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Dresdner Nachrichten : 10.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187103109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-10
- Monat1871-03
- Jahr1871
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- Dresdner Nachrichten : 10.03.1871
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llch früh 7 Uhr. Anserate «n angenommr». bis Abends 6. SonntaaSr »« Mittags 12 Uhr «arieustratze I»; t» Nrustadt: Vachdr»ckerei »« 3»h- PLßlrr, W».Kloft»rgaffe«. Wchki-O,« dirs. vlatt« Wh«« ei«« «rselgreich« vti^reilung. W».?Äs!«^pi piare. Tageblatt für Unterhaüuuz and Geschäftsverkehr. Dm« m» «hfMchum der Hmmsgr^r: Liepsch » «ei-arN.- ^«»««che, Mdaae«: IllU««rtchVK». Ak0NNt»Ntk7 «rr1rltiihrlich20»W bck uurntgrldlicher A». ftruag iu'S Hau» Durch die Nvnigl PD dürteljährl 2gl/»LW. Sillttlur Nuauuro» » N«r MeraienpreWf M »«» »a«« «tW»» «rfptsttne» Unter »K ZM » «tzW Rr.SS SechszehntkrJahrgang. Dresden. !<>, März. — Der vormalige Ortsrickster Karl Wilhelm Voigt länder in Knobelsdorf l,at die zum Verdienstodren gehörige Medaille in Silber erhalten. — Wie wir hören wird Sc. Kgl. Hob. der Kronprinz schon nächsten Sonntag in Dresden cintrcffc». Ihre Kgl. -Hob. die Frau Kronprinzessin, heißt es. werde ihm bereits am Vorabend oiS h orbctba entgegen reisen und würde» die hoben Herrschaften in Leipzig über Nacht bleche». — Nach den bis setzt hier bekannte» Bestimmungen gedenkt Se. k. H. der Kronprinz aut der Rückreise aus Frankreich nächsten Sonnabend «>>. März) gegen Mittag in Leipzig ein- zutretten, dort im königlichen Palais abzntrcten und am nächsten Ta.le Vormittags nach Dresden abzureisen, sodaß die Ankunft Sr. königl. Hoheit hicrsclbst Sonntag Riittag zu erwarten sein dürfte. — Nach einem beim k. Kricgsministcrium hicrsclbst cin- »ngencn Tclegrciimn aus lc Bert-galant vom »-«. März unser sechstes Infanterieregiment Nr. 10.'» gestern (Donners von dort nach dem Elsaß ab. Der Ncgimentsstab, das I. und das 2. Bataillon kommen nach Sehlettstadt, das:i. Bataillon nach Stratzburg. (Dr. I.) — Bekanntlich ivarcn zum bessere» Anwolmc» der Friedens- frftlichkcit am Altmarkt des Sonntags sehr viel Fenster der mietbet, oft zu hohen Preisen, (einen echt patriotischen Fug aber können wir von dem Ascher bcrg'schen Hanse erzählen, indem die Inhaberin der käsigen Bluincusabrik, Fräulein Elise Mctzner. lbren Freunden und Bekannten die Fenster zwar umsonst zur Benutzung überlassen, den enteren aber anheim gestellt hat. frei willige Gaben kür die verwundeten Krieger zu gewähre». So kam denn auch eine ganz hübsche Summe zusammen, die noch an demselben Nachmittag an vorübergehende verwundete Krieger dertbeilt wurde. Es bereitete dies wahrlich große Freude. Wir tveilen diese Episode um so lieber mit, alS sich bei Ankunft des Kaisers, der Rückkehr der Prinzen und der Truppen ähnliche Gelegenheiten bieten könnten. — Die auf dem Altmarkt ausgestellte Germania wurde vor gestern von Herrn Brockmann photographisch ausgenommen, und dürfte das Bild bann ipätcr in den hiesigen Kunsthandlungen zum Aerkans ausgestellt werden. Das von Dienstmannern an Ort und Stelle tranSportirtc photographische Atelier hatte ein zahlreiches Publikum auf dem Platze versammelt. Gewiß wird Dies Bild zahlreiche Abnehmer finden, da einerseits dasselbe künstlerischen Werth besitzen und andererseits eine bleibende Er innerung an die Fricbcnsfcier bleiben dürste. — ckt. Zu einer würdigen „Dank- und Friedensieicr" im vollen Sinne des Wortes, wird sich die kür beute Abend in der erleuchteten und geheizten Kirche zu Neustadt veranstaltete Köstliche Musikaufführung gestalte», deren Programm neben gänz dazu geeigneten schönen classisch.cn Eomposilloncn auch ein Dankgcbct, gesprochen von dem als Kanzclrcdncr so bock) geschätzten Herrn Pastor Elauß. enthält. Insbesondere möchte» kvir noch die Freunde gediegener geistlicher Musik ans die beute fick» darbietendc Gelegenheit auimerkiam machen, einen der bedeutendste» Orgelvirtuoscn der Ielctzeit, unser» Hoforganistcn. Herrn Merkel, in seinen Kumtlcistungcn zu hören. Sehr anerkennenswert» ist cs auch, das; .der die schöne Feier der xmstaltende Mannergesangverein Orpheus den Ertrag derselben Tür unser» Landcsmilitärhilssverein bestimmt bat, sowie auch daß die Preise der Plätze auf den Emporen der durch ihre herrliche Akustik so ausgezeichneten Ncuftädtcr Kirche den Besuch der Aufführung auch den Unbemittelten gestatten. — Das leider oft sehr unsinnige Schicken beim Eintreffen von wichtigen Nachrichten vom Kriegsschauplätze hat in Zwickau, wie das „Zwick. W." berichtet, zwei Unsitte hcrbcigeiührt. So wurde beim osficiellen schienen der SchiossergescUc Kunze aus Pulsnitz, welcher beim Schienen mit beschäftigt »mir, dadurch .verwundet, daß sich beim Laten einer Kanone die Patrone ent zündete, wodurch dem K. der Schuß in s Gesicht ging, ibm die Hände verbrannte, und an der rechten Hand den kleinen Finger wegriß. K. ist dadurch, wie nachträglich berichtet wird, gänzlich erblindet. Der zweite Fall ereignete sich durch das A »schießen mehrerer Frcudenschüsse am dem Brückcnbcrgschachtc, wozu man sich eines eisernen Drucksatzcs von der Wasscrmaschine bediente. Nach Abfeucrn mehrerer Schüsse und jedenfalls infolge zu star cke« Ladens sprang das Rohr in mehrere Stücke. Ein Stück davon wurde in einer Entfernung von <i,x> Schritt bis an den Spörl'jeln» Gasthof geschleudert, riß dort mehrere Acste einer Pappel herunter und trat den vor dein Gasthvi'e beschäftigten Lausburschen Spörl's, zerschmetterte dessen linke» Oberschenkel und grub sich circa eine halbe Elle in die Erde ein Dieser Splitter, welcher in solche Entfernung geschlendert wurde, wog t >2',L Psd. Der Verunglückte, Gettlieb Schubert aus Micheln. 17 Jahre alt, wurde in s Krciskrankcnstlft geschafft und starb Sonntag Morgen noch vor der Amputation. — Den Wilsdruffer», die in der Nacht vom Sonntag zum Montag von der glänzenden Fricdcnöseler ans der Residenz heimkcbrten. fuhr kein geringer Schreck in die ohnehin schon strapazirttn Glieder, als sie von Weitem einen roiben Baldachin über ihren Dächern sahen, der sich in Form eines gewaltigen Feuerscheines am Himmel hinzog. Inden, dic FIamuic stieg ans dem Lippert'schen Gute im nahen Schinicdcwalde empor, das s» Vollständig niedcrvrauntc. daß die Mwvhncr nur mit Mühe daS nackte Leben retten konnten. So kam cs auch, daß unter Anderem 4 Kalben und eine große Anzahl Schweine verbrann ten. DaS Traurigste bei dein Borsall war, daß von Wilsdruff aus keine Spritze nach Schmiedewaldc geschickt werden konnte, da buchstäblich kein einziges Picrd dabcim war. Alles war nach Dresden gezogen. - Der jedem lebenden Wesen angeborene Freiheitsdrang hatte am Mittwoch Abend auch eine» Stier entflammt. der seinen Führern trotz der Fesseln entfloh und seine Zuflucht in den Schlesischen Bahnhof nahm, dessen Rayon er sofort in eine spanische Arena verwandelte. Indem sich ei» ganz nettes Stier gekecht entwickelte, daS nahezu etwa 2 Stunde» dauerte, cl c tic Kapitulation erfolgte. DaS wild gewordene Tbicr. das so lange seinen Häschern sich zu entziehen wußte, fing sich schließlich von selbst, IndcmKö mit dem mitgeschleppten zerrissenen Stricke an der Drehscheibe hängen blieb Mitredaeieur: Theodor Arabisch. — Die dritte nuisikalische Sviröe von Alwin Wieck, welche am Mittwoch im Hotel de Sare stattfand, führte uns abermals das musikalische Kleeblatt aus Euba, die Herren Julian, Nicasio und Manuel Iiininez vor, die bereits in dem vorigen Eoncert mitwirktcn und in Bloline, Ecllo und Picmosorte Erfreuliches leisteten. Namentlich verdient diesmal Herr Nicasio Iiininez als Eellist Anerkennung für den Vortrag der „EanMRo <-»- i-iwtöiiRiiluo" bo» Servals, in welcher er sowohl große technische Fettigkeit, als auch Feuer und tiefes Empfinden bekundete. Drei neue Kunstnovizcn brachte uns dieser Abend noch: Fräu lein von Sorgen. Fräulein Louise Heese und Adeiine Hauff. Die Erste besitzt eine zwar nicht umfangreiche, aber, namentlich in den tiefen Tönen schön klingende Altstimme und guten Bor trag. 'Beides kam namentlich in ..I,a Xin-mi-o" von Donizctti zur Geltung. Fräulein Louise Heese spielte das „llonäo ,»i«i von Mnidelosolm-Bartboldv mit Gewandtheit, aber wir hätten mehr Gefühl im Bortrag gewünscht, weiches diese reizende Eomposition erfordert. Tie einährige Eellistin Adeline Hgnff zeigte in ihrem Spiel Talent und eine bei ibrcr großen Jugend genügende Fertigkeit, doch wäre es rgthsam, das Kind und das Spiel noch etwas reisen zu lassen, ebe man es vor ein großes, gewähltes Publikum stellt. Dies ist jedoch nicht »ötbig bei dem in gleichem Alter siebenden Kin'ocrpaar Paula Swab und Theodor Müller, welche in ihren Vorträgen ans dem Pianosortc wirklich Erstaunliches leisten. Hauptsächlich ist die Reinheit und Sicherheit zu loben, mit welcher der kleine Tbcodor Müller seine Sachen vortrug, was namentlich in ..(,a ErriwIIc" von R. Hoffman» hcrvortrat. Den Schluß des Eon certes bildete ein Enbaischcr Nationglgesgiig, componirt von Julian Iiininez und vorgctragen von ibm und seinen beiten «Löhnen. Es sind ansprechende, melodiöse Weisen, und wen» guck' die Worte fremdartig und unverständlich für den Znbörcr klangen, so sprachen doch die Töne verständlich zu den Herzen der Versammelten, und diese Sprache versteht ein Jeder. — Wie netbig cs ist, daß Reisende auf ihr bei sich führen des Handgepäck die größte Obacht haben, zeigt erneut der Um stand, daß einem auswärtigen Kaustnann der in vorbergangencr Nacht mit dem Berliner Zuge vier eintras und aus der Strecke von Röterem bis Dresden geschlafen hatte, während dieser Zeit von einem anderen eher ausgcsticgcncn Reisenden, seine Hand tasche mit einem Baarinbalt von Fünfzehn Thalcrn und diversen Reisceffcctcn gestohlen worden ist. — Ein bcwnndcrnswcrther Raritätcm'ammler erisiirt in Nenstadt-Dresdcn, der zugleich mit seiner deutschen Zunge den Herrn Franzosen gern das Wort redet. Seine große Vorliebe für Frankreich aber bekundete er dadurch, daß er am Tage dcS Eintreffens der französischen Geschütze in Dresden den an den Rädern noch befindlichen Straßen- öder Feldschmutz abkratzte und sorgsam ainbob, um für sich und seine Kindeskinder ein Bischen französische Erde zu besitzen. Lassen wir ibm das kind liche Vergnügen' — In der vorbeigaiMiicn Nacht ist ein junger Mann, der Sob» eines hiesigen Bürgers, von der Maricnbrücke berat in die Elbe gesprungen, jedoch auf seinen Histcru» von Schiffer» gerettet und nachträglich seinem Vater übergeben worden. Wunderbar ist, daß der versuchte Selbstmord, dessen Motiv nicht bekannt, so glücklich abgclailscn, daß dem jniigcn Mann kein Glied gebrochen ist. — Dic„B.B.-Ztg." schreibt: Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine dircete Eiscnbabn-Pcrbindungzwischcn Prag und Leipzig, wie eine solche nach Herstellung der Prag - Diner Eisciibabn wobl in Kurzem erlangt werden wird, den Bedürfnissen des Oester reichlichen Exports weit mehr entspricht, als die gegen wärtige über Bodcnbach und Dresden. Als die Ocstereeichischc Staatobahn gebaut wurde. waren es die localen Verhältnisse, welche eine dircete Vcrhindung Prags mit Dresden erforderten. Als nun in neuester Zeit das Dürer Kohlenbecken die Ammert scnnkcit der Koblen bedürftigen Böhmischen Industrie auf siel' zog, war man sich i» den betheiligteii Kreisen bald darüber klar, daß eine Babnbcrbindung Prag-Dur sich in mehrfacher Hinsicht zweck mäßig erweisen könnte. Nahezu ein Dußcnt Evlisortien coneurrirte sofort um die Evncesston für diese Bahnlinie, welche bestimmt zu sein scheint, der im mittleren und südlichen Bödmen periodisch ein tretenden Kohlennotb ein Ende zu machen. Das Dürer Brann- koblcnrcpicr liefert Kohle bester Qualität, welche nur am dem kürzesten -Wege mittels der in Rede siebenten Babn in Prag Mid dem südlichen Böhmen ei» reiches Absatzgebiet finden wird. Ist die Rentabilität der Prag - Dürer Bahn schon durch den Kobleiwcrtcbr zum größten Tbcile gesichert, so ist andererseits die günstige Lage de»' ganzen Träte der Bad» in Anschlag zu bringen. Längs derselben entfaltet eine reiche laiitwittbschaft liebe Production Ibrr Tbatigkoit; 41 Zuckettabriken. 10 Dampf müblen, 1" Brauereien, 0 Spiritnsiabriken und :!»> Ziegeleien werde» derselben einen reichen F-rachtbertebr zmübron und cs ist selbstverständlich, daß auch der Personenverkehr mit einen bedeutenden Factor der Betriebseinnahmen abgeben iGrk. (Wie wir hören, wird daö zu diesem Unternehmen amzubringendc Eapital durch Acticn und Prioritäten beschafft werten, wovon auch in Dresden im Lause nächster Woche die Emistion statt- finven wird.) — Zwischen Soltnten und einemEibilistcn. die vorberve» Potschgppcl bis Dresden mit der Balm geiaRc». entspann sich borgcstcni aus der Prager Straße ein ilcincs Handgemenge, das endlich zur Abführung des Eibilisten auf die Hauptivachc sübrtc. Die Veranlassung mm Streit soll ein Wortwechsel ge geben haben, den die Betbeillgten schon aui der Fahrt mit einander gehabt, und in welchem der Eibilist. wie il-m Schult gegeben wird, die Ltätigtest der sächsische» Landwehr im glücklich bccn dctcu Kriege gegen Frankreich herabgesetzt bat. — In dem Haust Nr. 07 der Ulrichsgano in Leipzig sind in der Nacht vom 7. zum 8. d. M. vier Personen der Familie Eschenbach jedenfalls an Kohlendämpfcn erstickt. Die diesen Morgen todt anigesundenen Personen sind die Kßäl'rige Wiiuoc Eschenbach, deren 21 jährige Tochter mit emem W Jahr alten Sältzstiilg und ein iRühriger Sohn. Eine '.»jährige Tochter, welche dura, lautes Stöhnen in der Wohnung das Ocffncn derselben durch die Nachbar» veranlaßte, ist »wch lebend aimc- troffe» uod sogleich in's Iatobsbvspltal gebracht worden. Die Mutter der Famllic lag mit dem Uilährigeri Lohne fast ent Freitag. 10. März 1871. kleidet au» einem Stück Bett auf den Dielen, während die 21- jährige Tochter in dem einzigen in der Stube bekindlichen Bett, und ihr Säugling aui einem neben dem Bett stehenden StuhlM in einem Korbe lag. Daö llicibrlge noch lebende Mädchen hat) etwas erhöht nach dem Fenster aus einer alten Kommode ge- f schlafen, so daß dieselbe etwas Lust durch das in baufälligem Zustande befindliche Fenster erhalten konnte. In dem neben der Stubenthür ausgestellten sogenannten Wintofcn fanden sich noch einige nnvcrbrannte Steinkohlen vor. Die Familie ist zwar sebr arm, aber rect'tsckraffen und wird aligeinein bedauert. (Nach den, „L. Lgbl." ist die Möglichkeit einer Vergiftung nickst ausgeschlossen, es ist deshalb die Unglücköstube amtlich versiegelt, die darin Vorgefundenen Speisen aber behufS chemi scher Untersuchung mit fortgcnonnnen worden.) — Am :r. März wurde in einem Schachte zu Bockwa bet Zwickau der Bergarbeiter H. W. Krause aus Ebersbrunn vo» hcrcinbrechcnten Koblen verschüttet und gctöttet. — Oeffent liebe Gerichtssitzung am 6. März. Der Fleischer Ernst August Lcbcrecht Müller in Rhänitz iuyr mit incbrcn Körben Fleisch nach Dresden und gelangt so cm die Hebestelle der städtischen indirekten Abgaben der Großenhai- ncr Straße. Der dortige Einnehmer Schöne fordert ihn auf, das Fleisch aus dem Korb zu nehmen und auf die Waage zu legen. Müller wcigcrt sich entschieden dies zu tdun. Schöne solle cs mit den Körben wiegen, „ausaepactt wird cs nicht." Der Einncbmer gebt nun selbst zu den Körben um das Fleisch hcranszimcl'incn; daran bindert ibn aber Müller, drängt ihn vom Wagen fort und packt ihn derart vor die Brust, daß Schöne die Mütze vom Kopse stillt. Müllers Frau ruit ihrem Manne cndlick' zu: „Laß dock' sein, du wirst doch nickst mit ihm fertig." Das Fleisch wird nun gc»vogcn und cs nutet sich, daß Wülleo '.» Pid. zu wenig angegeben. Der Rat» der Stadt Dresden stellte wegen Widersetzlichkeit und thätlleher Beleidigung eine» seiner Beamten Strafantrag. — Dann liegt eine andere Anklage gegen Müller vor, die der Nötl'igung. Der HauptstcueramtS- acccssist Richter kommt zur Revision in das Schlachthaus de- Fleischers und will ein Pökeiiaß ausgemacht haben, Müller will das nickst thun, Richter will nun selbst das Faß untersuchen, V« soll nun Müller getobt, gelärmt und mit den Fäusten gedroht baden, „das werden Sie unterlassen, wenn Sie es thun, so schlage ick' Ihnen das Krummholz um den Kops verum, mag es kommen wie es will, scheren Sie sich hinaus, oder Sie wer den scbcn was passirt." Daö Letztere geschah denn auch schleu nigst und mackste Richter deshalb Anzeige bei dem Hauptsteuer- amtc. — Die dritte Anklage gebt aus ausgezeichneten Betrug und gegen seinen Bruder Earl Adolph Müller wegen Betrugs. Zn zwei berichictenen Rialen hatte Müller Kühe geschlachtet, für die er je 4 Tblr. Steuern früher bezahlt hatte. Beim Schlachten müssen nun zwei Zeugen dabei sein, welche denGe- wickstsschcln mit unterschreiben, der dann an das betreffende Steneramt abgeliciert wird. Beide Riale waren aber Zeugen nicht mitanwcicnd gewest» u. Müller batte bei dcrerslcnKubdie Namen zweier »einer Nachbarn eigenhändig darunter geschrieben, daS zweite Rial war dies von seinem Bruder geschehe». Bei der Ablieferung waren ihnen dann beite Male 2 Tbir. ausgczalstt worden, da das Fleuch angeblich nickst über :!«x« Pinne wog. Die Sache kam zu den Obren des hiesigen HanptstcucramtcS und dieses übergab cs der Staatsanwaltschaft. Vom Gericlsttz- amt Moritzburg .-.rurdc Ernst Müller wegen aller drei Fälle zu n Monate» Geiängniß, Adolph Müller zu :) Wochen vcrurtbcilt. Beide erhoben Eimprnch. Die Staatsanwaltschaft > Reiche- Eiicnstnck, beantragte in dcr Hauptiachc Bestätigung des erstin- stanzUche» Best-heidS. aber in Betreff des zweite» FallesBeeibi- gung des Aecessisten Richter. Die Verthcikigung «Adv. vr. Schaffratn, beantragte dagegen sowolst Freisprechung wegen der Widersetzlichkeit und der 'Nötl'igung: ebenso sah sie in dem 3. Falle keinen Betrug, sondern nur eine geringe Fälschung. Der Gerichtshof erkannte gegen Ernst Müllereiu» 7 Woche» Gefangnlß. gegen Adolph auf 2 Wochen. — Die hieraus folgende Verhand lung »rar schon früher einmal angeietzt gewesen, hatte aber da mals aut Antrag der Staatsanwaltschaft vertagt werden müsse». Zwei junge Mädchen, Eiara Hörig und eine gewisse Holfcld sieben an einem Abend in der Hauostnr und amüsirte sich die Ersterc mit zwei Hunden, welche die Holtcld auf dein Arme Ixitte, zu necken und »nn Belle» zu reizen. Der Angeklagte Friedrich Herrinann Rößigcr wird, um den Scankal zu verbleien, von seiner Tante Schäfer zu den zwei Mädchen geschickt um Ruhe zu stiften, cs kommt dabei nun zu einem lebhaften Wortgefecht, wobei von Hörigscher Seite, wie Rößigcr angicdt, Ehrentitel, wie Bauerlümmcl. Rotzjunge. Lausejunge. H—bock gefallen sind, die Hörig nnd ihre Freundin behaupten aber, die Hörig habe blos dummer Junge und „so ein Bauer' gesagt', dagegen sei sie von ibm: Straßen!'- genannt worden. Außerdem hat erste nock' mit Obricigen bedroht, auch wirklich zum Schlagen auö- gel-olt und ihrer dazu gekommenen Schwester Bertba mit der Faust so in s Gesicht geschlagen, daß tieisibc am Munde verletzt worden sei. »»egen eine Strafverfügung von 10 Tl>Ir. Gcldduste renionstriito er und cs wurde die Untersuchung ein geleitet, drc ältere Hörig und die Holicld vereidet und Rötziger zu 4 ristr. berurthcilt. Dagegen erhob er Einspruch. Die Staatsanwalfsthast enthielt sich, da bekanntlich nur Bedrohun gen mit Verbrechen strg'bar sind, eines Antrags. Der Be scheid des Bezllkogeuclsts lautete aui drei Thalcr Geld buße und die Bezahlung der ärztlichen Kosten. — Earl August Strohdach in Wilmsdorn. 07 Jahre alt und noch uni'estlait. ist wegen Diebstahls vorn Dippoldiöwaldaer Ge rick'tsamt zu cincm Tag Gefängnis« verurtbeilt worden. Er ist beschuldigt ein Grundstück im Wcrtffc von 4 Ngr. 4 Pf. von dem Abladcort der Obernaundorier Fuhrleute genommen und in sestien Hoi gebracht zu haben. Er läuguct dies und erzählt, er habe den Stein bei den „Linden" gesunden, und dann den Loh>m>hrmann Wchner. der jetzt iin Felde IN, gefragt, o» er einen Stein verloren habe, dieser hade cs bejaht, und alS er lStrohdach» stm aufgeiortert bas Gruntzstück mit fort zu nehmen, gesagt: „Behalten Sle s rrur." Der Gerichtshof erkannte auf Strohdachs Einspruch aus Freisprechung. — Johann August Nitsck>e in Niederau war gegen den Gntsbe sitzcr Ernst Adolf Bicnctt klagbar geworden, weil dieser ibn beschuldigt babc. daß er gestohlen und dab vieuert bei ihm bade
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