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Dresdner Nachrichten : 23.01.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189101231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-01
- Tag1891-01-23
- Monat1891-01
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.01.1891
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««-Milt f«r Gsltt». UichMw«,. ««-«aM. »«mderaiktk. ftirr rin! »L«! 36. Jahrgang. Aufl. 52,«UV Stück. N.SLlL LosttlwLtiriL Ilrvuelvu-^., Vulvrlvut». litt <V«IepIi«i» 88V) u«li»rt »u«r!>»rlu»«u >u»I /.«Iloo luuL IU»lorl»rd«n Ilunterll lelkisoln« uuä lluMrir. »»^»»^ t.I7«t»i>riuii a»cU pram>»l. Dresden, 1891. (Inh.: II. VoUmauu) 8pveürl-h'ubrilc Liogelwinkou Willen ö. Ar. Iiuttie«^„tl 17 (t'ull>dl>lvlckiliu,^lü>l!-» Ilri) enipllelilt ,«„t be»uo<Irr» ticlmIr-Korlrrii, »»1,1« Mzolk- »ilmdluuku, »II« <I„ll>u»,-«u I mli.lei»,,«! u. «!, ,»I,»,IieU«u Icäcr IN. Ltärelcunxsmittol siir Reeonruloseontsn unä vlutarwo. U- L S Ml., mit I2l8vi» S HI. SV II. -H kwwptvr Vorsanckt nueb ausreärks. Lzl. LvLlpotltvIcv, Dragon. ^vorxontkor. Üriti8d llolel M KM«rM ^ Pc?/--s/7s7 <7sse/s//. //s?§c/s//M7FA ^ ^ ^ K/2<Äsa8?«E 8 ^r^o/5sscEMo?/>r» Mk/r^s-H^/cXs. «SN«««««« cv NsML K^rlULZK, A! ß 13 Ulll! ÜAuxtLtrAZLö Ik»u«l- «ivvii-,- nnrl ullo Iliriilvinnjtriinolilt'i- Il iil«;!. LD - — — n 8l»vl8«8»»L mit Asvliviixiiiimvi, k8vp»i'»t«i gut 1'ussvml '/.UI' ^hhultilNtz: von 1-'umi>>0Nst-8tc!N. Ilm'li/.vitsn <-tr-. linelruc-lrkunguvoll 12,>. s-i-r,!<>>:. »IZv SVS Lnieriek' Sparaetdervorlaae. Revolution in Chile. c4rV» Ap'kgkt. abjeichen, Geh. Rath Gilbert-s-.Akadem le. Hosnachrichteii. Hnfball. Verabschiedung des Ministers v. Nostitz-Ltzallirsty. Bürgermcistcr- . Gesangverein, Gerichtsverhandlungen, TagcSgeichichle. Ehopin-Abend, „DerMcineidb.iucr". Kl iti8ll Ilvttzl „»,! lli)8litlll-ä»t. Freitag, 2:' Januar. P-Iittiche». In allen prenßischen Blättem wird in diesen Tage» das gleiche Thema behandelt, und eS ist vorauszusehe», daß sich desselben auch die Preise anderer Länder beiiiiichtigcn wird. Dieses Thema be» h nidcll die Frage der Sperrgelder. Es sei von vornherein konsta- !»t, daß sich uiit Ausnahme ganz linksstehender Blätter, so wie der klerikalen Organe, die gesammte Presse gegen den vom preubischen Kultusminister v- Goßler über diese Materie eingebrachten Gesetz- ciitwurf erklärt, durch welchen im Gegensatz zu den Vorschlägen dcs vorigen Jahres der katholischen Geistlichkeit nicht der Zinsen- nriinß ihrer beschlagnahmten Kapitalien gewährt, sondem die be- iressendm Summen stank und frei auSgehändigt werden sollen. Es ist wohl daS erste Mal. daß ein- und dieselbe Negierung, ja ein- und derselbe Minister mit einer so erstaunlichen Gelenkigkeit vor einer parlamentarischen Partei zu Kreuze kriecht, wie cS hier der Herr v. Goßler vor dem Centrnm vollfühlt, und wenn man sich die einfachen Thatsachen vor Augen stellt, so wird man nur mit Schmerz und Bedauern die rückgratlose Politik konstallren können, welche heutzutage von Ministem im Goßlerslil betrieben wird. ES hat seinerzeit schon Befremden erregt, das; dieser mit einem Bilde und einer lateinischen Unterschrift ausgezeichnete Würdenträger in der Schulstage seine Ansicht so schnell wechselte, wie ein Paar Handschuhe; welche Töne auf der politischen Lyra aber soll man angesichts des neuen Faktums aiischlagcn ? Vor einige» Monaten trat Herr v. Goßler vor die Nampc des Ab geordnetenhauses. gehüllt in den Mantel würdevollen Stolzes, nnd erklärte: «Tie Staatsregierung ist in dieser Vorlage — welche den Bischöfe» den Zin-genuß, aber nicht die Kapitalien der gesperrten Gelder zugestand — bis an die Grenze gegangen, welche überhaupt noch möglich ist. Ich halte eS für politisch unmöglich — wie es ein Antrag Brüel forderte — den Bischöfen 16 Millionen Kapital m dl^ Hände zu g.den. Da- Ware em Feulcr, Upd ich ülaube, dak desitzm die Deutschen in Chile den gnHten Einflutz. Ihnen dürite Zuch^steneiMfor'm tvesse die Lnndwirthichast in den Gebenden, wo ^ die Majorität des Hauses diesen Fehler nicht mitmachen wird. Tie überwiegende Mehrheit stellte sich auf diesen Standpunkt des Ministeriums Caprivi. Und jetzt ist möglich geworden, was vor Kurzem unmöglich war? Heraus mit den Gründen, Herr v. Gotzler! Tie Gründe müßten allerdings sehr schwerwiegend sein, wenn nicht das preußische Volk zu der Meinung gelangen soll, daß die Unterhaltungen deS Herrn WIndthorst mit dem Herrn v. Caprivi ihm cnvas theuer zu stehen komme». Sie müssen sehr schwerwiegend ,ci». um die durch solche Vorgänge stärker als durch sozialdemokra- lische Attacken durchlöcherte Autorität der gegenwärtigen Negie rung einigermaßen anSzuflkcken. Schreibt doch selbst das lamni- nomme Organ der Freikonservativen: „Die Autorität der Regie rung gewinnt dabei eben nicht", und eine konservative Zeitung bemerkt sogar: „Für seine Person kann der Minister ja thnn, was er will, aber er hätte unseres Erachtens dem Landtage der preu ßischen Monarchie eine solche Zumuthung nicht stellen sollen. Wir wollen unseren Empfindungen einen ganz milden Ausdruck geben und sagen: Es ist deprimirend und schmerzlich nach den vorjährigen Erklärungen der Regierung, diese neue Vorlage erleben zu müssen. Das ist die einfache Unterwerfung nicht bloS unter die Forderungen Ler Kurie, sondem sogar unter die des CentrumS und der Jesuiten« vartel." Und so ist eS in der Thal. In einer Zeit, in welcher sich das deutsche Volk gegen die Zumuthung emporbänmt, die Jesuiten wieder bei sich einziehen zu sehen, liefert die Vormacht Deutschlands leichten Herzen» den Vorkämpfern des Papstthum» reichliche Mittel zum Kampf« gegen di« eigene Kraft, sie liefert diese Mittel aus, nachdem sie kurz vorher unter allgemeinem Beifall das Gegenthell «klärt hat. Man braucht auf die Sache gar nicht weiter einzu- achcii. um zu erkennen, daß eS die scgenSlose Politik eines Necken ist, welche der Mnifter v. Goßler in diesem Falle treibt, und es wag ausgesprochen sein, daß man nur mit einem Gefühl tiefsten Bedauerns jene Stufenleiter verfolgen kann, in welcher ein preu ßischer Minister einem Windthorst und ein Windthorst dem italic- »ischen Papste die Füße küßt. Schwarze Perlen sind bekanntlich lhcurer, als weiße — die schwarze Perle von Meppen aber, so klein lic ist. kommt den Deutschen am theuersten zu stehen. Doktrinäre Theoretiker behaupten zuweilen, die republikanische ClaatSform böte in höherem Maße als die monarchische eine Ge währ für eine gedeihliche friedliche und freiheitliche Entwickelung der Völker. Wie wenig da» zutrifst, beweisen u. A. aus neuerer Zeit die zahlreichen Republiken Mittel- und Südamerikas. Dort vergeht kaum ein Jahr, welche» nicht Aufstände und Staatsstreiche, Coldatenrevolten und blutige innere Fehden aufwiese. Zuletzt wann eS die mittrlam«iranischen Republiken und Argentinien, in denen di« R«v olution»eptdrmie herrschte. Chile war bisher von allen spanisch-amerikanischen Republiken die glücklichste und ruhigste. Nach beinahe üvjährlgem FriedrnSgenusse, in welchem Chile sich in gesunder und geordnet« Weise entwickelt hat, ist nun auch dieser Staat von der Revolutionswelle bespült worden. Di« ziem lich spärlicher» Mtttbeilungru üb« den chilenischen Aufstand kanten noch ziemlich vnworren und widersprechend, Thatsach« ist Fol gende»: Zwischen de» 1886 aus die Dauer von b Ja-ren gewählten Präsidenten BalmacHa und de« sogen. Tongretz, d. h. de» Volk»- ! Vertretung, besteht ein jahrelang« Konflikt. Der Präsent nämlich batte wiederholt Minist« gewählt, welche derselbe» nicht waren. Denn « stellte sich aus den Standpunkt, daß er sH stinr Minist« »ach Belieb« a«»w»ble, IRme. ohne sich»» die Im-torM p, kümmern. -» bildet« sich tnfo^e dessen eiue Ibertei, welch, darauf a«»gdtg, di« selbschenlich« Nicht de» zuschränken. In wenigen Mviialcn findet nun die Neuwahl eines Präsidenten statt. In Chile ist es üblich, daß der regierende Prä sident aus die Wahl seines Nachfolgers einen Einslnß anSzunbcn jucht. Dies ist darum leicht möglich, weil der ganze Ncgicrnngs- apparcit ihm zm Verfügung steht, da er die Gouverneure der Pro vinzen und Tepartcmcnks nach Belieben cliisegcn nnd cibictzcn kann. Um den Einfluß des Präsidcnlcii, welcher bestrebt ist, einem seiner Anhänger die Nachfolge in der Präsidentschaft zu verschaffen, einzuichränken, beschloß die Kaninicr ein Wahlresornigcsetz, durch welches den Ccnlralbrhördcn der Negierung bei den Wahlen jede Beeinflussung unmöglich gemacht ist. Balmaceda verweigerte seine Genehmigung, während die Volksvertretung ihrerseits die Berath- ung und die Annahme des Budgets ablehnte. Ein Ansg'clchs- minlsterinni, welches der Präsident gebildet hatte, brachte es nicht zur Beilegung des Eonslikts. Schließlich hat dann Balmaceda den Congreß ansgelöst nnd eine Kundgebung an das Volk erlassen, in welcher er erklärte, daß trotz der Nichtgenchinignng des Budgets die Stenern weiter erhoben werden sollte». Die ständigen Kammer- ansichüsse haben hiergegen Protest erhoben, die Präsidenten des Parlaments an daS Volk appellirt nnd sich unter den Schutz der ihnen ergebenen Flotte begeben. Die Landarmee scheint jedach bisher, wenig stens zum größten Theil, zu Balmaceda zu Hallen. Nach den neuesten Milihcünngcn hat die ansständische Flotte Valparaiso und Jgnigne blokirt nnd die revolutionäre Bcwcgnna scheint auch im Lande an Ausdehnung zu gewinnen. Ohne Zweifel haben beide Thctle ver fassungswidrig gehandelt: Balmaceda, indem er die Volksvertretung n'.lftoite und eigenmächtig ein Budget ansstcllte, — die Vertreter der Kammermajoriiät. indem sie eine öffentliche ansrührcriichc Kund gebung gegen das Staatsvherliniw! erließen und die Marine zur Rebellion vcranlaßten. Schließlich handelt cs sich aber um eine Machtfrage: wenn das Landbccr der Negierung treu bleibt, diuite diese ans dem Kampse als Siegerin hcrvorgchen. Die englische Negierung hat inzwischen zum Schutze ihrer Landsleute mehrere Kriegsschiffe nach Chile abgchcn lassen, desgleichen auch die fran zösische. Es wäre wünschcnkwerth, daß unsere Regierung diesem Beffpielc Folge gäbe. Denn von allen europüilchen Nationen nicht durch BeMionc» des ameritanischcn Großtapitai-s geichädigi weide. Redner wein schließlich unter dem BAiait der Rechte» die Versuche zurück, neben der Erregung der Unziisiicdenhcil in ma Icricllcii Tinge» dem Volke noch leinen Glauben an die gvtiliche Voriehnng zu nehmen (o. Vollinar rnsl: Wir sind ia bri dev Schweine»!« — Abg. Tr. Brvmel isrs.i: In keinem Lande der Welt «eie» die Zölle aus die nvihwcndigste» Lebensmittel in solcher, geradezu barbariichcn Weise cmgesührt worden, als bei nnS. Eine» Nachweis sür die Noihwcndigleil der Beibehaltung des Vcrboies der Einfuhr amerilanischer Schweine habe der Staatssekretär nichl beigcbraeht. Er habe nur gesagt, daß neuere Untersuchungen iiber die Beschaffenheit amerikanisch?» Fleisches nicht angeuclll iciei'. weil dasselbe eben nicht cingesührt werden dürfe. Tas Vcrbe i Inste schwer ans dem Volke. Amerikanischer Speck und Schinken seien heute halb io billig als die inländischen. In England sind! ein riesiger Konsum amerikanischen Fleisches statt. Wäre dieses „Zeug" >c» gefährlich, so müßte nachgerade schon jeder Engländer an der Trichinose ertrankt sein. DaS Verbot sei nur bis am Wci teres erlassen. Der Staatssekretär habe das „bis ans Weiteres" ebenso inierprctirt, wie Puttkainer s. Z. das Wörtchen „sofort". — Staatssekretär v. Bötticher: Tic Verbündeten Negierungen hätten dasselbe Jiitcrcffc an erleichterter Vollscrnährung als irgend eine Partei des Hauses. Deshalb inüffc er gegen die Unterstellung prokestiren. daß der Aushebung deS Verbotes andere als rein sani täre Rücksichien ciitgcgenstüiiden. Die Bezugnahme auf England sei nicht beweiskräftig, da die Engländer überhaupt kein rohes Fleisch äßen. — Abg. Graf Kanitz skons.): Für ihn stehe die wirlhichastlichc Bedeutung der Frage im Vordergründe. Tic ameri kanische Konkurrenz würde die deutsche Schweinezucht erdrücken, wenn man ihr die Grenze» öffne. Tr. Barth habe die Konsuin- interesscn der Bergarbeiter angeführt. Er habe aber nicht ange geben. daß sich die Löhne der Bergarbeiter seit dem Uebergang zu den Schutzzöllen und infolge derielbcn um 20—30 Prozent erhöht hätten. — Wcitcrbcralhnng morgen. Berlin. Das Abgeordnetenhaus trat bei Bcrathung des Etats der Domänen in eine längere Debatte über die Lage der Landwrrthschast ein. Abg. Stengel (ffcikviü.i konstatnte, daß die Pachtprciie, dieser Gradmesser der Rentabilität der Landwirth schall, znrückgingen, was man bei den Verhandlungen über einen dcniich-öslcrrcichiickcn Handelsvertrag nicht übersehen möge. Die «iS gewiß inmitten der Ncvoliitionswirren ein wirksamer Schutz seitens der deutschen Negierung willkommen sein, der auch insbesondere den erst kürzlich clnaewandcrtc» Deutschen, deren Zahl beinahe 7000 beträgt, zu Gute kommen würde. Januar. Fernschreib- und Ktruspreckl-Berichle vom 22. Berlin. Reichstag. DaS Präsidium wird ermächtig!, dem Kaiser zu dessen Geburtstag den Glückwunsch des Hauses zu übermitteln. Dann wird die Beralhnng des Etats des Inner» fortgesetzt. Aus Anfragen crwicdeit Staatssekretär v. Bötticher, daß der Erlaß einer Prüfiingsordming für Nahrniigschemikcr vor bereitet werde, ferner, daß die Maßregeln sür DeSinsizirnng der VichtransporUvagcn der Eisenbahnen ausreichend seien, um einer Verschleppung der Maul- und Klancnscnche vorzubcnqen, endlich, daß eS sich empfehle, daß das Haus sich über die Grnndzügc für ein Wcingesctz verständige, bevor ein solches von der Regierung voraelegt werde. — Abg. Dr. Lingens (Etr.) wandte sich gegen die Bestrebungen auf Einführung drr Feuerbestattung. Ihre Haupt- wasse entnehmen diese Bestrebungen den lanitärc» Verhättnisscii der Kirchhöfe. Diese seien aber, wie die cmgestellien Ermittelungen ergeben hätten, keineswegs bedenklich. — Abg. Dr. Barth isrs.i be antragt Aushebung des Verbotes der Einfuhr von amerikanischen Schweinen. Schweinefleisch und Wülsten. Dies Verbot sei mit sanitären Rücksichten begründet worden. Denselben lägen aber protektionistische Bestrebungen zu Grunde. Es erbittere die Ameri kaner, daß man ihre Soliditiät in Frage stelle, indem man ihre Waare für gesundheitsschädlich erkläre, obgleich sie doch Alles thüten, nm den enropäiichc» Konsumenten die Sicherheit zu geben, daß die Waare den sanitären Anforderungen cntlprcchc. Die betreffen den, in Amerika erlassenen Bestimmungen seien scharf nnd weit gehend. Die verbündeten Regierungen sollten die Aufforderung der amerikanischen Regierung zur Aushebung deS Vcrboies nichl erst abwarten, sondern derselben zuvorkvmmcn, um sich nicht Rckliini- natlvncn ausziisetzen, wie sie der franz. Regierung zu theil geworden. Es bandele sich um die Freigabe eines wcrthvollc» billigen VollS- nahruiigsinittel». Außerdem werde der dcnlsche Handel durch das Verbot geschädigt, ebenso würden unsere guten Beziehungen zu Amerika beeinträchtigt. — Stantstcttciär v. Bötticher: Ter einzige für Erlaß dcü Verbots maßgebend gewesene GesichlSpuntt. der ge sundheitliche, bestehe nach wie vor fort: der protelliviiisiiiche Ge sichtspunkt habe nicht mit gesprochen. Es sei nachgcwicien, daß in Dcntichland die Trichinose wicdcrbvli in Folge des Äcnnsses aineii- kaniscben Fleisches ausgebrochc» sei; während von den deutschen Schweinen nur 0,60 Prozent ais trichinenhaltig bcfnndc» wurden, ergaben sich von den amerikanischen Schweinen 7 Prozent ais tri chinös. Die neuesten amerikaniichen Bestimmungen gegen die Tri chinose würden in Amerika selbst noch als nngcnügend erachtet. Die Bedeutung der Frage sür die Dolkscrnührnng weide über trieben. Der Konsum «menkanischen Fleisches babe vor dem Vcr- bot nur einen geringen Bruchtbeil des gcsammten Fleischkonsums lebildet. So lange d»r gesundheitliche Gefahr deS Konsums amer!- ianischcn FlelichcS fortbcsiehe, muffe auch das, Verbot ansrecht er halten werden. — Abg. Schmidt-Sachsen (Soz.l bcsürwortct den Antrag auf Aushebung deS Verbotes, durch welches den Arbeiter» der Genuß des Schweinefleisches entzogen werde und welches Amerika zu Gegenmaßregcln veranlasse. Namentlich würden die sächsischen Textilarbeiter durch das Verbot schwer betroffen. Die, welche den Antrag ablchnten, würde» wahrlich nicht im Sinne ihrer Wähler bandeln. Ausrechterbaltung des Verbote« stehe auch im Pziderspruch mit dem Grundsätze, den noch jüngst Se. Majestät Stephan gegenüber über den Amerika Ga- »er Kaiser dem Staatssekretär v. Verkehr bekundete. — ^ W der die ufhebung dieselbe auf Rübenbau eingerichict sei. sehr schwer, sodaß man ans eine Entschädigung der Grundbesitzcr Bedacht nehmen sollte. (Hört, Hort l links.) Abg. Nickert (freis.) bchanptcte im Gegentheil, daß der Glimdbcsip in seiner Rentabilität ständig nnd sogar bedeutend gestiegen sei. Wirtbiehaftlich und sozialvolitiich richtig wäre cö. de» großen staatlichen Doinänenbentz im Osten zu parzettircn nnd kleine Griindbrsitze zu schassen. Abg. Sombart (nat.-lib.) befür wortet gleichfalls eine solche Parzellirnng und empfiehlt die Ver äußerung gegen Eintragung ablösbarer Rente. Parzellirt sollten ferner dir Ritter-, aber nicht die Bauerngüter werden, denn entere seien Spcknlalionsvbickie geworden. Minister der Landwirttffchcfft v. Heyden erklärte, daß die wohlwollende Geichästssühliuig seines AmiSvorgängcrS gegenüber der Lanvwirthichast svrtgcsührl werden solle. Die Anffangimg des kleinen durch den Großbcsitz habe die selben Ursachen als die Auffangnng des Klein- durch das Großkapilal Dagegen sei schwer anznkämv>en. Jeden falls lasse es sich die Re gicriing angelegen sein, einen leisttingssähigen und kräftigen Baue,r stand zu erhalten. Ter Minister sagte aus Anregung Scer (natlib zu, daß ani die durch die Znckcrsteiierrcsorni betroffenen Paffst. Rücksicht genonnncn werden wll. — Abg. Hamann zEkr ). Freche: c v. Erffa stoiis.), Schultz-Lnpitz (freikoiff.), v. Beblow-Saleskc ikoiff.. Pleß lEtr.) nnd Tr. Arendt zsceikoiis.) treten den Bestrebungen an Entziehung des der Landwirthschast »nciitbehrlichen Schutzes ent gegen. während Abg. Nickerr und Tr. Scelig (srs.) die Beseitigung der Agrarzölle forderten. Ter Tomänenelat wird angenommen. — Sonnabend: Sperrgeldcrgcsctz. Berlin. Der Kaffer hat besohlen, daß an seinem Gebv.rts tage von der Illumination aller öffentlichen Gebäude auf Staats kosten Abstand genommen werde. — Der „Ncichsanz." bestätig!, daß Minister Freiherr v. Lucius schon vor längerer Zeit den Be trag des ihm voni Kaiser Friedrich erlassenen Frdeikoinniißstempcls dem Kaffer zur Verwendung sür gemeinnützige Zwecke übergeben H it. — Prinz Friedrich Leopold war in Rom Ueberbringcr eines eigenhändigen Brieses des Kaisers an den König von Italien. — Ter Entwurf eines Telcgraphengesetzcs ist dem Bnndcörath z» gegangen. Derselbe bestimmt: DaS Recht, Telegraphcnantageu licrznstellcn nnd in Betrieb zn nehmen, steht ausschließlich den: streiche zu. Unter Telegrabhcnanlagen sind Feriisprechanlugen mi! begriffe». Ohne Gcnchinignng des Reichs können hergestcllt uns in Bettiel' genommen werden: Tclegraphenanlagen, welche ersten ' austchlicßlich dem inneren Dienste von Landes- oder Kommunal behörden geivismet sind; zweitens von Tran-sportanstalten, deren Linien ansschließlich z» deren Zwecken benutzt werden: dritten.- innerhalb der Grenzen eines Grundstückes oder mehrerer zn einem Betriebe vereinigter Ärnndslücke, deren keines von dem anderen über U> Kilometer entfernt ist und ausschließlich dem der Bcnutznng der Grnndslücke ciittprerhenben inneren Verkehr dienen. Wer cnl gegen den Bestimmungen dieses Geietzes eine Triegraphenanlage Verstellt oder betreibt, oder bei der Herstellung oder dem Betriebe den Bedingungen der Verleihung zriwidcrhaiwclt, wird mit Gcle- strasc bis zn 3000 '.Ork. oder »nt Gcsängniß b>S zn 6 Monaten bestraft. — Die Biidgelkommiffio» des Reichstages trat heute in die Bcrathling des Militäretats ein. Betreffs der Sckoiidelcntnanls im Pionier- und JngcnieiireorvS wird lonstatirt, daß noch ein Mananeinent von st.7 Prozent besiehe. Eine lebhafte Debatte entspann sich über den 13. Haiiyiman». welche Stelle die Negier nng zn einer elatsintttzige» SiabSoifizicrsteüe nmwandeln will. Ee- würde sich dies aus ca. 200 Offiziere beziehen. Die betreffende Position der Regiernngsvoriagc wurde mit 22 gegen 4 Stimmen abgelehnt. Köln. Die „Köln. Ztg." meldet aus Petersburg, jüngst habe eine Zusammenkunft hervorragender Jude», darunter der Moskauer und Petersburger Rabbiner, stattgcfunden, um über die Mittel zur Verbesserung dcr Lage der Juden in Rußland zu be- rathen. Sie hätten beschlossen. Zeitungen in Moskau und Peters bürg zu gewinnen, die ja äußerlich den Anschein des Antisemitis mus beibehalten könnten. Für Petersburg wäre dcr„Grashdaniu ' in'» Auge gefaßt. Hamburg. Von Rendsburg sind Pioniere hierher deordei i worden, um Eistprengungen vorzunehmen. Dcr Ersenbabnbcrkchr in Ostholstein stockt infolge starken Schneetreibens vollständig Halber st ad t. Sämmtlicher Verkehr im Harz ist infolge eutcirder Schneemasse» unterbrochen. Die Abfertigung dcr « unterbleibt. Der Postschlittenverkehr stockt. — Die in - L»
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