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Dresdner Nachrichten : 01.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-01
- Monat1899-01
- Jahr1899
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- Dresdner Nachrichten : 01.01.1899
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Seite 4. Hellerrisrifchc Svnutag^ Beilage ;u der» „Dresdner Nachrichten" Atkevter fÄH: Hre Avcrrrenrvett. Etwas vom Wünschen. Weltsprache Sycoenencach:! — Die Ml, die stille Fee, Legi leis' zu den beschriev'nen Blättern Ein neues Blatt, noch rein wie frischer Schnee, Beschreib' er, Glück, mi! gold'nnr Lettern! Frida Echan». Wie Vieles wird Einem im Leben ge- wi'nschtl Zu scdem neuen Jahre, ieüem Geburtstag fliegen uns niündliche und schriftliche Wünsche in's Haus. Die meisten Leute wünschen „Glück" — das in so ein großes, angenehm nebelhaftes Etwas-, das sür Jeden ein anderes Gesicht hat. unter dem sich jeder etwas Anderes vorstellt — ja von dem wir oft selb»: nickt wissen, wie cs eigentlich ailSsirht. Ter Bettler hat sicher eine anders Idee vom Glück als der reiche Mann, was dem Kinde als- Glück er scheint, ist für den Erwachsenen werthlos, was der Jüngling jndelnd als Glück begrüßt. macht den GreiS lächeln. Die Frau hat eine andere Glircks- idee als der Mann, und für ganze Stände, Genossenschaften und Völker ist die Verstellung von Glück eine verschiedene. Besser verständlicher und weniger undeutlich sind Die, die uns „Geld" wünschen. Aber auck hier sind die An schauungen verschieden. Dem kleinen Manne, der um den Geweden arbeiten muh. cncheinen hundert Mark als- „viel Geld" und das Kind glaubt gar. für eine Mark die ganze Wett kaufen zu können! Das dritte „G". das man gewünscht bekommt, ist „Gesundheit": freilich die kann man immer brauchen, ob arm. ob reich, ob groß, ob klein — also schließlich konnte man diesen Wunsch mit zu den annehmbarsten Wünschen rechnen — wenn man nicht an ienc Leute denken will, die bei rotten Wangen, gutem Appetit und scheinbar beitem Wohlbefinden immer krank sind: denen darf man nicht Gesundheit wünschen. solchen eingebildeten Kranken ist Kraustest Bedürfnis:. Wie lang wellig >vnre ihnen die Welt ohne ihr sogenanntes- Leiden und wie unglücklich würden sie sich fühlen, wenn man ihnen die Idee, gesund zu sein, beivringen würde. — Wenn mau die Schaar der Glückwünsche fickten wollte, könnte man sic in zwei Klaffen theilcn. Da such welche, die uns das Blanc vom Himmel herunter wünschen, alles, alles nur erdenkliche und namhafte Gute und Schöne, und das Alles in so reichen! Maße, daß selbst der Unbescheidenste sich frage» «ruß: „Verdiene ich denn auch dien Uel erfülle von Glücksgütern?" Tieie Frage ist überflüssig, denn an die Erfüllung der schi »klingenden Mund- wünfche glaubt Derjenige, der sie sendet, selber am allerwenigsten. Weniger wäre auch in diesem Falle — mehr. Da sind ein paar innige, schlichte Herzenswünsche eines aufrichtigen Freundes, doch besser, so einfach und an spruchslos sie auch auf dem pruiiklostii Briefblatt stehen. Sic stürmen nickt mit Wortschwall. Monogramm und Goldrand aus uns ein — Herzenswünsche sind wie kleine, trauliche Blüthen, bescheiden und duftig, lebensirisch nnt> herz gewinnend. Sie kommen vom Herzen und gehen zu Herren! Deshalb kann, wer mit dem Herzen wünscht, nie taktlos sein. Es giebt Lenke, die für alle ihre Freunde und Bekannten dieselbe Wunschform haben, wem diele Wünsche gelten, ist ihnen so ziemlich glcichglltig. Sie macken die schöne Sitte mit, wünschen Allen und Jedem mit densetbeu Worten Glück — und g! .oben damit volllommen ihrer gest'llichastlichen Pflicht genügt zu haben. Daß man seine Wünsche dem Empfänger und dessen Verhältnissen anpassen soll, ec- icheint lenen Leuten überflüssig, wie ihnen überhaupt individuelle Briese - döhmiichc Dörfer zu sein scheinen. Da ist Alles Schablone — nur Uebcr- schrifl und Adresse unterscheidet die Schriftstücke von einander Ben solchem Ailerweltswunsch hebt sich das kurz und bündige: „Ich wünsche Dir das. was Tu Dir selber wünschst" — am ehrlichsten, lvenu auch nickt am geistreichsten ab. Geisiescinnulh ist cs immer, wenn man 'einen Bekannten zum Festtage kein herzliches Wnnich-vort znznrnseu weiß. Ev braucht ja lei:: feinstil'istuches und gedankenticfcs Schreiben zu sein, wen!! ein Jeder so schreibt, wie er es von Herzen meint, so wird daß gewiß gut sein und solch' ein „Gut Wort findet auch eine» gute» Hat". Anders ist es siei'icb, wenn man l ck zwingen muß. Tn« oder Jenem etwa-- Gnttc- zu wünschen. Geschriebene Henri.leien Falle ist cs anfrickp Groll, Verstimmung und Vorurtherl oder aanuuzscose Selbstliebe die Feder geführt, so daß Zerrbilder entstanden, die beute bei leidenschaftslosen! Be trachten mit ernstem Vorwurf fragen: warum — warum? Ja. warum? Edna weiß es selbst nicht zu sagen: sie liebt doch alle Welt, ist selbst von Allen gehätschelt und geliebt, glücklich, sorglos, unter liebevoller Eltern Schutz und Hut, eine Königin in ihrem eigenen kleinen Reiche, bevorzugter als unzählige ihrer Genossinnen, ein Liebling des Glücks-, da müßte ja auch in solch' jungem Herzen Alles eite! Sonnenschein. Harmonie und süßer Frieden iern. Und doch — und doch' Sic Irak: das Haupt in beide Hände, heiße Glrith steigt empor zu den dnn'lea^Ttirni ockckei:. ergießt sich über den zarten weißen drucken: dann senken sich Stirn und Hände auf das Buch lstnäb. — über eine Weile isl's so lautlos still in dem trauten Gemach, als- hielte Schlummers Bann die jugendliche Gestalt umfangen. Und aber über ein Weilchen tbut sich die Thur sachte auf, ein schelmischer Knabenkspf guckt herein: „Dückcbotd." neckt er. „schadenfroher Tnckebold, was nützt Tir's nun, daß Du mein Ungeschick an die große Glocke gehärmt hast? Wem schadet denn der Sprung im Spiegel, he? Hättest ja euren Deiner riesigen Papier- Blumensträuße oavo:^ stecken können, da nützten sie doch auch etwa Jugend, die so sorglos zu schlummern vermag! Was-weißt Tu von Roth und Sorgen, von Fieber und Schmerzen, von schlaflosen Rächten, die sich zu Ewigkeiten rmSdelmen, was von der brennenden Sehnsucht nach einem er- auickendel! Trank, stärkender Speise, wenn die letzte Kraft venehlt. das letzte Hoffen verflackert ist! r-chüH Ttza-n-st „Auf Wiedersehen." sind ebenso leicht crtennbar wie gesprochene. In diesem tiger und ehrlicher, das Glückwünsche» übrcharipz -n in Empfänger wird es cbcnwrvcnig sür wahr empstnNn als mau selvst. — In neuerer Zeit ist es vir!.stick, Sitte > d Mode gcwrwen. gedruckte Glückwunsch- kalte» zu versenden. Das mag wo!'' c'nsarber. weniger zciir. u'.-end und auch billiger sein und ist sür Diejenige!., die einen großen Geschäfts- nus Bekanntenkreis Habei:, ein sehr angenehmes und berechtigtes Berü hren. Aber nniere nächsten und besten Freunde wüten wir mir Druckerschwärze verschonen, für sic sollten wir .Zeit geling kür einige gcjri -icben: Wecke finden. Ein Fieniidesmnn'sth si!t dir.lt von Hand zu smrz gröen. nick,! ist auf Umwegen durch dw Druckinstc'.ilic und fremde Hände. rer groß.» Menge sei das ge- - ----- - -- - nms'en Herz und S. ec 7, kau. Umranicht rom Glück der Flnierwocken, Drüäi Hans fein Gictcknn an die Brust. Und was das junge Paar empfindet, Ist eilet Seligkeit und Luft. „Ach, wie beglückt mich Deine Liebe!* So ruft sie wonnetrunken aus. „Doch wirft Du mich auch ewig lieben? Wirst Dn's bis über r> Grab hinaus?" „Das zu vrlstrechcn". strickt er lächelnd. „Wär' leicht, allein es wär' Betrug. Denn unser Fülllen muh ja sterben Mir un'er'in le?:en 'Allnmjug." „So glaubst Du nicht", strickt sic betroffen, „An ein dereinsüg Wlcdened'n? Hoffst nicht, nach Dciueiu Erve-mallen In Gottes Himn-.e! ein-ugch'n'ck „Nein.Grrtchen, nein! Du -nicht nich: zürnen. Ich b'.n gewiß kein Böfew-chc. ?lllrin ccic's Jenseits, an den Himmel, , A:-.'L Wrck-erlehm gla b' ich nicht Sobald hier drin der .tzulstn-cter. Das Herz, zu Magen aufgeböri, Ist auch das Hirn, der Sin reS GeifreS Und mit ihm selbst de: Geist zerstört. Und wo ein Geist nicht mehr vorbanden, Kann, auch ein Geist nicht anierst-b'n Und ohne Allst:!!»-'a der Geister Virdt'S auch kein einstig Wiederfeh'n." So sprack der Hans. Und Margarethe Befreit sich sanft aus seinen-. Arm. Denn — sonderbar — ihr war, als stopfte Ihr Herz für HanS jetzt minder warin. — druckte Wort -- für »meic besten Hand die Jede: führe». und wstklichen Frrll'.ödc S !> lvester' p u k. Mir-,.-» iio-ß ol - io, st über die »ckneü ve'-chwinniiendc' Dämmc.nug versunken, früher ist dos geicstästroc Hiü und Straßen verstummt, uni dafür die F-mstcude in: im Prnilksanle de- Sch' ''es zu ei!'o en: ,m. - Eile rinnen die Sttmdri'. die letzte.: Nllnmziig «ine kurze LpNiUw Zeit nur noch >'nd t-er S hüllt, zerreiß!. was wird sie i Logen?- Kiibck'en flick L i vor d.m aus-zesillkage»!«' siinit. Sic Hai -ncsicha,: >: i ?.l'cn ober d e As - Monde, bn!o i siillen: cs'rgötzen »üch-cud, c- liigcrlül.cr Hc-st die Blätter nin sendend, r-.-.v - hür grichuetei! slehr, gar ii sn.hes M l l. .. iß der kurze graue Wiutertag ' -v:g sin r nnlel der Nacht >ger rn dcn v-rte!'-'aelck-en sck-lichten Borgerttübcheu wie cttiica und loch ilregeud« : des schce, nsen Jsbres dahin, S:'.be:sivr. der die Zgltunft ver- ibrem trauten Mävedcn- ebncbe und s unt — »nd cki-iungei: der !e! oersic isenen beiß erglübe: d oder mit : - Alles ist er!> iilicb. was .. Mle.Wmg. Voui Tbuci::e klagt die Dsdienglocke, De» Friedhofs Pforten offnen sich. Denn eben natu des Zuges Spitze Langsamen Schrittes, feierlich Sium-i! schreilen die bestocken Trüg« Dem irischen Ecdcnbette -n. Um Margareth' hinabzuseuken Zur letzleii, imaestörlei: l'iiib. Schön wie ein marmorn' Knnsigebiloe, Geforntt von eines Meisters Hand. Ko lieg! sie nun im engen Schreine. Geichmnckl mit ihren! Braulgewand. Doch nicht allein. An ihren: Herzen, Das mm zu schlagen aufgckört. Tn rnbl auch jenes Kein: Wesen, DaS lebend sie so heiß begehrt. Der Priester spricht bewegten Tones Von Gottes unersorjckncm Rath. Von cmer reichen Himmclsernkc Aach einer guten Erren-Saat. Dann wird der Sarg bina! zelaffen. Ein letzter Giusi von Fcc: iw.'shand — Und das G-solg- hat stch schweigend Den- Heimweg wietc: -ngewandt. Nur Hans verweilt noch an der Stätte, Als könnt' er nie von dannen gehn. Starr blick! er in die Gruft hiaunter Zlndschluchz!: „Schlaf wohl! ÄusWiederseh',!". T.enz crgelhgsdt- Nätbsel-Lrke. Kennst Du das Wort, das Träume goldA» Dem reinen Kinderbeczcn giebt ? DaS. noch so beftiiz ousstefchollen Mir heißer Inbrunst wird geliebt? Es bat lein Leben, dock beweglich Klepräjcnkirts die tteine Welt. 'Sein Schreien ist io dünn, so ttngltch. Wird es in's Wmkclche» gestellt. -- Das Wort in ander n: Sinn genommen, Ein Bild der Aiifersich.ing zergt. Wenn, was an's Tageslicht gekommen. Mir Flügeln auf gen Himmel steigt! Vordem war» starr, und sonder Leben. Fast glich es einem kleinen Sarg: So rubke cs von Nach! umgeben, Bis T:r erwachte, den es '.argl e >»». AFslriliische Sonnlags-Aeikage zu Seit „flkksdilkk sflichrichlkll". Sonntag, den I. Januar. L8VV. Vom alten Schlage. Roman von Ernst Wickert. (Aortletz^rna ) „Ich werde genöthigt sein, aus der Wen: Ihres Herrn Vaters wieder um Arbeit zu bitten," sagte Bernhard ernst, „zunächst wenigstens, und dann darf sich's fragen, ob Sie von dem Schlosser auch nur noch gekannt und gegrüßt fein wollen." „Das mögen Sic dann halten, wie es Ihrem Taktgefühle gut scheint," entgegnete sie: „ich vermag die näheren Umstände nickt zu benrtheile:'.." „Heute bin ich aber noch frei," sprach er und hob dabei den Kopf- „Ick darf mir deshalb wohl erlauben, meine Freude darüber auszuiinecken. Sic wieder gesundet zu sehen, gnädiges Fränleur. Sic waren, wie ich hörte, sehr krank, und cs ist mir wirklich eine große Freude — „Ich danke Ihnen," fiel sie abwebrend ein. „Ich war Lhörichter Weiie wirklich reckt krank. Das Rezept zu meiner Heilung schrieb ich mir selbst. — Und Sie bleiben nnn also wieder hier?" „Ja — bis die Scheidung eingeleitct ist." Er sagte das. wie man eine Thati'achc mittheilt oder ans eure schon bekannte Tbattiche Bezug nimmt. Ellen stutzte. „Tie Scheidung ?" „sich glaubte. Sic hätten schon durch meine Schwester erfahren —" „Nein, nein," unrerbrach :.'rnth. „Es wird Sie auch canin intcrcssiren.' fuhr er iort. „außer daß cs Ihnen der: Grund meines Hierseins erklärt, nach dem Sie zu fragen schienen." „Aber io fremd lind Sic mir doch nick: geir-orden. Herr Weber." sagte Ellen mit leffem Vorwurf, aber sonst reckt labt. „Es würde mir »aufrichtig leid rilim. wenn Sie rn IhrerEbe das cnoarlew Gluck ui.bl gefrurden Hütten — aufrichtig." Das lebte Wort sprach sie rn der Wiede-.holuns mit etwas weirmzrcm Ausdruck. Er preßte die Lippen zusammen. Nach einen Welle sagte er leist: .Es ist nicht nur eene traurige, sondern auch reck: bä'oWe Ge'ckichte. die ich rnabten müsste. In wenige Saue läßt sie sich' i-.sii.i -'imnal fassen, ohne ganz uttverstäiidlicb zu sein. Ich habe meine Frau ve.' "ca und bin somit der schuldige Thcü. Sehen auch Sie mich dasiw an. F-.ouleiu Ellen. Ihres Mitleids — batte ich mich nicht sür würdig. Ellen blickte finster vor sich hin. „Es ist iedenvlls nicht meine Absicht, Ihnen mit meiner Theitnadure lästig zu fallen," antwortete sie: dann stand sic aus. „Darf ich meinen Vater nsi-lllleilen. daß Sie Arbeit juchen?" Er überlegte einen Augenblick. „Wenn ich bitten darf. nein, sich melde diinugsmüß-.g auf der Werst bei dem Beamten, der die A Aber es zwang ihn doch. Jetzt erst fühlte er's als einen stechenden Schmerz, Ellen verhören zu habe» 34. Kapitel. Die Dinge hier nahmen ihren Verlauf, wie Bernhard es vochergcsiehe» hatte. Er meldete sich auf der Werst, und wurde als Arbeiter angenommen. Eine bevorzugtere Stelle beanspruchte er nicht; sie war auch zur Zeit nicht einmal frei. Davon, daß der Kommcrzicnrath von seinem Wiedereintritt auch nur wußte, wurde nichts bemerklich. Er fand auf der Werst Vieles verändert. Nicht äußerlich gerade, obgleich ihm auch da auffallcn mußte, daß einige von den größten Hellingen leer standen. Die Kantine war nach außerhalb verlegt; die Arbeiter mußten, wenn »sie frübstncken wollten, eine Arbeitspause macken und am Ausgang ihre ganze I Arußernngeisi der Arbeiter ergab sich ein Geist der Unzufriedenheit und Zucht losigkeit. Die Eemüther wurden in häufiaen Versammlungen durch Lander« rcdner aufgeregt und beruhigten sich auch in den Werkstätten nicht leicht. er Ton im Gonzen war verroht. In den Familie» gab es mehr Zank und Hader, da die Männer ihre verdrießliche Stimmung rn'S Hans übertrüge« und die ehelichen Lasten zu drückend fanden. Bernhard hatte es nicht für möglich gehalten, daß in so kurzer Zeit der sickere Boden, auf welchem eine Gestll'chaf! von fleißigen und zufriedenen Mewctun stand, so gründlich unter wühlt werden konnte. * Ec selbst arbeitete nicht mehr so freudig als sonst. Seine Gedanken irrte» imm-i weit ab: er wollte auf dieser Arbeitsstelle gar nicht warm werden. Komtte es sich doch für ihn nur uin eine kurze Uebcrgangszcit handeln, die nun einmal durchgemacht werden mußte. Daß er weit auswärts sein Glück zu vcll ' hen hätte, sobald er frei wäre, stand für ihn seit. Nicht so leicht t-eilich beantwortete sich die Frage, wo und wie das neue Leben begonnen worden sollte. ! ch Arbeiter em- und bciw.rkr mich mich oldiu! stellt. Ter Herr Kommerzienrath erfährt gar nichts davor wohl nicht einmal. Das wäre mir auch das Liebste." „Wie Sie wünschen," entgegnete Ellen förmlich und wendete sich zum Geben, indem sie sti'nlh die Hand reichte. An dem Sopha vorüber wurden >!>rc Schritte ianzstuner. Eine Sekunde lang machte sie Halt und beobachtete das schlafende Kind. Sie schien mit sich zu lämpsen, ob sie herantretc» sollte. Sie »bat's nickt, aber sie drehte den Hop: ein wenig zurück und ,agt„: „Das dlcibl Ihnen doch Bernhard schaute ihr mit ganz eigenen Gefühlen nach, bis sie das Zimmer verladen im:w. Der Ab'chled der Freundinnen an der Flurkbür daucrle die.mal Wa'wscheinlich sollte er teiiien, daß i:b.. i!n: nicht nn- ck. erledigte er rasch die Angelegen- iind ging dann wicd.r in seine gc proci'en würde. 'Als Nntd zurückkebrle, beit, die ilm znm Eintritt veranlaßt hatte. Stube. W - Bcinba'.d in: Sinne lag, hatte c. gemeint mit der Schwester nickst erörtern zu können. War ec bis dahin rinr allen Gedanken bei seinem Leide gcwen'n. so batte Ecktet: nnn i.nabsichllich die Erinnerung an die fernere Ver gange ck'c'it berünsbeschworen. Wenn er anfangs nicht io blind gewesen wäre und isstitcr nicht tt gewiffenhast - . . Es überlaut i!.n eine» Augenblick die Schwäche, sich mit Vorwürfen zu quälen. Sb! wenn er sür EU.n leiden schaftlich etwas gesuhlt batts — leine Schranke wäre ihm zu hoch gew.'en! Das w'zr's. E- fehlte der Zwang der Leidenschaft. Und so sah er nicht und wollte er nicht >- den. was sich ihm liebenswürdig bot. Deshalb war ec io verständig, io gewiffenlia'r — lächerlich — cp-.: menbafl — gcwis'cnl ist! Ein sauberes Verdienst! Und nun zürnre Ellen ihm. Nein, s-s v.el hatte sie nicht einmal mehr sür ihn »orig. Dieie steife Haltung, dies sieincre Gesicht, dieser kable Blick, diese bleierne Stimme — nein, er war für sie nicht mein anders ans der Well, als die Sausende, an denen sie gleichgiltig pociiberschritt — gleichgülug. oder allenfalls mit einem gleichen Maß von allgemeinem Wohlwollen. Es iiang ihm immer rin Lckw nach: „Sv fremd sind Sie mir doch nicht geworden . ." So fremd! Aber dock fremd, fremd. 'Als ob nie... Natürlich! Wie hätte er S denn anders erwarten können ? Auch da — Alles vorbei! Es kränkte ihn nicht — bei ruhigerer Neberlegnng musste er sich m sagen, daß es so doch ihm selbst erwünscht sei. — ober cs machte >!m doch eine Weile noch trübsinniger. Und dabei — cs war ihm selbst wundermiu — meinte er doch Ellen ganz anders zu sehen, als sic sich ih», jetzt zeigen wollte Es schien in seinem inneren Auge ein Schleier fortgezogen. dec früher ihre Gestockt ver dunkelt hatte. Er 'ah sie plötzlich, wie er sie damals häkle sehen müssen, wenn vick! ei.: Trugbild . . . Fort, sott! Wie itt'ecrni'msiiz, zurückzaich! '.'lach zwei Wochen endlich erhielt er einen Brief von Herrn Peter Lübben. Ec lautete: „Lieber Herr Weber! Ich hatte Ihnen gern Wort gehalten, wie Sie sich woist denken können, obglcüch dir Sache dock auch zwei Seiten hat. Nämlich, daß hier an dc.n tleuren Btt der Spektakel schon groß genug ist und Jeder auf mich mit dem Finger zeigt. Denn die Gärtnersfrau hat natürlich gcrstavvctt. 'Aber doch! Wenn die hübsche Frau gewollt hätte. Watt mir olles Andere caa! gewesen, und es würde sich mir der Zeit wohl auch aus geglichen haben. Die Leute muffen mir ja doch kommen. Nicht wahr? Die b oict-e Fra» hat aber nichi gewollt. Als ich sie wieder sprach, nachdem ich 'S NI: Nolb o.nsgehei'.t war, zeigte sie sich wie nittgewandelt, und es fehlte »ich; viel, so wäre sie nur mit den Nägeln zu Leide gegangen. Ich sei ihr ganzes Unglück, schrie »e mich au, und sie wollte mich gar nicht mehr mit Angon sthen. auch nichts mehr von mir wissen. Tie Wahrheit zu sagen, eure alle, abscheuliche Kröte nannte sic mich, und es wäre jammerschade, daß Sie mich nickst mir den: Fuß zertreten hätten. So sind nnn die Weiber! Ra. ich bot ihr ein schönes Stück Geld au. aber sie wollte nichts nehmen und s-gle. si. batte schon an ihre Mutter geschrieben, und wenn die ihr daS Nettstigc 'clnckte, würde sie zu ihr nach Berlin geben und bet ihr leben. Die Sueben tc-untr der Gärtner für die Mleihe behalten. Sie können mir glauben, lieber Weser, daß ich mir ganz ehrlich alle Mühe gegeben habe,^ ihr,andere Gedanken in den eigensinnigen Kops zu reden. Aber uimsust! sie ist auch !ebou abqczeist und wird Ihnen wol'l aus Berlin weitere Nachricht zugehen lassen'. Das wegen der Scheidung mni.:e sie ccst mit ihrer Mutter besprechen, meinte sie. Sv kann ich aho nicht bellen, lieber Weber, weder aus die eure, noch ans die andere Weife. Es war eine rechte Dummheit und tbut mir auch sehr leid. Aber geschehe» ist'S nun 'mal. Und wissen Sie 'was. lieber Weder? Jag n Sie sich deshalb nicht in den Tod. Viel haben Sic ia an der Fra» doch nicht verloren, denk' ich. Und weil sie doch nun von hier sott ist u:rd sicher nicht wiederkomirst, und Sie sich auch scheiden lassen wollen — was meinen Sie. lieber Weber, wenn Sic eiligst znrückkchrcn und bei mir in Ihre alte Sielltlng treten ? Schwamm drüber! Ick weiß, waS ich an Ihnen habe, und Sie können mit mir auch zufrieden sein. Werde ich noch älter, so trete üb Ihnen das Geschäft vielleicht ganz ab. Wollen Sic? Tann schreiben Sie blos ant eine Postkarte: Ich komme. Das Weitere macht sich von selbst. Wic sind ,a doch vernünftige Männer. Was ? In dieser Hoffnung Ihr er gebenster Peter Lübbe» " Bcuilmid zerknitterte ingrimmig das Blatt. So um sein Lebcnsglnck betrogen zu sein! Für nichts und wieder nichts! Thilde wollte nicht einmal die Frucht ihrer Untreue pflücken! Ganz kopflos batte sie . . . Und genhah das nun au-.- einem Gcsülil der Neue heraus, daß sie lieber in das Haus der Mutter rnrücktchcte? Dieser Mutter — dieser Mutter! Was war das für ein HanS ? Was ermattete sie dort ? Nachdem sie einmal so kies gesunken war — nnn ohne jeden sittlichen Halt. . Ihn s(bänderte. Wäre sie Li bbeii'S Frau geworden, die Frau dieies roden, ober im Grunde gntmüthigeu Menschen, der ihr das L bcn nach dem Maße ihres Herzensbedürfniffes an- ge ebm und bequem cinrichten konnte, er wurde beruhigter gewest» sein. WaS dieser Mann ihm selbst bot, hätte ibn cmpört, wenn er nicht bei dem Schreib« d M" ck des Pz",st°"d"'''7t sin sein feineres Empfinden hätte
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