Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186505121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18650512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18650512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-12
- Monat1865-05
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.05.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Durchführung einer Pripatschleuße durch die Commungrund- stücke an der Alaun- und Louisenstraße giebt das Collegium seine Zustimmung, ebenso zur käusUchen Erwerbung einiger an der Waldgaffe gelegenen Flurbuch« Parzellen. N cht minder trat das Collegium bezü lich der Abtretung des vormals Schtvarz'schm Grundstückes Nr 6 d.r Seminarstraße an den künigl Staatssiscus oem Gutachten einer vereinigren Finanz- und Verfassungsdeputation (Nef. Stadtverordneter Cm. Leh manns bei. Außerdem wurden noch einige Petitionen erledigt. Der Schluß der ziemlich lebhaften Sitzung erfolgte nach ziem lich vierstündiger Dauer Abends 9 Uhr. — Ein hiesig r acktbarer Bürger ersucht uns, Nach stehendes der Oeff'.nilichkeit zu übergeben. ,,Als ich neulich am Weber-Denkmal vorüberging, mußte ich leider bemerken, wie rtvei Knaben mit Steinen nach der Statue warfen Auf mein Einschreiten nayin der eine Knabe die Flucht, der andere aber, <r» höchst kecker Bursche, blieb beharrlich steoen, und auf meine Vorwürfe über solch Unwe en brach er in die Wo.te aus: .,Das ge)t Sie an Dreck an!" Ich gab »hm für die e Unverschamthetl eine derbe Kopsnuß. Der Zunge schrie so gewaltig, daß seine Mutter herzukam und mich vor vie.en Men chen. die sich indesstn versammelt, ganz laut «inen „Rur.ls" nannre. Viele der Gaffer nahmen Partei für den Jungen und da trotz des Auslaufes kein Diener der Geicchtigk ü in der Nähe war, machte ich mich schleunigst aus d>m Staube, um nicht etwa noch ferneren Insulten auegesetzt zu sein. Da soll man nun noch Lust bekommen, sich fernerhin dem öffent lich angeschlagenen Gesuch des Stadtrathcs zu fügen, welches lautet: „D>m Schutze des PubakuMs werden diese Anlag.n bestens empfohlen." , — Nächsten Sonntag und Montag soll in den Park- und Terrassen-Anlagen des Waldschlößchens ein großes Bock fest veranstaltet werden, bei welchem auch die für das bevor stehende Sängcrscst neu eingerichteten Lokalitäten geöffnet sein werden, welche früher in den Parte: reräumen des Hauptge bäudes als Malzmcterlagen dienten. Die H.rz und Seele wohlthäüz erschütternden ÜOfachen Klänge de» Po I>schon Musikchores werden hierzu dem matcrntlcn Tt-.ue d-s Festes die nothw'ndige poetische Folie verleihen. — Ein Bewohmr der Zahnegasie vermißte seit einigen Tagen aus einer verschlossenen Truhe ein Einlage- und Quirtungiboch der Sparr.isse zu Pirna über cu.gezah.te c-O und einige Thaler. Aus geschehene Anreize an du Behörde ermittelte dieselbe die Tiebur in der Person seiner eigne», leide: sittlich schon oft bestraften Tochter. Sie hatte das ge stohlene Buch durch eine Bekannte nach Pirna geschickt, dort das E«ld erhoben und sich verabfolgen lassen. Gelangt hat es ihr nicht lange; denn, als sie aus Antrag ihres Vaters verhaftet wurde, belaß sie davon nur noch einen Thaler. — — Das neue Krcuzschulgebäude geht rasch s-iner baldi gen Vollendung entgegen. Schon seil längerer Zeit zieren die allegorischen Figuren für Grammatik, Geschichte, Poesie und Mathematik die Fronte des ansehnlichen Gebäudes, wäh rend auch der innere Ausbau der Auditorien rüstrg betrieben wird. — Bekanntlich sind unter den Handwerksgesellen hiesiger Stadt die Schneider diejenigen gewesen, die zuerst mit einem Antrag auf Lohnerhöhung gegen ihre Meister vorgegangen sind. Nachdem deshalb unter ihnen einige Versammlungen stattgefunten und darin mitgetheiet worden war, daß die Meister die von ihnen gestellten Forrcrungrn nicht befriedigen wollten, kam man zuletzt darin überein, daß mit Kündigung der Arbeit gegen diejenigen Meister verfahren werden sollte, die auf ihrem abschläglrchen Bescheid, dm sie den G.sollen gegeben, beharren sollten. Wie wer nun hören, hat sich die gehegte Befürchtung, daß nunmehr eine massmhafle Arbeits einstellung unrer den Schneidern srattfinden werde, als unbe gründet gezeigt. Nur in einigen klerucren Werksttllen haben Kündigungen statrgesunden, in de» größeren sind d:e Gesellen nach gütlich r Vereinigung mit den Meistern, die natürlich durch entsprechende Lohnerhöhung bedingt warm, in der Ar beit verblieben. — — Der Gemeinderath von Wim hat beschlossen, auch dieses Jahr 3 Schulmänner zur allgemeinen deutschen Lehrer Versammlung (Leipzig) auf ferne Kesten zu entsend.n. — Ein aalizischer Eoldarbeiter hat vorgestern Abend . nach 10 Uhr auf dem Wege von dem Leipzig-Dresdner Bahn hof nach dem Schlesischen B^h- Hoi ooer kurz vorher un Coup»', bevor er dasselbe verlassen, außer einer baaren Geldsumme von 70 Thlrn. ein Portemonnaie verloren, in dem sich ver- l schied.,.e Juwelen im Werthe von 1,200 Thlr. befunden ha ben. Er bietet dem redlichen Finder der den Fund auf der Polizei abgicbr, eine B.lohnung von Einhundert Thalcrn. — — Als gestern Morgen gegen 8 Uhr der Oitsrichtec 'Von Lausa in Begl itung seiner Ehefrau mittelst eignen Ge schirres der Könizsbrückerstraße entlang nach der inner» ,Stadt zufuhr, scheute plötzlich das vorgespannte Pfcrv und ging durch. In Folge dessen wurde der L.sitz-r des Geschir res sammt seiner Frau aus dem Wagen h-rausgeschleudkrt. Die Verletzungen, die beide davon getragen, sind nicht unbe -deutend, insbesondere wurden der Frau des OrtLrichtcrs die Fingerspitzen der einen Hand zerfahren. Sie wurde mittelst Droschke nach Hause gebracht Ihr Mann schien sich inoch so weit erholen zu können um hier di-: ..cthigstm Ge- ffchäfte zu besorgen. Das Pferd wurde unloe t der Stelle, «wo das Unglück passirte, aufgehaltm.— — Leipziger Blätter schreiben, daß Se. Majestät der Hönig zum Sängerfejr 300 Sänger aukmhincir wolle, die in "^>er alten Bildergallerie einquartiert werden sollen. — — Jmprovisirtcs Theater. Einen Genuß selte ner Art gewährte vorgestern Abend in der >0. Stunde das Heiner Hochzeitsfcicr gellende Ständchen eines der ersten Dresd- rer Sängerchöre in dem Gartenraume, welcher vom Palais ^arni Naumann, Lüttichau-, Sidonicn, Näcknitzer- und Mos- ^inskyslraße eingeschloffen ist. Die Sängerschaar, bestehend *ßus Herren und Damen, harte sich mit bunten Laternen ver gehen und als kaum das erste Lied in akustisch großartiger Wirkung erklungen, waren alle nach diesem Garienraum füh renden circa 1000 Fenster de» betreffenden HSusrrcompkexes vom Souterrain bis zum Dach illuminirt und Kopf an Kopf mit Zuhörern besetzt, welche wahrhaft feierlich erhoben dem Gesänge folgten. Nach jedesmaliger Beendigung eines Liedes erscholl aus jedem Fenster das lebhafteste Applaudiffrment und Dacaporufen mit dreifachem Echo, bis das enthusiaSmirte Publikum wiederum eines neu-m melancholisch in die Lüfte tönenden Lieoes lauschte. — Schade nur, daß der eintretmde Negen die geheimnilvoll unter dem Laubdach verborgenen Sänger allzubald verscheuchte. - Die Gewichtsvergleichung hiesi'rr Weißwaaren er zielst laut Veröffentlichung des Stadtraths folgendes Resul tat: die größte Zwölspfennigsermnel <21 Lth. 5 Quck, die größte Sechepiennigsemmel ,1l Lth. 7 Qt.) und di« größ ten Dieieibrode <9 Lth. 2^ Qt) hat Herr Bäcker Thalheim, Alaungaffe üü; die kleinste Zwölpfennigsemmel (14 Loth. 1 Qu) Herr Jenhsch, am See I, die kleinste Sechspfennig- s.'mnul (8 Lth. 1 Qt.^ Herr Ziller, Louisenstr. 16, die klein sten Dreierbrode (6 Lth. 2j Qt.) Herr Junghändel, Louisen- slraße 10. — Das gestrige Gewitter hat Mittags gegen 2 Uhr an zwei Orten Schaden verursacht. Ein Blitz fuhr in das alte Rkstauralionsgebäude von Stückgießers, zertrümmeite unt.rm Dache eine Küchenwand, fuhr aber ohne zu zünden in der unteren Ecke wieder hinaus Ebenso schlug ein Blitz den Oeffenkopf des Hauses Moritzstraße Nr. 3 entzwei; auch er halten wir soeben die Nachricht, das; »n Somsdorf bei Tha randt duich Blitzstrahl ein Haus in Flammen stehe. — In Marienberg sind am 9. Mai 17 Wohnhäuser mit Seitengebäuden niedergebrannt. 36 Familien sind ob dachlos geworden. Das Annaberger Thor, der Gasthof zum weißen Roß sind mit abgebrannt. — f Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom N Mai. Johann Philipp Kunert, 43 Jahre alt, zu Wölms- dorf in Böhmen geboren, gelernter Kaufmann, betrieb bisher Agenturgeschäfte, ist verheirathet und hat drei Kinder. Gegen bn liegt ausgezeichneter Diebstahl, Betrug und Unterschlagung vor, welcher Verbrechen der Angeklagte zumeist offen geständig ist. In der Zeit von 1863 bis 1861 war Kunert auch Agent für die Firma Gebrüder Schmidt zu Dessau, deren Inhaber der Kaufmann Eduard Schmidt ist. Gelder einzu- kassircn war Kunert nicht berechtigt, auch mit Versendung der bestellten Maaren halte er nichts zu thun. Von den Be trägen, die wirklich eingingen, harte er von Anfang an drei Prozent Provision. Eines Tages kam auch eine Bestellung an die Fi,ma Schmidt nach Dessau von einer gewissen Frau Grnnow, Ataunstraße wohnhaft. Sie lautete auf mindestens 15000 Stück Cigarren. Aber diese Frau hatte keine Cigarren in Wirklichkeit bestellt, sondern der Angeklagte, der den Namen der Wittwe benutzte, mit der er nur in geringer Geschäfts verbindung stand. Die erste Sendung der Cigarren kam aus Dessau an, es waren 12000 Stück, sie kosteten 140 Thlr. 20 Ngr. Die zweite Sendung rm Werthe von 130 Thlr. ü Ngr. kam später. Die Frau wußte nichts von der ganzen Geschichte, erst den letzten Tag vor der Ankunft der eorpora klelicii sagte er zu ihr: , Hören Sie, Madame, morgen kom men Cigarren aus Dessau, Sie könnten mir einen Gefallen thun und dieselben auf Ihren Name» anmhmen, ich habe sie auf Ihren Namen bestellt!" Als die erste Lieferung ankam b:i dnr Frau Grunow, ließ Kunert die Cigarren abholen, legte sie be> dem Kaufmann Bretschneider in Poppitz ein, um sie zu verkaufen. Die Frau Grunow hatte natürlich alle defini tive Annahme und Zahlung verweigert Das Geld verlebte er, verbrauchte es zum Unterhalt für seine Familie und lie ferte cs an die Firma Schmidt in Dessau nicht ab. Auch hatte Kunert für Schmidt noch Posten einzuzichen, die er ebenfalls nicht ablicferte. Das zweite Verbrechen, der Dieb stahl, geschah am 17 März. Auf der Jacobsgaffe wohnt der Schuhmachcrmeister Fischer, ein Landsmann Kunert's. Sie kannten sich, sie wohnten nahe beisammen und spickten oft mit einander Billard. Am genannten 17. Mäiz stahl ihm Kunert 5 Piun'v Speck für 1 Thlr. 2 Ngr, 2 Pfund Fleisch für 13 Ngr. und eine - Lampenscheere. Herr Advocat Schanz g-cht eindringlich und sehr warm ans seine Verthei- digung ein, meint zwar, sein Client müsse allerdings bestraft werden der Sachlage gemäß, aber die Strafe könne möglichst milde ansfallen. Das Urtel lautete auf 2 Jahre Arbcits- hrns. — Angek rndigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittags finden folgende Verhandlungstermine statt: 9 Uhr Privatanklagsache des Lohnkutschers Traugott Uhlemann Wider den P ctualienhändler Johann Christian Gottlieb Zimmermann allhier; 10 Uhr Gerichlsamt Döhlen wider den Bergarbeiter Friedrich Hugo Moritz Bürlner in Burgk wegen gewaltsamen Hausfriedensbruchs; halb II Uhr wider den Laufburschen Her mann Theodor Uhlig allhier wegen Diebstahl-; j12 Uhr Wider Johanne Auguste Ernestine Fleischer aus Spiembcrg wegen Unterschlagung; ^12 Uhr Privatanklagsache des Droschken kutschers Carl Gottlob Finke gegen seine Ehefrau Thekla Auguste geb. Schumann alllner Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. — Morgen, den 13. Mai Vormittags 0 Uhr wider den Schuh macher Johann Carl Lotus Voigt von hier wegen ausgezeich neten Drebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Jungnickel. — In neunter Ziel,mm 5. Elaste 67. K. S. Landes-Lottene wurden solgcndc Hauptgewinne gezogen: >50.000 Thlr. aus die Nr.: 9461. 5000 Thlr. ans die Nr.: 77.19. 2000 Tlilr. aus die Nr.: 30817. LOOO Thlr. ans di-Nrn.: 1477 4197 4-57 4X16 9116 18000 18047 211-6 26939 S197Z 17789 39884 41912 44972 45599 16215 «6962 -089- 51280 01089 57087 6544t 68614 69272 7!5Ll 7-725 78171 78822. 40« Tlckr. aus di- Nrn.: 1864 4671 6153 6686 1403t 1757t 21288 24161 120«6 12711 1110, Z9958 41372 44200 44567 45132 5662- 60824 6101! 6-787 66995 68739 7054t 7l802 74075 74438 74185 77164 79927. 200 Thlr. aus die Nrn.: 3112 5654 6330 81 >t 8508 10657 12171 ,1028 11586 1177 ,5142 16123 16472 20080 21097 2,160 22110 22594 21987 25741 2850, 10969 12442 12820 34951 16154 16262 1^57 41088 41125 14804 49146 51652 64704 66576 6876t 7-»20 77270. vt«1t-art, 7. Mai. D« st»^- Le- vüllrtin: „Heute Nachmittag 4 Uhr wurde Ihre kgl. Hohckt die Frau Prinzessin Auguste zu SachseftMHy,r nach 36stündiger schwerer GedurtSarbeit von einem tobten Privze« entbunden. Das Basischen der Fra« Prinzessin ist den Um stünden angemessen gut. vr. Haußmann. Iw. Kornbrck" * „Die Liebe, ach, die Liebe hat mich so weit gebracht!" heißt e» in der Oper, und dasselbe Lied, weiche schon so Viele gesungen haben, kann auch, wmn sie sonst Lust dazu hat, eine Dame singen, von der wir hier etwa» näher sprechen wollen. Im kleinen Belt, zwischen Fühnen und Schles wig, liegt die Insel Aaröe und darauf das Gut Sobhgaard, welches einer Dame gehört, die den Frühling ihrek Leben- bereit« einige Zeit hinter sich hat, indem sie der Sommer virr- unddreißig zählt. Während des FeldzugS in Schleswig-Hol stein lag bei ihr ein Garde-Hornist, ein Berliner Kind, in Quartier und er muß, um sich das Nest warm zu halten, bei Cathinka, so heißt die Dame, wohl einiges Süßholz geraspelt haben, denn ihr liebebedürstiges Herz hatte alsbald Feuer ge fangen, und müssen dir Flammen lichterloh gebrarmsi yaAM, denn auch nach dem Scheiden deS Garde-Hornisten wollte da- Feuer nicht ausbrennen, und es ging ihr wie der Göttin Ca lypso, von der wir im Telemach lesen, daß sie sich üb«* die Abreise des UlhsieS nicht trösten konnte, in ihrem Schmerze sich unglücklich fühlte, allein zu sein, und die nun mit i^en Nymphen am Gestade de« Meeres umherirrte, den gramer füllten Blick sehnsüchtig in die Ferne richtend. Aber weniger glücklich als Calypso, trug ihr kein Schiff einen Telemach,.qn das Ufer, um über den neuen Ankömmling den geschadeten Seladon vergessen zu könnm; vielmehr hörte sie fortwähraid die Melodie des Jungfernkranzes aus dem „Freischütz," die.tzr Virtuose von der Spree so gefühlvoll auf dem Klappenhyxn geblasen hatte, in ihren Ohren klmgen, und es widerklangen die zarten Saiten ihres Herzens. Ob Cathinka und dpr Garde-Hornist aus der neuesten Auflage des trefflichen Werk-: „Briefsteller für Liebende" Nutzen gezogen, ob das mit eiyrr Feder aus den Flügeln Amors geschriebene Wort den von Mund zu Mund gehenden warmen Hauch der Rede ersitzt hat, wissen wir leider nicht zu sagen, Wohl aber, daß Cathin- ka's Sehnsucht nach dem Fernweilendcn von Tag zu Tage größer wurde, bis sie endlich auf den Gedanken kam, an Hs» Prinzen August von Würtemberg, den commandirenden Gene ral unseres Garde-Corps, ein Schreiben zu richten, worin, sie denselben bat, ihren geliebten Horn-Virtuosen aus dem Dienste zu entlassen, indem sie bereit sei, ihn zu heirathen oder auch als Gutsverwalter zu sich zu nehmen. Die Antwort ließ, dem Gram der Liebe keine Rechnung tragend, etwas auf sich war ten, und wie Maria Stuart dachte Cathinka: „Eilende Wol ken, Segler der Lüste, wer mit euch wanderte, mit euch schiffte!" bis endlich der Postbote ein mit dem Stempel „Berlin" und einem großen Siegel versehenes Schreiben brachte. Mit lauter pochendcm Herzen, mit vor Hast zitternden Fingern, die Augen leuchtend im Wonneschimmer der süßen Hoffnung, erbrachtste die prinzlichr Zuschrift und las und sank ohnmächtig nieder auf die harten Dielen ihres einsamey Kämmerleins. O, was sind die Hoffnungen der schwachen Sterblichen, was die einer alten Jungfer, die sich nach einem trauten Gefähr ten mit oder ohne Klappenhorn sehnt, um an seiner Seite durch das Dornengestrüpp des Lebens zu wandeln! Vernehmt es, zartfühlende Leserinnen! denn an Euch, Ihr Leser, wende ich mich nicht, da Ihr höchstens ein spöttisches Lächeln für die Kümmernisse eines weiblichen Herzens, da« schon 34 Jahre alt geworden, habt; vernehmt es also, zartfühlende Leserinnen! und drnn erhebt Eure schönen Augen zum Himmel und fragt, ob denn der Olymp so ganz entvölkert ist, daß keine erbar mende Göttin mehr in ihm thront, die sich einer verlassenen Unschuld annimmt und in die Wunden, die daS Schicksal ihr geschlagen, den milden Balsam der Gewährung eines seligen Wunsches tröpfelt. Der Prinz schrieb ganz prosaisch an Ca thinka, daß ihr vielgeliebter Garde-Hornist nicht im Entfern testen daran dächte, weder sie zum Traualtäre zu führen, noch als Gutsverwalter zu ihr zurückzulehren, sondern es vielmehr vorzöge, seine Lunge auch noch Weiler im Dienste des Königs uno des Vaterlandes dem Klapphorne zu wrdmen. Und bei dem Empfange einer solchen erschütternden Nachricht hätte eine zarte Jungfrau nicht ohnmächtig werden sollen! Doch Cathinka, obwohl von Kummer niedcrgebeugt, war noch nicht ganz hoff nungslos und sie suchte eine auf der Insel wohnende Norne auf, sich bei derselben Raths zu erholen. Der Rath dieser weisen Frau bestand darin, Cathinka solle sich auf dem Wege des Diebstahls ein Hemde von dem Ungetreu n verschaffen und sobald sie dasselbe angezogen hätte, könnte durch den geheim- nißvollen Zug der Sympathie der hartherzige Virtuose auf dem Klopphorn ihren Reizen nicht länger widerstehen, und wie ein gezähmter Löwe würbe er sich zu ih en Füßen winden. Um nun diesen Rath der Norne auszulühren, war Cathi-cka von der Insel Aaröe nach Berlin gekommen, Und am ver gangenen Freitag war es ihr gelungen, sich in die Wohnung des Gardehornisten zu schleichen und ein« seiner Hemden zu stehlen, wobei die Beklagenswcrthe aber ertappt wurde und in ihrer Verzweiflung aus dem Fenster, eine Treppe hoch, auf die Straße sprang und sich dabei das Rückgrat verletzte. Sie wurde in eine Droschke gepackt, der Ciiminalpolizei »U- gesührt, und fand man unter den Sachen, die sie bei sich trvg, das von uns erwähnte Schreib.» des Prinzen August von Würtemberg und die Photographie des Gardehornisten, wel cher eine ganz stattliche Figur vorstelit, wohl grrignet aüch ohne Klapphorn das Herz einer alte« Jungfer zu berücken. Wiesenthorstraße II. Dresden ' ' kordlaLä-Oemour faßweise zu billigstem Preise. * H «üt», Baumeister, Pirnaischestr. 89.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder