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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000408012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900040801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900040801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-04
- Tag1900-04-08
- Monat1900-04
- Jahr1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1900
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- 246 - daS Verhalten dieses Nächsten ihre Mißstimmung erweckt. Und er konnte nicht gerade be haupten. daß Karrenslein ihn bei guter Stimmung erhalten hatte. Zwar war er ehrlich genug. sich zu gestehen, daß Bottfeld sein gut Theil daru beigetrage» habe, ihn miß- traulich gegen den schnell erworbenen jungen Freund zu machen, aber er konnte nach dem soeben beigelegten kleinen Auftritt die Empfindung nicht mehr los werden, daß Karren slein seine Achtung nicht mehr ganz perdiene. Endlich nahm Miene wieder einen Anlauf, ein paar Worte ans dem Alten hervorzupressen. Wenn er nicht wieder seine heitere Miene zeigte, dann würde gewiß der Abend wie cm Trauerspiel enden. „Warst Du ganz allein spazieren, Papa?" fragte sie. Einige Augenblicke überlegte er, ob er mit der Wahrheit zurückhaltcn sollte. Dann aber hielt er es für besser, seine Begegnung mit dem Leutnant nicht zu verhehlen. Er brauchte ja »icht Alles zu sagen, konnte weingslens einmal die erste Wirkung erproben. „Ich traf Herr» Bottfeld aus der Promenade, und da er nichts Besseres Vorhalte, so begleitete er mich zum Waldessaum liinanf." erwiderte er ruhig und führte ein Stückchen Brot mit Käse dem Munde zu, dabei die Gelegenheit betuchend, einen raschen Blick auf das Pärchen zu weksen. Und während er gewahrte, wie Karrenstein unruhig hin- und hcrrückte und dann den Kopf etwas stark neigte, rief Mieze aus: „Mit Bottfeld warst Du zusammen? Das hätte ich nicht geglaubt! Lange?" „Gerade so lange, liebes Kind, bis man hinaus ist," gab Bollhaie mit derselbe» Ruhe zurück, „und dann noch ein Vicrtclslündchcn darüber hinaus. Wir haben einen Schoppen Bier zusammen getrunken." „Gekneipt habt Ihr zu sammen? Na, hör' 'mal, Papa — das finde ich aber merkwürdig." „Wie kann man etwas merkwürdig finden, was ganz natürlich ist," wandte er ein. „Meinen Sie »icht auch, Herr von Karrenstcin?" Dieser, dessen Gedanken ganz wo anders zu sein schiene», schreckte aus und erwiderte wie zerstreut: Aber selbstverständlich. . . selbstverständlich, weither Herr Bollhase. Weshalb soll man nicht Jemand begegnen und ein Glas Bier mit ihm trinken ?" Er lachte und fügte hinzu: „Und wäre dieser Jemand selbst der Leutnant Botlseld." „Aus Ihrer Betonung des Namens spricht nicht viel Sympathie für den Herrn," sagte Bollhase Mieder. „Nun ja, ich kann ihn nicht leiden," wandte Kärrcnstein wegwerfend ein. „Das ist mir längst bekannt," gab Bollhase, nun ebenfalls lachend, zurück. „Alle Leute, die wie ein äa»8 er maekiinr i» ^er Komödie erscheinen, sind mir von vornherein unsympathisch," fuhr Karrenslein fort. „Sie glaube», das Privileg zu besitzen, überall hcrumznschnökern und sich in Dinge milchen zu dunen, die sie eigentlich nicht» angehen." „Sv, th»l das der Herr?" warf Vollhase mit guter Verstellung ein. „In," fahr Karrenstein abermals fort. „Kaum ist man Morgens aufgestandcn. begegnen einem diese Art Leute. Unter nimmt mau etwas, rennen sie einem über den Weg: unterhält man sich, besitzen sic die Anmaßung, sich in's Gespräch zu mischen und Alles besser wissen zu wollen. Solche Leute kommen natürlich zu etwas und erwecken Respekt. Ich bin fest überzeugt, daß dieser Bottfeld mit seinen Kameraden im Geheimen sür eine» Streber gehalten wird." „Nun. das wäre das Schlimmste noch nichtt," fiel Bollhase ein. „Wer strebt, kommt immer nach oben." „Nun, dann werde ich wohl stets unten bleiben," gab Karrenstein, hitzig ge worden durch den Wein, zurück. „Das wäre bedauernswerth für Sie," wandte Bollhase. unerschütterlich in seinem Gleichmnthe, wieder ein. „Natürlich mit einer kleinen Ein schränkung, wenn Sie güligst gestatten wollen," fuhr Karrenstem fort, indem er wieder den ausgesucht Höfliche» spielte. „Es giebt auch ein Streberthum. das durch Kriecherei emporkommt. Dieses ist es. das ich verachte, und zu dem ich mich niemals bekennen werde." „Ganz meine Meinung. Diese Art dürfen Sie aber auf Herrn Bottfeld nicht nnwenden." erwiderte Vollhase ernst. „Waren Sic Soldat?" Und als Karrenstein mit einem „noch nicht" verneint hatte^ fuhr der Alte fort: „Sonst müßten Sie wissen, daß in der preußischen Armee kein Streberthum in Ihrem Sinne cxistirt. Im Ossizierkorps gehen die Avancements regelmäßig nach der Anciennctät, und wer den Beruf vernachlässigt und die Erwartungen nicht erfüllt, geht um die Ecke." Karrenstcin, der längst aufgehört hatte, zu essen, zupfte an seinein Schnurrbärtchcn, lächelte überlegen und sagte mit einem entgegenkommenden Kopfnicken: „Pardon — das Alles ist mir durchaus nicht unbekannt. Trotzdem ich noch nicht das Vergnügen hatte, die Uniform zu tragen, weiß ich doch einigermaßen Bescheid über die Gepflogenheiten im preußischen Hceiwalde ... Ich meinte ja auch nur den Streber Bottfeld in Civil. Er soll einige ganz bedeutende Schulden haben, wie meine entfernte Tante mir heute Nach mittag anvertraute. Vielleicht strebt er also in der Kaserne nach Ruhm und außerhalb der selbe» nach dem Gcldsack. an dem die bekannte kleine Leutnantssrau hängt." „Gut ge geben," dachte Mieze, die sich in ihrem Fahrwasser fühlte, sobald Karrenstcin den über legenen Ton anschlua, mit dem er seinen Spott über Menschen und Dinge auszngießen pflegte. Vollhase schwieg, verblüfft durch diese Redewendung, die ihn zum ersten Mal auf den Gedanken brachte, Bottfeld könnte ernstliche Absichten aus Miezens Hand haben. Um seine Verwirrung zu verbergen, die ihn, den meirichenkundigen Mann, fast in Verlegenheit setzte, that er so, als hätte er die letzten Worte nicht gehört. Und so machte er im Ge spräch einen Sprung, indem er sagte: „Wenn die Frau Legationsräthin eine entfernte Tante von Ihnen in, so find Sie ja wohl ein Vetter des Herrn Bottfeld ?" „Ich zer breche mir darüber nicht weiter den Kopf." erwiderte Karrenstcin. „Für mich ist er Lust und zwar keine angenehme." — 247 - 15. Kapitel. Bollhase, der es nicht liebte, wenn man hinter dem Rücken Anderer unschöne Redensarten gebrauchte, rief den Kellner herbei, um der Sitzung ein Ende zu machen. Er sagte sich, daß es sür ihn eine schlechte Verdauung sein würde, wenn er sich vielleicht gegen seinen Willen hinreißen ließe, Karrenstein beute Abend noch zur Rede zu stellen. Um aber die letzten Worte doch nicht ruhig cinzuitecken, sagte er leichthin, während er Geld aus seinem Portemonnaie hervordolte: „Haben Sie vielleicht heute mit Herrn Botlseld Etwas vorgehabt ? Mir scheint es so." Unter seinem prüfende» Blick geriet!, Karrenstein in Ver legenheit, die er zu unlerdrücken versuchte, indem er ebenfalls Geld auf den Tisch zu zählen begann. Zu seinem Glück trat der Kellner gerade heran, und so konnte diele Unter brechung dazu dienen, die Antwort schuldig zu bleiben. Bollhaie jedoch wollte nicht locker lassen, und so wandte er sich an Mieze: „Seid Ihr Botlseld heute Vormittag begegnet?" Mieze, deren Bläffe dafür zeugte, daß sie fortwährend in Angst schwebte, nickte nur stumm, sah ihn aber dabei so flehentlich an. daß er ihren geheimen Wunsih verstand. Vollhasc athmete auf. „Gott sei Dank," dachte er. „sie wenigstens kann nicht lügen. Also werde ich schon dahinterkonnnen." „ES war weiter Nichts. Eine ganz flüchtige Begegnung," fiel Karreiistein ein, der das Gefühl hatte, doch irgend Etwas sage» zu müssen. ^ Bollhase erhob sich, und Mieze und Karreiistein thaten dasselbe. „Werden Sie in den Saal gehen? Es wird heute gesungen," fragte der Letztere. Mieze, die gern für dicie» so »»angenehm begonnenen Abend einen schönen Abschluß gehabt Hüfte, erhob bittend die Hände. De. Alte jedoch schüttelte energisch mit dem Kopfe. Dann sagte er kurz: „Bedaure sehr, Herr von Karreiistein. Wir wollen »och eine» kleinen Spaziergang durch das Dorf machen." „Das ist aber schade," siel Karrenstein ein. „Ich hatte nämlich die Absicht, beute auch zu singen, natürlich nur. wenn Sie und Ihr Fräulein Tochter an- wesend gewesen wären. Andere Leute intcressiren mich nicht." „Jedenfalls sehr schmeichel haft sür uns, aber ich ziehe die frische Lust vor." gab Vollhase freundlich zurück. „Ja, aber haben Sie den» einen Frack?" fügte er rasch hinzu. „Sie können doch unmöglich in Ihrem Touristeiianzuge. — Und ans dem Programm stehen Sie auch nicht." Karrenstcin lachte, musterte sich mit einem rauhen Blick von oben bis unten und erwiderte da»»: „Wahrhaftig. Sie haben recht. Aber Das genirt große Geister nicht. Hoffentlich wird meine Stimme darunter nicht leiden. Auf Wiedersehen." „Vielen Applaus," rief Vollhasc ihm in einer Anwandlung leichten Spotte» nach. „Ich glaube, manchmal ist's nicht ganz richtig mit ihm," sagte er dann zu Mieze, als er mit diese, allein war. Mieze achtete fast nicht darauf. Sie sagte sich, daß sie Kärrcnslcin auf den, Treppcnflur begegnen würde, wenn sic schnell in's Haus eilte. Es könne kühl werden, sie wolle schnell ihr Tuch holen, äußerte sie. Bollhase halte Nichts dagegen, fand das im Gcgcntheil ganz vernünftig. Sic hatte sich »icht getäuscht Kaum war sic im Begriff, die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf zu eilen, als Knrrcnstci» sichtbar wurde. „Es geht etwas vor hinter unserem Rücke», ich habe Papa noch nie so gesehen," begann sie hastig, naca- dcm er sie bei Seite gezogen halte. „Ja, irgendetwas muß passirt sein," gab Karrenstem zurück. „Natürlich hat dieser Mensch aus Görlitz in irgend einer Art intriguirt. Ich möchte ihn am liebsten vergiften." „Mein Gott, mir klopft das Herz so stark." raunte Mieze wieder. „Ich kann mir schon denken, was es ist. Gewiß wird von Deiner Un besonnenheit heute Morgen die Rede gewesen sein. Was sage ich nur. wenn Papa darnach fragt?" „Dann mußt Du eben dabei bleiben: wir kennten uns schon längere Zeit." „Das wird er mir nicht glauben ..." „Dann mußt Du's ihm glaubhaft machen." „Ich soll lügen? Meinem guten Papa in's Gesicht ? Nein, nein. Das kann ich nicht!" entrang c» sich wie fliehend ihren Lippen, während sie ängstlich um sich blickte. Ihre Angst machte ihn lächeln. ,,Abcr Du weißt doch, warum es geschehen muß." siel er dann ein. „lim unserer Liebe willen. Du mußt solche Kleinigkeiten nicht gleich so tragisch aussassen. Doch nur eine kleine Nothlüge, weiter nichts." Sie nickte, schon halb bezwungen. Und eindringlicher fuhr er fort: „Mach' irgend eine Ausrede. Wir hätten uns vergangenen Winter ans dem Eise kennen gelernt oder bei einer Freundin von Dir. Meinetwegen sage auch, ich hätte Dir jedes Mal bei Deinem Anblick im besetzten Pferde bahnwagen meinen Platz angcboten, und das hätte Dich tief gerührt. Ich kann Dir ja auch irgendwo das Leben gerettet haben. Vielleicht vor der Dampfwalze im Thiergarten. Das ist »och nicht dagewesen und inipvnirt jedenfalls kolossal." Sie lachte leicht auf und nickte wiederholt. Und erfreut darüber, sie gefügig zu sehen, fuhr er eifrig fort: „Macht er Dir Bowiürse darüber, daß Du ihm das verschwiegen habest, so verschließt Du ihn« einfach den Mund mit einem Herzhaften Kuß. Niein Gott, Väter sind ja auch Menschen, die die Vortheile einer heimlichen Liebe zu schätzen wissen werden." „Also abgemacht, es bleibt dabei. Ich werde mein Möglichstes thuu," sagte sie, nun wieder gutgelaunt, da ihr die Vortheile seines Rezeptes einleuchteten. In diesem Augenblick erblickte er Bottfeld, der von draußen hereingekommen war und an ihnen dicht vorbei in den Speisesaal wollte und sofort sagte er mit Absicht sehr kaut und gemessen: „Haben Sie die Güte, mich Ihrem Herrn Papa zu empfehlen. Ich werde nicht versehlen, ihm morgen in aller Frühe die nöthige Aufklärung zu geben." Er zog den Hut, gab ihr die Hand und verbeugte sich sehr formell. (Fortsetzung Dienstag.) Darmstaät UW Drosäsn ! -re ^ 1'rankkurt f b'roiburß Hannover üitr k'albi tli . 1830. 8t6ll6ll Osuorllaktüklrolt Ullli LI683N2 LUlk Ü6M «Ivr VvlIlLomiiiviilivLl» 28WMMr8tr.28 Ltrasskarx; Ollonbaeb Ilürnbsrx ül uneben Llannbolw br. lllell. »rucke rrLilsuLiÄ llitä 6Mrts1ts1ksr bisher Assistenzarzt der Kgl. Frauenklinik. 8MvmvLstra88v 23, At. kmiMDelior I, M. LI»»«»»4 * Wochentags von 3—5 Uhr Nachmittags, Vplk11)j111» Sonntags von 11—12 Uhr Vormittags. N Lti»2i808 OesoUölt In Vvrll». in allen Kulturstaaten. Tclegr.-Adrcsse: I'«>rxin»iuoi» s 101. Hlnsote 8 101. Telephon Egyptian, Berlin, ätinlla . . O 1*1°. Dorps »liploioatl«,»« IO 1*1. Amt!, 4?lK. 8»>nintltot»« Ulai Itvo ob»ov IloaUon««:»»»!. "WU f D«I»eraII lräulll«!» oOvr «llrelet von »ler klMSllS ÜIIWII,. oittv «ent»» aut «11« Ulmu L» ael»teo. kWtlSll ls lkll. iliMile ÜLllM. 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