78. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Donnerstag, den IS. März. 1857. Ericheint täglich Morgens 7 Uhr. Inserate die Spaltenzeilc oder deren Raum zu S Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abonnementpreis ä Vierteljahr 1 Thlr„ (monatlich 20 Zeilen uncntgeldliche Inserate); 2. Abonnementpreis s Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldlicher Lieferung in s Haus. — Für auswärts durch die Post s Vierteljahr 10 Ngr — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee Nr. k, sowie auch WaUhausstraße k pt. Local- und Provimial-Nachrichten. Dresden, den 19. März. Die aus Rom hier eingegangenen Nachrichten über das Befinden I. K. H. der Prinzessin Louise von Sach sen lauten noch fortwährend Besorgniß erregend, doch sind die neuesten Symptome etwas günstiger. — Gestern früh 6 Uhr verschied hier im 71. Lebens jahre Se. Exc. der K. S. Staatsm. und Generalleutnant a. D. Hr. Joh. v Minckwitz Der Verewigte, welcher an dem russischen und französischen Feldzuge Theil genommen und bis zum Jahre 1817 dem activen Militairdienstc an gehörte, stand in dm Jahren 1822 bis 1835 (als Unter- secretair, später als Staatsminister) an der Spitze des De partements der auswärtigen Angelegenheiten, leitete 1833 bis 1835 zugleich das Ministerium des K. Hauses und bekleidete sodann den Posten eines K Gesandten in Ber lin. Er war Ritter des K Hausordens der Rautenkröne und (seit 1812) des Militair-St.-Heinrichsordens, Groß kreuz des Verdienstordens und zahlreicher ausländischen hohen Orden. — Das-diesjährige 3. Stück des Gesetz- und Ver ordnungsblattes liegt ln dem im ersten Stock des Altst. Rathhauses befindlichen Locale der Acteninspection inner halb der nächsten acht Tage zur Einsicht aus. — Der Stadtrath macht für das Arbeitslohn der Maurer- u. Zimmeraesellen und Handlanger, sowie für die Meistergebühr der Maurer- und Zimmermeister neue Tax- bestimmungen bekannt. Nach diesen wird im Sommer halbjahr bei II ständiger Arbeitszeit das Tagelohn eines Maurer- u. Zimmergesellen (k Stunde 1 Ngr. 5 Pf.) auf 16 Ngr. 5 Pf, das emes Handlangers auf 10 Ngr., im Winterhalbjahr aber bei Ostundiger Arbeit für Gesellen auf 13 Ngr. 5 Pf. und für Handlanger auf.9 Ngr. festge setzt. Nicht inbegriffen ist hierbei die auf 1 Ngr. 5 Pf. festgestellte, vom Bauherrn für jeden Gesellen zu entrich tende Meistergebühr, wofür derselbe gewisse Werkzeuge zu liefern hat. Polirern ist außer dem Gesellenlohn minde stens der Lohn einer ^Arbeitsstunde mehr zu gewähren. Diese Bestimmungen treten vom 14. April d. I. in Wirk samkeit. — Die auf gestern gegen die 18jährige Reichert aus Kötzschenbroda (dieselbe, welche bereits am 14. Jan. d I. ^ wegen Betrugs zu 4 Monaten Arbeitshaus condemnirt, einstweilen aber wieder entlassen worden war) wegen wie derholten Betrugs anberaumte Gerichtsverhandlung hatte vergeblich ein zahlreiches Publikum versammelt. Der In- culpatin gefiel cs, sich krank zu stellen, indem sie erklärte, daß ihre Füße sie nicht trügen, und nachdem der Herr Gerichtsrath v. Siebenhaar sein Gutachten dahin abge geben hatte, daß die Krankheit zwar nicht wahrscheinlich, aber doch möglich fei, wurde nach langem Warten die Sitzung vertagt. Die Angeklagte wird jedenfalls so lange sitzen müssen, bis sie freiwillig erklärt hat, gehen zu kön nen und kommen zu wollen. ». — Heute Vorm, wird gegen den hies. Victualien- händlcr Voigtländer wegen Diebstahls vor dem hies. K. Bezirksgericht verhandelt werden. Für morgen steht die Erledigung mehrfacher Einsprüche bevor, worunter auch einer (eine Erpressung von Neumann u. Gen. betr.) ge heim verhandelt werden wird. — Die Straße vom Postplatz ab durch die Wilsdr. Vorstadt hindurch auf die Weiseritzbrücke und die Schä ferstraße zu ist nun dem Angriffe nahe und sind die des halb zu erkaufenden Haus- und Gartengrundstück? theitt schon erworben, theils schweben ihretwegen noch Verhand lungen. Man wünscht allgemein, daß hier .weniger herr schaftliche, als kleine Wohnungen hergestrllt werden möch- ten, an welchen es in Dresden jetzt so ungemein Mt.' — Die Vergrößerung der Antonstadt hoch am Lhäle der Prießnitz hin und unten im Grunde selbst wirb diese- Jahr sehr bedeutend. Das ist natürlich. Die dort er bauten Häuser sind kaum fertig, so find sie auch schon vermiethet, da man jene Gegend der Wakdluft und de» Prießnitzbades, wie der Sandbädrr wegen immer mehr zu schätzen anfängt. Auch die v. Ruschpler'sche Badeanstalt erweitert und verschönert sich ansehnlich und die im Grunde so romantisch gelegene Baderestauration ist, selbst während