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Sächsische Volkszeitung : 20.03.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194003209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400320
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1940
- Monat1940-03
- Tag1940-03-20
- Monat1940-03
- Jahr1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.03.1940
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Fragen hinter der Wand / Abrakadabra L. R. in M. — „Im Scherze hört man gelegentlich, daß einer ixis alte Zauberwort .Abrakadabra' verwendet. Hat dieses Wort einen bestimmten Sinn?" — Es liegt im Wesen dieser alten Zauberworte, das; der Uneingeweihte ihren Sinn nicht verstehen sollte. So mögen gewissenlose Scharlatane auch gelegentlich völligen Unsinn ge murmelt haben, der nur recht geheimnisvoll zu klingen hatte. Ob das Wort „Abracadabra" einen völligen Unsinn darstellt oder ob es doch einen allerdings sehr sorgfältig verhüllten Sinn hat, wird sich wohl nie mit Sicherheit seststellen lassen. Achnlich liegen die Dinge ja bei dem anderen volkstümlich gewordenen Zauberwort .Hokuspokus", das man als eine Verballhornung und einen Mißbrauch der liturgischen Worte der Wandlung: „Hoc est corpus meum" erklären will. — Abracadabra könnt« das hebräische Wort „abra" enthalten, was soviel bedeutet wie „Nimm ab!" Es könnte aber auch auf den Gott Abraxas deuten, der in hellenistischer Zeit in der damals bliil)«nden Zauberei eine große Rolle spielte. Zauber-Papyri und Amulette, die uns erhalten sind, zeigen uns den Abraxas mit Hahnenkopf und Schlangenfüßen, mit Schild und Geißel. Jedenfalls wird man in dem Wort „Abracadabra" ein Erbstück vorchristlichen Aber glaubens sehen dürfen. Sport und Mahlzeit W. V. in D. — „Wie soll sich der Sportsmann hinsichllich der Mahlzeiten verhalten? Ist es richtig, kurz vor dem Sport elivas zu sich zu nehmen, oder ist es zweckmäßig, längere Zeit vor der Ausübung des Sports zu saften?" — Eins märe so unzweckmäßig wie das andere. „Ein voller Bauch studiert nicht gern" — diese Regel gilt auch für di« körperlich« Uebung. Die Belastung des Organismus mit dem Vcrdauungsgeschäft seßt die Leistungsfähigkeit des Körpers herab. Daß es geradezu lebensgefährlich ist, mit vollem Magen schwimmen zu wollen, ist wohl hinlänglich bekannt. Also kein voller Magen beim Sport — aber auch kein ganz leerer Magen! Starkes Hungergefühl schwächt ebenfalls den Organismus, min dert die Leistung und kann geradezu zu Schwächezuständen fuhren. — Mäßigkeit in Speise und Trank war schon in der Antike eine Regel für di« sportlichen Wettkämpfer, die Athle ten. Wie lange der einzelne sich vor der sportlichen Uebung der Speise enthalten soll, wird er in der Praxis erproben müssen. Nicht jeder Organismus reagiert in gleicher Weise. Im allgemeinen wird es zweckmäßig sein, zwischen der letzten Mahl zeit und dem Beginn sportlicher Uebungcn eine Pause von min destens zwei Stunden zu legen. Zwei Urteile über Voltaire I. H. in S. — „Zu Deiner Behauptung: .Voltaire, sicher einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, läßt noch heute in de» klaren Zügen seiner Manuskripte die Klarheit seines Gei stes erkennen', teile ich Dir das Urteil eines Fachmannes, des Literarhistoriker Alexander Baumgartner, mit —" — Baumgartners Urteil über Voltaire: „Als Mensch hat er sich in den Augen jedes rechtlich Denkenden verächtlich gemacht; als Gelehrter ist er hohl und windig: als Künstler ist er ein formgewandter Virtuose, aber kein schöpferischer Genius. Er Hal die französisct;« Literatur und das europäisch« Geistesleben der seichtesten Verflachung und Verwirrung zugeführt. Wenn beide nach unsäglichen WIrrsalcn sich wieder davon erholten, ist das nicht sein Verdienst, sondern dasjenige des christlichen Geistes, den er sein ganzes Leben nicderzukämpsen und wcg- zuspotten versucht hat." (Aus Baumgartner, Die franz. Litera tur, S. 458.) Neben dieses Urteil stelle ich nun eiti anderes von einem Fachmann der gleichen religiös bestimmten Geisteshal tung: „Voltaire, der geistige Beherrscher des 18. Jahrhunderts, Fürst der Aufklärung durch die unheimliche Schärfe und Viel seitigkeit seines Verstandes und die bestechende Klarheit und Eleganz seiner Sprache . . . Als Historiker begründet V. die kritische Geschichtsschreibung und kulturgeschichtliche Geschichts betrachtung . . ." (Der „Große Herder", Bd. 12, 471.) — Man niag Voltaires menschliche Qualitäten bezweifeln, man mag seine christentumsfcindliche Haltung verurteilen, seine geistige Leistung sollte man nicht herabsetzen. Dem Christentum tut'man keinen Gefalle», wenn man seine geistig bedeutsamsten Gegner zu verkleinern versucht. Daß ein dämonischer Geist wie Voltaire trotz seiner immensen Arbeitsleistung letzten Endes nichts gegen das Christentum auszurichten vermocht hat, zeugt für die christ liche Wahrheit. — Baumgartners Urteil über Voltaire ist etwa ebenso „gerecht" wie das Theodor Mommsens über Pompcjus: beide hab"» sich durch ihre innere Parteinahme — bei Momm sen für Caesar, bei Baumgartner für das Christentum — zu einseitiger Betrachtung führen lassen. Daß die Gesamtleistung eines Gelehrten wie Mommsen oder Baumgartner durch eine solche gelegentliche, vom Gesühl her bestimmte Einseitigkeit nicht in Frage gestellt wird, ist selbstverständlich. Mehr Wünsch« als Geld M. S. in T. — „Warum hat man meist mehr Wünsche als Geld? Und sind wunschlose Menschen nicht langweilig?" — Die zweite Deiner Fragen antwortet auf die erste. Wenn ein Mensch wirklich einmal dahin käme, wirklich wunschlos zu sein, dann würde er sich entsetzlich langweilen. „Elivas fürch ten und hoffen und sorgen muß der Mensch für den kommenden Morgen, daß er die Schwere des Daseins ertrage und das ermüdende Gleichmaß der Tage . . ." Deshalb also muß man immer mehr Wünsche haben als Geld, auch mehr Wünsä)«, als man Zeit und Fähigkeiten hat. „Die Augen sind immer größer als der Magen", sagt das Sprichwort. Sic müssen es sein; dann erst schmeckt das, was in den Magen kommt, richtig. Unsere Wünsche nnd Pläne eilen immer der Wirklichkeit vor aus; offenbar entspricht das der Anlage des Schöpsungsplanes. Deshalb glaube ich auch, daß es wirklich wunschlose Menschen nicht gibt. Gewiß gibt es Leute, die behaupten, sie hätte» keine Wünsche — aber diese Behauptung lwruht auf Selbsttäuschung oder Koketterie. Wünsche lpU jeder Mensch; wenn er sich sür sein kleines Ich nichts mehr wünscht, so hat er doch Wünsä)« sür die Gemeinschaften, denen er angehört: Für seine Familie, seine Heimatgemeinde, sein Volk. Gute Wünsche sind die Mo toren, die nicht nur das Leben des einzelnen, sondern auch das der Gemeinschaft vorantreibcn. Und wenn ein Mensch sich In diesem Leben gar nichts mehr erhoffen sollte, so wünscht er sich -och wenigstens das eine: zu sterben. So ist das Grab der letzte der Wünsche, die den Menschen von der Wiege bis zum Grabe als treue, ermunternde Begleiter zur Seite stehen. Marabu. öas soll Ser Menlck nickt trennen!" Roman von I. S ch n e i d e r - F o e r st l. Verlag Oskar Meister, Werdau i. Sa. — Nachdruck verboten. 7. Fortsetzung. „Lassen Sie ihn sterben", riet der Mann ohne Härte. „Wenn ich bei ihm vorübergehe, überkommt mich jedesmal ein Grimm, daß man jemand, der sterben will, nicht sterben läßt. Geben Sie ihm ein Pulver, daß er einschläft. Und dann lasse» Eie ihn schlafen." Sie zuckte die Schulter», winkte ihm, ihr zu folge», und qmg ihm i» ihr Zimmer voran, das fast die ganze Länge des großen Wohmvagens ausmachte, der ihr zur Verfügung stand. „Sie sollten nicht immer so leichtsinnig sein," mahnte sie, half ihm den Rock ablegen und nahm dann den Verband ab. „Es ist lief gegangen, tut cs sehr weh?" „Etwas. Für das Verbinden ist sa eigentlich Doktor Gctto da. Aber wenn Sie es maä>en. ist cs nur halb so schlimm. — Soll ich dem Kornell das Pulver geben?" fragte er, während sie den Arm mit einer Mullbinde nmwickelte. „Sie brauchen gar nicht dabei zu sein, Frau Deroy. Sie bestimmen mir einfach die Dosis. Das andere mache alles ich." „Ich werde es Ihnen sagen, wenn ich mich entschlossen habe." war ihre zögernde Erwiderung. Während er die Stufen hinunterging, dachte er, daß sic sich wohl nie dazu entschließen würde. Man mußte schon selber handeln. Aber das war so eine Sache. Für alle Fälle mußte man zuvor mit dem Direktor reden und, wenn dieser einver standen war, noch mit Dr. Getto. Dr. Getto konnte sich auch etwas verschreiben, um Kornells Sterben zu beschleunigen; das war Immer noch eher hinzunehmen als dieses langsame Hin siechen. Jeder im Zirkus wußte ja, wie sehr sie an ihm hing. Aber deswegen durfte man doch nicht alles andere aus den Angen verlieren Eines Tages bekam ihr Mann Sehnsucht nach ihr und sie Sehnsucht nach Ihm. oder das Kind brauchte sie. dann war niemand mehr da. der Kornett betreute. Einmal mußte sie sich ja doch von ihm trennen, so oder so. Er sah nach dem Wagen zurück, blieb stehen und blickte Marion Deroy nach, wie sie raschen Schrittes die Stufen nahm und in Richtung der Tierhäuser ging. Er hörte seine Tiger brüllen und die Berberlöwen aufheulen. Sic waren llcbestoll. die Katzen. Sumann durfte heute abend nicht mitmachen. Er brachte sonst die ganze Gruppe in Aufruhr. Als er sich noch einmal umschaute, war Marion Deroy verschwunden. Ihr Fuß gab fast keinen Hall auf dem bepflasterten Beton des schmalen Ganges, den sie eben hinunterschritt. Rechts hieb ein Königstiger seine Pranke gegen das Gitter, und nebenan fauchte sie ein Eisbär an. Sie blieb stehen und sprach ein be sänftigendes Wort zu der großen befleckten Katze. „Mach beiucn solchen Lärm, Niambo, ich kann dir nicht jeden Tag eine Svritze geben. Du hast bestimmt nicht mehr Zahnweh. Nie häßlich, pfui!" schalt sie, als das Gitter unter seinen Prankenhieben dröhnte. „Ich bin doch immer so nett zu dir gewesen und nun machst du solchen Krach!" Es war nur ein Klang für den Bengale», aber es schien ihn merkwürdig zu besänftigen. Er brüllte noch einmal auf, begann dann hin und her zu trotten und streckte seine Schnauze soweit es ging zwischen die Stäbe. Aber Marlon Deroy hütete sich vor seiner Liebkosung, kie hatte schon einmal eine schlechte Erfahrung mit Ihm ge macht. Er heulte noch einmal auf, als sie weiteratng und ließ sich dann lautlos in der Ecke nieder, während Marion der Halle iuschritt, die Ihr Licht durch ein Glasdach bekam. Auch die hohe Wand war eine einzige, riesige Platte aus weißem Glas, imd hinter dieser Platte stand ein Menschenaffe, der einen Einzigen zuckenden Laut aussließ, als er ihrer ansichtig wurde. „Kornett," sagte sie zärtlich, «lieber, Veber Kornell, freust bi dich?" Er schlug beide Hände ineinander und machte eine Ver neigung, als wollte er sagen: „Bitte, komm!" Dann ging er auf die Tür zu die der Glaswand gegenüber eingebaut war, und wartete, bis sic eintrat. Er begrüßte sie, indem er den Arm um ihre Schulter legte und das Gesicht an ihre Wange schmiegte. Sie streichelte über seine Stirne hin und sagte teilneh mend: „Wie geht eg dir heute, Kornell? Bist du noch immer müde?" Er ließ sofort den Arm von ihrer Schuller fallen und duckte sich mitleidheischend zusammen. „Du solltest mehr liegen." mahnte sie und war gerührt, als er sofort nach der Matratze in der Ecke oing, die braune Decke zurückschlug und dann wartete, bis sie dieselbe über seinen Körper zog. Sic setzte lick wie zu einem Kranken an de» Rand des Bettes und neigte sich zu ihm herab. „Möchtest du wieder »ach Haus, Korcll? — Wieder nach deiner schönen Insel? lind deinem märchcnreichen Afrika —?" Er schien sie zu verstehen, denn er zog die eine Hand unter der Bettdecke hervor und legte sie in die ihre. „Wieder so worin l»abcn und so viel Sonne, wie du es gewöhnt bist. Kornell?" fuhr sie in einlullendcm Tonfall fort. „Wieder ganz frei sein, gar keine Wände? Auch kein Glasdach über dir, nur den blauen Himmel und den Sturm singen hören, wie er vom Urwald her durch die Wipfel braust — ?" Sie war bestürzt, denn seine Augen standen jetzt tat sächlich voll Tränen. Direktor Hastrop. der eben vorüberging, sah sie sitzen und bat sie mit einem Wink heraus. „Wie acht es ihm denn?" fragte er. „Macht er viel Scherereien? Er tyrannisiert Sie wohl?" Ihre Erwideruna kam mit einem Achselzucken. „Er Ist wie alle Kranken: anspruchsvoll, tröst- und licbebcdiirstig. Es wäre mir schrecklich, wenn ich ihn eines Tages tot fände." „Das wird wohl nicht ausbleibcn," meinte Hastrop be dauernd. „Es wäre vielleicht zu vermelden," tagte Marion. „Schen ken Sie mir Kornett!" Es war ihm für den Anaenblick nickt klar, ob sic scherze, oder ob cs ihr Ernst sei. „Schenken?" saate er kopfschüttelnd. „Was wollen Sie denn mit ihm machen, Fra» Deroy?" „Wieder in seine Heimat lwinoen." Und auf das spöttische Lachen in keinen Augen, sprach sie mit Nachdruck: „Die Heimat heilt alles!" „Ob" meinte er. „ich dachte, der Glaube. Frau Deroy. Aber es ist ja letzten Endes gleich, wenn es nur seine Wirkung hat. Sagen Sie alko Khrem Freund, daß er von jetzt ab von meinem In Ihren Besitz übcrgegangcn ist — — unter einer Bedinaung." „Wenn sie erfüllbar ist." erwiderte sie Er war bekannt für seine Sä,wache Frauen geaeniiber. Aber diese Schwache mar kultivier». Er verlanate nie, auch nickt von dem kleinsten Girl seiner Truppe, er nahm nur, was man ihm freiwillig schenkte, und das war mitunter nickt wenia. Die verheirateten Frauen seines, in die wunderte achenden Artistcnvolkes schwo ren darauf, daß man ihm manches zu Unrecht andichte. Und wenn er manchmal zur Unzeit auf diesen oder jenen Wagen kam. so konnte das doch auch einen anderen Grund haben, als den einen, welchen man gewöhnlich seinen Besuchen unterlegte. „Ihre Bedingung?" »raote Marion verlegen, denn Hastorp batte sich lächelnd über ihre Finger aeneiot und ihr dann mit einem wissenden Blick die Wange gestreichelt. „Ich bin ia gar nicht so." meinte er. „Und das klein bißchen Na, Frau Marion! Oder haben Sic sich schon einmal über mich zu bekla.ren gehabt?" „Nie." gestand sie ehrlich. „Sehen Sie!" er lachte selbst über den Seufzer, den er dabei ausstieß. „Also, Frau Marion, Kornell gehört Ihnen. Sie bekommen sechs Wochen Sonderurlaub. Ich Kriege schon einen Tierarzt oder eine Aerztin, die Sir inzwischen vertritt. Sie bringen den Burschen nach der Loangokllste — von dort habe Ich ibn namllck mUaenommcn. Und auf dem Rückweg bringen Sie mir meinen Sohn mit." Fortsetznng solgt -ccvcr fllr clsn Hsrrn: t.oäan-, Otisviot- unä Sabaräin - KISntol, Sakko-unä Sport-^nrügs, Sakkos, biossn, Traoktsnjoppon, täüts, klütron, Sport- homäsn, KroucaUon, Socksn, Spoitstrümpk» sstlr ttis Vamv: l.oäsn-, Oboviot- unä Sabsräin - ßltintsi, Kostüms, Siuson, Köcks, Oirnäl, Strick- unä Tracbtsnjackan, biüts, Oürtsl, Scdal» Obaviot- u. 6abaräin-ß<iintol,8chulonrügs, Dracktanjacksn unä -bloss», Sursctisn- Sakko-Sport-^nrügo unä K4üntal joäsr-krt »M Drosttsn, am pirnaisettvn pialr
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