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Dresdner Nachrichten : 29.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188906299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-29
- Monat1889-06
- Jahr1889
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- Dresdner Nachrichten : 29.06.1889
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beffredunaen festgesetzt. Der Wortlaut des Trinkspruches deS Kaiser- auf den König von Württemberg wird abermals ander« wiedergegeben. Nach dem „Reichsanz." dätte der Schlußsatz deS KailrrS nunmehr folgende Faffuno: „Dem Beispiele der Völker folgend, find Wir pursten von alle» Seiten berbeigeeilt, da Wir. wo Einer von Uns ein irobes Fest erlebt. UnS mit Jim solidarisch fühlend, Uns kreuen, dasselbe mit Ihm begehe» zu dürien. Ich spreche im Namen meiner Verwandte» und Vettern, wenn Ick ausruke: Gott schlitze. Gott segne Ew. Mnjettöt und Ihr ganzes Han«!" Der russische Thronsolgrr trist aus der Rückfahrt nach St. Petersburg in Berlin aus dem schlesischen Bahnbose er» und wurde von den Herren der russischen Botschaft empsanaen. Nach ein genommenem Frühstück erfolgte ohne weiteren Aufenthalt die Weitestabrt. Nachdem der Geheime OberreglernngSratb Gamp den ihm bezüglich des Rnhrkohlenrrvirrs zu Theil gewordenen Auftrag er ledigt. bat sich derselbe nach dem schlesischen Kohlenrevier behufs Anstellung der gleichen Studien t>egeben. Bus Stuttgart schreibt man der „Magdeb. Zig.": Folgender Vorfall, der sich während der Juhiläumsseierlichkelten ereignete, ist nicht ohne Interesse. Das Grenadier-Regiment. Oberst Mast, ver anstaltete im OMZierscasmo ein Festessen, dem dir als Gllick- wuistchdevutali'on hier befindlichen russische» Oisiiiere als Gäste beiwohnten. Unter den ausgebrachten Trinkiprüche» war einer auf das Deutsche Reich. Bei diesem Trinkipruch blieben die russischen Gäste sitzen. Man gab ihnen zu verstehen, daß dieses Benehmen aussällig gefunden werde. Sie antworteten, sie seien hierher ge sandt. an dem Jubiläum des Königs 2chell zu nehmen: das Deutsche Reich zu feiern, seien sie nicht verpflichtet. Es kam daraus zu leb haften Erörterungen, deren Folge war, daß die russischen Mäste das Lokal verliehen. Berlin bat demnächst den Besuch des indischen Nabob Noral Khan von Baroda zu erwarten, der gestern über Suez und Vene dig in Dien eintraf und in einigen Tagen nach Berlin und Peters burg weitrrretst. In sigmarinaen wurde die Clviltranung des rrbvrinzllchen PanreS von dem König!. Hausminister v. Wedel! vollzogen. Dann folgte der Brautzug »ach der katholischen Stabttstarikirche, voran das Brautpaar, dann der Fürst mit der Kaiserin, die Gräfin Tratst mit dem Kaller und der Königin von Sach'e», die Fürstin-Mutter nst> dem Exkönig von Neapel und der Füttlin-Jittantin, das ru mänische Konigsvaar mit dem Grasen Caserta. dann die übrigen Gaste des Hofes aus dem badischen, sächsischen und belgischen Fürstendansc. So stihrte de, Punz Georg von Sachsen die Erb- aroßlierzogin von Baden: es folgte» sodann der Prinz Friedrich Anglist von Sachsen mit der Gräfin von Flandern und der Prin zessin Mathilde von Sachsen Erzalst Maurus Wolter von Beuron vollzog den kirchlichen Akt. wobei der Kirchenchor eine iatenstlche Messe sang und mit Händels Hallelnjab schlich. In dem Toast. Welchen der Koster bei der Galatafel ans das Neuvermählte Paar ansbrackte, begrützte er die Braut als neues Familienmitglied de« Hauses Hoben,»llern und siihr ihr gewendet fort: „Wir Hobrn- zollern find immer gute Soldaten gewesen, und Ich ,meiste nicht, das. Eure König! Hobelt auch eine gute Soldatenfrau werden wird". Mit den besten Wünschen iür das Hobe Brautpaar schloß der Kaiser seinen Tonst mit einem Hock ani dasselbe. Als sich dir Tischgesellschaft dann aist die Te>raste begab, brach ein heftiges Gewitter los. Später machten Ihre Majestäten mit der Fürstin und der Eibprinzesfi» von Hobeuzoller» im offene» Wagen eine Rundfahrt duich die Stadt, van der Bevölkerung mit enthusiasti schen Zurufen begrüßt. Die Neuvermählten reisten »ach dem nahen Krauchenwirs ab. In Bcilin wird augenblicklich der Schw»rgerichtsvro,rß gegen die bekannten beiden Armeelieferanten Wollank und Hagemnnn Verbandelt. Nicht die Persönlichkeiten der beiden Armeelieferanten beanspruchen em besonderes Interesse — es find dunkle Ehren männer. wie sie In vielen Strgsvrozessen Vorkommen - aber vor de,n Schwrirgeiicht werden nicht weniger als 25 Zahlmeister und Zabimrstterasoiranten im Dienst und außer Dienst aus verschiedenen A meecorps des preußischen Heeres als Zeugen vernommen über Bestechungen, welche in 26 Fällen Wollank und Hagemann ver sucht oder ausgeübl haben, im Interesse der Zuwendung der Me- ruwelleferunaen. Die Anklage stützt sich auf 8 IM des Straf gesetzbuchs tGewährung von Meichuiken oder anderen Vortbrilen nn Beamte zur Bestimmung einer Handlung, die eine Verletzung einer Amts- oder Tirnstvsticht enthält) Man wird sich erinnern, welches Aussebe» es im Jahre >885 eiregte, als Plötzlich eine g'vße Zabl von Zahlmeistern in verschiedene» preußstchen Provinzen gleichzeitig verdöstet wurde Durch eineu Zrisull waren die Mititä bebörden zur Kenntniß gelangt eines umfassenden Systems Von Beziehungen zwischen den Auiie-lieferanten Wollank und Hage in in» zn einer großen Zabl von Zahlmeistern. Ein Brief dieser Fama, für einen Zahlmeister bestimmt, war, weil der letztere beim Empfang dieses Briefes sich zufällig wegen Unregelmäßigkeit m Arrest befand, zur .Kenntniß einer Militärbehörde gelangt. Eine sofortige Beschlagnahme der Geschäftsbücher der Firma gab als dann weiteren Anhalt. Seitdem bat man im Pnbliknm abwechselnd bald van der Entlnssiing van Zahlmeister» aus der Haft, bald von nrucn Verhaftungen, bald von Bestrafungen gebvit Ein um fassendes Bild der Vorgänge tritt erst jetzt vordem Berliner Schwnr- gericht an die Oefsentlichkest. Es hängt dies mit der Einrichtung der Militärgeiichtsbarkeit zusammen. Soweit die Zahlmeister sich vergangen haben durch Annahme von Geschenken, sei es für Hand lungen, die eine Dienstpflicht veletzen, oder für.Handlungen, die in dns Amt einschlagen, an sich aber nicht pflichtwidrig find, gehört ihre Adnrthcilnna vor die Militärgerichte. Dieie verhandeln mit Ausschluß der O'ffenillchkeit. Jrtzt erscheinen die Zahlmeister nur in der Rolle von Zeugen. Was dabei einen bciondcrs ungünstigen Emdnick macht, ist, daß es in de» Piozeßhandlungen vielfach als ei» allgemein üblicher und bekannter Gebrauch bmaestellt wird, Zahlmeistern regelmäßige Zuwendungen seitens der Lieferanten zu »rachen in der Form von Geldgeschenken oder der Gewährung von Darlehen oder in Geschenken an die Frau Zahlmeister oder in freigebiger Bewirthung. Ja. es wird mehrfach »ast als e>» gerecht fertigtes Herkommen z» bezeichnen versucht, de» Zahlmeistern 2 Pröz. von dem Werth der Lieferungen abzugeben. Aus de» Gerichts verhandlungen erfahren nur, daß Hagrinann als Jntendanturbeamter aus dem Kriege von 1870/71 mit emem Vermögen von 300,000 Mk. zuiückgckvmme» Ist und dnß er schon damals in einen Prozeß wegen Vastwer Bestechung verwickelt war. Wenn auch der Beweis nicht geführt werde» konnte, well die Lieferanten berechtigt waren, ibr Zengittß zu verweigern, so wurde doch Hagemann im Disziplinar- versglucn von semem Anne entfernt und sväter unter Absprechung des Ei'crnen Kreuzes aus dem Offizwrsstand gestoßen. Ueber lOO jüdische Familien c»,S Russisch-Polen, die im Ganzen wobt auS 4n0 Personen bestehen mochten, erregten in Berlin auf Bahubos Charloltcnburg nicht geringes Aussehen. Es waren auS- gewaiiderte Juden, die von einem Agenten, dem sie anvertraut waren, in Breslau im Stiche gelassen wurden. Derlelbe ist dort unter Veruntreuung der zur Ucbettübruna nach Südamerika be stimmten Gelder zurückgeblieben. Einige Personen, die noch Mistel besaßen, fuhren weiter, zunächst nach Hamburg, Der anderen noth- leidenden Familien nahmen sich einige menschenfreundliche Per sonen an: man ließ niedrere Fässer Milch, eine Menge Brot n»v Bier au« Berlin kommen und unter die Leute verweile». Auch sonst wurde vielfach für die Unglücklichen gesorgt. Man hofft, daß dieselben schon dieicr Tage In die Lage gesetzt werden, ihre Reise foltietzcii zn können. Die großartige Böttcherei des Senators Rcichenbach in Lüne burg ist innerhalb weniger Stunden ein Raub der Flammen geworden. Freitag Vormittags gegen ll Uhr entstand in dem Oelschupve» Feuer, wrlches, in den große» Hotzvorräthen reichlich Nahrung fin dend, sich so schnell verbreitete, daß die Feuerwehr ein Haus »ach dem anderen den Flammen preisgcbcn innßle, bis eine veränderte Windrichtung und die vermehrte Anstrengung der Feuerwehr die weitere Ausdehnung des Feuers verhinderten. Die Werkstätten nebst den maschinellen Anlagen. Compiolr, Wohnhaus, Lager räume sind zerstört und außerdem 12 andere Wohnhäuser vernichtet oder zum Abbruch fertig. Die nahe Nikolaikilche schwebte in größter Gefahr. Viele kleine Leute find obdachlos: die Mobilten derselben sind gerettet. Ein aus dem Aufstiege z»m Herzogitand (dem herrliche» Berge in Oberbaycin) begriffener Herr aus München wurde da« Opfer elnes Naiibiiiordvcttiiches. Der Betreffende wurde von einem Handwcrksb,irfchen, de», man übrigens schon aus der Spur zu sein glaubt, durch mehrere wuchtige Hiebe auf den Hinterkopt nieder- gestreckt, durch zwei Stiche in die Bnist schwer verletzt und aus- gerauht; sein Zustand ist sehr bedenklich. In Torga» ist der Befehl des Kaisers cingetroffen und bet der Parole mitaetbeilt worden, daß die Rauon-Gefetze >ü> Tornau auf gehoben sind. Die Stickt W so««» «ck d« Reche de» sicher Festungen ausgelchteden. Oesterreich. I» Ungarischen Auslchufle kür dosArußere de- gann die Verhandlung übe, die auswärtige Politik. Zunächst sichteten Referent Falk und die Delegisien Apponyi, Eiernatony, vorvat und Gyurkovtrs in längeren Reden Fragen an den Minister llbcr Novibazar. Serbien, insbesondere darüber, ob die Regentschaft eine freund schaftliche Versicherung hierher schriftlich habe gelangen lasten, ferner über Bulgarien. Upponvi sprach sich büchst a»erkennrnd au« über Kalnoky« Polilik. Erst nach diesen Fragen ergriff Kal- m'ky das Wort. Den zwei ungasilchen Abgeordneten, welche den Sitzungen deS Ausschusses beiwohnen wollten, wurde von dem Aneschussc der Eintritt verweigert, woraus dieie an den Präsiden ten Pechy nach Pest um Jnternentlon telegraphirten. Bo» diesen Abgeordneten ist Pnzmandy Korrespondent sranzöfilche, Blätter, daher ist lein dringendes Interesse begreiflich. Frankreich. In der Deputisienkammer sprach fick der Bou- langist Lamartrmöre mißbilligend über den häufigen Wechsel unter dem Beamtenperional von Jndochina aus und verlas einen Bericht des verstorbenen Gouverneurs von Saigun, Richand, welcher die Verwaltung des früheren Gauvrrneurs. des jetzigen Ministers des Innern, Constan«, sehr scharf angriss. In Folge dessen entstand ein heftiger Zwllchenfall zwischen Constans und Delnporte. dem früheren Unterstaatssekretär der Kolcmieen. Der den Boulanglstc» besonders verhaßte Minister Eonstans warf Delavorte vor, dein Abg. Lamarlinwre den Bericht RIchands mitaetbeilt z» habe». Millernnd (radikal) beantragt, den Bericht RichandS in vollem Um sänne der Kammer mitzuweilen. Der Ministerpräsident Tirard bekämpfte diese» Antrag und erklärte, es lei nur daraus abgesehen, die republikanische Regierung durch Verlenniduna l» Mißkredit zu bringen, aber dle Regierung werde ihre Pflicht bis zu Ende wun. Der Antrng Mlllerands wurde daraus mit 30t gegen 258 Stimmen abgelchnt. — Die Kammer beschloß im weiteren Verlause der Sitzung, den Antrag Rouviers betreffend die Unterstützung der Pancimnkanal-Geselllchgst behnfs Fortführung der begonnene» Arbeiten am iolgenden Tage zu bernthen. — Wie nachträglich be kannt wird, soll der Abgeordnete Andrleux am Dienstag anläßlich deS Zwischenfalls Lejeune einen Revolver hrrvorgezoaen und mit demselben die republikanischen Abgeordneten A'sne, Eliennr und Dreyfliß. welche Lejeune angreffen wallten, bedroht haben. Gegen Andrleux soll deshalb gleichfalls die Ausschließung durch die Censur verhängt werden. Paris. Die Tombola der Weltausstellung, welche den Zweck haben soll, den Verkauf von Kunst- und Jnvustriegrgenständen seitens der Aussteller zu fördern und andererseits Handwerker- Abordnungen ans ländlichen Gegenden und Jndustrieorten den Bestich der Ausstellung nnd den Aufenthalt in Paris durch Unter stützungen zu erleichtern, wird nicht weniger wie 15 Millionen Laute zählen. Für die Provinzbewohner wird der Loosverkanf durch die Tabaksbandlunae» vermittelt werden, in Paris durch die Verkaufsstellen für Anssielluiigsbillels. Der Preis des Looies beträat 1 Francs: die Ziehung wird an einem noch später lettzu- letzeiidrii Tage im Trocadero stattfinden. — Ueber die schon er wähnte Massenverql'tnnq bei einer Hochzeit in Tomblaine wird ans Rnncy weiter berichtet: Bon den 18 vergifteten Tbeilnebmern des Hochzeitsfestes liegt der größere Theil im Sterben: 3 sind be reits ve>schieden. Die Kranke» leiden unter den fürchterlichsten Schmerze». Ans eme drolluze Art und Weise ist ein kleiner Junge der Krankheit entgangen. Nach dem Essen hatte er nämlich trotz des Verbotes seiner Eltern eine Cigarette geraucht, dle erste in seinem Leben: die Wirkung des Rauchens blieb nicht ans — er war gerettet. Mg» spricht von der Jiih-tttwrhine des Josevb Albg, des Vaters des jungen Ehemanns, welcher immer gegen die Vcr- beir.tthung gewesen war nnd die Bemerkung gemacht hatte, „mein Sobn toll schon an den Tag seiner Hochzeit denken " Zeugen ver sichern. daß er in dem Moment, wo der verhängnißvoue Nachtisch nn'getragen wurde, das Mahl verlassen habe: man veniinthet. daß er we Küche» vergifte« hat. Die ärztliche Seclion eines der Ver schiedenen hat das Vorhandensein von Arsenik ergeben. — In Dijon ist in der Nacht zum 26. ei» lvolkenbrnchartiger Regen ge fallen, welcher in der Stadt wie in der ganzen Umgegend großen Schaden ungerichtet und »amenllich die Ernten vernichtet hat. Italien. Viele ttnllenüchc Blätter beklagen sich bitter über die letzten Ausschreitungen nnd Mißhandlungen, deren Ov^er die italieni sche» Arbeiter im östliche» Frankreich geworden sind. Der Mailänder ^Lonibaidin" wird darüber von einem Arbeiter Namens Angela Lcation! aus Evtiial geschrieben: „Wir waren 500 Aibeitcr, tbeils Maurer. theiis Erdarbeiter, die auf der Strecke Bttenne-Sorcy- Gondrecourt beschäftigt waren und vlötzltch von etwa 2000 franzö sischen Arbeitern mit bewassneter Hand angegriffen wurden. Die armen Italiener, die auf der Linie zerstreut waren, wurden wütbend angefallen und viele von ihnen lödtsich verwundet. Manche, welche die Möglichkeit und Geldmittel zur Flucht hatten, retteten sich: die anderen verfielen einer grausamen Verfolgung. Dies sind keine Fabeln. Ich selber, der mich retten mußte, indem ich unter Altt- gebnng meines Lohnes und Zurücklassung meines Arbeitszeugs in de» Wald stob, babe mit eigenen Augen ein armes italienisches Weib mit einem Kinde gesehen, das von den Franzosen ei»geboll »nd brutal gevrüaelt wurde, iodnß es halbtodt liegen blieb. Tie- ! ienigen, welche mittellos sind und ihren Lohn nicht einziehen ! können, müssen ans Furcht vor Schlimmerem im Walde bleiben. Es herrscht hier eine wahre Auswanderung von Italienern nach der benachbarten Schweiz, in der wir mehr Gaflsrenndtchaft er warten als in Frankreich. ES ist ein Jammer sie zu sehen. Es kommen Fronen mit zwei, drei Kindern, die von Allem entblößt sind, da sie alle Habe in de» von den Franzosen geplünderten Her ta igslchnvven haben zurücklassen müssen... Nicht die Italiener, sonder» die Franzosen waren die Beleidiger; batten wir 500 uns alle auf demselben Arbeitsplatz befunden, so würde man uns niininermebr so unversehens überfallen baden." E»> ariderer Ar beiter, Domemco Vttali, schreibt: „Während wir bei der Arbeit waren, überfiel uns ein Hanse von etwa 600 Franzosen, dann noch einmal so viele »nd später noch andere: last alle waren bewaffnet und hatten die Gendarmen an der Spitze, welche schrieen: „Drauf los, stanrösisches Blut!" Sie drangen in unsere Baracken ein. mißhandelten unsere Weiber und zertrümmerten mehr als Einem den Schädel; verschiedene Verwundete verbargen sich lm Getreide und starben dort." — Möge» die Schreiber auch durch ihre Auf regung zu einer übertriebenen Darstellung sich haben verleiten lassen, so zeigen die Berichte doch deutlich genug die Schwere der Ausschreitungen, deren die Franzosen sich schuldig gemacht haben Erwerbs-Eifersucht, Brotneid und politische Abneigung haben sich verrinigt, um einen Haß gegen die italienischen Arbeiter zum Ausbruch zu bringen, der auf die Dauer auch hier eine tieie Miß stimmung bervorbringen muß. Auch sranzotcnfreundliche Blätter, wie die „Tribnna", können nicht umhin, die Brutalität zn brand marken. Offiziöse Organe nehmen einen bisher selten vernommene» schatten Ton gegen Frans,eich an. Tvanien. In der Kongreßsitzuiig erklärte General Caffola. die Handlungsweise der Regierung sei gefahrbringend. Minister Sagaita antwortete mit der Drohung, er werde die eventuellen Geietzesüber- treter alS gefährliche Rebellen zu strafen wissen. Die Opposition erhob darob großen Lärm. Schweiz. Der Natlonalratb hat ohne DiScussion und einstimmla den BundeSraib ermächtigt, im Bcdürfnißfalle die für 189! und 1892 vorgesehenen Anschaffungen von Kriegs- und Ve>pfleguiigS-Mlttertal sofort vorzunehmeil. — Auch der Sländerath hat nunmehr ein stimmig die bereits vom Nationalrath genehmigte Vorlage, be treffend die Wiedererrichtung der ständigen Stelle eines eidgenössi sche» Generalanwaltes, angenommen und zwar unter Beifügung eines Passus, betreffend die Pflicht zur Ueberwnchung der Fremdeupolizet. England. Die Morgenblätter aller Parteien drücken ihre große Entrüstung über Frankreichs Weigerung in der Frage der egyptische» Konversion ans. Der „Standard" nennt das Motiv äußerst seldstiüchtig und cynisch. „Daily NrwS" bezeichnet sie als eine lümmelhafte Obstruktion. Der „Daily Telegraph meint ge lassener. Spullers Weigerung sei unhöflich und unstaatsmänniich. jedoch ohne politische Folgen und ein bloies Wahlmanöver der französischen Regierung. Norwegen. Die Stellung der norwegischen Regierung ist verzweifelt. Der Führer der Rechten. Stange, hat ein Mißtrauens votum emaereicht. Advokat Stange brachte folgenden Antrag: Das Storthing betrachtet nämlich es iür seine Pflicht, vor dem AuSciiiandergehen als seine Ansicht auszuiprechen, daß der gegen wärtigen Regierung das Aniehen wie me Zustimmung der Natin- nalvcrlaininlnng nnd des Volkes fehle, um die Angelegenheiten des Landes in glückbringender Weise wahr,»nehmen. Die oppositio nelle Linke wird entweder dafür stimmen oder ein eigenes Miß trauensvotum beantragen. Man meint, ein neues konservatives Ministerium würde binnen ein paar Wochen gebildet. Serbien. Das Räuberunwesen vermehrt sich. Die zum Tode Verurtbcllten, jedoch entkommenen Raubmörder Mile und Zivnn, svwie deren Complicen haben fick zwischen Zajcar und Negotin «NI Walde niedergelassen, schauerliche Vluttliaten ausübend i»ic »verfielen eine »Khane, wo 47 Menschen aus Furcht nchta M- saben, wir das Haus umstellt und dt« Wertheim'Iche Kaste b«S Ltirthe« erbrochnr. 2000 Francs und Obligationen «ttaenoaumm wurden. Auch der Uztcaer Kreis ist von Räubern überschwemmt Minister Tauschanovlc verlangte t»m ItaatSrathe Mittel zur Er Haltung einer starke» Detektivabtheilung. Da- dritte Aufgebot soll zur Verfolgung der Räuber verwendet werden. In allen Diplomatenkreilen gtebt sich lebhaftester Unwille gegen die Regierung kund, weil in rmer otsiziellen Note von Un ruhen in Novibazar gesprochen wird, über die noch jede Bestäti gung fehlt. Die vom Ministerpräsident Gruitsch dem türkllchen Gesandten zugestellte Note bat iolgenden Wortlaut: „Herr Mini ster I Ich habe die Ehre, Sic zu benachrichtigen, daß ich seitens des Ministers des Innern Tauschanovic, welcher durch den Prä fekten von Zatlcha telegraphisch intormirt wird. Kenntniß erhalte, daß in Novibazar die nmielmünnischc Bevölkerung sich im Aus stande gegen die dortigen Serben befindet Das zur Wieder Herstellung der Ordnung eingeschrittene Militär wurde zurlick- geworten, viele Serben wurden massakcirt, andere flüchteten über die Grenze. General Gruilich". Afrika. Aus Sansibar wird der „Franks. Ztg." unter dem 3. Mai geschrieben: Die Truppen werden fleißig emexerzirt und lehr geschont, damit sic sich an das Klima gewöhnen. Die Stim mung bei den Eingeborenen an der Küste ist lehr friedlich; sie haben den Kamps berzlich satt. Nur ist Bullm, »och immer auf freiem Fuße: er muß erst enigcsangen werde», ehe sich aus Nied lichem Wege unterhandeln läßt. Er hat doch noch einen großen Anhang und ist geiürchlct. Einige Hänplliiige an der Küste haben schon Frieden geichlvssen und um Schutz gebeten; ebenso haben die Pangani-Leute Lust, Friede» zu schließen. Dr. Peters hat Wiß- inann für einige Tomen seinen Dampfer zur Verfügung gestellt. Er hat aber keineswegs die Absicht, die Expedition auszngeben; er will veisuche», mit dem Dampfer nach dem Süden zu gehe», denn es ist ihm wiederholt streua untersagt worden, an irgend einem Platze der englischen Interessensphäre zn landen. Der neuliche Ar tikel der „Times" über den ianatischen Haß des Sultans auf Alles, was Europäer heißt, ist vollständig unrichlia. Die deutschen Ca- vitäne und Maschinisten sind »och eben so fest in ihren Stellungen wie je. Heute geht die gelammte europäische Eolonie zum Sultan und gratulirt zum Bairam-Fest. Er könnte doch leicht einen Grund finden, der Sache aus dem Wege zu gehen, wenn der „fanatische Haß" wirklich vorhanden wäre. Aus Sansibar wird berichtet: Das Schiff „Neera" ist hier angelangt: es wurde von einem britischen Kriegsschiff gekapert, als es tm Begriffe war. Waffen an der blokirten Küste zu landen. Sunst uud Wissenschaft. -fResidenztheater. In den letzten 2 Vorstellungen, die die Direktion hier nock veranstaltet, bringt sie dem Dresdner Publikum eine Plennere eines einaktigen Lustspieles v. W Mejo „Am Telephon". Das Stückchen war in Berlin mit großem Heiterkeits-Enolge der stete Begleiter der „Nervösen Frauen" Man kann alio heute aus einen lehr lustigen Abend rechnen. Morgen. Sonntag, beschließt das Berliner Ensemble sein hiesiges Gastspiel mit Jbsen's „Wildente". s- Vesper in der K r e u z k i r ch e. heute Nachmittag 2 Uhr. l) Präludium zll-moll) von Job. Scb. Bach. 2) „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird", Molcttc von Dr. Wilh. Rust 3) „Gelobet feist Du. heiliger Geist", geistliches Lied (op. 64, Nr. 6) iür eine Solostimme igeinngen von Frl, Avele Strubel!) und Orgelbegleitung von Osk. Wennann. 4) „Lobpreise! Gott den Heien", icchSitimmige Motette von Joses Rheinberger. 4 Im „Floraihenler" in Cöln hat He>r von der Osten ein von den höchsten kritischen Ehren begleitetes Gastspiel absol- virt, die Zeitungen finden ihn „illuster", „cmineitt" rc. und Alle rühmen seine Schönheit nnd Gestalt als „langer Israel" und „Ticheriiilichew im Kricgsplan". Fürdicsmal nuch sich unsci Helden- spieler mit dem Lorbeer begnügen, Kasse macht in Eöln bei der Hitze natürlich auch nichts mehr. Aber die Eölncr ritten dem Dresdner Gast alS Wechsel aus «r Zukunft ein gebieterisches „Aus Wiedersehen" zu. 4 Neueren Nachrichten zufolge gedenkt Angelo Neumann im Berliner Victoriatheater diesen Winter nuch Wagners „Feen" mit zur Aiisiülnung zu bringen. Die nächste Neuheit des Berliner Victorlatheniers wird das Ausstattungsstück „Stanley t» Airtka" sein. f Marcella Sembrich trat am vorigen Dienstag znm erste« Male in dieser Saison in London aus und errang auch dort großen Eriolg. f Die in der Soniitags-Gala-Dorstellung im Berliner Opern hause verunglückte Soloiäuzecin deS König!. Ballets. F>l. Sonn tag, befindet sich wohler, in drei bis vier Wochen hoffen dieAerzte sie ganz gebellt zu sehen. Ei» Wiederanitreten der Künstlerin kommt zunächst deshalb nicht in Fnige, weil Frl. Sonntag jeden falls aili dem Pauste sinnd, sich pcnstoniren zn lassen 4 Frl. BurSla ist nach abiolvirtem Gastspiel iür das König!. Schauspielhaus in Berlin zunächst, tüc September und Oktober engagiet worden, uni ihr Gelegenheit zu yrbcn — ohne Vorfüh rung ihrer Paradelollen — sich einen ständigen Platz an der Hof- bühnc zu erobern. 4 In Ergänzung früherer Nachrichten wird aus Obcr- a m me rgau mitgccheilt, daß die Einrichtung der dortigen Bühne eine vollständige Umgestaltung erfahren wud Die Bübne wird künftighin aus einer Mitielbühne zur Aufführung der lebenden Bilder und aus einer Borbühne für die großen Umzüge der Haupt- Handlung bestehen. Die Mitielbühne bildet gegen den Zuschauer eine offene Halle: zu beiden Leiten sind Stadttbore, durch deren Bogen zwei Straßen Jerusalems, die Paläste des Pilatus und de» Annas und Säulenhallen sichtbar sind. Für rasche Verwandlungen der Bilder u. A. ist in Zukunft Sorge getragen. In mnsikalischcr Beziehung ist eine Vermehrung der Orchester-Instrumente unter Hilizimnbme von Oboe» beabsichtigt. Die Dekorationen und Maichlnerieen, die szenischen Wirkungen und B leuchtungen sollen allen Anforderungen der Neuzeit entsprechen. Dagegen wird für dieses Mal von der Errichtung einer Zuschauerhallc aus finanziellen Gründen abgesehen und erst vom Jahre l9e>0 an eine solche in romaniichem Stile für die Zuschauer bereit stehen. Die jetzige Halle saßt 4000 Zuschauer. Den „Christus" wird im nächsten Jahre der Bildschnitzer Johann Mai, zum dritten Male darstellen. 4 Eine höchst verdienstvolle archivglischc Arbeit ist jüngst zur Vollendung gekommen — nämlich die aus der Feder unteres Mit bürgers, desK. S.ArchivrathsDr. TdeodorDisiel über den,,Leip ziger Schöppenstuhl" resv. dessen Neubegründung unter de», Kur niisten August. In drei aktenmäßigen Abhandlungen, welche seit 1886 in der ^,Zeitichrifk der Savigay-Stiftiing für Nechtsgcschichte" iuccessive erichienen sind, hak der überaus fleißige uud gewissen- Halle Verfasser ein westschichtigcs Material zu bewältigen ver standen und einen höchst interessanten Beitrag zur VeriasfungSgc- ichichte des Schövpenstuhles in einem entscheidenden Wendepunkt geliefert, in welchem der gesetzgeberischen Tüchtigkeit deS Sächl'.icheii Kurfürsten »nd seiner Rätye aut's Beredteste ein glänzendes Zeugntß ausgestellt ist Die Arbeit hat auch dte gebührende Beachiung maß gebenden Orts gesunden, indem losort nach den, Ettcheuien des ersten Abjchnittes vor mehreren Jahren Herr Dr. Distel von der Akademie der Wissenschaften in München mit der Herausgabe der Magdeburger Sprüche bcaultraat wurde, was er aber der Vielen damil verbundenen Reuen (nach Mähren, Böhmen, Polen >c.) wegen ablchnen mußte. 4 Ter literarische Nachlaß Schillers wird jetzt bekannt lich dem Schiller-Goethe-Archiv in Weimar einveileibt. 20 Kiste» haben die Kostbarkeit »ach der Stadt des großen Todten gebracht. Sic enthielten die Bibliothek Schillers und leinen literarische» Nachlaß. Ob im Letzteren noch unbekanntes Werthpollc zu Tage treten wird, läßt sich nock nicht übersehen. JedentaUS aber sind die Handschriften seiner Werke so rein und so wohl erhalten vor handen, daß zur Enlstchmiasgeichichtc derselben das sicherste Mate rial gewonnen ist. Em Tuen der Handschriften war tm Schlosse ausgelegt, u A die vollständigen Entwütte — rtn stattlicher Band — zu« „D«mrtr>us"-Bruchslück. * Bezüglich der Belegung von Plätzen in Eisenbabn- Coupees ist eine Entscheidung brachlensiverth. welche die Eisen bahn-Direktion Bromberg vor einiger Zeit ans Grund des Eisen bahn-Reglements in eineni besonderen Falle getroffen hak. Bei dem Antritt der Fahrt genügt da« blole Belegen not Gepäckstücken nicht, um dem Reisende» den Platz zu sicher», sondern jeder ipäter Er scheinende bat das Recht, die Gepäckstücke wciterzi»ch>eben und den Platz einziuiehnien. Wenn man aber während der Reise aut einer Zwischenstalion für kurze Zeit seinen Platz verläßt, so muß das Anrecht ans denselben, sallS man ihn mit Sachen belegt hat, respektirt werden. Unterläßt man aber die Belegung in einem solchen Kalle, st, verliert man das Anrecht aus den Platz.
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