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Dresdner Nachrichten : 31.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187803319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18780331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18780331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 23-24 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-31
- Monat1878-03
- Jahr1878
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- Dresdner Nachrichten : 31.03.1878
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^ «E. «-Ll. Krimsur» -M«N« I« N«rU«. ,. wi«n. Lamdur», -.,ur< M., Mü». - - »«.»« » In Nl-nNuri a. w — U». W»t>» In ai,em»t».— >»-», tnlll», vnlUnr ck L«. in Pari«. Tageblatt fürAMik, Nnteryaktun Börsenbericht und Iremdenkke. Druck und Sigmthw» der Herausgeber: Litpsch Rtlchllrdt inDreSden. Derantw. Redacte«: HtinrichpohjtNfl in Dresden. »„»»INIze «nnontk». Nullri>,e von un» und«» »annIkil NIrmkN und Per- <«»«„ Inlrrlren wir nur ,r,cn Nrtiiulnernud«, durch «ries» «arten «drr Potirmjol,. tun». Acht Gilden koste» Ist Pta». Inierale ,ü» »Ir Montag». Nummer »der nach einem Felttaa« »t« PeMjeil« Ä> Psge. NM. Jahrgang. Mitredatteur: vr. Lo»U Für das Feuilleton: I-nÄHrix Dresden, 1878. ' P-lMsche». ES erbleichen die Gestirn; de» Frieden»; finstere» Gewölle zieht empor. Nicht jene leichten, streifigen Frderwölkchen sind es, die sich ellmälig zu einem erquickenden Fruchtreaen verdichten, sondern jene aachtschwarzen, zusammengrballten Dunstschichtrn, die Tod und Ver derben in ihrem Echooße tragen und sich unheilvoll über blühenden Gefilden entladen. Gering nur noch ist die Hoffnung, daß es noch möglich sei, dem Losbruche de» Unwetters zu begegnen. In ent setzlicher Folgenlette reiht sich Krieg an Krieg und es giebt lein Ab sehen, daß die Heimsuchungen des gegenwärtigen Menschengeschlechtes mit der neuesten Prüfung, einem englisch-russischen Kriege, an ihr Ende gelangt sein werden. Nahezu komisch nimmt sich die Klage der Börsen aus, daß, ungelegen genug, gerade zur Ultimo-Regulirung der Konflikt der hadernden Großmächte in das ernsteste Stadium ge treten sei. Ultimo März stehen noch ganz andere Dinge, theuerere Interessen, schwcrrrwiegende Entscheidungen auf dem Spiele als die Ausgleichung der EourSdifferenzen der mit der Arbeit Anderer pointirenden Agioritter. Um die Zukunft Europas soll, wie es scheint, mit eisernem Würfel gespielt werden. Wohl und Wehe ganzer Nationen, Glück, Ruhe und Wohlstand von Millionen sind der Einsatz. Kein Palast ist so solid gebaut, keine Hülle in Europa so einsam entlegen, deren Bewohner nicht die Wirkungen des Niesen kampfeS, mittel- oder unmittelbar, verspüren werden. Denn täusche man sich doch darüber nicht, jetzt beginnt zwar nur der Kampf zwischen dem englischen Leoparden und dem russischen Bären, aber das ist das Unglückselige in dem Streite um die Herrschaft im Oriente, daß er auch die Fcrnerstehenden au» der Zuschauerrolle leicht in die von Mitstreitern zieht. Schon prüft der österreichische Doppeladler seine Schwingen, ob sie kräftig genug sind zum Fluge über die Karpathen, die Donau und den Balkan und es giebt mehr als einen besorgten Patrioten, den eine bange Ahnung beschleicht, daß auch das bewaffnete Mnschreiten Oesterreichs nicht die letzte kriegerische Kraftäußerung darstellt. Diese ganze, gar nicht tröstliche Betrachtung ist hervorgerufen durch den Sturz des Grasen Derby, des geduldigsten Geiste» im britrschen Kronrath und die Einberufung der englischen Reserven and Landwehr-Miliz. Auch der edle Lord Derby hätte äußersten Falles nicht vor einem Kriege zurückgescheut ohne ihn zu wollen, Lord Äeaconsfield (früher DiSraely) will den Krieg. So drückt man wohl kurz und richtig den Gegensatz der beiden englischen Staats männer aus. Beaconsfield will die günstige Gelegenheit beim Schopfe fasse«. Auch der kräftigste Staat kann es kaum ertragen, wenn un mittelbar an den Abschluß eines großen Krieges sich ein gleicher reiht. Rußland aber hätte es recht wohl in der Hand, den Ver zweiflungskampf, in den «S sich jetzt stürzt, zu vermeiden. Wollte r» sich entschließen, einen Thcil seiner Beute fahren zu lassen, be gnügte es sich mit Eroberungen in Asien, mit Staatenbildungen in Europa, die dem Türkenjoche entrückt, selbstständige Pflege ihrer Nationalität und de» christlichen Glaubens übten und nicht in die Interessensphäre Oesterreichs eingriffen, verletzte eS in der Donau- schifffahrtS- und der Dardanellenfrage nicht das gute Recht Gesammt- EuropaS, so hätte es nicht blos seines eigenm Vortheils genug ge wahrt, sondern diesem Erdtheil gute Dienste geleistet und geordnete Zustände auf eine Reihe von Jahren hinaus ermöglicht. Mit dem Stefanofrieden aber unterwirft es den ganzen Orient seinem Macht- gebiete und dem können sich schließlich weder England noch Oester reich fügen. Der Streit über die Behandlung de« Stesanosriedens aus dem Kongreffe war blo» eitel Schein; rin Wiener Blatt hat glücklich an dm Gellert'schen Nachtwächterstreit erinnert. Der eine Nachtwächter sang: „Bewahret das Feuer und das Licht", der andere: „Verwahret das Feuer und das Licht", und so brachten die Beiden den Frieden der Stadt in Gefahr. So erhebt jetzt der Gegensatz der russisch-englischen Interessen den Kongreßnachtwächter- zarck zur ernsten Auseinandersetzung. Ist es möglich, noch ein Halt zu gebieten? Wer möchte hierauf mit Nein! antworten? Ließen die Staatsmänner der neutralen Staaten in Petersburg keinen Zweifel, daß auch ihnen der Stefano- Frieden unannehmbar erscheine, mäßigten sie zugleich die Kriegslust Englands, so wäre cs höchst wahrscheinlich, daß solch' eine feste, ent schiedene, aufrichtige und zielbewußte Sprache von Erfolg begleitet wäre. Wo sind aber die neutralen Diplomaten? So gewiß es im vorigen Frühjahre gar nicht zum Ausbruche de« Krieges hätte zu kommen brauchen, wenn die Lenker der Völkcrgeschicke ihre Schuldig keit gethan, so gewiß ist in diesem Frühjahre die Möglichkeit einer erfolgreichen Vermittelung noch nicht ausgeschlossen. Dünkt es dem Fürsten Bismarck nicht als ein Preis, des Schweißes der Edlen werth, jetzt als „ehrlicher Makler" seine guten Dienste zu thun? Erlangte Deutschland seine imposante Weltstellung, ohne daß es zur Sicherung des Weltfriedens wenig mehr thun dürfte als einst der vielverspottete selige Bundestag? Aber freilich, die Gedanken der Mächtigen dieser Erde find nicht die Gedanken der Völker. „Großfürst 'Nikolaus, Skobeleff und Gurko erhielten gestern nach dem Diner vom Sultan den Großcordon des Oömanieordens", meldet bemerlungSloS der Telegraph. Das Factum ist kein unwich tige», wie manche andere Ordensverleihungen, im Gegentheil, es hat, wie di« „Franks. Ztg." richtig hervorhebt, eine gewisse Bedeu tung, e» deutet darauf hin, wie sehr die Türkei und Rußland sich einander näherten. Aber ohne ein Lächeln des Spottes, des Grolles kann man an dieser Großcordon-Verleihung doch nicht vorbeikom men. Wie viele Tausende liegen todt auf den Schlachtfeldern, wie viele Tausende noch siech in den Spitälern! Und nun feiern die großen Herren Freudenfeste, tunken sich Champagner zu und schmücken sich mit Orden. Der Sultan giebt dem russischen Groß-! fürsten und zwei Generälen, welche gegen die Türken im Felde ge standen, den Osmanie, offenbar wegen ihrer Verdienste um die Türkei. Wie erhaben stehen doch die Lenker der Staatengeschicke über dem wirklich „dummen" Volke! Von der Strafsitzung, welche Fürst Bismarck dem preußischen Abgeordnetenhaus« angedroht hatte, für den Fall, daß es die Schaf fung eines eigenen EisenbohnministerS ablehnte, wird das Hau» wohl verschont bleiben. Cs hat zwar diese seltsame Idee verworfen, hat sogar die Zuweisung der Forsten und Domainen an das Land- wirthschaftsministerium und damit das Schmerzenspflaster für Herrn Friedenthal, der nicht Minister des Innern wurde, verwei gert; aber da Fürst Bismarck nun probiren kann, wie er seine Eisenbahnpläne durch den Maybach bester fördern kann, als durch den Achenbach, so wird der preußische Landtag nunmehr geschloffen werden können, sobald das Herrenhaus sein Ja zu den 36,000 Mark für die Einsetzung des Grafen Stollberg als Vicekanzler gegeben haben wird. Achenbach will den preußischen Staatsdienst ganz quittiren und verzichtet auf die Stelle eines Danziger Oberpräsi- ocnten der Provinz Westprcußen. Er will als Professor wieder der Wissenschaft Dienste leisten. Wie wäre es, wenn der sächsische Finanzminister dem Gelehrten Achenbach eine Professur des Berg rechtes an der Freiberger Bergakademie anböte? Dieser Stern der Wissenschaft würde über einen Katheder, auf dem einst ein Werner lehrte, einen neuen Strom Lichtes ausgießen. Gegenüber dem drohenden Unwetter im Oriente gemahnen Einen die Kundgebungen der thüringischen Kleinstaaten zu den Familienereignissen ihrer Fürstenfamilien wie eine rührende Idylle. Das ganze Reußenland älterer Linie ist durch die Geburt eines Erbprinzen hoch erfreut worden, und Meiningen bereitete soeben dem mit einer Hohenzollern-Prinzessin einziehenden Erbprinzen einen festlichen Empfang. Für Neuß älterer Linie bedeutet die Erb prinzengeburt die Erhaltung der Residenz in Greiz. Wenn man es begreiflich findet, daß eine Prooinzstadt sich um die Erhaltung eines Gerichtssitzcs bemüht, wer wollte es einer kleinen Residenz verargen, wenn sie sich freut, daß ihr die Vortheile dieser Stellung verbleiben? Doch wir stellen uns nicht auf dielen Nützlichkeits- und Brodstanb- punkt. Dasselbe Gefühl, aus dem heraus bei der jüngsten Doppel hochzeit in Berlin die dortige, sonst oppositionelle Bevölkerung ihrer Liebe und Verehrung für ihr ruhmvolles Herrschergeschlecht einen frischen, natürlichen und tiefgehenden Ausdruck verlieh, herrscht auch in den deutschen Klein- und Mittelstaaten. Noch immer bindet edle Fürstenhäuser und wackere Volksstämme in Deutschland ein starkes Band gegenseitiger Liebe und Vertrauens. Darum spotte der Ber liner so viel er will über die drollige Freude der Greizer wegen der Prinzengeburt; im Grunde genommen ist der Berliner so gut monarchisch gesinnt wie der Greizer, und will er konsequent denken, schone er dieses achtungswerthe Gefühl, so kleinlich den „Weltstädter" der Jubel der Liliputresidenzen anmuthen mag. noch keine Persönlichkeit vorgeschlagen. Zu drr von den Londoner Morgenblättern veröffentlichten Nachricht, womach Marquis von Salisbury diesen Posten erhalten habe, sei keines derselben autori- sirt gewesen. Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 30. März. Der heutige „Reichs-Anz." publicirt die Entlassung Eulenburg's als Minister des Innern und Achenbach's als Handelsminister unter Belastung der Titel und des Ranges als Staatsministcr, sowie der Ernennung des Oberpräsidenten Eulen burg zum Minister des Innern, Maybach's zum Handelsminister, Hobrecht's zum Finanzminister und Achenbach s zum Oberpräsidenten der Provinz Westprcußen. Wien, den März. Der Redakteur der „Presse" batte beute Vormittag eine Unterredung mit Ignatieff. welcher hierbei erklärte, er sehe nicht ein, inwicicrn die Begrenzung Bulgariens die österreichischen Interessen schädige; snlls Rußland Im Osten Bulgariens den Einfluß bcbaltcn sollte, würde Ruhland niemals Oesterreich hindern, den nämlichen Einfluß tm Westen Bulgariens auszuüben. Rußland plane keine direkte Abhängig keit dcö FürstcnthumS Bulgarien. Oesterreich brauche doch nur zu wollen. um daSIcuige zu haben, was cS berechtigter weise von Rußland fordern könne. Rußland verlange nur, daß Oesterreich klar und offen sich darüber auslpreche. hierzu sei er bei seiner jetzigen Anwesenheit gekommen, er hoffe, die bisherigen Unterhandlungen führten zu einem allseitig delrleklgcndcn Re sultat. Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit des AuSbruchS eines englisch-russischen .Krieges bcantwoitete Jgnatieff dahin: er wisse nicht, was England durch einen eventuellen Krieg er reiche» könnte. Rußland habe die englischen Interessen stets ge. wahrt; der Erfüllung dieser Interessen, soweit sic Rußland offey- dart worden, stehe nach den Stipulationen des Friedens von San Stciano nichts im Wege. Petersburg, 30. März. In dem bereits fignalisirten Ar tikel des „Journal Petersburg" heißt eS: Das Gleichgewicht im Mittelmcere, wovon Lord Bcaconssield spreche, sei lediglich durch die im Marmarameers befindliche englische Flotte, sowie durch die Flotte in Gibraltar und Malta bedroht. Lord Derby bot seine Entlastung schon gelegentlich der Kreditforderung der Regierung an, blieb aber auf dem Posten, weil die Regierung erklärte, die Kreditforderung habe keinen kriegerischen Charakter und solle nur dazu dienen, daß das Ministerium, gestützt auf das Votum der Nation, zum Kongreß gehen könne; dennoch führte die Kreditforderung zur Verwickelung der Frage und der Weigerung England», am Kongreste theilzunehmen. Die gegenwärtige Einberufung der Reserven seien trotz der Erklärung, daß England sich nicht in einen Krieg ver wickeln wolle, nur neue Schritte auf dem Wege der Provokation. Rußland erfüllte alle gemachten Zusagen und nahm in den, Frie densvertrage keinerlei Klauseln auf, welche die Interessen irgend eines dritten Benachteiligten schädigen, cS hege das Bewußtsein, nichts vernachlässigt zu haben, um im Oriente eine Aera der Wohl fahrt und Europa eine lange Reihe von FriedcnSjahren zu sichern. Rußland werde etwaige Zlbirrungen (^deeiaüov») tief bedauern, welche das Werk der friedlichen Aspirationen aufhalten würden; aber cs werde mit den Waffen in der Hand abwarten, daß man ihm die Früchte von von ihm gebrachten Opfern abstrcite, auf deren Verzicht cs sich durch keinerlei Drohungen bestimmen lasten werde. L o nd o n, 30.März. Der amtliche „Globe" zeigt an, der Königin sei für den Posten eines Staats SecrctärS des Auswärtigen Loe«le» «a» Sächsische». — Dem Pfarrer Jultu» Sohr in Gablenz wurde da» Ritter kreuz 1. Klasse des Albrechtöordens, dem Rellgionslehrcr an dem ff. Gymnasium in Warschau. Ist. Karl Heinrich Otto Mcbing. der russische St. StanlsiauSorten 2. zvlafle verlieben. — An Stelle bcS zum Staatsanwalt beim Bezirksgericht Mittweida designtrtcn Herrn Staatsanwaltes Stein wird dem nächst Herr Asseflor von Beschwitz hier eintreten. — Die königl. preußische Oder-EraminationS-Commission Ist gestern wieder nach Berlin zurückgereist. Dieselbe bat u. A. 1» Avantageure geprüft, von denen nunmehr ? nach be standenem Examen in bas OlstziercorpS dcö sächsischen Heeres eintreten. — Einer der bekanntesten Sachwalter Dresdens, Herr Finanzprokurator Or. Schmidt, ist gestern an den Folgen eines Schlagflufleö. der ihn vor «urzem getroffen, gestorben. - DaS Verschwinden der Kant rer Ist die neueste Modekrankheit, an welcher das GeschäftSlebcn leidet. In einem der ältesten Fabrikgeschätte DreSdenS ist seit voriger Woche der langjährige Kasiircr veiduitet. der durch sein scheinbar biederes Wesen seinen Prinzipal und alle Welt zu täuschen verstanden hat. Nachträglich hat sich ergeben. daß der ungetreue Kasscnbeamle seit Jahren heimlich gespielt hat. — Infolge etncSPreiSauSschreibenS der „Sächsischen Schulzeitung" über baS Thema: „Die Organisation der zehn- klassigen höheren Volksschule nach Maßgabe tcü VolkSschiilgesetzeS" sind drei Arbeiten preisgekrönt worben. Den zweiten Preis <100 Mark) erhielt Schultirector Wolt In Scheibenberg, einen dritten Preis <80 Mark) der zweite Lecretär beS hiesigen (Dresdner) GcwerbcveretnS. G. W. C. Schmidt, Lebrer am Knabeninstitute dcö Ttrcctor Herzog und der Töchterschule de» Fräul. Reinhardt; einen weiteren dritten Preis Lebrer Hermann Schlegel tnZwen- kau. Der erste Preis (200 Mark) wurde keiner Arbeit zuertamst. — Die für die Garnison Pirna bestimmten vatterieen deS Fußartillerle-RegimentS sind vorgestern nach ihren neuen Stanvgua tlercn abgerückt. Es sind dies gerade dielenIgenBcstte- rieen. die de» Stamm des Artillerie-Regiments bildeten, Indem sie die Nachfolger d c r Truppen-Formatiomn waren, auv denen die chursächsische Artillerie vor mehr alS LOO Jahren hervorging. Seit seuer Zeit haben sic stets in Dresden in Garnison gelegen. - DieESkiinoS sind da! Vorgestern Abend kamen sie hier aus dem Leipziger Bahnhose an und Herr Direktor Schöps geleitete sie mittelst Droschke nach dem Zoologischen Garten, wo bereits ein hübsches, an die nordische Heimat!) erinnerndes Win- tcrhauö auö Rasen angelegt war, worüber sie große Freute bezeigten. Die Gesellschaft, welche von der Westküste Grönlands stammt, befielst auö 0 Personen, und zwar auö Kaspar Mikal Obakak (:<N Jahre), seiner Gattin Juliane Margareta Wayag Obakak <24 I.) und den hoffnungsvollen Spröhlingen Anna (2'/» I.) und Katrlne <1'/r I.), -sowie aus Hans Kokktk <41 II und Henrik Kusanie (28 I.) Kokktk, welcher nach seinem GesichtSschnltt zu urtheilcn, von gemischten Eltern ab stammen dürste, leidet leider an der Schwindsucht. Dagegen sehen die übrigen Mitglieder der Gesellschaft sehr munter und voll aus. Die gestrige warme Temperatur wollte ihnen freilich nicht recht behagen. Als wir den ihnen angewiesenen Platz am Enten teiche gestern besuchten, waren sämmtliche Mitglieder der Gesell schaft sehr elirlg beschäftigt. Papa Obakak und Kusaase zim merten an der inneren Einrichtung ihres WlnterhauscS, Kokkik stickte eine Rcnnth'erhar't. welche als Bedachung des kleineren SommcrzclteS dienen soll, zusammen, die Kleinen spielten und trieben allerlei Allotria und die Mutter, welche übrigens ein recht hübsches Gesicht hat, hatte vollauf zu thun, ihre Wiitsänge im Zaume zu halten. Diese ESkimoö sind übrigens schon so von der Kultur beleckt, daß ste sich eines Schnupftuches bedienen, und die Eökimokindcr haben taö mit unseren Kindern gemein, daß sie sich nickst — die Nase putzen kaffen wollen, denn als Frau Obakak der kleinen Katelne tad gutgcstulpte Näöcben mit dem rothen Moucholr bearbeitete, schrie Katrinchen. als ob eS ain Spieße stäke und selbst der väterliche strenge Blick vermochte den Schreihals nicht zu beruhigen. Der der Gesellschaft angewiesene Platz Ist sehr geräumig: außer dem Winterbausc und zwei Som merzeiten linden wir hier einen geeigneten Stall für die schönen großen Grönländer Hunde. Im naben Ententeiche befindet sich ein Kalak lScclenmörker). ein langes schmales Eanot, a»S welchem nur der Oberkörper des Schiffers bervorragt. Im Winterbausc befindet sich eine interessante Ausstellung der Gerätbe der ESkimoS und von Gegenständen Ihrer Industrie. Die Leutchen sind übrigens sehr gutmüthlg, nehmen gern kleine Geschenke, als Eigarrcn, Spirituosen, Messer re., an unv haben auch aus Berlin ! eine Menge von Spielzeug mitgebracht, an denen sie augen scheinlich große Freude l aben. IekcnlaUö wird beute eine kleine Völkerwanderung nach dem zoologischen Galten stattfinten. denn schon gestern batte das Bekanntwcrden von der Ankunft der Eskimos ein zahlreiches Publikum herangezogcn. - Die öffentliche Prüfung bdr Zöglinge deS Stadt- Waisenhauses findet morgen über 8 Tage Vorm, statt. — Mit morgen wird unsere an Sehcnöwürdlgkcllcn reiche Stadt eine Kuriosität mehr habe». Laut Inscrat wird morgen daS aui derScestraße befindliche Panoptikum eröffnet. Das selbe ist reichhaltig auSgettattet und zeichnen sich die einzelnen Wachsfiguren durch sorgfältige Ausführung aus, welche selbst da nicht weggcleugnet werden kann, wo die Porträtöhnlichkcit nickst io prägnant hcrvertritt. Verschiedene der hier vertretenen Per sonen find in gewissen Perioden ihres LcvcnS dargcstcllt. auS denen Bildnisse von Ihnen ziemlich selten sind. So ist u. A. Napoleon III. in den letzten Tagen seines Lebens dargcstcllt wo er sin Gesicht ziemlich eingefallen auösah. Im großen Zimmer gleich am Eingänge erblickt der Besucher in einer größeren Gruppe die Mitglieder unseres Königshauses. Sehr ähnlich sind namentlich Prinz Georg und dessen Gemahlin. Im liukcn Settenztmmer find berühmte Generäle und Staatsmänner, alö: Bismarck. Moltke, Thiers. Garibalvl. Abbö Lißt und An. tere mehr, im rechten Eeltcnzlmmcr dagegen namentlich gekrönte Häupter: Kaiser Wilhelm, brr deutsche Kronprinz, Napoleon. Eugenle, Victor Emannel, PIuS IX.. Leo >111., Mac Mahv» u. s. w. ausgestellt. In dem taranstoßentcn Ztm. mer präsentsten sich nnS die berüchtigtsten Mörder Thomas. Tonrville und anderes Gelick ter: während in einem weiteren Zim mer die Tobtenmaoke» berühmter Männer und Frauen enthalten sind. Einen wundersamen Eindruck aus dao Gcmüih dcö Be schauers macht hier namentlich die Todtcnmaokc Alerandcr von Humboldts: daS eingefallene Gesicht des große» Gelehrten, wie es sich hier den Blicken dalbieket, bcS Mannes, besten scharlcr
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