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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030214014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-14
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.02.1903
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verugrgeMr: La?>>e»anaab« i,Drk»d«a«r^ » ^°«^Ä»-au7öewL e». Scgrüidtt 18ÜS. A L» 8«v. I Z^ttllrrllL s! Lw Se-21. lür un«L I-aNartlkvI Osoar Vlsvkvr. -11-7-— Haupt - Geschäftsstell«; Martens«». 38. Anreizen. c-M. «niiakune vo» »ntLndt»«n,ei, di» nackmiittaaS r Nbr Sonn- und Scierlag» nur Marienstratze » von n bis V,i Mr. Die Uvaltiae Grund- «lle lca. » Silben» ro Dia , An- kündiaun,«» aui berVrivatieite Zell« 2b Li, ! die rlvaltiae Zeile als „Sin aiiaudt" oder aus Teriieile so Via Ln Nummern nach Sonn- und steter lagen I- b«. rlvalliae Grundzeiten so. «o be« so und so Pig. nach bc loudcrem Tarii. Auswärtige Aui- trage nur gegen Borausbezalilung. Belegdlätler werden mit roPig. berechnet. sternivr»chanlchlust: «mt l Nr. U uud Nr. »VW. Vrvsäsu-Lvdtau 8sl»svitr«r«tr. 81 ksiserritrorstr. 3l tnnaltma vor, Ia»«rat«i» Ullä ^donneinout» kür äis „Vrvsilii«» Ss»vlirlcl»tvu." I' «»am«« r KrlfUiurtie Llaxpen k»larrsa fringa SvdLÜrs Mnlren kurrsi- ftjsmsn aur <-Ä tertlgst In b»re»ntted N»Ild»,ei» (Zualt idieo k. külMIö Dresden kesilliiziilimr. II L«S- Lüluisvkort St Süstus >»r«»«Ivn-^.. Vra»»v «iirnoav SO VerkstSItoo kör Lisvllluwstrvktiollell o. Mssvdivellbsu. ^ Lau- u. LllnstsvUvsserel, Luvstsctiwieäs. - kezr. 1840. § Siisniulitirt: » » ^ F» «» «»»rv». N -! «L ^ aL «L v,v. « t, . » « r» mit vlolclrikeltvku. d>drau!>8c:ko,n. '5rnnsmi88i»»8- Ulttl Uiu.dDvtriob. ^ llf. llstkllsg r V. vjslon Srrtlivbon Autoritäten «m- itkostl. u vsronlnots kulant - I»vjl,l)ti»ü« külnilllio! ist äio bequemste u»ü äu- bei virksumsto I^iltiultäo. AII«-inrerI<stik i»-i vnuüng st unä Vrtllv>>li<l »i>.». Weiulsctuicti 88».. Iin Ou, Uttel^tüvlt. 8vnntngs gevtkuet von 11—12 ttir. Kanipf gellen die Svzlaldcjsiölratle. Schulveieiii, Gcrichtsverhatidlungen. Stt. 4L. Jcsuttenirage. AlldeuOcher Verband, „DuSIe nnd Babeli", Nemtädier Club Mutmaß! Witternna: Kälter» Veränderlich, Schriee. Tomllilieiiv, 14. Februar Zum Kampf gegen Lle Sozialdemokratie. Je mehr sich die Neutvahlen nähern, um so lebhafter kommt im Reichstage durch die Wortführer der sogenannten Mehrheits- Parteien die Erkenntnis der Notwendigkeit zum Ausdruck, während der bevorstehenden Wahlkampagne der Sozialdemokratie gegenüber möglichst fest und geschlossen zusammenzuhalten. Die revolutionäre Lbslruklionstaktik, durch welche die Führer der Nmsturzpartei den sozialdemokratischen Terrorismus, der leider schon einen allzu- großen Teil der Arbeiterbcvölkcrung beherrscht, auch im Reichs- tage herzustellen suchten, hat das Bewußtsein des staats- und kulturfeindlichen Charakters der Sozialdemokratie geweckt und nachhaltig gestärkt. Tief in die Reihen des gutgesinnten Bürgertums hinein hatte die Regierungspolitik, die nach dem Rücktritte des Fürsten Bismarck die sozialrevolutionärc Bewegung überwiegend nur noch nach den rein manchesterlichcn Grundsätzen des freien Gewährenlassens behandelte, die Einsicht von dem wahren Wesen der Sozialdemokratie getrübt und verschoben. Tatsächlich war diese Partei vielfach auch von maßgebenden Stellen als eine allen übrigen Parteien völlig gleichberechtigte angesehen nnd sogar vom Bundesratstische ausdrücklich als berufene Vertreterin des Arbeiter, standcs und der Arbeiterinteresscn anerkannt worden. Bürgerliche Parteien wetteiferten förmlich in dem fast krampfhaften Streben, die Sozialdemokratie als eine im letzten Grunde friedliche Reform Partei zu bewerten und den Glauben an ihre Mauserungsfähig, ke t zu nähren und aufrecht zu erholten. Kein Wunder, daß man auch in weiten staatserhalteuden Kreisen allmählich aushörte, den Bremen Sozialismus als gefährlich zu erachten und als den unver söhnlichen Todfeind aller idealen wie realen Güter der bestehenden politischen, staatlichen und wirtschaftlichen Ordnung mit unerbittlicher Konsequenz zu bekämpfen. Die Vorkämpfer der roten Internationale in Deutschland haben zwar ungeachtet der opportunistischen Taktik, die sie zeit, weise während des letzten Jahrzehnts in de» Vordergrund schoben, niemals ihre revolutionäre Grundneiinnung vollständig verleugnet, aber man nahm ihre umstürzlerilchen Bekenntnisse nicht mehr für recht ernst, sondern sah in ihnen nur revolutionäre Phrasen, mit denen vor der Hand noch die Singer. Bebel und Genossen den agitatorischen Bedürfnissen Rechnung tragen müßte». Der Versuch, in Gestalt der Obstruktion die revolutionär terroristische Methode zur Unterdrückung des parlamentarischen MchrheitswillenS im Reichstage zu betätigen, hat einem große» Teile des deutschen Volkes und vornehmlich de» sogenannten Mchrheitspartelen, die zunächst unmittelbar den wahre» Charakter der Sozialdemokratie am eigenen Leibe zu spüren bekamen, end lich wieder die Augen geöffnet, um die Größe der Gefahr zu erschauen, die von der Partei Singer-Bebel droht. Wie weit bereits die Verblendung bei den staatserhalteuden Parteien im Reichstage fortgeschritten war. batte u, a. der Umstand erkennen lassen, daß ein Paul Singer wiederholt mit dem Vorsitz der GeschästsordnungSkommIssion betraut worden war. Und dieser selbe Paul Singer wurde der Hauvtregisseur des Obstruktion-- kamvies gegen die ordnungsmäßige Erledignug der parlamentarischen Geschäfte! TaS mußte da- Gewissen und daS BerantwortlichkeitS gesiibl der stautSerhaltenden Parteien ausrütteln. Noch niemals wahrend der letzten dreizehn Jahre hat daS volle Bewußtsein der Gciiicingefäbrlichkeit der Sozialdemokratie im Reichstage so ener gischen und tatkräftigen Ausdruck gesunde», wie in dem lausenden Tagimgsabschnitte. Der Kampf um die Zolltarifreform wurde zuletzt, als die Singer und Genossen ihr wahres Wesen zum Zwecke des Umsturzes auch heS Nelchsparlamentarismus offenbarten, zu einem gemeinsamen Kampfe der Mehrheitsparteien gegen die Sozial demokratie. einem Kampfe, berauch über sein positives Ergebnis hinaus noch fortgeführt wird, wie dies die gegenwärtigen sozialpolitischen Tebatten im Reichstage zeigen, bei denen die Redner aller Lrdmmgsparteien daS Bedürfnis haben, sich mit der Sozial, demokratie als einer durch und durch revolutionären Partei, deren Lebensaufgabe daS Hetzen und Wühlen ist, auf das Schärfste auseinanderzusetzen. Während jahrelang alle Bo strcbungen zur Erzielung einer starken antisozialdemokratischen Linon infolge der unzulänglichen Erkenntnis des wahren Choral- lers der Sozialdemokratie und deS hiermit zusammenhängenden Mangels an Solidaritätsbewußtsein dieser gegenüber vergeblich geblieben waren, bietet der Reichstag jetzt das erbauliche Schau spiel, daß alle bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme deS Frei- sinns, in geschlossener Phalanx zusammenstehen, um zunächst wenigstens in einem oratorischen Kampfe das wüste Demagogen- tum, daS die sozialdemokratische Fraktion des Reichstage» kenn- zeichnet, vor den Augen der gesamten Wählerschaft gebührend zu brandmarken. In der vorgestrigen Reichstagssitzung stellten sich fast alle Redner die Aufgabe, die Sozialdemokratie zu bekämpfen. Der Staatssekretär des Innern Gras von PosadowSky fühlte sich hierbei so begeistert, daß er es für angemessen hielt, ausdrück lich zu betonen, daß ihn der Beifall von linfS völlig gleichgültig lasse, während sogar ein Caprivi wenigstens in Augenblicken, wo dos bessere Ich in ihm die Oberhand behielt. daS Geständnis nicht «u unterdrücken vermochte, daß ihm bei Bekundungen des Wohlwollens der Linken unheimlich zu Mute werde. Die Wort führer der staatserhalteuden Parteien dagegen wetteiferten mit einander, die ganze brutale Verlogenheit und Nichtswürdigkeit der sozialdemokratischen Propaganda darzntun, die nicht daraus aüsgeht, das Arbeiterwohl zu fördern, sondern zu verhindern, damit der Haß gegen die bestehende Ordnung gepflegt werden kann. Sehr kräftige und tapfere Worte für die Charakterisierung der sozialdemokratischen Agitatiousweise fanden besonders der Abg. Stöcker und der Zentrums-Abg. Trimborn. Letzterer sagte u. a. zu den Sozialdemokraten: „Wenn man an einem deutschen Gericht so austretcn würde, so mit den Tatsachen umgehen und so mit allgemeinen leidenschaftlichen, unbegründeten Beschuldigungen um sich werfen würde, wie die Herren es hier getan haben, so würden Sie in einigen Wochen allen Ihren Kredit bei Gericht verloren haben, und ich kann mir nicht denken, daß in einem Parlament ein solches Vorgehen eine andere Wirkung haben könnte, als wie bei einem deutschen Gericht." Solche Wirkung macht sich im Reichstage bereits sichtbar. In den Reihen der Mehrheitspartcicn tritt deutlich die Erkenntnis zu tage, daß sich das Zusammenwirken zur Abwehr der Sozial demokratie nicht bloß auf die Tätigkeit im Reichstage beschränken darf, sondern auch bei den Wahlen erfolgen muß. wenn dauernde Erfolge erzielt werden sollen. Am Mittwoch bat im Reichstage der nationallibcrale Führer Professor Dr. Paasche seine Rede mit dem kräftigen Appell an die bürgerlichen Parteien geschlossen, sich zusammenzutun und gegen die Sozialdemokratie den Kampf ge, meinsqm zu führen. Der gesunde antisozialdemokratische Kartell gedanke hat aber auch bereits dort Eingang gefunden, wo er bisher am meisten verpSnt war. Als' ei« erfreuliche« Symptom muß eS begrüßt werden, daß der badische Zentrumsführcr Wqcker. der früher gelegentlich aus Partei-Interessen vor einem Wahlbündnis mit der roten Internationale nicht zurückgeschreckt ist, kürzlich mit Nachdruck für den Zusammenschluß aller bürgerlichen Parteien gegen die sozialdemokratische Partei bei den Stichwahleft einge treten ist, uud als bezeichnend für die innerhalb des Zentrums herrschende Stimmung verdient vermerkt zu werden, daß das Berliner Zentruinsorgan in seinem letzten Rcichstagsberichte konstatiert: Der lebhafte Beifall, den die Ausführungen des Ab geordneten Trimborn nicht nur in den Reihen des Zentrums, sondern auch auf der Rechten und bei den Nationalliberalen fanden, ist ein deutlicher Beweis dafür, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit eines einheitliches und geschlossenen Vor gehens aller anständigen Elemente gegen die Sozialdemokraten sich immer mehr Bahn bricht. Ist dies wirklich der Fall, so sollten die Führer der Mehrheit-Parteien nicht länger zögern, um ein festes Wahlkartell zu Stande zu bringen, das freilich nicht erst bei den Stichwahlen in Kraft zu treten hat. sondern auf der Basis des gegenwärtigen Besitzstandes der staatserhalteuden Parteien und unter grundsätzlichem Verzicht auf von vornherein aussichts lose Sonder, und Zählkandidaturen allenthalben die Parole proklamiert: Nieder mit der Sozialdemvrratie! Neueste Dralstuiel-uuaeu vom 13 Februar (Rächt- eingehend« Devekchen befinden sich Seite 2). Berlin. IPriv.-Tel.) Reichstag. Tie Beratung des Etats des Reichsamt des Innern, Titel Staatssekretär, wird fortgesetzt. Das Haus ist schwach besetzt, es sind anfäng- lich kaum SO Abgeordnete erschienen. — Adg. Stütze! lZentr.s tritt für den Zehnstuiiden-Maximakarbeitstag ein. Ein gestern von Hilbck angeführtes Beispiel eines jetzigen Bergwerksdirektors, der als, Bergarbeiter angefangen und sich das Geld zum Studium erst durch Ueberstunden erworben habe, beweise nichts. Der Mann, den er zu kennen glaube, habe eine traurige Jugend gehabt und sehne sich sicher nicht nach jener Zeit zurück. Die Angriffe Hochs anß das Zentrum seien unberechtigt. Das Zentrum habe redlich ge- strebt, die Lage der arbeitenden Masse zu verbessern, wogegen die Sozialdemokraten sich stets auf den Boden der reinen Negation gestellt hätten. Das Zentrum wolle Versöhnung, während die Sozialdemokraten nur Kritik üben, Haß säen und Neid wach- rufen wollten. Geradezu ein Verbrecher sei es, wer dem Arbeiter seine religiöse Ueberzeugung und den Glauben zu nehmen suche. Redner befürwortet schließlich im Interesse der Förderung der christlichen Gewerkschaften eine Sicherung des Koalitions rechts nach dem Antrag Gröber. — Aog. Al brecht lSoz.): Den Weadex Versöhnung werde seine Partei nie betreten, denn zwischen Kapital und Arbeit gebe es keine Uebcrbrückung, keine Versöhnung. Pie Gefühlsduselei habe seine Partei abgestreift, und gerade deshalb habe sie so viel Anhang bei den Arbeitern. Der Vorwurf, seine Partei wolle den Arbeitern ihre religiöse Ueberzeugung rauben, sei unwahr, keine Partei sei auf diesem Gebiete toleranter, als die sozialdemokratische. /Heiterkeit.) Religion sei Privatsache, daS sei feiner Freunde Ueberzeugung. Bissen suchten sie ihren Genossen beizubrinaen, u»o sie 2-pten ihnen allerdings: ..Wenn ihr glaubt, irgendwo, da im Himmel oder sonstwo wcrd, eS euch besser gehen, werden euch vir gebratenen Tauben in den Mund fliegen, seid ibr Toren. Sorgt nach Möglichkeit dafür, daß es euch hier besser geht. Kommt dann wirklich später noch daS Paradies hinzu, dann nchmen wir e» auch noch mit " (Heiterkeit.) Redner äußert sich dann abfällig über die Wohlfahrtseinrichtungcn überhaupt und diejenigen der Firma Kropp insbesondere. Diese tohlfahrtscinrtchtungen seien Taschenspielerkunststücke. Für den eliktenversicherungsvntrag des Zentrums hätten die Sozialdemo- äten nur gestimmt, um dem Moloch Militarismus so viel zu tziehen, als sie nur könnten. Die Art. wie das Zentrum die Rcliktenversorgung mit dem katholischen, den christlichen oütarif verquickt habe, um den rbsitern Sand in die Augen zu streuen, sei eine Verhöhnung der Arbeiter gewesen. Es war. wenn Sie das lieber Horen sollten, einfach eine politische Hoch stapelet. lPräsident Graf Dalleslrem ruft den Redner wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung.) Herr Stöcker sprach gestern von uns als Salonproletariern. Nun, die meisten von uns, die wir hier sitzen, sind aus den Arbeitern hervorgegangeu. sind die gewerblichen Arbeiter, die ein Wort vo» hoher Stelle hier zu sehen wünschte: und wenn wir hier jetzt nicht mehr gewerbliche Arbeiter sind, so deshalb, weil wir Opfer unserer Ueberzeuguna. Opfer des Unternehmertums, Opfer der Ausnahmegesetze sind. Man hat uns von Land zu Land gehetzt. Selbstverständlich nehmen wir auch akademische Bürger unter uns auf, die für unsere Sache Interesse haben. Herrn Stöcker würden wir frei lich nicht ansuehmen. i-Heilerkeit.I Herr Stöcker sprach gestern von unseren Konsumanstalten und Genossenschaitsbäckereien. Ich habe deren Berichte noch nicht geprüft. Daß wir Herrn Stöcker ohne weiteres glauben sollen, können Sie nicht verlangen, wir wissen ja. daß es Herr Stöcker mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. lPräsident Gras Ballestrem erklärt diese Wendung für unzulässig. Ter Redner möge sich mäßigen.> In unseren Konsum anstalten ist jedenfalls jeder Arbciterschutz. wie wir ihn fordern, eingeführt; so besonders auch der achtstündige Arbeitstag, flkedner bemerkt u. a.. daß aut dem letzten Gewerkschaftskongreß in Stutt gart rote Jahnen ausgehängt worden seien, trotzdem hätten Ver treter der württcmberglschcn Regierung dem Kongresse bciaewohnl. — Württembergischer Präsident v. Schicker widerspricht dem, ursprünglich seien allerdings rote Fahnen ausgehängt gewesen, sie seien aber auf Wunsch der Regierung entfernt worden. — Abg. Heyl zu Herrnsheim stellt verschiedene Angaben Albrechts richtig, sowohl in bezug auf die Konfektions-Industrie, wie auf die Kruppschen Wohlfahrtseinrichtunaen. Alle derartigen Wohlfahrtscinrichtnngen seien in heutiger Zeit unerläßlich rür die Fabrikindustrie, sie seiet, eine Notwendigkeit nicht nur der Arbeiter wegen, sondern auch für den Unternehmer selbst. Die Unternehmer hätten während der ganzen Zeit der Krise für ihre Arbeiter getan, was nur möglich sei, und Entlassungen nur selten porgenommen. Auf Zurufe: Zolltarif! Brotwucher! erwidert Redner, der neue Zolltarif habe mit Vrotwucher gar nichts zu tun. Wie unlängst noch Herr v. Buchenberger nachgewiesen habe, seien die Brotpreise von dem Zoll ganz unabhängig. Die Un zulänglichkeit des sozialdemokratischen Programms trete am deutlichsten innerhalb der Kommunalpolitik zu Tage. Entgegen dem Gange der Dinge in Frankreich, wo die Bourgeoisie alle Reformen vernachlässigt habe, müßten wir in Deutschland de» Weg der englischen Bourgeoisie gehen. Diese habe selbst die Reformen in die Hand genommen; deshalb sei auch dort die Chartisten-Bcwcgimg sobald,, niedergeschlagen worden. Freilich sei bei uns die Sache etwas schwieriger, weil bei uns tvegen des allgemeinen gleichen Wahlrechts die Wellen höher schlagen. sRusc links: Aha!) Wir wollen aber das allgemeine Wahlrecht nicht antasten. da uns die bestehenden Uebelstäude zur Erkennung kom men und daher eine Heilung der Krankheit eher sich erwarten läßt. Tie Behauptung, daß er die Koalitionsfreiheit der Arbeiter in seinen Fabriken antastc, erklärt Redner für eine gemeine, nieder trächtige Verleumdung. — Staatssekretär Graf Posadowskn rechtfertigt die Wahrnehmung der berechtigten landwirtschaftlichen Interessen seitens der Regierung, die sich da im Einklänge mit Schippe! befinde, der in seinem Buche das liberale Manchester tum scharf verurteile. Was die Sozialpolitik anlongc, so habe die Staatsverfassuug damit an und für sich nichts zu tun: ober wenn die Sozialdemokratie mit ihren rein sozialpolitischen Zielen auch politisch-republikanische Ideen verknüpfe, so verhindere sic ja gerade die Erreichung der sozialen Reformen, welche sie für die Arbeiter wünsche. Vermeiden Sie also, die Arbeiterschutzfrage zu verquicken mit so gefährlichen, allgemeinen Bestrebungen. Das Oberhaupt eines nicht-monarchischen Staates hat zu mir kürzlich in einer Audienz gesagt: „Die deutsche Sozialpolitik wird Europa revolutionär machen und zwar revolutionär im Sinne einer höhe ren Kultur." Sie sehen daraus, ein wie richtiges Urteil man im Auslande hat über die Bestrebungen der deutschen Regierungen zu gunsten der Arbeiter. — Abg. Eckardt ssüdd. Volksp.) der- keidigt die Bauberussgenossenschaft gegen den sozialdemokratischen Vorwurf, daß sie nicht genug für Unfallverhütung tue. — Abg. Ahlwardt erklärt, die Hoffnung, daß die Sozialdemokraten sich in eine bloße radikale Resormpartei umwandeln würden, jetzt leider aufgeben zu müssen, und wendet sich dann ausführlich gegen die Theorien von Karl Marx. Angesichts des Kampfes, den die Sozialdemokratie gegen das Kapital proklamiert habe, müßte jeder, der das Vaterland lieb habe, ernsthaft auf Abwehr bedacht sein. Allerdings müßten die organisierten Arbeiter dem Kapital als Macht gegenüberstehen. Dem Handwerk sei durch langfristige Kredite und Handwerkerorganisationen zu helfen. Die Reichsbank mühte verstaatlicht werden. Es bedürfe einer zentralen Rcichs- kreditstelle. Die Millionen, welche die Landwirtschaft zu wenig bekomme und der Konsument zu viel gebe, erhalte ein anderer: der Getreidehandel müsse deshalb verstaatlicht werden. Damit würden wir auch in wenigen Jahren Rußland zahlungsunfähig machen. ^Heiterkeit.) Durch staatliche Rcntcnaiistalten müsse ferner die Landwirtschaft entschuldet werden. Die Wähler fordere er auf, die Kandidaten zu fraacn, ob sie für alle diese Ziele ein- treten wollten, und wenn die Kandidaten mit „Nein" antworteten, dann könne er den Wählern nur sagen: Wählt eine» Antisemiten! — Schluß der Sitzung nach 6 Uhr. — Wcitcrberatung morgen. Berlin. sPriv.-Tel.j Die Budgetkommission des Reichstags beriet heute den Militäretat. Es wurde u. a. über die Anwendung der Schreibmaschine diskutiert. Kriegs minister von Goßler erklärte sich als Freund der Benutzung von Schreibmaschinen und erklärte sich bereit, später noch mehr Maschinen bei seiner Verwaltung cinzuführen. Eine längere Debatte veranlaßten die Kapitel Geldvcrvflegung der Truppen, über die Truppen zu Pferde und die Bildung eines Kavallerie- Regiments in Posen. Die Beratung hierüber war teilweise ver traulich. 'Die Berichterstatter Graf Roon und Rocrcn bcfürwor- teten die Verweigerung der Forderung weil sie dem Gesetz über die Fricdenspräsenzstärke widerspreche. Der Kricgsminister bat drin- v. Oldenburg skons.j, der als Nachfolger des Aba. v. Puttkamer- Plauth im Wahlkreise Marienburg-Elbing gewählt worden war, für ungnlttg.
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