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Dresdner Nachrichten : 14.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187512147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-12
- Tag1875-12-14
- Monat1875-12
- Jahr1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.12.1875
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Politische-. Thcmwetter, meine Herren, und Eisgang! Der Wind ist um- gcschlagen, nicht blos in der Natur, sondern auch im Reichstage. Die strenge, feste Opposition gegen die drohende Reaction der Straf- gesetznovelle hat nachgelassen, seitdem BiSmarck'S Leiborgan, die ,,Nordd. Allg Ztg", wenn auch im Widerspruch mit den Worten deS Reichskanzlers, Himmel und Erde für die Strafgesetzparagraphen in Bewegung setzt. Und seitdem den Nationalliberalen zugeraunt wurde, daß ohne diese Kautschukbestimmungen die nächsten Wahlen zum Reichstage freisinniger ausfallen, sie selbst aber einige Dutzend Sitze einbüßen würden, ist der Eisgang bei ihnen vollständig. Das Ärundeis eines überzeugungStreucn Widerstande» ist gebrochen. Schon bei der Verwerfung des Antrages Hofmann über die Unver letzlichkeit der Abgeordneten wandelte diese Partei blasse Furcht an, und mit vollem Rechte höhnt sie jetzt die „Nordd. Allg. Ztg.": wo denn die Mehrheit sei, welche die Würde des Reichstages wahren wollte'? lieber diese Würde hat nun freilich der Präsident v. For- ckcnbeck eine andere Anschauung al» Latzker und Stauffenberg, die sich furchtsam der Stimmabgabe enthielten, während der Präsident des Reichstages dessen Würde nicht gewahrt sieht, wenn der Arm des Gefängnißdirectvrs jeden Augenblick politisch mißliebige Abge ordnete aus den geheiligten Sälen herauSangeln kann. Die Vorgänge beim Antrag Hofmann sollen sich bei derStraf- gcsctznovelle wiederholen — das hofft man hohen Orts. Lasker hat zwar den Hauptinhalt jener Novelle als „für immer unannehmbar" erklärt, aber wer nimmt eine Hypothek auf ein solches Wort? Nannte doch Lasker's Lcibblatt, die „Nat.-Ztg", vor Kurzem noch den Arnim Paragraphen eine „juristische Unmöglichkeit, einen so un brauchbaren Vorschlag, daß es unmöglich sei, an seiner Stelle etwas Neues zu erfinden" — jetzt ist Fürst Bismarck verständigt worden, daß man den Arnim-Paragraphen ihm zu Liebe annimmt. Vor wenig Tagen noch stellte man die Frage: seit wie lange die Diplo maten Deutschlands zu Heuchlern, Verräthern, Betrügern, Lügnern und Verleumdern gesunken sind, daß man gegen sie, wie gegen Diebe und Landstreicher, besondere Strafgesetze machen müßte — jetzt erhebt Niemand mehr diese Frage. Das Betragen eines eitlen und thörichten Mannes, wie Arnim, ist doch nicht maßgebend für alle Diplomaten. Wir von unserem bescheidenen Gänseblüm chen-Standpunkte auü haben zwar kein persönliches Interesse daran, wie man die deutschen Diplomaten behandelt; aber daß auch die ge ringe Zahl unserer Landsleute, die eL bis zu persönlichen Vertretern des Kaisers im AuLlande bringt, den allgemeine.. Gesetzen unter worfen bleibt, ist ein hohe», allgemeines Interesse. Opfert man die Rechtsgleichheit Bismarck zu Liebe auf, so werden die Folgen nicht ausbleiben. Schon die Lust, sich dem diplomatischen Dienste zu wid men, wird in Deutschland nicht steigen, wenn die Botschafter Deutschlands gegenüber ihren College» aus England, Frankreich u. s. w. sich mitZuchthanS bedroht sehen, wo jene den gleichmäßigen Schutz der Gesetze genießen. Die Elsaß-Lothringer im Reichstage besitzen eben so viel Rück sichtslosigkeit als Sinn für Unwahrheit. Stunden lang halten sie vor leeren Bänken Reden über angebliche Leiden ihres Landes; sie bringen Anklagen vor, die in einer Commission untersucht und ab gestellt werden können, im Plenum aber absolut sich nicht zur Prü fung eignen. Ost erwischt man sie auf groben Lügen. So weinten sie der früheren Veranlagung der Weinsteuer eine Throne nach und ichoben der jetzigen Veranlagung die Vermehrung der Wirthshäuser zu, während ihnen nachgewicsen wurde, daß die französische Regie rung unterlassen hatte, die von ihr selbst als veratorisch und un gerecht anerkannte Besteuerungsart abzuändern. Lügt man so bei einer billiger gewordenen Steuer, so kann man den Grad der inne ren Unwahrheit bei einer Anzahl anderer Beschwerden ermessen. Daß Elsaß-Lothringen keinen Antheil an den französischen Milliar den erhielt — eine naive Unverschämtheit des Verlangens! — be klagen die Elsässer; daß sie aber keinen Pfennig Landesschulden mit übernahmen, verschweigen sie. Den giftigsten Geifer ihrer Wuth aber spritzen sie gegen die deutsche Schule und die freie Wissenschaft aus. Niemals können es uns die klerikalen verzeihen, daß wir ihnen die Erziehung der Jugend aus den Händen nahmen. Herr schaft der Zukunft erreicht am sichersten, wer sich der Jugend be mächtigt, und Verdummung der Jugend muß anstreben, wer einst die Frauen im Bcicktstuhl beherrschen, die Männer als willenlose Heerde an die Wahlurne führen will. Darin ist aber das Pfäfflein aus dem Elsaß nicht schlimmer, als der Pfaff aus München. DerMünchner Stadtpfarrer Westermayer ließ bei Gelegenheit der reichen Dotation der Universität Straßburg seinem Groll gegen die freie Wissenschaft den Zügel schießen. Habe man, fragt er, mit dem Brennspiegel der wissenschaftlichen Kritik die kirchliche Autorität in Brand gesteckt, was bleibe dann noch für den Glauben? Die freie Wissenschaft sei die Mutter deS Socialismus. Ist sie die, dann — meinen wir — wird der Sozialismus nicht gefährlich sein und gesegnet sei die Wissenschaft für diesen größesten Dienst, den sie der Menschheit leistete. Wo wäre die Menschheit ohne Ketzer, ohne Heiden, ohne Wissenschaft? Das, was einzelne Mitglieder der Papstkirche in der Wissenschaft leisten, verschwindet gegen das, was die Papstkirche als solche sich an der Wissenschaft versündigt hat. ES ist aber immer gut, wenn der grimmige Haß, die Todtfeindschaft der Clcrikalen gegen die Wissenschaft dann und wann die Dämme durchbricht, hinter denen man sie sonst vorsichtig hütet Wenn die Clericalen dann von Freiheit schwärmen, so erinnere man sich an ihren Haß gegen das erste Recht des Menschen: DaS des freien Denkens. Umso befriedigter wird die Nation sich von den Verhand lungen des Reichstags über den Schutz von Werken, bildender Künste, »on Mustern, von Photographien berührt fühlen. Der Altmeister deutschen Erzgusses, aus dessen Hand die Bavaria in München her vorgegangen ist, Abg. v. Miller, leitete die Berathungen mit einer trefflichen Rede ein. Endlich wird der deutschen Kunst «in Schutz, endlich werden die erhabensten Schöpfungen gediegenster Künstler als geistiges Eigenthum vor dem Diebstahl gesichert! Nicht mehr darf die Photographie oder Farbendruck den Maler, die Galvano plastik den Bildhauer bestehlen. Eine neue Aera — wir vermeiden dieses Wort, mit dem soviel Mißbrauch getrieben wird, sonst regel mäßig, hier aber sprechen wir es Herrn v. Miller nach — eine neue Aera wird für die deutsche Kunst und den deutschen Geist von diesem Schutzgesctze ausgehen. Warum hat die deutsche Industrie nicht die gebührende Stellung auf dem Weltmärkte? Weil sie nicht den Stempel der Originalität trägt. Und wann wird sie ihren Einzug auf dem Weltmarkt halten? Wenn sie das Gepräge deutschen Geistes an sich trägt und das erfolgt durch den Schutz geistigen Eigenthums. Das deutsche Gemüth birgt noch Schätze, welche keine andere Nation in sich schließt. Die Zeit wird kommen, wo man unser Volk dann nicht mehr mit Nachahmungen französischer Muster füttert und ein Gesetz mit solcher Wirkung (auf Details kommen wir morgen) ist eine reinere Bethätigung deutschen Geistes, ehrt die Nation viel mehr als Zuchthausparagraphen, wegen deren wir Deutschen vor anderen Nationen erröthen müssen. LvcaleS und Sächsisches. — Dem Kassirer bei dem König!. Stein!ohlenwerke in Zauckerode Friedrich August Viertel ist das Ehrenkreuz vom Al- brechlsorden verliehen worden. — Am gestrigen Vormittage fand in der hiesigen kgk. AmtS- hauptmannschast durch den Herrn Amtshauptmann v. Polenz die Einweisung der Standesbeamten für den Amtsbezirk Dresden stc und wohnten wir, einer freundlichen Einladung folgend, derse.ben bei. ES hatten sich hierzu 39 zu Standesbe amten und Stellvertretern Gewählte, Ortsrichter, Gemeindcvor- stände rc. aus der großen Amtslandschaft eingefunden, eine gar stattliche Versammlung. Zunächst begrüßte der Herr Amtshaupt mann die Erschienenen im Namen des Reichs, da es sich um die Durchführung eines Reichsgesetzes handle und im Namen des Königs, welcher seine Negierung mit dessen Ausführung beauf tragt habe, zog eine Parallele zwischen Staat und Familie in ihren Häuptern und Mitgliedern, und wie beide Theile stets bestrebt sein müßten, sich zur Erreichung allgemeiner und besonderer Lebens zwecke die Hand zum Bunde zu reichen, wies auf die Ziele des mit dem 1. Januar 1876 in Kraft tretenden Reichs CivilehcgesetzcS vom 6. Februar 1875 hin, daß es sich um das Kommen und Gehen der Menschen handle, wie aber auch fernerhin der Kirche die Einsegnung der Geburt, der Trauung und der Beerdigung Vorbehalten bleibe und daß sonach durch das Gesetz Niemand der Erfüllung der kirch lichen Verpflichtungen übcrhoben sei. Hiernächst erklärte er, wie er sich jetzt enthalten müsse, den Versammelten ein Bild aller ihrer Verpflichtungen vorzuführcn, wie er jedoch fortwährend bereit sei, namentlich bei Gelegenheit der abzuhaltenden Amtstage sie mit Rath und Belehrung zu unterstützen, und daß auch sonst die kgk. ArntS- hauptmannschaft ihnen dazu stets offen stehen werde. Sodann führte er aber auch den Versammelten die hohe Wichtigkeit der Verpflich tungen der Standesbeamten und deren Stellvertreter, namentlich die größte Verschwiegenheit Und die strengste Gewissenhaftigkeit in den Niederschriften zu Gemüthe, nahm ihnen einzeln den Handschlag ab. Hierauf erfolgte ihre Verpflichtung. Der ganze Akt der Ein weihung war zwar ein einfacher, doch würdevoller, besonders aber ergreifend erwies es sich, als die biederen, mit hohem Vertrauen beehrten deutschen Männer sächsischen Stammes die Rechte erhoben zum feierlichen Eidschwur und diesen mit bewegter Stimme ablegten. Noch sprach der Herr Amtshauptmann den nun mehrigen Standes - Beamten und Stellvertretern den Tank der Regierung dafür auS, daß sie neben ihren sonstigen Aemtern sich auch noch zu Uebernahme des ihnen übertragenen neuen gern bereit gesunden hätten, und wies darauf mit hur, daß ihnen das Recht zustehe, für Geburts-Anmeldungsn bestimmte GeschästSstunden fest- zusetzcn, auch für Trauungen und Eheverlöbnisse gewisse Tage und Stunden zu bestimmen, daß die Standesbeamten jedoch bei etwaigen Reisen stets ihre Stellvertreter zu benachrichtigen hätten. Angenehm berührte es, mit welcher Liebenswürdigkeit derHerrAmtshauptmann dem ihm allseitig entgegengebrachten Vertrauen begegnete. — Heute feiert der hiesige Telegraphen-DirectionS-Nath Oxford sein 25jähriges Telegraphen-Dienst-Jubiläum. Im Feldzuge gegen Dänemark 1864 und im französischen Kriege, in welch' letz terem er bis zur Räumung des occupirlen französischen Terrains als Feld-Telegraphen-Director thütig war, zeichnete er sich durch seine technischen Kenntnisse und practischcn Erfahrungen aus. — Die 12 Elbzillen, welche in der Nacht zum Sonnabend in folge plötzlich eingetretenen Eisgangs aus der Verankerung im Hafen, von Postelwitz losgerissen wurden, sind in Schandau an 2 daselbst vor der Zollstelle eingefrorne mit Kaffee und Zucker beladene Zillen angerannt und haben ihnen solche Lecke bcigebracht, daß sie sofort sanken. Der Kaffee und Zucker liegt nun auf dem Flußgrunde, von den gesunkenen Zillen ragen nur die Bugsprids heraus. Vor Schandau selbst liegen nun die hcruntcrgeschwemmten Zillen kreuz und quer wiever eingefroren im Strome. Man sucht vergebens sie loszueisen und entfernt von ihnen Maste, Tauwerk und andere Schiffstheile, damit wenn die Zillen bei der Wiederholung des Eis gangs zu Grunde gehen, der Schaden nicht zu groß sei. — Im Fcuerschlößchen des Landhauses wurden gestern aber mals für 3,300,000 Mark eingezogene Kgl. sächsische KasscnbilletS den Flammen übergeben. Der hierdurch entstandene Rauch konnte sich der Dichtigkeit der Lust halber kaum aus dem Hofe herausfinden. — Se. K. H. Priuz Wasa ist in Wien, wohin er sieb nach seiner Abreise von hier begeben hatte, in eine ZeitunögSpoleinik verwickelt worben. Der „Roman einer Amerikanerin", jener am russischen Hoie spielenden Abenteurerin, war auszugsweise nicht nur in den Dresdner Nachrichten, sondern auch in den Wiener Journalen abgedruckt worben. Prinz Wasa, welcher bereits hier der Lektüre ienrS Romans viel Auimerttamkeit aewibmet batte richtete nun an die „N. lr. Pr." ein Schreiben, worin er diesen russischen Hoiroman beleuchtete und ergänzte. Einige Bemerk ungen gegen sranzösische Zeitungen, welche der Prinz hatte cln- flicßen lassen, haben diese zu etlichen Entgegnungen gereizt. Jetzt erklärt nun ber Prinz in einer Zuschrtit an taS „Fremocnbl/', daß er die Veröffentlichung seines Briefes an die „N. ir. Pc." nicht gewünscht habe, diese aber repllcirt sehr energisch gegen den Vorwurk ber Jndiöcretion. - lieber die Jagd tn HubertuSstock, an welcher der deutsche Kaiser thellzunchmen verhindert war, liest man in BrI. Bl.: Um 9 Uhr Vormittags brach der Kronprinz mlt der schon AbcndS zuvor auf Hudcrtuöstock eingetrvfsenen Jagd-GcseUschast, unv zwar mit dem Könige von Sachse», dem Großherzige von Meck lenburg-Schwerin. den Prinzen Georg von Sachsen, Friedrich Karl von Preußen und August von Würtcmberg. sowie dem Hofmarschall Grasen Perpouchcr und den periöiillchen Adjutanten der fürstlichen Gäste zum ersten Triebe, einem Lappiagcn aus Rothwild in dem sogenannten Raupenfraß der Qberiörsierci Groß- Schönebeck auf. Der Oberst-Jägermeister Fürst von Pich leitete die Jagd unter Mitwirkung des Hoi Jägermeisters Freiherrn von Hclntze unv des Frrstme>slerSHUtcbra»dt, welcher den durch eine Fußvcrlctzung behinderten Qber>orstmetsier v. Massow ver treten mußte, persönlich. Um 10 l.hr konnie das Treiben be ginnen. unv wenige Minuten daraus bewiesen die zahlreichen Schüsse, daß es gut besetzt sei. lieber 200 Slück Rothwild mit mehrere» Hirschen waren im Triebe. Um N', Uhr warb das Jagen abgebrochen und zum Dejeuner im Jagdzclte gefahren. Nach eingenommenem Dkleuncr begab sich die Jagdgescllichast zu Fuß nach dem nicht weit entlegenen Hauptiagcn aut Roth- und Damwild, in dem sogenannten langen Gehege der Obersösterei Pechtcich. Die hohen Herrschaften wurden aus Kanzeln, die übrige Jagdgesellschaft hinter Schirmen, Elftere gegen Netze, Letzere gegen Tücher gestellt und beide sehr bald durch tichtcS Schneegestöber vor den »Augen deS Wildes geborgen. Eine anterthalbstündlge allseitige Kanonade war die Antwort aus das Anblasen des Jagens und ergab eine Gesammtstrccke von 63 geweihten Hirschen, darunter ein Vierzehn-Endcr und mehrere Zwölfer, einigen achtzig Stück Rothwild. acht Schauilern und einigen fünfzig Stück Damwild. Der Strecke im Walde folgte das Diner im Jagdschlösse und die Heimfahrt. — Die Pietistcrei und orthodorc Intoleranz In England fordert allgemach ihre Qpicr. Eine Zierde der englischen Uni versität Oxford war seit 25 Jahren krr berühmte Sprachforscher Professor Mar M üIle . In denSantzkcltwissenschaiten sieht der Gelehrte unerreicht da und cö mag Dresden, resp. Sachsen nur zur Ehre gereichen, daß vr. Mar Müller sich zunächst hier her weiltet und i» Dresden die Herausgabe seines großen SanS- kritwerkes sortsetzcn will. In dem würdigen und bescheidenen Schreiben des Gelehrten an den Oriorder Universitätslanzler läßt derselbe durchbUcken, daß die Kränkungen und Nörgeleien, welche ihm seine deutsche Nationalität und seine freie Forschung ein trugen, ihm zu sehr zuwider geworden sind. Schon 1870 hat man ihm sehr verdacht, daß er offen für Deutschland gegen Frankreich Partei nahm. — Bekanntlich ist Mato ka, der berühmte Affe unsere! zoologischen Gartens, bedenklich an einer HalSgeschwulst erkrankt. Noch vor wenigen Wochen war das seltene Thier in der Fülle seiner Kraft für Jede», der etwa den Käfig hätte betreten wollen, gefährlich, setzt — laun jedes Kind dicht an das Lager Mafoka'S hcrantrcten. das lechcnbe Thier wird höchstens mit der Hand aus die Drüiengcschulst am Halse hinzcigen, aber sonst bleibt es still liegen und ist tbeilnahmslos gegen Alles was ringsum vorarht. Es läßt sich streicheln, nur aber nicht au die Geschwulst fassen, vr. Nißle, der bekannte Zoologe, welcher sich zuerst mit Ma- soka eingehend beschäftigte und das große Wort ..hier haben wir einen Gorilla!" auSiprach. ist schon in diesen Tagen hier elngetrossc», ui», falls die Krankheit wirklich zum Tode m. die letzten Stunden dcS THicrcS zu beobachten, da gerate in diesen die Menschenähnlichkelt bei antbropomorphrn Affen am meisten hcrvortretcu soll. DaS große Aussehen und dlc rege Theilnahme, welche Masota seit dem Erscheinen hier veranlaßt, zeigt sich auch letzt, da dem Direktor Schöpsf von allen Seiten schriitltch und mündlich Mittel und Vcbandiungswciscn der Drüsenanschwellun gen angezcigt werden. Indessen ist noch nicht alle Hoffnung hin, daß das Thier, bei seiner sonst kräftige» »Natur nicht die Krank heit besiegt und seine frühere Munterkeit wieder erlangt. Wün- schenkwerth wäre cö für tag Thier, wie für de» Garten und vor Allein für die große Sorgsamkeit, mit welcher Direktor Schöpft der Pflege obliegt. — Der „ Alig. Drcsd »er Hanbwerker - Verein " hat in seiner letzte» Versammlung beschlossen, in de» Monaten Mai unv Juni k. I. eine AuSstcklung von Leorlings- »Arbeiten zu veranstalte» und hat zu Prämien aus seinen Mittel» 500 Mark auögcsetzt. Außerdem fordert er (siehe Nr. 313 t. Bl.» aber alle anderen hiesigen gewerblichen Vereine, Innungen u. s. w. auf, das gemeinnützige Unternehmen nach Kräften zu unterstützen, und eS ist wohl zu erwarten, daß in der Jetztzeit, wo die Lchrlingöfrage mit zu den brennenden zählt. die Förder ung solcher Ausstellung, welche an der Lösung erwähnter Frage ihren Theil haben wirb, Ehrenpflicht für den gcsainmtcn Hand werker- und Gewerbestand ist. Wie unS mitgetheilt wird, sind schon mannigfache Anmeldungen zur Bethciliguiig an der Aus stellung elngegangcn und liegen selbst aus einigen nachbarlichen Provinzlalstädtcn Anfragen vor. ob dortige Lehrlinge mit Ihren Arbeiten ebensallö bei der Ausstellung zugclanc» würden. Dies letztere ist jedenfalls eine Frage, welche die bereits gewählte Aus stellungs-Commission iBuchdruckereibesitzer Scvröcr, Vorsitzender; Sciicrmslr. Steher; Dreck,slermstr. Teich; Nadlermslr. Beher; Strnmpswirkernistr. Büttner) in nächster Zeit in Berathung ziehen und iöicn wird. Vorläufig wünschen wir dein Unterneh men die größtmöglichste Beachtung Seitens aller Lchrhcrrcn, die durch ihre Bcthciligung ihren Lehrungen gewiß nur Freude be reiten und sie ansporncn werden, etwas Tüchtiges zu lernen und zu leisten. — Der dritte Quartal Vcreinsbericht lür den Verband der Schutzgemeinschaiten für Handel und Gewerbe ist an die Mit glieder verausgabt und für Dresden spccicU ein Separat-Auözug auS der großen S ebulbnerl iste demselben belgciügt. Leider hat sich die Zahl der am letzten Quartal veröffentlichten Schuld ner nicht vermindert, sondern vermehrt, woran doch beim Klein gewerbe die jetzigen traurigen Gcschäitsvcrhältnisse und arbeits lose Zeit viel Schuld daran mit haben mag. — In Folge der am 9. d. M. am der Eisenbahnlinie Leip zig-Döbeln-Dresden elngctretcncn Fahrplanänderung wird die zweite tägliche Personen- und Postsacheniabrt zwischen Meißen und Lommatzsch gegenwärtig aus Lommatzsch um 3 Uhr Nach mittags. aus Meißen um 7 Uhr AbenkS abgefcrtigt. Sehen wir uns noch in einig.n Geschälten diesseits und IcnseitS der Elbe nach passenden Gaben unter be» Weiönachtö- baum um. Mancher wirb vielleicht zum Feste den Seinigen ober sich selber ein Instrument, Flügel, Planino und dergt. kaufen wollen. Da ist nun in Dresden allerdings kein Mangel iuv
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