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Dresdner Nachrichten : 02.10.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-185610029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18561002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18561002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1856
- Monat1856-10
- Tag1856-10-02
- Monat1856-10
- Jahr1856
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.10.1856
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Emil DevrieNt wird vom 1. November an in Berlin eitr mchrwöchentliche» -Gastspiel beginnen. ' ' ' In verschiedenen Zeitungen ist die Nachricht zu lesen, daß der für serieuse erste Baßparthien am Dresdner Hoftheater mgagirte Bassist Hr. Eolbrün sein Engagement aufgegeben habe. Diese Nachricht ist irrig und jedenfalls nur aus dem Um stande zu erklären, daß Hr. Colbrun neulich auf dem Stadtthea ter zu Hamburg gastirt hat und zwar als Marcel in den Huge notten, Sarastro in der Zauberflöte und Brogni in der Jüdin. „Als hervorragende Erscheinung", schreibt man bei Gelegenheit der Besprechung dieser Opern dem „Theatermvniteur", „habe ich dabei eines Gastes zu gedenken, des Hrn. Colbrun vom Dresd ner Hoftheater. Er erfreute uns durch einen herrlichen Stimm fonds und eine ganz vortreffliche Schule, so daß man in ihm später eine eminente Größe begrüßen wird, sobald er erst in sei nem Auftreten diejenige Sicherheit und Routine gewonnen haben wird, welche nur der Erwerb längerer Bühnenwirksamkeit ist; denn Hr. Colbrun befindet sich kaum ein Jahr auf den Bietern." — Von einem in Dresden lebenden jungen Arzte, vr. Karl Weller angeregt und herausgegeben, erscheint in wenig Tagen ein Werk, das auf die Theilnahme aller Gebildeten Anspruch zu er heben wohl wagen darf. Dasselbe betitelt sich „Dichterstimmen der Gegenwart. Eine Sammlung vom Felde der deutschen Ly rik feit 1850" und ist zum Besten der Schillerstiftung für hülfs- bedürftige verdiente Schriftsteller und deren Hinterlassene bestimmt. Es finden sich darin über 200 Dichter und Dichterinnen der Ge genwart vertreten. Von sächsischen oder in Sachsen lebenden Dichtern sind folgende bethciligt: Otto Bank, Hermann Barth, Gustav Bernhard, Adolf Böttger, Luise von Bornstedt, Ernst Fischer, Marie Förster (h), Karl Gutzkow, Julius Hammer (der Begründer der Schillerstistung), Gustav Heubner, O.L. Heubner, Moritz Heydrich, Moritz Horn, Gustav Kühne, Emilie Lecerf, Anna Löhn, Herm. Marggraff, Richard von Mecrheim, Johannes Minkwitz, Luise Otto, Adolf Peters, Otto Roquette, Julius Schanz, Pauline Schanz, Franz von Schober, Adolf Stern, Ferdinand Stolle, Elfricd von Taura, Hermann Waldow, A. H. von Wey rauch, Wilfried von der Neun, und der Herausgeber Karl Weller. Wir werden nochmals auf das Unternehmen zurückkommen. — Von dem beliebten Novellisten Grnst Willkommin Ham burg erschien so eben ein neuer Roman „Rheder und Matrose", der als XI. Band der Meidinger'schen deutschen Bibliothek au- gczeigt wird. Derselbe hat specicll Hamburgs Leben in Handel und Gewerbe zum Gegenstände und basirt auf der kulturhistori schen Bedeutung der Rheder wie der Matrosen. — Aus Leipzig geht uns folgender Bericht zu: „Das Stück „Musikalische Leiden" hat den in der musikalischen Welt rühmlich bekannten Richard Pohl (der sich Jean Richard nennt) znm Verfasser. Wir erwarteten von dem Lustspiel sehr Günsti ges, denn es war schon viel in Blättern davon die Rede gewesen, und sahen uns in unfern Erwartungen nicht getäuscht. Eilte der dunkelsten Schattenseiten des Künstlcrlebens sind bekanntlich die Hindernisse, die dem emporstrebeuden Talent oft massenhaft in den Weg gelegt werden, theils von Neidern, theils von hohl köpfigen Philisternaturen, die kein Verständniß für die Kunst be sitzen. Die Jntriguen nun, welche gespielt werden, um einen jungen talentvollen Komponisten zu unterdrücken, bilden den Ge genstand, um den sich das Lustspiel dreht. Insofern nun solche Jntriguen schließlich wirkungslos bleiben und sich selbst als lä cherlich darstellen, ist dies ein vortrefflich passendes Süjet zu ei nem Lustspiel. Die Situationen in dem Stück sind nach der Wirklichkeit geschildert, und die Charactere davon, obwohl mit etwas starken Striche gezeichnet, doch nicht zu Karrikaturen ver zögern Am besten sind die drei Pinsel, der Kapellmeister Stam pfer, der Baron von Heuter und der Kapelldiener Klein gepinselt, oder besser gesagt: vom Dichter ausgemalt. Der Literat freilich — nun Gott wolle uns in Gnaden bewahren! — wir find selber Literat und geben wohl zu, daß es einzeln solche erbärmliche Subjekte geben könne, sind aber über« zeugt, daß der Verfasser in diesem Literaten nicht einen Typus von einer ganzen Classe von Literaten hat ausstellen wollen. Ob wohl nun in einem einaktigen Lustspiel von einer complicirten Verwickelung nicht sehr die Rede sein kann, so ist doch das Ganze frisch, pikant und mit gesundem Humor geschrieben, und gewiß ist es, daß die Musikalischen Leiden dem Zuschauer keine Leiden verursachen, sondern das Gegentheil, angenehme Er heiterung verschaffen. Jedenfalls kann das Stück zur Aufführ ung an andern Bühnen bestens empfohlen werden". Vermischtes. — Ein aus dem Zeltlager bei Colchester geschriebener Brief eines englisch-deutschen Legionärs lautet folgendermaßen: „Seit 14 Tagen sind wir wieder auf Englands gastfreundlichem Bo den und die kothigen Straßen und verfallenen Holzbuden der Tür kei, die weithosigen Männer und verschleierten Weiber, die Schnu ren hungriger Hunde, die Cholera, die Skorpionen, das magere Ziegenfleisch, der Schiffszwieback, die Pracht des Sultans, die tiefste und scheußlichste Bettelei des armen Volkes, das feenhaft schöne Panorama der Hauptstadt des Morgenlandes — Alles, Alles liegt wie ein Traum hinter mir. Ich habe in diesem Jahre viel, sehr viel durchgemacht, viel gesehen und gelernt, ich habe Eindrücke in mir ausgenommen, die, wäre ich unter minder drückenden Verhältnissen gewesen, zweifelsohne noch unendlich größere Sensation in mir erregt hätten. Schon England, die Königin der Meere machte beim ersten Anblick einen Eindruck auf mich, den ich nicht überwältigen konnte, als ich zum ersten Male vom Bord eines Kriegsdampfcrs I. M. seine kreidigen Küsten erblickte. ^ Ich sah drei Monate später Gibraltar, die Säulen des Her kules, ein Mann, der mich schon als Kind verlangend erregte. Wir trugen während unsers 36stündigen Aufenthalts unfern al ten Major zu Grabe, der während der Fahrt verblichen war. Nie werde ich diese Erinnerung vergessen. Es war ein Kirchhof, ziemlich hoch auf dein letzten Felsen Spaniens, aber ringsum üp pig eingehegt von Mandel-, Feigen-, Orangen-, Citronen- und Granatäpfelbäumen. Die letzten waren so zahlreich und dicht befruchtet und herabhängend, daß wir mit unfern Gewehrspitzen zahlreiche Früchte Herunterstreifen mußten. Dazwischen dieser fast betäubende Geruch der Blüthen. — Wir standen vor dem offnen Grabe, der alte englische Garnisonsprediger hielt eine kurze Rede, die Peletos krachten, die alten 64-Pfünder der zahlreichen Festungswerke donnerten, und unser Steamer Jmperatriz ant wortete. — Auf dem Rückwege winkten uns zahlreiche schwarze Mädchenaugen hinter den Jalousien der kleinen weißen Häuser — uns, den Fremden — ein Lebewohl. — Dann sah ich Malta, wo ich von Vielen so glücklich war, einen mehrstündigen Urlaub von Bord zu bekommen. Ich be trat diesen hochclassischen Boden, die Hauptstadt Lavalette mit Bewunderung. Ein südliches Klima, vernichtende Sonnenhitze, alle Nationen, Farben, Trachten, Sprachen der Welt, im Hafen wie in der Stadt, das Spanische vorherrschend, das Englische imprimirend und tonangebend. Ich betrat die St. Johannis kirche, eine der berühmtesten der Welt, die Grabstätte fast säinmtlicher Comthuren dieses alten Ordens, der einst die Welt erzittern machte, jetzt ein Märchen ist. Die zahllosen Heer- den ekelhafter zudringlicher Bettler jeden Alters und Ge schlechts machen den Aufenthalt widerlich. Die anbrechende Abenddämmerung ändert den Aufenthalt auf Malta wie mit ei nem Zauberschlage. Was früher todt, «mattet, verschmachtet
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