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Dresdner Nachrichten : 04.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187008047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-08
- Tag1870-08-04
- Monat1870-08
- Jahr1870
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- Dresdner Nachrichten : 04.08.1870
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c-rschtinl: ««Nch früh 7 UV» Inserate »»erden angenoinmeu: -ilAbendsü.Eonn' tag» bi, Mittag» IS Uhr: Marttaffrage I>. »»t«i- ta dies. Blatt» ffadr» «ln« «rsolgretch» V«rbrrttuag. «affag«: k9.00V Exemplar«. Tageblatt für Unterhaltaag and Geschäftsverkehr. Druck und Eigmthum der Herausgeber: Liepsch ör Neichardt. — Verantwortlicher Rcdacteur: Julius Neichardt. F5onnein,'l»t: vderleljähilich Lfi'A^r b«i uneiitgeldlichec Vie« feiung iu', Hau« Durch die ffönigl. Poff vlerleljähil. 22^ «Ngr. Kiiiiklne Nummeio I Rgr Inseratenpreise: Für den Raum eine, gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Lingesaabt* di« Zeile 2 Ngr. Rr. 21«. Fünfzehnter Jahrgang. Mitr»dacteur Theodor Drastisch. Donnerstag, den 4. August 187«. Dresden. 4 August. — In treuer Liebe und Anhänglichkeit an seine Hciinatv bat der unlängst von hier nach Wien bcrusene K. De. Hoirath, Hm Freiherr Blax von Weder, nicht nur auS seinen eigenen Mitteln dem hiesigen Kriegsministcrium hundert Tlßfier zu der Stiftung gegeben, welche sächsische Soldaten belohnen will, die eine srauzösischc Standarte oder Kanone erobert haben, solidem auch noch dem Ministerium s in aus der Papiermüblc» gassc befindliches Besitzt!'»»» zur unumschränkten Verfügung gestellt, um daselbst in Hauö und Garten Kranke oder Ver wundete untcrbringen zu lassen. Wie wir börcn, hat Herr Freiherr von Weber, der seinen einzigen Sobn mit ins Feld stellen muhte, zur weiteren Ausführung ded ersten Zweckes eine Gcidsammluiig unter begüterten und ln Wien lebenden Nord deutschen angeregt. In der Hand von solch cinfluhreichcr Seite ist sicherlich ein ergiebiges Resultat zu erwarten. -„Heil den dcutschen Waffen!" Unter diesem Motto gingen bei unsrer Expedition dieser Tage >5 Gulden und 5 Tbalcr auö Wcrsckeditz in Böhmen ein, die wir auf Wunsch der Geber iE. Küstncr, 8t. Küstner, A. K. und O. G.s dem Coniitä für Enrisä'ung der Krieger abzugebcn haben. Auch unsere böhmischen Nachbarn deutscher Zungen fühlen, wie die muthigen Kämpfer Deutschlands jede Unterstützung bedürfen, da sic beflissen sind, Deutschlands Ebrc und Rechte wahren und mit Ausdauer «nd Mutb in die Schlacht ziehen. Dankend guittiren wir den patriotischen Ehrenmännern im Böhiucrlande. — Die Psennigsammlungen der Herren Gebrüder Merker und Höpfncr habe» einen Ertrag von 1512 Thir. ergeben. Der selbe wird nicht, wie cö ursprünglich die Absicht ivar, direct von den Herren Sammlern an hilfsbedürftige Soldatensamilic» ver weilt werden, sondern ist unter Berücksichtigung deS Wortes: Einigkeit macht stark! an die EcnEalkasse des Dresdner HilsS- vereinS abgesübrt worden. — Bei Herrn Kaufmann Feilgen- Hauer sind für de» Kriegerdegrüßungoverci» von der Rcisewiher Brauerei andcrwcite ,!«) Eimer Lagnbier, von der Weinhand- lung von Pchcr L Eomp. XX» Flaschen guten Weines eingc- seirdct worden. Der Gcsammtbetrag der eingeschickten Baardci- träge beläuft sich aus 1800 Thlr. — Mit der Verbreitung wichtiger Nachrichten vom Kriegs schauplätze durch Extrablätter kann eö unmöglich so weiter gehen, wie bisher — daS sühlt alle Welt. Jetzt, wo die Kraft und Stärke unserS Landes an den Thoren des Vaterlandes steht, bat das Land daS unbestreitbare Recht, sofort und ohne spccictte Unkosten von der Regierung zu erfahren, wie sich die Geschicke unserer Heere gestalten. ES ist auch, wie »vir hören, schon im Werke, wichtige eingehende Nachrichten vom Kriegs schauplatz sofort durch öffentlichen Plakatanschlag zur Kenntnis» deS PuWkunö zu bringen. Die Bundeotclcgraphcnskationcn »verteil die ihnen zukom»,enden Depeschen den Regierungsbe hörden übermitteln unk letztere sie veröffentlichen. Ein ähn liches Verfahren bewährte sich unscrv Wissens in Berlin alö das dortige Polizeipräsidium alle Nachrichten soiort an den L ittaßsä ule» vc»öffc» Nichte. Auf allen Leite» regt cS sich, der Kasse des Interna tionalen Hilssvcrcins ein Scherflcin zuflicsicn zu lassen. So veranstaltet auch der Besitzer dcö „Münchner Hofes", Herr Seifert, morgen Freitag ein Eoncert zu dem genannten Zweck und zwar in dem geschmackvoll arrangirtcn oberen Saale seines bekannten Etablissements. Ausser der jungen Dame, die schon an» Sonntag daselbst »nit ihrer schönen Stimme sich bei den» Publikum besonders Insinuirtc, wird eines der »cnoinmirtctten Mitglieder des 2. Theaters mchrcre von ibm selbst verfasste Soloschcrze Vorträgen und die Herren Musikdirektor Bitterlich und Violinist Niticl'c den musikalischen Tbcii des Programms mit ihrer Virtuosität auSfüllcn. Der rein nationale Zweck hüritc zu einem zmärcichci» Besuch anrcgc». — „An unser Vaterland" — mit dieser Grundidee ist s-cbcn auch unsere Dresdner Schriftstellerin, Frau Pauilnc Schanz, in einem patriotischen Gedicht vor das Publikum getreten, das »nit seinem Motto: „Der König ries und Alle, Alle kamen" in voller Begeisterung eines deutschen FrauenberzenS die Liebe zum Vatcrlandc besingt und verherrlicht. Möge das Lchlush wort der genialen Verfasserin „Heil Dir, Kamp» von Deutschlands Söhnen! Möge bald von scrn und nah Nach dem Miserere töne» Dir ein jauchzend Gloria"' — sich bald und in heiliger Wahrheit verwirklichen. DaS Gedicht, dav für l Ngr. in der Buchhandlung von HcinsinS auf der Secstrasje. in der Musikalienhandlung von Brauer auf der Hauptstraße und in unserer Expedition zu haben, ist mit seinem Erlös für die UnteMützungSzweckc für die Familien der in den Kampf gezogenen Krieger bestimmt. Selbstverständlich sind Mehrbeträge willkommen. — Ein wirksamcs Nüttel, arme Leute vor de» »achkhciligen »folgen dcö Extrablattschwindciö zu bewahren, haben einige Kausleutc erfunden, indem sie einige Extrablätter, in denen offenbare Lügen cuthaltcn waren, an ihren Fenster» so auf- kicbtcn, daß jeder Vorübergehende von dein Inhalte Kcnntiiiß »cbmc» konnte. W — Eliten der erlwbcndsten Momente, die in» menschlichcn Leben Vorkommen können, haben die Bewohner von Eisenbcrg und Moritzburg ain Sonntag den !N. Juli Nachmittags zwi schen st und 4 Uhr erlebt st» Gemeinschaft mit ded deutschen Vaterlandes tapferen sächsischen Söhnen. alS sic sich auschick- tcn, de» Ort zu verlassen, uin an unseres tcutsclw» Reiches Grenzen — wer wußte eS und »nit Recht, ob nach Nord oder --üd, Ost oder West — zum heiligen Kampfe zu ziehen! Stach Aufstellung der Eoionnc sprach zunächst der humane und des halb so allgemein beliebte Major mit kurze» kernige» Wollen zu seinen Soldaten: dann trat der würdige Geistliche der Pa- rochle Bärnvdorf-Moritzburg auf freiem Felde unter Gottes freien deutschen Himmel hin und hielt eine Feldpredigt, die so wohl bei den Kriegern, »vie bei den sehr zahlreich versammelten Bewohnern des Ortes säst kein Auge thraueulecr ließ! Und während er sprach mit deutlichen, überwältigcndcn Wotten, er schallte zugleich von Nordostcn her der lerne Donner. EX'ttcö Stimme, und von Südwester», vckn Relchenbergö Kirchtburm her der liebliche Klang der Glocken zu einer HochzeitSkcler. DaS Gewitter zog seitwärts vorüber, die Glocken verklangen, und alö die Predigt auch zu Ende, erschallte dann ei» dreimaliges Hoch au» den deutsci>en Kriegsherrn, den Schirm und Hort ded deutschen Vaterlandes, und zum Schluß ein dreifaches Hoch aus die abziehendc» Krieger! Einige Damen ließen noch mit Blu men geschmückte Eichen zweige an die schon »nit Sträußchen ge zierten Krieger vcrthcllen, und noch ei» letzter Abschietötrunk wurde Ihnen gewährt' Mit einem Hoch von Seiten des Publi kums und dein innigen Wunsche aus baldige siegreiche, glück liche Wiederkehr schieren sic dann, die braven Söhne ded deut schen Vaterlandes! O. - Interessant ist jetzt ein Blick in das von Waffen aller Art strotzende Schauicster dcö Magazins von Stiebritz im Parterre dcö Rathhauseö in Neustadt. Die größte Aufmerksamkeit ver dient daselbst jedenfalls das Ebassepotgewebr Frankreichs, das unserin Zündnatclivstem die Spitze abbrechen will. Ob und »vie. das wird sicn zeigen. DaS genannte Schaufenster, in »reichem vom bescheidnen Tcrzcrol bis zur complicirtcsten größeren Schußwaffe neuester Erfindung alle Branchen vertreten sind, sammelt gerade jetzt stündlich eine sehr wißbegierige Zuschaucr- »ncnge um sich. — Gestern Morgen wurde eine anscheinend junge Frau, in guter Kleidung, »reiche wahrscheinlich den Tod freiwillig gesucht hatte, aus dem Großen Garten-Teiche ertrunken hcrauögczogen und gerichtlich aufgehoben. Da ihre sämmtlichen Kleidungs stücke ohne jede Bezeichnung waren, war vorläufig Name und Stand der Ertrunkenen nicht zu ermitteln. — In der Pillnitzerstraße wurde vorgestern Abend gegen 8 Uhr eine mit Reinigung der Straße beschäftigte Arbcitcrö- frau samint ihrem vierjährigen Sohne von einem leeren Stein- wagcn überfahren. Zum Glück fiele» Mutter und Kind so, daß die Räder nicht über sic hinwcggingcn, sondern sic nur von den selben gestreift wurden, so daß Beide mit leichteren Beinvcr- letzungen davongckommcn sind. — Vorgestern Nachmittag ist ein beiin Baue deS Postge bäudes in der Hauptstraße beschäftigter Maurer von einer Letter, ungefähr sechs Sprossen hoch hcrabgestürzt und hat sich hierbei eine, zum Glück nicht sehr gefährliche Eontusion am Kopse zu gezogen. — Bause n. Sicherem Vernehmen nach hat Herr Krciö- director von Gutschmicd unter den gegenwärtigen Ereignissen und Zeltverhältnisse» sich unerwartet des Ablauts des ihm zur Wiederherstellung seiner Gesundheit ertkcilt gewesene» Urlaubs den» Königlichen Ministerium des Innern wieder zur Verfü gung gestellt, und wird zunächst auf Antrag deSKriegsininistc- riun, als Eivllcommissar in eine für das ganze Land zu errich tende Ecntral-Lazareth-Eommisswn cintretcn. — Die i» Eibau auögebrochcne Trict'incnkrankheit hat be reits fünf Opfer gefordert, und cs ist nicht unwahrscheinlich, das» noch mehrere derselben untciliegcn werden. DaS Schauder- haitestc aber ist, daß die bctr. Fleischer, welche daö mit Tri chinen behaftete Schwei» gcschlacl'lct. vor Gericht ausgesagt haben, sic hätten gewußt, daß daö Thier krank gewesen sc». Dasselbe ist von Ihnen ganz zu Würsten verarbeitet worden, weiche alö Knack und Bratwürste kurze Zeit geräuchert und daun verkauft wurdcn. Alle, die davon gegessen, sind krank ge worden, auä' diejenigen, welche die Würste i» gebratenen» Zu stände genossen, haben Unwohlsein u»o geschwollene Glieder längere oder kürzere Zeit davon getragen. Ganze Familie» lie ge» jetzt noch darnieder, und besonders betrifft cs die armen Wcbcrfamillc», die, nach rechts und nach links »ach Vcrpfiegnng suchend, keine aiisrcichcnd sanken. An den Albcrtvcrcin in Dresden wandte man sich, um hier wcnigslcno zwei Pflegerinnen zu gewinnen; jedoch der auSgebrochcnc Krieg bedarf ihrer Unter stützung nothwcntigcr, und die Bitte ward abgeschlagen. Es find in genanntem Orte jetzt noch gegen «><» Personen krank. Durch Vcrist'ickung der Waarc ans Jahrmärkte sind auch in den bcnachbartc» Ortschaften viele Trichincnsälle vorgekommen. Leute, die nur den vierten Theil einer solche» Knackwurst zu sich gcnonimcn, haben 14 Tage iin Bett zugcbracht, und schlei chen erst seit 8 Tagen herum, ohne arbeiten zu können. Unter den bereits Verstorbenen befindet sich auch die Schwiegermutter des einen Fleischers. Bet der Sectio»» ihrer Leiche hat man ge sunden, da», die Trichinen auch in die edleren Thcilc deS Kör pers ciiigcdruugcn sind, und waren besonders das Herz und die Lunge» mficirt. - Wäre die öffentliche Wohlthätigkcit zur Zeit nicht so sehr in Anspruch genommen, und wäre» die Kriegs wirren vor dieser Ealainität »ist't zu sehr in den Vordergrund getreten, wahrlich, mancher Arme der dortigen Gegend, der jetzt vor Schmerz sich nicht bewegen kann, und dessen gcschwol lene Glieder laut davon zeuge», »vie fürchterlich dieser Zustand ist, wäre der Unterstützung dringend bedürftig. — Oe s f e n tl i st» c G e ri cht ösi tzu n g am 1. August. Eines Nachts sollte der hiesige Evmmiö Hern». Georg Schiefer von der Polizei wegen Hcrumtrcidenö »nit leichtfertigen Frau enSpcrsonc» verhaktet werden, wldcrsctzte sich aber kein Nacht Wächter Rosen!öcher der,näßen, daß er erst durch Beihilfe von zwei Gensdarmen in Hast gebracht werden konnte und seine Begleiterinnen entschlüpften. Selbst in der Hausflur des Po lizeigcbandcS drohte er dem GcnSdarmcn: „er solle an ihn denken!" Deshalb zu 8 Tagen Gcfängniß vcrurtbeilt, erhob der jetzt in Wien weilende Schiefer Einspruch, erlangte aber nur die Bestätigung dev erlassene» Bescheids. Wegen rück ständiger Mictdc wollte der Hausbesitzer Fischer dcmDrojchkcn- besitzcr Multzsch eine Droschke abpsäiidcn, Multzsch »nid seine Elmrau entriß aber Fischern die Droschkengabel. die Frau stellte sich vor die Droschke, um sie nicht wegschaffen zu lasse», woraus Fischer mit Obriciacn geantwortet und die Multzsch mit den Fingernägeln daö Gesicht Fischers gezeichnet haben soll. Multzsch wurde zu 8 THir. Strafe und seine Frau zu 14 Tagen Gesang - niß verurtheilt, welchem Bescheide der Gcrichtöbos beute Bettä tiaung gab. — Der Lohnkutschcr Ernst Friedr. Ponerich soll bei der Ucbcrsabrt von Loschwltz derAnoldnung dcSEknvdarm Schönscidcr, langsam zu sabren und anzuhalten, nicht nachge- komme» sein, sonder» die Pferde so angctricbcn haben, daß dem GcnSdarmcli das eine Rad »wer den Fuß ging; auch soll Po nerich mit der Peitsche gedroht haben. DcSlmld zu lt> Tagen Gefänaniß verurtheilt. wurde seine Strafe auf Antrag dev Staatsanwaltschaft heute auf 6 Tage Gcsäirgniß ermäßigt. —- Der Handarbeiter Ernst Friedrich Wilhelm Friedeinann ln Obcrpcsterwitz. eine Zeit lang in der Thode'sck-cn Papierfabrik angcstcllt. ist beschuldigt, einen bei ibm Vorgefundenen zertrenn ten Häcksel-Sack gestohlen und dad Fabrikzeichen herausgemachL zu habe». Friedeinann will den Sack nicht gestohlen, sondern nur alö Schutz gegen Regen aus dcin Nachhausewege benutzt, daö Wicderdrlngen aber vergessen haben. Schon früher wegen Unterschlagung, Betrugs und Diebstahls dreimal bcstratt, war er zu 4 Monate» Arbeitshaus verurtheilt worden. Sein Ein spruch wurde von ihm heute so triftig uuterstützt, daß der Ge richtshof seine Strafe aus 4 Tage Gefäiigniß ermäßigte. — Kaum hatte sich eines Sonntag Abends der Lchiniedeineister Ludwig Lebcrecht Türke »nit drei Begleitern im Gasthause zu Weixdorf niedergesetzt, als sich auch schon zwischen ihm und Ioh. Gottlob Görner ncdst Sohn ein Streit über den Jugend- Verein in Lausa erhob, der zu spitzigen Reden, Beschuldigungen, die Gemeinde betrogen zu haben, gegenseitigen Schimpsworten und einer Balgerei jührte. In der eingclcitctcn Untersuchung warcn beide Görner frcigesprochcn und Türke zu Bezahlung der Kesten verurtheilt worden, wogegen Letzterer heute vcrgeb- ' " ickt "" ' iich Einspruch erhob, da daö Gericht die Bestätigung auösprach. — An gekündigte Gerichtsverhandlungen» Freitag, den 5. August, Vormittags 9 Uhr, Hauptvcrhandlurig wider Johanne Ehrisiianc Auguste verw. Lorenz aus Jöhstadr »regen Betrugs, Unterschlagung und Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtörath Eincrt. Dresden, 3. Juli. Die Herren Moltkc und Leboeuf machen nach dein Urtbeil dcö Publikums ihre Sast'e eigentlich recht schlecht. Die Leute »rolle» jetzt nach dein Grundsatz „Blut muß fließe»" früh ein tüchtiges Vvrpostcngefecht, Nachmittags eine beiße Bataille und des Nast'tö mindestens einen gehörigen Kanonendonner hören. Zur Entschuldigung der Herren Moltke und Lcbocus mag dienen, daß sic jetzt nicht sür die Blätter der Journale, sondern diejenigen der Geschickte arbeiten, und schließ lich ist unsere Neu- und Wissbegierde nicht daö, worauf es an kommt. Wir müssen daher auch unseren Drang nach Neuig keiten noch eine Weile zügeln. Auch die neuesten Nachrichten sind weiter nichts als Neckereien, Vorpostengeseckte, Demonstra tionen. Beide Gegner suchen fick durch solche Dcmonstrativncn über Ihre Stellungen und Bewegungen zu täuschen und die Stellungen und die Absichten des Gegners kennen zu lernen. Dieses Umherschicbcn der Truppen, diese Recoquoöcirungen, diese Neckereien, dieses Umhertastcn mit Halbgefcchten wird gegenseitig so lange fortgesetzt, bis eö einem von Beiden gelun gen sein wird, den Gegner zu täuschen und nun eine größere Aktion herdei'ziiführen. — Tbatsäcklich liegt vom Kriegsschau platz »rickt viel vor. Seltsam »st cs, daß die deutschen iii Frank reich rccognoöcircnden Truppen sehr häufig wcggcworfciic Ebasse- potpatroncn und zwar in großen 'Anzahl treffe». AI- wahr scheinlichen Erklärungogrund hierfür nimmt man an, daß die französischen Soldaten wegen der fehlerhaften Eonstruction der Patrone»» sie wcggcworsen haben. Gegenüber der abfälligen Urtbeilc deutscher Blätter über die Leistungsfähigkeit der Mi> traillcuscn berichtet ein Eorrcspondcnt eines östrcichischcn Blattes, daß die französischen Oificierc sttzl wiederholt Versuche mit die sen Kugclspritzcu macke», indem sie »nit blinden Patrone»» schießen, um daö Vertrauen ihrer Soldaten in diese Maschine zu erhöhen. Die Versuche sollen die Soldaten in die begei stertste Stimmung versetzen. Weniger dctricdigt wird man davon sein, daß, »vie der Pariser „Siöclc" meldet, infolge eines Irrthmnö sranzösische Vorposten aus einander schos sen, dadci zwei Mann tödtctcn und Pier Man», sowie einen Eapitain verwundeten. Nack Paris tclegraphirte man aus dem Hauptguartier der Division Lovcnccz, daß während eines Gewitters der Blitz in das Hauptguartier cin,chlng und 3 Hauptlcutc verwundete. — Den Pariser Blätter» ist nach träglich gestattet worden, über Geschehenes Originalbcrichte zu bringen. Ma» fürchtet, daß die Monopolisirung des Krieges von den Ministern zu Börsciispcculationcn auögcbcutct werden wird. In Paris sucht man aut alle Weise den Patriotismus zu entstammen. In alte» Theaterstücken wird die Marseillaise ciiigcschodei», ein hervorragendes Bühncninitglicd erscheint mit der Tricolore und iin letzten Verse kniet der Schauspieler oder die Sängerin nieder, hüllt stch i» die Falten der Tricolore und 'Alles singt begeistert mit: «Lmoui EN- ä>> Irr patt io. In den Singfpicihalle» werden schnöde Lieder aus Preuße» gelungen, eine Masse der fabelhaftesten und blödsinnigste» Gerüchte wer de» von öden herab auSgcsprcngt, um Patriotismus zu erzeu gen. — In politischer Beziehung hat sich die Lage insofern zu Gunsten Deutschlands geändert, als die bewaffnete Neutralität Englands sich offenbar mehr an die Adresse Napoleons, alö an die Dcntschlandö richtet. Die Absichten Oesterreichs find un klar. Gras Vitzthum, früher sächsischer Gesandter in London, dann vom Graten 'Neust nach Oesterreich gezogen, ist vom Gra sen Bcust nach Florciiz geschickt worden, um ein Büntniß u.it Italien abzuschlicßcn. Dies würde ganz sichtlich aus eine Be günstigung der Franzosen hlnauolam'eii. Italiens Haltung ist freilich verdächtig genug. Man spricht von einem Staatsstreich, Auslösung dcö Parlaments, Beschränkung der Preß- und Ver sammlungsfreiheit. Dies wäre ein sehr gefährliches Spiel für die Mcmarchie und die ganze Zukunst Italiens. Der Papst hat die Kaiserin Eugenik gebeten, die Räumung dev Kirchenstaates durch französische Truppen nicht znzulasscn. Daö bigotte Frauenzimmer kann natürlich nichts für ihn thun. In Paris hat sie in einer Kapelle der Jungfrau zum Siege eine goldene Lampe aulgehängt. Damit wirb sie die Wirkungen der Zünd- nadcin auch nickt beschwören. Mainz, 2. August. Sc. Mascstät der König bat die folgende Prociamation erlassen: „An die Armee! Ganz Deutsch Ia»d siebt einmüthig in den Waffen gegen einen Nachbarstaat, der uns übcrraschcnd und ohne Grund de» Krieg erklärt hal. ES gilt die Vcrthclbigung dcö dcdrohicn Vaterlandes, unsrer Ehre und des eignen Herdes. Ich übcrncdme heute daö Eom- »naiido über die gesamiutcn Armeen und ziehe getrost in einen Kamps, den unsre Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll be standen. Mit Mir blickt daö ganze Vaterland vertrauensvoll - von Stabt mit 23 Wolst'ö telegraphischem Bureau wirb osfitiell gemeldet: Am 2. August 10 Uhr ist rin kleines Detachement I» Saarbrücken vcm drei Icindlichen Divisionen angegriffen worden- Geschützen veschossen. Um 12 Höh« des Exerzierplatzes, um 2 St«d1 vom Detachement geräumt. Rückzug zum nächsten Souttcn angrtreten. Verlust verhältntßmähig gering.
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