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Feierabend : 06.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190403068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19040306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19040306
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-06
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Titel
- Feierabend : 06.03.1904
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Der hl. Kreuzweg. Von Franz Chr. Frost. III. Nun geht der Zug durch dichtgedrängte Gassen Und höhnisch schalll's vom Dach und vom Baikone: „Hinweg mit ihm, dem falschen Gottessöhne!" Der Heiland hört es schweigend und gelassen. Er sieht die Feinde, die ihn tödlich hassen, Für die er niedcrstieg vom Himmelsthrone, Da lastet schwerer Kreuz und Dornenkrone, Er wankt und fällt, von jedem Freund verlassen. O Christenherz, daS du von Leid umfangen Verzweifeln willst, darfst dennoch nicht verzagen, Blick' nur auf den, der dir vorangegangen. Er lehret dich voll Mut und ohne Klagen, Wenn auch die Leiden dich zu Boden zwangen, Dein Kreuz geduldig bis ans Ziel zu tragen. IV. Der Heiland naht in wehmutsvollem Schweigen: Ein blut'ger Schweiß drang aus die bleichen Wangen, So kommt er still mit seinem Kreuz gegangen, Und nirgends will ein Tröster sich ihnFzeigen. Ta sieht ein Bild er vor die Seele steigen. Das ihn erfaßt mit himmlischem Verlangen: Maria ist's: schon hält sie ihn umfangen. Man sieht den Sohn sich sanft zur Mutter neigen. Die Mutter hält den liebsten Sohn umschlungen: O wer vermißt Marias Seelenqualen! Wohl ist ein Schwert ihr da ins Herz gedrungen. Fn Beider Augen sieht man Tränen strahlen; Dazu hast du sie, Menschenkind, gezwungen: So muß die Unschuld deine Schuld bezahlen. Denn alle Schuld nicht sich auf Erdru. Roman frei nach dem Italienischen von Erich Friesen. 8. Fortsetzung. -——> (Nachdruck verboten.) An demselben Abend schon sitzen Mnttcr und Tochter dicht nebeneinander auf der blütenamrankten Terrasse der ^ kleinen „Villa Mercedes" in Funchal in eifrigem Gespräch. ! Die Tür nach dem Zimmer der Kranken steht weit offen. Drinnen auf dem spitzenbesetzten Kissen ruht die zarte blnmenhafte Gestalt in tiefem Schlaf. Las Schlafmittel, i das Dr. Fesca ihr verschrieben, um ihre Schmerzen wenigstens für kurze Zeit zu bannen, hat seine Wirkung nicht verfehlt. Angelinas zarte Züge sind auffallend bleich — noch bleicher als sonst. Die Hände ruhen gefaltet auf der sei denen Decke. Ein glückliches Lächeln umschwebt die halb geöffneten Lippen. Träumt sie von ihrem Orlando?" Auch das vergrämte Antlitz der Frau dort draußen auf der Terrasse ist sehr bleich. Noch ängstlicher wie ge wöhnlich blicken die tiefliegenden schwarzen Augen. Jetzt steht sie ans und tritt auf die Schwelle der Terrassentür. Voll wirft der Mond sein fahles Licht auf die Schlafende. Die Frau bebt zurück. Stumm winkt sie der Tochter. „Sieht sie nicht schon ans, als sei sie tot?" „Nein, Mutter, sie schlummert nur. Aber eS wird nicht mehr lange dauern. Der Ausspruch des Arztes war zu bestimmt." „Und wenn sie doch wieder gesund wird?" „Wäre ich am glücklichsten darüber, Mutter j O Mutter, Mutter, glaube nicht, daß ich schlecht bin!" i flüsterte Angela in verhaltener Erregung. „Nie würde ich j die Arme da drinnen auch nur um einen Centime betrügen oder ihr Leben auch nur um eine Sekunde verkürzen. Aber, da sie nun doch einmal sterben mutz —" „Und wenn dein Plan mißglückt? Ich habe eine unüberwindliche Scheu davor. Wenn er mißglückt —" „Er wird nicht mißglücken, Mutter. Sieh mich an! Sehe ich nicht genau aus, wie Angela Morgano?" Frau Robinson blickt auf ihre Tochter und fährt un willkürlich zurück. Die Blässe der Erregung läßt Angelas Gesicht schmaler erscheinen; die hereinflutenden Mondes strahlen geben ihm etwas Durchgeistigtes, UeberirdischeS — ^ all jenen Poetischen Zauber, der ihm für gewöhnlich nicht eigen ist und welcher Angelina MorganoS lieblichen Zügen einen so hohen Reiz verleiht. „Sehe ich nicht ganz aus, wie die Kranke dort?" wiederholt Angela mit eigentümlichem Lächeln, als die Mutter sie nur schweigend anstarrt. „Ja, ja." haucht die arme Frau geängstigt. „Die Aehnlichkeit ist frappant. Und doch — Angela, mein Kind, ich würde auf alles Geld verzichten, ich würde weiter hungern, weiter darben, wenn du deinen Plan aufgeben wolltest." „Nein, Mutter! Ich bin fest entschlossen. Gib dir keine Mühe! Es ist umsonst." Ein tiefer Seufzer hebt Frau Robinsons Brust. Und was — was wird aus mir?" „Du bleibst hier unter deinem richtigen Namen — als Frau Robinson, die Mutter der verstorbenen Angela Robinson." „Und dn?" „Ich gehe nach Italien, nach Rom — hin zu Onkel Ernesto — hin zu dem schönen Orlando und heirate ihn. Und alles, alles gehört mir — Geld, vornehmer Name. Liebe, Glück! LH —" In ihrer Erregung hat sie lauter gesprochen, als sie wollte. Die Kranke drinnen regt sich. Fran Robinson zuckt zusammen. „Ich kann nicht, ich kann nicht!" stöhnte sie. „Ich kann dem kranken Mädchen nicht mehr in die Augen sehen ! mit diesem Geheimnis auf meiner Seele. Woher nimmst ! du nur den Mut?" Ich bin auch nicht frei von Sünde. Tn weißt, ich habe ein Vergehen auf dem Gewissen, > welches mir oft das Herz abzudrücken droht. Aber — j was ist dies Vergehen im Verhältnis zu dem, was du vorhast, zu diesem ganzen großen, entsetzlichen Plan —" Ungeduldig stampft Angela mit dem Fuß den Boden. „Das ist es ja eben!" raunt sie^der Mutter mit müh sam unterdrückter Heftigkeit ins Ohr. „Hie und da etwas tun, irgend eine Kleinigkeit, die nicht recht ist — das i halten die Menschen für erlaubt. Aber etwas Großes aus-
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