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Dresdner Nachrichten : 18.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187009184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-18
- Monat1870-09
- Jahr1870
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- Dresdner Nachrichten : 18.09.1870
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<«i' Uch früh » Uhr. Inserate ««rd«n angenvmmr»: biS Abend» «. Sonntaa-r bl» Mittag» 12 Uhr Marienstratze 1»; in Neustadt: Buchdruckcrei von Joh. PLstler, gr. Klostergasse ». Anzeigen in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflager Lv.oon Eremplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lttpsch L Ncichardt. — Verantwortlicher Ncdacteur: Julius Ucichardt. Föonnementr VikrtelMiIich 2üNg». bei uneulgcldlichtl t!ie» scriing iu's Hau» Durch die Ktzuigl Post vi«rleljäh,l. 22> -Ngr Einzelne Nummer»» 1 Ngr Inseratenpreise.' Für den Raum eine^ gespallenen Zeile: I Ngr. Unter „Eingeland«- die Zeile 2 Ngr. Nr.ZVI. Minfzehnter Jahrgang. Dressen, IK. September. — Wie das Dr. I aus guter Quelle vernimmt, hat Se. Majestät der König von Preußen nach der Schlacht von Sedan unser»» Kronprinzen königl. Hoheit 'an Stelle des dem selben nach der Schlacht bei Atel.» verliehenen eisernen Kreuzes 2. (Kasse- das eiserne Kreuz l. Klasse und dem Prinzen Georg lönigl. Hoheit als derzeitigem tommandirenden t'ieneral des t. sächsischen «12.) Armeecorps das eiserne Kreuz 2. Klasse ver liehen. — Für Ihr tapferes Verhalten in der Schlacht bei Sedan sind die K. es. Artillerie Offiziere, Hauptmann Verworrner, und Premier-Leutnant p. Kreckcr von L. Vt. dem .Könige von Sachsen mit dem St. Heinrichs Orden deeorirt worden. — Wävrcnd in der Nacht znin Sonnabend das Publikum der Ankunit der Franzosen mit beinal'e eben so großer Span nung cntgcgeniah, wie seiner Zeit Bazainc der Antunst Mac Vtahons, batten siel' gestern früh verl'ältnißniäßig nur wenig Leute cingciundcn, um sick, die durehgebenten und ankommcn den Franzose» anzusehcn. Zwar an den trüb Morgens um «'» Uhr nach kurzem Aufenthalt vier nach ZK'sen unler starker preu ßischer Bedeckung kurchgcbenten 142«» '.».»tan» (gefangene» war nicht viel zu sehe»; desto mehr aber an den ölt», welche am Mittag tbcils als Gefangene, tbeils als Verwundete ankame», Die crsteren wurden zu ihren Kameraden in die Kaserne ge schafft, die letzteren wurden in kleinen Trupps zu Wagen und zu Fuß in die Lazaretbc übcrgcfübrt. Auel' bei diesem Zuge befanden sich eine Menge Turkos. Interessant war zu be obachten, daß die »leisten Gefangenen mit siel» einen wahren Jahrmarkt von allcrband Gelumpe führten. Dinge, die gar keinen Werth mehr hatten, Zehen Zeug und Blechbüchsen wur den von ihnen sorgsam gehütet. Andere aber batten sehr gute Schafpelze, weite Mäntel und namentlich viel Pferdedecken bei sich, die sie von den mit abgelicfcrtcn Kavallcriepfcrdcn gcnom men hatten. Der klägliche Zustand, in welchem die Verwun deten ankamen, nöthigte die Verbandstation, ihnen mancherlei an Wäsche zu geben, namentlich tbatcu den Verwundeten die Filzstiefeln sehr wohl. Außer den Franzosen sind noch l2 ver wundete Sachsen und !1«> Preußen, für die Lazarcthc in Zittau und Görlitz b.stimmt, angckommen. — „Sic kommen!" So beißt es nicht mehr. „Sie sind da!" Nämlich die get'angcncn Franzosen, die für uns bestimmt waren. Lange genug haben wir daraus gewartet, deshalb haben wir auch l.">('>!» Man» bekommen, zusammengcstcllt aus allen Truppcnthcilen, Infanterie, Eavallcric, Artillerie und Marinc- soldatcn. Eine große Mcnschcnmassc batte sich am Freitag Abend in der Gegend des Leipziger Bahnhofes einge'undcn, selbst die Frauenwelt in großer Anzahl. Der um l<> Ubr er wartete Zug langte erst um 12 Ubr im Leipziger Bahnhöfe an. Der Bahnhof war vom Militär streng »('gesperrt. Gegen halb I Uhr merkte man an der sich in den Massen plötzlich kenn zeichnenden Bewegung, daß die sranzösischcn PassagiercZ'icb nach der Stadt in Marsch setzten, die von INI preußischen Soldaten vis nach Dresden cscortirt worden waren, während hier sächsische Soldaten sich dem Transport nach dcrCascrnc anschlossen. Die Gefangenen marschirten drei Mann hoch vom Babnhose durch die Leipziger Straße, über den Palaisplatz, durch dir Heinrich- u»d Hauptstraße an den Ort ihrer Bestimmung, den sie nach 1 Wochen mit dem Baratenlagcr bei Nebigau ans längere Zeit vertauschen werken. In der Kaserne selbst waren bereits für die Ankömmlinge warme Speisen bcrcitgcsiellt, deren sic sehr bedürftig waren in Folge der langen Prisen und des rauben Wetters. Aber welch einen seltsamen Anblick gewährte der Zug, der langgestreckt unk slill sich durch die mitternächtliche Rübe bewegte. Fort und sort zogen die seltsamsten Gestalten an dem Zuschauer vorüber, Gestalten in den bnntestcn, aber auch in den desolatesten Kleidungen, die Uniformen scbr wenig ähnlich saben, da sic tbeils zerrissen, tbeils aus allerhand Regimentsfarben zu sammeugesctzt waren. Manche der traurig Dabinschrcitenden entbehrten der Fußbekleidung, und um sich vor der raube» Wit tcrung zu schützen, bemertte man an ihnen sonderbare Verhüll ungc», namentlich um den -Kopf und Hals gebundene Tücher, und nur wenige waren so glücklich, noch emen alten Reiter mantcl ihr Eigcnthun» zu nennen. Die lange Reise unk der Frost batten ihre bittere» Wirkungen nicht verfehlt; denn Manche schritten schwankend und schwerfällig und frierend an den Seiten ihrer Kameraden, stumm und still. Auf der Leipziger Straße stürzte ein Maroder zusammen, so daß er fortgetragen werden mußte. Verschieden waren namentlich die Persönlich leiten. Die Linicntrnppcn zeigten sehr kleine Gestalte», die bei uns nicht einmal das gehörige Maas« haben würden. Die Ma rinctruppen waren Lenke vom Mittelschlage, während lie Ar tillcric kräftige, große Männer präsenlirken, alle aber icnnwicl' neten durch ihr sonnenverbranntes Antlitz die Strapaze» des traurige» Krieges. Einen imponirenden Anblick boten die Zuaven und Turkoö mit dem südlichen Tvpus, wahrhaft männliche Schönheiten, unter denen wir auch «i bis 4 '.'leger erblickten, die Repräsentanten der »apolconiscl'en Givilisation. Daß die Leute viel von den Strapazen, von'Wink unk Wetter gelitten, bewies ibr heiseres Hüsteln, das sich aus den Reiben hören ließ. Wäb rcnd der ganzen Episode zeigte das Dresdner Publikum jene würdevolle Haltung, die einem besonnenen, gebildeten Volte eigen ist. Es herrschte die äußerste Ordnung und Rübe. Die Gefangenen wurden in diesen» Augeiiblicke als die sanatisirten aber mit Pecl't gedemütbigten Opfer angesehen, die ihr trau rigcs Schicksal dem „hoben Gefangenen auf Wilbel»wöhe" verdanken. Das Publikum hatte vielfach Gelegenheit, mit den Franzosen zu corrcspondire» und man sprach französisch, so aut cs eben ging, d. b. mitunter so, daß es selbst die Franzosen nicht verstanden, was bisweilen in der Menge laute Heiterkeit erregte. Das halbe Dutzend Schwarzer war „corrcspondeuz um'ähig", da es kein Französisch verstand und in Dresden sich fein Asrikaner als Dvllmetschcr vorfand. Das Kauf. Geschäft ging auch hier los; den» als ein Ncuslädter Re stcnnatcur plötzlich aus den Einsall kam, rinein Franzosen die Epaulcttö abzukausen, da fand dieses Beispiel sofort die reichste Rachsolge und die Gefangenen gaben für dir kleinsten Münzen Mitredactenr: Theodor Orovisch. hin, was sie nur entbehren konnten, ja der Eine gab sogar seine Sandalen her und marichirte barfuß durch die Statt. Viele rauchten Cigarren, einzelne der Franzosen schienen auf ihre Ossizicre ebenso wenig gut zu sprechen zu sein, wie auf ihre jetzige Lage selbst; von Seiten des Publikums aber hörte man durchaus nichts von jenen spöttelnden Bemerkungen, wie sie uns die Zeitungen aus andern Orten bei ähnlicher Gelegenheit er zählt haben. Und wenn ja hier oder da eine kleine Ertrava- ganz sich zeigte, so wurde sic von den bcsscrgcsinntcn Umstehen den sofort zurückgewicsen. — Gestern Nachmittag trafen die in Chemnitz und Zwickau bisher in Garnison befindlich gewesenen Ersatzbataillone der bei den Infanteric-Reginiciitcr Rr. I<>4 und 1«>t» hier ein, um die Bewachung der gefangenen Franzosen in ihrem zu errichtenden Barackenlager bei Uebigau zu übernehmen. Diese beiden Ba taillone »verte» in den dein Barackenlager nächstgclegcncn Ort schaften cingnarticrt. — Cs ist bekanntlich gestattet, den in» Felde stehenden Sol taten Briefe bis zu einem Gewicht von 14 Lotb zu senden. Dieser Umstand wirb »u» von den'Absender» benützt, um aller hand Bedürfnisse i» dieser 'Briefform in's Feld zu spcdircn, namentlich Cigarren. Die Spcculation hat auch derartig ge formte Blechbüchschen erfunden, i» denen Kaffee, Tabak, ja selbst Cognac verpackt und verschickt wird, die gleich gefüllt von den Kaufleutcn zu entnehmen sind. Leider bat sich berausge- stcllt, daß die «Spekulation dieser Leute mitunter eine weniger uneigennützige ist, da sie viel verdorbene, schlechte und nicht prciswürdige Waare hiiicinstcckc». Cs dürste daher sehr am Platze sein, wenn sich die Absender erst von der Güte der Waare übcrg'ugcn. Diese Mahnung ist eine traurige aber leider sehr nothwcntige. — In den Tagcsblättern macht jetzt die Mittbeilung über ein Bravourstück eines sächsischen Reiters, Ramcns Mucke aus Ncurcudnitz die Runde, der zahlreiche Munden auszuwciscn hat und dieselben beim Herauohauen seines Hauptmanns erhalten haben sollte. Diese letztere Angabe ist, wie jetzt das „Lpzg. Tgbl." berichtet, nicht ganz richtig. Die Sache verhält sich vielmehr wie solgt: Dein tapscrn Reiter wurde im Reitcrgcfechte am 2K. v. M. bei Buzcmcp sein treues Roß unter dem " erschossen und er iclhff verior bei Dem Faltesekmn Heffft. , . lich sah er seinen Leutnant, Herrn von Mül kau, aus Zwickau stammend, von ack't afrikanischen Jägern umringt und fast schon vom Pferde gezogen, da sprang der brave Mucke hinzu nur den Säbel in der Faust, schlitzte dein einen der Franzosen den Leib auf, hieb dem zweiten den Kops ab, ergriff seinen Leutnant am Beine, um ihn zu halten, und schlug zu gleicher Zeit cnieni drit ten Franzosen dcnKops mitten durch. Unterdessen war der Leutnant auch zuin Hauen fähig geworden, und so blieb von den acht Fran zose» nur einer übrig, der die Flucht ergriff. 'Auf dem Rückwege trafen Beide noch ans einen französische» Leutnant, dem der Reiter Mucke den Leib amscl'litzte. Dies war sein letztes Stück, denn gleich darauf fiel er zu Boden mit den» Gesicht nach un ten. Vincke hatte bei seinem Bravourstück sechs Verwundungen erhalten, und zwar drei am Kopf, eine an der Schulter, eine am linken Arm, und drei Finger der linken Hand waren ibm weggebaucn. Während er nun kalag, kamen entmenschte Krea turen und versetzten »bin mit ihren Lanzen noch vier Stiche i» das Krenz. In Fresnes im Lazaretb wurde er vom Prinzen Georg besucht. welcher ibm seine volle Anerkennung aussprach. Endlich in »einer Heimall' angekommen, wnrde er von allen Seiten aus das Freundlichste empfange», und in der dritten Bürgerschule erhält er eine ausgezeichnete Pflege. Dazu sei »och bemerkt, daß die Familie des Herrn v. Mülkau demselben zur Pflege und Erfrischung ein Geschenk von 2ä Tblr. machte, mit der Bemerkung, daß kies nicht als Belohnung anzuseben sei, den» solche Tl'at könne mit Geld nicht belohnt »verkeil. Da es nicht Jedem vergönnt in, sich die mcrtwürtigsten Orte des jetzigen Kriegsschauplatzes persönlich zu besehen, so iff ein speculativer stopf auf die ganz practischc Idee gekommen, einen wandcrnden Kriegsschauplatz zu arrangircn, indem er die hauptsächlichsten Städte der großen Scl'Iack'ltatastrophc in einem Revolver-Stercoscopen-Apparat in der Stadt und zwar in den verschiedenen Etablissements zeigt und auch in derProvinz eine derartige Rundreise antreten will. Die sehr guten Wider sind selbst für De» interessant, der vielleicht früher selbst die einzel ne» Städte:c. besucht. Ein Anzahl colorirter GeurcSlcrco- stopenbilker bilden eine angenehme Zugabe. Meteorologische Notizen und Wetter p r o phczei h u n g. Das Festland bewirkt einerseits im So»» mer große Erwarmung der unmitlcibar über ihm lagernden Lu'tscl'ichten, andrerseits im Winter große Erkaltung derselben. Das Meer mäßigt sowol'l im Sommer die Erwarmung, als auch »in Winter die Erkaltung der über ihm befindlichen nie deren Atmosphäre. Daher kommt es, daß aus großen Festlands Strecken die Wärme im Sommer »veil nach Rorke» bin, und die Kälte im Winter weit nach Süden bl» tortschreitet, wäh rend über dem Meere unk über Küstenländern weder das eine noch das andere in so bedeutender Weise »latEintet. Die Linien, welche die Orte von gleicher mittlerer Wärme verbinde», die Isothermen, weiche» daher sowohl in den Sommermonate», als auch in de» Winterniouaten von de» Linien gleicher geograpl'i schon Breite, von de» Parallelkreiscn, sehr ab: au» dem Fest lande erbebe» sick> jene im Sommer über diele nach Vierden, im Winter vertiefen sie sich über dieselben nach Süden. Im Monat September nun sinke! ei» Uebergang statt, eine durchschnittlich nahebei der geographischen Breite entsprechende Vortbeilung der Wärme und die Linie» der Isothermen sind an nähernd de» Parallellrciien gleich. - I» dieser Woche wird in den ersie» Tage» bei gemäßigter Temperatur vereinter, liebes Wetter statt haben, kann werden sehr starke Liutströ muugen eintreke» und hierauf wird in de» letzten Tagen der Weck»' vorherrschend angenehme Witterung folge», l'.ar.m» wim. In der vorvcrgangencn 'Nacht scheint ein unberannter Dieb in einer aus dnn Altmarkk befindlichen 'Bude nach Geld gcsucl'k zu bade». Da er aber solches darin nicht gesunden, so »st er wieder abgezogen, ohne von den Waare», die sich i» der Bude besunken habe», etwas »lit.znnchmen. Wenigstens ein 7ros« für den Besitzer der Bude, als er dieselbe am anderen Vier gen erbrochen vorfand Loiiiitlist, 18. September 1870. , ^ — Bei der am l«>. d. erfolgten Preisvertbeilung der All gemeinen Industrie. Ausstellung in Cassel wurden folgenden Dresdner Ausstellern Preise zucrkannt; A. für ausgezeichnete Leistungen Bcuchclt u. Böscnberg. Petroleumlampen, C hr. S eidel, Kaminöfcn; II. für verdienstvolle Leistungen Ludwig Küntzcl- mann, Seilen, G. Mann zun.. Seiten, C. C. Pcvoldt u. Aul- bor», Eboeolade und Zuckcrprciparatc; «'. iür anerkennenswertbe Leistungen Th. Kapff's 'Nachfolger, Asphaltröhrc», Tb. Morand. Strickmaschinen. Eduard Emil Richter, Gesundheits-Schuhe und Rciscpcintosfcln. — Der Kutscher eines hiesigen Kaufmanns wurde vor gestern srüh von seinem Dienstherr» mit einem zwcispännigen Wagen nach Plauen geschickt, um Kohlen zu laden. Da der Kutscher bis Nachmittrg noch nicht zurück war, lich sein Herr Erkundigung über sein Verbleiben cinzichc», konnte aber nichts weiter erfahren, als daß der Kutscher die Kohlen geladen und zurückgcfahrcn sei. Später ergab sich, daß das Geschirr führer los in dem Dorl'c Seidnitz angehalten worden sei, der Kutscher aber vermutl'lich durch leichtsinniges Gcbabrcn, indem er Inder Schoßkcllc oder auf der Deichsel cingcschlafc» und hcrabgesallcn war, schwere Verletzungen erlitten habe. — Es gicbt gewisse Unsitten und grobe 'Nachlässigkeiten, die sich manche Leute nie abgewöhnen werden. Dahin zählen »vir das Nichtvcrschlicßcu und Offenstchcnlasscn der Vorhauö- thürcn. Daß hierdurch Bettler» und anderen Müssiggchcrn nur Gelegenheit zu Diebstählen gegeben wird, ist wiederholt in die sem Blatte geschildert und niit vielen Beispielen belegt worden. Immer jedoch wiederholen sich Diebstähle, berbeigeführt durch die erwähnte Nachlässigkeit in» Zumachen und Verschließen deö Vorhauscs. So ist in diesen Tagen in Neustadt aus einem unverschlossenen Corridor eine Wanduhr und in 'Antonstadt eine Partie Kleider gestohlen worden, die in einem in unver schlossener Stube besiudlichcn Kleidcrschrankc gehangen haben, der leider auch nicht einmal vcischlossen »rar. — Nachdem man beiin Zcugbausc mit dein Niederreißen deö vormaligen Entbindungs-Instituts fertig geworden, ist auch »nit der 'Abtragung des uralten Morikmonumcnts seit einigen Tagen begonnen worden, nrrlchss i-tröa, 1L (LUen weiter in die Nachdem das vis-ü-vis liegende gcbäudc, worin jetzt ein Photograph kein Atelier hat, abge tragen ist, wird eine bcgucmc Fahrstraße voin Zeughaus«: aus nach der Pillnitzcrstraße hergestcllt werden, was von dem fah renden sowie fußgchenden Publikum freudig begrüßt wird, indem die genannte Allee sich stets als zu beengt erwies und iiamcntlich auch für den Wagenvcrkchr benutzt wird. Bei dem Baue der neuen Straße wirk allerdings nick't nur ein Tbeil des botani schen Gartens zum Opfer fallen, cs niün'cn auch 2 Gewächs häuser nicdcrgerisscn werden. — R c p c rtoi r des K ö n i g l. H ostheater 6. Sonn tag : Der Freischütz. — Montag; Doctor Robin. Der Damcn- kricg. Gräfin Autreval: Fräul. Clara Ziegler, a. G. — Diens tag : Die lustigen Weiber von Windsor. — Mittwoch: DaS laute Gcl'cimniß. Das Schwert dco Damoklcs. — Donnerstag: Macbeth. N. c. Latv Macbeth: Frl. Clara Ziegler, a. G. — Freitag: Figaros Hochzeit. Susanne; Frl. Schnnedtlcr, a. Ci. Sonnabend: Maria Stuart. 'Anfang «'> Ubr. Maria; Frt. Clara Ziegler, a. G. — Getter» Mittag transportirtc ein Gensdarm einen jun gen Mann, welcher eine wollene Decke gestohlen batte, durch die Sopl'ienslraße, wobei der Dieb einen Fluck'koersuch machte, dock' scbr bald »nieder auigegriffe» wurde, . au» aber dcnGcns- dari» mit Drohungen niid Beleidigungen überhäufte. Unter Mithilfe eines Dieiistmannco nach der Bezirtkwachc am der Brcitcstraßc gebracht, schien der jugendliche Verbrecher auch sehr laut gewesen zu sein, kenn man sah ihn später geschlossen durch zwei Gcnskarmcn nach der Hauptpolizei sührcn. — Oeffcntlichk Gerichtssitzung am I I. Lept. Die Handarbeiter Fried». August Hegewald und Eduard Will'. Kuntzsch, welcher schon mit:t und «i Wochen Gesängniß Dieb stahls halber bestraft ist, beide von Niedcrpestcrwitz, öffneten ge waltsam die verschlossene Stube der käsigen Frau 'Arnold, o- gcn die allein im Ham'e Anwesende unter Fluchen, Toben und robesle» Scl'impfredcn, mit Faustscl'iägen au» >ie cinbanend, in die Hausflur und drohten ibr, sie an einem'Nagel antnüpsen zu »volle». Auf ihr fürchterliches Hilfsgeichrei eilten alle Ortsbe wohner verbci, durch deren Hilfe es ibe gelang, de» Fäusten der Unbarmherzigen zu entrinnen und durch cincn Spnmg aus dem Fenster mit zerrissenen Kleidern sich vor scrnern Mißhandlun gen zu retten. Hegewald und .Knntzscl' erhielten hierfür ein Icker I Wochen Gesängniß. Beite wandten Berufung an, der Gerichtshof stimmte aber kein Urtbcil bei. Lome- Alerandcr Lel'iier, Carl Heinrich Oel'me und Carl Augmt Schmaler, al lerseits i» Denbe», waren beschuldigt, mehrere.Korngarben, eine Partie Wicken und Häcksel gestohlen zu haben. Lehncr und Oel'me waren zu je 12 Tage» und Lcl'maler zu I«', Tagen Ge iängniß vcrurtbeilt worden. Bödme und Lcbncr erschienen beute und suchten ihre Unschuld darzulegen, »voraus der Ge richti-bof wegen neiier Vernehmungen die Verhandlung vertagte. Der hiesige Buchhändler unk Ankignar Friedrich Leubnee wohnte im Hause des M Isbre alten Göttlich 'Andreas Kum mer in der Scheffelgasfe. Die 'Aunvartun-, Leubncrs bezeugt, daß derselbe beim Fortgehen manchmal den Oien stark zu heizen pflegte, wodurch sich schon einige Male umliegende Gegenstände entzünkct batten. Aus Furcht vor Feuersgesabr will ihm.Kum- mer nun die Wohnung getünkigt, Leubncr aber diese.Kündigung nicht beachtet habe»; »veil sie nicht rechtzeitig geschehen war. Eines Sonntags soll »um Leubncr seinen Wirtb bei einem Ver suche in sein Zimmer zu kommen, zur Tbüre hinaus und aus Treppengeländer gestoßen haben. Kummer paßte hierauf außen an Lcuvners Tl'ürc den Zeitpunkt ab, als der Barbier kessen Zimmer verließ und will ohne Gewalt Amvcndmig in Leubner.- Zimmer gekommen iein. Einerseits wirk »in» behauptet, Leus »er bade .Kummer» geboten, sich zu entfernen, wahrend von anderer Seite behauptet wird, Leubner habe.Kümmern beim Reck ergriffen und geschüttelt, »vorauf Kummer einen Stuhl erhoben und Leubner» gedroht habe; „Wenn Sic mich noch einmal aniassen oder hinauswerscn, so schlage ick» Ihnen den Kops ein", oder wie auch behauptet wirk, „so schlage ick' Sie todt!" Von Lcubiicru wegen Hausfrictensstörung verkla g.
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