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Dresdner Nachrichten : 20.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186004205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18600420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18600420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-20
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.04.1860
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er nach einiger Seit, wir wissen nicht auf welche Weise, als Lhäter entdeckt; den Pelz hatte er für IV» Lhlr. ver kauft, und derselbe befand sich schon auswärts in dritter Hand, und zwar acquirirt für den Preis von 2 Lhlrn. Jndeß hatte der dermalige Besitzer, obschon zur unentgeld- lichen Herausgabe nicht verpflichtet, ihn auslirfern müs sen, und er lag als vorpus äelivti vor dem Gerichtstische. Nach Angabe des Bestohlenen betrug der ihm zugefügte Schaden über 10 Lhlr. und stand somit dem Angeklag ten nach Art. 278 3d des Strafgesetzbuchs bei der auf Einsteigen beruhenden Qualifikation deSDiebstahls eine schon recht namhafte ArbeitShauSstrafe bevor. Die Sache nahm jedoch insofern eine dem Angeklagten, welcher seines BergehenS durchgängig mit lobenSwerther Offenheit bis in die geringsten Details geständig war, günstigere Wendung, alr einerseits die legale Laxe deS wiederer langten Pelzes, den der Verletzte auf 5 Lhlr. abgrschätzt hatte, nur 3 Lhlr. betrug und eS andererseits den Be mühungen des VertheidigerS, Adv Matthäi, gelungen war, vollständigen Ersatz zu beschaffen, auch den Verletz ten dahin zu disponirrn, den von ihm gestellten Straf antrag wegen der vom Angeklagten unmittelbar genos senen Victualien zurückzunehmen. Nichtsdestoweniger wurde Ack.rmann mit 6 Monaten Arbeitshaus belegt. Er hat sich jedoch diesem Erkenntnisse zur Zeit nicht unter worfen. — Der alte Mann, von dem wir gestern die groß herzige Belohnung für treu geleistete 50jährige Dienstzeit mittheilten, befindet sich seit einigen Tagen im —Armrn- hause. — AlS Gegenstück zu der im gestrigen Blatte der .Dresdn. Nachr." enthaltenen Erzählung über die Dank barkeit eines Dienftherrn gegen seinen alten Diener möge die Mitthrilung dienen, daß neulich in einer hiesigen hö heren Beamtenfamilie daS 25jährige Jubiläum der Köchin durch eine Lohnzulage, ein Geschenk von 25 Lhlrn. und eine Einladung ihrer sämmtlichen Verwandten zu einem solennen Kaffee nebst Wein und Pfannkuchen gefeiert wurde. — Bezüglich der gestern gemeldeten Auffindung einer Kindesleiche ist noch nachträglich mitzutheilen, daß die Polizei bereits ein Dienstmädchen, welche» vor einiger Zeit heimlich niedergekommen war und in jenem Haus« gedient hatte, gefänglich eingezogen hat. — Die Dresdner Singakademie (Chorgesangverrin) brachte zum Schluß ihrer diesjährigen Eailon vor einem geladenen Zuhörerkreist R. Schumann's .Pilgerfahrt der Rose* zur Aufführung. — Gestern Mittag halb 12 Uhr gingen die Pferde eines Kutschers mit einem mit Steinen beladenen Wagen vor dem Hause Nr. 32 der Pirnaischen Straße durch. Der Kutscher war durch schnelles Lausen so glücklich, den Wagen bald cinzuholen und sich von hinten auf denselben zu schwingen, wo er noch zu rechter Zeit die Zügel faßte und die muihigen Schimmel zum Stehen brachte. — lieber die Kinder unserer Lage ließe sich viel, sehr viel schreiben. Zu dieser Bemerkung wurde Ein sender dieses veranlaßt, als er sich am vergangenen Sonn, tag Nachmittag in einem öffentlichen Lokal befand, wo stets ein höchst anständiges Publikum verkehrt. Dicht neben mir saß ein Herr nebst Gemahlin und drei Kin dern, zwei Knaben und ein Mädchen. Um den großen Lisch herum dann noch mehre erwachsene und ältere Per sonen. Auffällig war schon das Erscheinen gedachter Fa milie. Die Tochter, ein Mädchen von ungefähr 10 Jah ren, hatte sich am Arm deS Vaters gehangen, ungefähr ! so wie Braut und Bräutigam gehen, anstatt sie an der j Hand zu führen. Die Herren Jungen», ihres Alters acht ! biS neun Jahr, truqen Spazierstöcke, Busennadeln und der ! älteste davon eine Uhr. Wie zu entnehmen war, hatten , die Kinder zu Hau» wahrscheinlich mit Sitz und Stimme im Familienrath. Sie wähnten sich längst der Kinder schuh entwachsen, spielten so zu sagen die Altklugen, nah- men Lheil an der Lonversation, wo sie nicht selten vor laut und naseweis den Erwachsenen das Wort nahmen.— So weit ist eS mit der krankhaften Verbildung unserer Zeit gekommen. Noch ein Paar Jährchen inS Land und solche ohrfeuchte, gelbschnäbelige Burschen, die kaum der Ruthe entwachsen, fahren so zu sagen dem Vater und der Mutter über'S Maul, tanzen dem Alten auf dem Kopfe herum. — Aber woher kommt dies Alles? Wir sind seit Rousseau und Basedow viel psychologischer und philan- tropischer, aber auch viel weichlicher und egoistischer in der Erziehung geworden und der LuruS übertriebener Sorg falt in der Kindererziehung ist von den höheren zu den mittleren Ständen herabgedrungen. An die Stelle evan gelischer Liebe, welche gebietet, die Unerzogenen in Zucht zu nehmen, auch da, wo es dem Fleisch und Blut der Aeltern schwer wird, ist eine Affenliebe getreten, welche sich in den Kindern spiegelt, mit ihnen tändelt und sie zum Gegen stand des Genusses, aber nicht zum Gegenstand der Arbeit machen möchte. Die Erziehungsweise unserer Altvordern hatte mehr den alik«stamentlichen Charakter der Strenge, zugl.ich der Einfachheit und Derbheit; obwohl da nicht so viel über Erziehung geschrieben und gesprochen wurde, so leitete doch rin guter pädagogischer Instinkt oft viel sicherer und die Regel: .Wer sein Kind lieb hat, der Halle «S unter der Ruthe!" bewährte sich trefflich. Di« Kmder bleiben da mehr in den Schranken, bescheidener und harm loser, sie dürfen sich nicht solche Dinge erlauben, wie die oben erwähnten. Sie trugen noch keine Schlafröcke, Pelzmäntel, Ucberschuhe und Spazierstöcke, wurden auch nicht eing-laden zu Lhee'S und Kinderbällen, noch nicht mit „Herr* und .Fräulein" titulirt, wie es jetzt geschieht. Am ausfälligsten aber sind in Dresden die oft läppischen Anzüge der Kinder, welche sie f,üh schon zu maßloser Putzsucht verleiten. Da kommt so sin kleiner Vizl'puzli, den man in der Ferne wahrhaftig für eine Gestalt aus der Seiltänzer- oder Affenbude halten könnte. Das Döck- chen, daS gezackte Röckchen, die Höschm mit Ritzen und unten mit Ep tzm und oben der kleine Castorhut mit Fe dern bepflanzt, daß man denkt, es sitzt ein Kikrihahn dar auf. Woher kommt dies? Weil nicht selten englische, oder sonst von auswärts gekommene Familien ih>e Kinder in solchen Firlefanz stecken. Der Deutsche, rin Modenarr von je und — wie Schlegel sagt — stets dem Ausland hold, ahmt dieS nach. Ob aber solche lustige Anzüge dem Kind gesund, ob der schneidende Wind in die entblößten Stöckelbeinchen hineinbläßt, daß sie aussehen wie Krebs butter, dies ist vielen Aeltern gleich, wenn'S nur recht .scheene sieht", bann ist'S schon gut, die Gesundheit ist Nebensache, bis das K nd in Folge dieser Narrheiten auf der Nase liegt; dann soll der Doctor helfen wo — der Schneider und der Wattenmacher helfen konnte. — Vorgestern fand die alljährlich einmal angestellte große Procedur zur Vetlgung der Raiten statt, indem in das Innere der Schl-ußen eine Phosphor-Latwerge eingffmkt wurde, welche von den Thieren mit Begier olS L'cke,bissen verspeist wird. Ohne Bauchgrimmen mag'» freilich nicht abgehen, der Tod aber ersogt dann sicher, und jedenfalls sind durch dres Verfahren wiederum etliche Lausend Vieser ekeligen Lhirre der Vernichtung anheim- gefallen. — Die „Sonst Ztg." bringt folgendes Inserat: „Um vielen Wünschen zu enisprechen, wird der Pastor lll. Sie de! in Lharand ersucht, seine am ersten Ost»rfeiertage ge haltene Predigt zum Besten d«s Humboldt-DenkaialS in Druck zu geben. Mehrere Verehrer." — Am Nachmiltag des 17 April brach in «nmit- trlbarer Nähe von boschwitz daS Bo.derdeck deS um 2
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