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Dresdner Nachrichten : 20.06.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-06
- Tag1873-06-20
- Monat1873-06
- Jahr1873
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- Dresdner Nachrichten : 20.06.1873
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«krlSelnt t«,I1ch f^l, ? Uhr tn der »rpediiton «»rlenlaotc is. «ldon- ,i/mrn««»re1» vterlelialir- llch «lNft «t-r., dur« die Post So R-r. illnjelne Nummern I Ngr. Auslage: ei.E ltrcmpl. ZUr die Rststgabe ringe- saudier Manulcrlvie m»<>> sich die Mrdacllon »ich! verbindlich. Avseraten Ansobme nur- ioiirts: H—eii.itgu uuä V«,l,e tu Hamburg. Brr- Ii». Wien. Leipzig, Basel, «»«lau. äran, urt a. M. --- Lust. Äo«»« in Berlin, Leipzig, Wien. Hamburg, granlsupt a. M.. Mllu- men. — 0»,t» » e>». >» Zranlfurl a. M. — kr. V»i^ in ilhrmmt. e-lla- N».t,»lltl«. SuIIIHr « 0«. «I, Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepfch Äk Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: Julius Nekchardf. »nserutemer, e» N«te«- Prate I» angenomm«» »t» Ad.» Uhr, LonntagO «»MtlagtirUdr. I, Neustadl: graste Kloster» «all« d bi» «bd. d Uhr. Dir Raum «lner eln- lpvltlger, Pcttlzeile kostet ld Plg. rrrugelandt die geile u Ngr. 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Als noch lange nicht das Windthorst'sche Nothpreßgesetz zur Verhandlung stand, beschnitt sich der Reichskanzler mit der blitzen den Papierscheere die Nggel und fuhr sich mit ausgesprciztenHänden am Unterlesbe herunter — das sicherste Kennzeichen, daß ihn innere Bewegung und Aufregung verzehrt. Es ivird auch deutlicher, daß weniger die Opposition und der Schrei, den die deutsche Presse gegen seinen Preßgesetzentivurf erhoben hat, ihn in diese Leidenschaft ge trieben, sondern das Bedürfniß, seine Stellung dein, Kaiser dadurch zu kräftigen, daß er einmal gegen die Bestrebungen Laskers, das Militärgesetz volksthümlicher zu gestalten, wetterte. Der Kaiser ist etwas verletzt dadurch, daß das Militärgesetz aufgeschoben wurde und höchstens im Herbste zur Berathung kommt. Er macht Bismarck zum Theil mit dafür verantwortlich, daß diese seine Herzenssache ein wenig verschleppt wird. Bismarck hielt es für unbedingt nothwen- dig, als Laster das Wort „Volksrecht" flüsterte, sein gröbstes Ge schütz aufzusahren. Ueberhaupt ist jetzt wieder eine Periode eingetreten, in der die auftauchenden Gerüchte über Zerwürfnisse des Kaisers und Kanzlers nicht ohne allen Grund sein können. Das „N. Fr.-Bl." giebt hier über eine mindestens sehr pikante Aufklärung. Darnach ist in Folge des plötzlichen Todes des Prinzen Adalbert und der Fürstin Licgnitz die StimmungKaiserWilhelnis eine sehr weiche, elegisch angehauchte. Er möchte gern mit aller Welt Frieden schließen, vor Alhm auch init der hannöverschen Königsfamilie, Bekannt sei, daß sich der Kaiser 1866, erst nach langem Widerstreben und nachdem man ihm die „Beweise"' beigebracht, daß Georg V. sein Reich auf Kosten Preußens habe vergrößern wollen, dazu entschloß, das Königreich Hannover in di« Tasche zu stecken. Von ejner Herausgabe des Welfenreichs könne zwar keine Rede sein, aber Niemand als Kaiser Wilhelm wünsche sehnlicher, daß der Sohn Georg V. unter Verzichtleistung auf die Krone Hamiovers sich den braunschweigschen Hcrzogshut aufsetze. Me Fürsten Deutschlands, insbesondere der Großherzog von Olden burg, arbeitete« in diesem Sinne, während der heftigste Gegner die ses ProseM Fürst Bismarck sei. Einmal wolle dieser NÄH daß die Welfen in Braunschweig festen Fuß fassen, zum andern---so erzählt man sich am preußischen Hofe — erstrebe Fürst Bismarck für Nie manden anders, als sich selbst den braunschweigschen Herzogsthron. In aller Stille werde in Braunschweig für letzteres Project geworben, gewirkt, gewählt. Der Kaiser habe aber davon Wind bekommen und suche nun umsomehr die Versöhnung mit dem Welfenhause zu be schleunigen. Zu diesem Behufs wollte er nach Wien reisen, Bismarck verhinderte diese Reise, indem er sich hinter die Aerzte steckte, die sie verboten. Nun aber werde die Kaiserin Auguste nach Wien gehen. —Wenn in dieser Darstellung des „N. Fr.-Bl." Wahres und Wahr scheinliches nicht ohne allen Zusatz mit Falschem sein mag, so liegt in ihr doch eine recht glaubliche Erläuterung der Bismarck'schen Ge reiztheit. Der Kaiser Franz Joseph hat sich durch sein« Rede bei der Grundsteinlegung des Wiener Rathhauses sehr populär in Oester reich gemacht. Seine Worte bildeten den schroffsten Gegensatz zu der Rede des Bürgermeisters Wiens, vr. Felders, die von Servilis mus troff. Um so angenehmer berührte es, daß der Monarch die Blicke vom Rathhause weg- und dein Bau des Parlaments- gebäudes zuwandte, um demBürgerthume eine aufrichtige Huldigung zu bringen und auszurufen: „Die Liebe der Bürger ist das beste Bollwerk meines Thrones". Wenn freilich der Hunger an die Hütten der ungarischen Bauern klopfen sollte, so wäre von dieser Liebe wenig zu bemerken. Doch glücklicherweise lauten die Ernte berichte aus Ungarn leidlich befriedigend; man erwartet bei Fort- isuer der jetzigen Witterung eine Mittelcrnte. In einein Acker- -austaate wie Oesterreich ist eine gute Ernte eine Lebensfrage, die nicht Klos wirthschastlich, sondern politisch ihren Einfluß äußert. In Cisleithanien ist der Staat doch nicht blos auf den Ackerbau an gewiesen, auch Industrie, Handel, Gewerbe und Schifffahrt sind seine Steuerquellen. Was aber aus und in Ungarn werden würde, wenn eü'zu einer Mißernte käme, läßt sich kaum ausdenken. Die Anhänger der französischen Regierung mache» kein Hehl daraus, daß sie die Affaire Rane benutzen wollen, um Thiers für die nächste Zeit unschädlich zu machen. Man unternimmt den bodenlos lächerlichen Versuch, Thiers als einen Parteigänger der Commune zu brandmarken, als ob Thiers nicht der Commune das brennende Paris aus den Klauen gerissen hätte, als ob er nicht in den Manifesten der Commune geächtet, sein Haus niedergerissen worden wäre! Aber der Parteihaß macht blind und eine Reihe bevor von Verfolgungen tendenziösester Artjsteht in Frankreich. Prinzen Georg nach Jahnishausen, während Se. k. Hoh. der Kron prinz bereits vorgestern nach Strehlen zurückfuhren. Gestern hat der König nebst der Königin, Se. k. Hoh. dem Prinzen Georg und dessen Familie Riesa mittelst Extrazugs verlassen, um die Hoflager in Pillnitz und Niedersedlitz zu beziehen. Das Kbnigspaar nebst Gefolge passirte unsere Stadt Nachmittags 5 Uhr, der Prinz Georg nebst Familie bereits gegen Mittag. In Leipzig war nach dem „Dr.J." Se. Majestät auf dem thüringerBahnhofe durch die Herren KreiSdirector v. BurgSdorff, Regimentscommandeur Oberst v. Winkler, Bürgermeister Vr. Koch, Polizeidirector Vr. Rüder und Hofrath Hoffmann als Vertreter der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- Direction) ehrfurchtsvoll begrüßt worden und hatte unter Benutz ung der Verbindungsbahn unverweilt mittelst Extrazuges die Reise Sand" ein Beschluß geiaßt. lieber die Reorganisation der RalhStöchterschule bez. deren Uebernatzme ausdie Stadtgemeinde erttzeilt der Raths- und VerwaltungtzauS- schuß Bericht durch Herrn Schrlslführer Siegel. Zu tieicr Ver handlung erscheint im Sitzunqvsaale Herr Stadtrath Hcubner als Abgeordneter des NathS und erweist sich im Lanie der Debatte recht klar, wie förderlich die Anwesenheit eines RathSmitglieds ist, da der Herr Stadtrath über mehrere Punkte soiort Auskunit gab und dadurch die schnellere Verständigung der einzelnen auseinander« gehenden Meinungen ermöglichte. Tcr Stadtrath hat beschlossen: die Ralhötöchtcrschiile als höhere städtische Töchterschule unter die Auspicien der Stattgemeinde zu nehmen und den zu Her stellung eines gesund gelegenen, mitSpielpIcitz und Turnsaal der- iehenen Schulgebäudes erforderliche» Auiwand, soweit er au- tcn Mitteln der Stillung nicht übertragen werten kann, nach ohngcfährcr Veranschlagung im Betrage von stS.ooo Thlrn., resp. nach Riesa fortgesetzt. - In Markranstädt wurde der König der Schule, auf dem Bahnhofe von dem k. Gerichtsamt, dem -tadtrath und den erforderlichen Zuschüsse zu gewähren, wobei voraui Stadtverordneten, dem Militärverein und einem großen Theile der "" ''—--> ^ " Locale» m» «SchfischeS. — Der ordentl.Prof. der ostasiatischen Sprachen und derzeitige Reotor wLgmticus der Universität Leipzig vr. pdil. Brockhaus, sowie der ordentliche Professor der orientalischen Sprachen vr. tdool. uird xbil. Fleischer haben den Charakter als Geheime Hofräthe in der dritten Clafse der Hosrangordnung, der Badecommissar zu Elster, Rittmeister v. d. A. v. Heygendorff das Ritterkreuz des AlbrechtS- ordens, der Commeiziemath Röder zu Leipzig das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordcns, der Bahnwärter Zeibig in Jenkwitz die zum Albrechtsorden gehörige silberne Medaille erhalten. — Als Se. Maj. der König am Dienstag von Ems in Riesa ankam, wurde er von seiner hohen Gemahlin und gesammten Fa milie beglichst begrüßt. Mit dem Könige fuhr die Familie des dasigen Bewohner, welche die kurz vorher verbreitete Nachricht von der Rückkehr des geliebten Königs dort versammelt hatte, empfangen, init einer Ansprache des Gerichtsamtmanns ehrfurchtsvoll begrüßt und, nachdem er in huldvollen Worten seine Freude über den herz lichen Empfang ausgcdrückt hatte, durch begeisterte Lebehochrufe auf der Weiterfahrt begleitet. — Die Geschäfte des Bezirksarzts vr. Niedner sind während dessen Abwesenheit derselbe gebraucht eine Erholungskur in einem Bade) einstweilen dem BezirlSgerichtsarzt vr. Lehmann übertragen worden. — Oeikentliche Sitzung der Stadtverordne ten. den 18. Juni. Unter einigen unwichtige» Eingängen sei nur eines Co»»n»nicatö des StadtrathS gedacht, welches be sagt, daß die Verbreiterung des Gcorgenthvreo nicht vergessen sei. daß aber, well die Zimmer der ersten Etage dieses Thorgcbäudcs unverletzt erhalten bleiben svlleu, die Aussübrung eine sehr schwie rige werde, die Voranlagen, Messungen :c. sehr lliiitänglichcr Natur seien, daß der Stattbaumelstcr indessen Anwcislnig erhal te» habe, noch in diesem Jahre die Pläne zur derartigen Ver breiterung. daß zwei Fahrbahnen entstehen, dem Stadtrath vor- zillegen. Das Collegium nimmt Kcnniniß von der Sache und beruhigt sich vor der Hand. Die Stadtv. Schultz, vr. Rothe re. bringen einen Antrag, den sie alö dringlich bezeichnen ein, wcl eher am Schluß der Sitzung verhandelt wird; ingleichen stellte Stadtv. Lohrmann und Genossen einen solchen, den er aber später wieder zurückzleöt und der dahin ging, den Stattrath zu ersuchen, daß er die begonnenen Rohrlegungsarbcitcn aus der Auguslirs- brüeke mit mehr Energie betreiben lassen solle, als bis letzt ersicht lich geworden märe. Das Direktorium «Pros, vr Wigarjö) dringt zwei Borträge, deren erster den Druck der Sitzungsberichte betrifft, keren zweiter aber dlc bekannt« Angelegenheit, eine Mitihrllung dieses Blattes gelegentlich der letzten Stadtrach-wahl behände», welche Mittheilung nach Meinung des Collegiums die Folge einer Inbiöcredion sein müsse. Der Vorsitzende liest das Rathsprotocoll über die Erklärung des RedactcurS der Dresdner Nachrichten vor und kann sich durch deren Inhalt, daß die da malige Mitlheilung das Product einer nach Lage der Sache sein naheliegenden Comblnation sei, nicht befriedigt erklären; der Stadtrath wird vielmehr nach eimnüthigrm Beschlüsse des un gläubigen Collegiums ersucht, die eidliche Bestärkung der Auö tage noch zu erfordern*). - In die Deputation für Innerigibi- litätcn wird Herr Stadlv. reichert gewählt und die Rechnungen dcS geistlichen Brückenamtcs ans die Iabrc 1884- 18«>? werde» nach erfolgter Prüfung Seiten des Finanz - Ausschusses vom Collegium lustistzlrt, dagegen aber einstimmig und ohne Debatic die Gewährung elnor Beihilfe vö» U» Thlr». an den städtische» Feuerlöschdlrector zum Besuch der Weltausstellung abgeschlagen. Derselbe hatte beim Rathe um diese lOtt Thlr. petitionirt unlcr derMotivIning.daßdic »euenErfahrungcii seiner luWien hinsichtlich des Feuerlöschwesens zu erlangenden Resultate ia auch der Stadt Dresden zu Gute kommen würden. Der Referent des Finanz Ausschusses, Stadtv. Hcrschel, meint aber, die neueren Fcuerlösch cinrichtunge» könne der Dircctvr viel bequemer auf scdcin all. jährlichen allgemeinen Feuerwehrtagc kennen lernen. deshalb brauche er nicht nach Wien zu reisen. — Der Stadtrath giebt in einem Communicat, dessen Inhalt Referent Stadtv. Hüblcr für de» Flnanz-Auöschuß berichtet, Ausklänmg über dieEIgenthums- vcrhältnisse der Stadtgememde an de» Häuser» Nr. 8 und '.> des Frledrichstädter Marktplatzes, bei welcher sich kaS Collegium be friedigt erklärt. Daö von uns schon neulich im Wesentlichen mitgcthcilte Regulativ über die zu errichtende» öffentlichen Clb- bätcr wird von demselben Ausschüsse und demselben Referenten vorgetragen. Leider hat der Ausschuß noch einige Bedenken gegen die ttadträthtichen Anordnungen und io gebt nun erst »och ein Rccommunicat an den Stadtrath zurück, wobei wieder viel Zelt verloren gehen wird. Stadtv. Händel betonte lebbast die Dring lichkeit der Sache und bat um Fallenlassen der Bedenke», man solle nur erst die Bäder errichten lassen, dann ließe sich sa eher noch mit Ruhe über Einzelnes verhandeln. »Aber er sprach ver gebens. Dic MeherscheStistungsangelegelihcit ist bekanntlich so weit gediehen, daß der Stadtrath die Inangriffnahme der Er bauung von .! Häuscrgrupvcn in der Oppclvorstadt be-ehloslen hatte; nun will aber der Verweiltungsauosehnß nickst das ganze dortige von städtischen Mitteln erworbene Areal dazu verwendet wissen und unterbreitet dem Stadtrath einen Antrag auf Errich tung vo nur 2 Heiuscrgruppcn an diesem Platze; ferner wirb hinsichtlich der definitiven Deckung des Kaufpreises für die im vorigen Jahre verkaufte stScaktsche Forstparzelle „Blasrwltzer *) Nach dem RathSprotokoll soll . . r ^ ich den so ungemein auf regende» Artikel ganz ausdrücklich als „ein Product meines Geisteö" bezeichnet haben. - DaS bürste der Unbedeutendheit der Sache gegenüber koch komisch erscheinen und wohl aus einem Irrthume beruhen. Ich sagte dem Herrn Rekerendar, daß meine Mittheilung bezüglich der Stadtrathswahl lediglich auf einer Comblnatton beruht habe. Aus verschiedenen Gründen habe cs mir glaubhaft geschienen, daß die in der Mittheilung ge nannten drei Herren bei der Stavtratbswahl ln Frage kommen würden. Wie der Herr Protokollant dazu gekommen ist, diese Aeußerung so zu fasten, als wolle ich mit dieser einfachen logischen Folgerung ein besonderes geistiges Product geboten haben, lst mir unverständlich. In meiner Gegenwart ist Überhaupt ein Protokoll weder geschrieben noch vorgelcsen worden, ebensowenig habe ich ein solches unterzeichnet Ob In dieser io einfachen und unschädlichen Sache der Eid gesetzlich in Anwendung kommen kan», dürste weiter zu erörtern sein, obgleich ick' denselben keines wegs zu scheuen habe. Viel richtiger wäre cs wohl, daß dann die sämmtlichen Herren Stadtverordneten ihre Diskretion eidlich zu erhärten hätten. ^ ' Rclcharbt, Red. d. Dr. Nachr. ... alljährlich , _ vorausgesetzt wird, baß das neu herzustcllende Grundstück Etgenthum der Stadt- gemeinde werde: auch über die künitigen Lehrerverhältnifse au der neu zu errichtenden Schule bereits Bestimmungen getroffen. Nach langer, theilweiscr sehr lebhafter Debatte über den allgemeinen Zweck der Nathstöchterschule. und über verschiedene Einzelheiten, die übrigens nur von Wenigen geführt wurde, eS sprachen nur dM Herrn Stadtrath Hcubner und die Stadtv. Fröhner, Krause. Kamm. Richter, Lohrmann, Schöne und Händel erklärte sich taS Collegium allenthalben mit LemRathe einverstanden. Stadtv. Fröhner wollte erst nichts von dem Rathöbcschlusse wissen und stellte einen Antrag, in welchem er unter Ander,» die (Errichtung einer R ealschule für das weibliche Geschlecht begehrte, ward aber durch die Entgegnung des Stadtrath Hcubner sowohl, der betonte, daß zur Zeit derBcgriff der weiblichen Realschule in der pädagogischen Wissenschaft noch ichle, als auch durch andere Entgegnungen schließlich bestimmt, seinen Antrag zurückzuziehen. Herr Stadtrath Hcubner bemerkte noch gelegentlich der Spe« cialdcbatte über die Gehaltsvcrhältnisse der beiten künftigen ersten Lelnerstclie», die durch Literaten besetzt werden sollen, baß ictzl stndirte Lehrer unendlich schwer zu erlangen seien, daß die jungen Herren von der Universität weg, zinn Theil noch ebe sie das Examen gemacht, engagirt würden und daß inan densel ben hier in diesem Falle, wo lie in Stellungen kämen, in denen ein Avancement späterhin schwerlich noch cmtretcn könne, wohl etwas Anderes biete» müsse, wcShalb der Stadtrath — was das Collegium ja auch genehmigte - beschlossen habe, die künftigen Inhaber der Stellen nach den ersten 5 Jahren um 50 Thlr., nach weiteren 5 Jahren um 75 Thlr., nach den dritten 5 Iav- reir wieder um 75 Tlstr. und nach den vierten 5 Jahren um lOO Thlr. arlfzulstssern. — Nach einem Bericht dcS Rcchisai SschusscL über die Purificirung einiger Kaufverträge, die genchinigr wer den, thcilt Stadtv. Sltv. Händel mit, daß nach einem statt- rüthlichen Communicat vom 6. dieses Monats iin Prozeß der cex Stadtgemcinde contra RathsporteehaisenhauS der Anwalt der Beklagten mit seinen Zwischenanträgen abgewiesen worben sei und der ProvocationSprozeß letzt seine» Fortgang nehme; Bvr- glcichöverhantlungen haben aber noch zu keinem Resultat geführt. Der zu Ansang der Sitzung von den ^t.-V. Schulz, vr. Rothe u. s. w. cinMbractstc und als dringlich angenommene Antrag lautet dahin, den Stadtrath zu ersuchen, laß, so lange durch die Ertarbciten auf der Augustusbrücke die Fuhrwerke auf die Ma- lienbrückc verwiesen wären und in Folge testen auch in großen Massen die Oltraallee passirten, diese letztere »nb die Brückenstraße Icden Tag und namentlich auch in den Morgenstunden regel mäßig und häufig gesprengt würden. DaS Collegium stimmt dem bei. Der Stadtv. Wolfram begnügt sich mit der Spreng ung der genannten Fahrstraßen nickst, er will auch die auf der Ostraa lbec viel vorhandenen nicht getäfelten Fußwege begossen haben, dort, sagt er, entstünde der meiste Staub und „Dreck"; da» Collegium weist den Wunsch nach Nässe aber trocken ab. Schluß der Sitzung 10 Uhr. — Reiselustigen, welche zugleich Freu»de des Gesanges sind, ist die Gelegenheit zu einer recht angenehmen Tagespartie geboten. Nächsten Sonntag, den 22. d. M., hält der Sängerbund an der Oberelbe ein Gesangsfcst in der kleinen alten Bergstadt Stolper, mit seiner, auch in weiteren Kreisen bekannten Schloßruine, dem lang jährigen Wohnsitz der Gräfin Kosel. Das Festconcert, dessen ge sanglichen Theile nahe an 300 Sänger desGauverbandes ausführen werden, findet in den Räumen jener romantischen Ruinen selbst statt. Es dürfte dieser Umstand nicht wenig dazu beitragen, das Fest zu eincin recht imposanten zu machen, und ist derselbe ganz besonders geeignet, zu dem Besuche Stolpens an dem in Aussicht stehenden Festtage anzuregen. Man fährt früh 0 Uhr vom schlesischen Bahn hofe ab nach Station Fischbach, von ivo ans Stolpcn in sechs Viertel Stunden zu Fuße auf einer wohlgepflcgten Landstraße mühelos zu erreichen ist; auch! ist für das Fortkommen sowohl durch Post als durch Stcllwagen hinreichend gesorgt. Abends 10 Uhr kann man, wenn man nicht vorzieht, an dem den andern Tag abzuhaltcnden Commers Theil zu nehmen, oder sich an den Freuden des Festballes zu lange aufhalten zu lassen, per Dampfivagen die Residenz wieder erreicht haben. Der Besuch Stolpens ist in der That lohnend und die Inhaber der dortigen Gasthöfe und Restaurationen verstehen es vortrefflich, auch für die materielle» Bedürfnisse ihrer Gäste zu sorgen. Um den vielfachen Wünschen des Publikums entgegen zu kommen, werden die Wagen der Pferdebahn demnächst mit Lein wandplanen über denr Deck «ersehn. Man hatte, wie uns die Direktion mittheilt, bis jetzt davon nur deshalb Abstand genommen, um bei heftigem Winde den Pferden das Anziehen gegen den Wind nicht zu erschweren. — Die eben jetzt in fröhlichem und friedlichen Aufblühen be griffene Rettungsanstalt in Obergorbitz ist von einem schweren Unglücksfalle betroffen worden. Als die in der Anstalt zur Erzieh ung untergebrachten Knaben am Abende des 18. Juni nach Ge wohnheit unter Aufsicht von drei Brüdern, jungcnMännern, welche sich hier als Diakone zu allerlei Arbeiten der christlichen Barmherzig keit vorbilden, bci PrieSnitz in die Elbe baden gingen, wagte sich leider trotz Warnung einer der letzteren, der erst vor Kurzem in die Anstalt cingetreten war, zu weit in den Strom hinaus und kam in einen Strudel. Auf den Angstschrei des Ertrinkenden sprang ihm ein älterer der Brüder, der schon seit Eröffnung der Anstalt dersel ben angehört, zur Hilfe, faßte auch den Ertrinkenden, ward aber vor
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