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Sächsische Volkszeitung : 03.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1941
- Monat1941-01
- Tag1941-01-03
- Monat1941-01
- Jahr1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 03.01.1941
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zr-ltag.». J«nuar 1S41 Sächsisch« Volkszeitung Nummer 8, Selle 5 nicht beweiscir, ivoS wir und poclie dünn sein geliebte- IFlniletzimo solzi.t von Der Elfenbeinfächer mich mit wunde auch glücklich? die Hände, doch dünn woll- „?lus dein Klavier babc ich Wenn wir uns nun bla- von Walter j)ersich -en wie Ich nctcr Eidechsen ist geradezu eine richtige Industrie geworden. Diese Tiere kommen zum größten Teil aus -er Provinz Kuangsi. sie leben in einer Tiefe von etwa 10 Meter unter -er Erde und werden zur Nachtzeit gefangen, wenn sie aus ihren Höhlen herauskommen. Nus dem Halen von Paokoi wurden in einem Jahre allein 200 000 weiter befördert. Die getrockneten Eidechsen werden auch fiir Einfprlhungsmittel verwandt, um gewisse Kranlibeiten zu heilen. Das von der Maulwurfsgrille gewonnene Pulver gilt srgar als ein gutes Mittel gegen -le Tuberkulose. Eine junge Dame wünschte den Im Eä-aufenster ansgcstell- ien Elsenbeiasächer zu sehen. „Es ist nichts Besonderes", bemerkte die Verkäuferin. „Wir haben den Iäclrer eigentlich nur aus Gesälligkeit mitaus- gcstellt, um ihn für -le Eigentiimerm zu verkaufen." Der Fächer rvar ein altmodisches Stück Die Schnitzerei, -le ein mennettanzcndes Paar -arstellte, besaß Anmut und Liebensivürdigkeit. Die Fremde trat mit dem Fächer an das Fenster. Ihr Blick blieb mif einer Stelle haften. „Kommen Sic -och bitte her!" sagte sie zu -er Verkäufe rin. „Wie heißt -ns, was hier am Arifs «ingekritzelt steht?" Das junge Mädchen hatte sckrärsere Augen und las: „Ans Liebe — von Hermann Hallen!" „Ich kaufe -en Fää>er", erklärte di« Kundin. „Ich möchte aber gern die Besitzerin sprechen. Wollen Sie mir ihren Namen und ihre Adresse nennen?" Nach einer Stunde erschien sie in einer kleinen Vorstadt- Wohnung. „Ich habe -en Fäci>er gekauft, -en Sie in -er Stadt aus gestellt halten", sagte sie ohne Umschiveife zu -er Frmi, die sie bat, näherzutreten. „Da ich Ihn meiner Fächersammlung ein reihen will, möchte ich von Ihnen einige Angaben haben " „Von diesem läßt sich kaum etwas erzählen", antwortete Frau Lehner. „Er war Eigentum meiner vor etiva 10 Jahren verstorbenen Mutter. Ich erinnere mich nicht, -aß sie ihn je be- nutzte. Er würde wahrscheinlich bis an mein Lebensende In der Kommode geruht haben, hätten -le Umstände mich nicht ge zwungen, ihn zu veräußern. Ich bin Witwe und habe drei Kin der großzuziehen " „Hat Ihnen Ihre Mutter nie von Hermann Hallen er zählt?" „Ich habe den Namen auf -em Fächer gelesen", entgegnete Frau Lehner, „und entsann mich, -aß sie von einen, Iugend- freimd Hallen gesprochen hat, -er die Stadt ans Irgendeinem Grunde verlassen hat." Stimmt. Ich kann Ihnen mehr darüber sagen. Mein Va- ter schenkte mir einmal einen Fää-er und neckte Worten: ,Du wirst mir ja hoffentlich keinen Kord geben, einst vor langen Jahren «in« junge Dame in Hamburg, schenkte ihr einen Fächer und iveil ich meine Empfindung nicht länger fiir mich behalten konnte, kratzte ich unbedachterweise mit einer Nadel -le beiden Wörtchen ,Aus Liebe' und meinen Namen ein. Sior der ganzen Geburtstagsgescllsctmst hat sie mich schrecklich abgekanzeli. Ich mußte hoch und heilig beteuern, daß sie mir niemals Anlaß zu dieser Widmung gegeben habe. Das verletzte meinen Stolz so sehr, -aß ich -Hals über Kopf ab- -ampste. Von Bremen ans schickte ick ihr den Fächer zu und schrieb dabei, sie werd« Mich nicht Wiedersehen, und ich wünschte ihr alles Gute Bei -er Inschrift blieb es. denn sie sei ivohr ge wesen. Ich habe mich ja getröstet, schloß er lääx lnd, und habe -eine Mutter aekeiratet und bin mit ihr glücklich geworden.' Das ist die Geschichte dieses Fächers, -en mir ein eigentüm licher Zufall in die Hände gespielt hat uno der nun einen Ehrenplatz in meiner Sammlung bekommt" „So ist das Leben!" sagte Frau Lehner nacl>denklich. „Zu fälle sctuünen ost über unser Schicksal zu bestimmen." „Ich hoffe, Ihre Fran Mutter Dav.ruf kam keine Antwort. .Aber -aß dieser Fächer nach Ning schließt, der damals zerbrach, sammenführt. was sich für Immer einen Sinn haben! Mir müssen ihn Hallen. Welt Diese etzzenartige chinesische Heilmitlelkunde ist von Pro fessor Metalnikos in einer Reihe non Versuchen genau geprüft worden. Er l>at den Maulwurfsgrillen starke Dosen von viru lentesten Tuberkelbazillen eingrspritz«, ohne daß irgendeine Wirkung ei,trat. Die Beobachtungen im Mikroskop zeigt«» vielmehr, -aß -le Maulwurfsgrille die Fähigkeit bat. die Ba zillen in einer Art gelbbraunem Pigment, das --- --- — immunisieren hat, zu verdauen und um'nbildeu. rechtfertigen also den starken Gebrauch, -en oie -lesen tierischen Heilmitteln macixw. vielen Jahren wieder einen und in anderer Gestalt zu trennen wollte, wird wohl ... nur begreifen", sagte Maria .Ich stehe seit -em Tode meines istaters allein in der wollen wir Freundinnen. Schwestern werden?" Ihre Han- umfaßte -le -er Witwe mit herzlichem Druck, „lind jetzt lassen Sie mich auch Ihre Kinder sehen! Denn ich muß mit ihnen Freundschaft schließen, wie es mein Vater getan hätte, wäre er an meiner Stelle!" „Oh, im Gegenteil, es gefällt mir ausgezeichnet! Ich bedauere nur, daß ich bald nieder abreisen mutz." „Tatsächlich'? — O Gott, i-z werden Sie sicher eine Menge gebrochener Mädchenherzen znrttcklassen!" Er wandte sich in scherzhafte», Ton an Eva. „Sic müssen nämlich wissen, Fräulein Volkmer, das; Herr Becher kamp ein großer Liebling der Frauen ist. Ja, ia, Sie werden gut tun, sich vor ihm in acht zu nehmen!" Eva blickte ihn verwundert au. — „Aber — Herr Becherkamp tut mir doch nicht-!" „Sehen Sie, scheu Sie!" lachte Becherkamp. „Es wird Ihnen nicht gelingen, mich bei Fräulein Bvlkmer schlecht zu machen." Dem anderen blieb nichts weiter übrig, als in daS Lachen mit cinzustimmen. Ter Porzcllanpavillon erwies sich als ein Garten haus, in dessen beiden Bäumen der alte Wiesner seine berühmte Porzeltansammlnng ausgestellt hatte. Die Sammlung bot eine saft lückenlose Geschichte des Por zellans und enthielt eine Anzahl sehr wertvoller alter Etiicke. Natürlich fehlten auch die eigenen Erzeugnisse nicht, und Becherkamp war üverrascht von ihrem hohen künstlerischen Wert. Eva blieb vor der Figur eines Mädchens stehen und betrachtete sie lange. Tas Bildnis mochte eine Nymphe oder eine Badende darstellcn. Tie Linien des Körpers, insbesondere die Wölbung des leicht gebeugten NnckenS, gaben dem Bildnis etwas ungemein Lustiges, Lied- yasteS. „Gefällt eS Ihnen?" forschte Fritz. Eva, auf die das Figürchen eine ergreifende Wirkung anSzuttben schien, nickte stumm. — Der Abend verlies sehr angeregt. Für Eva wurde er zu einem unvergeßlichen Erlebnis. Eugen Becherkamp hatte Muße, sie während der Nebertraguug der „Boheme" zu betrachten, wie sie in tiefer Bersnnken- heit dasast und den Offenbarungen der Musik lauschte. Er hatte gefürchtet, sich zu laugweilcn; aber durch die Andacht des Mädchens wurde ilnn selber die Oper, ob wohl er sie schon oft gehört und gesehen halte, neu ge schenkt. Als die Ncbcrtragung beendet war, saß man noch eine Weile um den runden Tisch im Bibliothckzimmer, erfrischte sich an dem milden Pfälzer, den der Hausherr aus dem Keller hatte holen lassen, und unterhielt sich über verschiedene Dinge, wie sie sich als Gesprächsstoff gerade ergaben. „Wollen wir nicht ein bißchen mnsizicrcn'?" schlug Albert Wiesner vor, als man über die Pflege der HanS- Musik eine Weile hin und her gestritten hatte. „Wie ist eS, Fräulein Volkmer, wollen wir unseren, nn- gläubigen Berliner Gast können'?" Eva klatschte begeistert in tcn ihr Bedenken kommen, keine sehr große Uebnng. Mieren, Herr WieSner?" „Wir unö blamieren? — Aber nein!" Da auch Becherkamp eindringlich bat, begab sich di« ganze Gesellschaft tnS Mnsikzimmcr. Ter alte WieS ner öffnete das Klavier ' " Cello aus. Und — bei Gott! — die beiden machten eine sehr schöne Musik. Entweder hatte Eva vorhin geflunkert, oder es war die Anwesenheit von Becherkamp, die sie zu einer so großartigen Leistung anspvrnte. Jedenfalls bedeutete cs keine bloße Schmeichelei, als die beiden Zuhörer schon nach dem ersten Bortrag in begeisterten Beifall anöbrachen. „Man kriegt wahrhaftig Lust, sich an dem Unter nehmen zu beteiligen!" meinte Becherkamp. „Haben Sie keine Geige im Hanse?" „Aber natürlich!" entgegnete Wiesner in Hellem Ent zücken. „Sogar ein sehr gutes Mittcnwalocr Instru ments" Zu spät Ein Mann hatte an der Kasse eines Zirkus mehrere Ein trittskarten gekauft un-, dabei einen größeren Geldiän'in ge wechselt. Nach einer halben Stunü« erschien er wieder an der Kasse un- erklärte, -er Kassierer habe ihn, falsch herausgegeben. ,Hamit hätten sie gleich kommen müssen", erwiderte der An- gestellte, „jetzt kann ich es nicht mehr nachprüsen un- Ihre Klage nicht berücksichtigen." Der Mann machte «In erfreutes Gesicht: „Um so besser! Sie haben mir nämlich 10 Mark zuviel herausgegeben." Der wahre Dulder Ein junger Ehemann wartete angstvoll auf die Geburt keines ersten Kin-es. In banger Ungewißheit lief er rastlos in seinem Zimmer auf und nieder, bis endlich die Wärterin ihm -le erlösende Nachricht bracht«. „Es ist ein Mädchen", sagte sie. „Gott sei Dank!" rief er aus. „Um alles in der Welt möchte ich nicht, -aß ein Sohn von mir -as -urchmacht, was ich heute Nacht durchgemocht habe." Nahrungsmittel über zehn ^ahre konserviert In dem Laboratorium einer großen Nahrungsmitteifabrik von Haugesun- in Mtttelnorwegen hat man «in neues Verfah ren zur Konservierung von Nahrungsmitteln aus lange Dauer entwickelt, -as von größter Bedeutung für die Industrie des Landes werden kann. Mit Hilfe eines komplizierten Prozesses, dessen Einzelheiten sorgfältig geheimgehalten werden, ist es den norwegischen Chemikern gelungen, das Fleisch gewißer Fischs wie Heringe und Kabeljau, die einen hohen Nährwert haben, zu einem Prcdukt zu verarbeiten, -as nicht nur einen ausge zeichneten Geschmack hat, sondern auch alle seine Eigenschaften un- seinen Vitamingehalt für «ine Zeit von iiber 10 Jahren bewahrt. Praktische Versuche auf breiter Grundlage haben die besten Ergebnisse gezeitigt, und auf -en Lofoten, dem Mittel punkt «iner blühenden Fischianglndustrie, werden bereits die Grundmauern für große höchstmoderne Anlagen zur Massen erzeugung dieses Produktes gelegt. Der norwegische Gelehrte Professor Arimstad, der über den Wert der Entdeckung befragt wurde, erklärt, daß das Verfahren, wenn auch mit gewißen Aenderungen, auch für Gemüse anivendbar sein wird. Eidechsen und Maulwurfsgrillen als Heilmittel Chinesische Volksmedizin von der Wißenschaft brstättgt In China ist die Herstellung von Heilmitteln aus Tieren sehr gebräuchlich, und vor allem bedient man sich dabei -er El-«chsen und der Mcwkvurfsgrillen. Dt« Verarbeitung getrock- -oupllchrlsileller: Georg Winket: Etellvertreler: Dr. Derknrd Desczykz Aerlngs- und Anzeigenteil«»: Tbeodor Winket, ltimllich Dresden. Druck und Verlag: Germania Vuckdruckeret «. Verlag, Dresden, Poilerstroß, 17. - Preisliste Nr. b ist gllltlg die Krall zu Die Versuch« Chinesen 2V. ES ist schwer zu entscheiden, aus welcher Seite die Ueberraschung und die Verlegenheit größer war. Im ersten Augenblick jedenfalls wußte niemand etwas zn sagen. Engen Becherkamp faßte sich zuerst. „Guten Abend, Herr Wiesner! Do hatten wir beide denselben Ge danken, will mir scheinen. Ich bin Ihnen gerade noch zuvorgekonilnen." Fritz WieSner nahm diese Mitteilung ohne weiteres hin. „ES ist ein reiner Zufall, daß ich gerade vorbei komme. Ich hatte hier in der Gegend etwas zu be- sorgen, und da dachte ich mir, na, kannst Fränlein Volkmer gleich in, Wagen mitnchmen, wenn sic noch nicht weggegangcn ist." „Jedenfalls hat das Zusammentreffen besser geklappt, als wenn es verabredet worden wäre." Dann gingen sie sclbdriit der Haustür zn. Eva dachte in großer Verwirrung darüber nach, war um Herr Becherkamp seinen Aufenthalt bei ihr ver schwiegen hatte. Durfte denn Herr Wiesner nicht erfahren, daß der andere schon vor einer Stunde ge kommen war und ihr sein neues Werk vorgespielt hatte? War da" ein Unrecht? Sie ahnte dunkel, daß auch sie über dieses Bei- sammcnsein schweigen mußte. ES war sein und ihr Geheimnis — etwas so Schönes, daß man es kann, fassen konnte. Während diese Gedanken ihr durch den Kopf gingen, saß sie ganz schmal in die Ecke deS Wagens gedrückt und ivagte nur von Zeit zn Zeit einen versteckten Blick ans den neben ihr sitzenden Mann zn werfen. Eugen Becherkamp rauchte eine Zigarette. Und so ost er zn ihr hinttberschante, überzog sich sein Gesicht mit einem jungenhaften Lächeln. Das Fenster zum Führersitz war zurttckgeschoben, Io daß sich zwischen den beiden Männern wie von selbst ein belangloses Gespräch entwickeln konnte. Man erkundigte sich gegenseitig, wie der gestrige Abend bekommen sei, ob inan sich eines guten Schla fes erfreute, und dann erging man sich in Beteuerungen darüber, daß es heute gewiß wieder sehr nett zu werden verspreche. Man überbot sich in lässig-höflichen Redens arten, und doch hätte ein feinhöriger Beobachter eine gewisse Spannung, eine durch gesellschaftliche Formeln verdeckte Feindschaft hcransgehbrt. Jedenfalls waren ihre Gedanken weniger höflich als ihre Worte. — Ein frecher Kerl, dieser Becherkamp! dachte WieSner. Er schämt sich wahrhaftig nicht, diesem braven Mädel, diesem halben Kinde nachznstcllcn. ES geht mich zwar nichts an, aber ich hätte Luft, Eva Volk mer über den Burschen anfznklärcn. In Berlin soll er eS ja ganz toll treiben, waö man so hört . .. Was sich der Grünschnabel eigentlich cinbildetl dachte Becherkamp seinerseits. DaS kann er einen, anderen erzählen, daß er Fränlein Volk»,er bloß abholen wollte — Spionieren wollte er oder vielleicht gar selber sein Glück versuchen! Nee, nee, mein Lieber, da mußt du noch etwas trockener hinter den Ohren werden! . . . Man mußte Albert Wiesner erst ans seinem ArbeitS. zimmer holen. Er hatte die Besucher so früh noch nicht erwartet, hieß sie aber gleichwohl ans das herzlichste willkommen. „Ich habe das Abendbrot für sieben Uhr besohlen. Da hättest du noch Zeit, mein Junge, unseren Gästen den Garten nnd den Porzcllanpavillon zn zeigen. Mich wollen die Herrschaften einen Augenblick entschuldigen, ich habe noch einige dringende Briese zn erledigen." Man legte ab und trat dann über die Terrasse in den dännncrnden Garten hinaus. Fritz wollte sich an Evas Seite schieben, aber Engen Becherkamp war ihm bereits znvorgckvinincn. „Wie ist cs denn, Herr Becherkamp, können Sie sich überhaupt an die kleinstädtischen Verhältnisse hier ge wöhnen? Ein Mann wie Sie muß sich doch in Passau wie ein Verbannter vorkommen?" voncn Vkkc>ü vik>« Sb. Fortsetzung. «r sah zu der vor »hm Stehenden aus. Eine vor witzige Locke war ihr halb über die Stirn herab- geglitten, und ihre klaren, arglosen Augen hatten einen verträumten Schimmer, als ahnte sie etwas von den Dingen, die wie ein Geheimnis in den Winkeln des Zimmers lauerten. In dieser Stunde fühlte Tugen Becherkamp sich auf das innigste dem Mädchen verwandt, diesem Mädchen, dem eS gelungen war, die guten Kräfte seiner Seele zu wecken und frei zu machen. Er nahm ihr sacht das Paket ab, legte eS auf den Tisch und ergriff dann ihre beiden Hände. Daß sie ihm willenlos überlassen wurden, empfand er wie ein Be- kenntntS ihrer Kameradschaft. Nun sprach er zu ihr, begann ihr alles zu erzählen, feine Gespräche mit dem Bruder, das Werden feines Werkes, und wie sie durch ihr fast körperliches Dabei- sein, durch die starke Wirkung ihres Wesens sein Tun gesegnet habe. Eva hvrte schweigend zu und gab auch keine Aut- wort, als er geendet hatte. Doch auch ihre Hände ent- zog sie thm nicht, er fühlte sie schmal und warm tu den seinen liegen. TS ergab sich wie von selbst, datz er ihr mancherlei aus seiner wirren Vergangenheit berichtete. Wie er als junger Mensch von großen Dingen getränmt hatte, und wie dann alles so ganz anders gekommen war. „Gewiß!" sagte er. „Ich bin daö, was man einen be- rahmten Mann nennt. Ich wurde gefeiert und ver wöhnt — und merkte nicht, wie leer und wertlos mein Schaffen war. Und da mußte so ein kleines Mädel kommen, das noch kein Theater gesehen hat, noch nie Auto gefahren ist und in ihrem ganzen Leben noch keinen Wein getrunken hat — so was muß kommen, mir die Augen öffnen und mir den Weg zu mir selber weisen . ..!" Eva wußte nicht, was sie vor Bestürzung und Ver- legenheit anfanaen sollte. Zwar kam die Bestürzung weniger von seinen seltsamen Worten als von dem, was in ihr selber rätselhaft vorging. Eie spürte näm- sich inmitten eines heftigen, strömenden Schmerzes die Neigung, den großen, fremden Mann zu küssen, ihre Arme um seinen Hals zu legen und ihm etwas LIcbcS zu sagen. Sie hätte so etwas beileibe nie zu tnn gewagt. Lievcr würde sie sich ein Leid antnn; aber daß solche Ge danken sich in ihrem Herzen überhaupt formen konnten, war schon Grnnd genug, an sich selber irre zu werden. „Könnten wir nicht gute Freunde sein?" lächelte er, immer noch ihre Hände haltend. Eie entzog sich ihm mit einer sanften, bittenden Ge bärde. „ES ist — ich glaube, eö wird Zeit, daß wir aufbrechen." „Warum beantworten Eie meine Frage nicht?" „Ach, Herr Becherkamp, von solchen Dingen dürfen Eie nicht sprechen." Kaum war sie frei, da nahm sie Hut und Mantel aus dem Echrank und zog sich an. Becherkamp wieS auf daS Paket. „Ich habe Ihnen eine Kleinigkeit zum Naschen mitgebracht/ Er steckte die Noten ein. „Sie haben recht, gehen wir!" Er ging voraus. Eva folgte ihm schweigend, nachdem sie die Tür abgesperrt hatte. Am untersten Treppenabsatz stießen sie aus F.th Wiesner.
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