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Dresdner Nachrichten : 08.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-12
- Tag1870-12-08
- Monat1870-12
- Jahr1870
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- Dresdner Nachrichten : 08.12.1870
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TLgllch früh 7 Uhr. Inserate «vrrdrn angrn»mmr»: biS Abends « SonutaaSr bis Mittags 12 Uhr Martenstratze »»; in Rrufiadt: Buchdruckrrki von 3 oh. Päs, ler, gr. Kloftergafses. Anzcigkn in dies. Blatte finden eine rrsolgreicht Verbreitung. Auflager Iv.«»« Exemplare. Tageblatt s»r Iliiterhaltmig und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: L'ltpsch k Ntlchnrdt. — Verantwortlicher Ncdacteur: IllllUS Ntichardt Fösnnement: vierteljährlich 20 Ngr. bet unentgeldlicherkie« fernng tu'« H»n«. Durch dir -Soigl. Post vietteljähit. M»/r«gr. Einzelne Rnnnneru l Rgr. Inseratenpreise Für den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Nr.:; 12. Fünfzehnter Jahrgang: Mitredacteur: Theodor Droblsch. »Will» Toimerstaa, 8. Deeeiuver 187V. Dresden. 8. Decemdcr. — Berliner Briese. IV. Die Anbietung der deutschen .Kaiserkrone hätte ich mir anders gedacht. Die ganze Scene im Reichstag war nicht sehr geschickt vorbereitet und wenn sic einen Eindruck machte, so war cs nicht der vorthellbafteste. Die Welt ist freilich von alt dem Unerhörten, was wir tagtäglich erleben, so blasl.'t geworden, das, Zeichen und Wunder geschehen müssen, ehe etwas ein Aufsehen macht. Von der deutschen Kaiserkrone spricht man schon seit Monaten. Schon im August dcclamirtc in einem Llcdertafelconcert aus dein Waldschlößchen Rudolph Genöc: „Dann tönt'ö im deutschen Liede: Das Kaiserreich der Friede!" Das Kaiserreich werden wir gar bald haben, mit dem Frieden hapcrtS noch etwas. Aber auch das Kaiserreich sollte nicht so. wie ein Berbesserungöantrag, der aus Drucksache Ar.soundsoviel i» den Akten des Reichstags ersichtlich ist, ohne Sang und Klang kommen. Zwar werde» wir noch pompöse Schauspiele genug erleben, die deutschen Fürsten werden, „wie der Sterne Ehor mn die Sonne sich stellt" den neuen Kaiser geschäftig umstehen ,,dic Würde des Amtes zu üben"-aber die erste Ankündigung dieser Katserkxöuung war, ich möchte fast sagen, trivial. Man stelle sich Folgendes vor: Der Reichstag ist in der Berawung der neue» Bundesverfassung begriffen lauf die ich sofort komme» werde). Da erhält das Wort der Abg. Frietcnthal. Der Re staurateur des Buffets freut sich allemal über de» Zuwachs von FrühstückSgästcn, die während der Fricdcnthal'schen Reden seinen ausgesuchten Tisch, um den die Pariser Gourmands augenblick lich sonst was geben würden, umlagern. IR. Friedcnwal erzählt mit Vorliebe von seine» persönlichen Erlebnissen. Er seht also auch den Reichstag davon in Kenntnis!, dass er aus dem Kriegs schauplatz gewesen und das, alle deutsche Soldaten, wenn sic nach Hause kommen, eine neue deutsche Verfassung vorfinden möchten. Man solle nun die Verträge mit den süddeutschen Staaten, die zu einer Verfassung init einem Oberbaupte führen, unverändert annebmen. Einer von der Linken fragt neugierig: Wo ist denn das Oberhaupt? Nun, entgegnetc Di. F-riedcnwal, da wollen wir einmal den Bundcörath. ohne indiöcret zu sein, befragen, wie cs mit dem Oberhaupte Deutschlands steht? Herr Delbrück blätterte in einem Aktcnfascikcl, erhebt sich, räuspert sich etwas und liest in seinem geschäftsmäßigen Tone vor, daß der König von Baicrn durch den Prinzen Luitpold dem Könige von Preußen die deutsche Äaiserwürdc anaeboten habe. Mehrere Abgeordnete rufen Bravo! und cS erhebt «ich rin langandaucrndeö Gelächter. Was ist denn los? Der Präsident hat dem früheren hannövcrischcnIustizmInIster l>r. Windthorst das Wort gegeben und der Zufall, daß hinter der unccrcmoniellen Ankündigung der Kaiserkrone der Abg. Windt horst, einer der gescheutcste» Köpfe des Reichstags, aber auch der zäheste Vertreter der Selbstständigkeit der Einzelstaaten, der hart näckigste Gegner der Ereignisse von 1866, die dock' wesentlich die Vorstufe zu der proicctlrten Kaiscrkrönung bilden, das Wort erhält, dieser neckische Zufall lässt den Reichstag gar nicht zu einen' Nach denken über die Bedeutung der ihm gemachten Mitthcilung ge langen, sondern amusirt ihn so. daß er sich nur sehr schwer ans dem Gelächter zu ernsterer Stimmung wieder findet. Windthorst aber, de» Nichts frappirt, sagt ganz trocken: Als ernsthafter Mann werde er trotz dieser Eröffnung, alles, was er zu sagen sich vorgenonnnen, mittdeileu! Und nun vernahm der Reichstag ein wahres brillantes Kunstscuerwerk von Einwänden gegen die neue Bundesverfassung. Es war. was Geist anbelangt, weit aus das Geistreichste, waS der Reichstag seit Jahren vernom men hat. Mit der Ihm oignen Geschicklichkeit warf Windthorst nach allen Seiten seine Netze aus. um Genossen für das Vcr- toerfen der Versassuiig elnzusangcn. Nanientlich richtete er sich an die süddeutschen Staaten, denen er zu Gemütl'k führte, daß eö nun um ihre Selbstständigkeit geschehe» sei. Windthorst ist von Bosheiten, die er nach allen Seiten spritzt, nickst sreizu- sprechen. Am schärfsten traf er daS Ziel, als er sein Bedauern auSsprach, daß die neue Venassung daS Datum von Versailles, die Ekburtsstattc des militärischen Absolutismus Ludwig XIV., krage und meinte. Niemand könne sich den Einwirkungen seiner Gebuttöstätte entziehen. Versailles sei außerdem der Platz der geschorenen Hecken und er fürchte, daß Viele, die dort die Scheere zu führen geglaubt, zuletzt entdecken würden, daß sie selbst die Geschorene» seien. In der That übersteigt Das. was man von dem Partikularismuo der Bavcrn ln Versailles hört, alles Erlaubte. Auch ich habe nie meine zähe Anhänglichkeit an die Einrichtungen meines engeren Vaterlandes verleugnet, aber kleinliche Hcrrschsuckstogelüste. die, um lächerliche Sonder vorthelle zu erlangen, die allgemeinen deutschen Interessen auf's Spiel setzten, war nie der Ebarakterzug des sächsischen Volks- stammeö. Die bäuerischen Staatsmänner aber haben in Ver sailles so viele Sondcrvorreckstc. zum Tbeil ohne allen Werth, turchgesctzt und dabei so absolut einen höheren, gcnicinsamcn Standpunkt verleugnet, daß sie sich wahrhaftig um Gcsammt teutichland übel verdient gcniaclst haben. Dic württcmbcrgischen und sächsischen Staatsmänner haben vergebens versuckst, den Bauern jenen kleine» Krämergeist auszuredcn. Umsonst! Na- mentlich sind die Württemberger von den Bauern förmlich auf das Glatteis geführt unk dann im Stiche gelassen worden. BiSmarck ist zu Eoncessioncn. die einen wahrhaft deutsche» Bundesstaat hergcstellt hätten, bereit gewesen; statt sich dieses, vielleicht nie wiederkebrenden günstigen Augenblickes zu bemach tigen, haben die Bauern sich mit den Württemberger» nahezu persönlich Überwerfen. Eine, am' alle Sonderrcckstc verzichtende, nur deutsche Interessen in s Auge fassende Eoalition tcrWürt temberger, Bauern und Sachsen wäre bei der günstigen Dis Position Bismarcks von den segensreichsten Folgen begleitet ge wesen — so erhalten wir diese» Vettrag mit Bauer», der schließ lich das hastige Drängen nach dem Einheitsstaat nur »innert- »ich aushaltc» wird und alle Freunde eines bundesstaatlich ge einigten Deutschlands unbefriedigt läßt. Für uns Sachsen ist insofern die Lage verschlechtert, als die uns unlieben Bcstiin munacn der norddeutschen Verfassung alle erhalten bleiben und wir sogar noch das freisinnige Preßgcsetz in die große Masse werken müssen; verbessert aber insofern, als die Angriffe der Etnhettsstaatler in den nächsten Reichstagen uns vermutblich in ffstibc lassen und sich gegen 'Kauern kehren werten, sowie deshalb, weil durch die Vermehrung der süddeutschen Elemente im Bundcörath und Reichstag Vertreter an unsere Seite treten, die mit der gleichen Liebe zur Freiheit eine gleiche Kulturstufe wie wir verbinden und sich von den zurückgebliebenen Ostpro vinze» ebenso wie wir unterscheiden. Diese Verstärkung des föderativen Elements wird gewiß erreicht, zum großen Acrgcr der sogenannten deutschen Fortschrittspartei. welche beute dem Abg. Löwe zujauchzte, als dieser in der geistreichen Weise, die ihn auszcichnct, sich gegen eine bundesstaatliche Einigung und für einen Einheitsstaat aussprach. ES ist gar kein Zweifel, daß dieser bäuerische Vertrag. so schlecht er ist, angenommen wird. Man kann in der That den Viain nicht unübcrbrückt lassen, wen» die deutschen Truppen zurückkchrcn. Auf Einzelheiten komme ich später zurück. Gegenwärtig, so formlos das erste Debüt dieser Kaiserkrone war. füllt ihr Glanz die Augen Berlins, er stillt sicher die Augen Deutschlands. Löwe meinte allerdings, sie sei nur ein leerer Titel, er ließ aber merken, daß, wenn sämmtlichc deutsche Fürste» zu Hosbcaintcn des neuen Kaisers degradirt würden, so wäre die Sache schon anders. 'Nun, ich däckste, die Pensionirung der Kpffhäuser-Raben, die feierliche Bestattung des alten Barbarossa und die Errichtung eines dritten Kaiserreichs in Europa «da der Gefangene von Wilhelmshöbe doch nickst wieder sich mit dem Hermelin schmücken wirk) wäre ein ganz ansehnlicher Abschluß dieses Krieges. Drum mag er sieb schmücken, der greise, rubmgckröntc Heldcn- könig, der den Flambcrg der Ottone schwingt, dessen Burg neben der der Hohenstaufen ragt, mit der Krone der Habs burger! Deutschland wird ihm feierlich huldigen! Seine erste That sei die Schaffung des Friedens, und wenn er dann das Kaiscrschwcrt umgürtct, wenn ihm Scepter und Apfel vorgc- tragcn werden, dann wollen wir niedrig Gcborncn mit Freuden der einzigen Fruckst genießen, die dieser blutige Krieg uns ge bracht bat: eines dauernden Friedens. — Von unser» Offizieren sind in den Schlachten vom :i(». Nov. bis 2. Dec. als totst angezeigt worden: Regiment Nr. 104: Hauptmann v. Wolffrrsdors, Prcmierleutnant Premier, Seconte- leutnant Tautenbah»: Regiment Nr. 106: Prcmierleutnant Inst, Sccondelcutnant Perl und Tricbsdorf; Regiment'Nr. 107: Prcmierleutnant Basse, Sccondelcutnant Hafner; Schützcn- regiment Nr. 108: Sceondeleutnant v. Biedermann, v. Lütti chäu. Starke, Pelz, Bernhard»; Oberstabsarzt Vr. Poppe; Fcld- artillcrieregiinent: Sccondelcutnant Nicolai. Als verwundet lind von Offizieren angezeigt: Regiment Nr. 104: Major v. Hausen, Hanptmann von Noftitz, Prcmicrlcutnanl Perl, die Secondeleutnants Merkel. Meißner, Persebeck, Daumcnm und Ncumann. Portepeefähnrich Delling, Viccfcldwebcl Zenncr; Regiment Nr. 106: Hauptmann Brachmann, Hauptmann Mar tini, Prcniicrleutnant Gräte, die Lccondclcutnants Octtcl, Mirscb, Schalter, Finke, Ludovici. Walther, Häncl, Lucius; Regiment Nr. 107: Hauptmann Küstncr I., Prcmierlcutnant Brödercr, Adjutant Basse; die Leeondelentnants Zimmermann, Grillst, Worthmann, Sittig, Haffe, 'Nicolai, Geißler, Adjutant Schweinitz vermißt. Schützenregiment Nr. UV: Oberstleutnant v. Dziembowskh, Major Schlick, die Hauptlcutc v. Wolfs, v. Issentorfs, Noltai», v. Egidv, Köhler und v. Lossow; die Premierlentnantö v.Hammcrstein, Trefurth, Schulze, v. Schulz, Adjutant Sickcl, die Secondeleutnants Gringmuth, Schubert, Gra» Schall, Hertncr. Hankcl, Busche, Hoffman». Rour, Franke, Tbicrig, Schcinfler, v. Haugk, Netto, Tittcl, Srcondclcutnant Lorenz, vermißt Heide, v. Kircbbach. Von den in den neuerlichen Kämpfen vor Paris ver wundeten sächsische» Offizieren sind einzelne bereits hier an- gelangt. So ist unter 'Andern auch der Major v. Hausen vom Regiment Nr. 104 vorgestern hier cingctroffcn, während der Obcrstlieutcnant v. Dzicmbowcsti schon einen Tag früher an- gclangt war. Unter den mit dem vorgestrige» Zug angckommencn Verwundete» befand sich auch der hiesige Arzt, Stabsarzt IR. Meng, welcher im Gesellst von Ebatillon i.S. «gegen Garibal dianerbantcn« verwundet wurdc.I — Die hiesige Eigaretteniablik von B. Weller mit dem Hauptdcpot derselben von BobrowiczaufderVictoriastraßc batte vor Kurzem Sr. König!. Hobelt dem Kronprinzen Albert eine größere O.uantität ihres eleganten und vortrefflichen Fabrikats in's Hauvtguartier nach Margcnav gesendet. Der Kronprinz hat nunmehr unterm 27. November durch den Adjutanten, Hauptmann Gras Vitzthum, der genannten Firma ein beson deres Schreiben überschicken taffe», in welchem Sr. König!. Hoheit den aufrichtigsten Dank für tcn Aue'trnck der Verehrung und treuen Anbängliclstei-t aussprcchcu läßt. — Vorgestern 'Abend zwischen lo-llttbr sind IlOKiantc und Verwundete hier durch nach 'Breslau und Görlitz weiter gegangen, während 4 Mann in hiesigen Lazarewen zurückge blieben sind. Die zu diesem Transport perwenketcu neue» preußischen Lazaretbwagcn mit Hängewerk, Ocsen re. versehen, sollen sich dabei als außerordentlich praktisch und zweckdienlich erwiesen haben. Weitere .'»«> Kranke sind gestern früh von lstcr »ach Görlitz gegangen, während der Mittagszug 22 kricgsge- scmgcnc Franzosen drallste, die in den hiesigen Barackenlagern 'Ausnahme fanden. - Der Magistrat i» Ehcmnitz bat einer Straße den Na men „Bismarck Straße" bcigclcgt. Eine andere Straße soll nack' Moltkc getauft werden. 'An der vor der Scbladitz'schcn Restauration befindlichen Anschlagsäule war vorgestern Morgen eine große Menge Pu blikum versammelt, um ein über Nackst von unberufener Hand angelst-stetes Placat zu lesen, worin unsere Regierung »nk Mili tairbcbördcn geschmäht wurden. EinStadtgenst'arm nahm das Pasguill mit fort. — Seit einigen Tagen wird, wie wir ans verschiedenen Mittheilnugen entnehmen. In hiesiger Stadt eine Industrie mit vielem Glück und Geschick betriebe», die von denjenigen, die ihr zum Opfer fallen, in der Regel sehr schmerzhaft empfunden wird. Wir meinen d«c Entwendung von ttebcrzichern auö öffentlichen Windschatten. Mehrere Restaurationen sind in diesen ragen mit dein Besuche solcher Diebe beglückt gewesen, ohne daß cs gelungen wäre, einen davon zu erwischen. — Vorgestern dielt mit einem zweispännigen Geschirr ein Istrrsckcastllchcr Kutscher vor dem Lelpzig-Drcötner Bahnhöfe um Fässer aufzuladen. Durch Irgend einen Zufall scheuten die Pferde und gingen durch; sie wurden zwar bald wieder ausge halten, leider aber war vorher der Kutscher vom Wagen ge stürzt und eine kurze Strecke so geschleift worden, daß er ver schiedene Verletzungen am linken Beine davongctragcn hat, die seinen Transport in s Krankcnl'auö nöthig machten. — Gewerbevercin. Die erste Hauptversammlung im neuen Gcwcrbclmussaale eröffnet«; der Vorsitzende, Herr Kauf mann Walter, mit herzlichen Wünschen für weiteres gesegnetes Gedeihen und Wirken des Vereins. Hieraus gab Herr Sekretär Iunghäbnel eine Statistik des Vereins, die letzten 4 Jahre um- fassend und Herr Kaufmann Walter eine gewünschte Erklärung, die Dresdner Feuerversicherungs-Gesellschaft betreffend. Ob gleich die genannte Gesellschaft Ende dieses Jahres sich auflöst, haben die Versicherten keineswegs Etwas zu fürchten, da die Mitglieder für alle lausenden Risiko'ö haftbar bleiben. Im Gcgcntheil ist nun doppelte Sicherheit da, da auch die neue Gesellschaft «Providentia) kür die versicherten Werthe aukkommen muß. — Herr Fabrikant Koch regt an, armen Kindern, die von ihren Schuldirektoren empfohlen und von der Polizei konzessio- nirt werden, lohnende Beschäftigung als Boten-c. zu verschaffen, indem man sie mit einer leicht erkennbaren 'Auszeichnung ver sieht und ihnen Straßen anweist, in denen sie in ihrer schul freien Zeit auf und ab zu geben und sich zur Verfügung zu stellen haben. - Herr Droguist Iunghädnel bespricht einen Fleischextrakt, den ein diesiger Bürger für seine eigenen Zwecke derstellt und aus dem sofort eine kräftige Suppe bereitet wird, die jedoch nicht für alle circa l»oo 'Anwesende auöreicht. Der selbe Redner empfiehlt die phosphorfreien Zündhölzer von Rock stroh und Klceberg inIöhstadt als die ungefährlichsten undalS doch ihren Zweck vollkommen erfüllende und verliest das gün stige Gutachten, welches Herr IR. Wcinhold an der polytech nischen Schule über dieselben abgegeben hat. — Herr Kaufmann Harnapp legt auö dem Geschäfte von Flachs Nachfolger, See straße, eine Anzahl neuere Küchenapparate vor und bespricht die verschiedenen Arten von Fleifchhackmaschinen, unter denen die mit gewundenen Walzen jetzt immer noch die besten sind. 'Auch eine der vielbesprochenen Erbswürste hat Redner nntge bracht und verweilt sie. — Ans dem Eisenwalzwerk deö Kom- missionsratb Goldmann in Ncuebcröwalde bei Berlin zeigt Herr Photograph Schütze Gatzröhren vor, die im kalten Zustande so gebogen sind, daß sie einen Knoten bilden. ferner Eisentafeln, so dünn ausgewalzt, daß 600 Stück auf einen Zoll gehen, also eine Art eisernes Papier, aus welchem das betreffende Werk auch ihre Empfehlungskarten hat Herstellen lassen. 'Anstatt des 'l'-Eiscus, deö Doppel-T-Eisens und der Eisenbahnschienen fer tigt man im Werke und empfiehlt als etwas Neues ein v-för nngcs Eisen zu Trägern für Bauzwecke. Auch l Izöllige Pan zerplatten für Kriegsschiffe walzt man dort auö. — Den ersten größeren Vortrag im neuen Hause bat man Herrn Direktor Elauß übertragen. Es wählt derselbe ei» Thema, welches ebenso viel wissenschaftliches, als gewerbliches Interesse bat und welches die schnellen Fortschritte derjenigen Gewerbe kennzeich net. welche mit Handel nnd Wissenschaft im Bunde geben. Er spricht über den Milchsaft der Pflanzen und seine Verwendung in der Industrie und bat zu diesem Zwecke eine reiche Aus stellung von Gummi- und Guttapercha -- Gegenständen veran staltet, welche Wells aus der Droguenbandlung des Herrn Iunghäbnel, Anncnstraße, Wells aus der Tcppicbhandlung deS .'?errn Weimar, Frauenstraße. Wells aus dem Gnminiwaaren- gcschäfte des Herrn Bäumcbcr, Wilskrufferstraßc nnd Ostra Allee, entnommen sind. Wir berichten über den interessanten Inhalt des Vortrages in einer der nächste» Nummern. Eine» reckst genußreichen 'Abend bot uns der hiesige Männcrgcsangvcrcin Apollo. An seinem, lctztvcrwicbene» Mon tag abgcbaltencn Gastabend drallste er nach dem reichlich aus gestattetcn und gut gewählten Programm unter Anderem eine neue Eomposition Earl Heinrich Dörlng's: „Wohl auf für den Rhein! Nach Paris' Nach Paris!" zu Gehör, welche aut daS große Auditorium einen ganz besonderen Eindruck machte. So schwierig auck' gerade dieses Opus ist, so gelang es dem „Apollo" dock', sich unter Leitung seines tüchtigen Liedermeisters, Herrn A. Sicmcrs, mit vereinten Kräften durch die gefahrvollen Klip pcn — namentlich für die massenhaft nowwcndigcn Tcnörc — durcbzuscblagtn, um eine gute Klangwirkung zu erzielen. Der von Jul. Rodcnbcrg entworfene Tcrt zündete ebenso wie die Eomposition selbst, insbesondere aber in seinem letzten «Krse, den wir hier wicdcrgebcn: Für den Rhein! Nach Paris! Und nickst eher soll rasten der Fuß, Bis hock' vom Montmartre her donnert der Gluß, Bis die Fabnc, die flatternd voran uno geht, Von dem Dache der Tuilcrien weist. Der deutsche Reiter das Roß, das er lenkt. Aus dem breiten Bette der Leine tränkt; Bis der Sieger in Lurcmburg Lorbeer pflückt, Bis der Eoric talicgt, im Staube zerdrückt, Bis die deutsche Faust ihn zerschlug nnd zerstieß! Wohl auf für den Rhein, für den Rbcin! Nach Paris! — Die alten Bekannten, dir Leipziger Eoupletsängcr, sind wieder in Dresden cingekchrt und baden bereits ihre Eoncerte gestern in Braun s Hotel begonnen. Ibr Programm, daS «rüber schon ein massenhaftes, cntlmsiasinirtcö Publikum um fick' scbaarte, bat sich neuerdings »iccst bloo vergrößert, sondern es iit null' darin den Ereignissen und Situationen der Neuzeit Rechnung getragen. Wie überall, so werten sic auch hier wie der stcl' warm in das Publikum bincinsingcn, und ein frisches, fröhliches Lied, das selbst in der ernstesten Zeit ein gemüthlicheö, herzliches Lacbe» abzwingt, ist uns ja immer willkommen. In dem Hanse Fraucnstraße Nr. l stürzte gestern'Nack' mittag eine Frau die rreppe herunter und verletzte sich dabei so wesentlich am Kopse, daß sie blutend und besinnungslos liegen blieb. Ein binzukommcndcr junger Mann leistete ihn unter Assistenz der die Acrmste schon geraumer Zeit rathlos umslcbcndcn Hausbewohner durch Ausrichten insoweit Hülse, daß sic zum Verband der Wunde» in ein Zimmer gebracht werden tonnte. — Die morgen Vormittag im Glas Salon der Königs. Gerichts Auction, Rampcichestraßc Nr. 21, zum Vertäute kom mcndc Gemälde Sammlung enthält ausgezeichnete Original-
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