Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 16.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187909165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-09
- Tag1879-09-16
- Monat1879-09
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.09.1879
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VLoLt-ULesnwms. 1». «ept. e hier ""'tt'rm...... n. Aus «er. . -rastano- traten Kammern tn ar» Muna »usa«. . die Mtttheilung Regierung entgegen nehmen. Tageblatt für Uolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Sörsenberich^Frem-enlifte. z Xovptzl L 60., s L » »IL s v « v I» L t e. » 8«l»Ios8-8trusso 14, L «oa«n»hor <ivr vpnronr»«»» Mttredacttur: vr «m»tl Tür daS Feulll.: LuelMtU Druck und Staentbum der Herausgeber: in Dre*de». Berantwortl. Redakteur: ZL«te»r1«I» in Drevn, Für d>«Ra-s»»dk e>«»»land«er Ma» «acht sich die Nedactta« nicht »«rdlndllch. nicht »erblndlich Snierate« - Annahme »utwdrtti HaafenNeinu. «»-I»» t>> -««» dura, verlt», Liien. p»i<i, »«»lau. granllurt a. M. — M«»v. Mag» in verlin, Lct»«ta. Dien. H-mlnira. Nrnnlfurt«. M., Mit»« che».- rnudechG».tnZranNnch » M. - Lureau» d, „Anvatt»«»» dank". - n»e,.,i.,iii^.»^n«» ck d«. in Part». ^u- und Vvricnut svsr Llsalspsplovs, pfanddrinf«, Mellon stv. ^usruiilunft killor 6oupon8. Vnontgeltiiostv Lontrolv der Vovloosung ullsr ^Vsrtkpupiors. ^Ilos uuok nuk kriestiolrvm llomivllskslls für Vikoeiissl. kv1t-IN8t11ut von ed. putrks, koitbkilinntrnvso ialto OavaI.-Iia°«rno.> ^uslsikon unä ksosion von Idsidptordei», t'ustrAosviiirrvll, liöituaterriokt kür Orunen und Herren io der erosssn 14 a- nößs und der freien IkeiÜ'udu. Llvgünls Pferds und. 6v8vkirrs. küässige Preis«. WitterungSauöfichten: Ziemlich heiter, stellenweise neblig, trocken. Tressen. Tlcnstag. 18. Septemter. Vottttsche». E» ist Alle» nicht wahr gewesen. E» hat nie eine Verstimmung zwischen Rußland und Deutschland bestanden. Die beiden Kanzler waren von jeher und bis jetzt Busenfreunde. Die Kaiserin von Rußland ist auch nicht in einem großen Bogen um Berlin herum gefahren. Niemals hat eine russische Zeitung ein unschönes Wort über Deutschland geschrieben. Feldmarschall v. Manteuffel ist niemals in Warschau gewesen; wer ihn dort gesehen, hat offenbar einen anderen Siebenfüßigen für Manteuffeln gehalten. Die Reise Kaiser Wilhelm« nach Alexandrowo ist nur die Ausgeburt erhitzter Jomnalisten-Phantasie, die soweit ging, dahin auch noch den Zaren zu »ersetzen. Kurz, eS ist Alles nicht wahr gewesen. Also zu denken, muthet allen Ernste» die „Nordd. Mg. Ztg." dem deutschen Volke zu. Sie erklärt schlankweg die „Kanzlerfehde" für eine „Legende." Bismarck und Gortschakoff hätten sich ja seit dem Berliner Kongresse gar nicht persönlich begegnet. Man greift sich an den Kopf, wenn man die» liest. Soeben hat noch der Pariser „Soleil", welcher die haßerfüllten WuthauSbrüche Gortschakoff'» über Bismarck veröffent lichte, dieselben tn ihrem ganzm Umfange aufrecht erhalten, indem er einzig die angebliche Aeußerung Gortschakoff's zurückzog, daß Bismarck ihn mit seiner Feindschaft „beehre". Soeben wurde dem „GoloS" (weil diese» Petersburger Journal in der letzten Zeit die Person de» Fürsten Bismarck ganz besonders zum Gegenstand heftiger Angriffe machte) ein« Extrabelohnung zu Theil, indem Gortschakoff dem „GoloS" die entzogen gewesene Erlaubniß zumVerkauf einzelner Nummern auf der Straße — in Rußland die bedeutendste Einnahme quelle einer Zeitung — wieder ertheilte. Aber trotzdem soll Deutschland glauben, die Kanzlerfehde ist eine Legende. Angenommen, e» sei so. D«mn ist e» aber doch wohl die höchste Zeit, daß endlich die Berliner Offiziösen der Welt sagen, worin denn eigentlich die sachlichen Differenzen zwischen Deutschland und Rußland bestehen, die einen so wüsten, unerquicklichen Lärm hervorriefen. Der Haß der Russen gegen die Deutschen, die flegelhaften Angriffe der moSkowitischen Presse gegen alles Deutsche, da» Kokettsten des Großfürsten-Thronfolger» und de» Kanzler« Gortschakoff mit Frankreich, di« Zollplackereien, alle diese Uebelstände machten sich, wie die „Franks. Ztg." zu guter Stunde erinnert, schon zu einer Zeit geltend, al» die Berliner Offiziösen noch kosakischer als die Kosaken selbst warm. Wird die» anders, wenn dem eitlen Greise Gortschakoff rin anderer Panslavist in Amt und Würde folgt? Wird ein anderer Fürst auf ...off dm Russen Liebe zu den Deutschen einflößen, der heimischen Presse die Deutschenhetze unter sagen, auf die Allianz mit Frankreich verzichten oder das russische Schutzzollsystem aufhrbm? Ist die» aber kaum wahrscheinlich, so würde sich die offiziöse Berliner Presse nur verdient um Deutschland und den Weltfrieden machen, wenn sie klar und bündig auseinander- seSte, «a» denn der Gmnd zu der deutsch-russischen Entfremdung sei, wa» Rußland von un» verlangt? Daß sich Deutschland nicht in die Besetzung russischer Etaatsämtcr zu mischen hat, ist richtig. Wenn di« russische Presse e« al» unerträglich bezeichnet, daß Bismarck nur linen ihm genehmen Nachfolger Gortschakoff's gelten lassen will, so kann man e» unmöglich tadeln; un» erscheint diese Annahme als will kürliche Erfindung, al» Borwand, um weiter zu häkeln. Also, welche sachlichen Differenzen trennen Deutschland von Rußland — ihr Herren in Berlin, sprecht Euch einmal darüber aus! Da« unbehagliche Gefühl der Russen, aus einem unendlich kostspieligen und blutigen Kriege nur geringe Früchte eingeheimst zu haben, erregt in Frankreich zunächst kein Mitleid. Man interessstt sich dort nicht sonderlich dafür. Frankreich ist e» ganz recht, daß der Kosak nicht seine Lanze auf der Sophienmoschee in Konstantinopel aufpflanzte, daß Oesterreich das auf dem Berliner Kongresse erhaltene Mandat zur Besetzung de» SandschakS von Novibazar ausführt und damit ein Gegengewicht gegen den Panslavismus auf der Balkan halbinsel schafft. Ist doch Minister Waddington selbst eifrig bemüht, in der Vergrößerung Griechenlands ein dem Panslavismus nicht minder lästiges Gegengewicht zu beschaffen. Freilich rückt die Abtretung türkischen Gebiete» an Griechenland nicht von der Stelle. Die beiderseitigen Bevollmächtigten verhandeln seit Wochen ohne' Ergebniß. Die Pforte verschleppt die ihr äußerst unbequeme Angelegenheit unter den lächerlichsten Borwänden, von Eonferenz zu Eonferenz, von Protokoll zu Protokoll. Die Pforte nutzt eben die Gunst der Lage au«: Griechenland hat versäumt, zur rechten Zeit loSzuschlagen, es büßt jetzt dafür, denn selbst zu ohnmächtig, den Türken mit Gewalt Gebiete zu entreißen, darf Griechen land nur auf di« moralische, matte Unterstützung der «inen oder anderen Groß macht, nicht auf militärische Hilfe rechnen. Die friedliche Politik WaddingtonS ist ganz im Sinne der Republikaner Frankreichs und da» Schweigen der französischen Presse auf die Liebeswerbungen Gortschakoff's ist sehr bezeichnend. Ueber den Zustand der in Afghanistan herrscht, senden die eng lischen Blätter die widersprechendsten Depeschen hinaus. Unklar ist die Haltung de« Emir Jakub, unklar Größe und Umfang des Auf stande», unklar die Absichten England«. Diese Widersprüche spiegeln nur den grenzenlosen Wirrwarr und die unaussprechliche Rathlosig- keit Engend» wieder. Die schlimmsten Nachrichten sind unter solchen Umständen di« glaublichsten. Möglich, daß Rußlands Hetzereien nicht die Triebfeder zu dem Blutbade in Kabul warm, daß vielmehr der Stolz der Afghanen e» unerträglich fand, täglich fremdherrliche Offiziere unter sich zu sehen und dm eingeborenen Fürsten an dem LeÜseil eine» auswärtigen Gesandtm zu wissen; möglich auch, daß der Emir dm Engländern die Treue haltm null und mit Furcht edeen seiner Stämme nach dem andern abfallm sieht; möglich, daß die Aufftändischen einer festen Leitung und eine« klaren Planes ent- hchren — für die Engländer macht dies die Sache nicht besser. Der Aufstand nähert sich der indischen Grenze, sucht die bisher treu ver bliebenen Grenzvöller zum Aofall zu verleiten und die Engländer sind vor der Hand ungerüstet, um dm Rachezug anzutretm In der preußischen Presse ist ein lebhafter Streit darüber ent brannt, wie eine Antwort zu verstehen sei, welche der neue Kultus minister v. Putkamer auf eine Eingabe katholischer Priester West falens ertheilte. In der Form äußerst verbindlich, wahrt diese Ant wort nämlich dem Staate als solchen alle Rechte gegenüber den An sprüchen der katholischen Kirche. Weiter sind wir also noch nicht? fragen erstaunt und bestürzt die Ultramontanen. „Mit der kirchlichen Reaktion ist es doch Nichts", jubiliren die Liberalen. Erstere sagen, daß man deshalb den Minister Falk nicht hätte zu stürzen brauchen. Letztere geberden sich, als ob ihnen ein Stein vom Herzen gefallen sei, die „pfäffische Umarmung" sei für immer abgethan. Beide haben Unrecht. Putkammer behält sich, wenn man nur zu lesen versteht, vollständig freie Hand für die künftige Ordnung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche vor. In Preußen liegen ja die Verhält nisse so, daß die den Ultramontancn so verhaßten Falschen Mai gesetze unangetastet ruhig weiter bestehen können und trotzdem in der Schule Alles nach dem Herzen des Papstes geordnet werden kann. Es bedarf nicht wie in Sachsen einer Veränderung des Schul gesetzes, um das Bildungsniveau der Jugend herunter zu drücken und dieselbe der kirchlichen Reaktion preiszugeben — wozu sich doch niemals ein sächsischer Landtag bereit finden ließe; in Preußen ist weiter Nichts nothwendig, als ein ministerieller Federstrich, den kein Landtag hindern kann, um statt der Falk'schen Schulreglements die reaktionären Mühler schen Schulregulative wieder einzuführm und Aufsicht über die Volksschule orthodoxen lutherischen Pastoren und jesuitischen katholischen Priestern zu überantworten. In Preußen hat eben der Landtag darauf keinen Einfluß und deshalb erscheint uns sowohl die Vetrübniß der Ultramontanen als der Jubel der Liberalen gleichmäßig unangebracht Je nachdem im Landtag die Ultramontanen die Bismarck'schen Eisenbahnankäufc bewilligen und seine Steuerprojekte unterstützen oder nicht, wird der „Kulturkampf" fortdauern oder zur Rüste gehen, wird die kirchliche Reaktion mit klingendem Spiele in die Schule einziehen oderauf günstigere Stunden warten. Neueste Telegramme der „Dre-duer Rackirichten." London, 15. September. Ein Telegramm des Daily Te legraph an^Simlv'behemptet, daß E«w-«»derWetz«l«i in Kabuls sind mitschuldig war und in Kabul Ordre ertheilt, jegliche direkte Ver bindung mit den Engländern abzuschneiden. Große Streitkräfte feindlicher Muhamedaner besetzten Dakka. Der Weg nach Kabul ist von einer großen Asghanenarmee besetzt. Haag, 1b. Septbr. Die Tdrqnrede bei Eröffnung der Ge- neralstaaten bebt die sebr ireuiidschaslliä cn Beziehungen zu den auswärtigen Mächte» hervor und bezeichnet die Resultate teS SttichinkriegeS als zufriedenstellend. Der Druck aus die Industrie, den Handel, die Schifffahrt, sowie auf die min der ergiebige Ernte dürften den Rückgang deS Erträg nisses einiger Steuern Im Gefolge laben und neue Zuführungen zum Staatsschätze bedingen. Die Regierung werde zur Hebung deö Wohlstandes an den heilsamen Grundsätzen der Freiheit deö Handels und der Industrie festhalten und die Han. deiSwcge verbessern. Geeignete Maßregel» zur Unterdrückung der Viehseuche seien eingeschlagen. Der Strasgesctzcntwurs werde ausrecht erhalten bleiben. Daö Gesetz über den PrimSr- unterrtcht werte nach Beendigung der vmbereitungSmaßregeln er folgen. Die Lage in NIcderländlsch-Indlen ist eine iw Allge meinen günstige. Die dort begonnenen großen Arbeiten schreiten vor; die dortigen Finanzen erheischen indcß große Umsicht. Die Einwanderung der Kults nach Surinam und die Entwickelung der Mincralschätzc in Kuraqao seien notbwcntig. A then . U>. September. Die griechischen Bevollmächtigten erhielten neucstcns Weisung, die Verhandlungen mit den Türken sortzusetzen. am' Eongreß-Protokoll festzuhaltc», in Detailsragen die Vermittelung der Mächte anzuruse». Locale- and Sächsisches. — Sk. Majestät der König ist am Sonntag Morgen wohlbehalten in Wien cingetroffen, von tem Kaiser Franz Iosevb am Rordbahuhofe begrüßt worden und im Schlosse Schönbrunn abgesticgen. Die Abreise nach Eisenerz zu den Gemöiagken sollte am-Montage ertolgcn. Auch Grai Andrassy wurde dazu mit einer Einladung beehrt. — Gestern beehrte S. K. H. Prinz Friedrich August daö Museum Salvator in Obcrblascwitz mit einem eingehenden Besuche. — Die Beerdigung deS verblichenen Leiter» der Dresdner Blindenanstalt. Herrn Direktor R ein Harb, findet morgen vormittag 10 Uhr vom Trauerhause au» aut dem Annenkirch- hose an der Chemnitzersiraße statt, von allen Selten sind Be. weise des tiefsten Beileids kundgcgcben worden. Wenn die Dresdner Blindenanstalt überall als Musleranstalt gilt, so ist dies vor Allem dem Verstorbenen zu danken, dessen Hauptverdicnst eben darin besieht, daß er Mittel und Wege fand, den Zög lingen der Anstalt ein späteres selbstständiges Fortkommen zu ermöglichen. — Diese Woche wird In Berlin cinc Bcratbung zwischen Ver tretern des deutschen Reichs und der vereinigten Staaten von Nordamerika über die Doppelwährung stattstntcn. Nord amerika dat zu diesem Behuse einen Spezialbevollmächtigten ab gesandt. Herrn Georges Walker. Derselbe ist ein entschiedener Vertreter der Doppelwährung unv glaubt, taß Deutschland und die Vereinigten Staaten bei der Annahme der Goldwährung Millionen verloren haben. Er hat noch lüngst mit leitenden Mitgliedern einiger europäischen Negierungen Besprechungen üder diese Frage gehabt. - Nachdem das Landtagswadlresuktat feststebt, fragt man bereits nach rem künftigen Präsidium der 2. Ka », mer. Da in der Kammer 4l Conscrvative, 19 Nationalliberale. 17 Fortschrittler und 8 Sozialdemokraten künftig sitzen werten, so ist eS keinem Zweifel unterworfen, taß der Bürgermeister Haberkorn, der, bewährte Präsident, wieder mit diesem Amte betraut wird. Höchstens könnte cö sich fragen, ob die nunmehr zweitstärkste Partei, die Nationallibcralcn, ihren 2.Vicepräsitentcn, Dr. Pseiifer, auf den ersten Vicepräfiocntenpiatz verschieben und Herr Oberbürgermeister Streit zweiter Vtccpräsident wird. — Die Urbergade deS neuen JustizpalastcS an den Direktor de» kgl. Bezirksgerichts. Geh. Justizrath Wchinaer. er- folgte gestern durch Herr» Lanbbaumeisier Canzler. Die Be friedigung über den herrlichen Bau und seine geschmackvolle innere Ausstattung Ist allgemein. Daö Meublement und die sonstige innere Einrichtung ist last auSichiießlich durch Dresdner Kunsthandwerker besorgt worden: die Tischlerarbeit hat z- B. Herr Trache geliefert. Die l» Säle, i» dem» künftig gleich zeitig öffentlich verhandelt werden kann, iinponircn sowohl durch ihre gkschmackvoU-gediegene Ausstattung, wie durch die Zweck- Mäßigkeit ihrer Einrichtungen. Jeder Richter kau» z. B. von seinem Tiich auö einen Gertchivdiener herbeftuscn ohne auszustedcn oder zu klingeln. Er braucht bloS a» einen pneumatiichen Apparat zu drücken, dessen Knopf sich auf seinem Tisch befindet und dessen Drabt durch daS Tischbein und die Dicic »ach außen läuft. Der Schwur- und der Schöffeiigertchtoiaal sind absichtlich im Zuschaucrraume verkürzt worden, um den Stammgästen der Verhandlungen, die mitunter bloö deshalb aus der Tribüne er- schienen, um „Studien" für gewisse Zwecke zu machen, ihr Hand werk etwas zu legen, vermißt wird das Aiibringen einer Uhr mit Schlagwerk im Justizpaiast, da eS künftig bei den Terminen, die aus '/< Stunde genau andcraumt sind, sebr auf die Minute ankommt. — Slm Sonntag Abend gegen 9 Uhr begann inncrbalb der Stabt daS Legen deö unter i rb Ische n T el egrap h en- KabelS, welches, wie schon gesagt, binnen ganz Kurzem Dreöken mit Berlin verbinden wird. Die bei zahlreichen Petro- leumsackeln bewirkte Arbeit erregte natürlich nicht wenig die Aufmerksamkeit der abendlichen und nächtlichen Passanten. Die Lieierung des Kabels und seine Legung wild von der Berliner Fabrik Siemens und Halökc bewirkt, sie hat renn auch ihre eignen, bereits seit 3 Jahren mit den Kadel-Ltgungen Im deut schen Reiche vertrauten und ca. 700 Mann zählenden Leute — meist polnische Arbeiter — die sämmtlicv Schilder mit dein Ab zeichen 8. L II. tragen, hierher gesandt. BlS gestern Morgen waren in der Stadt schon sämmtliche Unterführungen der Straßcnübergänge hergesteilt und zwar so. daß man i» denselben Röbic» von Thon legte, durch welche das Kabel dann einfach durchgezogcn wird. Jeder Arbeiter bearbeitet absatzweise eine Strecke von 5 Metern und zu se 20 Arbeitern ist ein Auiiehcr gestellt; sind die 5 Meter erledigt, so nimmt diese der Auisrber ad und die Leute rücken weiter mit demselben Pensum; <ür die meterticfe Ausgrabung de» Kanals erbält der Arbeiter per lausen den Meter lO Pt. Lohn. »Außer der Bedingung teS Rai'ch- arbcitcns gilt auch die deö Nichtrauchens bei der Arbeit. Zelt tari nicht verloren werten, denn die ganze Strecke - Dresden- Berlin — muß laut Accord binnen gewisser Zeit ftrtig gestellt sei». Jeder der aus verschiedenen Plätzen ausgeiahrenrn TranS- vortwagcn enthält 1500 Nieter aufgerollte» Kabel und die son stigen dabei gebrauchten Requisiten. Die Einlegung de» Kabel» geschieht auf die einsachste Weise: eS wird aus Ziegelstein gelegt dnnn ioiort mit Erde bedeckt. Bereits gestern Abend war die ganze Stabtstrecke. vom kaiserlichen Telegrapbeuamt auf der IohaimeSallce big hinüber zu dem telegrapdtichen Bureau In de» Kasernen In der Albertstadt und von da nach der Ehauffee ge legt. die Gräben wieder zugeschüttet und die sämintlicheu be rührten Straßenübrrgänge schon wieder abgrpstastert: die Arbeit ist sonach mit wahrhaft telegraphischer Schnelle erledigt worden. - Fälschlich war auö dem Umstande, daß Im Retchstele tz raphen Dienste in Zukunft weibliche Beamte nicht mehr angestellt werben sollen, die Befürchtung hergeicitet worden, baß auch die biSber angestcllten ihre Stellungen verlieren könn ten. Von halbamtlicher Seite wird uns die beruhigende Zusiche rung ertheilt. taß davon nicht die Rede sei. Die weiblichen Be amten. welche gegenwärtig im Dienste sind, werden erst auSscbri- dcn, wenn ihr eigener Wille oder Untaugiichkeit zu fernerer Ar beit es mit sick' bringen. In den größeren Städten teS Reichs sind bei den Tclegraphenverwaltunge» gegenwärtig noch 220 weibliche Beamte angefielll. tn Baben außerdem noch 70. — Gestern begann der 1. Congreß der deutschen Hausbesitzer-Vereine, welcher bekanntlich infolge der »Anregung teS Dresdner HauSbesitzer-verein» zusammengetretrn ist. Ueber vo Delegirte aus vielen deutschen Släbten batten sich eingesunden, so ans »Berlin, Breölau, Kassel. Wiesbaden. Ham burg, Stettin, Königsberg rc. Landtagkabgcortnetcr Hariwig- Dresden begrüßte den Congreß. woraus Schröer-DreSten zum l., Seidlng-Berlin zum 2.. und Hartwig-Dresden zum 3. Vorsitzen de» gewählt wurden. Al» Vertreter der Statt waren erschienen Stadtverorrncten-Vorsteher Ackermann und der neue Ltattrath Schöne. Wenn man sich einen deutschen HanStyrannen gemein- lich recht behäbig vorstellt, so entsprachen nur wenige der Herren Eongießler diesem Bilde; die bösen Miether. die hoben Abgaben und die Hypotheken-Schwierigkeiten haben baS Durchschnitts-Wohlsein der Herren Hausbesitzer offen bar etwas beeinträchtigt. Mit der vom Dresdner HanSbesitzer- Wercin beantragten Begründung eine» Verbandes deutscher Haus besitzer war man allerseits einverstanden; eine Kommission wirb heute Vorschläge machen. Zweiter Gegenstand war Diskussion ev. Beschlußfassung über dre »Mittel zur Hebung deö Grund kredits. Hier standen sich zwei Ansichten: Selbsthilfe und Staatshilfe entgegen. Für die erstere trat der Redakteur der „Deutschen Grunteigenthum - Zeitung" Holländer - Berlin ein. indem er die »Begründung von Htzpotheken-Jnstiiuten vorschlug. Infolge Unwohlseins teS Corres. Direktor G. A. Müller brachte Blumcnfabrikant Pinkcrt dessen Anschauung zur »Verlesung. ES war ein geharnischter Angriff auf das Man- chestcrthum. der hier wie eine Flnth Oel wirkte, die ins Feuer gegossen wird. Die Selbsthilfe sei anrüchig geworden, seit sie die Manchesterleute in die Gesetzgebung eingesührt. dadurch sei überall ein Fanstrecht hervorgrrnsen worden. Den Manchester- leuten mit tdrem fluchwürdigen Anhänge von Wucherern, Grün dern und WcitbankierS sei daS gegenwärtige Raudiullem zu ver danken u. s. w. Diese »Ausführungen rieten einen solchen Sturm in der Versammlung hervor, daß schließlich Hk. Schröer, dem Millen der Majorität entsprechend, Hrn. Pinkert daö Wort ent ziehen mußte. Da keine persönlichen »Angriffe steten, so erklärt sich eigentlich dieser Sturm nicht recht. Gewöhn lich heult doch nur der Hund, dem man aui den Schwanz tritt. Direktor Müller trat mm, obgleich heiser, leibst an daS Rednerpult, führte au», wie daS laiksor aller der Selbst hilfe zur »Armutb. zum Ruin deS »Mittelstandes geführt habe und beiürwortete daun daS von ihm vertretene Svstem der Staats- hypotbeken <unkündbare Beleihung deö städtischen Grundbesitzes durch den Staat altz erste Hypotdeks. vr. Hülße sprach sich iür eine »Vereinigung der Staats- und Sclvsthilie iPtandbrtcilnsiituke unter staatlicher »Auisichts aus. Mtlch-BreSlau wünschte eine geiunde Tarbestlmmlmg für den städtischen Grundbesitz. Otto- Glauchau erzählte, wie er an der Spitze eines verein», dessen Vorsitzender er „natürlich" gewesen, „tief in dir Sache binein"- gedruugcn sei. Hartung-Drcösen legte zur Erläuterung der Müller'schcn Anträge die Verhältnisse der sächs. Lanteskuitur- Rcntcnbank dar. Schließlich wurde aui Antrag t)r. Hülße'S de» schlossen, eine äglledrige Eonimsssiou mit der Aufstellung eines Normativ-Statuts «Nr Psaiitbriellnsiitute unter bebörblicherAns- ficht »ür de» städtischen Grundbesitz, ähnlich den ländlichen Psand- brlesinstitnten.zu betrauen, in welcher die Gesichtspunkte billiger Br^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite