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Feierabend : 11.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190412118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19041211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19041211
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-11
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Titel
- Feierabend : 11.12.1904
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Feierabend. Nnttthaltuilgs-Kkilasr der „Sachs. Volkszeitnnq". v N «3. Sonntag, den 1t. Dezember. I»«4. Pie schwarze Schar. Roman, nach dem Französischen von Ludwig Wechsler. l5. F,nietzun«. — (Nachdruck verboten > Um der Begeisterung keine Zeit zum Erkalten zn geben, ergriff der junge Mann seinen Hut und sammelte rasch im Kreise ab. Die Sons fielen massenbaft in den Hut, dazu mengten sich auch mehrere Silberstücke. Dann kehrte der junge Mann auf den Teppich zurück und nachdem er die er zielte Einahme vor sich auf die Erde geschüttet, sprach er: ..Ich wußte ja, das; so rechtschaffene Arbeiter, wie die Herrschaften sind, diese armen Leute da nicht verhungern lassen werden. Tie Herrschaften haben sich großmütig er wiesen, sie sollen also belohnt werden. Zweiter Teil! Nun kommen die Kugeln!" Damit erhob er zwei mächtige Eiscnkugeln empor und begann mit ihnen zn jonglieren, als wären sie aus Holz und nicht ans massivem Eisen gewesen. Er ließ sie längs seiner Arme dahinrollen, hinter sein (Genick gleiten und fing sie zu gleicher Zeit mit einer Hand auf. Die Begeisterung der Zuschauer hatte ihren Höhepunkt erreicht und die Hände klatschten, daß ihnen fast die Haut platzte. Das Publikum war nunmehr auf fast zweihundert Personen angewachsen. ..Und nun eine zweite kleine Sammlung, wenn es den Herrschaften genehm ist!" sagte er, die Kugeln von sich werfend. Und wieder seinen Hut ergreifend, machte er zum zweiten Male seinen Nnndgang, der noch ergiebiger war als der erste. Nun leerte er die gesamte Einnahme zu den Füßen des alten Mannes aus, der sich von seinem Staunen noch immer nicht erholt hatte, und sagte: „Nehmen Sie das, Alter, und essen Sie sich einmal so recht satt. Meine Herrschaften," wendete er sich zu den Zu schauern; „ich danke Ihnen, Bei nächster Gelegenheit wird es mir wieder ein Vergnügen sein!" Und selbst über seineil ebenso bizarren, als erfolgreichen Einiall lachend, nabm er seine Kleider an sich und ver- schwand in der Menge. Als er den Kreis der begeisterten Zuschauer verlassen batte, sah er sich mit einem Male Johanna gegenüber. „Erkennen Sie mich nicht, mein Herr?" fragte das junge Mädchen bewegt. Er lüstete ein weig erstaunt seinen Hut und schien nach- zndenken. „Mein Name ist Iobanna Lacedat," subr sie fort, „und Sie, mein Herr, sind Patrick D'-Keddy, wenn ich nicht irre." „Ab. mein gnädiges Fräulein!" rief der junge Irlän der ein wenig verlegen ans. „Ich bitte um Entschuldigung, allein icki erkannte Sie nicht sofort . . . Auch hätte ich nicht gedacht, daß ick Sie hier antreff'cn könnte . . . Ich bin sebr erfreut. Ihnen wieder zu begegnen, zumal ich eine kleine Unterredung mit Ihnen baden müßte." „Ich wobne unweit von bier, Elichn Boulevard 20," sagte Iobanna. „Wenn Sic in einer Stunde Zeit baden, w wird cs mich freuen . . ." „In einer Stunde, mein Fräulein, gewiß . . . Vor ausgesetzt, daß mein Besuch Ibncn nicht lästig ist." „Ich werde mich im Gegenteil nur freuen." Er verneigte sich ehrerbietig und entfernte sich schnellen Schrittes, um der Neugierde des Publikums, das sich bereits um die beiden jungen Leute anzusammcln begonnen hatte, keine neue Nahrung zu bieten. Als sich eine Stunde später Patrick O'Keddy bei Jo hanna einsand, traf er Adam Bidache bei ihr an, dem sie be reits alles mitgeteilt batte, was sie von Mcrenticr vernom men. Bidache hatte diese Mitteilungen, deren Bedeutung er sofort erkannte, mit dem größten Interesse entgegenge nommen. .Schon seit längerer Zeit wollte ich mich persönlich nach Ihrem Befinden erkundigen, mein Fräulein," sagte Patrick, nachdem er sich in dem Fauteuil niedergelassen, den ihm Jo- banna angewiesen. „Allein bis heute ward ich von den ver schiedenen Geschäften zurückgchaltcn, mit welchen meine neue Lebensweise verbunden ist. Herr Ravencau hatte die Güte, mich in Bezug auf die Angelegenheiten des Bank hauses Ihres Vaters auf dem Laufenden zu erhalten. Das Unglück scheint ein vollständiges zu sein, aber ich sehe," fügte er mit einem Blick durch das Zimmer hinzu, „daß Sie sich wacker und unerschrocken in Ihr Los gefügt haben, mein Fräulein. Ich hatte unter solchen Umständen nicht lange zögern können. Wie ich bereits erwähnte, bildete die Summe, die ich bei Ihrem Vater hinterlegt hatte, nicht mein persönliches Eigentum, sondern war anvcrtrautes Gut. Ich ließ daher mein besckieidencs Vermögen, welches sich auf un gefähr 5,00 000 Frank belief, flüssig machen und bezahlte die Gelder, die verloren gegangen waren." „Aber in diesem Falle sind Sic ja völlig zu gründe ge richtet, Herr Patrick, und Sie besitzen gar nichts!" sagte Jo hanna voll schmerzlicher Ueberraschung. „Es ist mir in der Tat kaum etwas geblieben; allein früher oder später wäre dieses Geld sicherlich denselben Weg gewandert, den all die Summen bereits genommen, die ineine Ingcndtorbeiten verschlungen haben. Dieser Ruin bedeutet vielleicht sogar eine Wohltat für mich," setzte er mit sorgloser Miene hinzu. „Womit bestreiten Sie denn Ihren Lebensunterhalt?" „Ich arbeite, mein gnädiges Fräulein. Sie haben sich beute nachmittag bereits überzeugen können, daß ich eine ziemliche Kraft und Gewandtheit in körperlichen Hebungen besitze. Ich habe in meinem Vatcrlandc das Fechten und Boren sehr fleißig geübt, und diese zNxü Künste erfreuen sich gegenwärtig einer großen Beliebtheit in Paris. Ich besitze einige Verbindungen und eine Anzahl guter Freunde, an die ich mich gewendet babc. Ich gründete eine Fechtschule und kann wahrhaftig nickt über Mangel an Schülern kla gen. Wenn Sie wüßten," fügte er begeistert hinzu, „welch ein Vergnügen ich bei dem Gedanken empfinde, daß ich mir mein Brot selbst erwerbe, daß ich mich möglichenveisc so gar nützlich mache! . . . Tics ist ein Glück, welche? ich früher nicht kannte. Eben darum beklage ich eben gar nicht mcbr de» Eintritt dieser Katastrophe, in der ich früher eine wabre Strafe Gottes zu erblicken wähnte, zumal so lange ich meine persönliche Ebre für bedroht Hallen mußte. Ich glaube sogar, daß mein kleines Vermögen mir eine Last wäre, wenn ick es eines Tages wiederfinden sollte. Nur ein Umstand ärgert mich ... Ich habe nämlich in einem
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