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Dresdner Nachrichten : 16.09.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187709168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-09
- Tag1877-09-16
- Monat1877-09
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.09.1877
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»r.I-S ,n» ood ssoov »l»l. ^Wr. «!«iLI: «»». x».x. DüKA iir^kLrn'.L-. LM. Jahrgaiq? L»««t«g, den 1«. Gchleover. ,IU> « »I, Tagrkkatt flir JoMik, Zlnteryakkrmg, Heschäfirverkehr. , ASrsenkericht und Kremdenkiste. »ruck und «genthvm d« Herausgeber: Liepsch L Nrichartt tu DreStze». venmtw. «edtzetrun Ernst Li/psch Dresden. Neust«»«: «roh« ÜUWer- »fse1 di, «»chm. «Uh«. — De, «,u» ei»e« «iu- L«rüM AeUeLilstss An« A»r«ntle »ächft»«,l,,fl stn Juftr-t» «tu» »Ich, «ege»«» »utwlrNg, A»n»me» Austeä,« „n un» mitt» !«»»»«« Firmen nnb V». fone» tnserire» wir nur »egen lpetnu««,»»»»» A«stlun, durch Be,ef» «arle» »der P»st«t»z«h» tun«. Acht Silbe« toste» >t Ps-e. Inserat« Nt« St« Montag« > Nummr» ober «all, einem gestllg» »ie Vetttze,,« r» MItredactenr: Vr. V«N Für daS Feuilleton: !.««»*»« N»reo»»»«. Lresde«, 1877. Vvttttschf». Lon den durchschnittlich 5,400,000 Buchstaben, welche den redaktionellen Text der gröberen österreichischen Zeitungen bilden, ist im „N. Wr. Tgbl.^der „Sk. Fr. Pr.", der „Pr.", dem „Pest. Ll." u. a. «. heute die reichlich« Hälfte dem Kaisertoast Franz Josef's in Kaschau gewidmet. Alle genannten Blätter constaliren, die öster reichisch-ungarische Nation athme auf seit der ofsiciellen Corrcctur defi «Alliirtrn". Mag sein, daß di« größte Gefahr vorüber ist, und gewiß hat die ungeheure Consternation in seinen Neichen den grundguten Kaiser Franz Josef belehrt, was die österreichisch-unga rische Nation nicht will. Auch in Deutschland kann die Hofpartci aus allen freisinnigen Blättern herauslesen, waS das deutsche Bolk nicht will; hüben wie drüben lautet daü Verdict: lein Bund aiß mit Rußland. Ein Drei-Kaiser-Bündniß friedlicher Tendenz hätte diese Brrurthcilung schwerlich erfahren. Von dem Moment jedoch, wo Rußland sich von Oesterreich und Deutschland isolirte und selbstständig die Türlei überfiel, ist der Drei-Kaiser- Bund gegenstandslos geworden; er hat den Krieg nicht verhüten können, zu welchem Zweck er ganz ausdrücklich gegründet worden ist, und e» ist Also nicht weiter verwunderlich, wenn die Völker sich keine Segnungen von einem posthumm Einschreiten Deutschlands und OestermchS in die Aktion versprechen. Daß Rußland seine gehei men Zwecke in der Türkei nicht erreicht, dafür sorgt die Tapferkeit der türkischen Heere. Und für den Schrinzweck, die Aufbesserung oer inneren türkischen Verwaltung, hätte nie Blut zu fließen ersuchen, wenn das Drei-Kaiser-Bündniß stark und friedlicher Itatur war. Und «elch« Ströme von Blut röthen den fruchtbarm Boden »er unglücklichen Bulgaren Am 30. August russischen Styls — 11. September unseres Kalenders — feierte Kaiser Alexander sein NamknLfcst. Er ging vom Hauptquartier vor bis Poradim bei Plewna, und zu sein« Namensfeier unternahmen die Russen einen verzweifelten Sturm auf die Schanzen von Plcwna-Grwicza; der Kaiser schaute von einer stir ihn errichtetenHolztribüne dem Schlachten zu. Welch ein Schauspiel! Auch im deutsch-französischen Kriege «870/71 sind bei Wörth, St. Privat, Gravelotte, Metz Hekatomben son Menschenopfern gebracht worden, aber schließlich verfolgte jener Krieg ideale Ziele. Es galt, den. GalliciSmuü so zu schlagen, daß die friedlichen Völker germanischer Nation nicht immer wieder durch den Machbar Heißsporn beunruhigt und in ihrer Culturarbcit gestört werden könnten. Für was acher fallen Russen und Türken uev Plewna- Die Türkei mag siegen, so viel sie will — ihr Geschicktst beschlossen; was die russischen Waffen nicht erreichen, ivird die europäische Diplomatie besorgen —die Autonomie der türkischen Regierung wird durch daü vereinte Europa gebrochen. Jn Stamvul wird zwar das russische Andreaskreuz nicht auf gepflanzt, aber cs wird eine europäische Control-Regierung eingerich tet werden; also um Nichts morden sich Russen und Türken. Das kaiserliche Namensfest am 11. September kostete den Russen und fltumänen nach russischer Quelle an 7000 Mann. Die angrei fende Armee vor Plewna zählte am 7. September 80,000Mann — sie ist seitdem buchstäblich derimirt worden, jeder zehnte Mann trat aus. Die erste Schlacht von Plewna ward am 20. Juli geschlagen und kostete Rußland 2000 Mann. Am 30. Juli, dem zwriten Schlachttage, verlor Rußland 7336 Mann; am 7. September 2000 Mann; am 11» September 7000 Mann. Und Plewna ist noch nicht genommen! Drei Schanzen sind endlich den Türken ent rissen, deren Muth aber ist ungebrochen, und rathlos stehen die rus sischen Generäle jetzt erst am Anfang des blutigsten Stückes Arbeit. Und Das geschieht für die Civilisation, für die Erstarkung des Christenthums in den türkischen Souzerainstaaten? Heißt dies Be ginnen nicht den Namen Gottes vergeblich führen, desselben Gottes, an den Christen wie Muhamedaner glauben? Die Wahlbewegung in unserem engeren Vaterlands Sachsen erregt, nun der Wahl-Termin immer näher rücktH auch in weiteren Kreisen Interesse. Die „Franks. Ztg." schreibt: „Im Königreich Sachsen sieben die partiellen Ncuwablcn zmn Landtage nal>c bevor uyd co ist, wie dies bei den Partei. Verhältnissen des Lanvcö nicht ander» zu erwarten war, die Wahlbciveguna eine sehr lebhafte. In viele» Wablkrclicu stehen sich bielCandldcttcn gegenüber, da die Coniervattvcn'ast überall aus dem Plane sind und die Fortschrittler da. wo einige Aus sicht vorhanden, selbstständig Vorgehen. Der sächsische Nalio- iiallideralloinno, bekanntlich der iämmerlichstc In deutschen Landen, was etwas sagen will, kommt aus dicke Welse von rcchto wie von links her in'ü Gedränge und wird aus dem Wahlkampfe schwerlich ohneMriuste hcrvorachc». Vcmcrkenv- wertb.tst das Etutrctjn der Soeialislrn in die »Arena. In den meisten anderen deutichen Staaten enthalten sich die Socialistcn. der beschränkten, meist noch indirekten Wahl wegen, principicll jeder Petbeillgung an den LandtagSwablcn. in Sachsen aber, wo sie I» den Städten vielfach die Malorltät besitzen, sind sie trotz des an eine» Er»,«» geknüpfte» Wahlrechts schon vor Jahren aus der Abstcntlon heraus,,etretcn und haben belsplelö weise vor zwei Jahren in Cbemultz auf Bebel eine Tttmme»- -ahl vereinigt, die hinter der des natlonalllveralen Gegrn- Candtdatcn nur uin ein Geringes zurüekbllcb." Die Frankfurter Kollegin überschätzt beinahe die Intensität der diesseitigen Bewegung, die ewn heute bis zum Mittwoch, dem Wahl tage, kaum noch wachsen dürste. Die Soeialdrmokraten setzen vielseicht in Chemnitz Vahltsich durch — mehr aber in keimm Falle. Von, schärferen Contourrn des Kampfes zwischen denNatio- nallihspqstn», ^ Fortschritts-und copservativca Partei ist um so roetiiger'z» bemerken, «IS die nationnlliberale Partei die Zeichen des „Abgewirthschaftelen" an der Stirn trägt und i», internen Wahl- kampf lanA,,Nicht die Rblle spielen kann, wie bei dm NeichStagS- rvahlcn. Der Niedergang unsere» Natwnal-Wohlstandeö, die Nim mersatte Reichssteuer-Begehrlichkeit, die kläglichen Formen des jetzigen CulturkampseS und endlich di« sonderbar« Ohnmacht de» deutschen 4O'/»-MiM-MaatrS in den Fragen der auswärtigen Politik, chStag»-Wahltagen liberalismus jetzt äußerst hinderlich werden. Im sächsischen - Wahlsraaen dem Nätional- würden auch selbst bei Rei jetzt äußerst hinl Landtag vollends haben die Herren wenig zu suchen und noch weniger werden sie finden. Die Stellung Sachsen» im Reich« ist zu präcisirt, als daß sich daran rütteln ließe. Alle Hetzereim gegen unser Land begegnen in den maßgebenden Kreisen Berlin'» tauben Ohren. Man weiß dort die Bundestreue Sachsens, de» Königs wie de« Lande», ganz genau zu schätzen und läßt die „Ritter von der Phrase" abblitzen. Erst jüngst hat die „Nordd. Allg. Ztg." der „National-Ztg." derb auf die Finger geklopft, als sie — die „Natio nale" — die konservative Reichs-Partei der Inkonsequenz zeihen wollte. DaS Bismarck'sche Organ frug dabei ganz naiv, ob die „Nat.-Ztg." ineinerWetterfahne nicht etwa da» Ideal ihrer Partei suchen wolle. Dieses langsame Zurückzlehen einer gewissen, allmächtigen Hand von dem einst so zärtlich großgesäugten Natioaal- liberaliSmuS reagirt auch in Sachsen ziemlich deutlich. Dem beson nenen sächsischen Fortschritt bringt man allenthalben im Lande das Verträum entgegen, er werde mit Patriotismus und Energie jede Besserung der inneren Gesetzgebung anstreben, ohne in's Blaue hinein Alles „vom Reich" zu hoffen. Von unseren sächsischen kon servativen nicht minder ist man sicher, sie werden mit der Treue gegen bestehende Verhältnisse die Einsicht verbinden, daß sie überall helfend mit eintreten müssen, wo e» gilt, den inneren Ausbau unseres gesunden StaatSlebms zu fördern. Die Soeialisten von links und die Annexionisten von rechts haben je weniger Platz auf sächsischem Boden, je mehr man hier weder mit Culturkämpfm, noch mit Ber dächtigungen vorzugehen gedenkt, sondern alle Hände voll zu thun hat, unsere inneren Angelegenheiten besonnen zu ordnm. An der reellen Arbeit haben bekanntlich Schreier und Phrasenmacher keinen Spaß — und unseres Landtages wartet viele nützliche Arbeit. Neueste Telegramme der „Hre»tz«er Nachrichten." Berlin, 15. September. Gegenüber den Meldungen meh rerer ausländischer Blätter über angebliche Einflüsse der deutschen Regierung bei dem Eintritt Rumäniens undSerbienS in dieAction, wird die National-Zeitung in die Lage versetzt mitzutheilen, daß alle derartigen Unterstellungen durchaus und in jeder Beziehung unrichtig sind. Die deutsche Regierung ließ sich zu keinerlei Be einflussung weder in Rumänien noch in Serbien im Sinne der neuesten Entschlüsse dieser Staaten herbei und steht dm Schritten dieser Staaten, wie allen Verhandlungen, die etwa darüber gepflo gen wurden» absolut unbetheiligt gegenüber. - Wien, 15. September. Nach einem Telegramm der „Presse" ist die Action bei Plewna zum Stillstand gekommen. Die Russen begnügen sich mit den bisher genommenen Positionen und warten event. Angriffe OSman Pnscha'S und eigene Verstärkungen ab, welch letztere in genügender Masse jedoch erst in 14 Tagen ein- treffen können. Krakau, 15. Septbr. Nach Berichten au» Russisch-Polen haben alle im Radomcr, Lubliner und Plozker Militair-Bezirk« garnisonirenden Truppen Befehl erhalten, sich zum Abmarsche nach dem Kriegsschauplätze in Bereitschaft zu sehen. London, den 15. Scpt. Die „Daily News" melden nach einem Telegramm aus Bukarest vom 14. Septbr.: Die Türken eroberten in den wiedergenommenen Positionen zwei Kanonm. General Skobcleff forderte am vorgestrigen Tage mehrmals Verstär kungen. General Levihky hielt Skobcleff für stark genug und schlug dieselben ab. Schließlich sandte General Koiloff auf eigme Verant wortung >000 Mann; diese sowohl als ein vom Hauptquartier zu Hilfe gesandtes Regiment trafen zu spät ein. Die Redoute Grivicza ist noch in russischen Händen. voc«lt- and ESchstsche». — Gestern Abend traf erst etiva uni Mitternacht der von einer Cavalcrieabthcilung escortirte stille Züg in Dresden ein, welcher die hohe Leiche der Königin Maria, nachdem sie Nachmittags in Wachnnh feierlich eingcseqnet worden war, in das Palais auf der Augustusstruße brachte. Laut Verfügung des königl. Oberho f- marschallamtes findet die öffentliche Ausstellung der hohen Verstorbenen heute, Sonntag, von 12 bis 4 Uhr in Höchstdcren Palais in der Augnstusstraße statt. Die feierliche Beisetzung in die königl. Familiengruft der katholischen Kirche erfolgt nicht erst Abends um 0 Uhr, sondern bereits um 7 Uhr unter einer von der königl. musikalischen Capelle auözuführcndm Trauermusik und unter Assistenz Sr. Eminenz des hochwürdigen Herrn Bischofs. Mehrere Fürstlichleiten werden zu dieser Todtcnfeicr hierselbst erwartet. DieExequien (Todtenamt) wer den morgen, Montag, Vormittags 11 Uhr in der katho lischen Hofkirche abgchalten werden, und celebrirt der Herr Bischof Bewert selbst die heilige Messe. — In Wien ist tür die verstorbene Könlgln-Wittwe Maria von Sachsen eine Ivtägigc Hoftrauer anaeordnet worden. Gestern Morgen 10'/» Ubr fand da» selerllche Ltichen- begängniß bed allvcrebrten Herrn GeneralmusIkdtrcct or L) r. Nies statt. Von Morgens 8 Uhr ab war die Leiche vcö Verstorbenen »m Eckstmmcr der 2. Etage vm Slltmarkt 24 au! cbabrt. Friedlich und last unverändert lag er da. wle er im 'ebc» war, nur die gekstsprühcndcn Augen waren jetzt geschlossen zur ewigen Rübe. Selbst ver Tod war nicht tm Stande gewesen, dte martkrtcn Gcstchtozüge mit den, charakteristischen Gepräge zu entstellen. Meinte man doch, dieselben müssten sich wieder be leben, die Hand, die letzt ruhte, die sich so oft in künstlerischer Begeisterung gehoben hatte, kömite wieder -um Dirtgentcnstav grellen. Recht». lm Studlrztmmer de» Verstorbenen, stand ncden manchen llevgewonnenein Gegenstand. an dem da» Her be» Lebenden vielleicht so innig hing, die lange Reihe der treue» Kameraden teö großen brutsch«, Musikgelei rten - seine Bücher. Dort ist ta so recht sein eigenste» Helm gewesen, sein AllerhciUasteS. inmitten der motzen Geister, die vor dem und mlt «hm berufen waren, «m Reiche Philharmonie»» den Ton gnzngedrn. Gegen io Uhr wurde der Sarg an» den oberen Räumen zur letzten Fahrt hlnabgrtragcn, während dieser Zeit stielten Mitglieder der Ekabttapelle ln der Hausflur einige Choräle. Der Lraucrzug gestaltete sich etwa lolgenbermatzen: An der Spitze gingen mit umflorten Fahucn Deputationen der acad. Gesangvereine „Pan lus" au» Lctpzlg und „ Ar 1 on" ebendaher, der „Orpbeuö" und der hiesige pottst. Gesang- verein .Erato". Dann lolgten sämmtliche Schüler und Schülerinnen de» Conservaiorium» mit ihren Proicssoren, sämmtliche Gesang-schulen, ver Holtbcater-Singechor, ctrca 2» Deputationen vdn nah und fern mlt Lorbccrkräuzeu. Kissen, Kronen und Bouquet». unmittelbar vor dem Condukt einen Ordensträger mlt den Orden de» Verstorbenen. Run kam der prachtvolle, von 4 Pferden gezogene Leichenwagen der Be gräbnis,gesellschaft „Pietät", hinter dem Sarge die Htntcrblle- bencn und da» Ebrlich'sche Muslkchor in Civil, vir Traucrmuslk aus dem langen Wege zum Kirchhofe aussührend. die Mitglieder der königlichen muslkalischcn Kapelle, der Tonkünstlervercln, zahlreiche Mitglieder der beiden Hofthcatrr, die Dirigen ten der hiesigen Militär-Kapellen und zum Schluß ein lan ger Zug sonstiger Leidtragender. Fünf prachtvolle Fächer, Palmen ragten au» der endlosen Reihe oer Leidtragenden hervor. Gegen '/-I2 Uhr langte der imposante Conduct am neuen Trlnt- tatioklrchhos an. Hier empfing Herr Gcncraldircctor RelchSgras von Ptaten, der ausdrücklich seine Parlier Reise auf 24 Stun den verschoben hatte, den Sarg. Die Ebrlich'sche Kapelle stellte sich am Thore auf und unter den Klängen de» seierllchen Trauer marsche» au» der Beethoven'schen ^8-ckur-Sonate ward der Sarg auf die Bahre gebracht. Nach vielen Tausenden zählte dle Menge, dle sich im östlichsten Tbelle dev Friedhöfe». wo da» Grab ln zweiter Reihe vom Mittelwege au» gelegen ist, versammelt batte. Von den ärgerlichen Vorkommnissen bei früheren großen Leichen begängnissen belehrt, hatte man einen weiten Bogen um da» Grab mittelst gezogener Taue abgcsperrt, so baß sich später die vielen Leidtragenden und direct Anthelllgen, vblllg unbelästigt vou der Menge, dicht um da» Grab ausstellen konnten. Die Ordnung de» Zuge» vom Kirchhoftzthore nahm lange Zeit in Anspruch. Al» sich der Zua dem Hinteren Tbelle de» Kirch hofe» näherte, schwieg die Musik und die Herren Kammermusiker Hüblcr, Bruhnö rt. intonlrten einen kür Blasinstrumente von Hübler componirten Marsch, dessen sanfte Melodie ergreifend dle milde Luft durchdrang. Die Leipziger Deputationen der „Pau- liner" und de» äkatem. Gesangverein» „Arien" und die Deputa tion de» hiesigen poivtechnlschcn Sängerkrcisc» „Erato" waren ln vollem Wich» und mit den schwarzumflorten Fahnen er schienen ; auch ver Orpheu» brachte feine Fahne umflort mlt. Von auüwärtö war Leipzig, der Ort ver ehemaligen lanaiährlaen Thätlakcit de» Verewigten, am reichsten vertreten. Mirdemerkteu spccicll die Herren Capellmclster Ncinecke.Conccrtmelstcr Röntgen, mehrere hervorragende Mitglieder der Gcwandhaukapelle: Land graf, Hinke re., den Univcrsitätömusikdlrector Langer. Hofcapell- melstcr Racdtcke au» Berlin, EoncertuielNer Stahlknecht «Cellist», Hofcapcllmcister a. D. Prof. Dorn und Andere mehr. Herr Hof- rath 1)r. Pabst trat zuerst an den mir reichen Kissen, Kronen und uzen behackter» Sarg u»h unter ttcscr Stille sprach er baö ^ ' VaPocrhrt« rr«n«r»crs<>u»nrunal Und wlcdrr slcbt» wir <M kliicm Grobel RIctz Ist nicht mehrl wir brtlc» Ihn »ahln, wohin wlr 1» dc» lctzlc» gHrzchutkii dte besten und hervorragend ste» Müiiiikr misrrcr »uiistlnstilule, Name» unvergcliltcheil Stange», geleiteten, »uch JnltuS «tcb ist nicht mehrt Ttcsc Traucrkniide trifft nicht nnr «te weiitgen, von einem einst zahlreichen und »>»>,enden Familienkreise ihm Verbliebenen Ceinen, sie trifft iliic. Io iueil der rankunst und ihrer ltcsltcn Wtsscnschalt sich würdige Tempel erheben chic trifft vor istUkM die Lu,istinstitntc der kgl. »liitik. Ilapctle «nd de» vol- thcaters. welchen der Verewigte die legte» 17 Jahre stlned lieben» und Wirken» wid mete. Scneraldtrcktio» und Mitgltedcr Velber stehrn rum trauernd an srinem Sarge, um ihm et» legte» Lebewohl zu sagen. Indem lch diese ernste Psticin, anitltch beauftragt, erfülle, folge tch ««gleich dem Auge der Freundschaft und der Waffenbrüderschaft, die intch lange Jahre hindurch und Nicht feitlN z» gemeinsamem Schaffen mit dein Verewigten verband. Roch nicht n Jahre find dahin, da rauichie» die Wogen der Freude durch den Festfaal, in welchem die tsthshrjge ttihmooilc Thättgkcit unsere» «leg al» de» schlachten- knndtgen Feldherr», »war ohne Marschallsstab. aber mlt dem lordccrbclriinjtcn Tali» stoch gefeiert wurde. Wir feierte» damals zugleich dc» Tonschstpscr und den Diri genten, »cn Gelehrte» »nd den Lehrer, dcun alte diese Gigcnjchastcn vereinigte der Freund eine» »etter und Mendel»,ohn. der würdige Nachfolger eine» Hasse uno Nau- maii», eines Weber. Marschucr und Reissiger a» »»Irrem ztunstlnfttiuie in seltenem Grade. Bleiben viele seiner Loiischöpiuiigen der Nachwelt unvcrlorrn, so ist der Name dc» Mnsikgelchrtell istieg. de» »riliter» und HcrmcncuMerv, sorta» in alle Zelt unzertrennlich von den Name» eine- Vach und Händel, eine» Hapdn und Mozart, ctnri! Beethoven und Mendetbsohtt. Aber wie rasch ist der Jubel jene» unvcrgcstUchcil Abende verrauscht. Da» damalige Wort seine» dem Throne nahestehende», kunftsmni- gen Gönner«. ..»löge Ntcg »»« »och langk erhalten blcibc», er hat da» Heng dazu. Großes zu leisten", e» konnte sich leider nicht ersüilcn. Priesen wir damal», wa« wir in «lieg belaste» und von ihm noch Hostien, so klage» wir heule um DaS. wa« wir mit ihm verlieren und diesem Schmerze müssen hier wir riurdriick geben. Da liege» sie. die legltN irdische» Trümmer dc» Manne«, der rnift in seiner Vollkraft der tiichc gleich, »ichl ciinvurzclt werden zu können schien, in der legten »eit seine« Dasein» eine von Schiclialrichläacn acbeugtc. durch ürankheit und Seelen« r,immer fast gebrochene straft. Ob auch dcr Gciitli» seine« Leben« die Milben Schwingen tiefer »»d ticscr sinken l eb. ba» Ideal seiner Jugend war in ihm nicht erlösche,u Am Tage, bevor dcr unheilvolle nnb doch erlösende Schlag aus ihn hcrniederMtc. freute er sich mit dcr Freude de« Jüngling» aus dc« nächsten Abend, an welchem ihm »och cliniial Mozart'» -sauste,stifte zu diirgirc» vergönnt sein folltr. Er ahnte nicht, dost dcr Taktsiock seine: Hand so plötzlich ei,Falle,,. da» andere Glocke» al» die von Mozart'« -jaudcrsptcl ihn hctiliwärio ruft» würden zum Urquell de» Schönen, dem er sein Lcden gewidmet. Und als dcr Meister gestorben, da waren c« die »rtmnphircudcii Klänge, mit welchen der grostc Beethoven seine» Heiden Lginont zum Tode und zur Verklärung schreite,, lägt, wrlchc dem abgeschiedene» Meister den GclciiSgrust tu da» Scuscit« gaben. Und ,o stehen wir dc»n-znm legten Male um Dein stcrdlichc» Theil; u>a«1grej> an Dir war, bleibt von nn« geliebt und unvergessen t» alle Zeit! Dank. Meister, Dir. io ruft» Misere lknusiinstltute. Dank Dir, Io rufe» zahllose Freunde. Berchrcr »mb Schüler nah nnb fern, und mit Deinem Freund« Mcndcltfolm rufen wir. dte wir noch nicht überwundc» haben. Dir. dcr Du überwunden l»f». tu Deine litt,Ic Gruft hinab: „Wenn Menichc» »»«einai,der geh',,, jo lagen sie auf »s-icdcrsrhn «; doch wenn » nicht also Gott gesollt, dann ist'« ein Grus, stir jene Welt, da» Wiedersehn'»! rede wohl. Meister Stieg, aus einntgc» Wiedersehn'«! Er batte kaum acciitet, so begannen die Sänqer de» Hos- tbeater-Cdore» und dcr Orpbeu» das Mcntelssobn'scbe „Eo ist bestimmt in Gotte» Ratb". Die drei Söhne deo babinaeschievenen Meister» standen mit ihren Frauen, dem ergreifenden Sange und den tröstenden Worte» folgend, meinend und den tiefsten Schmerz kundgcbend. am Grabcörande de» Vater». Hierauf legten die De putationen der akademischen Vereine: Arien, Paulus, Erato, durch ie eines ihrer Mitglieder unter kurzen, entsprechenden Worten Lorbccrkränze auk den Sarg nieder, worauf Herr Archltiaconu» Döhner die prlcstcrilchc Leichenrede hielt, namentlich hervorkchrenv de» Entschlafenen und vielfach Schwergeprüften treue Vaterliebe. Nach dem Segenöspruch und dem allgemeinen stillen „Later unser" wurden dle letzten Gaden aus den hlnadaclasscnen Sarg. Blumen und Blätter, oder eine Hand voll Erde, hinavgrworsen; die präch tigen Fächrrpalmcn hincingcsenkt in da» Grab und die Fahnen über demselben gesenkt. Damit schloß die würdevolle Feierlichkeit. — Heute Abend von K Uhr an bleiben wegen der lieber- führung und Beisetzung der Leiche der Königin Maria dle «ngustuöstraße, dcr Schloßplatz, dle Sophie»siraße vom Archiv, gcbande bl» zu Hclbia'ö Restauration und da» Georgenthor für den Fuß-, Reit- und Wagmberkehr gesperrt. — Eine vorzüglich gelungene Photographie der hvchst- sellgen Königin-Witkwe Maria liegt in dem Schausester der K. Hofbnchhandkuug von Burdach au». — Wie un» da» berühmte Hansstängl'sche photoqravbtschl Atelier (Herr C. Teich) mitlheilt. ifl dortscibst vor vier Woche, wcl Grdf (Herr C. Trtch) mltibe erst Herr vr. Julius Rietz lochen in zwei Größen ausgenommen
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