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Dresdner Nachrichten : 22.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189009222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-22
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.09.1890
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Drosörrev Mcrc^vrci'iton »«vielen einen dnffffnhnlßvoffen Vortrag, sowie sorgfältig« Schulung, sodah daS Unternehmen tn Allem dem Verein ein wohlloblicheS Zeugniß ausstellte. — Die in unserer Zelt leider mehr und mehr zunehmenden Nervenkrankheiten werden bekanntlich mit namhaftem Lrsolg durch Ainvendnng von Elektrizität gehoben. Um mit einem solchen Heil- veriadren erfolgreich zu wirten, ist aber nicht nur in erster Linie eine verständnitzvvlle Heilmethode selbst erforderlich, sondern eS ge hören dazu Apparate, die man in der bedingten Vollkommenheit nur selten antrisst. Derartige Apparate, wie sie wenige.Anstalten überhaupt ouszuweiscn haben, finden sich in der diesigen rlektro- tderapeulischen Anstalt von (8 Leib sch er lDreSden-Neustadt. Am Markts TuS elektro-statliche Jnstriimeiilarium besteht hier aus zwei verschiedenen, von Herrn Leibscher selbst konstrnirten Influenzmaschinen, deren rotirende Scheiben einen Durchmesser von 50 und 100 Eenkinietrr habe». Beide Apparate werden durch Elekttomoloren, welche durch eine Dlmauivniaschine gespeist werden, ui schnelle, aber ganz gleichmäßige Bewegung gesetzt, lodaß beson ders der große, mit Toppelerregern versehene Apparat eine Elek trizität und Ozvnmenne liefert, wie ne »ach den Angaben seines KvnstrukkeurS lelbsl ans der Pariser Universität der .Salpetriere" dnrchsdie Apparate des Pros. Ebarcot kaum erzeugt werde» kann. Die Wirlnng solcher Apparate ist icdensaUS von großem V»ril>eil snr alle Tiescvigeii. deren Leide» durch die Elektrizität heilbar sind. Selbstverständlich ist ein derartiges Heilverfahren aber nur dann anznralhen, wenn cS ans ärztliche Vorschrift geschieht. Die Behandlung bleibt für Herren und Damen gänzlich nngenirt, da ein Auskleiden bei diesem Verfahren nicht erforderlich ist. Jeder mann ist durch den unentgeltlichen Bezug cine-S ProspceteS der Anstalt Gelegenheit geboten, sich von deren Leistungsfähigkeit zu überzeugen. — 2n Leipzig muffen die nichrerwähnten Kn hu'sch en R c i b e f i tz b ä d er. die dort vom Stadtrath verboten worden sind, doch außerordentlich viel Anhänger haben. I» der lebten Sitzung der dortigen Stadtverordneten verkündete der Vorsteher, Herr Justizrallr Dr. Schill, daß Herr Rechtsanwalt Gustav Hos- iiiaim in Vertretung einer großen Anzahl Petenten, angeblich »bcr 20, r>, sich weacn des Verbotes der Reibesitzbäder mit einer Eingabe a» das Eolleginin gewandt habe. In dieser Eimzabe wird davb» Mitlheilnng nemnedt. daß nian ans die beim Rath gegen dos Verbot der Reibesitzbäder einaercichle Beschwerde eine Antwort nicht erbaltcn. auch der Rath die Gründe deS Verbotes nicht angegeben habe, weshalb man nun in dieser Sache bei den Sladwervrdneien vorstellig werde, Herr Tr. Schill bemerkte dazu, die Petition weide, wie üblich, 8 Tage lang >m Bnrea» ansliegen n»d mir. falls sich bis dahin ein Mitglied des EollcgiilmS finde, welches sie zu der ieinigeii mache, zur Verhandlung lommcii. Für bicien F.ill aber glaubte Herr Dr. Schill schon im Voraus ans- merksean machen zu sollen, daß zunächst der VersassliiigS-AnSschuß sich mit der Prüfung der Frage der Zustäiidigkei! des EolleginmS zu besanen haben werde, da sedcnsalls der Rath dad Verbot in 'einer Eigcmchast als Polizeibehörde und Organ der StaatSgewnlt eilassen habe. — Ter Gesammt-Anflage heniiger Nummer liegt ein Prospekt von Alexander Köhler'S Buchhandlung, Dresden. Weißcgasfe 6, über Amerikas En tdecknnaSge schichte bei. seiner ist der StadtanSgabe nvch die Skr.Wdes „Gewerbeschutz" beigegeben. - Eni lltiäbrigei, veriiciratbeler Schuhwachcr August Ziegler, Pvppitz l:',. har sich vorgestern Abend in der 8. Slimdc im ange henden Sänserwahnsiim mitteist Rasirmcsscrs die Sehnen und die Pulsader der linken Hand durchschnitten. Er wurde > aus ärztliche Anvrdniing nach dem Stadtkrankenhanie gebracht. ' — Eine inr vorgestern Abend nach der .Rothen S ch ä n k e" - in Döhlen angckiiiidigtc öffentliche Tabakarbeiter- und Arbciterinnen- l Vcriaminlnna. in welcher ein Herr Junge »us Breincn iiber die j Lage der sächsischen Tnbalarbeiter und Zweck der Orgaiosation spreche» sollte, wurde aus Grund des sächs. Vereinsgesetzes behörd- lichorseiis peniblen. — I n L ö b a u hat gestern die seierlicbe Grundsteinlegung zur kathblischen Kirche durch den Bischof Tr. Wahl stattgefunden. — Am Donnerstag ist am Winterhafen bei Meißen ein weiblicher Leichnam angeschwommen. I — In L a n g e n ch n r S d o r f kleiterie am 20. d. M. das dreijährige >«vhnchcn des.Hausbesitzer? W., während derselbe in der 'Nähe Hoi; spaltele. an einer Sägebank herum, wobei dieselbe > mnsicl und das Kind so unglücklich an den Kops traf, daß cs am andern Morgen den Geist auigab. Wetterbericht W'»0. l «'»er.! kr. c r r. ip-os. . . Pavarauva Äcmrl. . oainl-iir«. Siirrdourg »crlin . . Müachk» . vcir i!2 0 «::> inil likdc^t -z- 8 72 80 Ichivach wvlkcul. PI l ii:!080 Ictiiit wvikta -t-I t 57 8 Irisch bcdclkt -s-I'> a.', 80 müliia wolkig -z-l'> A>8N' leicht wolkig j-f-I» Icichi wolknil. -Z- !> idcoiuitz . ' «>e,i . . i -Prag . . . , pclkrgbrg. Srnmninft. rNk« . . ! Obcriice» . l mereoroi. InMMi» I» »üemintz vom 21. Lcvlcmbcr. Orr. vor Gin«. i Vrlirr. Tv. 7N5 80 Icichi wolkig ! <>8 80 schwach wolkig I i!ii süll liciicr ' 70 Nl Icichi bcvcckt 72 880 Icichi wolkcul. <!8 still wolkig 7,2 880 krisch wolkig ->2.» -l-ia rrc « vcn. gm 2l. Ztvlember. L>gro»iclcr nach Ovtikcr Wicga»» vorm. Bö'olvl iWalUlragc IIi>. '.'lochmNiagi; 2 Udr : 757 MNIimeicr, t gkinllc». 2>uS- iichlcu: 'Pcrändcriich. Tdrrinomckronravd »ach üscaimmr. Tcmvrraiiir: llöchi'c >5 aiiod Wivme. »icvriallc 8 arrov Wärnic. vclkcr. südostwiiiv. Wasscrsiaiid dcr t?lbe >» Dresden am 2l. September: 25 <!tm. über Null. TageSgeschichte. Deutsches Reich. An hervorragender Stelle schreibt die Kob. Z!g.": „Tie „KobnrgerZciiilng" ist schon mehrfach in der Lage ge wesen, die abgeschmackten vtiitlciislein'schen Ansprüche diuch klare Dar legung des SachperhalicS in's rechte Licht zu rucken. Neueren Ver- mchcn gegenüber, daSPilblikllm irre zu führen, lei nochmals wahr- beitegemäg erklärt: Ter sin Oesterreich lebende) Prinz Leopold von Kobnig heiraihcte am 22. April 186k das damalige Fräulein Evnslanzc Geiger. Der vor dcr Ehe. am 12. Oktober 1860, geborene Sohn wurde von seinem Vater adoplirt und Mutter und Sohn ii'uellen ans Veranlassung des EhesS deS Hauses erst am 21. Juli 1862 den Titel Baronin und Baron von Rutlensrein. Prinz Leopold hat. als er seine Vermählung vollzog, schriftlich erklärt: „daß er für seine Frau und seinen Sohn nie eine Subvention von Seilen des herzoglichen Hauses beanspruchen werde, was auch für den Fall seines Todes Giltigkeit habe". Nach dem Ableben des Prinzen Leopold sah sich Prinz Philipp von Kabnrg veranlaßt, dem illiigcn Baron v. Runenstein eine Leibrente für dessen Lebens zeit im Betrage von 10,000 fl. ö. W. pro Jahr auSzuietzen. Damals hat der Baron auf alle weiteren Ansprüche schriftlichen Verzicht geleistet. Wenn trotzdem jetzt versucht wird, in dem von Advokaten bcrakbenen jungen Mann irrige Ansichten ivachzurilsen. die ihn obendrein in Widerspruch zu leinem ausdrücklichen Berocht setzen würden, und wenn nach pikanrem Sloss begierige Blätter sich bccifcrn. das Märchen vom koburgüchen Pieüdovrinzen weiterzutragen, >o kann das weder von den Advokaten »och von den Blättern Wunder nehmen. Es ändert aber nicht Las Geringste an dcr Thavachc, daß daS herzogliche HauS dem erst später legitimieren natürlichen Sohne der veriwrdcnen Baronin Nntteiistcin gegenüber keinerlei Berpsiichtiingen hat." Ter Reibe dcr icioalionellen Vorkommnisse dcr letzten Tage in Berlin fügt sich der Sell'slmord eines Grasen Schanmburg Gicht Schaionbiira-Llppej an. Ter Verstorbene entstammt der hessischen Fürsiensamuic'. Seine Mutter, eine geborene Glacde ans.Hamburg, war mit dem Fürsten Friedrich Wilhelm von Hanau, Grasen zu Echaumbiirg, morganatisch verheirathet. Ter noch in jugendiichem Aller stehende Elms wird als ein „Kavalier" bezeichnet. Man weiß, was daS bedeutet, erläutert treffend die „Nak.-Ztg." Loch war er ans den Rennplätzen nur ein gelegentlicher Ga», und auch in leinen materiellen Verhältnissen ist ein Eirund snr seine That nicht zn suchen. Noch am Tage seines Todes verfügte er über bedeutende Äaarmiktel. Vor etwa drei Monaten lernte er im Fneorich-WUHelnOtädtischcn Theater eine dort beschäftigte Choristin Hedwig Helle kennen. Er trat zn ihr in nähere Beziehungen, die schließlich zn einer llebersiedelnng des Grafen in die Wohnung des VaterS des Mädchens führten. Herr Helle hat eine größere Woh nung, von der er einen Tbeil vermlethet. Gras Schanmbnrg war ans seine Geliebte ost eifersüchtig, und es scheint, daß er in der That auch Grund dazu gehabt hat. Am Freitag Nachmittag hat das Mädchen die Wohnung ans längere Zeit verlassen. Schon seit drei Monaten war sie aus dem Bcrvande des Theaters ausgeschie- den. Als Grund der von ihr nachgcsnchlen Entlassung mar Krank heit angegeben, was in gewissem Sinne auch zutreffend gewesen ist. Gegen Abend bereitete sich Gras Schaumburg auf daS Abend essen vor. Er machte persönlich die dazu nöthigcn Einkäufe in einem im Hause befindlichen Geschäfte: Lutter, von dcr c: zwei Psilnd kaufte, Ausschnitt und Pöklinge. Als dann seine Geliebte narb Hause kam, nahm er mit ihr gemeinsam das Abendessen. Im ihren Ver- in deren . . . »ur Ruhe und Uetz später dem Grasen durch daS Dienstmädchen melden, datz sie tbn Me» I «»ch ,u sprechen wünsch«. Sr folgte dieser Aufforderung II Uhr. stellte jedoch von Neuem Fragen, deren unbefriedigend« eantwortung ihn »u dem Au»r«fe veramatzte: »Sieh mich noch »u dem «ugrufe veranlatzte: „Sieh mich noch woraus er den Revolver zog und sich elrA Kugel in te. Vor den Augen ieiner Geliebten stark er. Er einmal an j den Kopf j< . wurde dann in sein Zimmer gebracht. ES unterlirat keinem Zweifel, datz rasend« Eifersucht die Ursache der unseligen That gewesen ist. Der durch Selbstmord au» dem Leben geschiedene Freiherr v. Schleinitz ist nach dem „Dtsch. Tqbl." keineswegs durch den Sport zu Grunde gerichtet worden. Die Sache lag gerade umge kehrt : der Rennplatz bildete die einzige Einnahmeguelle deS Tobten, drr im «Hrrren-Retten" die Pftrde Berliner Rennstallbesitzer ritt. Wenn er einmal wettete, so handelte eS sich nur um geringe Sum men. Die trübe Lage, in der er sich befand, drückte ihm den Re volver in die Hand. Eine Diskussion mit dem sozialdemokratischen Agitator Ehr hardt ans Mannheim hatte der LandtaaSabgevrdnete Kaplan Das bach aus Trier in St. Ingbert in der Pfalz vor einer großen Ar- deikcrveriammlung veranstaltet. Folgendes Bruchstück möge als Beispiel der geführten Diskussion dienrn. Ehrdardt: .Grund und Boden und sämmtliche Fabriken müssen für die Allgemeinheit ihren bisherigen Eigenthümer» exprovrlirt werden." — Dasbach: „Womit bemhlt der Staat die bisherigen Eigentliümcr?" — Ehrhardt: „Mit Banknoten." — Dasbach: „Diese Banknoten haben keinen Werth, da in dem sozialdemokratischen Zuknnftöstaat nur Derjenige Lebens- und Genußmittel erhält, welcher die vorgeschriebe»« An zahl Arbetlsmarken einliefert." — Ehrhardt: „So möge» die Kapi talisten sich die Banknoten an die Ubrkette hängen." — Dasbach: „Also ist die beabsichtigte Expropriation Diebstahl und dcr sozial demokratische Staat wird errichtet durch Verletzung des göttlichen Gebot): „Du sollst nicht stehlen I" Der sozialdemokratische Staat kan» also mir bestehen nach Vernichtung de§ Elmstenthnins u. s. w." Ungarn. Die Donau hat in der Nähe von MobacS die Dämme dnrchrissen und große Verwüstungen anaerichtet. Der Bischof von Fünskiriben erleidet durch diese Wassersnoth eine» Schaden von einer halben Million Gulden. Frankreich. Ein Diplomat soll, dem „Siecle" zufolge, bei seiner Rückkehr von Berlin die wohlwollende Gesinnung der Ber liner politischen Kreise gegen Fra»k»cich lebhaft hcrvorgehoben haben. Derselbe wäre erstaunt gewesen über die entgegciikvmmende Stimmung, die ganz im Gegensatz stände zu den Anschauungen, die er bei seinem letzten Berliner Aufenthalt vor zehn Jahren vor- gcsilndcn habe. Ein Wink von Frankreich, io meinte der Diplo mat, würde genüge», beide Länder zu gemeinsamen wirthschaftlichcn Revressivmaßregcln gegen die Bereinigten Staaien in dem durch die Mc KinlNi-Bill rmvcrmcidtich gemachien Zollkriege zu veranlassen. Italien. Der zwanzigste Jahrestag des Einzuges der italie nischen Truppen in Nom wurde dort, sowie in den Provinzen niid Kolonien begangen. Ans Befehl deS Königs wurde im Beisein einer Tepiilation der Armee ein Kranz am Grabe Victor Emanuels niedergelcgt, später wurde im Namen der Stadt Rom ein Kran; an der Poria Pia niedergelcgt. — An demselben Tage wurde in Florenz das Denkmal Victor Emannet's II. in Anwesenheit König Hiimbcrt's und Gemahlin, des Prinzen von Neapel. deS Herzogs von Aosto, deS Minislerpräsidknteii EriSpi und des Kriegsmtiiistcrs Bcrtole Biale. sowie unter Theilnahme einer großen Volksmenge feierlichst enlhnllt. Ter König und die Kömgin wurden überall mit Jubel begrüßt. Spanien. Tie an die französische Grenze gelangten Nach richten ans Madrid ülütdcrn die dortigen sanitären Verhältnisse als bewignißenegend. Mehr al-Z 1000 Personen seien an den Blattern erkrankt: die Familien, die ihren Sommeransciillialt »n Norden genommen haben, schenken sich, nach Madrid zurückziikeliren. Portugal. Die „Marn.-Post" droht bcreiks, daß England im Falle der Ablehnung des Ucberemkommens einfach die Folgerungen ziehen und Portugal mik den vollzogenen Thabachen rechnen lassen weide, lieber die stürmischen Kammerdebntten am vergangenen Montag wird noch brieflich au» Lissabon Folgendes mikgclheilt: Die Haltung der Bevölkerung ließ daS -Lchlimmsie befurchten: vom frühesten Morgen an waren alle öffentliche,, und königlichen Gebäude, sowie die Plätze dcr Stadt militärisch besetzt, was das Bell noch mehr erbitterte. In den Straßen um das SitznngS- gcbändc dcr Kammern war die Menge fest zilsammciigekeilt. und die Wagen der Deplitirten mußten mit Hilfe von Kavallerie Abtheilnn- gea durch die Massen hindurchgedrängt werden. Tie Verwundn»- gen, welche verkamen, zählen nach Hunderten, gelödtek wurden zwei Männer und eine Frau, verhaftet etwa 80 Personen. Mit nnbeichreiblicher Spannung erwartete inan dcn Ausgang der Sitzung. Tie oisiziöie „Gaceta de Pvrtng." brachte an, Nachmittag ein Ex trablatt. worin migekündigt wurde, die Regierung habe wesentliche Abänderungen deS Vertrages bei England dnrcbgesctzk. Dann irat in dcr Kammer dcr Minister Hintze Ribeiro ans und verlas die f»»s Abändermigcii des Vertrages, welche England bewilligt hatte. Die Opposition aber antwortete darauf mit einem wüsten Lärm, indem sie die Erklärung als „Betrug und Lüge" bezeichnete. Ta sprang der Afrikareiicnde Major Scrpa Pinto aus und rief mit durch dringender Stimme dcr Lmkcn .Silcntinnst' zu, worauf sich der Tepiitirte Brandao mik geballter Faust auf Verpa Pmto loSstürzke. Ter nun entstehende Lärm nötingte den Vorsitzenden, die Sitzung zn mucrbrcchcn. Nachdem die Verhandlungen wieder auigeiiommcii, erklärte Scrva Pinto, er gehöre der koniervativen Partei »n. aber trotzdem werde er das vorliegende Abkommen mit England bis zum letzien Athcmzuge bckämpscn! Ihm schloß sich die Halste der kon servativen Ahgevrdiictcn an, sodaß für den Vertrag kaum 66 Stim men verblichen, während 100 Stimmen dagegen waren. Gleich wohl wurde der Vertrag einer Kommission überwiesen, in welche man die gcichnkleslen Redner dcr Regierungspartei wählte Am Abend wurden dcn oppositionellen Dcputirtcn und Serpa Pinto endloie Stimpathic-Kilndgebungen dargebracht, das Militär verwett sich sehr zurückhaltend, sonst wäre das Blutvergießen unvermeidlich gewesen. Tie Minister sichren nach Cintra zum König, Nachmittag versammelte sich daselbst dcr StaatSrath, welcher die Ministerkrisis noch verschärfte. Znilächst reichte Hintze Ribeiro sei» Entli,sftl»gs- gestich ein, in den Abendstunden folgten ihm d>c übrigen Minister. Am Montag und Dienstag wurde in keiner Fabrik oder Werkstatt gearbeitet, die meisten Geschäfte waren geschlossen; die Mitglieder der republikanischen und revolutionären Komitee's hielten Tag und Nackt Sitzungen ab. doch wurden ihre Klubhäuser von dcr Polizei scharf überwacht. Schweiz. Dcr Brmdesrath hat beschlossen, datz Oberst Künzlr vorläufig die Regiernngsgcwalt weiter onsüben solle. Im Tessin herrscht Ruhe. Außerdem beschloß der BnndeSrath, daß zur Anf- rechierhaltnng etwa gefährdeter Ordnung am 5. Oktober anstatt der bisherigen zwei Bataillone deren vier, sowie ein Tragoner- Negimeiit in Tcisin zur Verfügung de» BrmdeskvmmiffarS anwesend lein sollen. Behufs Regelung der Lage im Kanton Tessin hat der Bundesrath Besprechungen mit hervorragenden Mitgliedern beider Parteien in's Auge gefaßt und den BniideSkommissar bcanftragt, entsprechende Persönlichkeiten datür zn gewinnen. Inzwischen be steht NcSvini, dcr Präsident der gestürzten Negierung, beharrlich auf iviorüger Wiedereinsetzung. England. Der Verband der Schiffscigenthümer hat be schlossen, ftedwcder Arbcilcrvereinigung, welche ihren Interessen schädlich sein könnte, um jeden Preis cntgegenzntretcn. Viele EommiS wnrden bereits unter Androhung der Entlassung anfge- sordert, anS dem SchiffscommiS-Verband nnszntreicn. Amerika. Während eines heftigen Gewitters schlug am 17. d.M. der Blitz in daS ihiirmholie Gebäude der Ncw-Dvrk- und New- Jersey-Tclephon-Kelellschaft. Im Nn bildete das Ganze ein Flammenmeer. Eine Panik bemächtigte sich der in dem Hanse Beschäftigten. Dennoch gelang es Allen, unversehrt aus dem Ge bäude zu konimen, bis ans 1ö Mädchen. Diese standen um Hilfe schreiend an dcn Fenstern. Da die Treppen schon brannten. Io war ihnen jeder Ausweg nbgcschnitten. Schon klommen sie ans die Fensiervorlätze, um herabznsvringen. Von der nach Tausenden zählenden Menschenmenge, welche sich ans der Straße angesammell hatte, rier man ihnen zn, zn warten, bis der Nettnngsapparat käme. Leider crwteS sich derselbe um einige Fuß zu kurz, um daS oberste Stockwerk, in welchem die Mädchen sich vesanoen, zn erreichen. Aber man konnte ihnen wenigstens ein Seit von der Leiter aus zuwerfcn, welches die Mädchen dann auch befestigten und an dem sie sich bi? an die oberste Sprosse des Rctrnnasappaiales nicder- ließcn. Jubel erscholl, als das letzte der 15 Mädchen in Sicherheit war. 2000.Televoondrähte sind von den Flammen vernicht« worden. In den Landbezirlen deS westlichen Oregon benscht fast allge- Haß Zort- - gung gesunden hat. Die orcgonische Bevölkerung hat ihre eigenen An sichten über dcn Junggcsellenstand, dem sie alle Existenzberechti gung ebspricht und deshalb werden unter dcn Neuankommcnden nur die Familienväter und diejenigen Junggesellen tolerirt, die sich zunächst nach einer Braut unter den Töchter» des Lande» und dann erst nach einem Stück de« ietz'eren selbst nmsrhcn. Dem Unseligen. LS LA Tutzendmal nächtlicherweile seinem Vesikthum und bringt ihn Übel die Grenze zurück oder man vrüaelt ihn durch und zerstört sein« mühsam bebalkken Felder. Trotz alledem hatten sich in Deadwood Treek in den letzten zwei ' delt, die ein Schutz- und T Haut wohl zu wehren wußten, vereitelten — und so die h schcn Hinterwäldler zu Verriß ie Flauen, die in jenem Disi Niederlassung in diesem County eine Iran zu nehmen. Juna- gesellen, die am Ende dieser Frist noch unverlobt sind, werdrn durch die Bücgervolizei au« der Niederlassung vertrieben und im Wider- ietzungsfalle — gehängt." Uno dieser Entwurf ward wirklich zum Gesetz, das ist das Schönste! Alle Vorstellungen und Ein gaben der bedrohten Junggesellen fruchteten nickttS, von der StaatS- legjslatnr, die das waeiiannie .Gesetz" zedenfallS für einen ge lungenen Scherz hielt, kam nicht einmal eine Antwort zurück. Mit dcn Männern deS Deadwood County war iiideb nicht gut spaßen, und noch weniger mit den Frauen und so machten sich die Wirk ungen deS neuen Gesetzes bald genug bemerkbar. Bon den sieb zehn Hagestolzen veräußerten fünf ihre Besitzthüiner und zogen tn die Ferne, zehn verheiralheten sich nach kurzer Zeit, einer ist gegen wärtig verlobt und einer in dcr verflossenen Woche polizeilich über die Grenze spcdirt, denn seine Zeit war abgelaufen, ohne daß er ge wählt hatte. ^ Kunst nud Wissenschaft. -s Die Aguarcll - Ausstellu » g iin König!. Polytech» niknni ist nach wie vor täalieh von 0 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends geöffnet. Leider muß ihr Schluß bereits nächsten Donners tag ersvlgen. -h Ernst v. Wildcnbrnch hat mit seinem Schauspiel „Die Haubenlerche" vorgestern im Deutichen Theater in Berlin einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Schon »ach dem ersten Akte wurde der Dichter lebhaft heluorgernsen, und diese Hervorrufe wieder holten sich und steigerten sich bis zum Schluß. In der äußerst verwegenen, ia tolltichnni VerfilhriiiiqS!ze»e des vierten Aktes schien der Erfolg einen Augenblick gefährdet, er festigte sich aber znm Schluß wieder so vollkommen, daß dcr Dichter, als er zum letzten Male hervorgernfen wurde, nickt mir durch die übliche itiimmc Verbeugung, sondern durch Worte srinen Dank aus- sprechr» durfte. !- Gotiichall's einaktiges Schauspiel ,Olivier Eronrwcll" ist mit Possart in dcr Titelrolle vorgestern Abend im Leipziger Stadtlheater mit großem Beifall erstmalig nusgeftihrt worden. Das Stück zeichnet sich durch fesselnde Seeienmalerei und schöne Sprache aus. Die Probe» zn dcr Aufführung von „Götz von Berlichingen" im Berliner Königs. Schauspielhause finden gegenwärtig znm Tbeil auch im — Königs. Marstall statt, da einzelne der Miiwirken- dcn sich nicht nur in ihren Rollen, sondern auch ans ihren Rossen satteltest machen müssen. Zn den großartigen Vorbereitungen, welche inr die in Rede siebende Vorstellung getroffen werden, ge hört nämlich auch die Einstndirimg einer .Meftcrstncht" auf dcr Buhne. Es sollen sieben Personen hoch zu Roß nuftreten. j- Die Koloffalbüsle des ersten Deutschen Reichskanzlers Für sten von Bismarck wird binnen Kurzem im Berliner Zeug- Hause Ausstellung finden. Das Modell hat Professor Neinhold Begas geschaffen, der auch hier dieselbe geniale Auffassung in dem Kopfe deS Kanzlers zeigt, wie in der frühere» Bütte, die fetzt einen Schnillck der Nationalgalerie bildet. Wie bei den anderen Stand- brusibildern des Ze»aha»ses, legt sich auch bei diesem ein faltiges Gewand um die Spitze des Sockels. Modenbrief. Wien, am 20. Lcplcmbcr. Meine liebe Hermancc! Die meisten niemer Bekannten sind noch auf Reisen, ne nutzen dcn Rest des Sommer» ans: mir war es nicht möglich das nllmäliac Absterbcn der Natur länger zu beobachten. Ich bin eines jener oberflächlich gearteten Weltkindcr. die nicht daran erinnert werden mögen, daß alle Herrlichkeit schließlich ein Ende nimmt. Genuß ist unser mot ä'unlw. und zwar Genuß ohne bit teres Beiwerk, Freude ohne den Wemmthsbecher, de» der secirende Verstand >mr allznaern reicht. Uebrigcns trieb mich nicht allein der von gelben Blättern übcrsäete Pfad, das müde Gezweig nn Park, das Bcrblühen und Welken der Blumen von meinem La»d- bame sort, es kommen andere Faktoren in Betracht. Denke Dir, John, der so lange im Ausland verweilte, der einer Mcinungs- veischiedeilhcit zn Liebe, seine Neigung für mich und Baden über ein halbes Jahr beherrschte, der keine Zeit fand. anS Cairo ein paar armselige Briefzcilen hierher zn senden, dieser John klopft plötzlich io harinloS, als ob gar nichts zwischen uns läge, an meine Thür und erbittet Gastfreundschaft. Ich war vollständig verblüfft il»c> wußte nicht, vb ich Ja oder Nein sagen sollte. Der böse Schelm erkannte meme Unentschlossenheit, sah noch mit den großen braunen Augen wrhmüthig an. strick dann leicht über Coeo's, meines Lieblings, hellglänzendes Gefieder und siegle. Natürlich! Wenn Jemand nnieie schwächste Seile — in diesem Falle meine Zärtlich keit für den Papagei, den ehrcnwerthcn Herrn Coco — zu fassen weiß, hat er immer gewonnenes Spiel. Susanne, die au einem ipanischeu Kragen für die Herbsttoilette arbeitete, schüttelte bedeut sam den Kopf. Bermnthllch ahnte sie allerlei Unheil. Welch' kluger Kammerjungfer entgeht etwas, das die Herrschaft bctiisft. Wie recht sie that, von dem Verweilen Johns keine besonders frohen Stunden zn erwarten, tollte ich nur allzubald spüren. Verzeih', wenn ich etwas ausführlich werde, es handelt sich um nichts mehr und nichts weniger, als nm die Aufnahme oder Ablehnung einer Mode, welche niich vorzüglich kleidete. Also Susanne nähte einen hochstehenden Krage». 2kicht ans Passementric, wie man häufig Modelle in dcn Schanläden erblickt, wildern aus Tüll und Spitze. Die schwarzen Pasjementrie-Krageii sind ja hier theilweiie recht wohl gelitten, inden die Concurrcuz mit den aus Pari- gemeldeten Spitzenkragen vermögen sie nicht auszunehmen. Man behauptet dort nämlich in Kreisen, die All' das, was die Mode anordnet, zum Studium machen, dcr lustige und hochgestellte Kragen ä Ia Maria-von Mcdicis, und dcr Kragen (nach Giacomo Franco) im venetianischen Stil, also dicht, gesteift und hoch, seien in der Wir kung grundverschieden. Der erstgenannte verkürze den Hals, well nian durch die Zwischenräume dcr Passemcntrieen gleichzeitig Kleid, Kragen und Hals betrachten müsse, während der vcnelianische Kragen ein Stück für sich bilde, das der Halspartie sogar eine gewisse Schlankheit verleihe. Die Richtigkeit zu erproben, hatte ich Su sanne in mein Zinlmcr genommen. Und erräthst Du Wohl, waS John, sofort, nachdem er sich häuslich eingerichtet und meinen Kutscher wegen dcr ungenügenden Pflege seines Reitpferdes her- untergepiitzt hatte, that ? Er frug — ich begreife eigentlich kaum meine Geduld — ob wir demnächst schwarze Lampenschirme zu ver wenden gedächten. Schwarze Lampenschirme! So titulrrte der boshafte Mcnsch den Zierralh, der von allen Damen Wicn's, so weit sie Las vierzigste Jahr noch nicht überschritten haben, auf's Eifrigste prolegirt wird. Gekränkt zog sich meine Kammerfrau in ihr Heiliglhum, in das Giebelstübchen mit den dlauweißcn Möbeln. Spiegeln und Nippes zurück, während ich meine Hausfrauenwürde und die damit verknüpfte Machtvollkommenheit wahrte und mir jede Einmischung in weibliche Angelegenheiten verbat. „Gut", sagte John lakonisch, „gut, ich schweige meine Thenn. Gestatte mir >e- doch, Deinem Coco mitzutbeilcn, weiche Coniequenzen dieser so genannte Vcnetianer nach sich zieht." Coco kreischte verständnlß- mnig und schlug mit den Flügeln. John setzte sich graviitätlsch zurecht und begann: „Zn einem derartigen hohenfKragen. der rück wärts beinahe die Höhe de» KopfcS übcrtrifft, gehört erstens eine andere Frisur. Gewisse Damen tragen das Haar nach neuester WienerMvde, entweder in Form eines Zopfes kronenbreit über das Haupt gelegt, oder im Nocken zu einer Acht verschlungen. Da» paßte vortrefflich zu dcn milden und liebenswürdigen GesichtSzüaen. Don jetzt an, heißt eS aber, dcn Geschmack tn spanische Stiefel eingeichnürt und da muß die Haartracht die Geschicklichkeit kennen lernen, welche man beispielsweise im ersten Stadium der vielge nannten Kragen, also im Jahre 1578 in Venedig handhabte. Da mals wurde daS Haar vorn und im Nacken gewellt und zacken- förmia aufaesleckt. Bevor man an dleie Beschastiauna ging, gab man sich aber den Mühen einer anderen bin. Die Kultur und Costümgeschichte theilt uns mit. daß die venetianischen Frauen jener Periode, gleich den Römerinnen oer Kaiierzeit, rothcs Haar sür das schönste hielten. Um ihr dunkle» zu bleichen — da» .tobte" Haar kaufte man nicht sonderlich gern, wenigstens nicht ohne Noth — brauchten sie ein ätzendes Wasser, setzten sich an ionniaen Tagen aus die Altane oder aus das Dach ihres Hanfes, bedeckten sich mit dem breiten Rande eine» StrohhntcS, aus welchem der Kops brransaeschnttten war. breiteten rma» von allen Seiten da» Sa«
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