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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-25
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1903
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aane d«S Experimentators in schwerster Weise affigierten, «alk darauf »elatr» sich die Symptome einer Lnnaeneulzünduug, welch. Mb >ch im besten Mannesalter mitten a„8 seiner Tütia- Kit dabin.afste Auf dem Gebiete der seltenen Erden «alt Dross back als Autorität. Bet allerZnrückgezogendeit stand er in regem schriftlichem und persönlichem Verkehr mit auswärtigen Jachgenvssen mW iMenschastlicke» Instttuien. die in schwierigen Fragen seinen Rat einbollen. Seine kostbaren Präparate stellte er mit einer beispiellosen Freigebigkeit als AuSgangSmaterial für wissenschaft liche Arbeiten jedem Interessenten zur Beringung, Durch seinen Tod bat die Wissenschaft einen schweren Verlust erlitten. — In Zug bei Freiberg erregt der Selbstmord des Restaurateurs Morgenstern allgemeines Aufseben, Morgenstern bekleidete in der Gemeinde Zug-Langenrinnc zahlreiche Ehren ämter: u. a. war ec Standesbeamter. Gemeinde- und Kiichen- kassierer, Gemeindeältestrr. Feuerwchrkommandant. MilitärvercinS- vorsteher niw. Wie sich seht beranSstellt. wäre» die Vermöge,iö- verhältntsse Morgensterns zerrüttet. Er hat auch, wie der »Fretb Anz." meldet, die Gelder der ihm anvcrtrautcn Nassen angegriffen: wie hoch sich die Unterschlagungen bclause», wird erst die behörd sich angeordnete Prüsung der Bücher ergebe» Barbestände der Kassen waren überhaupt nickt anszufinden. Bel früheren Revisio »en bat die Kassenführung Morgensterns zu Ausstellungen keinen Anlaß gegeben. Um so mehr überrascht jetzt das beträchtliche Defizit in den Kassen. Morgenstern befürchtete eine Revision der Kassen und hat sich bereits am Montag aus seiner Wohnung ent fernt. In mehreren Bliesen, die er an die zuständigen Siesten und an seine Angehörigen richtete, erklärte er, das; ihn diese Un regelmässigkeiten t» den Tod trieben. Morgenstern hatle sich am Zechrnteiche entkleidet und sich eine Schußwunde am Kopse bei- gebracht. Um den Tod sicher zu erreichen, hatte er am Teickusc, so Ausstellung genommen, dag der Körper nach dein Schufte in den Teich gleiten musste. . " Bor der Fcrienstraskanuncr des Landgerichts Ehe »r n i tz kam am Mittwoch die Zigeu»erievvlte bet Stollberg im Mai d, I. zur Verhandlung, die mit der Verurteilung von Zigeunern zu GesängniSstrasen bis zu 3 Jahren und l Monat endete. — In Siegmar wurde der vor einiger Zeit aus der elter lichen Wohnung zu Hohcnsicin-Ernstthal entwichene Schnlknabe Tcrchmann aufgegriffen, der unter dein Verdacht sicht, den Gasthol rn Vogtlaide, der vor einigen Wochen uiederdrannte, an- gczundct zu habe», 7- Frankenberg, 24. Juli. Ter Weber,ncisicr August Erchler feierte sein 50jnhrigcs Bürgcrjnbilnum. Die Stadt- gcnieinde ließ dem Jubilar ei» Ehrend,ploin überreichen, — Am Mittwoch legte sich bei Schvnbvrnche» der Weber meister N. aus Glauchau auf die Schienen, um sich von einem Gütcrzug überfahren zu lasse». Der Maschinellst',lirer hatte den Vorfall zu spät bemerkt und konnte den Zug nicht mehr zum «tehcn bringen. Der Schicneirräruner ichob R. zur Seile, io dag letzterer den Bahnabliairg hinunter siel. Bei seiner Auffindung war R, jedoch tot. Sein Körper zeigte nur eine Truckwunde am Kops. — In einer Versammlung deS Augustusburgcr Hand- werkcrvereinS beschlossen die Mitglieder die Errichtung einer Zeichen schule in dortiger Stadt. Durch diese Lcimle sollen die Handwcrkerlehrliiige Verständnis für die Herstellung von Jachzeichnungen erlangen. — Am Montag abend 8 Uhr war i» Tirpcrsdors i, V, eine leichte Erdbewegung in der Richtung Rordwest-Südost zu verspüren, — Der Maurerstreik i» Plauen i. V. ist aus dem besten Wege, im Sande zu verlausen. Ans säst allen Bauen wird gearbeitet, zum Teil mit voller Arbeitsmannschast. In nächster Woche wird man wohl überhaupt nichts mehr vom Maurersttcil wahrnehmeu, da demnächst eine weitere große Anzahl Maurer wieder in Arbeit trete» wird. Ein erheblicher Teil der streikenden Maurer wird kerne Arbeit wieder finde», da deren Stelle» beseht sind, — Aussig, 23, Juli Die Aussige, Allgemeine deutsche Ausstellung hatte am Mittwoch ihre höchste Bestichszisscr seit ihrer an, 20, Juni erfolgten Eröffnung ariszu- weisen. Die Ausstellung war besticht von 29 094 Personen, wozu noch über 3000 Kinder kamen, die, in unzähligen sehr geschmack vollen Kostümen und Maskerade», in einem farbenprächtige» Jest- zuge durch die Stadt, hinaus i» die Ausstellung und vor dem Protektor derselben. Herrn Erzherzog Ferdinand Karl, vorübcrzoge». ^ ,77 Oberlandesgericht. Wegen llebrrtretung des 8 ll des Prehgesehes war der Redakteur Schmaler von der in Bauhcn erscheinenden wendischen Wochenzeitschrift .Serbskc Noivin»" vom Schöffengericht zu einer entsprechende,, Geldstrafe verurteilt worden, weil er die Ausnahme einer Berichtigung verweigert hatte. Nach den tatsächlichen Feststellungen deS Landgerichts, das die vom Angeklagten eingelegte Berufung verwarf, hatte der Gutsbesihcr Mütterlein in Eoblenz gegen Schmaler, der ihn anlässiicb der letzten Landtagswahl, bei der er als Schriftführer des Wahl- koniitees fungierte, durch mehrere Artikel i» seiner Zeitung beleidigt habe» sollte, die Privatbeleidiaungsklage angestrengt. In der Gerichtsverhandlung kam cs zwischen den Parteien zu einem Ver gleich. indem Mütterlein seine Klage znrückzog und die gerichtlichen Kosten übernahm, während die außergerichtlichen gegenseitig aus gewogen wurden. Gleich daraus lies; Schmaler einen Zeitungs artikel erscheinen, in dem er den für seinen Gegner ungünstigen AuSgnng des Prozesses glossierte, Mütterlein schickte darauf dem Redakteur unter Beifügung eines Entwurfs eine Berichtigung zur Aufnahme zu. in der er die Gründe darlegte, die ihn zur Zurück ziehung der Privatklage bewogen hätten und die darin bestehe» sollten, daß ihm der Gerichtsvorsiszcnde selbst hierzu gerate» habe, weil bereits Verjährung estigckrcten sei. Diese Berichtigung auf- zunehmen weigerte sich Schmaler, weil sie sich seiner Ansicht »ach nicht aus Tatsachen beschränkte und umfänglicher als der inkrinii nierte Artikel selbst war. Die zweite Instanz war hiergegen der Meinung, daß der Angeklagte znr Austiahme der Berichtigung ver pflichtet war, da er ja eventuell eine Gegenberichtignng habe bringen können. Wohl lei die Berichtigung euvas lang und breit, aber doch durchaus sachlich gehalten. Der Ansicht des Augeklagteu, daß sie nicht bloß Tatsachen enthalte, habe man nicht bcilieten könne». Gegen dieses Erkenntnis hat der Angeklagte Revision eingelegt, in der er Verletzung des 8 ll des PreßgeseizeS rügt, indem er nach wie vor behauptet, daß die Berichtigung nickt bloß sich auf Tatsachen beschränke, sondern außerdem eine Erzählung und Rechtfertigung des Mütterlein enthalte. Gemäß dem Anträge deS Oberstaatsanwalts, der für erwiesen hält, daß die fragliche Berichtigung den Vorschriften des 8 ll des Preßgcictzcs entspreche, wird die Revision verworfen. Zur Begnindung wird ausaesührt, daß die Behauptung Schmalers. er habe sich r» gutem Glauben befunden und deshalb nichts Strafbares begangen, sei durch die ausdrückliche Feststellung der Voriuslanz für widerlegt zu erachten. Darüber, ob die Berichtigung nur Tatsache» enthalte, entscheide nicht ihr Umfang, wildern ihr Inhalt, — Landgericht. Die 4. Strafkammer verhandelt in einer Berusunassachc gegen den verantwortlichen Redakteur der „Säch sischen Arbeiterzeitung" Gustav Karl Wilhelm Riem, welcher am ll. Mai vom hiesigen Schöffengericht wegen Beleidigung der Dort munder Schutzmannschast zu lOO Mk, Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis verurteilt worden ist. Die Verurteilung erfolgte auf Grund eines Artikels in Nr. 248 der „Sachs. Arb.-Ztg," vom 25. Oktober vorigen Jahres, worin gesagt ivar, zwei Schutzmänner in Dortmund hätten einen „unerhörten Mißgriff" getan, als sic einen besinnungslos am Boden liegenden Straßenpassanten, der einen Beinbruch erlitten hatte, „ohne Federlesen" als betrunken zur Polizeihast brachten und seinem Schicksale überließen. Der Ver unglückte selbst hat erst am anderen Morgen dem Gefängniswärter Mitteilung von dem Beinbruche gemacht. Die von Riem ein gelegte Berufung wird verworfen, da der Wahrheitsbeweis nicht erbracht sei und dem Angeklagten auch nicht der beanspruchte Schutz des 8 193 zugebilligt werden könne, weil der Vorgang, dessen Schauplatz weitab von Dresden liegt, schon von einer anderen Zeitung besprochen worden war, und R. den Artikel ohne Nach prüfung in sein Blatt aufnahm. — Günstigen Erfolg hat dagegen die Berufung des Kaufmanns Friedrich Hermann Koppen von hier, der vom Schöffengericht tvegen Nahrnngsmittelvcrsälschiing zu 30 Mk. Geldstrafe oder 6 Tagen Gefängnis verurteilt worden war, vom Berufungsgericht aber freigcfprocizen wird. Der An- geklagte bestellte bei einem Leipziger Exporthaus-. reine MaziS- blute machte aber später die Erfahrung, daß die Ware aus Prozent Bandablüte und 65 Prozent der minderwertigen Rombay-Blüte bestand. Er wies auch seine Verkäufer und Reisenden an, das Gewürz unter diesen Namen zu verkamen. DaS Schöffengericht war der Ansicht, daß die Angabe der Bei- Mischung nicht genüge, und verurteilte den Angeklagten, Die zweite Instanz dagegen entscheidet, daß der Verkäufer nicht gehalten sei, out die Preisunterschiede der Surrogate htuzuweisen. Sich darüber zu vergewissern, sei Sache des lausenden Publikums, — Die am Dienstag vertonte Verhandlung gegen den Monteur Anton Goracy, welcher beschuldigt war. am 8, April aus einem Fabrik- Neubau der Ehemmtzer Straße durch Fahrlässigkeit den Tod eines Maurers und die Verletzung zweier Arbeiter verschuldet zu haben, endet mit Freisprechung des Angeklagten, Das Gericht ist zu der Ueberzeuguna gekommen, daß G, zur Sicherung und Gegen- belastting des Heoebocks alles liebliche getan habe, und der Unfall auf ein Zusammentreffen einiger unglücklicher Zufälligkeiten zurück- zusühren sei. — Das Schulmädchen Anna Martha Lina Fischer aus Leubnitz stahl aus der Wohnung von Hattsgenossinnen 1,50 Mk, Bargeld und einige geringwertige Gebrauchsgegenstände, öffnete kurze Zeit darauf >n der Wohnung eines Bäckermeisters mit Gewalt eine Sparbüchse und eignete sich „och 1,50 Mk, an Dir „och nicht l-tjäbrige Angeklagte erhält wegen einsaclzen Dieb stahls in zwei Fälle» und schweren Diebstahls in einen, Falle 3 Wochen l Tag Gefängnis, — Der aus Böhmen gebürtige Tage- arbeiier Mathias Hunger öffnete am 23, Mai die Wohnung eines Sämhnlachers in Löbtau, sprengte ei» darin sichendes Kästchen aus und »ahi» von dem Inhalt ei» 20-Markstück weg. Das Urteil lautet auf 6 Monate Gefängnis und 3 Jabre Ehroerlust, — Aus Liebe zu einen, leichtsinnige» Leben unterschlug der Kaufmann Ehristian Ananst Walter .Döpfner aus Ballenstedt vom November 1902 bis 17, Mai 1903, während er als Buchhalter bei einer hiesige» Akticngesellichast tätig ivar, in Einzelbeträge» v»n 5 bis 30 Mk, insgesamt 1200 Mk, Aus Not bat der Angeklagte nach eigener Angabe nicht gebandelt, da er monatlich 150 Mk, Gehalt bezog und nur für sich und seine Frau zu sorgen hatte. Wohin das unterschlagene Geld gekommen ist, darüber schlveiat der Angeklagte hartnäckig. Die Firma mag um etwa 400 Akk, geschädigt sein, da H, ältere Fehlbeträge immer wieder durch neue deckte. Durch »rteil der 3, Ferienstrcffkainmer erhält der Angeklagte 1 Jahr Ge fängnis und 3 Jahre Ehroerlust, Deutsche 51ää1eau§5le11ung ru Dresäen — Täglich von 9 bis 7 Uhr geöffnet —— Das deutsch-englische Verhältnis ist am Donnerstag im englische» ttntcrhanie ausführlich erörtert worden. Während sich dabei die Abgeordneten zum Teil in einer Sprache gefiele», die an Heftigkeit nichts zu wünschen übrig ließ, trat ans seiten der Negieiiing ersichtlich das Bestreben l>ervor. aggressive Töne gegen Deutschland möglichst zu vermeiden. Sogar der Kolonialminisicr Ehamberlain zeigte sich bemüht, die ihm eigene Schärfe der AusdruckSwcisc abzuniildcri!. offenbar um nicht die ichwebeilden Zolldissercnzcn noch mehr zuzuipitzen. Immerhin bleibt auch so noch ein Niederschlag im Glaie zurück, der von einer gewissen Spannung in den deutsch-englischen Beziehungen Zeugnis »biegt. Zunächst führte Dilke llib.) bei der Beratung des auswär tigen Etats ans: Ter Austausch von Besuchen zwischen dem König und dem Präsidenten Loubet, sowie die gestrige Rede Bal- iourS an die französischen Delegierten ständen in seltsamem Wider spruch zu der Politik, die die britische Regierung Deutschland gegenüber verfolge. Ec hob hervor, daß diese Politik gegen Deutschland außerordentlich unbeständig sei und »benaschen dem Wcchlcl unterworfen: sie schädige die kritischen Interessen, Tie Regierung habe in der Venezuela-Angelegenheit und in der Bagdadkahn-Jrage Deutschland geschmeichelt; der Traum von Dculichlands Hilfe gegen Rußland hake stets die Politik der Regierung beunruhigt. Jetzt, da eS zu spät sei, habe man erkannt, daß dies ebenso ein Traum gewesen sei wie der Gedanke eines Bündnisses mit Italien gegen Frankreich. Obgleich die Regierung erst Tenlschland geschmeichelt habe, habe sie später doch mit ein- gcstimmt in daS Geschrei gegen Deutschland durch die plötzliche Entdeckung der cauadilchen Beschwerde. Bowlcs erklärte hierauf. England lei das Opfer einer aggressiven Politik Deutschlands, Untcrstaatssekrctär des Aeußcrn Cranborne lehnte es in Beantwortung mehrerer Anfragen ab. sich darüber zu erklären, ob ein geheimer Vertrag niit Deutschland bestehe oder nicht, Tie englische Regierung habe nicht getan, was so ausgclcgt werden könnte, als ob cs sich gegen Englands ältesten Verbündeten, Portugal, richte, und er sei sicher, daß Portugal, wenn es befragt würde, dasselbe sagen würde. Mit Ausnahme Portugals sei von keinem Minister ein Bündnis mit irgend einem curopästchen Lande befürwortet lvordcn, das schließe aber freundschaftliches Zusammen wirken mit den europäischen Nachbarn nicht aus. Ter Besuch des Königs auf dem Kontinent habe die frcuiidjchastlichen Beziehungen, welche zwischen England und den vom König besuchten Ländern bestanden, nur noch enger gestaltet. Im weiteren Verlauf seiner Rede wandte sich Untcrslaatslekretär Eranborne lebhaft gegen die heftigen Angriffe Bowles' gegen Deutschland und sagte, eine Sprache, wie die von Bowles gebrauchte, könne nur Schaden anrichten, Redner bestritt, daß die Bez iehungen zu Deutschland nur emc Reihe von Fehlern gewesen seien und führt die Zanzibar- Angelegenheit an, mit deren Regelung unzufrieden zu sein für Eng land kein Grund bestehe. Er glaube auch nicht, daß das deutsch englische Uebereinkommen bezüglich des Bangste ein Mißgriff ge wesen sei. Es sei zu bedauern, daß dieses Uebereinkommen von Deutschland nicht ebenso ausgclcgt werde, wie von England, das Uebercinkommen habe aber nur Gutes heroorgebracht. Die eng lischen und die deutschen Eisenbahn-Syndikate ln China schienen aus gutem Fuße miteinander zu stehen, keine der beiden Parteien habe bei dem Wettbewerbe besseres errungen, als die andere. In der Frage der Räumung Schanghais habe die deutsche Regie rung geivisse Forderungen gestellt, die von der englischen zurück- gewieien worden jelen, und die chinesische Regierung habe den englischen Standpunkt sich zu eigen gemacht, Cranborne verteidigte dann die Politik der Regierung bezüglich Venezuelas und der Bagdadbahn, Hinsichtlich Venezuelas warf Redner die Frage aus, ob cs denn als politischer Grundsatz ausgestellt werden solle, daß, weil die englische Politik in einer vergangenen Zeit nicht identisch war init der Politik eines anderen Landes, oder weil einmal im deutschen Reichstage einige unhöfliche Bemerkungen gefallen seien, ein gemeinschaftliches Vorgehen ausgeschlossen sein solle'? Schließ lich zur kanadischen Frage übergehend, sagte Cranborne, Eng land wünsche mit allen tremdcn Völkern in gutem Einvernehmen zu leben, stelle aber seine Kolonien vor jede fremde Nation, So bald Deutschland und andere Länder zugäbcn, daß Englands fis kalische Beziehungen zu seinen Kolonien eine innere Angelegen heit Englands seien, cm der sic keinen Anteil hätten, werde Englands Haltung bei den Handelsvertrags-Verhandlungen mit 'Deutsch land so entgegenkommend sein, wie der größte Freund Deutschlands cs nur wuiychen könnte. Nach Cranborne führte Grey aus, das Zusammengehen Eng lands mit 'Deutschland in China sei ein Fehlgriff gewc en, Deutschland habe England keinerlei Unterstützung angcdeihen lassen, Grey trat dann für eine Verständigung mit Rußland ein. Auf eine Frage, warum die Regierung nach vierjährigem Schweigen in der kanadischen Angelegenheit jetzt vorgehe, gab Kolonial sckrctär Chamberlain einen historischen Rückblick über die An gclegenhcit und sagte, die neuen Umstände lägen in der Drohung der deutschen Regierung, welche in der Depesche des Staats sekretärs Frhrn. v. Richthofen enthalten sei. Nach dieser Depesche habe die Frage eine unendlich größere Bedeutung gewonnen, weil die englische Regierung von der deutschen benachrichtigt worden sei, daß Deutschland nicht allein seine Politik der Wicdcrvcrgcstiing gegen Kanada noch strenger gestalten wolle, sondern daß Deutsch land das tun wolle zu dem besonderen Zwecke, jede andere Kolonie zu verhindern, Kanadas Beispiel zu folgen. „Da auf der kolonialen Konferenz," fuhr Redner fort, „deutlich hervortrat, daß olle Kolo nien gewillt find, uns in Zukunft Vorzugsbehandlnng zu gewähren, so war cs eine offene, gegen uns gerichtete Drohung, daß, wenn wir nicht die Kolonien verhindern, uns Vorzugsbehandlung zu gewähren, wir dafür zu leiden haben würden. Ich habe darüber keinen Unwillen oder Ucberraschung ausgedrückt, wie behauptet worden ist, ich habe im Gegenteil erklärt, daß cs mir durchaus natürlich ichien, daß, solange Deutschland glaube, daß unsere Poli- tik nur eine solche des passiven oder überhaupt keines Widerstandes sei, es wahrscheinlich sei, daß die deutschen Staatsmänner die Politik fortschcn werden, die nach ihrer Ansicht im Interesse des deutschen Handels liegt," Chamberlain fuhr fort und schloß: „Ohne irgendwie Ueberraschung oder Unwillen auszudrücken, haben wir uns vollständig klar gemacht, daß wir in Zukunft, so weit wir als eine Regierung in Betracht kommen, die Forstctzung dieser Bergeltnngspolitik nicht zulasten werden, ohne alle m unserer Macht befindlichen Schritte z» tun, ihr ein Ende zu bereiten. Ich freue mich, daß wir durch diese Erklärungen, die. wie ich annehme, von der großen Aloise deS englischen Volkes guigchcitzcn werden, schon den Erfolg erzielt haben, daß wir jetzt zu Verhandlungen über die Angelegenheit ausgcfordert worden sind, d>e wahrscheinlich zu einem oefrlcdlgcndcren Ergebnis führen dürste», als die früheren, die vollständig sehlgeschlagen sind, weil wir zugebe» mußte«, daß wir keine Waffen in der Hand hatten, um einen Handel abzn- jchließen.- lBeifall.j Hieraus ergriff, nachdem noch der liberale Führer Asauith gesprochen hatte. Premierminister Balfo »r das Wort. Cr sagte, er wolle aus die Beschuldigung, daß die Regierung nichts getan habe, mit der Erklärung antworten, daß Deutichlcmd Vorstellungen geniacht worden seien, welche de» Verhandlungen ein ganz anderes Aussehen gegeben hätten. Cs sei behauptet worbe», die Regierung habe zwei Jahre nichts getan, man müsse aber bedenlen, da» dies Jahre gewesen seien, tn denen England einen furchtbaren Krieg in LÜdasrika zu führen hatte und deshalb nicht in der Lage war. sich in Streitigkeiten mit den kontinentalen Nachbarn einzulasien, und daß Canaoa damals finanziell von dem Vorgehen Deutschlands nicht zu leiden gehabt habe. Wenn das der ,;all gewesen wäre, würde die Regierung verpflichtet gewesen sein, um jeden Preis zu guniien Canadas einzuschreiten. Er könne nicht ersehen, welche Politik Asauilk vertrete. Sei er für eine durchaus passive Hal tung, wenn gegen eine der englischen Kolonien AnSgleichsrölle zur Geltung gebracht würden, weil sie dem Mntterlande VvrzugS- behandlnng gewähre? „Wie ich ihn verstanden habe, müßten wir cs als nnsieundlichen Akt ansfassen und einen Krieg beginne», wenn nur ein fiskalisches Vorgehen gegen u»S unternommen wird; ober ein WiedervcrgellnngStarif ist weniger kostspielig und weniger zu tadeln, als ein Krieg. Wenn ein Krieg berechtigt ist. dann ist cs auch ein Wicdervrrncllnngstaris. Niinmt die Opposition den Standpunkt ein, daß Deuischland gegen unsere Kolonien »nter- nchnien kann, was ihm beliebt, und wir keine Wiedervergeltung üben tollen ? DaS ist weder der Standpunkt der Regierung, noch vereinbar mit der Zugehörigkeit zu einem großen Reiche." Nach einigen Bemerkungen Cainpbell-Bannermans wurde sodann der Gegenstand verlassen. Lagesgeschichte. Deutsches Reich. Zu dem vorläufigen Ergebnis der Reichstags- wählen nach der ^timmenzahl bemerkt der konservative „Reichs- bvte": „Hiernach haben bei weitem am stärksten Sozuiliste», Zcntrnmswähler und Polen zugciwmmcn: eine Regierungs- pviltik, die derartige Ergebnisse für das innere Parteileben zeitigt, muß nach verschiedenen Richiungen hin eine verfehlte sein. Denn in eine»! kvnstilutionellcn Staatswescn liegt es doch nicht so, daß die Parteien für sich eni gesondertes, unabhängiges Dasein sichren, sondern ihr Zustand hängt auss engste mit der politischen Richtung, mit den Erfolgen oder Mißerfolgen der ausschlaggebenden Regierung znchmme»: wenn daher fast alle Parteien, die aus natio nalem Boden stehen und mit deren Beihilfe einst dos Deutsche Reich errichtet wurde, entweder zurückgchen oder süllstehen, während Sozialismus, Klerikalismus und selbst Polonismus vordringt, so muß vieles bedauernswerte Ergebnis die Regierung durch ihre eigenen Fehler mit großgezogen haben. Eine Schuldschiebung, die gern die Bercmlwortung den Parteien allein anflasten möchte, gibt cs hier nicht. Vor allem bedeutet das Resultat auch, veß die mehr oder weniger grundsätzlichen Gegner der historischen Staais- autorität im Wachsen begriffen sind, Sozialisten sind direkte Re volutionäre, die Ultrnmontanen stehen dem „Laienstaat", den der Papst noch 1902 in seinem Testament als unheilvolle Schöpfung bezeichnet hat, fremd gegenüber und arbeiten an ihm nur mit, so weit sic durch kirchcnpolitijchc Zugeständnisse an Rom gewonnen sind, die Polen tuchen sich von Preußen loszurcißen — wenn im Volke der Anhang von diesen drei Richtungen gestiegen ist, so muß die Regierung ihre eigene Autorität im Lande um ebensoviel ge schwächt haben — worauf will sic dieselbe eigentlich noch stützen, wenn das so weiter geht? Es bleibt also dabei, daß der Ausfall der Wahlen ein starkes Menetekel für das jetzige Regime und seine mannigfachen politischen Schwächen bedeutet. Es befindet sich aus einer schiefen Ebene, die, wenn sie nicht bald zum Stillstand kommt, für die Zukunft noch ernstere Verwicklungen in sich birgt. Mit lächelndem Opportunismus ist es nicht mehr getan, sondern hier gilt Einkehr und Auslässen. Wenn der Wind dcrZtritik auch etwas scharf aus der Ecke pfeift, so kann er doch den Segen haben, eine Stickluft, die sich in unserer inneren Politik immer explosiver an- häust, mit reinigen zu Helsen. Ein guter Staatsmann muß auch etwas von dem homerischen Gotte Äeolos an sich haben, der die Winde recht zu lenken versteht, statt sich über sie zu ärgern. Sonst kann der Wind einst noch zum Sturme werden. Wir sind schon aus dem geradesten Wege dazu. Selbst dienstfertige, liberale^ und offiziöse Federn bringen es kaum noch fertig, über die wahre Stim mung im Lande zu täuschen, so sehr sie es lieben, Potemkinsch« Döner auf.zubauen." Von de» neuen Reich stagsabgcordneten sagt ein Berliner Blatt: „Gewiß, sie füllen ihren Platz aus, wenn sie da sind, sie reden mitunter, stimmen häufiger und sind stolz, daß man die Stimme» nicht wägt, sondern zählt. Für das Bost und für die Geschichte aber hat eine einzige geschlossene, in sich gefestigte Persönlichkeit mehr Gewicht, als hundert Herden menschen. die kommen und gehen, gewählt und vergessen werden," So zu lesen nicht ctnm in einem konservativen Blatte, sondern in der — freisinnigen „Vossischcn Zeitung". In den letzten Tagen verbreiteten die Londoner „Central News" ein Telegramm aus Ncivyork, wonach die Chicagoer Polizeibehörde die Kopenhagener Polizei von einem Anschlag amcrikanisclier Anarchisten gegen den Deutschen Kaiser benachrichtigt hatte. Wir hatten die Sensationsnachricht seffast- verständlich nur mit allem Vorbehalt wiedcrgegcben. . Jetzt liegen einige Meldungen vor, aus^ denen hcroorgcht, daß den skandinavischen Behörden von der Sache nichts bekannt ist. Aus Christiania wird berichtet, nach einer als zuverlässig bezcichnctcn Mitteilung des „Norwegischen Tclcgrammburecius sei bei der norwegischen Polizei keine ausländische Mitteilung irgendwelcher Art über die Ankunft amerikanischer Anarchisten eingelaufen. Das Gerücht sei wahrscheinlich a»f den Umstand znrückznführcn, daß vor einiger Zeit eine bekannte amerikanticlie Anarchistin zur Er holung nach Norwegen gekommen sei. Aus Kopenhagen wird gemeldet, der dortige Polizei-Inspektor Goll. Chef der Geheim Polizei, habe einem Mitarbeiter der „Politiken" erklärt, daß er — im Widerspruch zu einer Mitteilung des „Ncwyork Herold" — keinerlei Nachrichten von der Polizeibebörde zu Chicago über die Abreise von Anarchisten nach Dänemark erhalten habe. Dagegen hätte die norwegisclw Polizei vor einigen Taaen.die Mitteilung gesandt, daß sich zur Zeit znx-i bekannte amerikanische Anarchisten in Norwegen aufhielten, über deren Ankunft sie ldie norwegische Polizei! durch die amerikanische Behörde unterrichtet worden sei: davon, daß sie ein Attentat gegen Kaiser Wilhelm planten, lei aber durchaus keine Rede gewesen. Dagegen soll einer Ncw- yorkcr Nachricht des „Standard" zufolge der Chef der Chicagoei Polizei, Mr, O'Ncill, -geäußert haben, baß an dem Gerüchte von ciiicm geplanten Attentat gegen den Kaiser Wilhelm etwas Wahres sei. Man habe eine Warnung nach Berlin gehen lassen. Der Polizeichef habe hinzugesügt, daß die Anarchisten heutigen Tages bemüht seien, ihr Ziel dadurch zu erreichen, daß sie durch die Arbeitern reine Unzufnedenhcit verbreiteten. Er habe wört lich gesagt: „Der Tag der Bombe, der Kugel und des. Dolches, als Mittel zur Vernichtung der Regierenden, ist vorbei. Statt dessen hat eine eifrige Pravaganda in der ganzen Welt be gonnen, deren Ziel die Proklamation des Wcltstrciks ist. Nach diesem Streike streben die Anarchisten. Statt sich in den Hinter- balt z» legen und Königen und Präsidenten auszulaucrn, treten sie Arbciterverbänden bei, indem sic gleichzeitig ihren inneren Verband beibchalten." — Hierzu bemerken die „Hamb. Nachr.": „Wir können, trotz aller ungewöhnlichen Dinge, die in Amerika möglich sind, nicht glauben, daß sich der Chef der Chicagoer Polizei in dieier Art über die Anarchisten geäußert und als Mausernngsapostcl für dieselben cnffgctretcn sei. Er würde sich dadurch zum Mitschuldigen derselben machen, weil seine Acnße. rungen geeignet wären, die Wachsamkeit der europäischen Polizei-. organe gegen die Anarchisten einzuschläfcrn. Wir erinnern uns übrigens, kurz vor der Ermordung des Königs Humbert von Italien vor drei Iabren, ganz ähnliche Veröffentlichungen, be treffend die angebliche Harmlosigkeit der Anarchisten, m amerika- nischcn Blättern gclelen zu haben." Im Anschluß cm die Beschlüsse der Eisenacher Kirchen- k on s e re uz hatten die Ausschüsse der kirchlichen Landeskonferenzen beider Mecklenburg an die Großherzogiichen Regierungen sich mit der Bitte gewandt, daß das freie Zustimmungs- oder Ab- lehniingsrecht in allen Oraaniiationssragen den Landeskirchen ge- wahrt bl^ihe NAH jed^. Ä>iz>gtjchkcit einer Ueberstiminung Dresdner Nachrichten. 2«4. Seite ». So«»abe»d. Sk!. Juli I«0»
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