nur die Tatsaclrc berücksichtigt werden, daß sich der Wein trotzig allen Witterungsunbilden gegenüber durch- zusctzen verstand, sondern cs wird auch unter Anspielung auf das Zeitgeschehen angedeutet, daß sich Deutschland allen Gelah- rcn zum Trotz ebenfalls durchsetzen konnte. Musikalische Vergeltung Rossini hatte sich vertraglich gebunden, seine Opern in be stimmten Zcilabständen zu komponieren. Bei der Schnelligkeit, mit der er oft dadurch zu arbeiten gezwungen war, ergab es ich mitunter, daß der Meister in seiner Bedrängnis auch wohl »ereits verwandtes Material seiner Kompositionen in eine Neu- chöpsung einfließen ließ. So übernahm er z. B. besonders zug kräftige Partien aus seinen frühere» Opern, die beim Publi kum durchgcfallcn waren. Als er nun der Uraufführung seines „Othello" beiwohnte, machte ihn ein neben ihm sitzender Freund darauf aufmerksam, daß der Trauermarsch, der die unglückliche Desdemona hinausbeglcitcte, ja das Verleumdungsmotiv aus dem „Aurelian" sei. Rossini rührte das ivcnig. „Ist Desde mona nicht auch ein Opfer der Verleumdung geworden?" be merkte er trocken zum Freunde. Der Streit um die „sieben Shakespeares" wird das Dichtergrab in Mestnrinster den Dvatnatikev entthronen?
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