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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010322023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901032202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901032202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-22
- Monat1901-03
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Dieses Blatt wird dm Lesern von Dresden »ud Umgebung am Tage vorher bereits als Serugrgebühr: "-EVA» L L» L?- - -«» »>, ,vr««d««r kEb,m «»Uli« die veileder i» DreKxn mid der nSLIten Nm^duna, wo die ««raami, durch ^«n« Voten »der UominiMonürk ertolol. erdalte» da4 Blatt an wochentaae». die nicht ant Soun- oder veiertaae toi,«,, in «wet Ldei lauschen Atz »,« und «»r,«w «uieileM. Abend-AuSgab- -»gestellt, während Morgen in einer V«r «inaeiandter EchriN- «rtne «erblndiichtett. Verntvrechanichlnt: »«11 «r. U und «r. «w«. releiramm-Ndreite: «achetch«»» Lr»«di». e« die Post-Abonnenten am Besammtausgabe erhalten. Zeigen, tan'!. 18Lb Uertas von Airpsetz Urtchardt. Dir Snnabme vo» »Ent>i,«n,«, ertolo, in der b«ww>^chüt,«>-l> »»>. der, N-drrwnnadmed-Le» u> r.iedoen btt ^-ut/w,No,« i Ndr tz«ne «no tir <rm«« «n vlarrorerutze »- ovo Ud>s",illti Lv , walr^,» tdrnn» »eil- <ra, e ^ .'de,/ » K'r ,.r Ntni/ia,»!,-» <u-t der N--r»1^lr ?>ri> » Si« dv r>r»«rwr .-rü- ul, .ii,n,«arid!' ll-rr Xerrle« ^u Rummrrri !-.och i^vr. laarn l- deu » oalnv SO, «» de« n-r « k-, «L deionderrrr, «u» !« An ML»- ,,r irauLdetadUiLr. nnt u rr». Hoiir, SloodwLim L Vo. M«i <Ier Voul80ll0ll ÜLU^ prsZerztMe 2. Lodert Lödmo juu. smslüsklt LloiÄoretoüo ix L mterlim»!,!. ksorxplatr 16. Nr. 81. Neueste Drahtberichte. Hosnackrichten. Mord. Confirmandeneinlleidung der Dresdner Gnstwirthe, Schwurgericht. „Nausikaa", „Ein Blitzmädl". Freitag. 2L.MärzlSV1. Neueste Dralitmeldunnen vom 21. März Berlin. (Priv -Tel.) Der Kaiser hat das Präsidium des Abgeordnetenhauses benachrichtigen lassen, dak er dasselbe, dem im Schreiben vom 6 d. M. nim Ausdruck gebrachten Wunsche ent sprechend, morgen Mittag im hiesigen Schlosse empfangen wolle. Berlin Der Kronprinz begiebt sich Mitte April aus eine Einladung des Kaisers Franz Josef nach Wien. Treuen (Priv-Tel.) Hier wurde der 20jährige Hand arbeiter Diehsch nnter dem Verbackt verhaftet, das Sittlichkeits- Verbrechen an der Konfirmandin Neumann aus Mahnbrück verübt zu haben. Mühltroff. (Priv.-Tel.) Ter hiesige Kaufmann Schulze machte wegen Arbeitslosigkeit einen Selbstmordversuch mittelst Re lolvers. Durch die Kugel wurde das Augenlicht zerstört. BreSlau. Nach heftigem Regen während der Nacht stillt jetzt Tdauschnee bei 4 Krad Wärme Posen In der vergangene» Nacht ist bei Nordost sturm heftiges Schneetreiben eingetreten. das Mittags noch anhielt. Die Temperatur ist unter Null gesunken. Die Warthe steigt weiter, der Pegel zeigt 2.80. Frankfurt a. M. Seit heute früh herrscht hier bei stür mischer Witterung ein starkes Schneetreiben. Kulm (Westvreußen). Im Prozeß argen eine Anzahl pol nischer Ghmnasiasten wegen Gekeimbundelc! wurden drei Gym nasiasten wegen verweigerter Zeugenaussage inZeugnißhast genommen. Wien. Die Blätter berichten, der niederösterreichische Land- fchulratb habe die Entlassung des sozialdemokratischen Ab geordneten und Lehrers Selb aus dem Schuldienst beschlossen. Wien. Ein im vorigen Jahre als geistesgestört vom Amte snSvendirter und in irrenärrtliche Behandlung gegebener Polizei- bramter, der kväter aus einer Anstalt als geheilt entlasten und wieder angestellt worden war. hat seinen Hausmeister erstochen. Er war bei der That im Dienst und in Uniform. Lemberg. Aus Odessa wird hierher gemeldet, es seien an der dortigen Universität wegen Demonstrationen ISO Studenten verhaftet und im Gefänglich für politische Verbrecher tnternirt worden. NaL Mittheilungcn der Eltern wird die Mehrzahl der Verhafteten in die Armee gesteckt, den übrigen der Besuch aller russischen Hochschulen verboten werden. Paris. Der berühmte Schauspieler Edmond Got. der KO Jahre hindurch der Comsdle Francaise angehöcte. ist gestern Abend im Alter von 7» Jahre» gestorben. Marseille. Der Verwalt» ngsratl, der Arbeiterkammern und der Arbeiterbörse forderte alle Korporationen auf, die Arbeit niedcrznlegen und sich für solidarisch mit den aus ständigen Hafenarbeitern zu erklären. Rom. Die Schauerlrute in Neapel beschlossen den Streik aufrecht zu erhalten, so lange die französischen Schiffe „Maisilia" und.Adria" im Hafen verbleiben. Der gelammte Seeverkehr stockt infolgedessen. Ueber 20 große Dampfer aller Weltthetle und Schiffgelelllchaften können ihre Waaren nicht auSladen. Die Lloyddampfer „Sachsen" und „Darmstadt", die aus China kommen, konnten nicht entladen und dampsten sofort »ach Bremen weiter. Brüssel. Das Blatt „Soir" veiöffentlicht einen Auszug der von Josef Reinach verfaßten Broschüre über dir Dreysus- Af faire, besonders aus den Kapiteln betreffend die Gegen- spionage. Unter den hervorragenden französischen Spionen soll sich der frühere spanische Milttärattachee Val Carlos befunden haben, welcher den französischen Behörden vielfach wichtige Mit- theilungen gemacht haben soll. rpen. Letzte Nacht stieß der von Australien Ecke Dampfer „Chemnitz" mit dem englischen Dampfer Antwer kommende deul „Tay" aus der Reede von Vliisingen zusammen Der englische Dampfer „Tay" sank, ein Loutienooot rettete drei Mann; 14 sind ertrunken Die „Chemnitz" ist in Vliisingen geblieben. London. Das Kriegsamt erließ ein Rundschreiben an die Fabrikanten von Explosivstoffen, in dem diese aufgefordert wecken, neue Sprengstoffe zwecks vertraulicher Prüfung vorzulegen. Zu gleich empfiehlt das Rundschreiben den Genannten für England eine ähnliche Einrichtung, wie die von den Interessenten geschaffene Centralstelle für wissenschaftliche Untersuchungen in Berlin. Das Rundschreiben giebt eine Uebersicht über daS Ent stehen dieser Centialstelle sowie eine eingehende Beschreibung über ihre Einrichtung und ihre Leitung und über die durch sie ver ursachten Kosten. London. Die Morgenblätter berichten aus Kapstadt. Botba habe die Verhandlungen wegen der Haltung der Unver söhnlichen abgebrochen, er wirke jedoch auf seine Truppe» dabin ein. daß sie sich abtheilungsweise ergeben sollten. (?) Seine Truppen hätte» ein Lager bei Middelburg ausgeschlagen, das von den britischen Streitkrästen beherrscht wecke. Buenos Ayres. Durch ein heute veröffentlichtes Dekret ist Exequiel RamoS Mexias zum Ackerbauminister und Schiffs kapstan Onoffe Betbeder zum Marineminister ernannt worden Kapstadt. Der Pestkra n ke. der sich an Bock des von hier i» Durban einaetroffenen Dampfers „Roslin Castle" befand, ist gestorben. Der Dampfer ist nach Kapstadt zurückgekehrt. — Hier wecken Vorsichtsmaßregeln gegen die Pest ergriffen. Turban. Die Engländer räumten die Garnison von Vrede und vereinigten sich mit den Truppen des Generals Campbell, der nach einem schweren Kampfe mit den Buren nach Standerton zurückkehrte. Campbell führt 200 Kranke und Verwundete mit sich. Viele Burenabtheilungen befinden sich in der Nähe von Standerton. Peking. M Australier und zwei Kompagnien Infanterie sind plötzlich nach Tientsin beordert worden und heute früh dabin adgegangen. Nach Taku erging der Befehl. 100 Marincsoldaten sollten nach Tientsin gehen. Die Truppenbewegung sei veranlaßt durch die Befürchtung, es könnte anläßlich des russisch- britischen Landstreites zu einem Zwischenfall kommen, zumal da die französischen Truppen, die durch ihr Verhalten schon zu vielen Mißhelligkeiten Anlaß gaben, einen Zusammenstoß herbeizusührrn luchen. Ter britische Befehlshaber wünscht deshalb, genügend tüchtige Mannschaften dort zu haben, um die Ordnung rn den Straßen aufrecht zu erhalten. General Bailloud ist früh ebenfalls nach Tientsin abgereist, um Erhebungen über das Ver halten der Franzosen anznstellen und die Ordnung wieder her- znstellen. Die Zwischenfälle gehören augenscheinlich zu den Unannehmlichkeiten, die dort unvermeidlich sind, wo europäische Truppen vieler Nationen beisammen sind. Man hofft, daß die Angelegenheit nunmehr abgeschloffen ist — In der heutigen Kon ferenz der Gesandten wurden lediglich allgemeine laufende Angelegenheiten besprochen, Beschlüsse von besonderer Wichtigkeit aber nicht gefaßt. OertlicheS und TächstscheS. Dresden. 21. März. —* Se. Majestät der K ön kg unternahm heute Vormittag die gewohnte Ausfahrt im Großen Garten und empfing Mittags 12 Uhr in Villa Strehlen den kommandirenden General des IS. Armeekorps, General der Infanterie v. Treitschke. Heute Nachmittag 5 llbr findet beim Königspaar in Strehlen Tafel statt. an welcher die Prinzen und Prinzessinnen des König!. Haukes mit den Damen und Kavalieren vom Dienst theilnehmen. —* Der Leiter der 23. Bezirksschule in Vorstadt Strehlen, Herr Oberlehrer Meyer, ist zum Direktor der 21. Bezirkslchule (an der Fröbelstraße) gewählt worden. . —* Ein Eifersuchtsdrama mit blutigem Aus gange hat sich gestern Abend gegen »',11 Uhr auf der Straßen bahnlinie Schloßplatz-Blasewitz abgespielt. Bei der Rückkehr von der Vorstellung im Overnhauje benützte der Kammermusikus AdolsGunkel. bei seinen Eltern in Blasewitz, Naumann straße 9. wohnhaft, den Wagen Nr. 257 der Deutschen Straßenbahn genannter Linie zur Heimfahrt. Der Wagen war vollständig ge füllt und unter seinen Insassen befand sich auch die etwa 49jährigc Frau Jahnel. ebenfalls in Bl sewitz auf der Deutschen Kaiser-Allee wohnhaft. Die Jahnel versuchte, sich in die Nähe Gunkel's zu sehen, mußte aber wegen der starken Besetzung des Wagens einige Plätze von G. entfernt Platz nehmen. Sie trug eiu Bouquet in der Hand und suchte G. zu bewegen, an diesem zu riechen. Er lehnte dies jedoch ab. Aus der Psotenhauerstraße zwischen dem Bürgerhospital und dem Straßenbahndepot — mehrere Fahrgäste des vorher stark besetzten Wagens waren inzwischen abgestiegen — sprang die Jahnel plötzlich in höchster Erregung auf, brachte zwei unter dem Blumenstrauß verborgen gehaltene Revolver hervor und feuerte mit einem derselben, ehe sie noch daran verhindert wecken konnte, über die Köpfe der übrigen Insassen des Wagens hinweg zwei Schüsse kurz hintereinander auf G- ab. Eine der Kugeln traf den Künstler in den Hinterkops, drang durch den Schädel, trat in der Augengegend wieder heraus und durchschlug noch die Wand deS Wagens. Darauf versuchte die Mörderin sich selbst zu tödten, wurde jedoch durch rasches Zu greisen mehrerer Personen, insonderheit des Schaffners, an der AuSführu ngdes Selbstmordes verhindert, so daß die abgeschoffene Kugel an der Mörderin Kops vorüberging. Glücklicher Welle wurde von den übrigen Fahrgästen Niemand verwundet. Die Jabnel wucke sofort zwei Gendarmen übergeben und in Polizeigewahrsam ge- nommmen. Gunkel, der gleich tobt war, blieb in dem Wagen liegen und wurde mit diesem in das Blasewitzer Devot gebmcht. wo er bis beute Morgen verblieb. Erst als die König!- Staats anwaltschaft den Tbatbestand ausgenommen hatte, wucke der Er schaffene heute früh 10 Mw aus dem Wagen genommen, in einen Siechkorb gelegt und mlktM HimdntaWi» nach dem Friedhofe über führt. - Die Mörderin hat vor 4 bis 5 Jahren ihren braven Mann böswillig und ihre zwei Kinder verlassen und lebte seitdem von ihrer Familie getrennt Jabnel weilt zur Zeit in Aussig als Direktor der Oesterreichffchen Nordwest-Damvffchifffahrts-Gesellschast. Die Jahnel ist eine geborene Oesterreicherin. Sie verfolgte seit der Trennung von ihrer Familie mit raiender Leidenschaft den Kammer musikus G.. wußte sich durch Dienstmänner und andere Personen stets von dessen leweiligem Aufenthaltsorte zu unterrichten und ging ihm sogar auf seinen Kunstreisen nach. Nach der einen Darstellung bat G. die Liebe der I. jahrelang erwidert und reiche Geschenke, darunter Brillantringe, bedeutende Geldbeträge, einen prächtigen Brcksteinsiügel re. von ihr als Geschenk angenommen, nach der anderen Version hat G von der leidenschaftlichen, kleinen, unansehnlichen, ja sogar häßlichen älteren Frau nichts wissen wollen und ihre Werbungen oft sogar in schroffster Weise abgewiesen. Frau Jahnel wird als eine excentrische Person ge schildert. die ihr Familienglück mit Füßen trat, um G. folgen zu Kunst und Wissenschaft. Ranfikaa. August Bungert hat mit der Aufführung seiner „Nausikaa" im König!. Hosopernhause sich äußer lich einen noch weitaus größeren Erfolg geholt, als mit der „Heim kehr" und der „Kirke" und diel« neue Sieg ist ihm auch von ganzem Herzen zu gönnen — steckt doch in seiner „Odylee", zu der „Nausikaa" den zweiten Theil oder zweiten Abend bildet, eine ganz gewaltige Arbeitskraft und Schaffenslust und mindestens ebensoviel Talent, als bewundernSwertder Fleiß. Sorgfalt und ener gische Beharrlichkeit in der Verfolgung eines Zieles, daß diese Snzendcn Eigenschaften, unter aller Umständen auf das Wärmste rkannt zu werden verdienen. Dennoch behält daS alte Wort, daß der Erfolg Alle- recht fertigt und gutdeißt. hier wieder einmal nicht Recht. Wie bei der -Heimkehr" und der „Kirke- stoßen wir auch in „Nausikaa" auf ein so ansehnliches Maß künstlerisch«» Defizit-, daß eS trotz zahlreicher und hervorragender Schönheiten zum vollen, ungetrübten künst lerischen Genüsse nur in vereinzelten Momenten kommen kann. Obgleich neu in ihr« Art. noch kompltzirter im Aufbau und der Durchführung, im musikalischen Gebalte bedeutend höher stehend, als die hier bereit- früher gehörten Theile der Bungert'schen „Odyssee", ist in „Nausikaa" nur wenig zu finden, was sich mit dem früher abgegebenen Urtheile nicht völlig deckt: da- gleiche Ma terial. die gleiche Arbeit, dieselben Vorzüge, dieselben Minderwerlhe. Die Handlung: Odysseus' Abenteuer mit den Sirenen (Vor spiel). seine Strandung an der Küste de- PbäakenlandeS. sein LiebeSverhältniß zu Nausikaa. der Opfertodt deS herrlichen Mäd chen». OdysseuS' Abschied von Nausikaa'« Heimath unter dem Fluche der Priest« und dem Zome Poieidon'S — diese Vorgänge sind, ganz ähnlich wie bei den un- bereit- bekannt geworbenen Bungert'schen Musiktraaödien, zum Theil dn „Odyssee", zum Theil den nachhomerilchen Urberlieferungen entnommmen; tyeil- weis« ist daS Einzelne und Ganze auch mied« erfüllt, um nicht zu sage» überfüllt von willkürliche» Einfügungen und allerhand mehr ob« wenig« theatralischen, der „Odyssee" fremden Zuthaten, ganz zu schweigen von den mitunta sehr gewaltsamen Verrückungen und oberflächlichen Kreisen, welchen die Gestalten der „JliaS" und der ffee" von d« Schulzeit her noch in nebelhafter Erinnerung die unvergänglichen Bild« von den Kämpfen um Tro,a und Irrfahrten deS OdysseuS in steirisch« Buntheit und blendend« ht wird« vorsührt. wenn auch gleichsam nur al- Potpourri, ruck- und stückweise, worauf e» bet der Menge ja auch nicht, säuberlich aulommt: andererseits wird « sich von den weniger' Bescheidenen den Borwurf nicht ersparen können, daß er mit der „Bearbeitung" und Umgestaltung dn „homerischen Welt", sowie durch die eigenen Zuthaten und Willkümchkeiten nicht das ideale Publikum für sich gewinnen konnte, sondern das PuLlikum. daS mühelos untnhalten und beschäftigt sein will, dem von allen Reiz mitteln keines mehr zuiaat, als die Ueberivannungen. die grov- innigen Wirkungen. Wohin wir ab« mit dielen bereit- gekommen ind. wohin wtr damit noch kommen können, lehrt, um nur einige üeiipiele anzuführen. ein Blick auf Mozart's „Figaro" und Kreutzer's „Nachtlager". In durchaus vollkommen« Darstellung geboten, auch sceniick ganz ausgezeichnet arffgeführt. ist die An- lheiinahme so llberratchend gering, daß sich die Mühen und Kosten der Neueinstudicung und Neuinicenirung sozusagen kaum lohnen. Sollte aus den sinnlichen Ueberreizungen, aus de» Knalleffekten, wie sie von den Modernen auf die Tagesordnung gestellt sind, die Erklärung für diese Erscheinungen sich nicht von selbst «geben? Eine Masse solcher überraschend äußerlicher Effekte, von denen gern zugestanden, viele auch in der lyrischen und dramatischen Wirkung nickt versagen, wecken unS wieder in „Nausikaa" geboten. Durch alle diese Theile und Tbrilchen geht ab«, gleich wie in der imkehr" und der „Kirke", nicht e i n Strom, wie durch unseren . wer ein Biutstorm geht, in alle Glieder dringend und zurück- kehrend zum Herzen, sondern nur stellen» und stückweise stießt und pulsirt das Leben, Vieles bleibt gänzlich blutleer und einheitlich unvollkommen, sodaß das Kunstwerk nicht organisch werden, nicht tief« berühren kann. Bafirt die dichterische und musikalische Kunst Bungert'-, wie schon bei den Ausführungen sein« „Heimkehr" und „Kirke" bemerkt, auch in „Nausikaa" somit nicht aut dem ersten aller Kunstgesetze. so sucht und findet sie ihren Höhepunkt dl geschickten Berechnung der Zuiammenwt und ht« ist der Punkt, wo Wagner und aber auch nur in diesem. Denn Waaner'S dem Blute und den Nerven des Genies Dichtungen dagegen sind Operntexte. Willkür! maen dc musikalische A ihre Größe und M« in der überaus aller Künste, nt sich berühren, tenverke sind au« lezeuat — Bungert'S rtexte. willkürliche Rahmen für die die sich von anderen Texten nur durch ge unterscheiden. ^ " >te und genialer die Technik und , . glücklich gewisse tonpoetische Empfindungen typisch gewordener Alltags-Melodik mit dem wetten Baue, dem freien Gefüge Wagner'«. « weiß, ohne direkt nachzuabmen, die Leitmotive geschickt anzuwenden, die « ost bis zur höchsten G«vast de» Ausdrucke« erhebt, n kennt sich aut im Svrechgesange au«. « ist. wie Wied« der erste Aktschluß, die Ltebe-scenen d«S zweiten, der Aufbau der Massen im dritten Aufzuge der „Nausikaa" beweisen, vollkommen« Beherrsch« des lvrischen und dramatischen Ausdrucks, er ist Meister der Stimmung-Malerei, au-gezeichnet« Kenn« d«S Zeitgeschmäcke». Diesen und — als sonderlich eigne Begabung — besitzt er die in uni«« Zeit viel begehrte und viel bewunderte Kunst, die Aufmerksamkeit io meisterlich zu zersplittern, daß man schon genau Hinsehen und hinhören muß, um daS schöpferische Deficit zu entdecken. Hier nur ein Beispiel Im 1. Bild spielen sich kur; hintereinander folgende Vorgänge ab: Auf ödem, windstillem Wasser irrt verloren Odysseus: der Mond geht auf. die Nebel zerstreuen sich, die Sirenennffel wird sichtbar. Die Sirenen, unter prachtvollem, dekorativem Aufputz, suchen OdysseuS und dessen Gesädrten zu verderben. Peffevhonera «scheint, die Sireneninsel versucht Dre Götter des Olymps treten in das Bild; nach diesen die Tritonen und Okeaniden; kurz darnach «scheint Poseidon, d« einen neuen Seesturm gegen OdysseuS heraufbeschwört. Darauf ist das Erscheinen wieder an Zeus, an Here und Hermes. Odysseus' Fahrzeug scheitert und versinkt: ohnmächtig, an ein Trümmerstück seines Schiffe« klammert, kämpft « mit den sturmbewegten Fluch« entsteigt Leukothea. die OdysseuS mit Nebelschleiern dem Zorn Poseidons verbirgt: die Wolken öffnen sich, der Olymp wird wiedn sichtbar, und von den olvmplschen Göttern beschützt, schwimmt Odysseus dem Morgengrauen entgegen. Das ist die Feerie, oie Ausstattungskomödie, wie sie im Buche steht, die Fenie in ihr« ganzen nackten Buntheit und Zer fahrenheit. mit allen guten und böien Maichincngöttern, die im gegebenen Momente die Schicksale je nach Bedürsniß lenken und leiten. Alles, was vorgebt, ist geeignet, im Schutze dekorativer und maschineller Künite die Aufmerksamkeit auf Aeußerlichkeiten abzulenken, die reine Schaulust so voll in Anspruch zu nehmen, die Sinne derartig mit Einzelheiten zu verwirren, daß man darüber vollständig die Hauptsache, den effektiven, musikalischen Gehalt, ganz außer Acht verlieren muß. Richten wir unsere Aufmerksamkeit aber nur auf diesen, so be merken wir ohne sonderliche Mühe, wie bunt und billig das absolut Moderne mir dem Alterthümlichen vermischt ist, wir be merken daS Durcheinander der Allerwelts-Melodik im Rahmen des Wagner'icken MusitdramaS, dl« naive, blutleere Cantilene über dem Aufbau modern« Harmonien »nd kühn« Modulationen, statt der kraftvollen Polyphonie. dicke Akkorde und rauschende Passagen, eine ost mehr geräuschvolle, mit eleganten Zierrathen ouS- geichmückte. als schlagend charakteristische Jnstrunrentirung. die Machtlosigkeit deS MasiknS in der Beherrschung des gewaltigen Stoffes, die Naivität amalgirt mit dem Raffinement — fort während nervöses Hasten und Drängen — kaum ein Ruhepmrkt. dafür ab« zahlreiche tobte Punkte — das Varidts im Superlativ der lleberipannung Alles das würde sich vielleicht sehr gut für eine andere Vorlage eignen, für einen Stoff, der nach einem weniger fest umriffenen Stil verlangt, nach wenig« prägnantem Ausdruck, nach wenig« eigenem Kapital, als eS Bungert zu dielen im Staude ist.
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