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Dresdner Nachrichten : 12.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-12
- Monat1899-12
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- Dresdner Nachrichten : 12.12.1899
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Nroit. ^cZeiUvcr Die Maffia. Daß Italien auch heute noch, mehr als ein Menscheualter nach lein« nationalen Einigung, das klassische Land des Räuber- welenS und der verbrecherischen Geheimbündelei ist, zeigt in er schreckendem Umfange der ungeyeurrliche Maffia-Prozeß, der seit längerer Zeit vor den Schranke» des Schwurgerichts in Mailand verhandelt wird und dessen entscheidende Phase die Verhaftung deS Deputirten Palizzolo. des Hauvtbelasteten. bildet. Die Enthüll ungen. zu denen der Prozeß geführt bat, sind so beschaffen, daß man sich in die skandalösesten Zeiten der päpstlichen Weltherrschaft und des Regiments der Bourbonen zurückversetzt wähnt und zweifeln möchte, daß das junge appciininische Königreich ein moderner Kultur staat ist. Dem Mailänder Masfia-Prozeß liegt ein Vorgang zu Grunde, der sich vor sieben Jahren i» der Nähe von Palermo abgespielt hat. Damals war der frühere Bürgermeister von Palermo, Senator Baron Notarbartolo als früherer Direktor der Bank von Sicilien von der Regierung beauftragt worden, einen ausführlichen Bericht über die Lage dieses Instituts abziisasse». Dieser Bericht gab über jahrzehntelange haarsträubende Mißwlrthschaft Aufschluß und erregte durch seine schonungslose Offenheit großes Aufsehen, so daß Notarbartolo zu persönlicher Berichterstattung nach Rom berufen wurde. Hierzu kam es aber nicht: Notarbartolo wurde in einem Elsenbahnzuge der Küstenbahn zwischen Termini-Jmercse und der Hauptstadt Sicilicns ermordet. Ec kam von der Jagd; man fand seinen Leichnam, aus dem Znge geworfen, an einer Brücke: er war beraubt, so daß es de» Anschein haben konnte, es liege ein Raubmord vor. 'Indes; glaubte Niemand daran; allgemein hegte man den Verdacht, daß es sich hier um eine Tbat der Massig, des bekannten verbrecherischen Gehcimbundes, handle. Dieter Verdacht wurde noch dadurch bestärkt, daß gleichzeitig der Bericht Notarbartolo's, der eine Reihe angesehener Palermitaner arg bloßstelltc, aus den Akten des Ministeriums verschwand. Die Untersuchungen, die seinerzeit wegen des Mordes angestellt wurden, führten zu keinem Ergebniß. Jetzt stehen auf Grund neuerdings vorgenommener Untersuchungen zwei Eii'enbahnbeamtc. die schon früher dringend verdächtig gewesen waren, vor dem Mailänder Schwurgericht. Schon die Thatsache, daß der Prozeß nicht in Sicilien. sondern in Norditalien verhandelt wird, ist bezeichnend. Angesichts der erschreckenden Macht, welche die Maffia mit ihren Beziehungen in allen Gesellschastsichichten ansübt, botcin siciliichcr Gerichtshof nicht die erforderlichen Bürgschaften für eine gerechte und gründliche Prozeßverhandlung. Die beiden Angeklagten sind nicht die Hauptschuldigen, sondern nur Mitwisser oder untergeord nete Werkzeuge des Mordes, dessen Anstifter der Abgeordnete Palizzolo, das Haupt der Maffia, sein dürfte. Das Gesuch des Generalstaatsanwalts von Palermo um die Ermächtigung der strafrechtlichen Verfolgung dieses Deputirten erfolgte wegen dringenden Verdachts, den Mord an Notarbartolo bestellt und die Gelder der sirilischen Zettelbank in seiner Eigenschaft als Mitglied des VerwaltungsratheS zu unerlaubten Börsengeschäften mißbraucht zu haben. Obwohl die meisten Zeugen, die zu Hunderten nach Mailand geladen sind, aus Furcht vor der Masfia mit ihren Zeugenaussagen zurückhalten, so lassen doch die Verhandlungen, die noch Wochen lang sortdauern dürften, schon jetzt zur Genüge den Entsetzen und Abscheu erregenden Charakter und den fast unglaublichen Umfang dieses Geheimbundes erkennen. Er erstreckt sich über ganz Italien und besitzt einen so großen Einfluß, daß die SicherheitSbehörden, soweit sie nicht in seinem Dienste stehen, ihm gegenüber fast machtlos sind. Es läßt sich nicht mehr bezweifeln, daß der Polizei von Palermo die Stellung Palizzolo's als Haupt der Maffia und als Protektor des Räuberwescns von Sicilien bekannt war; aber die Berichte, die sie darüber an den Chef der Verwaltung richtete, gelangten niemals an ihre Adresse. Auch die Gerichtsbehörden wußten von jener skandalösen Thasiache. aber sie wagten nicht, gegen Diejenigen einruschreiten, die von der öffentlichen Meinung als Mörder bezeichnet wurden. Erklärten doch der Polizeipräsident von Palermo und der Präfekt von Girgrnti, eine »unsichtbare mächtige Hand" Hobe die Behörden am Ein schreiten gegen Palizzolo gehindert. Dieser schaltete nach Ermord ung des ihm unbeauemen Notarbartolo unumschränkt in der Bank vou Sieilieu. und als er größere Unterschleife beging und die Bankbeamten ihn deshalb bei dem Direktor Herzog de la Berdura, einem Senator des Königsreichs, denunzirten. zuckte dieser nur die Achsel». Die Macht der Masfia und ihre- Häuptling- war deS- balb so groß, weil sie im Parlament großen Einfluß hatten. Palizzolo und alle seine Vorgänger waren nämlich stets ministerielle Abgeordnete. So erklärt es sich, daß nach der Ermordung Notar bartolo's in Palermo nicht weniger alS fünf Staatsanwälte folgten. Der Abgeordnete De Felice erzählte in den Wandel gangen der Kammer, daß Palizzolo einst mit dem gesiirchtetsten Briganten SlcUienS. Leone, zusammen in feiner Theatrrloge in Palermo erkälten. Obgleich auf die Ergreifung dieses Räuber- ein Hobe» Lviegeld stand, habe kein Polizist gewagt, den durch den mächtigen Palizzolo geschützten Mann zu fassen. Besonder» charakteristisch für die unter dem Regiment der Räuber- und Mördrrbande Maffia herrlchenden Zustände sind di« Aussagen de-Senator» und früheren Ministers Grälen Codronchl, der Regierungskommissar für Sicilien war und unumschränkte, Vollmacht hatte, als Notarbartolo ermordet wurde. Der Gra^ erklärte zwar, er habe alles Denkbare gethan, ui» die Mörder zu entdecken; aber thatscichlich ist nichls geschehen gegen die vielen' verbrecherischen reichen und einflußreichen Leute, die nach seiner; Auslage zu der Masfia gehörten, durch die allein, wie er selbst zugestand, dieBelleiteschaffung vouMänncrn vom Range eines Barons Notarbartolo möglich gewesen sei. Wie es bei der erste» Unter suchung des Mordes zugegangen, erhellt u. A. aus folgender Thatiache. Der Polizei-Inspektor Di Blasio hatte einen Bauer > Namens Barone verhütten lasse», weil dieser die verdächtigen j Perionen bei sich ansaenonimen batte. Es wurden in seiner Woknung blutbefleckte Strumpfe und ein ebenfalls mit Glut ge tränktes Tuch gesunde». Schon nach drei Tagen hatte der Polizei-Inspektor den Mann freigelasseu. Das Blut — so erklärte er — rühre vom letzten Schweineschlachten her, der Mann sei un schuldig. Der Herr Inspektor wurde bald darnach durch einen Orden ausgezeichnet. Palizzolo hatte die Dekoration erwirkt. Der StnatSnnwalt war mit der vom Inspektor voreilig und eigenmächtig bewirkten Entlassung des Barone unzu frieden und ließ später eine zweite Haussuchung vornehmen. Daß diele ebenso zwecklos wie ergebnißlos war. ist klar. Diese Vorgänge haben, so skandalös sie waren, dem Grasen Codronchi keinen Anlaß gegeben, dazwischen zu treten. Erst jetzt im Wieder aufnahmeverfahren. nachdem der bisher allmächtige Gönner des allzu gefälligen Polizei-Inspektors und Masfia-Manncs. der Ab geordnete Palizzolo. unschädlich gemacht Ist, hat man gewagt, den Di Blasio zu verhaften. Tie gegenwärtige Negierung scheint entschlossen zu sein, gegen das Unwesen der Masfia cinzuschreiten. Aber auch wenn sie jetzt mit unerbittlicher Strenge vorgeht, so wird es ihr nicht gelingen, die Moral des Volkes mit einem Schlage auf eine höhere Stufe zu heben. Ma» hätte längst von Rom aus gegen die Maffia einichreiten müssen und nicht warten sollen, bis ei» Schrei der Entrüstung durch das ganze Land geht. Die Fehler und Ver säumnisse der Venzangeuhnt lassen sich nicht von beute ans morgen >chen. nngeschkken maci Die Existenz der Masfia ist von jeher bekannt gewesen. Die Maffia hat zeitweiic in hohen Einen gestanden: sie war die Heliersbclferin der Regierungen in der Vor bereitung der Wahlen, die gnädige Beschützerin unzähliger Clienten: kein Wunder, wen» ikr erstgeborener Sobn. der Räuber, -Herr in Sicilien wurde, das Landvolk bedrückte, die Grundbesitzer iu seine Höhle» und Schluchten entführte und die Autorität des Staates vor ihm vollständig erblaßte. Die tiefere Ursache der Maffia liegt im Blute des durch die päpstliche und die Bvurbonen-Herrichaft geistig verwahrlosten, von wenigen frechen Geselle», die sich manch mal iogarPatriolen nennen, ansgebcuteteu Volkes; sie liegt in der Un zulänglichkeit der Kulturmiltel des neuen Italien, in der miserablen Parlamentswirlbschoft. in der Schwäche der Gute» und in dem Wahne, daß die Freiheit ohne strenge Zucht und Ordnung und ohne politische Ehrlichkeit gedeihen könne. Die Matsia, die Camorra und das Räuberwesen sind die Erbsünde einer jechshunderkjährigen Mißwirthschast. Fernsclircib- nutz T-ernsvrech-Verichte vom 11. Dezember. 'Wien. (Privat-Korrespondenz.) Der Polenklnb Hot den . Czechc» bis morgen ein Ultimatum gestellt. Falls die Czecheu > morgen die Obstruirung des Ueberweiiungsgeletzes beschließe», werden dieielbeu als aus dem Verbände der Rechten ausgeschiedeu betrachtet werden. * Lonren o Marques. Eine amtliche Depesche aus Pretoria besagt: Bei Stvrmberg wurden 672 Gefangene gemacht: der Verlust der Engländer an Gefallenen und Verwun deten ist unbekannt. — Am Modderrivcr fand gestern Abend ein Gefecht statt. General Cronje behauptete, seine Position habe 50 Gefangene gemacht. Berlin. Reichstag. Vor Eintritt in die Tagesordnung ergreift Staatssekretär Graf Bülow das Wort, um Namens des Bundcsrathes Mlttdeiluiigen über das Samoa-Abkommen zu geben. Darnach habe die Frage durch ein am 14. November o. I. in London ge>cbiosse»es Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Englnnd iei»e Regelung erfahren. Durch dieieS Ab kommen seien die Samoa-Inicin Upolu und Samai au Deutsch land abgetreten worden. Auch die Frage betreffs der Exterritoria lität i» Sansibar sei im befriedigenden Sinne erledigt worden. Neben dieses deutsch-englische Abkommen ist am 2. Dezember ei» in Washington unterzeichneteS deutich-amerikanisch-englischcs Ab kommen getreten, durch welches im Namen der drei bisher an Samoa betheiligt geweienen Regierungen unter förmlicher Auf hebung der Samoa-Akte vom 14. Juli 1889 im Sinne des Londoner Abkommens die Samoa-Inseln zwilchen dem Deutschen Reiche und den Vereinigten Stanten zur Austbeilung gebracht werden. Endlich ist am 7. November zu Waihingto» zwischen den drei Mächten eine Vereinbarung dahin getroffen worden, daß die Frage der Entschädigungsansprüche für alle in Samoa von Angehörigen der drei Mächte gelegentlich der letzten Wirren erlittenen Kriegs schäden einem Schiedsgericht unterbreitet werden soll. Staats sekretär Graf Bülow schließt: Dem Reichstag wird der Text der drei Verträge zugehen: ich würde es mit Dank anerkennen, wenn bis dahin von einer Besprechung des Gegenstandes hier Abstand genonlmen würde. (Sehr richtig!) Nach erfolgtem Austausch der Ratifikationen wird dem Reichstage ferner ein Ergänzungs-Etat für Samoa vorgeleat werden. Ich bin schon jetzt in der Lage zu bemerken, daß sich daraus Mehrforderungen für den nächsten Reichskaushaltsetat nicht ergeben werde». «Bravo I> — Das HauS tritt dann in die Berathung der Tagesordnung und zwar in die erste Leiung deS Etat» ein. Das Haus ist ziemlich dicht bcietzt. Am Bundesrathstische sind erschienen: Graf Posadowskff. Staatssekretär v. Thielemann, Staatsminister v. Bülow wck» Tirpitz. Kur, vor halb 2 Uhr betritt der Reichskanzler Fürst Hohenlohe den Saal. Da» ganze Hans macht den Eindruck der Erwartung aus einen sogenannten großen Tag. Schatzsekretär v. Thiel emann begründet den Etat. Die Ergebnisse drs Jabres 1868 seien erfreuliche gewesen und ebenio bisher die de« lausen den Jahre». Den Hoheounkt der wirthschastlichen Entwickelung scheine man noch nicht überschritten zu Huben. Es liege eine riteihe von Mehreinnahm n vor. namentlich bei der Znckerstener um 11 Mill. Mk. Allerdings hätten dte Zolleinnahmen in den > Monaten April bis Oktober stark geschwankt, Mehr- und Minder einnahmen abgewechielt. Alles in Allem aber, eigentliche Reich, eiiinuhmeu und Uebcrweisungssteuern znsnmmengercchnet, liege d Sacke so, daß wir mit Vertrauen in das kommende Jahr blocken können. Der Schntziekretär geht dann auf den neuen Etat ein. und zwar aus die Neusordernnge» für das Reich-Militärgericht, bi' Einrichtung des Post-Ehcck-Verkehls. den zum ersten Male svezi, lisirten Etat für Kiautschou, welche Kolonie sich fortwährend gu entwickele, ferner auf die erste Bäumte für cme Bahn in afrika. Alle Vorarbeiten für diele Brbn würden noch vor Ferne stellung dieses Etats beendet iei». Bei der gegenwärtigen Ho! der Matrikularbeiträge «526 Mill. Mk.) sei eine andcrweite Rege! ung der Abrechnung zwöchen Reich und Einzclstciaten. um ein» schnelleren Ausgleich zwischen Matrilularumlagen und Ueberwei ungen zu erreichen, geboten. Zu Vielem Zwecke soll die Vortage, betr. Verwendung der überschüssigen Ncichseinnahmen für da > Jahr 1900 dienen. Reichskanzler Fürst Hohenloher Ehe Sie in die Berathung des Reichshaushaltsetats »ür das tom wende Rechnungsjahr eintreten, glaube ich über die Absichten de verbündeten Regierungen Sie in einer Frage unterrichten zu sollen, die in den letzten Wochen den Gegenstand lebhafter Erörterungen In der Presse gebildet hat und die ohne Zweitel auch bei den Berath- uilgen des Etats in de» Vordergrund treten dürfte. Wenn auch der vorliegende Etatsentwurf den Bestimmungen des Flotten gesetzes vom 10. Avril 1893 entsvrechend ausgestellk worben ist. io dnrs ich doch nicht verhehlen, daß die verbündeten Regierungen zu der Neberzeuguiig gelangt sind, daß die damals festgeitellte Soll stärke der Flotte einer Vermehrung bedarf. «Hört, hörl!) Die seit Annahme jenes Gesetzes eingetretenen Veränderungen aller bei den dentichen Seeschissöintereffen in Betracht kommenden poli tischen Verhältnisse, denen Deutschland bei der Entwickelung seiner Seeniacht Rechnung tragen muß, stellen uns vor die ernste Frage, ob wir allen Eventualitäten gegenüber ausreichend gerüstet sind. Dies verbündeten Negierungen können diese Frage nicht bejahen. Ich habe daher im Rainen der Verbündeten Regierungen dem Hohen Hause nachfolgende Erklärung zu geben: „Bei der großen Bedeutung, welche die Flottenfrage besitzt, halten sich die verbün deten Regierungen sür verpflichtet, dem Reichstag mitzutheileu, daß sich eine Novelle zum Flottengeietz in Vorbereitung befindet, wclcbe aus eine wesentliche Erhöhung des Sollbestandes der Flotte abzielt. Dabei ist vorbehälllich der Beschlüsse des BundeSrathS über die Borlage in Aussicht genommen: Eine Verdoppelung der Schlachtslotte und der grohenAuslandsschiffe. Eine Beichaisungsfrist für die Vermehrung des c-ollbeitandes soll gesetzlich nicht sestgeleat werden, vielmehr wird der Betrag für die jährlich in den Etat ein zustellende» Schifssbanten der etalsmäßigen Feststellung überlassen bleiben. Die verbündeten Regierungen gehe» dabei von der An nahme aus. daß. dem bei der Finanzurnng des Etats im All gemeinen festgehaltenen Grundsätze enksprecheild. die zur Erreichung deS erhöhten Sollbestaudes bestimmten Schiffe auS Anieihemitlein be.ahlt werden. Staatssekretär Graf v. Bülow: Die Nolh- wendigkeit der in Aussicht genommenen Erhöhung der Flotte geht hervor ans der gegenwärtigen Weltlage und den Bedürsnisjen der üheckeeiichen Politik. In dieser verfallen wir weder in eine Ver nachlässigung, »och in eine Ucberivannung unserer über- seeiicheii Interessen; wir halten die goldene Mitte ein. De: Staatssekretär weist sodann auf die neueren Vorgänge, ins besvndeie aus die Krisis zwischen Amerika und Spnnien und au den Krieg in Südafrika hin. Er erinnert an daS Woct eines eua tischen Staatsmannes, daß in der heutigen Zeit der Starke imm.» stärker und der Schwache immer ichwächcr werde, und führt dann fort: Wir wollen mit fremden Mächte» möglichst in Frieden leben, wollen uns aber nicht unter die Füße und auch nicht b.: Seite schieben lassen, weder in wirthichastlicher noch in volilocher Äeziehnng. Es ist Hobe Zeit, daß wir uns bei der veränderten Weltlage klar werden, welche Haltung wir einzunehmen haben gegenüber Vorgängen, die um uns herum abspielen. «!v » -4 LI ZL es s s es - L- igei dürfen nicht aus Doktrinarismus bei Seite stebcn und zuseben. wie andere Leute sich in den Kuchen tbeilen; wir können »irvr dulden und wollen nicht dulden, daß mau über das deutsche Volk zur Tagesordnung übergeht. Mit Frankreich haben wir uns bi. her in kolonialen Fragen freundlich geeinigt. Rußland ist uns e»! gegengekvmmen und wir haben die Freundlichkeit erwidert, ebenso siegt es bezüglich Amerikas. Was England anbetangt, so >'!>.»> wir gern bereit, ans der Basis voller Rücksichtnahme und voller Gegenseitigkeit in Frieden und Eintracht z» leben, aber gerade, weil gegenwcirtig die Zeiten günstig iind, >volien wirn »serc Zukunst sichern. Daß die>e Zukunft sriediic!, lein niöge, wünschen wir 'Alle, ob sie aber friedlich sein wird, da - kann Niemand sagen. Es ist eine Eigenthümsichkeit der Politik, daß plötzlich neue Fragen austauchen, daß im Handumdrehen sehr akute K omvl ikationcn entstehen. Wir innsseo. daher nicht nur zu Lande, sondern auch zu Wasser gerüstet sein: wir müssen stark ffeniig sein, um auch Angrisje icder Mach,, ich betonte das Wort „Angriffe" nusnischliekeu. WaS wir ich» vorübergeheu lassen, um eine solche Flotte zu schaffen, können wir nicht wieder eiubriiigeu. Die deutiche auswärtige Politik in weder habgierig, noch unruhig, noch phantastisch. Wir sind wen entfernt, berechtigten Interessen Anderer zu nahe zu treten; Allee, was darüber in auswärtigen Blättern gciagt ist, beruht auf sceier Erfindung; und wenn deutictie Blätter andere Töne anichlugeu, so sind sie von keiner maßgebenden Stelle inspuirk gewesen. Wie alle Staaten mit maritimen Interessen, so brauchen wir maritime Stützpunkte. Der Umfang unserer maritimen Interessen bat sich derart entwickelt, daß unsere Rüstung zur See damit nicht Schritt gehalten hat. Das Schicksal hat uns seit 2 Jahren -- ich kann vabci freilich nicht Alles sagen und auf jedes i einen Punki setzen — . an mehr als einem Punkte gezeigt, wie dringend das Flottengesetz vor 2 Jahren war und wie dringend letzt der Ausbau dieses Gesetzes geworden ist. Eine Politik, die sich von diesem Boden entfernen wollte, wäre keine gesunde Realpolitik mehr Wir vergessen dabei nicht, daß das Centrum unlerer Politik in Europa liegt, im Dreibund und m unseren guten Beziehungen zu Rußland. «Bravo» Schon weil wir unsere Kräfte nicht zer splittern dürfen, werden wir immer nur einen Thcil derselben für unsere überseeischen Interessen bestimmen können: andere Staaten. Italien, Japan, Amerika, machen aber solche Anstrengungen. So wenig wir ohne angemessene Landmacht unsere europäische Position wahren können, ebenjowenig können wir unsere WellsteUuna ohne eine angemessene Seemacht aufrecht erhalten. Im Hinblick auf die gegenwärtige Weltlage und in Rücklicht auf innere Lage in der Weit kann l' , - dem mindesten „ Ruhe und Ueberzeugung
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