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Dresdner Nachrichten : 03.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-03
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.01.1871
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^.scheint: Tcßzlich srith r Uhr. Zulerule wcikcn aiigeno»»»«»: bis 'Abends 6, Sonntags: biSViittags >2 Uhr Martenstrasie I t; in 'Neustadl: Buchdruckcrei von Joh. Pähl er» gr. Klofttrgasse » Anzeigen in dies. Blatte finden ein« erfolgreiche Verbreitung. Auflager i»,«o« Exemplare. HbonutMtnt: BterteljLhrlich 2VNgr. bei unentgeldlicherLie- serung tn'I Hau«. Durch dir KLnigl. Post vierteljlhrl. 22>/,Rgr. Einzelne Nummeru I Ngr. Tageblatt für Uvterhaltung md Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Neichardt. — Berantwortlicher Nedacteur: Julius Neichm-L Anseratenpreis«: Für den Raum eiue« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Siugesaudt" dir Zeile 2 Ngr. Nr. 3 Sech szehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Drodifch. Lienstag, 3. Januar 1871. Dresden. 3. Januar. — Wie wir börcn, Ist von den beiden k. sächsischen Polizei' beamten, die von vier bcz. Botcubach »ach dem Elsas« zur Dicnsticisiuug cominandirt worden sind, der k. Poiizcicommissar Weller nacb Mübivauscu. der Grcuz Poiizcievmmissar v. Krccker- Drostmar nack« 'Aittirch von Llraßbing aus, wobin sie sich zu nächst zu wenden batte», versetzt worden. — Zur Förderung des öffentliche» Gcsundheitöwcscnö ist allhier tZeugbausplatz vir. :r> eine „chemische Ecntralstclic für öffentliche Gesuiidhcitspficge" errichtet worden, welche unter Leitung dev Professor 1>o. Fleck am 2. Januar 1871 eröffnet worden ist. Dieselbe ist vorzugsweise bestimmt, die zur Lösung gesundheitöpolizeilichcr Fragen erforderlichen cbcmischen Unter suchungen auözusührcn und vorkommcndcn Falls auch gericht lich-chemische Fragen zu beantworten. — Mit den Abcndzügen vom vorigen Sonnabend sind 26 Mann zum Ersatz skr Dresden und 7 Mann dcrgl. für Görlitz eingetroffen, denen vorgestern weitere 23 Mann und mit dem 5»/4 Uhr Zuge 10 Man» sür Dresden nachfolgtcn. Letztere waren in dankcnswcrthcr Weise von dem Leipziger Erguickungü- Eomitee mit warmen Decken auögestattet worden. Vorgestern Mittag 12V> Uhr traf cin Ertrazug mit 4 kriegögesangcnen fran zösischen Dsficicreu und 312 Mann vier ein, die unter Bedeck ung 1 Officierö und 2tt Mann nach Glogau dirigirt waren, während ei» zlveitcr Ertrazug gestern früh 8'/< Ul r anderweit 20 kriegögefangene französische Osficiere und 871 Mann mit Bedeckung von I Officicr und 25, Mann ebenfalls nach Glogau führte. Mittags 12 Uhr trafen 32 Mann Sachsen zum Ersatz sür Dresden und 25, Preußen sür Görlitz ei». In wie reichem Maaße übrigens der Samariterdienst seiten der aus der Vcr- bandstatio» des Leipziger 'Babnhosco sungircndcn Herren 'Acrztc und des übrigen Hilfspersonals an den vom Kriegsschauplatz kommenden verwundeten und kranken Soldaten geübt wird, dürfte die Thatsache beweisen, baff seit dein 10. 'August bis 31. Deccmbcr 1870 im Ganzen 240«, Kranke, und zwar 18U> Mann chirurgisch und 5'.»6 innerlich Erkrankte aus derselben behandelt worden sind. — Im Barackenlager fand neulich von Seiten einiger ge fangener Franzosen eine kleine theatralische Vorstellung statt, wobei zwei Araber ein ganz eminentes Darstclluugstcilciit ent falteten. DaS Ganze war eine improvisirte Eomödie. wobei einer eine Dame darstcllte und sich zur Ausführung dieser Partbie eine ganz süperbe Toilette zu verschaffen gewußt hatte. Daö Eintrittsgeld, waö die Kameraden zu entrichten hatten, betrug einen Louö. Bon diesem Ertrag wurden die Kosten bc zahlt, namentlich auch Lcibgeld für die Instrumente, deren sich die kleine musikalische Kapelle bedient hatte, die ebenfalls aus französischen Soldaten bestand. — Herr U,-. Rudolf Bicieck auSWicn beabsichtigt in diesen Tagen bierselbst eine Vorlesung zu halten und zwar über Schillcr'S Fragment: „Der Menschenfeind." Die Dauer der Vorlesung wird den Raum von zwei Stunden nicht über schreiten. — Der zweite Tug im neuen Jahre sendete einige gnädigere Blicke aus uns herab; denn der Thermometer batte sich von den 21 Grad des Herrn Rcaumur bis aus vier Grad bcr- untergcscbraubt. Wir wollen nicht glauben, daß cs dabei bleibt; denn das Jahr 1871 bat ia »och 3 Wintermonatc auszuwciscn, aber seit war cd. daß die bissige Luit sich beruhigte. Die Kohiennotb. das Nebel. an dein auch Dresden diesen Winter lcitzct, drückt schwer, namentlich die ärmere Klasse, die nicht vor dem Marmorkamin oder dem mit Statuetten gezierten Kachel oien sitzen kann. mir sich die erfrorenen Finger und Fußsohlen zu erwärmen. Die Kohlcnlowricö sind im Schnee so icstgc fahren, daß sie sich nicht einmal rückwärts eonccntrircn konnten. Braunkohle bat jetzt Dianrantenwertb, die Elbe siebt still und somit auch ihre böhmische Flotte und wer jetzt noch dcö Glocken geläutes der Dresdner Koblcnanrbulanzc» lausche» will. der muff unverschämt grosse Dbrcn haben, um nur eine 'Ahnung Von einer „Klinget" zu haben. Indcß, die 'Welt ist rund und da sic sich in Folge dessen drehen mus«. so wird sie wohl auch ihre Kohlcnscitcn gnädig uns wieder zuwcnden. — Fröhliches Wiedersehen — deine Devise leuchtete vor wenig Tagen in der neu erbauten Wolisschlucht zu Markncu- kirchc» in recht sonderbarer 'Art. Die Markneulirchncr batten einen Woii gelangen, von dem allerdings noch nicht die Kunde gekommen, taff „er einen Tischler samint dem Winkelmaß" ge fressen. aber er war in der That blö in'ö Weichbild des Drtö gelaufen, der tödtcudcn Kugel erlegen, alü Leiche auSgcstop't und öffentlich gegen Entree ausgestellt worden, damit das neue Deutschland weiß, wie die sächsischen Wölic auöichen. Ein Bäuerlein auö der Markncukirchncr Umgegend wollte daS auch wissen. Er kam, iah und — siegte über das natnrwissenscbast- liche Mißverständnis« in Markncnkirchcn; denn der ausgettopitc, ausgestcUke Wolf (l,»i>»8 oanis nach LinnH war sein eigner- treuer Phvlar, oder wie daö Acnnchc» in, „Freischütz" singt: „Nero, der Kettenhund", der einet- schönen Tages von' der all gemeine» Wanderlust ergriffen und von dieser bis hinter die Scheuiieuhbic MarkiicukuchcnS getrieben wurde. 'Acker also einen romantischen Kettenhund sehen will, der reise nach — Markucukirchen. — Eine lange Dienstzeit in der ehrenvollsten Weise haben in Dreödc» zwei Dienstboten durclMinacht, wofür ihnen >»n WcihnachtSfcstc auch die betreffende Anerkennung wurde. Au dolpbine Weinbold und Juliane Meier haben in Folge ihrcr 27 jährigen Dienstzeit auö der Gregorh'schen Stiftung jede eine Unterstützung von 24 Thaleru und außerdem ein Ehrcndiplom erhalten. — Der Rath zu Kamcnz hat den ärmeren Mannschaften seiner früheren Garnison au« Koste» der Stadt 200 Paar wollnc Socken in ö Feldlager geschickt. — Zu was ein Clavier noch gebraucht wird! Rach eincin Rittergut in Preußen ging dieser Tage eine telegraphische De pesche, die im Text noch folgende sonderbare, «venu auch lako nisch, doch sehr mystisch abgcfaßtc Episode batte: ,,'A u s E l a- vierliegcn b e st e l I t c S ehwcin c." Kürzer konnte steh allerdings der Absender nicht lassen; denn er bat doch jedenfalls nur eine» auf dein Elnvicr liegenden Bestellzettel auf Schweine gemeint; an musikalische Schweine, oder an ein als Schweine stall eingerichtetes Elavicr wird er keineswegs gedacht Habens — DaS Strafgesetzbuch sagt: Personen, welche die Befrei ung Gefangener bewirken oder zu selbiger Mitwirken, sei cö init oder ohne Eiuvcrsländniß der Gefangenen, sind mit Gefängnis« bis zu einem Jahre zu bestrafe». — Wiederholt liest man, daß die französischen Flüchtlinge zu ihrer Flucht Fuhrwerk benützten und in Gasthäusern abstieaen — Da nun Jedermann weiß, daß die Franzosen in Sachsen Gefangene sind, da ferner Jedermann die Gefangenen schon an der Sprache erkennt, so ist nicht zu begreifen, «sie diesen Gefangenen die Flucht anders möglich werden kann, als durch wissentliche Beihilfe der deutschen Be völkerung. Die Betreffende» werten sehr leicht zu ermitteln sein und wird daher die Eriminaluntersuchung und Bestrafung hoffentlich nicht auf sich warten lassen. — Denn cd ist in der That mehr alö schimpflich, wenn die Bevölkerung denselben Feind befreit, den unsere Truppen erst iin blutigen Kampfe ge fangen haben. - — Ein todter Passagier. Am Abend deö fröhlichen Ncu- jabrötages schleifte der Schlitten eines hiesigen Lohnkutschcrs mit einer fröhlichen Gesellschaft nach der „Grünen Wiese" bei Dresden. Einer der Passagiere, der hinten auf der sogenannten „Euffe" Platz genommen, kam am Ziel todt an. Tic Kälte von 21 Grad hatte ihn überwältigt. Rettungsversuche waren ver gebend, umsomehr, alö der Leichnam erst nach Strießen ge schafft wurde. - — 'Am Neulahrmorgen früh gegen 4 Uhr hatten sich aus dem Malzboden einer hiesigen in der Neustadt gelegenen Brauerei eine 'Anzahl Hopfem'äckc entzündet. Zum Glücke wurde daö Feuer von einem daselbst cinauartirtcn Soldaten im Entstehen bemerkt, wodurch die Dämpfung desselben noch möglich und so weiterem Schaden vorgcbcugt wurde. — Von einem Wagen, der vor wenig Tagen aus der Anncnstraße gestanden, wurde eine mit verzinnten Bicchbcschlä- gcn versehene Holzkistc gestohlen, die wahrscheinlich daö ganze Mobiliar eines Rcchtsgelchrtcn enthalten mußte; denn inmit ten der diversen Kleidungsstücke, von den Stiefeletten biö zum Vorhcmdchcn herab, befanden sich darin noch drei juristische Eollcgicnhcite, in denen allerdings der Dieb schwerlich daö Maß seiner Strafe finden dürfte. — Die Sächsisch Böhmische Staatseisenbahn hatte gleich am Morgen des NcujabrstageS das Unglück, daß an dein um 6 Uhr früh von Bodenback« abgchendcu Pcrwiicuzugc in der 'Nähe von Pirna ein Wagenrad brach und hierdurch der Zug mehrere Stunden nickst weiter fahren konnte. Glücklicherweise ist bei diesem Unfälle kein Menschenleben zu beklagen. — Den Frauen und Kindern <41 an der Zahl«, welche in den früher z» dem Patrimonialgcrickst Niederiorchheim gehören de» Drtcn wohnen, und deren Männer und Väter als Soldaten abwesend sind, wurde durch Herrn Gencral-Major Freiherr» von Biedermann und dessen Gattin auf und zu Niederforchheim, am Elstistabend eine große Ucbcrraichn'-z bereitet, indem sie von den Genannten allerlei nützliche Gescheine und besonders Klei dungsstücke erhielten. Je «reuiger die Bes-heuktcn solche Liebes gaben geahnt und gehofft hatten, desto größer «rar ihre Freude, und desto inniger und herzlicher ihr Dank. — Vorgestern Mittag lenkte ein ländlicher Schlitten von der alten Elbbrücke aus nach dem Thcatcrplatzc ein. Mochte nun diese Evolution in etwas zu schnellen« Tempo auSgciührt worden sein, oder hatte der Führer eine zu kurze Eurvc gemacht, genug, der Schlitten kan« in'ö Schlendern und schlug >»», seine Insassen in de» Schnee bettend. 'Außer ciner momcntanc» Umwandlung in Schneemänner haben Letztere glücklicherweise keim» wtitcren Schaden gelitten, so daß sic bald wieder ihre Reise iorlscßcn konnten. — Wie leichtsinnig sich oft Mensche» eines geringfügigen Dbjcetcs «regen i» die größte Gciahr begeben, davon konnte man gestern Mittag kurz nach l2 llbr von der Augustusbrückc aus Zeuge sei». Ein Arbeiter hatte sich auf der Neustäticr Scite, unterhalb drr Brücke, auf den« Eise bis fast i» die Mille der Elbe geiragt, blos um eine aus dem Eise liegende Mütze zu hole». Beinahe jctoh hätte der Betreffende seinen Leicht sinn mit dem Lebe» bezahlen müsse»: kenn «reit vom liier ent sernt brach plötzlich daö EiS unter seinen Füße««, wodurch er bis zur Brust in s Wasser sank. Erst »ach vieler Mühe und nach «rickerholtem Nachbruck'c des Eises gelang cö ihm, sich hcrauszuarbcitcn und ras Iller zu erreichen. — U. 1«. .st ö n i g l i ck« c s H oi t b c a tcr Der Mangel an guten neuen Stücken, an welchem die dculschc Literatur leitet, bat auch diesmal cs der königl. Gciicraldirektion unmöglich ge macht. den Ncuiahrstag eine Novität zu bieten. Man batte zur Ncuelnstudicriliig dcö Schillcr'ichcii „Ficöco" gegriffen, aber die 'Aufführung schien tbcilireiie unter den« Einstuß »er bei spiellosen Kälte zu iteben. Die Volkssecnen des 'Aktes gingen etwas frostig vorüber; die Dichtung, «reiche gerade vier im heftigen Sturze zun« 'Abschluß drängt, wurde durch technische Unvoll kommenheiten verzögert. Dazu kam, daß Herr Dettmer, der Ver treter der Titelrolle, nickst gerade seinen l>oa» zum- zu haben schic». Wer sich des Feuers, dcö Schwnngco erinnert, mit wel chen« dieser Künstler vor cinigcn Jahren jene interessante Rolle zum ersten Male spielte, der tonnte sich nickst dcSEindrucks erwehren, als habe der ruhelos vorirärtsslrebendc Geist dieses unseres l'och- bcgäbtcnLchauipielcrsamFicseonickstinchrdicScl'affcnsircudigkeit «vie früher, als sei Ficöco nir ihn bereits ein hinter ihm liegen des Enlwickclungöstadium. So war sein A»tt«sten i» den beiden ersten Acten namentlich ein mattes, «eine Galanterie gegen die Gräfin »ickst spielend, seine Verschlagenheit nickst lauernd genug. In den Monologe», in denen sein fürstlicher Ehrgeiz mit den Tugenden eines Republikaners kämpft, hob fick« hingegen die Darstellung des Herr» Dettmer zum volle» Ausdruck dcö poli tischen PatboS, wclclxö in ihnen pulsirt. In« Verlaus des wei teren Stückcö gewann er sichtlich an Kraft; sei» Spiel wurde feuriger, seine Haltung zeichnete sich durch Novlcsse aus, in der Schlnßsecnc mit Verrina cntbchrtc er jedoch der Wiedergabe dcö politisch überlegenen Geistes, der de» starre» RcpubiikanisniuS dieses Duc «feststes übersieht. Herr Wingcr that Reckst daran, seinem Verrina nicht den gainbcitaartigcn Auöbruch wilder Lei denschaftlichkeit, sondern den festen Ton düster grollenderIleber zcugungstrcuc zu geben. So stand er in dem ganzen Stack als daö Abbild eines reinen, energischen Patrioten da. Neu war Herr Walther als Andreas Doria, den er in Maske und Spiel vortrefflich alö den wohlwollenden, würdigen Vater der Stadt zeichnete; nur gab er den achtzigjährigen Grciö etwaö zu jung. Der Muley -s assan ist alö saubere öei- stung dcö Herrn Iaffö von früher (wc bekannt. Die satanische Tücke der afrikanischen Bestie vertagt jedoch noch einige jovia lere Züge; die Worte „der Mo.-r hat seine Arbeit gctlxm" re. sollten nicht so Hervorgeboben in s Publikum gesprochen, sondern mehr als Reflexion vor sich hiiigeworfen werten. Unter der großen Mcnge der übrigen Rollen nennen «vir alö recht ge lungen die der Herren Koberstein, Haustein, Galster und Weiß. Die Dcimeiiparthieci« wurden sehr wirkungsvoll gespielt. Fräul. Langenhaun war in dein Gespräch mit Leonorcn ganz die gif tige Natter, in den Sccnen mit Ficöco ganz die bestrickende Eogucttc, alö welche sie, die Linien der Grazie beinahe berüh rend, der Dichter gezeichnet hat. Es lag in ihr etwas wie von einer Lucretia Borgia, das sie in meisterhafter Abdämpfung darstcllte. Der sprunghafte Eharaktcr Leonorens eignet sich sehr für Frl. Ulrich. Frl. Wolfs, die muntere Soubrette, hatte die peinliche Scene der armen Bertba zu spielen. Jndeh zog sie sich mit einem Geschick auö der Affaire, welche sür die Ver wendbarkeit ihres Talents zeugt. — DaS 10jährige Kind eines Bäckermeisters am Dippoldiö- waldaer Platze wurde gestern Mittag daselbst von einer Droschke übcrsahrci«, welche daS eine Bein des Kindes schwer laidirte. — Tie Pariser „Ratte" hat in Leipzig dieser Tage eine tragikomische Rolle gespielt, die wohl in Paris auch manchmal aus den« Ncpcrtoir gewesen sein mag; denn ein Rattenbraten und sollte er in Wachtel-oder Eolibri Fett geschmort sein, ist immer ein eigenes Wild, daö den Uaut-soüt der Kloaken und der umliegenten Drtschasten nicht wcgdeömfizircn kann. Einige Lubattcriibccimtcn des großen Generalarztes Aeoeulap in der Sccstadt Leipzig hatten ihre Fr.znclircur-Mauscfcilie dieser Tage auch gegen die deutschen Ratten hingcstellt. Dumm genug, ließen sich einige fangen, ausbrechcn, braten und — nein weiter ging'o nicht; dein« als sie die Bekanntschaft init dem Magen der Gourmcuidö machte, begann die sogenannte Rückwärtscon- ccntration L in Parisicn. Der deutsche »'Nagen deö Wirths und seiner Gäste in Klein Pa-riS «ries energisch den französischen Bciagcrungsbratc» zurück und mit vollem Reckst; denn er de- monstrirte gegen die Behauptung Karl Voigt'S: „Und der Mensch stammt vom Affen ab!" — Dschätz, den 30. Dcccmber. Nach Beschluß der städti schen Behörde» wird unser Di'chap im Laufe des Jahres 1871 mit Gasleitung versehen «nid somit clncm längstaciübltcn drin gende» Bedürfnisse ahgehottcii werde». Die Mitglieder dcö hie sigen GcwcrhevcreinS waren jedoch so glücklich, noch im Lause des Iabrcö 1870 Leuchtgas in reichster Fülle und schönstem Glanze breniien zu sehen. Zu der sür den 2'.». i«»z. anbcrauni- tc» Versammlung des GcwcrhcvcrcinS, in weicher HcrrBrant- vcrsichcrniigdiiispcetor Schöne einen längeren Vortrag über Gasbcrcitung ircuiidiichst ndcriwmmci« batte, wäre» die Herren Fabrikbesitzer Aarucwitz und GaStcehiiiker Henning von Dres den« bicrhcr gekommen, uin in liberalster und liebciisivürdigstcr Weisc tbcils Fortsetzung, thcilS praetiseheErläuterungen zudem oben aciianntc» Vortrag durch Wort und Experiment zu geben. So glänzten, da die geehrten Herren Gäste von Dresden sich reichlich mit Gaö versehen hatte», an dem überaus intcrcssa» tc>« VcrcniSabciite die Gasflammen der verschiedensten Brenner im Vcrcinssaalc, und ward durch cincii auSgczcichi«ctci« Photo mctcr der Vorzug dcö Gaslichtes überhaupt all c>eulo8 dcmon strirt. Rechnen «vir hierzu noch den äußerst auzichciitci« münd lichen Vortrag des Herrn Techniker Henning über die bekann ten Residuen bei der Gasbcrcitung «EoakS, Tbccr, Ammonicik- waffcr u. s. w.>, so wird man es wohl gerechtfertigt finden, wenn durck' dicic Zeilen der taiikciiswcrthcstci« Bcrcitwilligkeit gedacht wird, mit welcher die Herren Bariicwitz und Henning dem hiesigen Gcwcrbcpcrciiie cntgegcngckommcn und denselben hierdurch nock« der wärmste Dank des Vereins ansgcspro- chcn wird. — Dessen tiiche Gerichtssitzung am 30. Decbr. Vor dem Schöffcngcrickst steht der Handelsmann Friedrich Rein- hoid Ankers von hier, gehören in Bretnig bei Pulsnitz, wegen Ercditbctrugo angcklagr. Am 5>. März d. I., während dcö diesige» Icihrmarkts, kaufte der Angeklagte vom Strumpf waarcnhäiidicr Kraps aus Roffwcin, setzt in Mügeln, eine Parthie Strumpiwaaren in« Betrage von l^I 21'alcrii und bezahlte da raui abfckstäglich 5>o Timlcr baar, über die Rcststiinmc stellte e. einen am 2. Mai d. I. in Leipzig au ein Banauierhauö zahl baren Wechsel aus. Der Schuldner zahlte nickst. Der Gkäu- bigcr crsuhr, daff Anders ihn in den 'Angaben seiner wahren Verhältnisse getäuscht hatte und erstattete gerickstiichc 'Anzeige. Die Staalvanivaitschgit faßte die Anklage nickst als gemeine» Betrug, sonder» nur als Ereditbetrug auf. Anders hatte sich als ..Leinwcnid-Grossehändler" ausgcgcbe»; Zeuge Kraps ließ des halb im Dresdner Adreßbuch nackstckstagen und fand den Ge suchte» nickst verzeichnet. Insbcwiitcrc hatte Kraps sich auch dadurch mit zum Abschluß des Geschäfts bewogen gesunde», daß 'Anders ibn« vorgcrcdct batte, er besitze ein Gut in der Lausitz, weiches er bcwirlhsck'astci« lasse, er selbst sei kein Freund von Dckonomic und treibe lieber Hantel. Der 'Angeklagte wider spricht dem; er sagt, er habe nur zu Kraps gesagt, das« er ein Gut gcbabt «im 'August v. I. ist cs zur Sudbastatioi« gekom men«; auch habe dies Gcipräch erst nach Abschluß dev Ge schäfts, 'Abends in einer Lchaiikivirthschait fiattgeiundci«. Der Verletzte bleibt bei seiner 'Aussage, fügt «weh hinzu, „daß er cö wenigstcnv nickst anders auigesäfft habe" und beeidet in dieser Wciie seine 'Aussage. 'Anders sagt ferner, daß er Lcincwcmd in gauzc» Stücken verkaufe und glaubt deshalb auch in dieser Beziehung den Krapf keine Unwahrheit gciagt z» haben. Der 'Angeklagte entschuldigt «ick« damit, nickst rechtzeitig und über haupt «wchL nickst bezahlt zu haben, »veil er damals behindert gewesen sei. in Folge einer Strafverbüßung um einer Wcchsel- sckmld willen, au welcher er jedoch selbst noch 5>» Tbalcr auhe»- stclstn habe. Der bezügliche Schuldner ist alö Zeuge anwcscnd und gicbt zu 5>o Thalcr von 'Anders erhalte» und »och nicht »'jeder bezahlt zu baden. Durch d!e«c Strafverbüßung, sank Andc.s, sei er in seine» Gcjchäite» gestört wortc» und darnach
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