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Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-16
- Monat1899-06
- Jahr1899
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- Dresdner Nachrichten : 16.06.1899
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Vv!Ül8,V»iWilIis«tr. 34 dlsudeitsn slsxavt xarnisrtvr Oainvnkata in zscksr kreikIaM RsLSIwLkbisss iisrsünliolio ILiukiiiike uuä Lloäastuckisa in DWu Ut llin null I'nil«. 6rosss ^»snalil 'pranerkütvn. 8onii»«v- u va> 1vn«pl«I« in ^asval»!. I'abrik enxd. ^n^ol^oriitko von tt. ^Ilc-oolr «L 60. in l^edäited und Uiekters ^nkerüloinbllukriskon. Preislisten krei. kvßMsolürmv8k!limkilhi'ili v. 1. ?v1»edkv, 8 UolspoUloL», lu'kÄM M killlilr. ., H^ri8<trntr«L8tr. 15. rZ (81-UjtklLUS.) Nr. 16S. MB: Umtriebe auf der Friedenskonferenz. Hosnachrichten, Sächsische Rente, Chemnitzer Denkmal- Einweihung, Maurerstreik. Gerichtsverhandlungen. Mnthmaßl. Witterung: Allmähliche Besserung. Freitag, 16. Juni 18SS. Umtriebe ans der Kricdenskonfcren;. Die deutschfeindlichen Machenschaften, die von verschiedenen Seiten im „Hause zum Busch" im Haag von Anfang an betrieben worden sind, haben zwar glücklicher Weise, wie an dieser Stelle bereits vor einigen Tagen sestgestcllt werden konnte, bis fetzt gerade den entgegengesetzten praktischen Erfolg zu verzeichnen ge habt. indem ein entschiedenes Ancinandcrrückcn Deutschlands und Rußlands auf der Friedenskonferenz stattgcfundcn hak. Uebcr das völlige deutsch-russische Einvernehmen in allen wesentlichen Punkten der Berathungsgegcnständc, ans die von Russland hervorragender Werth gelegt wird, kann kein ernstlicher Zweifel aufkommcn, nach dem unser Kaiser in Wiesbaden vor aller Welt das thatsächliche Bestehen jener Uebercinstimmung selbst feierlich verkündet hat. Es scheint aber, als wenn gerade unter dem Eindruck des deutsch russischen Zusammengehens die antideutschen Treibereien neuer dings mit vollem Hochdruck wieder eingesetzt hätten. Insbesondere wurde vom Haag aus die englische Presse mit den unglaublichsten Verdächtigungen der deutschen Absichten versorgt, und dieser Unfug ist so arg geworden, das; sich schließlich die deutsche Regierung ge- nvthigt gesehen hat, durch ihren Vertreter auf der Konferenz den Antrag zu stellen, die Sitzungsprvtokolle mochten vollständig ver öffentlicht werden. Dieser Tage ist der deutsche Antrag zur Bc- rathung gekommen. Uebcr die Unvollkommenheit des jetzigen Zustands waren die Anwesenden, wie cs in der bis jetzt zu dem Gegenstand vorliegende» Meldung heißt, einig, jedoch fand sich für den deutschen Antrag keine entscheidende Mehrheit, und es dürfte daher wenigstens vorläufig bei der bisherigen auszugsweise» Ver öffentlichung der Verhandlungen sein Bewenden haben. Das von der deutsche» Regierung gestellte Verlangen entspricht dem Verfahren, das Fürst Bismarck in kritischen Fällen an- zuwcnden pflegte, indem er sich ini Bewußtsein der guten deutschen Sache an die Ocfscntlichkeit wandte. Es wird nun abzuwartcn sein, welche weiteren Schritte die deutsche Regierung zu unter nehmen gedenkt, falls die antideutschen Umtriebe unter dem Deck mantel der ferneren Geheimhaltung der Vcrhandtungcn mit ver stärkter Gewissenlosigkeit sich hcrvorwagen sollten. Im aller äußersten Falle wäre eine amtliche Klarlegung der von der deut schen Regierung eingenommenen Haltung nicht von der Hand zu weisen, und zwar mit Hilfe einer einseitigen Veröffentlichung der von den deutschen Vertretern gehaltenen Reden, sowie der von ihnen gemachten Vorschläge und bewirkten Abstimmungen. Einst weilen ist die Situation, wie sie durch die Niederstimmung des deutschen Antrags geschossen ist, ganz dazu angethan, die Unehr lichkeit und Gehässigkeit der deutschfeindlichen Elemente auf der Konferenz in Helles Licht zu setzen, um so mehr, als der deutsche Antrag sich darauf beschränkte, die Veröffentlichung der amtlichen Protokolle, atso nicht etwa des gcsammtcn Inhalts der Sitzungs berichte zu fordern. Die skrupellosen Versuche zur Erschütterung des gegenseitigen Vertrauensverhältnisses zwischen Deutschland und Rußland führen fast ausschließlich ans englischen Ursprung zurück. Allerdings sind auch die russischen Pansiavisteu und die französischen Revanche politiker nicht ganz unthätig geblieben. Von panslavistischer Seite insbesondere war eine Jntrigue dadurch cingesädclt worden, daß man die Zusendung einer Broschüre des deutschen Vertreters im Haag Prof. Stengel, in der die Idee des ewigen Friedens als Utopie behandelt wird, an den Ezarcn veranlaßt und bei dem Czare» den Eindruck erweckt hatte, als habe Pros. Stengel selbst die Schrist an den russischen Kaiser übermittelt. Eine rasche gründliche Auf klärung von amtlicher deutscher Seite hat diesen Vorstoß alsbald zu pariren gewußt. Kaiser Nikolaus ist bis zum Ausschluß jedes Zweifels davon überzeugt worden, daß Pros. Stengel der Uebcr- sendnng der genannten Broschüre ganz und gar fern steht und weder unmittelbar noch mittelbar irgendwie die Hand dabei im Spiele gehabt hat. Alles das ist aber das reine Kinderspiel gegen die wahrhaft perfiden Verdrehungen. Entstellungen und Verdächtig ungen, die von englischer Seite vom Haag aus in die Welt gesetzt werden. Am intensivsten hat der englische Verleuindungsapparat in der Schiedsgerichtsfrage gearbeitet. Stach den Alarm-Meldungen der englischen Presse sollte der deutsche Vertreter Prof. Zorn in einer langen Philippika sich aus das Bestimmteste gegen ein ständiges Schiedsgericht ausgesprochen haben, weil es einen wesentlichen Theil der kaiserlichen Souvcränetät absorbire, die Entschließungen deS Kaisers für die Zukunst binde und in Wirklichkeit trotzdem keine Bürgschaft dafür biete, daß es sich stets bewähre und UrtheilSsprüche abgebe, di« von allen Nationen als billig an erkannt würden. Die englische Darstellung verfolgte den offen sichtlichen Zweck, Deutschland für das eventuelle Scheitern der SchiedsgerichtSidee verantwortlich zu machen und als Störer des Weltfriedens hinzrzstcllen. In Wirklichkeit hat aber Prof. Zorn sich lediglich dahin geäußert, daß der Gedanke eines permanenten Schiedsgerichts neben gewissen Vorzügen auch Gefahren enthalte, die unter Umständen eher geeignet seien, den Krieg als den Frieden zu fördern, insbesondere wegen der nicht hinlänglich gewährleiste ten absoluten Unparteilichkeit der Schiedsrichter, die bei dem von Fall zu Fall berufenen Schiedsgericht garantirt Erscheine. Nach feiner Ueberzeugung werde die deutsche Regierung diese Gefahren glS überwiegend betrachten und nur ein Schiedsgericht von Fall Lu Fall annrhmrn. Dt« Abgabe dieser Erklärungen des deutschen Delcgirten erforderte »och keine drei Minuten! Da das ständige Schiedsgericht von England vorgcschlngcn. das Schiedsgericht von Fall zu Fall dagegen von Rußland besürwortet wird, so tritt auch hier wieder die deutsch-russische Uehereinstimmung klar zu Tage. Wenn England gleichwohl trotz der Aussichtslosigkeit seines Vor schlags an; dem ständigen Schiedsgericht beharrt, so muß das um so mehr befremden, als man in London weder in der Fajchoda- Frage noch letzt in der südosrikaniichcn ttrisiS irgendwelche Neigung bekundet hat, eine schiedsgerichtliche Losung des Streitpunktes an zubahnen. Das Alles kann nur den Verdacht bestärken, daß der übergroße Eifer für die Schiedsgcrichtsidcc, den England im Haag zur Schau trägt, vor der civilisirte» Welt lediglich die Hartnäckig keit venchleiern soll, mit der England an gewissen Grausamkeiten der Kriegführung sesthält: der Vogclsreiheit des Privatcigcnthuins zur See und dem Gebrauche der sogenannten Dum-Dnm-Geschossc, deren geradezu haarsträubende Wirkungen jeder Menschlichkeit brutal in's Gesicht schlagen. Um der verdienten Brandmarkiuig für dieses Verhalten vor der gesummten gesitteten Welt zu entgehen, suchen die englischen Drahtzieher es so ciiizurichtcn, daß Deutschland znm allgemeinen Sündenbock gemacht wird. Daneben läuft dann freilich noch die weitere Absicht her, Deutschland und Rußland in solchem Maße miteinander zu ver hetzen. daß sich für England eine neue Aussicht ans kontinentale Zwistigkeiten ernster Natur entwickelt. Tieien Bestrebungen gegen über seien einige Sätze aus den Erinnerungen des Generals Pfister citirt, der schon über die Kriege im Anfang dieses Jahrhunderts solgendes Nrthcil fällt: „Dadurch, daß England Kriege auf dem europäischen Festland anslistete und nährte, ist cs groß geworden, hat seine Neichthümer gesammelt und sein Kolonialreich zusammen gerafft. Ter Leichengeruch auf dem Kontinent dustete jedes Mal ungemein lieblich durch die Haudelswclt der Engländer. Auf um Ablehnung des Antrags. Durch Schaffung solcher neuen Jn- Die sächsische Kosten der verblutenden Staaten des Kontinents hat wieder jetzt England seinen Handel und seine Industrie entwickelt. Auch heute vermag es sich nur aus der Höhe zu halten, wenn cs die Staaten des Festlands gegeneinander hetzt und jeder Gelegen heit answeicht, die es zwingen kann, den Nachweis für icine eigene Berechtigung zur Großmachtstellung zu liefern." Zu den der Spitzname „Lord Fcuerbraiid" beigelegt. Neuerdings hat der liberale Führer Lord Roseberh, der für den eventuellen Wieder eintritt in die Regierung immer noch in Frage kommt, sich ge müßigt gesehen, zu erklären, für England sei cs am besten, wenn es sich wieder offen zu den Palmerston'schcn Traditionen bekenne. Ten „Feuerbrano"-Traditioncn entspricht das jetzige Vorgehen Englands ans der Friedenskonferenz in jeder Beziehung. Hat man bisher mit den Versuchen, Deutschland gegen Rußland zu Hetzen, keinen Erfolg erzielt, so fängt man die Sache nunmehr vom um gekehrten Ende an, indem .»an Rußland gegen Deutschland nus spielt. Zunächst soll um jeden Preis das Mißtrauen Rußlands gegen die deutsche Politik wachgerufcn werden: um die Äciter- entwickclung der einmal iu's Leven gerufenen Spannung bis zum folgenschweren nationalen Gegensatz ist den englischen Machern dann nicht bange ; dafür hat man in London tausend und aber tausend Mittel und Wege bereit. Die Dreistigkeit der englischen Berlcnmder ist bereits so weit gediehe», daß in Londoner journa listischen Kreisen keck behauptet wird, die Haager Korrespondenten der englischen Blätter bezögen ihre wichtigsten Informationen ge rade von russischer Seite! Aerncr kann die Verwirrung der öffent lichen Meinung wohl kaum noch betrieben werden. Man darf cs daher auch ans's Wort glauben, wenn versichert wird, daß man in Berlin dem neueste» englischen Treiben mit sehr ungemischten Empfindungen gegenüberstehe. Vorläufig liegt allerdings kein zwingender Anlaß vor, daran zu zweifeln, daß alle Verdächtig ungen an der strengen Lohnlität der deutschen Haltung wirkungs los abprallcn und das traditionelle Vertrauen zwischen den Kabinetten von Berlin und St. Petersburg nncrschüttert lassen. Immerhin wäre es vielleicht für alle Fälle gut. wenn der von nationallibcralcr Seite gegebenen Anregung, die englischen Umtriebe auf der Friedenskonferenz im Reichstag zur Sprache zu bringen, nnverweitt Folge gegeben würde. Es wäre dadurch die Möglichkeit eröffnet, dein eiiiinnthigen Verlangen der nationalen öffentlichen Meinung im Deutschen Reiche nach einer frennd- nachbariichcn Politik gegenüber Rußland zugleich mit einem scharfen un.;wc!deutlgcn Desaveu der englischen einen klaren nachhaltigen Ausdruck zu verleihen. Friedensstörer Kernschreib- und Kernsprech-Berichte vom 15, Juni. Dresden. In der heutigen Stadtverordnetcn- s i tz u n g wurde folgender 'Antrag des Vicevorstehcrs Hartwig niit Stimmenmehrheit angenommen: „Kollegium wolle beschließen, den 'Rath zu ersuchen, mit Rücksicht auf die von ihm vor Kurzem dnrchgeführte Erhöhung des Zinssnßes der ausgeliehenen Spar- kassenkapitalicn nun auch ohne Weiteres den Zinsfuß für die Sparkasse nein läge >i aus den früheren Satz von « °/o zu erhöben." Ferner beschloß man, den Rath zu ersuchen, in Zu kunst Zinssußerhöhungen für auSgeliehcne Hyvothekenkapitalien möglichst nur gleichzeitig mit anderen, namentlich staatlichen Ver waltungen vorzunchmcii. Berlin. Reichstag, Bei ganz schwach besetztem Haiiic wurde mitderBerathungdes Jnvalrditätsversichcrungs- gcsctzes fortgesahrcn. Der sozialdemokratische Antrag lautet auf Wiederherstellung der auf Antrag der Sozialdemokraten und der Kommission beschlossene», aber vom Plenum in der zweiten Lesung wicdcr^bescitigtcn Schiitzvorschiistcii in den 88 hat mau I demokratische Antrag bezweckt etwas Acbr auch insofern, als er dieTräger derVersicherung nderuna der Zahl der ,» zahlenden Rente» . JnvaliditätSversichcruna. umfaßt viel weitere Kreise und Beschäftigungsarten als die Unfallversicherung; um so mehr ist es daher nothig, daß für die Jnvaiiditätsverhütiing nach Möglichkeit gesorgt wird. Auch bei den kleine» Gewerbetreibenden, die der Versicherung unterliege», ist das nothwrndtg. Der Antrag gehe allerdings zu weit, wenn er auch die häuslichen Betriebe mit einbeziehe. ES enipfehle sich, die Beschränkung auf die eigentlichen Gewerbebetriebe, im Verein mit verstärkter Gewerbeaufsicht. Prin zipiell trete er aber dem Anträge bet und weide für denselben stimmen. -- Tächs Ministerialdirektor Fischer bittet dringend 88 IM» und Mb. - stanzen würden gewiß Schwierigkeiten entstehen. Regierung habe die Absicht, den Arbeiterjchutz noch nachhaltiger zu gestalten, sie wolle versuchsweise sogar weibliche Gewcrbe-Jnipel- torcn anstelle». Er bitte deshalb das Haus dringend, nicht das Zustandetonimen des Gesetzes dadurch zu verhindern, daß inan Be stimmungen aufnehme, welche zum Mindesten «ehr bedenklich, vielleicht iogar unannehmbar seien. — Abg, Wurm (So;.;-. Gerade in Sachsen lasse die Gewcrbeaussicht ungemein viel zu wünschen übrig, und am allerwenigsten reiche dieselbe aus. um auch nur einigermaßen Schutz gegen die gewerblichen Betriebs Verhältnisse zu gewähren, die namentlich der Lungenschwindsucht Borjchilb leisteten. — Abg. Lehr (nl) nimmt die tächsischen Gewerbe-Inspektoren gegen die Angriffe des Vorredners in Schutz. Es wäre gut, wenn die Gewerbe-Inspektoren überall im Deutschen Reiche so gut wären wie in Sachsen. (Lachen bei den Sozial- demotraten.j Aba. Zeidler (kons.) äußert sich in gleichem Sinne. Wo so viele Fabriken seien wie in Lachsen, könne die Gewerbc- nufsicht gar nicht schlecht sein. Seine Freunde würden gegen den Antrag stimmen. — Abg. Dr Hitze (Ecntr.j: Tie Mehrzahl meiner Freunde hat bei der zweiten Lesung für den Antrag ge stimmt, und auch Diejenigen, welche gegen denselben stimmten, billigen den Zweck des Antrags und haben nur seine Form bc anstandet. In dem jetzigen Stadium der Verhandlungen und nachdem die Parteien vereinbart haben, in welcher Form das Gesetz zur Annahme gebracht werden könne, hat der 'Antrag nur noch einen Demonstrationszwcck und wir werden deshalb gegen ihn stimme». — Abg. Franken (nl.j bemerkt, seine Freunde hätten sich in der Kommission nicht gegen 'Arbeitcrschntzvorschriftcn ans gesprochen, sondern nur bezweifelt, daß die Versicherungsanstalten alle einschlägigen Gebiete, alle Zweige der Industrie so beherrschen konnten, um ihrerseits Schntzvorschrtsten crlaffen zu können. — Abg. v. Loekelt (kons.) ertlärt, daß seine Freunde keineswegs gegen einen ausreichenden Arbeiterschntz seien, daß sie aber von einer Annahme des sozialdcmokratiichen Antrags eine Kollision zwischen den verschiedenen bestehenden Gewelbeauffichts-Jnstanzeii befürchteten. Der sozialdemokratische Antrag wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgctehnt. Ter Rest des Gesetzes wird debattelos in der Fassung dcrKompromißvorichtägc angenommen. Sodann wird das Ge>etz in der Geiammtabsrimmiiiig fast ein stimmig aiigcnoinme n. Dagegen stimmten nur die beiden an wesenden Welfen v. Zehl und v. Hodenberg, sowie Graf Kanitz, v. Staudy und v. Dewitz, — Es folgt die dritte Leimig des Nachtragsctats. — Abg. Hauß (Eli.) führt Beschwerde darüber, daß die elsaß-lothringischen Gemeinde» zu häufig mit Einguartieruugslastcu überbürdet würden und auch sonstige Nach theile von den vielen Manövern hätten. Um so mehr empfehle er, den hier geforderten Truppenübungsplatz zu bewilligen. Redner spricht sich schließlich dahin aus, daß die Abgeordneten aus Elsaß- Lothringen sich künftig möglichst rege an den Verhandlungen be- tbeiligen möchten. — Abg. Gröber (Centr.) spricht seine Genug- thumig darüber aus. stellt aber gleichzeitig fest, daß der Abg. Wetterte, gelegentlich der letzten Miutärvvrlage ausdrücklich getagt habe, seine Freunde würden sich an Bcrathungcn militärischer Vor lagen überhaupt nicht mehr bcthciligen, Im Anschluß an eine fernere Position verlangt Gras Arnim (Reichst'-! weitere Maß nahmen zur Hebung unseres Schutzgebietes und kritisirt dicLand- koiizcisionen in Afrika, über welche sich der Kvlonialrath soeben schlüssig gemacht habe. Die Erfahrungen, die wir bereits mit den mächtigen Moiiopolaescllschaften gemacht haben, sollten uns doch abhalten, diesen Weg weiter zu beschrciten. Er hoffe, daß wir bald zu einem anderen iiencn Lnstem kommen. — Kolvnialdirektor P. Bnchka erwidert, früher habe sich der Vorredner darüber erregt, daß in bestimmten Fällen der Kolonialrath nicht gefragt worden sei: jetzt habe er selbst in Sachen zweier Landkoiizcffioncn den Kolonialrath gefragt und da war es dem Vorredner auch nicht recht. Er hoffe denn doch, die große Mehrheit dieses Hauses hinter sich zu haben. In dem vorliegenden Falle sei einmal au Kolonialpnpicrcn etwas verdient worden, was der Vorredner be mängle. aber er selbst könne es doch nicht für ein so großes Un glück halten. Bei beiden in Rede stehenden Landkoiizcffioncn habe die Regierung einen ganz objektiven Standvunkt eingenommen und in genniiuteu Fällen den Koiviiialruth gefragt. Zuzugebeii sei, daß solche Konzessionen im Allgemeinen nur da eine Berech tigung haben, wo das Land noch nicht erschlossen sei. Aber wo das nicht der Fall sei. sehe er nicht ein, wie er das Land er schließen solle, wenn er solche Konzcffioiisgeffiche ablchnc. Wenn z. B. Dr. Schüller mit Freunden :> Mill. Alk. bincinstecken wolle, da»» müßte er selbst ja ein furchtbarer Dummkops sein, wenn er das verhindern wollte, — Abg Müller-Scigan ffrcis.): Wir können dem Kvlvnialdircktvr nur dankbar dafür Win. daß er das, was wir in den Kolonien haben, zu erschließen sucht und daß er dabei in seinen Verträgen mit Privatgesellschaften nickt nur das Privatintcresse Einzelner, sondern das Gcsammtintereffc des Reiches zu wahren sucht in der Weise, wie er das thnt. — Abg. Gras Arnim (ReichSp.) ist der Ansicht, das; Dr. Schüller eine Kon zession aus nicht weniger als M.'M Quadratkilometer nicht hätte gegeben werden dürsen; keinesfalls sei eine >o große Konzession mit der einen vom Kolonialrath beschlossenen Resolution verein bar. — Weitere Erörterungen entstehe» beim Nachtragsctat nicht; derselbe wird definitiv genehmig!. - - Morgen: Handelsprovi- sorium mit England, Handelsverträge mit Uruguay und Brasilien. Berlin. Abgeordnetenhaus. Aus der Tagesordnung stellt die zweite Bcrathimg der Kanalvorlag e. Die Kommiffwn beantragt die Ablehnung und Annahme einer Resolution, worin das Hans der Regierung seine Bereitwilligkeit ausdruckt zur Be willigung der für die Erweiterung der Eisenbahnen erforderliche» Mistel, um die Leistungssabigkeit der Balme» entsprechend dcm täglich wachsenden Verkehr zil^ erhöhen, Ministerpräsident Fürst ' weil er in erster Lesung dazu -e»-. 3 8' L c- Q oycntohe: Er nehme das Wort, nicht Gelegenheit gehabt habe: er habe damals Wort dem Ressortminister überlassen zu können, welch geglaubt, das Die Gründe. dem Ressortminister überlassen .... velche gegen diele Vorlage geltend gemacht worden seien, bestünden unächst in der Befürchtung der Förderung der auswärtigen Kon- rrenz durch den Kanal und zweitens in der Besvrgniß. daß die taatSsinanzen sowohl durch die großen Kosten des Kanalbaues wie auch durch den Ausfall an Einnabmen bei den Eisenbahnen geschädigt werden könnten. In beiden Beziehungen seien die Grunde gegen den Kanal unzittresfenv. Der Kanal werde namentlich auch die Produkte der Ostprobinzen aut beancmcreni Wege nach dem Westen bringen. Und waö die Befürchtung des Eknnakmeansfalls mi- lange, so hätten sich ähnliche Berechnungen auch früher stets, sobald nur immer neue Verkehrsmittel in Kraft getreten seien, ' , . ^ igen —. nur immer neue Verkehrsmittel in Kraft getreten al«
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