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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010309026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-09
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SI« I»u>'ii»i'»-,r>>n>»n»l»»n>„t«I im »der Me Seckorwunn »»«»lvedrlled! ^Usinverlcauk uml Vsrsanät kür LaoluEn: 8sllllnmi8-üp8lllklr8, I»O«-8el«n- tr., X« IIIIIUI Itt >. Nr. 68. -Mel: Neueste Drahtberichte. Hostiachrichte», Stadtvcrordnetensitzung, Gerichtsverhandlungen Ter neue Götz. Francis Stahl f. LonnlibcnS. 9. März N)01. Neueste Dralstmeldungen vom 8 März Berlin. (Priv.-Tel.) Im Abgeordnetenhaus? machte vor Eintritt in die Tagesordnung President v. Locher solgende Mittheilung: Ich habe soeben vom Hosmarschallamt solgende Nachricht erhalten: »Das Befinden Sr. Majestät war am gestrigen Tage befriedigend. der Schlaf gut. Die Wunde nach der Veibandabnalmie reizlos. A» den Augenlidern und der Wange rechts zeigte sich mäßige Schwellung, kem Fieber." Aus Vorschlag des Präsidenten beschließt das Haus, dem Kaiser nach seiner völligen Wiederberstellung den Schmerz des Haukes über den unseligen Vorfall i» Bremen und die Glückwünsche zu seiner völligen Wiederberstellung auszuspreche». Dan» wurde die Be- ralhuna des KultnSetats, zunächst mit der Debatte über die Reform des höhere» Schulwesens soitgesetzt. — Der Präsident des Herrenhauses Fürst zu Wied hat gestern Ramens des Herren hauses in einem Schreiben an den Kaffer dem Abscheu über das Attentat, sowie der herzlichen Theilnahme des Hauses Ausdruck gegeben. Berlin. Die „Germania" meldet aus München, daß der Prinz-Regent dem Kaminerpräsidenten Oiterer »nd dem Prälaten Datier den Verdienstorden der Baherischen Krone bei' liehen habe. Darin stadt. Zweite Kammer, Bei der Berathnng des An trags Köhler, die Regierung zu criuchcn, im Bundesrath einen Antrag aus Gewährung von Tagegeldern an die Reicbslags- abgeordneten einzubriiigen. legt der Berichterstatter Reinhardt dar, daß der Antrag in dieser Form nicht richtig sei. und beantiagt, an die Regierung das Ersuchen zu richte», falls der Reichstag wieder holt für die Bewilligung von Tagegeldern stimmt, den Bundes- rathsbevollmächtiglen anzuweisen, im Bundesrath für die Ge währung von Tagegeldern zu stimmen. Ter Antrag Reinhardt ivird hierauf einstimmig anaenommen, Mainz. Der Racheifführer Franz Hauck, der seiner Zeit das Binger Bootnnglück verschuldet hat und zu einem Jahr Gesängniß- vcrurtheilt worden war, ist, nachdem er drei Monate seiner Strafe verbüßt bat. begnadigt worden. Darmstadt. In der Zweite» Kammer giebt der Präsident der Entrüstung Ausdiuck über den Anschlag ausdcn Kaiser, der durch GvtteS gnädige Fügung ohne erhebliche Folge» geblieben ist, und eriiichlc um Eniiächt'gnna, dem Kaiser die Freude des Hauses übe, de» Vcilnnf des Anschlags mitzutheileii. Das Haus, welches die Erklärung stehend angehört hatte, gab seine Zu stimmung. Geilenkirchen Bon den bei dem Grubenunglück in der Zecke „Konsolidation" schwer verlebten »nd im Kranlenlianse nntergeorack trn zehn Bergleuten sind in der veignngrnen Nacht zwei gestorben, io daß die Gesanimtznbl der Todtcn nunmehr zwölf beträgt. Ei» Mann wird noch vermißt. Wien. Abgeordnetenhaus. Natal erklärt, die Ezechisch-Radikalen betrachteten das Präsidium als czechenkeindlich und würden an der endgiltigen Wnbl des Präsidiums, die gelchäitsordiningsgemäß beute vorrnnehme» sei, nicht theilnehmen. Für die Wahl des Präsidenten werden alsdann 237 Stimmzettel abgegeben, von denen 47 leer sind. Grai Vetter v d. Lilie ist mit 189 Stimmen wiedergewädlt. lBravornse »nd Hände- slatschen, Protestruse bei den Ezechisch-Radikalen.) Ter Präsident wird von verschiedenen Seiten beglückwünscht. Er dankt für das ihm neuerdings entgegenaebrachte ehrende Vertrauen und versichert, daß er »nvarteiiich und gerecht seines Amtes walte» werde. »Beiiall und Händeklatschen Protestriffe der Ezechisch-Radikalen. Wiederholtes demonstratives Händellatichen im ganze» Hause.) Der Präsident führt sodann aus, er werde mit seiner bescheidenen Kraft dazu beitragen, daß das Haus einer besseren Zukunst ent- aegeiigebe und daß die varlamentarischen Einrichtungen, die ein Sinnbild der Staatskrast und -Macht seien, auch nr Oesterreich aus dem Zustande der Erstarrung zu neuem, fruchtbarem Leben erwachen. Paris. Die französische Negierung ließ durch den Minister des Aeußeren Dclcassü dem deuticyen Botschafter Fürsten Radoltn die Theilna h m e anläßlich des Anschlags aus de» Kaiser auS- iprechen. Marseille. Vier große Dampfmüble». die über 509 Arbeiter beschäftigen, haben aus Mangel au Rohmaterial und Koblen, sowie bei der Unmöglichkeit. Mehl zu verladen, die Arbeit eingestellt. Die Genossenschaft der Dampsmüklcn- besitzer sandte eine Abordnung zum Präsekten und erklärte, daß sie' in acht Tagen genötbigt sein würden, jämmtliche Mühlen zu schließen. Eine Abordnung von Kautteuten erklärte dem Präsekte», i daß. falls die gegenwärtige Lage nicht bald beendet sein würde, sie den« Ausstand der Arbeiter einen Geiammtausstand der Arbeit geber entgegenstellen würden, Rom. Wie die „Fansulla" berichtet, hat der König ein herz liches Glückwunschtelegramm an den Kalter gerichtet. Auch der Pavst habe den Kaiser beglückwünscht. Der Minister des Aeußeren begab sich in die deutsche Botschaft, um die Glück wünsche seiner Regierung auszusprechen. Auch viele Mitglieder der deutschen Kolonie erschienen auf der Botschaft. Madrid. Die Regierung hat beschlossen, an den deutschen Reichskanzler eine Depesche anläßlich des Anschlags auf den Kalter zu sende». Madrid. Der Ministerrath hat beschlossen, die kon stitutionellen Garantien im ganzen Gebiete wieder her- zuslellen. Antwerpen. Der Komponist Peter Benoit ist gestorben. Kopenhagen. Der König und Prinz Waldemar sprachen dem deutschen Gesandten die Glückwünsche anläßlich der glück lichen Errettung des Kaisers aus drohender Gefahr aus. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden, 8. März. —* Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich August zeichnete gestern Abend bis zum Beginn des Balles die Festlichkeit des llnterofsizierkorps des Leib-Grenadier-Regiments Nr. 100 auf dem Waldschlößchen mit seinem Besuche aus. —* Ihre Kaiser!. König!. Hobelt die Frau Prinzessin Friedrich August wohnte gestern Abend der Vorstellung im Opernbauic bei. —* Se. Excellenz der Herr Kriegsminister Edler v. d. Plan! tz trifft in Begleitung seines Ädintanten »nd des Abtheilungschefs im Kricgsministeriuin, Herrn Obeist Bartky, am Sonntag 10 Mir 43 Min. Vormittags in Chemnitz ein, um dem Militärgottesdienst in der Jakobikirche beizuwohnen. —"Herr Verkehrs Inspektor P a p s d o r f bei der Betriebs- dircktion Dresden-Neustadt ist am Dienstag Abend einem Herz- ichlaa plötzlich erlegen Er war in früheren Jahre» i» Arnsdorf als Bahnhofs-Inspektor, später in gleicher Eigenschaft in Hof, von wo aus er in seine jetzige Stellung übertrat. —* Au die Stelle des demnächst in Ruhestand tretenden Hauptkalsirers der Staatsriiendahnen, Herrn Rechnnngsrath Seidel, ist der bisherige Vorstand der Hciiivtbuchhnlstrei der Staatsbahnen, Herr Rechnungsralh Lotte » burg, a»ser!ehen. —* Die König!. Wasserbau-Direktion theilt üb« das Hoch wasser der Elbe Folgendes mit: Nachdem bereits gestern an der Moldau Fall einaetreten war. wird heute auch von den übrigen Pegelstationen in Bobinen ein schwacher Nückgana deS Wasser standes gemeldet. I» Dresden ist heule früh von 6 bis 8 Uhr! Stillstand niit -j- 19t Eentinieter beobachtet worden: seitdem ist! der Wasserstand um 1 Eeiitimctc, gefallen. Ter schwache Eisgang ! hält hier sowohl, wie in Leilmeritz. auch heure »och an. Laug-^ sanier Rückgang des Wasserslandes der Elbe in. Sachsen Ist zu er-, warten, wenn nicht Regen und Thauwettcr die auf den! böhmischen Raiidgebirgen noch vorhandenen nickt unbedeutenden Schneemenge» zum Abschmelzen bringen, wodurch neue An-i schwell ringen der Eibe in Böhmen und Sachsen wahr-! scheinlich würden, —* In der gestrigen Stadtverordnetensitznng wurde! seitens des Herrn Dr nied, Pilling, welcher als Berichterstatter des Rechtsausschusseü sprach, inonirt, daß bei Rath eme neue Fass-' ring der vom Kolleatrun abgelehnien „Bekanlstmachuna, die Ein - i schränkuna des Branntwein ge nutses bctr." erlassen habe, ohne darüber die Stadtverordneten nochmals zu hören. Formell sei der Rath in »einem Rechte, jedoch durch eine derartige Geichäftssührnng werde mit der Zeit daS gute Einvernehmen, das gegenwärtig zwischen Rath und Stadtverordnete» herrsche, gestört werden müssen Widerspruch), Referent verlas alsdann eine Ein gabe der „Vereinigten Destillateure", in welcher dargelegt wird, daß an eine Einschränkung des Bramrtweingennsses nicht zu denke» sei. solange Destillationsgeschäste mit Schankwirthichaft und Restaurationen ungehindert verkaufen können. Nach der Verord nung soll der Verkauf von Abends 9 bis Morgens 7 Uhr verboten sein. Gerade früh von 5 bis 7 Uhr käme nun eine Menge solider Arbeiter, welche sich ihr Fläschchen füllen lassen, che sie ihrer Be schäftiming nachgehen. Referent führte weiter die Schwierigkeiten ans, für freien Einblick in den Berkausslnde» zu sorgen. Was sollte im Winter geschehen, wenn die Scheiben frieren? Das fortwährende Aushalten der Thüren lasse sich auch nicht durch führen. Eine Flasche sei doch ursprünglich kein Trinkgesäß. und doch werde nicht nur in der Penne, sondern auch bei fröhlichen Gelegenheiten manchmal aus der Flasche getrunken. Wie sollte also die Verordnung gehandhabt werden, wenn der Verkäufer den Schnaps in kleinen Fläichchen verkaufe? Künftighin werde sich der Arbeiter die Flasche schon Abends vorher füllen lassen und noch mehr zum Schuapstrinkeir verleitet weiden. In der Einsicht, daß die Bekanntmachung einen wesentlichen Wandel in den be stehenden Mißveihältiiissc» nicht tchassen werde, beantrage der Ausschuß, „de» Roth zu ersuchen, die Bekanntmachung, betr. die Einschiänklmg des Branntweingenusses auszuheden". Ein besserer Weg wäre vielleicht, wenn die Gerichte die Trunkenheit nicht mehr als strafmildernden, sondern als strasvcrschärfcnden Grund mischen. Vicevorsteher Dr. Häckel führt aus. daß der Rath im Unrecht war. die Stadtverordneten zu „überrumpeln" und ihren ablehnen den Beschluß einfach zu ignoriren, denn er habe auch eine ganz neue Bestimmung in die Bekanntmachung ausgenommen, daß nämlich den Käufern weder Giäier noch sonstige Trinkgefäße käuflich oder leihweise überlassen werden dürfen, eine Bestimmung, welche zu einer knuffchukartlyen Ausdehnung durch die Richter ge eignet sei. Eine solche Bestimmung erinnere an die Dehnbarkeit des Uiffugparagraphen. Die ganze Bekanntmachung werde nur böses Blut machen, aber den Schnapsgenuß nicht einichränken. Wenn wir reiormiren wollen, müssen wir bei uns selbst zngreifen und auch den übermäßigen Biergenuß behindern. Auch in besseren Kreise» werde in der Trnnkeiikeit manches Vergeben begnügen. Stadtrath Dr. B! ochwitz wundert sich, daß sich das Kollegium in so hohem Maße erhitze und eine Kompetenzfrage aufweise. Etwas wesentlich Neues sei in der Bekanntmachung 'nicht zil finden, sie sei angcrcgt durch eine Verordnung des Ministeriums von 1899, Es habe doch an mehreren Verkauisstütten in der Stadt derart ausgclehen, daß eine Verbesserung der Verhältnisse dringend nothwendia war. Ter unvrniigliche Wortlaut sei im „Markt- und Gewerbe-Ansschnß n»r mit der 'Abweichung beschlossen worden, daß der Verkauf vor früh 8 Mir verboten sein solle. Die jetzige Fassung sei Belchluß der ersten Ratbsabthcilung und berücksichtige die Einwendungen der St -V, Wenn aus einem Fläichchen getrunken werde, dann sei dies eben ein Trnrkgefäß, aber ein verkapseltes Eognacstäschchen sei keines, Ter Rath wolle den Reiheschank vor dem Ladentisch Neffen. Der Schank gehöre nur in die Schankstätte». Die Ein gabe der Destillateure sei maßlos übertrieben. Unter den Un.er- zeichnern seien mehrere, welche im Schankverdachte stehen. Wenn der Beschluß gefaßt werden sollte, das Ausschnßgutachten aiizuneh- men, so foidere man die Destillateure ans, gegen eine Bekannt machung des Rathes sich nuszntcb'ien. Vorsteher Dr. Stöckel wies diese Behauptung zurück nnd fügte hinzu, der Rath habe ßilber. wenn er eine abweichende Ansicht gehegt habe, dem Kollegium geantwortet Dieses Ma! aber habe er die Bekanntmachung erlassen unv hinterher den St.-V. nur eine kurze Mittheilnng gemacht. Das tei früher nicht dagewesen. WnS abgcändcrt worden sei, sei nicht ein Beschluß des Kollegiums, ioiwerii seien Acnßeriiiigen einzelner Redner. Nach der Zurückweisung mehrerer Behauptungen des Herrn Stadtrathes durcy den Referenten, Herrn Schriftführer Dr. Häckcl ergreift Oberbürgermeister Beutler das Wort und versichert, der Rath sei der Meinung gewesen, den Be stimmungen der Städteocdnung sei genügt, indem ma» die Meinung Kunst „nd Wissenschaft. — .5* dreiaktige Musiktragödie . Nausikaa " sder zweite Tbeil der Tetralogie „Die Odyssee") wird mit Frau Wittich in der Tltelvartie und Herrn Scheidemantel als Odysseus Mstiwoch. den 20. März, im König!. Opernhause zum ersten Male aufgeführt werden. -s* Der dramatische Schriftsteller Francis Stahl ist gestern früi^in Berlin Plötzlich gestorben. Er ha: eine ganze Reihe von Schau- und Lustspiele» geschaffen, die aber mit wenigen Ausnabmen alle kincn dauernden Platz im Sviclplan orr Tdeale: gefunden habe». So hat denn Francis Stahl auch keine goldene Ernte nus feinem Schaffen ziehen können. Der Siebcnundsiln'i'aiährine ist als ein armer Mann gestorben. Er war am 22. April 1844 in Tilsit geboren. Nachdem er im Jahre 1882 mit einem Schauipiel „Falsche Wege" zuerst als Bühnendichter ausgetreten wm. errang er sich zwei Jahre später allgemeine Aneikcnnuna mi: dem Lust spiel „Tilli", das. dank einer sehr hübschen Backfisch,, ue, damals und nach später viel aufgesilhrt worden ist. Bon seinen Stücken leien noch erwähnt der Schwank „Auge »m Auge", die Lustspiele „Mädchenaugen", „Gewagte Mittel", „Der Major auf Urlaub", „Berühmt", die Schaniviele „Rechte Schlüssel" nnd „Falsche Akkorde". Francis Stahl arbeitete mit den leichten Mitteln der Komödiendichtcr derjenigen Schule, die. wie auch das Beilviel Hugo Lubllner's lehrt, sehr schnell beliebt, aber ebenso schnell von den neueren, begabteren Dramatikern verdrängt wurden. Der neue Göh. Im Sbnial. Hofschauspiel machte man gestern Abend eln interessantes Ervenment: man gab Goethe'S „Göd von Beglichtngen" tn völliger Neuetnstudiruna und zwar mit alleiniger Benützung der ersten Ausgabe der Dichtung vom Jahre 1773. Die Versuche, die geniale Jugendarbeit Goethe'S in irgend einer Form für die Bühne zu gewinnen, sind nicht neu. sie sind beinahe >o alt. wie daS Werk selbst und reichen zurück bis in die Zeit seines SchöpserS, der fast zwei Menscheiialter hindurch über einer Fassung deS Dramas gesonnen hat, die mit künstleri scher Ursprünglichkeit theatrolffche Mrkiamkelt verbindet. Bereits 1771 lag das Stück unter dem Titel »Geschichte GottfrledenS von ! Berlichingen mit der eisernen Hand, dramatisirt" abgeschlossen vor -und ersuhr Herders icharc ablehnende Kritik: „Shakeipenrc hat ^ Euch ganz verdorben." Zwei Jahre später, also 1773. erschien ans i Mcrck's unabläisiges Drängen i.Mit der Zeit auf die Zäun', io trocknen die Windeln") die Umarbeitung dieser Fassung als Buch- s i nsgadc im Selbstverläge im» bestand am 12. April 1774 in i Berlin unter Koch'S Leitung >ore Fe»rrprope init hervorragendem ! Kaisenerfnlae. io daß auch Hamburg und Mannheim das Stück ! aus die Bübne brachten Niit rüttelnder Freude von den Freunden > des Dichters als d>rr schon von dem nordischen Magus Hamann r ersehnte Morgenroihe einer neuen dramotsichen Acra begrüßt, 'wurde es von den kstiiscbeir LinnseS jener Tage, vor Allem von den tonangebende» N'ieolciitcn. verlegen nbgelehnt. Selbst Leising s konnte sich bei aller Anerkennung der patriotischen Tendenz des Stückes ! dem Mange! einer straffen dramatischen mrü viihnengerechten Kom position nicht übersehen; mit kaustischem Witze verglich er die i mu lose zusammenhängenden Sceiien des „Götz" mit „sand- : gefüllten Därmen, die der Autor dem Publico als Stricke vcr- l kaufe". An die zwanzig Jahre blieb der „Götz" in der alten Fass ung liegen, bis der Dichter 1803—1804 aus Sckiller's Anrathen und mit seiner Beihilfe eine neue Bichiieiibearbeitung zu Stande brachte, die am 22. September 1804 in Weimar ihre mehr als sechs Stunden dauernde Erstausführung erlebte, aber weder Goethe, noch seinen dramatisch gewandte» Beirath voll befriedigte. Im „penelopeischen Bemühen" plagte sich der Dichter immer wieder mit einer allen Ansprüchen genügenden Fassung seines Werkes. daS 1809 gar eine Zweitheilung („Adalbert von Weisungen" mit Vier und „Götz von Berlichingen" mit fünf Auszügen) erfuhr, um zwei Jahre vor des Dichters Tode von seinem Autor wieder in ein Ganzes mit Zugrundelegung der ursprünglichen Formation zu sammen gezoaen ,u werden. Selbstverständlich haben sich auch ein« ganze Anzahl findiger Bühnenleiter mit der BearbeilungS- ftaae veschSstigt: aber auch sie hatten wenig Glück mit ihrem eklektischen Bemühen, dem Stück, daS ja — was nie vergessen werden dark! — ursprünglich gar nicht für die Buhne geschrieben worden Ist, die keiner sceniichen Aufführung widerstrebenden Elemente zu nehmen. Weder Dingelstedt s rasfinirte Bül neneinrichtung der Fassung von 1804 kür das Wiener Burgtheater, die namentlich den theatralischen Bedürfnissen der Adelheid-Darstellerin stark ent gegen kam, noch Otto Tevricnt's Zurlickgehen aus den „Urgötz" von 177l vermochten, um nur zwei ihrem innersten Weien nach total verschiedene Regiebücher der deutschen Bühne z» nennen, alliritige und dauernde Anerkennung zu erringen. Vor Allem deswegen nicht, weil man erstens dem Text des Dramas, den Goethe — das ist eine traurige Wahrheit — leibst unabläisig „vcr- bösert" hat, vor lauter dramaturgischer Flickschneiderei r» wenig Be achtung schenkte, zweitens aber, well man, ohne Rücksicht auf die Entstchniigszeit der verschiedenen Fassungen, in die jeweilige „Bübneiieinrichtung" gewöhnlich alle die Scene» herübernahm, die dem oder lenem Regisseur, der oder jener Adclheid- spiclerin — die Rolle des Götz hat sich noch am reinsten erhalten in all' den Fährnissen des Redigirens und Korrigirens — gerade in den Kram paßren. In dieser zweifachen Hinsicht ist die neue, von Herrn Oberregisseur Lewinger geistern Abend z»m ersten Male in's Treffen geführte Bühlieneimichtung. die strikte ans den „Götz" von 1773 zurückgeht, vor Allem mit auf richtiger Freude zu begrüßen: Man hörte endlich wieder einmal Goethe, und zwar de» jungen Goethe auf der Bühne sprechen, den herrlichen Himmelsstürmer,. dem die deutsche Nation jetzt endlich in Straßburg ein Denkmal errichten will. Auch sonst präsentste» sich die Vorzüge der Fassung von 1773 gegenüber der von 1804 so offensichtlich, daß man sich eigentlich wundern muß, wie unsere deutschen Bühnen nicht eher und häufiger aus den glücklichen Okedanken gekommen sind, die klassische 73cr Fassung ihren Bearbeitungen zu Grunde zu legen. Denn im Gegensav, zu der bewunderungswürdigen Selbstüberwindung und kimslleiischcii Selbstbeichränkuiia. die Goethe bei der lliiiarbcituilg des Maunikriptes von 1773 sich auserlegt hatte, lassen sich in der Ausgabe von 1804 außer dem durchgebcnds bemerkbaren Streben nach strengerer Motivirung nur wenig Verbcsserunaen entdecken, so z. Ä. die Einfügung der hübschen Mcmorirscene des Franz und die Ausgestaltung der köstlichen Falstafffigur des HauptmannS von der Reichsarmee. Die ein schneidenden Veränderungen in den Adelbeid- und Weislingen- Scenen, ferner die Streichung der im liebenswürdigsten Genresttl gehaltenen Bauernhochzeit und vollends die Tilgung aller Reden von Fteiheit und Unabhängigkeit, die der veränderten Welt- und Lebensanschauung „Sr. Ezeellenz des Herrn Ministers von Goethe" nicht mehr konvemrten. sind unbedingt nicht als Verbesserungen anzusehen. Auch die Wandlung der romantischen Zigeunergeslalten der älteren Fassung, die sich mit Lebensgefahr des verlassenen Götz
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