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Dresdner Nachrichten : 14.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188609144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860914
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-14
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.09.1886
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stück. Ein Ertrazug führt die Herren nach dem Süden Frankreichs 5» de» Tnivvenütmiigen. — Eine Depesche n»S Athen meldet den Tod des A>r>kareisend»u Paul Soleillet. Der berühmte Gelehrte ivar am 25. April 1814 in Nimcö geboren, woselbst sein Pater eine Fabrik besah. Er trat zuerst in die Armee als Ingenieur Offizier rin, ging spitter zur Marine über und guittirte endlich den Dienst, um nur der Wissenschaft zu leben. Paul Soleillet war einer der drei Europäer, welche i» der Oase von Jn-Ealnh vvrdrangen; er wollte einen Weg vom Senegal nach Algier über Tomboneton stade», wurde aber von der sranzöscschen Behörde »»terwcgö ausac- halten. Er war ein richtiger Pionier der Wissenschaft. Bon Hoher «wtatur, kräftigem Körperbau und einer über jede» Beweis er habenen Geduld, verstand er rS, den wilde» Böllern de» richtigen Respekt beizubriiigeu. — Bei den Manövern der 9. Division wird sich auch euie Luftschiss-Cvmpagnie bethriligen. Diese Compagnie ward in Mcudvn vom Eominnndanten Renard gebildet und steht unter dessen Befehl. Drei Ossiziere des großen Gcncralslabes werden den Uebuligen dieser Evinvagnie ihre ganz besondere Aufmerksam keit schenken. — In der Armee erwartet man wieder ein »eueS Unifvriligeseh. General Boulanger will den prcusfischrn Helm überall einsührcn und soll die gesanunIeKavalerie, Kürassiere, Dra goner. .Husaren und Jäger ganz gleich koslümirt werden: himmel blau mit Silberichnuren und silbernen Knöpfen. Italic«. Auö Dorre Annunziata bei Neapel waren in den letzten Tagen so düstere Nachrichten cingelause», daß man fürchtete, die Cholera könnte sich dort in der Weiie wie vor zwei Jahren »er breiten. Zum Glücke aber hat die Epidemie bereits rapid abge- »ommen. Am 7. September verzeichnete man ll Kranke und 9 Dodte, ani 8. Lkptember nur 3 Kranke und t Todten. Fast all täglich findet sich der Kardinal Erzbischof von Neapel, Guglielmv Eanselice, Herzog von Aeguavella, bei de» Kranken ein und spendet ihnen Trost und Gelder, lieber de» Kardinal Sanseliee müssen wir ei» Wort sagen. Cr ist Benediktiner. AIS Erzbischof von Neapel wurde er der Nachfolger des berühmte» Kardinals Riario Storza. Er ist in ganz Italien populär, man liebt in ihm die ver körperte Humanität. In den besten Jahren stellend, 52 Jahre alt, wird er doch schon unter de» Papst Kandidaten genannt. In 'Rom sieht inan an vielen Orten sein Portrait, da stellt er sich uns dar alS das Bild männlicher Schönheit Während der legten großen Epidemie zu Neapel vor zwei Jahre» hatte der Kardinal sich ans- gezeichiiet bewährt. — Auch TePretiS, der Ministerpräsident, besuchte dieser Tage die Ehvlerakrankcn seiner Hennalh Slradella. Dort liegen die Kranken nicht im stüdliilhcn Lazaretb, sondern in Ba racke» im Freien. TeprctiS selber hatte scinen EiMlns; dahin geltend gemacht, dag man die Kranken auf diese Weise istlirle. Nach De- prclis' eigenem Bericht sind nur die unteren Stände in seiner Hei- inath von der Krankheit betroffen. Dies hänge, wie er meint, mit dem ans der schlechten Ernte der legten zwei Jahre hervvrgehende» Elend zusammen. — In Nimmi, wo die Epidemie in letzter Zeit sehr verbreitet war, ist sie im Abnchmeu begriffen. Tort ist, wie es heisst, die Ebolera voll Matrosen von Ravenna her importirt worden. Seit 40 Tagen ist der böse Gast in Rimini heimisch. Während dieser Zeit wurden in dieser Stadt, die 10,090 Einwohner zählt, etwa 170 von der Kcanlheit befallen, wovon mehr als die Hälfte starben. Zumeist Kinder und Greise starben hin. UebrigenS nimmt auch in Ravenna dir Ebolera ab. Bedeutend tritt sie noch ans in Ferrara und ganz besonders in der Provinz dieses Namens. Nach dem legten Bulletin waren in der Provinz Ferrara 123 KrankheilS', 55 Todesfälle. Auch die Provinzen von Bervna, Vi- cenza, Padua und Rovigo leiden. Im Ganzen jedoch hat die Cho lera i» Italien nbgenvmmeii. Am 13. ds. Abends fand in st,'am eine nicht unerhebliche Senkung deS Bodens vor dem Haupllhvre der deutichen Botschaft (Palast Eassarelli) statt. Es hat dabei Niemand Schaden genom men. Nach dem llrlhcil der Banverständigen ist auch für das BvlscbaslspalaiS selber keine Gelahr zu besorgen. Spanien Tie Königin ist nicht leideiw. wie in verschiedenen auswärtigen Zeitungen gemeldet wird; ihr Gestndheilszusland ist vielmehr ebenso wie der des Königs, ihres Söhnchens, durchaus befriedigend. England. Ter „Olnerver" bringt einen Leitartikel, der EgvplenS Wichtigkeit für England betont und worin gejagt wird: „Wir beabstchiige», zu unserem eigenen Schuge in Egypten eine ähnliche Stellung uns anzueigiien, wie sie Frankreich in Tnnis eiiinimmt"; ferner: „Die einzige wirksame Antwort ans die Ab dankung Wcranders und die daraus folgende Wiederherstellung der ritstochen Supremalie in Bulgarien liegt in der Berkündigung des britischen ProtekloraleS über Egypten. Tie „Morningpost" schreibt: Tie englische Antwort ans die türkische Note werde mit den Interessen des europäischen Friedens und den Ueherliesernngen Englands übereinstimmend befunden weiden; der Zweck der engluchen Politik lei nicht, einfach einen zeitweiligen Frieden zu schassen, der nur aiigenblicklich die Ver wickelungen abwende, aber einen Zeitraum folgen lasse, wo politische oder militärische Borbereiliingen eintrelcn und m einer Katastrophe rühren würden: was England anslrcbe, sei die Sicherung eines dauerhaften Friedens, welcher den ganzen Kontinent von Befürch tungen und Bürden erlöse, die ihm durch die gegenwärtigen Zu stände anscrlegt seien. London. Ans leicht erklärlichen Gründen kann man sich in (Hinland noch nicht über die Orientsrage beruhigen. DaS i» Sofia zu Elnen des Namenstages des Zaren gelungene Te Dem» hat em höchst unchristlich feindliches Echo an der Themse geweckt. Die lange Unterredung des Königs von Serbien Mit dem Geh. Lega- tionsrathe Grafen Szeaenvi in Wie», die Entsendung des Fürsten Stonrdza, rninclischc» Ministers deS Aenszeren, und deS MaiorS Schomancsan zur Pegi üsging des Kaisers von Oesterreich im Name» deS KöaigS von Rumänien werden hier als Beweise der Annähe rung beider Länder arr Oesterreich angesehen. Dazu kommt die eilige Rückkehr Sir Tborlons »ach Konstantinopel, welcher nur eine Unlerrednng mit Lord Jddeslergh hatte. Tiefe Momente zu- 'aniinengestelll mit den jüngsten Befehle» des WarineininislcrS an die Arsenal Verwaltungen, eine Mobilmachung Vorzubereilen und 30 Handelsschisse stir evenlnclle Kriegszwecke fertig zu halten, führen zu dem Schlich, dag Oesterreich trog seiner Uebercinstiimnung mit Tentschland. dennoch den Forderungen deS trnnsleilanischcn Nativ nalgenihls Gehör gehen will und weder eine Besetzung Rnniellens noch Bulgariens durch russische Truppen gestaltet. Dieser Politik Toronto kommt die Nachricht, daß ein aroße- Yrangrsten-Meektna stattgestlndei, hat, um vem Dr. Kaue auS Belsiist den Willkommen zuznrufe». Auch M. G- H. Smith aus Armagh, Führer der Oran- gistcn, war anwesend. Er wurde zum Ehrenpräsidenten des Antr- -Leparalislcnvcreins gewählt und waren über 4000 Personen an wesend. Beide Abgeordnete aus Ulster dielten lange Reden gegen die Selhstregierung Irlands, auch wurden Resolutionen angenvmme», i» denen die Lohnliste» beglückwünscht und ihnen Unterstützuiigen aller Art im Kampfe gegen die Liga zugesichert wurden. — Das Packeldvot „Lessing", der amerikanische» Gesellschaft in Hamburg gehörig, ist infolge Schraulmwcrlustes i» der Nähe von Oueenstown uiiteruegaiige». Aus die verzweifelten Signale der Mannschaft eilte ein Lootsenkutter herbei und besorgte die Rettung der 249 Passagiere, zum grössten Thcil Deutsche und einige Kausleute aus Havre. Alle Wnare» und Briefe, svwie die Personen wurden durch daS Packet- bvot „Republik" nach New-Bork befördert. Ter „Lessing" ist ver loren. Rnhland. Ueber dic in BrestLitowßk erfolgte Ankunft des Prin zen Wilhelm von Preußen beichtet der „Regieiungsanzeiger" Folgen des : A»! dem Bahnhof, auf welchem eine Ehrenwache von dem s Nächsten Wagnerschen Nibrlun Aussichten hinsichtlich des Sonnabend beginnt der dritte CykluS der Richard ünsti tan» sich England »ne amchsießkn, wenn auch die .Pall-Mall-Ga- zellc" verkündet, das; Großbritannien vomScyickial KonslanliirvpclS »reuiger hclrvssen loürde, als von dem der neue» Hebriden. Tic „Pall Mall Gazette" besitzt zur Zeit in England keine politische Autor,lät mehr, sie ist mehr in den Geheimnissen zweideutiger Häuser cingeweihh als m denen des Ministeriums des Aenßcren also wird das Organ der „kleinen Lillw" das letzte Blatt sei», dem Lord Salisbury seine Proiette anverlrant, zumal wenn sie, wie Jedermann leszl west;, durchaus nicht ans ewigen Frieden in Europa hinausgehrii. — Man meldet liier die beborsichende Berlvbung der Prinzefsin Louise von Wales, die setzt 19 Jabrc alt ist, mit dem stingsleil Sohne des Königs von Portugal, dem 2liäl>rigen Herzog von Oporto. Es soll der Hohen Braut gestattet sei», ihrer Religio» treu zu bleibe». - In Portsmouth werden großartige Vorberei tungen z» Eeeinanvverii geicoisen, denen die Lords der Admiralität beiwohnen werden. Talmi soll die Explosion der grössten Mine borgeiioiiiinen werden, die seit dem amerikanischen Freiheitskrieg bortäm. Sie besteht ans 12 getrennten Minen, welche jede 500 Psd Schieschau»,wolle enlhalien; alle 12 Minen werden zu gleicher Zeit angeziindel. Tamm solle» sich die Hebungen ans Sprengung »vn Torpedos ecstrecle». Tie Körpee, gegen welche die Torpedos ge schleudert wilden, sollen anr der einen Seile von einem Knpferncsz, auf der anderen von einer dichte» Kolilenschicht umgehe» fein: es sind Borkehiiiiigeii geirosse», die Entzündung der Kohlen zu ver hindern. — Jii Eolehester sind Meldungen eingelrossen, das; ll englische Schisscrboote, welche wegen Reparaturen in Havre ge landet waren, von den französische» Behörden kviisiSzirt wurden. Tie Besitzer sind durch Verinililnng des englischen Konsuls beiiach- richtigt worden, das; die KonsiSkalwiie» als Gegenmaßregel stir die seitens der englischen Regierung erfolgte Festnahme französischer Schisse von Paris ans emviohleii sind. Die englischen Schisse sind rheinowenig wie die iranzösiscln» bis seht frei gegeben. — Eine fürchterliche Erplosion fand >» den Bcrgroerlen von Tran Laue bei Bristol statt. Mehr wie lOBergleute sind bereits als Leichen unter den Trümmern herbvrgehott. mindestens ebenso viele liegen noch begraben. Tie Ursache derKalastrophe ist nicht zu ermitteln. — Der Kongreß der Gewerk Vereine, welcher in Hüll.zmaminciigetreten ist, genehimgte in der letzten ttzeiiemlvcrsamnilmig die i» Paris ge- tcofseners Beschlüsse »nd stimnile der Abhallung eines Kongresses im nächsten Jahre »! England bei; nlle gm Stggtöivziglismns lnnmiSlai,senden Aiabrigeln wnrden verurkheilt. — Pgrncll beab sichtigt daS ncne Agrarproiclt einer ahermaligen Perändernng zu nnterziehen. Seine Dispositionen sollen ininmehr blvs stir I bis 2 Jahre genehmigt werden. Ehgmherhnn n»d seine Freunde sind überein gekommen, sich nicht gm Bola», zu betheiligen; dasselbe wird auch von Lord Hartiiigtv» und seiner Partei gemeldet. — Alls ll. Reservc-Jilsanterle-Bataillvii nrit der Fahne und der Musik amaestcllt war, waren zum Empfange des Prinzen anwesend: der Kaiser, der Großsürst-Thrvitsolger, sowie die Grohsürstc» Georg, Wladimir, Nicolaus der Aeltere und Michael Rrrolasewilsch nebst ihrem Gefolge. Der Kaiser und die Grosstürsle» hatten preusstsche Unisorm mit preußischen Ordensbänder», der Prinz Wilhelm rus sische Uniform angelegt. Bei der Ankunft des Prinzen intonirte die Musik der Ehrenwache die vreuspsche Hymne. Boi» Bahnhöfe ans siihr der Kaiser mit dem Prinzen Wilhelm nach der Festung, wo letzterer die Kaiserin begrülste. Hierauf fand bei de» Maje stäten zu Ehren des Prinzen em Tiner von m Gedecken statt, an welchem auch das Gefolge des Prinzen thcilnahm. Bei der Tafel fas; der Prinz rechts von der Kaiserin, links von derselben der Kniler Auf Befehl des Kaisers sind dem Prinzen während seiner Ainveienheit der Generaladirttanl Fürst Schachowskoj und dcrFlügcl- adinlanr Fürst Bielvssels!» nttachirt. Bald »ach dem Tiner wohnte» die Majestäten, Prinz Wilhelm und die übrige» höchsten Herrschaften der nächlllchcn Armirmig einer Lünette bei, auf welcher ein »nt Flaggen und Lanhwerk geschmückter Pavillon errichtct war, von dem aus die Hcrrschaitc» bei elektrischer Beleuchtung die er folgende Armirnng beobachtete». Letztere erfolgte in mnsterhaslcr Ordnung »nd Stille nmerhalh 32 Minuten. Hieraus wurde eine allgemeine GeschütZsnlve abgegeben, alsdann begann die Belench t»ng des vor der Lünette liegende» Terrains durch Rotele». Gegen 12 Uhr Nachts kchrlcn die Majestäten und die übrigen Herrsclraslen nach der Festung zurück. Türket. Die Pforte beabsichtigt gegen die Thcilnahme der ruineliolächen Tepnsirten a» der Wahl eines Fürsten zu prvlesliren. Tie tiirlifchen Tclegirten zur Revision des vstrnmelilchen StalntS wurden zurückberusen. Mehrere bulgarische Offiziere sind nach Ma ccdonicn übergetrelen, dort verhallet und »r Ucstiib inlernirt worden. Deren Auslage, sic hatten Bulgarien satt und suchten Ruhe in der Türkei, erregt hier Misstrauen; man glaubt vielmehr, dal! man cs mit Vorläufern der gefürchteten hulgarnch-macedoni schcn Bewegung zu Ihn» Hobe. — Tie bulgarische Regierung hat hier behufs Wiedereröffnung des Bahnverkehrs Schritte gcthan. Bulgarien. In Sofia fand die Bcrlheilnng der Fahnen an die rnmesiotischen Regimenter durch Mulknrosi statt, die Ein segnung der Fahnen wurde durch den Metropolitan vollzogen. Nach der Uevergabe der Fahnen an die Regimenter erfolgte ein Vorbei marsch der Truppen, die Feier verlies ohne jeden Zwüchemall. In Philippopel haben unbedeutende Ruhestörungen sta runden, indem eine Anzahl Anhänger des Fürsten Alexander sich vor dem russischen Konsulate zusammcnschaartc. wo sich gleichzeitig auch Gruppen von russischgesinnteri Bulgaren gebildet hatten. Die Polizei schritt sofort ein und zerstreute die Anwesenden. Einem den« „Tzicmiik Poznanski" ans Posen zrigehenden Briese zufolge waren jene Individuen, welche am 22. v. M. vor dem ruf rischen Konsulate niederst, ieten, um den Schuh des Zaren zu er stehen, nicht Bulgaren, sondern Ezecken. Ueberhaupt hätten die Ezechcn in dem Staatsstreiche gegen Alexander eine hervorragende Rolle als eifrige Parteigänger Rußlands gespielt. Tie Zöglinge des Kadettenhanies, der sog. Jliiikerschule m Sofia, welche semerzcit gcmentert haben, wurden von den Truppen enlwassiiet, nachdem selbe sich geweigert haben, die Wassen frei willig abzulegen, und werden gleichzeitig m die Regimenter als Gemeine vrrcheitt. Russische» Plättern znsolge werden die bulgarischen Kapitäne Köwalvsi und Tjankvsf, welche Beide in Rußland erzogene Bul garen sind und an der Entthronung des Fürsten Alexander be lheiligi waren — der Elftere als Augenzeuge derselben — und sich i» dem TraiiSport-Kvinmairdo des Fürste» von Sofia nach Reni befanden, demnächst von Odessa, wohin sie geflohen, nach Peters burg kommen. Inden in dem „Nvw. Telegraph" veröffentlichten Details über des Fürsten Reste nach Nein gesteht Kownlofs zu, die Tranöpvrtvfsiziere hätten, als sie aus der Reise von dem Trcu- bleiben des Plewna-Regiments hörten und emen Ucheriall be- sürchtctc», rni Walde Halt gemacht und beschlossen, de» Fürsten bei einem Besreirnigsversnch sofort zu erschieße». Tie Mitglieder der Sobranje traben eine Adresse an den Fürsten Alexander nach Jugenheim geschickt, worin sie sagen: „Tic zu cLvsia vereinigten Mitglieder der Sobranje flehen bei Gelegen heit des Namciisscstes Sr. Hoheit znm allmächtigen Gott stir Gc- liiiidheit und langes Leben Sr. Hoheit. Sie bedauern ties dessen Abwesenheit im gebebten Baterlandc und wünschen die baldmög- bchsle Rückkehr des tapferen Bcrtheidigcrs der Freiheit und Unab hängigkeit des Landes. Sc. Hoheit lebe lange für den Ruhm, die Ehre nnd Größe Bulgariens." Auch daS OisisterkorpS sandte ein Telegramm, um den Fürsten zu seiner Ankunft in Jugenheim zu hegt ückwnm che». Japan. In Nvkvhama herrscht die Cholera, nnd den neuesten Nachrichten znsolge waren nicht weniger als 2000 Personen an der Seuche eikraiftt, von denen über die Halste starben. Alle öffent lichen Vergnügungslokale find geschlossen worden. Die Polizei behörden sind beauftragt, alte Nahrungsmittel zu vernichten, die sic für nicht geeignet zum Gebcanch erachten. Uebcr die Theehäuscr und Hotels wird die strengste Ueberwachuilg der von ihnen ge lieferten Nahrungsmittel ausgeübt. d beginnt r en-Trilogie, für welche» günstige , iesuchcS vorhanden sind. Das andauernde schöne Wetter bringt auch dem 3 Cyklns aut Wetter. Viele eifrige Theaterfreunde, denen in den Sommerfrischen während des August wenig Sonnenschein, aber viel Kühle oder Nüsse belchicden war, verlängerten ihre sommerliche» EchotnngSftcnden um einige Woche». S>e kehren nun, gerade rechtzeitig zum Nibelunacn-EykluS, mit er höhter Lust an theatralische» Genüssen, die sie längere Zeit ent vehrten, nach dein liehen Elbslorenz zurück. Ebenso kommen noch viele auswärtige Nachzügler aus den Bädern hierher, die gewiß die Mnstervvrstellungen des Nibelungen-NurgeS, über welche sie viel Lob und Preis gelesen und gehört, nicht versäumen werden. Hoffentlich hat die frische Seeluft den Herstigsdorier Kurgast, Herr» Holrath Schuch, so erfrischt und zu neuen Thaten gestärkt, das; er wieder mit gewohntem Elan virigiren kann. Was die übrige» Mil wirkenden betrifft, sv hat es die Kgl. Generaldirektwii bestens vor standen, sie zu »euer Lust am Werke nnd am Erfolg anzuregen, und zwar durch ein für Alle Hvchersreul>chcs2l»erkkiinungsschreil,en, in welchem der schöne Eifer und die tüchtigen Leistungen aller Einzelnen mit großer Wärme belobt werden, auch die Freude über die Mustert,aftigkeit der Eullen. die der Kgl. Hvfbnhne zu hohem Ruhme gereichten, zum Ausdruck gebracht ist. I Durch die Enifchiehnna des 3. Nibelungcn-Cy^lns in oaS Revcrcoir ist ein Aistschul) der von Vielen ersehnten Schn mnnnichc» Oper „Genoveva", welche eigentlich nächsten Freilag zm Ausführung kommen sollte und nun durch de» ewigen „Trvmpetec von Säkkstigc»" verdrängt wird^ verursacht worden. Da Frl. The reic Mallen lür „Walküre", „Sieglried" und „Götterdämmerung" sch rüsten »ins;, würden die wegen des neuen Goto (Herrn Eick, Horns nölhigcn Proben zur „Genoveva", und die Anssührung zu viel SlimittMilwand erfordern, was des EnllnS wegen vedenklich erschien. Freilich muß inan hier wieder den Mangel an einer alter nirenden Kli»>»ersti beklagen. Frl. Witbch ließ man gehen und Frl. Sank ist noch nicht ans die Stellvertretung für Frl. Mallen vor bereitet. ß Im Nesidenztheater findet nächsten Sonntag, d. 19. ds., Rachiuittags 4 Uhr die Erössunngsvorstellung mit einer Am iiihrnng des Schöiilhan'ichen Stückes „Frau Direktor Stricke (bei ermäßigten Prestens statt. Tie hier noch im besten Andenken llehende Frau Voll tritt in der Titclpartie auf, während Herr Searle, hekamittich in lächsiicheii Tialektrvltcn hervorragend, den Direkt». Slriele verkörpert. Außerdem wird z»m erste» Mate das neue Lust Aentlletoii. 's Ein sehr würdiger Veteran der Schmlipielkunst, welcher mehr als !40 Jahre als hervorragendes Mitglied des Kgl. Hotthcatcis ge wirkt hat, der pcnswiiirte Hoischaistpieler Eduard Winger, tu gestern früh Os7 IN» im hiesigen städtischen Krankenhanse, wohn, er aus seinen Wuistch vergangenen Mittwoch gebracht worden war, nach schwere» Leiden im Alter von 74 Jahren verschieden. Schon längere Zeit war der einst so rüstige Künstler von Krankheit geplagt, allein er trug seine Leide» philosophisch und kapier wie ein Hctd. lieber seine letzten Stunden wird uns nntgetheilt, daß er geistig noch rege war. Seine letzten Worte, die er mit nach Oden gerich tetem Antlitz sprach, waren: „Leben, Liebe, Licht I" Seine Ver wandten, Kollegen und Freunde sind durch den Verlust dieses edlen Menschen nnd wahren Künstlers in innige Trauer versetzt. Bei den älteren Dresdner Theaterfreunde» hat sich Winger lmvcrgeßbch ge macht durch seine charukteihvlle Darstellung und Haltung, nament bcli aber durch rhetorische Meisterschaft in bedeutenden Partien klassischer und historischer Dramen. Sein Kreon, Götz von Ber- lichmgcn, Wilhelm Teil, Shremsbiirv und manche Shakcsipcare Rotten höherer Art erhöhten seinen wolnerivorbenc» Ruhm. Vorzugsweise hat er im bürgerlichen Drama, sowie m histori schen Lustspielen, z. B. in „Zopf und Schwert" von Gutzkow sich durch packendes, warm cmpsundcileS Spiel ausgezeichnet. Markige, bürgerliche Ebaraklerc, wie z B. Miller in „Kabale und Liebe" stellte er sv trefflich dar, das; sie eine» tiefen Eindruck hinter- ließcn. Seil dem Jahre 1813 gehörte er der Dresdner Hofbühnc all, welche er zuerst als Jngomar in dem Schauspiel „Ein Sohn der Wildniß" betrat. Am 22. Mai 1874 verabschiedete er sich vom Publikum in einer seiner besten Rollen, als alter Feldern in Töpfers „Hermann und Dvrolhea" und bewährte darin noch ein mal seine liinlilecochc Meisterschaft durch N'aisirlichteit des Ans- druckS und Feinheit der Jiidvidnalisirnng. Großer Beifall. Her vorrufe. reiche Kran;- und Blnmempciiden wurden ihm zu Theiß ni>l;c>dem höchste Anette»»»»» Se. Majestät des Königs, des Herl» Gepcealdirettors Genien v. Ptatcm.Hallermiliid. die Vette>t»mg des Ritterkreuzes des AlbrechlsordeiiS und sonstige Auszeichnungen. Ein transparenter AbschiedSgriiß zierte Wingcrs Garderobe, welcher lautete: „Du scheidest. Meister! Zieh' i» Frieden! Ein schmerzlich Loos, dem Besten einst beschicden. Doch Deine Kunst, ein Vorbild edlem Streben, Wird riihmgekrönt Dich dauernd überleben!" Die Erinnerungen an solche Lichlmomente des Lebens haben dem Greise die Cinmmkeit belebt nnd versüßt. Sem Andenken wird immer in Ehren bleiben! spielpersonal thätig sein. — Abends folgt 7',c Uhr eine Aussührun z der Operette „Ranon" (bei gewöhnlichen Preisen nnd Bons-Giltig keits, in welcher das gesainmtc neue Opcrettcnpersonal anstritt. Frl. Paula Löwe vom Theater an dei Wien, wo sie z» den Lieb lingen des Publikums gehörte, dchutitt als Nanon. Tie begabte Künstlerin wird während der Wiittersaison als erste Operetten- oubrette wirken. Das Orchester steht linier Leitung des Herrn Kapellmeisters Sänger »nd semcs Stellvertreters Hern Trenklcr in,!. (Sohn des Kgl. Mniikdireklors). Bons sind im Bureau des Ncs> denzlheaters zu haben. ß Die auf den 29. Oktober angcsetzte Kammcrmusik- Soiröe des Herrn Pros. Rappol di kann an diesem Tage nicht statlsindcii, weil der mitwirkendc Leipziger Eellovirknos Herr Jul. Klengel bereits in London snr diese Zeit sich verbindlich ge macht hat. Das Konzert soll deshalb schon am 8. Oktober statl- findeii. -s Eine in Dresden früher schon bctaimt gewordene begabte Pianistin Frau Anna Hallen geh. Schloß, welche nach ihrer Verheiralhnng nach der schwedischen Gvlhenburg übersiedeltc und sich dort künstlerisches Ansehen erworben hat, beabsichtigt in ihrer Heiiiiathsladt Dresden als Lehrerin des Klavierst'iclcS sich zu ve rhängen. i lieber die am 10. b. stattgcsuiidenc erste Ausführung der Over „R a m i r o" von E. Lindner im Leipziger Stadttheater wird uns von dort geschrieben: „Tie Oper hatte äußerlich einen ganz hübschen Eriolg, was aber, abgesehen von der kreislichen Dar stellung der Titelrolle durch Herrn Cchc'.per. hauptsächlich daraus zurück»»»!»»» ist, das; Lindner Leipzig zur Heimath hat. Der Text ist ein die Langeweile herausforderndes Sammelsurium von Ro mantik und Geislerstnik; ein Glück, daß sämmtliche vier Personen des Stückes im 4. Alte sterbe», em etwaiger fünfter Alt hätte selbst das Publikum noch umgcbracht! Tie Musik zeigt, daß Lindner, dessen Erstlingswerk die Over ist, seine Wagner, Marschncr. Gonnod, Weber, Brüll, Jensen fleißig studirt hat. Tie Over ist melodiös, entbehrt aber größtcnthcilS der Originalität, ebenso wie des dramatischen Lebens; wenigstens wiegt das tyriiche Element bei Weitem über. Ob »ach diesem ersten Versuch, sein Talent zu be kunden, der junge Komponist nicht nur zu den Berufenen, sondern au ch z» den Auscrwäblten gehört, das wird sich erst zeigen müsse»" e In Gegenwart einer Corona von Acrztrn fand in Berlin die Obduktion der Leiche von Eugenic Erdvsn stakt. Sie ergab, daß der Tod unvlge einer durch den Schuß veranlaßten Blutung ln'sGebirn nnd insbesondere in die Gehirnhäute erfolgte. Die Lungen fanden sich völlig intakt, die Meldung von einem Lnngenleideii war also falsch, aber nicht ganz unbegründet. Eine Shezialautorität hat allerdings einmal Lliiigciischwindsiicht bei Frl. Erdösy koiislatirt, waS sie damals ticsschmerzlich trat und vielleicht auch noch einen Schatten in ihrem Gemüth znrücklicß. Die Ov- dnktivn konslatirte ferner rein anatomisch die Makellosigkeit ihrer weiblichen Ehre. Ter Leichenfeier für Frl. Erdösi gingen ziemlich lebhafte Verhandlungen mit den Organen der katholiichen Kirche voran, die mit einem Konflikt endeten. Eugenic Erdvsh war katho lischer Konselsion nnd sogar ein gläubig-frommes Mitglied der katholischen Kirche. Doch nichts konnte die Geistlichen, an die man sich wandte, bewegen, die Einsegnung der Leiche einer Selbstmorde rin vorznnehmcn. Ein Geistlicher der in diesem Punkte toleranteren protestantische» Kirche übernahm schließlich die Einsegnung. 4 Felix Schweighvfcr's erstes A»'treten am 11. ds. im Berliner Wallncrthcatcr, und zwar als Chorist Brüller in der geschmacklosen Wiener Posse „Das Blitzmädel" von Costa, hat dem unwiderstehlichen Konnter, der seine Vielseitigkeit in spaßhafte» Späßen nnd Parodie» mit dem ihm eigenen Raisinetiicnt wirken ließ, einen enilchiedeucn Lachcriolg eingetragen. Freilich fanden die Berliner an den Wiener „Schmarren", den znm Thcil abstoßenden theatralischen Kapriolen und sathrischc» Zugaoen re. nicht durchweg Gefallen. 4 Leipzig. 1 l. September. L'Arrongc's vicrakkiges Lustspiel „Der Weg znm Herzen" ging heule Abend im neuen Sladtcheater mit schönem Erfolge in Szene Der grisloc lle Ant >c sucht den Satz „Liebe am den ersten Blick" gegen den allen Sitz „Liebe weckt Gegenliebe" an seinen säiiimtlichen handelnde» Personen zu bewei sen. Ter schwachmnthigc Franz Kern, der leine artige Gcmabli» ans tiefstem Herzen siebt, der nut wenig Scharfsinn ausgerüstete Ockonvm Sanders, welcher durch seine große Ergebenheit Martha Kern gegenüber Liebe erzwingen will, sind die Objekte, an denen der Autor die Falschheit des Satzes von der durch Liebe zu cr- wecsindcn Gegenliebe beweisen will, indem er sie sämmtsich zur glücklichen Beute plötzlicher leidenschaftlicher Empfindlingen werden iäßt. Ter Bersechter des Satzes „Liebe aus den ersten Blick", ein junger, lebenslustiger Assessor von Schou, siegt denn auch mit seinen Behauptungen. Eine Reihe glücklicher Paare insinnnc» wenigstens seinen Sieg dem Publikum. Ter erste Alt, in ivetchcin allzu viele Fäden aiigespomicn werden imisscn. ist insc'lge desie» etwas zu unklar und wurde auch kühl cittgegengcnommeii. Mit jeder wette ren Szene aber stieg das Interesse des Publftilms. das bei einigen sehr hübsch ersniidenen und brillant gestielten Szene» seine Bei fallslust nicht bis znm Atsichlm; nnistarte. sondern bei vssener Szene regen Beifall zollte. Sämmtliche Vcrlreter der Hauptrollen waren amcheiiiend mit liebevollem Euer an die Lonnig ilncr Ausgaben gegangen. Frl. Salbach (Marlha Ker»), Frl. Petri «Julie), Frau Lewiilsk» (Mathilde) und die Herren Hartman» (Assessor von Schott), Borcherdt (Franz Kern) und Straßm»»» boten durchweg Gutes. Este ganz vorzügliche Leistling aber war die des Heren Dovr, der in dem alten poitcrndcn, aber herzensgute» Kommcrzieii- rath Kern eine Figur von so viel LehenSwahrlieit schm, daß der gute Erfolg der Novität nicht zum geringsten Theil auf sei» Konto gc- whriehen werden muß. 4 Vor 100 Jahre», am 9. September 1786, kraf zu Brenner in Tirol, im Gasthose „zur Post", ein hcrühmter Reisender, dec Dichter Job. Wolsgang Go erbe ein und lidernachtete daselbst, »in dann weiter »ach Italien zu reisen. Znm Andenken an dielen Auf enthalt wurde am 9. d. der lostährige Jalirestag durch Errichtung einer marmornen Gedenktafel in der Mauer des Gaslhofcs gestiert. Goethe 'oll damals in'S Flemdeift'iicl, einen Cpuich eingeichriebcu haben, lcidce aber winde das interefsantesle Blatt dieses FreiiHen- huchcs von einem Aiilographcn-Geier geraubt. ' « tK I S >? . * Komödie. Liebes Weibchen, ich muß Dich jetzt verlassen in 11 Tagen komme ich wieder zurück! N„n, willst Du mir keinen Abichicdstiiß geben ?" — „Aber ich bitte Dich, Edgar, unter vier Augen hat das doch gar kernen Zweck!"
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