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Dresdner Nachrichten : 10.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-10
- Monat1873-09
- Jahr1873
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- Dresdner Nachrichten : 10.09.1873
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»»ret» vtertelMr- L»r., »urch dt« »o Ngr. Siujelnc «ummern l Ngr. «uslage: «,v«, «r-m»!. Mr die Rückgabe «tilge- tandter Manutcrt»!« macht sich die Redaclto» nicht verbindlich. Inseraten-Annalimc aus- wart»: ll»»»«n->t«!u >,«>! Vonler in Hamburg. Ber lin, Wien, Leipzig. Baiel, Hrcilau, Iran! Ult a M. — liack. Ick-»«« in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, "iranksurt a, M.. Miiu- >e». — v»ui>° L 60, in -ranksurt a, M. — I r. ckolgt in Chemnitz. — Na- eav.lmütt». Salii«r L La. in Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch L NekÄardt in Dresden. Verantwortl. Redactcur.- Julius NekcharLt. »t» «RMLg«w l_ Neuiladt: »rob« i -ass- S »t» «bd 11 Der Raum einer spalttaen PetUzeil« kotzet II, Piz Eingesandt dt» ^ Zeile L Ngr. Line Sarantie sür da» nächsttäaiae lkrl-L-I- nen der Inserate wird nicht gegeben. Auiivürtlge »nnoneen« Austräge von un»uni«» kannten sstrmen u. Per sonen «nseriren wir nur gegen Pränumerando- Zahlung durch Brief marken oder Posloin»ah- lung. » Silbm kosten »/, Ngr. Auswärtige können die Zahlung auch aus eine DreSdncrNirma »mveisen. Die Sitz. m." 3S3 Ächtzehntcr Zährgän« «r «I'SLi Tresse», MlttMH IS. September 1873. Politisches. Erzbischof Graf Ledochowsky scheint derjenige preußische Kir chenfürst zu sein, der dem kirchlichen Gerichtshöfe die meiste Arbeit macht. Die königl. Staatsanwaltschaften werden gegen ihn nicht weniger als 9 Anklagen wegen eigenmächtiger Anstellung von Geist lichen erheben. Arbeitet der hohe Herr in 6-vnr so weiter, so dllrf len die gegen ihn zu erkennenden Geldstrafen bald die Höhe seines Einkommens erreichen. Die rücksichtslose Consequenz, mit der Ledo chowSky auf der Bahn der Verletzung der Staatsgesetze sortschreitet. wird ihn voraussichtlich bald in Conflicts mit der Staatsgewalt bringen, die sich nicht mit schnödemMammonsühnen lasst». Wenige Bischöfe erfreuen sich übrigens am Berliner Hofe einer größeren Unbeliebtheit, als dieser Erzbischof von Posen und Gnesen. Und man kann dies dem Berliner Hofe nicht verdenken. Ehe die preu ßische Negierung ihre Genehmigung zur Wahl Ledochowsly'S gab, führte er sich so, daß die preußische Negierung alles Andere von ihin erwarten durfte, als eine systematische Opposition, die sich noch dazu des Polenthums als einer der stärksten Waffen gegen den deutschen Reichsgedanken bedient. Es kann sehr leicht kommen, daß der Herr, der sich „Primas von Polen" widerrechtlich tituliren läßt, von „Rechtswegen" abgesetzt wird. Hiermit würde auch) das Polenihum getroffen werden. Einer der Amtsvorgänger des jetzigen Kirchen fürsten, Bischof Martin Dunin, ivurde vor 36 Jahren ohne viel Federlesen wegen ähnlicher staatsgefährlicher Umtriebe und Begün stigung des Polenlhums vor Gericht gestellt und nach ergangenem rechtskräftigen Urlheil auf die Festung Colberg zur Strafverbüßung gesendet. Irren würde man, wollte man annehmen, daß die Amtsbrüder des Poseners in andern Staaten sich freundlicher zur weltlichen Obrigkeit stellten. Der Olmützcr Erzbischof ist nur durch eine Straf androhung von 5000 fl., dis sich im Falle des fortgesetzten Wider standes täglich verdoppeln würde, gezwungen worden, Todicnscheine italienischer Staatsangehörigen auszustellen, auf denen der Name des dem Erzbischof so verhaßten italienischen Königreichs vorkvmmt. Der Bischof Rudigier von Linz aber hintertreibt das Volksschulgesetz auf jede mögliche "Art. Ihm aber sehen die Staatsbehörden auf wirklich lächerliche Weise durch die Finger. Der Herr bezieht vom Staate einenGchalt von 12,000 fl., zahlt aber davon keinen Kreuzer Einkommensteuer — denn (so schließt dummpfiffig die gefällige Staatsbehörde): wenn der Bischof auch nur einen Kreuzer Steuer bezahlte, so würde ihm ja der Staat nicht den vollen Gehalt von ! 2,000 fl., der ihm gebührt, bezahlen. Daß nach dieser Logik kein einziger Staatsdiener Einkommensteuer zu zahlen hätte, das ivill nian nicht sehen, lleberhaupt mißt man in Ocstreich nach zweierlei Maße. Der berühmte Verfasser des LabicnuS, Nogeard, der zu einer Zeit gegen "Napoleon seine Pfeile schleuderte, als dies noch mit Gefahr verbunden war, wird nebst einigen fleißigen Pariser Arbei lern über die Grenze Oestreichs geschafft, weil sie „der Gesellschaft gefährlich sind." Seine Hochwürden der Bischof Ketteler von "Mainz aber darf ruhig in Prag bei dem Biöthumüjubiläum die Auflehnung gegen alle moderne Ordnung der Dinge predigen, die Seelen beun ruhigen, die Gemüther verhetzen, die wilden Grundsätze der schwarzen Internationale verkünden — und das alles unter dem Schutze seines heiligen Gewandes. "Aber Weihwasser in den rechten,oder besser in den Unrechten Händen ist zu Zeiten genau so erplvsions- und brand- gefährlich wie Petroleum, und Männer, welche ihren Nock und ihre privilegirte Stellung dazu mißbrauchen, gleich den geistlichen Red- nern in Prag, alle Anhänger der "Aufklärung und des Freiheits gedankens für Apostel des Petroleums zu erklären, sind genau so bedenkliche Feinde der Gesellschaft, wie die Prediger der rothen In ternntionalc. Nur wenn sich der Staat willenlos den, Ekerns unterwirft, wie es jetzt Frankreich thust werden Eonslicte vermieden, freilich auf Kosten der Würde des Staats und der Freiheit seiner "Angehörigen. So wurde in "Antun, als der Zug der englischen Wallfahrer nach Paray le Monial abging und die Zuschauer die Republik leben lie ßen, mit dem Säbel Ruhe geschafft; während des Wallfahrtszugeü in Paray selbst ließ die Polizei keine Wagen durch die Stadt fahren und zwang die Vorübergehenden, das Haupt zu entblößen. Für «olchen Frieden zwischen Staat und Kirche danken wir. Die bürger liche Freiheit gedeiht gewiß besser, wenn sich Staats- und Kirchen gemalt nicht in einer Hand vereinigen, um mit vernichtendemDrucke auf jeder volksthümlichen Regung zu lasten. Die Metallabfindnng Frankreichs gegen Deutschland ist vor über. Neben den Stimmen, die sich in Frankreich dahin hören lassen, daß sich Frankreich noch einmal dereinst nnt einem anderen Metalle als Gold und Silber an Deutschland abzufinden haben werde, vernehmen wir erfreulicherweise auch solche, die als die beste Politik Frankreichs Friedfertigkeit, Arbeit und Sparen empfehlen. Nun, Arbeiten und Sparen sind Eigenschaften, die dem Franzosen angeboren sind. In dieser Schule wird sich ihr Wohlstand mit einer Schnelligkeit heben, die Europa noch mehr überraschen wird, als ihre zetzige Abstoßung der Kriegsschuld. Sie werden sich beiJnnehaltung eines solchen Systems auch nicht zu Abenteuern fortreißen lassen, aus denen ihr Staat leicht mit unheilbaren Wunden hervorgehen könnte. Zunächst beschäftigen sie die inneren Fragen: Republik ? Monarchie? Thiers hat sich beschmcichcln lassen, sich an die Spitze der Republikaner zu stellen. Allüberall wird ausgesprengt: er sei der Befreier seines Landes, während doch der Löwenantheil dem Molke selbst gebührt. In dem Streite zwischen den Parteien bleibt bis jetzt immer die Person Mac Mahons außer dem Spiele. Es gehört dies zur Taktik der Republikaner. Obwohl ihn die Commu- nisten als den Besieger der Pariser Commune bis in den Tod hassen, nehmen selbst die röthesten Winkelblättchen dann und wann Anlaß, seine Ehrlichkeit zu rühmen gegenüber der Pcrfidie, mit der sein Mi nisterium an der Herstellung der Monarchie arbeite. Eine recht wohlthuendc Erscheinung wird aus dein Elsaß be richtet. Man hat dort mit tiefem Verdrusse erfahren, wie diejenigen, Bestimmung des Wahlgesetzes, welche wohl am besten, als ganz an- Elsässer, die sich nach Frankreich gewendet, rücksichtslos behandelt, wenn sie Protestanten sind, verfolgt, wenn sie Republikaner, chika- nirt iverden. Dem Beispiel des berühmten Elsässer Schnecgans, der an das undankbare Frankreich einen Absagebrief geschrieben hat und jetzt ein reiner Elsässer sein will, scheinen vieleLandsleute folgen zu wollen. Ihr (Notabene nicht offiziöses- Blatt, das Elsässer Journal, spricht offen aus, daß binnen nicht zu langer Frist die Partei die stärkste sein wird, die weder Deutsch-Elsässer, noch fran- zösisch-Elsässer, sondern, mit Verlaub zu sagen, alle elsässischen Elsässer umschließen will. Man denkt nicht mit Unlust daran, unter der Oberhoheit des Reichs bald einen Staat zu besitzen, in dem ein Landtag und Minister gemeinsame Landesgesetze geben. Spanien lenkt immermehraufconservativeBahnenein. Welche Wandlungen macht nicht dieser Castelar durch, jetzt der Ehef der Negierungsgewalt! Noch vor wenig Monaten druckten alle social demokratischen Blätter Deutschlands eine Siede ab, die Castelar unter dem Königthum Amadeo's glühend für Errichtung einer Republik gehalten hatte. Jetzt wird er ein elendes Waschweib gescholten. Der Mann sicht eben ein, daß mit vollklingendem Programme kein Staat erhalten wird. Er faßt das Ding beim rechten Zipfel an: Die alten Hebel der Staaten, Geld und Soldaten, will er in seiner Hand zusammenballen, um den Bürgerkrieg zu beenden. Ihn genirt es nicht, daß er einst gegen die Todesstrafe und die Aufhebung frei heitlicher Garantieen gedonnert — er führt die Todesstrafe ein, um ein schlagfertiges Heer zu besitzen und hebt die Grundrechte auf, um dem Bürgerkrieg die Wurzeln abzugraben. Und im Vereine mit ihm wirken Männer wie Serrano, Olozaga u. a., die Castelar meist als Conseroative verfolgt hat. Auch in Italien ist die Börsenkrisis ausgebrochen; Bankerotte folgen sich in unabsehbarer Reihe und in unabsehbare Fernen flüch ten sich Spekulanten. Der Wiener Justus Rothschild (ein eigen- thümlicher gerechter Rothschild!) hat das Publikum um 600,000 Gulden betrogen und schwimmt nach Amerika. Unsere deutsche Börse befindet sich in einer Lage, ähnlich der des Papagcno in den ihm sehr wenig behagenden Hallen der Weisheit. Wie der lustige Vogelfänger brauchte auch die Börse früher nur zu pfeifen, um alle Vögel in ihr Netz zu locken und jetzt ist sie zur Entsagung verurth-ilt und muß — der Roth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe — sich eine weise Mäßigung auserlegeu. - Mit dem. Vogelfängen vollends ist es vorbei. Die Börse befindet sich gänzlich unter sich, das Pri- vatpnblikum ist, gegen alleLockungen taub und überläßt das Parquet des Mammontempels seinen berufsmäßigen Priestern. In einer Viertelstunde find jetzt alle Geschäfte abgemacht. Locales mid Sächsisches. — II- Hohh. der Prinz und die Frau Prinzessin Georg sind gestern Vormittag von Weimar wieder zurückgekchrt. Se. Kgl. Hoheit der Prinz Georg hat sich aber wieder sofort zu den bei Chem nitz manöverirenden Truppenthcilen begeben. — In ärztlichen Kreisen wird das Gesuch des bisherigen Leib- Arztes des Königs, Hofrath Or. Carus, ihn von dieser Stellung zu entbinden, viel besprochen. Nachdem nämlich durch die Kunst der hiesigen Hof- und Leibärzte Or. Fiedler, Ullrich und Brauer, sowie des Prof. 1)r. Wagner in Leipzig das thcuere Leben des Königs vom fast sicher erscheinenden Tod gerettet worden ist, hat der König den Herren Doctoren Fiedler und Wagner nicht nur hohe Würden ver liehen, sondern ihnen sowohl, als auch den Leibärzten Ullrich und Brauer noch andere Zeichen seiner königlichen Hnlv und Zufrieden heit crtheilt. So wird der Geh. Medieinalrath Or. Wagner in Leipzig durch die schönste Uhr ausgezeichnet, welche ans der vater ländischen Fabrikation dieser Zeitmesser in Glashütte hervorgegnugen ist. Dieselbe befindet sich zur Zeit noch auf der Wiener "Ausstellung und erst nach deren Schluß wird Or. Wagner in den Besitz dieses kostbaren Zeichens königlicher Gnade gelangen. Hingegen ist der Leibarzt Or. Carus. welcher bei dem Vorhandensein so vorzüglicher ärztlicher Kräfte wenig oder keine Veranlassung gesunden hat, seine Kunst zu bewähren, jetzt auch nicht besonders ausgezeichnet worden. "Auf diese Thatsache führt man cS zurück, wenn Or. Carus den ihm gewiß schmerzlichen Entschluß faßte, ans Führung des Prädikats „Leibarzt" in Zukunft zu verzichten. — Bisher war mit der militärischen Lehr und Erziehungs anstalt in Klcinstruppen eine Untcrosfiziersschule verbunden. Das Kricgsministerium hat jetzt beschlossen, diese letztere Schule von der Anstalt zu trennen und vom 1. Oetober d. I. ab nach Marienberg als selbstständige Anstalt zu verlegen, wozu die allerhöchste Eenehmi gung ausgesprochen wurde. Junge Leute, welche sich dem Militär stande widmen wollen und zwischen dem 1-!. und IN Lebensjahre stehen, gesunde Körperconstitution haben, sich bisher tadellos auf führten, zum Mindesten leserlich und richtig schreiben und rich ig lesen, auch die eine Species rechnen können, werden nach ausgespro chener Zustimmung der Eltern bez. des Vormundes in die "Anstalt ausgenommen, müssen aber dann über die 3jährigc aetive Dienstzeit hinaus für die in der Unteroffiziersschule verbrachte Zeit eine gleiche Zeit inr stehenden Heere weiter dienen. — In der Zeit vom 8. bis 9. September Mittags ist in Dres den an der Cholera eine Person erkrankt und zwei sind gestorben. Es verbleiben drei in ärztlicher Behandlung im Stadtkrankcnhause. — Man theilt uns mit, daß sich für die Eandidatur des Guß- tahldirector Grahl im Plaucnschen Grunde nicht blos Eonservative, andern auch Liberale erklärt haben. — Aus der Antonstadt geht uns ein Nothschrei zu, daß die Bewohner derBauhncr-, Earls-, Holzhofstraße re. bei der Landtags Wahlkreisverthcilimg ganz vergessen worden seien. Dieser Vorwurf st ein ganz unverdienter. Dresden ist für die Landtagswahl in 5 Kreise getheilt, von denen 3 auf die Altstadt innere Altstadt, Pir I aufrecht erhalten und zur Ergebung in's Unabwendbare ermahnen naische- und Seevorstadt, Wilsdruffervorstadt und Fricdrichstadt,! ist nur edler, ist nur großer Seelen Sache! In diesem wahrhaft 2 auf das rechte Elbufer (Neustadt, Antonstadt) fallen. Nach einer! christlichen Berufe beschreitet eine hochgestellte Dame die Loschwitzer tiquirt, bald zu beseitigen sein möchte, scheidet nach jedem Landtage ein Drittel der Landesvertreter aus, und die dies treffenden Wahl kreise haben darauf neue Abgeordnete zu wählen. Diesmalist Dres den in die Lage versetzt, zwei Vertreter zu wählen für den ersten Wahlkreis (innere Altstadt) und den vierten (Neustadt). Es hat sich nun aber in verschiedenen Kreisen die Ansicht gebildet, daß eine all gemeine Wahl, d. h. eine solche in allen Wahlkreisen stattfinde, und dies ist wohl auch der Grund obigen SchmerzensschreieS; die Holz- hofgassc, die Bautznerstraße rc. gehören nämlich zum fünften Wahl bezirk ("Antonstadt,! und das Mandat dieser Abgeordneten läuft erst am Ende des bevorstehenden Landtags ab. — Ein hiesiger Kaufmann, Inhaber eines unserer bedeutend sten, weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannten Ge schäfts, sendet uns zu unserem neulichen Artikel über die Gulden- wirthschaft folgendes Pendant über die Jagd nach goldenen Reichs mark und preußischen Kassenscheinen zu. Bekanntlich haben Bremen und Hamburg bereits die Reichsmark-Währung eingeführt, in wel cher Münze der Dresdner Handelsstand seine Verbindlichkeiten in diesen Handelsplätzen zu erfüllen hat; dies kann nun lediglich durch preußische Kassenscheine oder durch goldene Reichsmark geschehen; alles andere Papiergeld wird nur mit dem üblichen Damno zur Gutschrift gebracht. Preußische Kassenscheine sind aber so selten, daß sie nur mit einem Aufgeld zusammengesucht werden müssen, und goldene Reichsmark sind in der Finanzhauptkasse auch wieder nur gegen preußische Kassenscheine zu haben. Auf meine Anfrage, warum man im eigenen Lande nicht gegen gute sächsische Kassen- billcts mit dem Bilde des Königs diese Goldmünzen erhalten könne, wurde mir die Antwort gegeben, daß die Finanzhauptkasse ebenfalls das Gold von Preußen kaufen und preußische Kassenscheine dagegen einscndcn müsse und ich würde doch wohl nicht verlangen, daß die Staatskasse preußische Cassenscheine mit Agio kaufe, nur um mir Rcichsmarkstücke zu liefern. Ich erwiderte darauf, daß ich der sächs. Staatskasse einen solchen Verlust durchaus nicht ansinnen wolle und bat, man möge mir dann die Reichsmark gegen harte Thaler abgc- be», mehr könne man doch wohl nicht verlangen. Auch dies wurde mir kategorisch abgeschlagen, weil die Verpackung zu viel Umstände mache, und das; man auch in Berlin nur preußische Kassenscheine verlange. So weit sind wir also nach Verlauf einer 7jährigen Periode, während Sachsen dem norddeutschen Bunde und dein deut schen Reiche cmgehört, daß nicht einmal die lästige Schranke der ver schiedenen Papiergeldsorten gefallen wäre. Es ist tief zu betlagen, daß es dem sächs. Finanzministcr noch nicht hat gelingen wollen (wir sollten meinen, es müßte dies eine Ehrenpflicht für ihn ge wesen sein!', dem sächsischen Landcspapiergeld einen besseren Credit in Berlin zu verschaffen, als cS bislang der Fall war! Was nützen alle die freundschaftlichen Beziehungen der Courtoisie zwischen den Höfen, die gegenseitigen Orden und Handdrücke, wenn in materiellen Fragen das Volk dur ch solche Scheidewände getrennt und dessen In teressen tagtäglich geschädigt werden? Aber in dieser Beziehung ist stets ein Staat exclusiver als der andere, und Preußen geht da rin mit leuchtendem Beispiele voran. Männiglich bekannt ist es ja, daß man in jedem deutschen größeren oder kleineren Staate nur in dein Landcspapiergeld an Kassenstellen bezahlen kann, und so würde beispielsweise ein sächsischer oder preußischer Jinanzmann in die größte Alteration gerathen, ja wir fürchte», derselbe könnte grob werden, wollte man ihm einen Kassenschein der älteren oder jüngeren Linie von Greiz Schieiz-Lobcnslein als Zahlungsmittel anbieten. Nian ist daher genöthigt, das sogenannte wilde Papiergeld zum Banlier zu tragen und mit Verlust zu verwechseln. Braucht man dagegen premnsches Papiergeld, so muß inan wiederum zum Geld wechsler laufen und solches mit Aufgeld einwechseln. So schleppt sich diese "AgioMge-Schnapperei mit einem Achtelchen und einemVier telcheu Verlust von Jahr zu Jahr wie eine abzehrende Krankheit ini Volle fort. Wir rühmen uns jetzt ein einiges großes Volk zu sein; aber im Geldwesen sind wir genau noch so zerrisse», wie unter dein in Gott selig entschlafenen deutschen Bundestage. Es ist recht schön, wenn Deutschland ei» einheitliches Eivil- und Strafgesetzbuch bekommt: nur scheint man cs mit den Verbrechern eiliger zu haben, als mit den Gebrechen, die au demVollsmohlstandc tagtäglich.zehren. Wäre es denn nicht möglich, daß die deutschen Staatskassen alle deutschen Staatsnoten gegenseitig in ihren Kassen anstandslos sür voll annehmen und viertel- oder halbjährlich dieselben austauschten und durch Silbersendungen bilanzirtcn? Kanu man sich dazu nicht entschließen, so mögen die einzelnen Staaten von Neichswegen ver anlaßt iverden, an allen größeren Handelsplätzen für AuSwechse lunge-lassen zu sorgen, wie es von einer Anzahl Banken, von denen Banknoten inr Umlauf sind, bereits geschieht. Die Staaten verdie nen durch Ausgabe von dergl. unverzinslichen Papiergeld durch Zin sen und durch Abhandenkommen von dergl. Werthscheinen so viel, daß sic die Spesen, die die eine oder andere Modalität erheischt, recht füglich bestreiten können. Unbestritten wäre dies der hundertfach billigere Weg, als die jeden Tag 5>—10 Mal sich wiederholenden Verluste von Achtelchen und Viertelchen, die das Publikum bezahlen muß. Wissen die verschiedenen Finanzministcr, trotzdem sie Finanz wirthschaft studirt haben, nicht, wie ein solches Arrangement fertig zu bringen ist, so mögen sie einmal bei dem Herrn General-Post director Stephan in Berlin sich Raths erholen; derselbe würde wenig darnach fragen, ob diese oder jene Maßregel den Unterbeamten bc quem oder unbequem sein möchte. — Den Armen und Gedrückten auf ihrem schweren Lebens wege nach Kräften Freude bereiten, ist guten Menschen höchste Lust. Doch am Schmerzenslager unheilbarer Kranker stundenlang in dumpfen ungesunden Räumen, in ansteckender Luft zuznbringen, den Unglücklichen Trost und reiche Hilfe spenden, sic im Gottvertrauen
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