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Dresdner Nachrichten : 26.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187202266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18720226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18720226
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1872
- Monat1872-02
- Tag1872-02-26
- Monat1872-02
- Jahr1872
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- Dresdner Nachrichten : 26.02.1872
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z -^.1" A«f«ra1e werde» apgenomm«»: vl» «dendö 6. vi»^ittag»?suhr Marienstr.LS; i» Neustadt: 1» «LendS 5 Udr^ vuchdruckrrri von Job. Päßtre. gr.Klostergasfea. Auflager »o^XX» Exempl. Tageblatt skr Unterhaltung und Geschäft ^crkehr. tv .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch k Neichardt in Dresden. Verantwort!. Nedacteur: Julius Rekchardt. Abonnement: Virrtelj. M/e Ngr bei unentgeldlicher Lieferung in'»Hau«. Durch dir Post vierleljichrl. 2k> Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inseratenpreis« Für denNaum einer gespaltenen Zeile: IV- Ngr. Unter.Eingesandt' die Zeile 3 Ngr. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur geriet, Pränumerando-Zcchlung durch Briefmarken oderNostelnzahlung auf. lOLtlben kosten IV, Ngr.'Auswärtige könne» die Zahlung auch aus eine Dresdner Finna anweilen. Exp. d.DreSd.Nachr. Rr. S7 Sicl>e»;eh»ter Jahrgang. The-d» m-nW. Tresse», Montag, 26. Februar 187L Dresden, den 26. Februar. ' — Wir müssen noch einige interessante Vorgänge aus der jenigen Kammersitzung beibringen, in welcher Präsident vr. Schaffrath die gesummte Majorität der Finanzdeputation bewog, von ihrem bedenklichen CompetenzerweiterungSantrag zurückzu- Ireten. Diese Majorität hatte nämlich beantragt, die Zweite Kam mer solle sich für den Antrag aussprechen, den der Reichstag auf den Vorschlag der Abgg. Miquel und LaSker angenommen hatte und der dahin ging, die Competenz des Reichs auf das gesummte Zivilrecht auszudehnen und die Kammer solle weiter die Negie rung bewegen, seiner Zeit im Bundesrath für diese Ausdehnung tu stimmen. Daß die Negierung nicht geneigt ist, in dieser Weise die sächsische Gesetzgebung schmälern zu lassen, ist bereits bekannt. Abg. Haberkorn bestritt den Kammern das Recht, die VundeS- commissare in ReichstagSangclegenheiten zu beeinflussen. vr. Vchassrath wies nun nach, daß in der Fassung, wie vr.Minckwitz die Zustimmung zu dem Miquel-LaSkerschen Antrag beantrage, derselbe mindestens sehr bedcnllich sei, da man darunter auch ver stehen könne, daß das Reich auch seine Macht auf das Staatsrccht Sachsens ausdehnen könne, vr. Schaffrath sprach sich energisch gegen den Einheitsstaat auS; er fürchtete jedoch nicht, daß der selbe noch eintreten werde und er erklärte, daß, wenn derselbe /intreten sollte, er einen raschen Untergang einem qualvollen, sangsainen Hinsterben vorziehen möchte. Daß die Besorgniß vor dem Eintreten deS Einheitsstaats, wovon in dem Minckwitz'schen Deputationsbericht viel die Rede war, nicht begründet sei, bestä tigte der Minister v. Friesen, vr. Schaffrath rühmte die Vor züge deS sächsischen CivilgesetzbuchS und meinte, mit einen, allge meinen deutschen bürgerlichen Gesetzbuch pressire es uns nicht so. Am jedoch anzuerkennen, daß auch die sächsische Kammer da- Strckn nach Rechtseinheit in Deutschland zu unterstützen bereit Mi, brachte er einen Antrag ein, wornach sich die Kammer für die Crsafsung eine» allgemeinen deutschen Gesetzbuchs über das Pri 'vatrecht erklärte und wünschte, daß die Negierung in gleichem Sinne im BundeSrath stimmen werde. DerJustizminister Abelen sagte die Erwägung dieses neuen Antrags zu, während er mit- Milte, daß er gegen den ursprünglichen Miquel-LaSkerschcn An Mag Bedenken habe. Nachdem Abg. Walter sich zu Schaffraths Ansicht bekannt, erklärte Aba. Günther, es sei ungenau, wie der Mm.ckwitzsche Bericht sage, daß alle sächsischen Abgeordneten fin den Miquclschen Antrag im Reichstag gewesen seien. Er selbst Hab- sich dagegen erklärt. Als er hierauf die Worte eines Ab- »neten im Reichstag gegen dielen Antrag mittheiltc, die da gegen, daß mit diesem Antrag Deutschland wie Frankreich inheitSstaat werden würde, die Centralisation führe zum pir« ,und dieses zum Abgrund, Deutschland Wie sich hüten, die enkkichen Wege Frankreichs zu wandeln, verlangte die Linke dey Namen dieses Abgeordneten zu wissen. Als Günther hicr- ' den Namen Neichensperger nannte, rief man links: Clerical! amontan! Günther antwortete, er theile dessen kirchliche nicht, aber er grätulire der Linken, wenn sie mit dessen enschaftlicher Capacität sich messen könne. Als darauf rechts roßt Heiterkeit entstand, bat Abg. Ludwig den Vicepräsidenten eit, die Tribüne räumen zu lassen, da dort gelacht und Dei chen gegeben worden seien. Der Vicepräsident sagte: das der Kammer geschehen. Abg. Hausen wendete sich scharf en den Einheitsstaat und meinte, der Antrag Miquels sei ein Mtat auf die Selbstständigkeit der Einzelstaaten. Ab. Sachße llte natürlich auch nicht, daß ein neues Attribut der sächsischen ldesthohtit ganz ohne Noth weggegeben würde. Unser sächsi sches bürgerliches Gesetzbuch sei ein anerkannt gutes, man wolle AS sogar in Ungam einführen. Es mache auf ihn fast einen hu- smoristischen. Eindruck, wenn er sehe, wie ein Theil der Kammer .nicht schnell genug sich der eigenen Macht entäußem könne, um I»nit leichter Bürde nach Berlin zu ziehen und dort hoch mit sehr wenig Einfluß an der Gesetzgebung des Reich» Theil zu nehmen und um eine Gesetzgebung zu bet teln, die man in anerkannter Güte bereits in Sachsen besitze. Wer so handle, gleiche dem religiösen Schwärmer, der alle seine Habe hingebe, um sein Götterbild mit Kränzen zu schmücken Und* dann unfruchtbare Gebete zu ihm emporzusenden. Man spreche §o viel vqn der Selbstständigkeit der Gemeinden, man möge auch ^-die Selbstständigkeit der Staatsgemeinde Sachsen erhalten, da da» Reich diese Competenzerweiterung nicht bedürfe. Nachdem Vnoch vr. Biedermann sich für den Antrag Schaffraths verwen- stSt, erfolgte dessen Annahme mit 42 gegen 23 Stimmen. Da- 'sur stimm«»: Abgg. Beck, Beeg, Vr. Biedermann, Dietel, Esche, 'Lute, Fahnauer, vr. Gensel, Gräser, Häckel, Heinze (bei Löbau), Kordon, Jungnickel, Klemm, Klopfer, Körner, Krause, Krüger, Kürzel, Länge, vr. Lelstner, Ludwig, May, vr. Meischner, vr. " itz, Oehmichen, Vr. Panitz, Petri, Philipp, vr. Pfeiffer, vr. Rentzsch, Riedel, vr. Schaffrath, Schnoör, vr. Schulze, Stauß, Streit, Sünderhauf, Walter, vr. gen stimmen: Abgg. Barth (Radebeul), v. Ein ern, V,Hausen, vr. Heine, HM«, Köckert, ^ KöckeH, KkeSe», MannSW. NM ^WchM PäßAr, Sachße, Schmidt, Seydcl, Starke, Strauch, Strödel, Uhlemann, v. Zahn, Zumpe. — Das Leipziger Tageblatt veröffentlicht eine Bekanntma chung des dortigen Polizeiamtes, nach welcher dort Versuche ge macht wurden, Mitglieder für die in London bestehende interna tionale Arbeiter-Association anzuwcrbcn. Da nun dieser Verein neben seinen auSgesprochencnTendenzcn auch den Zweck verfolge, an Stelle der gesetzlich bestehenden Gewalt eine sociale Organi sation zu setzen, namentlich aber alle monarchischen StaatSvcr- fassungcn, somit auch diejenige Deutschlands und der einzelnen Bundesstaaten nöthigenfalls gewaltsam zu beseitigen und statt derselben die social-demokratische Republik cinzuführen, die Ar beiterpartei in den Besitz der Staatsgewalt zu bringen, die gesetz lich bestehenden Zustände zu Gunsten dieser Partei umzugcstalten, so wird die Anwerbung für diesen Verein, die Leistung von Bei trägen fürdenselbcn, sowie die fernere Mitgliedschaft indcmsclben bei Strafe verboten. — Die bisher in Schandau erschienene social-demokratische Zeitschrift „Nemesis", deren Fortbestehen wegen Verhaftung des bisherigen NedacteurS Dittrich gefährdet erschien, wird von dcr socialdemokratischcn Partei zu halten versucht werden. Zwei hie sige Socialdemokraten haben sich deshalb an die Spitze des Unter nehmens gestellt, Herr Gastwirth Earl Nitzsche als Verleger und Herr Flaschcnbierhändler Alois Josef Schauer als Nedacteur. Der oben erwähnte frühere Nedacteur Dittrich ist übrigens neuer dings wieder wegen Beleidigung des deutschen Kaisers und des Landesherr» vom Bezirksgericht Pirna zu einer Gefängnißstrafe in der Dauer von 2 Monaten verurtheilt worden. Vor Kurzem erst hat er wegen MajcstätSbeleidigung und Schmähung staat licher und kirchlicher Einrichtungen von derselben Justizbehörde zwei verschiedene Gefängnißstrafe,, von 3 und 10 Monaten zu erkannt erhalten. — Vor etwa zwei Jahren tauchten, wie man sich erinnern wird, hier und in den Nachbarstädten die Velocipede auf. Da mals sah man aller Orten diese mechanischen Reitpferde. Kin der und Männer, ja selbst Damen — natürlich nur in stillen Privatgärten — pflegten die neue Kunst, von dcr man gar nicht recht genau weiß, ob sie der Reit- oder Fahrkunst angchört. Es wird aber Manchem nicht entgangen sein, daß im verflossenen Jahre nicht mehr so viel Velocipede auf den Spaziergängen, im großen Garten u. s. w. erschienen. Keineswegs aber ist die Neigung dazu ganz erloschen, hier und da giebt cS noch Vereine, ElubS, die das immer satte Nädcrpferd pflegen, und unsere Nach barstadt Großenhain hat sogar am 22. d. M. einen Velocipcd- sahrer-VercinS-Ball innerhalb seiner Mauern abhaltcn sehen. Unter diesem Titel gab'S wohl noch keinen Ball! ES soll über dies fein und lustig dabei -»gegangen sein. Viele Toaste, von Herren und Damen ausgebracht, haben die neue Kunst und ihre Jünger gefeiert! — Die Direktion des Herminia-ThcatcrS hat neuerdings das überall den größten Erfolg habende Stück von Wichcrt: „Ein Schritt vom Wege" angckauft und wird es gleich zu Anfang zur Aufführung gelangen lassen. DaS Personal ist nun mehr fast vollzählig da, und der als Künstler rühmlichst bekannte Herr Deutschinger in seine Stellung als Oberrcgisscur bereits eingetrcten. Das Vestibül des Theatergebaudes ist reizend, wie überhaupt auch der jetzige Anblick des Innern schon darauf deutet, daß es höchst elegant und zugleich praktisch werden wird. — Herr Musikdirektor MannSfeldt brachte uns vorgestern wieder ein vortreffliches Sinfonie-Concert, dessen Verlauf ihm und seiner Kapelle die größte Ehre macht. Die ^-ckur-Sinfonie von Mendelssohn brachte er mit wahrer Vergeistigung zu Gehör. Auch fanden wir wieder zwei neue Nummern: Ouvcrture zum Vchmgericht von H. Bcrlioz und Osncliamus igitur, Humoreske von Lißt. Letzteres componirt zum 100jährigen Jubiläum dcr akademischen Eonccrte im Juni 1870. Es sei ihn, für sein reges Streben, immer Neues und zwar Interessantes und Ge diegenes zu bringen, wie die angeführten zwei Nummern beweisen, alle Achtung gezollt. — Immer hört man über die aus dcr Gcsangsschule dcr Frau Börner-Sandrini hervorgegangcncn Schülerinnen Gutes und selbst Ausgezeichnetes. So wird uns aus Zittau mitgetheilt, daß dieser Tage in einem Conccrt der „Erholung" Fräul. Helene Stirl, Schülerin der Obengenannten, Arien von Mozart, Rossini und Lieder von Schumann mit außerordentliche», Beifall gesungen habe. Ihre würdige Meisterin hat sie selbst auf dem Clavier begleitet. Die junge trefflich geschulte Sängerin wird im letzten diesjährigen großen Eoncert des Eonccrtvcreins in Zittau Mitwirken dieser Nachnahme ermächtigt. Der Botensuhrmann zahlt auch in gutem Glauben die fünf Thaler aus (nebenbei gesagt, auch nicht gerade zu vorsichtig), und die anständige Unbekannte zieht sich zurück, er aber zieht weiter. In Neustadt angekommen, weiß natürlich die Frau T. nicht das Mindeste von dcr ganzen Sache und beim Oeffnen des Packeis findet sich zwar ein Jaquet, aber von sehr geringe», Werth, und ein Brief mit „Matthäi" unter zeichnet, in welchen, die Uebersenderin schreibt, sie habe durch ein Mädchen in Erfahrung gebracht, wie Frau T. die nobelste Dame in Neustadt b. St. sei und daher habe sie sich erlaubt u. s. w. — Für den Fall des Nichtbcdarss empfiehlt sie noch der Adrcffatin, für ihr Töchterchcn geeignete Verwendung zu machen. Wir wollen wünschen, daß die provinzialen Fuhrleute etwas vorsichtiger in Zukunft zu Werke gehen. — Eine pfiffige Vöhmin hat wieder einmal, Dank ihrer Intelligenz, einige Zeit recht hübsch gelebt. Sie machte in einem hiesigen Gasthausc auf der Brcitenstraße, in welchem sie abge- sticgen war, die Bekanntschaft eines in der Moritzstraße wohnen den Gewerbsgchülfcn und bezauberte ihn durch unwiderstehliche Liebenswürdigleit so, daß er nicht allein sein Herz, sondern leider auch sein Portemonnaie allzuweit öffnete. In zärtlicher Stunde erzählte sie ihn,, daß ihr Onkel in Wien ihr mütterliches Erbtheil verwalte, daß sie solches, weil sie mündig sei, jetzt holen »volle, nur aber eben mit Reisegeld und Garderobe unglücklicher Weise nicht recht versehen sei. VeiveS schaffte ihr der Liebende unter der Bedingung, daß sie dann in den heiligen Bund der Ehe treten wollten. Zarte Hingebung auf der einen, große Opferfreudigkeit auf der anderen Seite. Natürlich läßt er sie nicht allein reisen, er fährt mit. In Wien angekonunen, ist kein Onkel zu finden, cS vergehen mehrere Tage, aber „die Stadt ist so groß und der Onkel so weit". Endlich entsinnt sich die Schöne, daß sie die Adresse in Dresden in ihre», Unterrocke gelassen habe. ES wird hierher tclegraphirt, darauf kommt die Nachricht: „Alles Schwin del, verhaften lassen". Da bemächtigt sich des Bräutigams ob seiner theuren Braut ein großer Grimm; er mochte wohl schon schlimme Ahnungen gehabt haben und er stößt sie von sich in die Arme des k. k. LandesgcfängniffeS, — dort sitzt sie nun und sinnt und sinnt. — Verlautbarung ^Handelsregister. DieFirma Emil Wels; Inhaber Herr Christian Emil Friedrich WelS-Li- schewoki, hier. — Subhastationen. Morgen werden subhastirt: in Schcibcnberg Emil Drcscher'S Haus in Schlettau, 130 Thlr. tax. In Eolditz Johann Neichc's Haus, 3124 Thlr. taxirt. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 19. Februar. Gegen den jetzt das Zuchthaus b. wohnenden, ehemals Dresden mit seiner Gegenwart beglückenden Friedrich Eduard Kenne lagen abermals Klagen vor. Er war in erster Instanz zu 3 Wochen Gefängnis; und 14 Thaler Geldstrafe verurtheilt worden. Er ergriff dagegen daä Rechtsmittel des Einspruchs, was denn heute zur Folge hatte, daß die Strafe auf 6 Tage und 12 Thlr. herab gesetzt wurde. Er war dcr Hehlerei beschuldigt, weil er zu ver schiedenen Malen Schuljungen, die ihre Bücher zum Verkaufe brachten, solche bereitwillig abgenommcn hatte, obgleich er sehr wohl wußte, daß die Knaben dazu nicht berechtigt waren, die Bücher vielmehr im Eigenthum dcr Eltern standen. Dann hatte er einer Frau, die bei ihn, gewohnt und auSziehcn wollte, wahr scheinlich aber etwas zu bezahlen vergessen hatte, die Möbel von dem auf dcr Straße stehenden Wagen hcrabgcrissen und als sie sich dieser nicht gerade sehr angenehmen Handlungsweise Kenne's zu widc,-setzen wagte, hat er sie gepackt und dergestalt auf das Trottoir geworfen, daß sie Verletzungen davongetragen hat. Nachdem Staatsanwalt Assessor Vr. Hartmann seinen Straf antrag gestellt, fällte dcr Gerichtshof das bereits oben mitgetheilte Erkenntnis;. — Eine Kcllnerrevolution! Der junge, 18jährige Kellner Oswald Hugo Weiß hatte sich an den hiesigen Agenten und Stcllenvermittlcr Johann Friedrich Rocksch behufs Ver schaffung eines Engagements gewendet, aber keinS erhalten. Da wollte er wenigstens einen Theil des an Rocksch ge zahlten Geldes (5 und dann gar nur 2*/z Groschen) wieder- habcn. Als er diesen, sein Verlangen mittheilte, machte der Agent kurzen Proccß, gab dem Kcllncrjüngling eine Ohrfeige und wirft ihn zur Thüre hinaus. Mit Recht emvört über diese rücksichtslose Behandlung bcgicbt sich Weiß in dieKellnrrherberge und thcilt seinen Eollcgen mit, was ihm soeben passirt. Man beschließt einstimmig dem Herrn Rocksch auf die Bude zu rücken und den Standpunkt klar zu machen. Gesagt, gethan. Zehn Mann hoch geht'S fort, welche aber nicht alle mit in die Rock'sche Wohnung gehen. Erst rücken drei Mann vor, dann folgen noch ES ist überraschend, wie die weiblichen Schwindler übcr ein Paar. Rocksch und einer seiner Bekannten, ein gewisser Hand nehmen. Da fährt in diesen Tagen eben der Botcnsuhr-, Schnäbel, treten der Kellncrschaar entgegen. Wer die Keilerei mann von hier ab nach Neustadt bei Stolpcn, als eine anständig! angefangen, das will keiner gewesen sein, nur das ist sicher, daß gekleidete Frauensperson ihn mit der Bitte anhält, er möge ein Packetchen, welches sid ihm einhändigt, nach Neustadt b. St. an Grau T ... mitnehnren, eS enthalte ein Damenjaquet, auf wel ches bereits fünf Thaler bezahlt, aber noch fünf Thaler durch Nachnahme zu erheben seien und geriet sich als von Frau T. zu sich eine cntsponncn und zwar eine ganz gehörige. Stöcke wur den geschwungen und Rocksch nebst Schnäbel tüchtig durchgeg^rbt. Es wurde nun gegen fünf der Kellner: Endcmann, Klien, Weiß, Müller und Naumann Untersuchung eingeleitet wegen Hausfrie densbruch und Körperverletzung und wurden dizAngeschuldigten
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