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Dresdner Nachrichten : 01.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188110017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-01
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.10.1881
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vr«Lei> 1881. sLr «»1 nehmt« «, «urea«, ».»»«<»». ««<». t:. F-g-Ksatt fix Änterhattuvg, Eeschiistsverkehr. Lör/endericht, Frem-enliste. 26. F»I»r8Lv8. SHerair wei»«n ««rie»s>r»tc >3 »i» «i-m. « Uhr ange»»m«en. r«Ld?.UWrük — Die klnlpoltlge Vrltuetle kotz» I» P!»e. Sttigelandl So Ps,e. Eine «araiiiie lüe da» nächii- »»«iae Erschein,» der Inserate wird »icht ,e,«d«n. «n»w«r>i,e «nuoneen-Ausirage «an unhekanntci, Ecrsoiien tuieriren Mir nur ,e,e„ »rtuumeran»«» Lertzl»»« durch »iriesinarlen oder PolteiNtahlung. Acht Silben kosten ld Psg. Inserate sür dts Montags «NMlner »der »ach einem Festtage »te «ietitgeile « «I. V»pi88vriv- VvilinsvIits-^usvvi'IlLuf ru dell»nut KUItzchtE» kr«t>«L. LL»rtau»«i» Sv ««»», 8oklo»88tr»s»v 17, xexouüder äem kxl. 8vl»1v8». jllsssonsloinL Vogler, vrotzÄnj (Lrete aaä »ttesto ^nuonvsL-LxxeLMoL) HVNxIrwirsr-Str»»»« SV. I ilkrowpto Velürävrung von »u «cklv Loituorsu cksrkl 'Volt ru l»ri1w!ls»i«eo vrotsoo obnv rlsdovlcostvu. Vor-8 Xnsckitige, llLtoioge, Olkortou-^muckwo oto. «i»ti». ü vle IloS«rv»s«ll.r»drL V»» El, la. Hükßr«», Könixidrüollsrottaoso bsr. 75, ktUÄe: 2vtnxer8tr»88v 8, «mptivdlt idr rviokdalUxes vaoer von lilocker» unä I*ö>»pe«Hr»Lett «tc. in vinkLomcker viv elegkintoster L.us- stLttllNL. llliwtttrl« krsisliston grati, oucl liLneo. «r. S74. 771 «kill 7 «eptdr. »arnnieternachvtkar «hsald, »aUftrahe »<«bd».«U.) , — »«verwilderte Tdennvni^lro^». n. Measlm. i rem». 7>, »hg., s AuSfichtm für den 1. Oktober: Vorwiegend heiter, trocken, t^efnl,,- vor Sonnabend, 1 Oktober. re» am 1. Oktober 1856 erschienen zum ersten Male die „Dresdner Nachrichten" als Tageblatt für Unterhaltung und Geschäfts verkehr und sind dieselben unausgesetzt seit jener Zeit täglich erschienen, in Summa also 9131 mal zur Ausgabe gelangt. Die Verlag--Firma de- Blatte», Liepsch L Neichardt, kann am heutigen Tage mit Genugthuung und innigem Danke zurückblicken -auf ihr Unternehmen, welches namentlich durch die Güte nnd Nachsicht des lieben Sachsenvolkes so freundlich unterstützt wurde, daß heute die Auslage des Blattes die anfangs nie geahüte Höhe von täglich erscheinenden 37,000 Exemplaren erreicht hat. Dank den vielen lieben Freunden des Blattes, welche dasselbe durch gediegene Mitarbeiterschaft förderten, Dank den hohen Behörden, welche demselben stets mit Wohlwollen entgegenkamen, Dank den treuen Mitarbeiten! der technischen Offizin, welche die fieberhafte Ausführung der Tagesliteratur mit rüstigen Kräften förderten, Dank aber ganz besonders dem Publikum, welches durch treues Ausharren im Abonnement und Dahingeben von Inseraten daS Bestehen und Emporblühen des Unternehmens sicherten und förderten. Gebe Gott uns und unseren Mitarbeitern Gesundheit und Kraft, auch fernerhin zum Vortheil und Segen unseres Vater landes und darüber hinaus die öffentliche Stimme ertönen zu lassen, zu nützen, zu streben, zu bessern und die in unsere Hände gelegte Macht der Presse würdig weiter zu verwalten. - Dresden, 1. Oktober 1881. Die vorgestrige Wahl-Ttersavtocknug Die Aufstellung des Herrn Oberbürgermeister vr. Stübcl »um ReichstagSkandidaten für Altstadt-Dresden ist nunmehfferfolgt. Dies geschah in einer groben Volksversammlung, die in tzrehr als einer Hinsicht interessant verlief. Nicht blos, weil sie säGmtlichcn vier Parteien — unter Dem thun wir'S in Dresden nust einmal nicht — Anlab »ur Aussprache bot, sondem weil sie, trotzdem, daß die Hauptperson fehlte, dennoch deren Wahlaussichten in unverkennbarer Weise mächtig gefördert hat. Herrn vr. Stübel in einer bewegten Volksversammlung als Kandidaten aufstellrn, ohne dab vr. Stübel zugegen ist, daS heibt den „Wilhelm Teil" ohne den „Wilhelm Tell" aufführen. So grob aber war daS Zutrauen der vorgestern in Braun's Hotel erschienenen Wähler zur Person des Stadtoberhauptes, dab man filbst über den gedachten Mangel hinwegsah. Es bekundete sich soviel Enthusiasmus für vr. Stübel's Kandidatur, dab nunmehr alle Aussicht vorhanden ist, durch denselben den bisherigen sozial demokratischen Vertreter Dresdens zu verdrängen. Allgemein aber war auch die Erkenntniß, dab es vr. Stübel's Wahl ungemein er leichtern würde, wenn derselbe nunmehr, nachdem ihm das Vertrauen der Wählerschaft so voll entgegengekommen, seine Stellung zu g<- wissen groben Fragen (Arbeiter-Unfallversicherung, TabakSmonopol u. s. w.) schriftlich oder mündlich kurz bekannt gäbe. Das Unter lassen einer solchen Veröffentlichung wäre ein Fehler. Eine zweite Vorbemerkung betrifft daS Fiasko, welches der Führer der hiesigen Reformer erlebte. Auf die auS gekränkter Eitelkeit erfolgte Auf stellung vr. Stöcker's siel in der Debatte ein sehr Helles, aber un- vortheilhaftes Licht. Die Drohung jenes Herrn, Revanche zu neh men durch Aufstellung eines Sonder-Kandidaten in Neustadt, be weist abermals das Vorwicgen persönlicher Interessen. Denn de s Aufstellrn eines Reformers in Neustadt, heißt Nichts anderes, als diesen Wahlkreis absichtlich, ja mutbwillig den Sozialdemokraten in die Hände spielen. ' Es waren wohl an 1600 Wähler in Braun's Hotel erschienen: zumeist Handwerker, Kaufleute und Beamte; cs ,var eine Vertretung des BürgerthumS in seinen besten Bestandtbeilrn Nach kurzer Ein leitung durch den Vorsitzenden ergriff Schuldirekter Heger als Be richterstatter da» Wort: Die bevorstehende ReichstagSwahl, «in Ereigniß von grober Wichtigkeit für ganz Deutschland, hat für unseren Wahlkreis dop pelte Bedeutung. ES gilt di« bisherige sozialdemokratische Vertre tung zu beseitigen, die Dresden wahrlich nicht zum Frieden und Ruhme gereicht hat, die selbst die materiellen Interessen eines gro ßen Theileü unserer Mitbürger gefährdete, eine Vertretung, die nicht im Sinne der groben Mehrheit der Bewohner der Hauptstadt Sach sens lag und über welche viele Tausende von Bürgern erschrocken, ja empört waren. Was hat damals der Sozialdemokratie zum Siege verholfen? Dab die Ordnungsparteien nickt in geschlossenen Kolonnen, sondem in grtbeilten HeereShaufen zur Wahlurne gingen, wr,l Biele ihrer Staatsbürgerpflicht, zu wählen, nicht nachkamen oder sich nicht zu dem wahren Patriotismus aufzuschwingen ver mochten: eigene Wünsche und Ansichten, selbst berechtigte, der All gemeinheit unterzustellen. Immer von Neuem überkam uns eine bittere Stimmung, ivenn wir an Lebel's Wahl erinnert wurden oder Kundgebungen von ihm erfuhren. Hat rS nicht in den Herzen aller Wohlgesinnten Entrüstung hervorgerufrn, als er beim Ver- fassunaSjubiläum di« Feftstimmung unser« Lande« durch «inen par lamentarischen Stemwurf zu stören versucht«? Al« es ihm nicht do§ ke§e ^m,Eichm"ÄÄ^en doch garo, per >e>r z-u sauren m unsrer Liaol nimi uno >m> noch jetzt trotz seines hohen Alters der allgemeinen Interessen mit Eifer annimmt, noch in letzter Stunde von seiner aussichtslosen Kan didatur freiwillig zurücktreten und damit der guten Sache einen werthvollen Dienst leisten. — Noch betrübender ist die Spaltung, wxlche die Christlich-Sozialen und die Reformer in jüngster Zeit m die gemeinsame Sacke brachten. Es thut mir leid, einen Mann (vr. Stöcker) in den Wahlkamps gezogen zu sehen, den ich hochachte und der durch Amt, wie die freiwillig übernommene Mission, in erster Linie darauf hmgewiesen ist, überall Gesetz und Ordnung zu unterstützen nnd den christlichen Staat zu fördern, nicht bloS durch beredte Worte, sondem auch durch Thar und Beispiel. (Sehr gut!) Das Tragen der Stöckettschen Kandidatur nach Dresden hat der guten Sach« einen schlimmen Dienst erwiesen. Ja, eS wäre noch etwas Anderes, wmn vr. Stöcker in Preußen hinsichtlich der Reichstagskaudldatur schnöden Undank geerntet hätte, sodaßer daS zur Vollendung ferner Mission nöthige parlamentarische Mandat nirgends anders als in Dresden fände, vr. Stöcker ist außer in Dresden noch in drei anderen Kreisen aufgestellt, in Berlin wird seine Kandidatur aufs Aeußerste gefördert. Wie kommt also Dresden zu einer Reservestellung? DaS unerquickliche Schauspiel des sich gegenseitigen Bekämpfens der Ordnungskandidaten schlägt nur zum Gewinn der Sozialdemokraten au«, der gemeinsamen Feinde des selben Staates und derselben Kirche, für die Herr Stöcker überall einzutreten bereit ist. (Sehr gut!) Wir haben beschlossen, an vr. Srübel's Kandidatur festzuhalten, obgleich zur Linken und Rechten Abtrünnige abgewichen sind. (Großer Beifall, aber auch Oho'S!) Ihnen, m. H., gegenüber brauche ich diese Kandidatur nicht eingehender zu empfehlen. Stübel's Wirksamkeit liegt vor Aller Augen: seit vielen Jahrzehnten bat er als Stadtverordneter und als RathSmitglied nicht blos die allgemeinen Interessen Dres dens kennen gelemt, sondem auch die der einzelnen Gruppen von Bürgem. Bei seiner Befähigung und Energie, seinem Eifer hat vr. Stübel manchen schönen Erfolg für unsere Stadt erreicht. Vergangenheit, Charakter und Stellung des Mannes, den vor wemg Jahren daS Vertrauen der Stadt an die Spitze rief, bürgen dafür, daß er die Stadt Dresden würdig im Reichstage vertritt. (Bravo!) ES ist Bürgerpflicht, «S heißt für das Wohl Sachsens und des Reichs arbeiten, wenn wir am L7. October unseren ver ehrten Oberbürgermeister vr. Stübel wählen. Ich empfehle seine "^Ander Beifall.) »7«» M«» um NamenL der Mesormer gegen diese Kandidatur zu promAren. Man beherzige di« Lehren der letzten Reichstagswahl schlecht genug; die Reformer seien gar nicht gefragt worden bei der Kandidaten-Aufstellung (Aha!), ob gleich die Konservativen vor 4 Monaten schon wußten, daß wir Reformer Stöckern proklamiren würden. Wir Reformer mußten erst gefragt werden. (Redner wiederholt Das noch 4—5 Mal). Wir besitzen für vr. Stübel die größte Hochachtung, auch wir wollen Äebeln beseitigen» aber dazu ist Vr. Stöcker der geeignetste Mann. (Nein!) vr. Stöcker hat so eminente Verdienste um die soziale Frage, daß sie ihm Niemand abstreiten kann und vr. Stübel sott erst lernen, im Reichstage sein Interesse für soziale Fragen zu beweisen. (Lebhafter Unwille). Warum hat man uns Reformer nicht gefragt? Man hat uns unterschätzt. Wir sind der zweit größte politische Verein Dresdens. (Nicht wahr!) Nachdem wir Vr. Stöcker aufgestellt, sind wir doch noch zum Oberbürgermeister Stübel gegangen und haben ihm gesagt: wir haben eine Resolution gegen Sie angenommen. Niemand weiß genauen Bescheid über ihr politisches Programm. Wenn Sie die berechtigten Forderungen unseres Programms anerkennen, so wollen wir für Sie eintretcn, obwohl wir Reformer zur Hälfte aus bekehrten Sozialdemokraten bestehen. (Aba! Stimmt). Unser Blatt ist das verbreitetste po litische Patteiorgan Dresdens. (Schallendes Gelächter). Man wirst Stöckern wr, daß er ein Preuße ist. Aber der Reichstag ist deutsch. Stöcker ist aus dem Volke hervorgegangen, er ist der Sohn eines Unteroffiziers und hat mit vielen Entbehrungen kämpfen müssen, denn er war nicht gleich Hofprediger, sondern er hat be kanntlich erst studiren müssen. (Langanhaltcndes, schallendes Ge lächter). Di« Wahlaussichren Stöcker s in Berlin sind nicht die rosigsten. Die Judenherrschast ist dort so statt, die jüdischen Millionäre, setzen Himmel und Hölle in Bewegung, daß er in Berlin nicht durchkommt. Mir selbst hat Vr. Stöcker gesagt: er komme nicht in Berlin durch, darum nehme er für Dresden an. Wir Reformer sind keine Judenhctzpartei (So? So?)» wir haben größere Ziele im Auge als die Judcnhetzc. die wir verabscheuen. (Staunen und Lachen). Wir wollen das Uebergewickt der Fünften und Börsenbarone im Parlamente vermindern. Es wäre sehr hübsch, wenn vr. Stübel heute Abend selbst seine Kandidatcnrede hier gehalten hätte. (Sehr wahr! und Beifall von sehr, sehr vielen Seiten). Der Wähler will wissen: was ist Dein Programm? WaS wirst Du im Reichstage thun? (Beifall und Zischen.) Schuldirektor Heger weist die Einwände Pinkett's schlag fettig zurück. Stöcker hat selbst erklärt, er habe die Dresdner Kandidatur von der Reformpattei angenommen, weil ihm gesagt worden sei: er brauche sie nur anzunehmen, dann stimmten ihm auch die. Konservnttvcn zu. Unmöglich könne es ernst gemeint sein, daß Stübel erst anfangrn müsse, sich um soziale Fragen zu küm mern. Wokl aber sei vr. Stöcker in erster Linie Theolog und habe sich erst seit wenig Jahren infolge einer anderweiten Agitation den sozialen Fragen zugcwendet. Hingegen arbeite vr. Stübel mehrere Jahrzehnte inmitten der Interessen der gelammten Bürger schaft (Sehr wahr!) und Niemand könne ihm zurufcn: Fange an. erst zu lernen! (Beifall.) Der rothc Faden, der durch Pinkett's Erklämng sich durchzog, war der: Wir gehen nicht mit Euch, weil Ihr unS nicht vorher gefragt habt. (Schr richtig!) Wahrer Pa triotismus spricht nicht auS diesem Verhalten, wom aber eine Nein« Dosis verletzter Eitelkeit. (Langer, stürmischer Beifall.) Ich wie derhole: Seien wir einig! Verdrängen wir, wie die Bürger Zwickaus gethan, den Sozialdemokraten durch die einmüthige Wahl unseres Oberbürgermeisters! Pinkert versucht seine vorigen Aeußerungen abzuschwächen: er hätte Stöckern nicht so bestimmt die Unterstützung durch die Konservativen in Aussicht gestellt; er habe nür gesagt, dab vr. Stübel erst noch beweisen müffe, daß er solche Verdienste wie Stöcker um die Reichsgesetzgebung leisten könne. Redner sei nicht eitel (große Heiterkeit): er handle im Auftrag« der Reformpattei, und wenn man dieser in Altstidt nicht entgegen käme, so würde sie in Neustadt antworten. (Ohe! Pfui!) - Direktor Heger: Niemand hat Sie, Herr Pinkett, beauftragt, Namen» der Conservativen mit vosprediger Stöcker zu verhandeln. Wenn Sie e» trotzdem gethan, so haben Sie entweder sich selbst, oder Herrn Stöcker getäuscht. (Lchhchte Beifalls-Zurufe.) Lediglich »f diesen Umstand hin hat vr. Stöcker ferne Hierherkunft nach reSden gebaut und allerdings var e» fatal für ihn, daß ihn hier «.Deputation der OrdnungSpitteien bat, er möchte zu Gunsten Sache zurücktrten. Immer wieder sagt Pinkett: « Reformer - Partei vorher hören sollen. Da sage ich denn: SerbU wenn em Fehler gemachl woroeu ig icner mächtigen Pattei gegenüber (Heiterkeit), heißt es patriotisch gehandelt von rhr, eine ganze Stadt unter jenem Fehler leiden zu lassen? (Langan haltender Beifall.) ist Hart, Journaliß tmann nift durch das Versprechen „Hof- vrediger Pinkert" große Heiterkeit hervor, bezeichnet es als politische AnstandSpflicht Stöcker's, zurückzutreten und rühmt es als Verdienst deS Compromiß-Candidaten Stübel, daß seine vermittelnde Persön lichkeit und eine gewisse Objektivität es verstanden habe, in der städtischen Verwaltung Dresdens die früher Alles beherrschenden verschiedenen politischen Patteistandpunkte zu beseitigen und die Keinen Häkeleien zwischen Stadtverordneten und Stadtrath in po litischen Dingen zu beschwichtigen. Der Antiquar Go Id stein erklärt trotz seines Namens, er sei kein Jude, vielmehr stellt er sich als Sozialdemokrat vor. Warum sei vr. Stübel nicht hier? Warum stelle er sich nicht den Wählern vors Seiner Candidatur werde Nichts so sehr schaden, als die Miethzinsgroschcn (Oho!), die nähnien ihm viele Stimmen. Bebel habe keinen Steinwutt in die Feststimmung bei dem Vcrfassungs- jubiläum gethan : selbst Ackermann habe Bebcln damals nur vor geworfen, daß sein Protest etwa? zu lang sei. Bebel sei ein ganz guter Reichstagsvertrcter für Dresden. Die Versuche des Redners, Bcbeln zu empfehlen, scheitern an der lebhaften Abneigung der Versammlung. JnstitutsdirektorSchmidt erklärt: die Fortschritts partei würde auf die heutigen Anklagen gegen sie in einer Ver sammlung am Sonnabend antworten. Abg. Ackermann berichtigt den Sozialdemokraten Goldstein. Er habe s. Z. nicht getadelt, daß Bebel sich zu lang gefaßt, als er in die Feststnnmung deS Landtages einen Mißton brachte, vielmehr habe er es als überhaupt ungehörig bezeichnet, in einem Augen blicke, wo die Kammer sich anschickte, das 50jährige Versassungs- jubiläum zu feiern, solche Klagen anzubringcn; er habe ihm gesagt, zur Anbringung berechtigter Klagen solle er sich eine passendere Zeit aussuchen, den weiteren Verlauf des Landtags. (Sehr richtig!) Es ist allen quten und braven Bürgern Dresdens ein tieier Schmerz gewesen, daß ein Sozialdemokrat Dresden vertritt. Diesen Schmer; naben wir anderen Dresdner Abgeordneten ini Reichstag doppelt und dreifach gekühlt. Wir haben die Umsturz vrrkündeiiden, den Glauben verleugnenden, jeder Autorität spottenden Reden Bebels im Reichstage anhören müssen! Glauben Läe, daß die Interessen Sachsens im Reichstage gewahrt sind, wenn die Ver tretung Dresdens in solchen Händen liegt? Jetzt, wo wir das än dern wollen, wirst man unS vor: wir seien falsche Wege gegangen. Nun, wir wollen in erster Linie den Sozialdemokraten Bebel be seitigen, Alles Andere ist Nebensache. Ich habe deshalb den Vr. Stübel nicht vorlrer gekragt: welcher Partei gedenkst Du Dich anzuschließcn? vielmehr fordere ich Alle, die ihre lüchsische Heimath lieben, auf: Halten Sie fest an der Kandidatur vr. Stübels l (Großer Beifall!) Schuldirektor Heger: Der Sozialdemokrat fragte: Wo ist unser Programm? — Die Beseitigung der Sozialdemokraten ist unser Programm. Er fragte: Warum ist Vr. Stübel nicht selbst anwesend? — Weil er unS Allen auch so schon bekannt ist und weil er die Kandidatur nicht gesucht hat, sondern wir sie ihm an- botcn. Wir kennen vr. Stübel genugsam! Hierauf beschloß die Versammlung einhellig: Herrn Ober bürgermeister vr. Stübel „als Kandidat aufzustcllen und mit allen Kräften sür seine Wahl zu wirken". Man verlangte die Gegenprobe. Als 8—10 Hände sich gegen vr. Stübel erhoben, brach die Versammlnng in die fröhlichste Heiterkeit aus. Die Büger- schast trennte sich in gehobener Stimmung. Neueste Telearamme ver..Dre-vnerNarlir." vom 30.Septbr. Berlin. Der Reichstag wird etwa Mitte November zu- sammentrcten. Baden-Baden. Der Großhcrzog von Baden leidet an einem Bronchialkatarrh. München. Der Mgeordnetcnkammcr wurde das Budget vorgelegt. daS mit einem Deficit von 5Milloncn abschließt, welches durch cmc Mprocentige Stcucrerhölmng gedeckt werden soll. W i e n. Die Eröffnung der Bozcn-Meraner Bahn findet am 4. October statt. Paris. Wie verlautet, erfolgt der Zusammentritt der Kammer erst am 20. October. Paris. Die Handelsvertrags-Unterhandlungen mit Italien sind der„Havas" zufolge nur unterbrochen. Die italienischen Dele- girten würden, sobald sie neue Instruktionen erhalten, nach Patts zurückkehrcn, woselbst die Verhandlungen sodann wahrschcmlichst alsbald zum Abschlüsse gelangten. Die Verhandlungen mit England nehmen dem Vernehmen nach ihren regelmäßigen Fortgang. Dille habe geäußert, die englischen Dclcgittcn seien genöthigt, mit der Regierung in London zu couferircn uno würden nach Paris zu- rückkehrc», wo der Vertragsabschluß alsdann säst gewiß sei. In Tripolis hat eine neue Landung türkischer Truppen stattgefunden, deren Stätte 12,000 jetzt übersteige. Der Korrespondent weist aus die Verantwortlichkeit der Pforte für aus trotz wiederholter Ab hatte cs noch eineHausse gegeben, die nach erfolgter „Auspeitschung" noch in der Vorhalle einen lebhaften Verkehr verursacht hatte. Auch heute setzten die Course über gestriger offizieller Notiz ein und in den leitenden Banken und spekulativen Montanwctthcn gewann daS Geschäft bedeutende Ausdehnung. Später drückten Rcalisirungen und der Schluß war lustlos. Deutsche Bahnen gut gefragt und fest, da gegen österreichische matt; so verloren Nordwest 6'/r, Elbcthal 6 Mark. Franzosen schlossen 4'/,, Lombarden 10 Mark höher als gestern. Banken sehr bevorzugt. Krcditacticn 647—8'/-—5, 6 Mk., Disconto 3'/r, Deutsche 1 Proc. besser. Auch Dresdner zogen an. Bergwette sehr belebt. Laura gewannen 1'/?, Dortmunder 2'/r. Sächsische Jndustriepapicre fast durchweg höher. Sächsische Weh stuhl -f- 1'/« Proc. Fonds still, nur russische Anleihen etwas höher. Ocfterreichische Prioritäten gut gefragt. Lokales a«d SiichstscheS. S.M^dcr König Albert trifft Sonnabend den 1.October um 8 Uhr 53 Minuten Vormittags mittelst Courierzugcs der Nord- westbabn in Wien ein. Der Kaiser wird seinen hohen Gast auf dem Nordwestbahnhofe erwarten, worauf beide Monarchen sich direkt nach Schdnbrunn begeben. Zu Ehren des Königs von Sachsen findet Nachmittags dort eine Hostafel statt. Die Abreise beider Monarchen findet höchstwahrscheinlich eist Sonntag den 2. Oktober früh mittelst Separat-Hofzugcs der Südbahn nachMürz- steg statt. In der Umgebung von Mürzsteg werden die Jagden bis 10. October und von diesem Tage bis inclusive 14. October theils bei Eisenerz, theils bei Römer stattfinden. Am 14. Oktober kehren der Kaiser und seine Jagdgäste wieder nach Wien zurück. — Gestern Mittag erschien Se. Mai. der König in Begleitung Sr. Excellenz deS Kttegsmmistcrs im Hofe des Johanncums, um
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