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Dresdner Nachrichten : 13.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1874
- Monat1874-03
- Tag1874-03-13
- Monat1874-03
- Jahr1874
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- Dresdner Nachrichten : 13.03.1874
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ö!r«ch«i-'t «««>>» tz*» , Uhr m dir i»r»«dilSm Martenilrat« U>. >dan- -«Lenrtprei» iuerteliitzr- Uch A>/> rigr., durch dt« Pust i» Ngr. tlt»«el»e Nummer» l Nar. «ullagi: 23000 cftpi. glir di« «llckaade ein,»» sandter Mauutcrt»Ie macht sich dte Stedaettoa nicht verbindlich. Iuleraten-rinnadme aul wärt»: U»»»«L»l«io imck V»Gl«e in Hamdur». Ber lin. Wien, tieiptig. lvajel, vreblau, Jrantfuri a. M. — tiuä. bl»u>» in Berit», i'eivjtg. Wie». Hamburg, .iranksurl a. M., Mün» ciicil. — vauba ch 0v. itt »ranifurt a. M. — i'r. Voigt in llhemnis. -- II» »»«. l-abtt«. l!ulii«r ch La. l» Paris. Tageblatt für Nnterhaltnng und Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Liepsch L Rcichardt in Dresden. Derantwortl. Redacteur: Inlins Reichardt -nskrate werden vkacr. straße 13 angenon.nrr.i bis ?lb. ü Uhr. Sonntags dl-Mittag» 12 Udr. In Neusladk: grohc Kloster« ^afse dir Abd. 5. Uhr. j-alti-icu Petilzcilc kostet 1a Pfa. rtlngefantl l»e Zeile 3 Ngc. Sine Garant^ für da? riäch'Hstg'g, Erfä.e!- ncu der Inscr^lc wud nicht gegeLcn. AuZwürtige Annoncen« Nustrage von nn) unbe kannten teuren u Per fönen »l'kl".1rett wir nur gegen Prittiilincrand.'- ^alilnng durch Nii.s- nraekoNt oder Polin,'.zrl>. lung. 9 Stlbkn kosten l' .z Ngr. Nn-wört ge k-.inen die ^.rhlnng ernst auf eine Dre-dner^iriun anwcifen. Tie Exst. Rr. 72. Nemizehnter Jahrgang. MItredacteur: Für baö Feuilleton: I)r Knill »ler»^. ll.n«lvl« Unrtinnno. Dresden, Freitag, 13. Mist; 1874. Politisches. Kein Zweifel mehr, das; der Stand der NeichstagZarbeiten nicht gestattet, die Session vor Ostern zu Ende zu führen. Ein Tagen über das Osterfest hinaus ist unvermeidlich geworden. Hol gendes ist in Kürze der augenblickliche Stand der Arbeiten: Vom Paßgesetze kommt demnächst der Ansschußbericht zur Vertheilung; eine Verständigung zwischen BundeSrath und'Reichstag über das Preßgesetz gilt als höchst wahrscheinlich. Zweifelhaft hingegen ist das Schicksal der GewertzeordnungSnovellc. Definitiv hat der Ausschuß die kriminelle Bestrafung de§ ContractbruchcS abgelehnt; sogar der Vermittelungsantrag der Abgg. Stumm und Sarmcy, daß wenig stens dann die Bestrafung des Evntraclbrnchcs cintreten solle, wenn hierbei die Arbeitgeber oder Nehmer mit dem Bewußtsein dcrNechtS- widrigkeit handeln, fand keine Annahme, Ter BundeSrath hofft zivar noch auf eine andere Entscheidung im RcichStagsplenum, aber uns erscheint diese Hoffnung auf Sand gebaut. Mt Bedauern wird der Handwerkerstand in das Buch seiner beiden und schlimmen Erfahrungen die Thatsachc cinrcgistrircn, daß der Entwurf des Bun- desratheS nicht die einigende Kraft besaß, -erfahrene Ansichten zu- sammenzufass.cn. Alle Welt ist darüber einig, daß das Gewerbe krankt, daß seine Mißständc weit über den Kreis der Zunächstbe- theiligten hinnnSgreife, eine öffentliche Ealamilät bilden und die Grundlagen der rechtlichen und sittlichen Ordnung bedenklich ge fährden. Die vorgeschlagenen Heilmittel: ein venranenbentzcirdes und raschwirlsames Gewerbegericht, schärferes, strafrechtliches Ein schreiten gegen rechtswidrige Einwirkung ans den freie!'. Willen der Arbeiter und endlich die strafrechtliche Ahndung des rechtswidrigen Eontractbruches, könnten in weiser Anwendung wohl dem Gewerbe ein Aufathmen, eine Hoffnung auf bessere Zeiten gewähren. Der Neichstagsausschuß hat diese Heilmittel aber so durchlöchert, daß, selbst wenn er die Gewerbcgerichtc aus dein Schiffbruche jenes Ent ivurfes rettet, im Ganzen für die Hebung der Gewerbe nur ein win ziges Resultat gervonnen sein wird. In der Milctärcommission wurde ermittelt, daß die erschreckend hohe Ziffer der sich der Dienstpflicht Entziehenden Alber 10,1100) zum Theil mit durch liederliche Listenführung, nicht Klos durch wirk liches Desertircn verschuldet wird. Inzwischen Verstorbene werden in den Listen nicht gelöscht, sondern fortgeführt und aus dem Papiere bestraft, der Vermerk des Wegzugs eines Pflichtigen aus einem Theile Deutschlands-in-den andern wird häufig, genug unterlassen; außerdem entzieht das wachsende ÄuSmandern von ganzen Familien steigend das militärpflichtige Alter dem Waffendienste. Der Aus schuß beschloß ferner, das unerlaubte Answanvern der Neftrvcossi- ciere und der inr OfficicrSrange stehenden Aerztc nrit 2000 Mark Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten zu ahnden. Die For derung der Militärverwaltung, die Mannschaften der Reserve und Landwehr, denen gesetzlich die Auswanderung nicht verweigert wer den darf, gleichwohl wegen des Versuchs der unerlaubten Auswan derung nach tz 140 des Strafgesetzbuches zu bestrafen, wurde ge strichen. Unabkömmliche Pfarrgcistlichc, ebenso wie unabkömmliche Staats- und Eomnrunalbcamtc können hinter den ältesten Jahr gang der Landwehr zurückgcstellt werden. Der Rechtszuscand für die Kandidaten des geistlichen Amts ist hiernach der, daß sie als ein jährig Freiwillige dienen, nach Erfüllung dieses aktiven Dienstes der Reserve und Landwehr angehörcn, jedoch sobald sic ein Pfarramt bekommen, nur noch zrun Lazarcthdienst, zur Seelsorge u. dcrgl. ein- gczogen, resp. als unabkömmlich zurückgestcllt werden lönnen. Nach einer anderen Richtung hat die Militärcommission verschärfende Be stimmungen, nicht mit Unrecht gegen Diejenigen gutgeheißcn, weiche durch Auswandcrn nur für die Zeit des militärpflichtigen Alters sich der Militärpflicht zu entziehen suchen. Künftig werden auch Diejenigen, welche sich zwar einen Ausivanderungsconscns verschafft haben, aber im Lande bleiben oder aus dem Auslande zurucklchren, — sofern sie eine andere Staatsangehörigkeit nicht erworben odcr dicsclbe wieder verloren haben — bis zum Lebensjahre zum ae- tiven Militärdienst hcrangczogcn werden können. Bisher hatte man gegen solche Personen nur das Mittel der Ausweisung. Die Eom Mission hat die Milderung hinzugesügt, daß, wer vor dem 17. Le bensjahre die Staatsangehörigkeit verliert, nur bis zum Oft. Jahre eingestellt werden kann. Wer länger als 8 Jahre dem Vaterland den Rücken kehrt, hat allerdings wohl die Präsumtion für sich, daß er nicht auSgcwandcrt sei, um sich dem Militärdienste zu ent ziehen. Also der Stand der Ausschußarbcitcn; der Reichstag prüft in zwischen, bis zur Fertigstellung der Berichte, die Wahlen, von denen einige 60 angcfochtcn sind. Im Bundcsrathe selbst aber ist der Entwurf wegen Jnternirung und Ausweisung renitenter Kirchen diener durch den Justizausschuß angenommen worden. Sticht ohne Widerspruch! Einzelne Regierungen haben sich gegen die Entzieh ung des deutschen Bürgerrechts ausgesprochen; andere wollten die widersetzlichen Geistlichen nur auSgewicscn, nicht aber an gewisse Orte des Vaterlandes verbannt sehen. Schließlich hat aber der Ju- stizausschuß dem preußischen Verlangen im Hinblick auf den preußi schen Nothstand nachgegebcn, jedoch mit der Milderung, daß der Verlust des deutschen Bürgerrechts erst dann cintreten soll, wenn Ausweisung oder Jnternirung wirkungslos bleiben. Wenn Prinz Friedrich Carl seine Reise nach Asien antritt, so unterscheidet er sich nach dem „Fr. I." nur wenig von einem Wclt- umsegler wider Willen. Daß der Prinz-Marschall in einer sehr- unglücklichen Ehe lebt, ist längst offenes Geheimnis;; sein heftiges Temperament paßt wenig zu der ihm angetrauten bescheidenen und armen Prinzessin aus Anhalt. Schon längst drang er auf eine Scheidung; nur das Gebot seines Oheims, des deutschen Kaisers, vermochte das gelockerte Band nothdürstig zusammen zu schweißen. Jetzt will er sich aber dem Zwange nicht mehr fügen. Um sich auf feine Verbannung, da» „Fr. I." spricht dieses.Moy.aus, vorzuhe- i reiten, umgicbt er sich plötzlich mit Gelehrten und Männern der ! Wissenschaft, die ihn geographisch und ethnographisch unterhalten. In Pest ist offener Porteseuillemarlt. Jeder, der sich um ein ungarisches Portefeuille bewirbt, preist demMonarchcn seine Tugen den und Fähigkeiten, seine Einsicht, sein Können und Wollen an oder läßt sic ihm preisen. Ein förmliches Stceplechase um die Mi- msterpostcn, beschämend für Ungarn, dessen Großmannsucht und Eitelkeit gar bald jämmerlich zusammcnbrach. Mit Neid blicken die stolzen Magyaren auf die wenig bencidenSwerthen Zustände in CiS- leithanicn. Gelingt cs dem nenzubildenden ungarischen Ministerium nicht, dem sinaiiziellen Ruine Einhalt zu thun, so wird auch dcr Gcsammtstaat Oesterreich bald in harte Mitleidenschaft sich ge zogen sehen. Das Project über die Einrichtung der Mac Mahon'schen Re gierung läuft neuerdings auf Folgendes hinaus: Es wird ein Senat gebildet, -/-> der Senatoren wählen die Generalräthe der Departe ments, G, die Negierung. Der Präsident des Senats ist der Nach folger Mac Mahon's, falls dieser stirbt. Auf diesen Posten rechnen die Orleans mit ziemlicher Sicherheit. Ihr Mitglied, der Herzog von Aumale, hat sich durch seinen Vorsitz im Prozeß Bazaine eine gewisse Popularität verschafft; er muß Senator werden, der Senat ernennt ihn zu seinem Präsidenten und damit ist der Nachfolger Mac Mahon's fertig. Die Legitimistcn sehen darin nicht mit Un recht die Vorbereitung zur Thronbesteigung derOrlcanS und erheben jetzt den Ruf: „Entweder Proclamirung Heinrich V. zum Könige von Frankreich oder Auflösung der Nationalversammlung." Tic Bonapartistcn aber hoffen Alles von der Rede, an der jetzt der ex- kaiserliche Prinz für seine Mündigkeitserklarung am 16. Marz in Ehisclhurst feilt. Er wird darin erklären, daß er nur dann den Thron Frankreichs besteigen wolle, wenn ihn das Volk in Urabstim mungen darauf beruft. Die süßen Freuden eines stolzen Mutterherzcns erlebt jetzt die Königin Victoria von England. Sie hat ihre Schwiegertochter, die jugendliche Zaarentochter, bei deren Ankunft auf englischem Boden herzlich geküßt und umarmt. Nach stürmischer Ucbersahrt von Antwerpen nach der Thenrscmündung, wobei die Seekrankheit weder Prinzessin noch Kammerzofe verschonte, landete der Herzog von lAffn- burgh mit seiner Gattin in Alt-England. Jubelnd wurde die in weißem Popelin gekleidete, mit Orangen- und MPkthcnttüthin aus dem Hute geschmückte Prinzessin von der Bevölkerung empfangen und nach Windsor geleitet; am Donnerstag findet der Einzug in London statt, der ebenso glänzend zu werden verspricht, als seiner Zeit der Einzug des Prinzen von Wales mit seiner jungen Frau aus Dänemark. Locales imd Sächsisches. — Qesseirtlicbe Sitzung der Stadtverordne ten de» II. März. Vorsitzender: Viccborstchcr Jordan. Das Collegium Patte in letzter Sitzung auch der hiesigen Frcidcnkcr- acmcindc den Stattvcrordnctcns.ral iür gewisse Tage in kicicm Jabre zur 'Abhaltung ilncr Vcrlmninlungen b.cwiillgt; da aber diese Gemeinte öffentliche Vorträge darin abbaitcn taffen wollte wie die für den 12. ts. angcküntigt gewesene Vorlesung tcS vi-. L. Büchner zu denen Jedermann gegen Entree Zutritt dabcn sollte, so hat das Direktorium dieErlaubniß für diesenTag bereits am Dienstag zurückgcnommcn. Daß der bcrcgtc vr. Büchncr'schc Vortrag laut Bekanntmachungen nur für Herren war, empört den St.-V. Siegel dermaßen, daß er beantragt, die Erlaiibniß zur Saalbcnutzung möge ob ticies takiloscn Gcbah- rcns, weiches den SibungSsaal zu einem S cpara tca bi n c t r ü r H crrcn hätte machen wollen, der Frcitcnkcracmcintc iür immer entzogen werden. Dieser 'Antrag wird zur Bcricht- crilatttuig an taS Dircctoriuiii verwiesen. Ein vom St.-V. Licökc angeregter Antrag an den Stattratb au! schlciM'gslc Verbesserung der Hußwcgc der Tbarantterstraßc wirk in einer vom St. V. E rittopbaiii vorgeschlagenen Fassung angenom men. auch iür die Verstärkung der Eondcnsalienocinilchtnngcn in der Altstädter Gasiabrik die erforderlichen l:i,78i> Tvlr., in- glcichcn zu der Ggsrobrrrweilcmng vom Ncumarkt nach dcr Pirnaischcu Vorstadt >'.>,:!»:! 7Istr. a Eonto tos Rcicrvcionto der Gasanstalt bewilligt. Der vorliegende sechste Bericht dec- Finanz-Ailbschliffco liegt vor. Die Hauptarmenkassc wrdert lür dieses Jahr einen Zuschuß von ü8,VnO Abtt.: das Waisenhaus einen solchen von 10,802 2hlr.: kaü siätlischc Bcrsorgbauö 2.'..:vI2 Thlr. Zuschuß; das Alvl iür Sioehc >G> >2 Ihlr.: die Arbcilöaiisiall 01,20 THIr. und die Hohcnthal'ichc Veriorganstaik :!80.'» Tblr. Zuschuß. Die stadkrätbllchcn Vorlage» werden allenthalben genehmigt. Der Flnanz Ausschuß theilt mis, daß llo. Brcncckc aus Hildcsbcii» seine Vewerbung um eine An. slelliing an der Anncnrealschiilc zurückgezogen hat: Iür diese Schule erweckt das Collegium zur Errichlimg einer dritten »eilen LchrcrstcUc seine Genehmig»»». Ngeb mehrere» Berichte», deren Mittbeilung wir für unsere Leser wir ganz inlercsscloS halten müssen, beschließt daö Collegium: wegen der 'Anlegung einer Pscrkcvahn vom Creorgvlatz nach Strehlen, bei seinem früheren, vom St.-V. W o i nra mm zuerst gcstclltenI'Antrag sieben zu bleibe». nach welchem der Unternehmer diejenigen Kosten, die durch die in Folge der Jndctticbscluing der Linie etwa nötbig werdenden Verbreiterungen oder doch Veränderungen der Straße entstehen könnten, tragen soll, letzt übrigens voraus, daß auch der durch 'Abschncidung des PromcnakcntbcilcS vis-a-vm der Ferdinand straßc entstehende .Kostenaufwand vom Unternehmer getragen werde. Die erste Hitze wegen der Erhöhung der Hundesteuer bat sich seit neulich doch etwas abgcküblt; vom Neckst«- und Finanz-'Auöschnß ist die Sache im engeren .Kreise beratbcii wer ten und beide 'Ausschüsse schlagen heilte vor: dem Stattratb nur anhci m zu geben, ob nicht eine angc m csscnc C r - Höhung der Steuer» iür Luxus Hunde sich c»>. pschlc, welcher Vorschlag schließlich vom Collegium ange nommen wird. Der Nctcrcnl der 'Ausschüsse, Statlvcr- orkucter Henklcr, erscheint, vielleicht der Wichtigkeit des Gegenstandes wegen, im Frack am Rescrentenvult und hält eine lange Rede über die Historie von der Hnndestencr, an deren Schluß er »ick Bcdaiicrn auSlprlchk, daß die Ausschüsse seinen Antrag, der jeden LnrnShund mit k, THIr. besteuert wissen wollte, pure abgcwicscn hätte». Die St.-V. Linncmann und Hersehet entwickeln erfreuliche Ansichten gegen die bcanttagtc willkürliche Sttlicrerhöbimg, die Erster» nlS cinezwccklose Hätte bezeichnet, während Letzterer unvcrbohlen seine Verwunderung darüber auSspricht, baß dieses tzollcglum sich bemühe n c u c .Steuern^zu finden; brauche der Stadtraty mehr Geld, wisse er cö schon allein zn suchen, wogegen St.-V. F röhner rcpUclrt, daß er und d!e Milantragstellcr nickst daraus auSgingcii, der Stattkassc etwas mehr Gelb zittiiiührcn, sondern die gioßc An rhl der Hunde zn vermindern- Die Toliuniw von Hunde» habe cho» viel Mensche» unglücklich gemacht und die Möglichkeit sol cher Unglücke drohe natürlich von vielen Hunde» mehr als von wenigen: St.-V. Blei; sühctc dasselbe a» und bezieht sich aus eine von der Thicrarzeiiklschule an die Stände gcrickstcte Peti tion um Errichtung einer besonveren Hundckrgnkensiglion, die zwar abgcwicscn worden, aber doch beweise, daß die Hundckrank- beit in jüngster Zeit sehr ziigenommcn haben müste. St.-V. W oIjscamm war für den Antrag, halte aber daö Unglück, durch seine Vortragsweise dte Hcllerkcit des Collegiums in io hohem Grade zu erregen, daß Um das allgemeine Gelächter böse mackste. Cr schloß seine Rede mit den Worten: der HanSwurst deS Colle giums sei er nicht! Der Vorsitzende beruhigte den Amgcregtcn und so löste sich die Debatte noch friedlich auf. — Schluß der Sitzung MO Uhr. Folgte geheime Sitzung. - Mit dem glücklichen Durchschlagen deS Tunnels bei Bockau In der Nähe von Scl'irccbcrg ist der Ban der Eisen bahn Chcmnitz-'Auc-Adori erheblich gefördert worden. Die säch sische Eiscnhahnbaugcscllichait. welche tieicn Bahnban ausiührt, konnte dieses wendige Crcigniß nickst vorübcrgchcn lassen ohne Festlichkeit. Am Dienstag Morgen begaben sich die Dircctoren dieser Gesellschaft, Oberbaurath Sorrc und 0». Nentzsch, der Obcringenicnr Hättalch in Chcmnstr in Gemeinschaft mit dem künitigcn Dircctor dieser Balm, Gcb.'Finanwakb a. D. Schicken, von hico nach dem Erzgebirge, »in steh von dem Stande des Un ternehmens zu vergewissern. Ihnen schlossen sich Seitens der Gcncraltircction der Stgatsbahncn, Tircctwnvrath Novottrv, dcr Gencralmajor.Köhler, um die Wirkungen der Drmamitivrciiglin- gc» an Ort und Stelle zu stndircn, und aus Frciberg Geh. Berg rath Ihle und BergamlSreith.Kühn an, um die dortigen Gcstciu- bckduugc» zu untersuchen. Nasch iübric sic der Schnellzug über Zwickau »ach Schnecbcrg, vo» dort Geschirre in die Nähe des Tunnels. Letzterer hat eine lange Vor rcsp. Leidensgeschichte. Cst ist bestimmt, eine Lankznnge, die ein Bergrücken, die Fürsicn- kavvc genannt, weit vvrtrcitst und die von der Mulde rlmspiick wird, zu durchsclmciden. Zsi nun schon das Treiben dcö Tnnncto durch harte» Glmuncrschicicr, Quarz und dcrgl. ei» äußerst müh sames Geschäft, so erwuchsen enorme -Lckiwicrigkcilcn durch iol. gcndcn Umstand: Vor zirci Jahrhunderlen lingcsähr iührtc die Stadt Schnecbcrg einen Floßgrabcn von der Mulde ab, der jetzt gegen !iO Fabriken und sonstige gewerbliche CkablisscinentS treib» und sich nach einem mehr als siüudigc» Laufe bei Sclstciua wie der in die Mulde ergießt. Dieser Graben, denen Erbauung, wie cö heilst, gerade 2 Heller weniger gekostet haben soll, als die Erbauung der prächtigen Schnccbcrger.Kirche, üwrt mm dircki übctz.jrncw--M^MchftuurU::Lcn Bergrücken. Die Stau Sckmcc- bcrg,'dic sich üverhaiivt dem ganzen'Bauunternchmc» ichr neenig ftcuntlich zeigte, verlangte, cbe der Tunnelbau begann, die Cr- legung ciuer Caulion von äoo.ooo rHaler kur den Fall, daß durch den Tliimcl der 'A-asserinl'al! des Grabens geschmälert würde, etwa sich einen Abzug in das Gestein meiste: sic vcrlangie außer dem die Erlegung von 12—I'-oo Tl aler Ersatz iür jeden Tag, an dem der Graben abgeschlagen sein würde. Beide übertriebenen Forderungen lernte die Negierung ab. Tie Bciorgniß vor einem Achsiicßc» des Wassers erwies sich vci'm üimnclban' a!g völlig überflüssig und als cinmai die Statt Sckmccbcrg für ihre eigenen Zwecke den Grabe» abschlug, ohne cs der Gcjellsckait anzuzcigcu, raffte diese schnell läOo Ardcitcr zwammcn, kaui'tc sämmtlichen 'Beton in der Umgegend aus und dichtere binnen:r Tagen den Graben an der einzigen Stelle, an der cir.c Dilrchläjsicckcit des Grabens zu bciürckstcn stand. Unter io erschwerenden Umständen begann dcr Tunnel bau am ä. 'A.hli! v. Z. Die Ciicubahub.m- gesclisck'af! b itte einen in diesem Fach wolstrcnonmilrtt» Italiener, Signore Piaezi, cngagstst, der icit 20 Jahren in Dculichlant, sei: ii Zadren in Lachicn solche 'Arbciwa leite! und sich mit Hilft von 5 seiner 'Brüder und gegen :i00 LandSlcutcn mit aller Ener gie dem Bane dmgab. Wir verzichten hier auf alle technischen Details und erwähne» nur Felgendes: Dcr Tmmcl hat eine Länge vo» 200Mctcrn, ist am 2 Gleise beieck-nct und wird gegen. 120,000 Thalcr kosten. Die Svrcngnng des iau-entc» Nleters kostet st50-5N0Thalcr; man verwendete die her iiw gegen io.i'O«» Thalcr Dvnamit und 2000 Tkalcr Bnlrcr. Täglich werden gegen 2 - :;oo Löcher zn den Dvnamitft".-cngungc!-. acbolwt. Von den Italienern, die als Fclscnarbcllcr ohne alle Edneinrenz dastcren, treten hierbei zwei vor: der Eine b.ck! einen langen Bedrcr mit der Spitze nach o-cn ans den Feiicn, der'Ai-.derc iistwst mit einem 20Pilmd schweren Hammer Schläge ven unren nach o'ocn. Die ses Schauspiel ist höchst inftirsiant. Dcr den Bohrer hallende Mann sicht abgcwcndct da und raucht ruvig icine Eavonr-Eiganc; er weiß, daß der Schlag seines Partners nickst kehlen wird. Fchste er ihn imr um einen Millimclcr, so wäre» Jenem unrettbar die Hände zerschmettert. Dicker aber iühtt seinen last unmcnichiick e .Kräfte cisoltcrntcn Streich mit der Gcnmigkcik einer Bfaschine. Hock' schwingt er ieincn Hammer cot über dem .Kops, sührst ihn lim Schwünge biS ans den Boten und dann mit verstärttcr Force, während sich seiner Brust ein langgctcbnterNni ..noM!'- eniwstn- tct, nach oben. Jener-aber läßt rasch das erzeugte Lchrmcl'l hciauöiallcn, dreht den Bohrer und erwartet den kor enden Hieb. Bis an 100 solckrer Schläge kann ein Ikaiicncr l intcreinanker sührcn, tan» iritt der Hacker an die Slelle No Schlägers und so wechseln sic ab. In da« gebohrte Loch wild tonn tft Dvna- mltpalrone gelegt. Auk solche Ärftiie wurde das mächtige Leck» in Gottes Erdboden getrieben. Einmal criolgic ein Fii slcnc ahrnch. dcr keine weileren Fvigkn hatte: die Todinng mco eier A dci'ce durch crv!oi.'ircnrcPatronen habe» wir srnder crioohn': dcr Aoo- sali ist diö heute »och nicht emsgeklärr. 'Am 2 !.Fcbrn?h r icl lc» sich die von beiden Seiten Bohrenden in der Mitte des Tunnel,- die Hände. Bis zum Mai wird ter Tunnel bau roll- ntet ich! Ltzahrlich, ei» Nciuitak, a»i welches die Gesellschaft, her Iiaüenc-- Piazzl und seine Arbeiter stolz icin köimcn! - Zur Frier dca Durchschlagens deS TimnclS landen sieb die oben crwäl nwn H:>-- ren ein. Schon von lerne bcgiühtc sie eine leddaiic .".anenad - von Dvnanrilick'iisscn. Das ödere Tunneitbor war ,ni! deu.ichen und sächsischen Fahnen, einer Jnschriit „Wir wünschen g!-i..!ichcn Durchgang" »nt einer rannengrünen Ehrenpfonc geichinüLt. 2>:o Italiener standen, Herrn Piaczi an der Spil-e, in langer Habe vor dem Tunnel und brack-cn in ein laules IN vim! aus. ais Herr Piazn ein Hoch aus. tic Eiscnbahndaugcscllscdait auöbracksto. Un- willttirlich ciilblößlen sich alle Häuricr zum Gruße und Danke vor jenen Arbeitern. Qdcrhanraih Sorge danttc mit Wärme den 'Arbeitern, deren fleißige und gcickstcklc Hände in so kurzer Zest ein so schwieriges Wert vollenbek ballen, und mm ordnest siel' der Zug zum Durchgehen des Tunnels. Die Beiuck'cr eihicllci: Fackeln, ein Mnstkcorpö stimmst einen Marsch an und Hinei'! ging cö In den finsterst Tunnrl. Ein magischer'Anblick vor sick sich dar, den man In den Salinen Hallcins »nd Berchtesgadens nickst reizender baden kann. Längs des Tunnels standen Itallene- mit Bcrgianipen und bildete» sich in« Unendliche verlierende Lickster- reiben, bengalische Flammen blitzten ani, die Musik dazu, die Fackeln, die kräftige» Italiener, vald fröhlich scherzend, bald in ungestüme
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