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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040312022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904031202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904031202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-12
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Gerichtoverlinudlllngcil. „Dresdner OivbeuS". Berliner Leben. Tvnnnliettd, 12. März 1901. Zur Aufhebung deö 8 iS des Jesuiten-Gesetzes. Die in einem Teile der Morgenausgabe bereits mitgctcilte Interpellation, die in der Zweiten Kammer cin- gebracht worden ist, lautet: „Der Bundesrat bat in seiner Sitzung vom 8. März dem vom Reichstage beschlossenen Gesetzentwürfe betr. die Aufhebung des 8 2 des Gesetzes über den Orden dcr Gesellschaft Jesu vom 4. Juli 1872 zngesiimmt. An die König liche Staatsregierung richten wir deshalb die Anfrage: 1. Ist die Königliche Staatsregierung bereit, Auskunft darüber zu geben, ob die sächsische Regierung im Bundcsrate für oder gegen den 8 2 des bezeichneten Gesetzes gestimmt hat. — 2. Ist die König liche Staatsregierung der von den Unterzeichneten vertretenen Anschauung, daß die Bestimmung in 8 58, Absatz 2 dcr Vcr- fassungsurkunde: „Es dürfen weder neue Klöster errichtet, noch Jcsuiten oder irgend ein anderer geistlicher Orden jemals ini Lande ausgenommen werden", durch die Aufhebung des 8 2 nicht hin fällig wird." An erster Stelle sind unterzeichnet die Abgeord neten Opitz, Rollst, ß, Dr. Spiest und Dr. Vogel, worauf sämt liche evangelischen Kammermitglieder, mit Ausnahme des Abg. Günther, folgen. Präsident Dr. Mchnert knüpfte an die Verlesung der Interpellation die Mitteilung. Last er den: Herrn Minister eine Abschrift zustcllcn und in nächster Woche eine Verhandlung über die Interpellation herbeizuführcn suchen werde. Inzwischen hat sich der wesentlichste Teil dcr Interpellation durch die Erklärung im „Dresdner Journal" bereits erledigt. Auf die weitere Absicht, die Regierung auch über ihre künftige Haltung bei einer etwa in Betracht kommenden Aushebung des ganzen Jcsuitengesehes zu befragen, scheinen die Interpellanten, nach dem Wortlaute der Interpellation zu schlichen. Verzicht geleistet zu häbcn. Gegen die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesctzes sind im Bundcsrate, wie nach dcr Erklärung im „Dresdner Journal" feststcht, die vier sächsischen Stimmen abgegeben worden; ebenso nach dcr „Geraer Ztg." die Stimme für Reust j. L. Im braunschweigischen Landtage ist eine Interpellation eingebracht worden, in welcher das Ministerium um Auskunft ersucht wiro, in welcher Weise die braunschweigische Negierung im Bundesrate zu der Aufhebung des 8 2 des Jrsnitengesetzes Stellung genommen hat. Der .Fieichsbote" will wissen, das;, nachdem schon vor längerer Zeit eine nicht sehr große Mehrheit im Bnndespate für die Auf hebung des 8 2 des Jesuitengesctzes vorhanden gewesen, cs in den letzten Wochen dem Reichskanzler gelungen sei, noch Baden und einige norddeutsche Kleinstaaten für die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes zu gewinnen, sodast sich im Bundcsrate am Dicns- tag über 40 von den 58 Stimmen für die Aufhebung gesunden hätten. Die drei hessischen Stimmen sollen sich nach dem „Rcichs- boten" der Abstimmung enthalten haben. Wenn sich die Angaben des „Reichsboten" bestätigen, so würde die Tatsache, daß für die Aufhebung des § 2 eine so erhebliche Mehrheit des Bundesrats eingetreten ist, ein um so beschämenderer Beweis für die Ab- hängigkeit sein, in der sich die verbündeten Regierungen gegenüber dem Ültramontanismus im Reiche befinden. Die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes erfolgt, ent sprechend einem Antrag, der 1896 von den Konservativen und der Freisinnigen Vereinigung im Reichstage eingebracht worden ist. Gleichzeitig hatte damals das Zentrum, wie schon früher wiederholt, die vollständige Aufhebung des Jesuitengcsetzcs gefordert. Der Antrag des Zentrums auf vollständige Auf hebung des Jesuitcngesetzes wurde am 1. Februar 1899 im Reichs tage angenommen und unmittelbar darauf auch der Antrag auf Aufhebung nur des 8 2. Für diesen Antrag auf Aufhebung nur des 8 2 hat der ganze Reichstag gestimmt, mit Ausnahme eines geringen Teils der Nationcrlliberalen. Auch das Zentrum hat diesem Anträge Limburg-Stirrrm-Rickcrt zugestimmt. Die große Mehrheit der Nationalliberalcn hat jür die Aufhebung des 8 2 gestimmt. Als im Februar 1897 wiederum ein Antrag auf Aushebung des Jesuitengesctzes im Reichstage verhandelt wurde, erklärte Abg. Marquardscn im Namen der Nationalliberalen, der größere Teil dcr Fraktion stimme dcr Aufhebung des 8 2 zu. Den gleichen Standpunkt nahm iin Jahre 1899 bei der Beratung des Jcsttiteugcsctzcs der Abgeordnete Büsing cstr. Diese Stellung nahme der Parteien verschob sich euch nicht nach der Erklärung des Reichskanzlers zu gunstcn dcr Aufhebung des 8 2 am 3. Februar 1903. Der Sprecher dcr nationalliberalcn Partei, Abgeordneter Franken, betonte, „er Iverde sich freuen, wenn die Aushebung dazu diene, den Frieden lst im Reiche zu fördern". Auch im letzten Wahlkampfe hat dcr Führer der Nationallibcralen Bassermonn im Mai 1903 in einer Kandidcitenrcde in Karlsruhe hcrvorgchoben, er könne die Erklärung nicht abgebcn, daß er künftighin gegen die Aufhebung des 8 2 stimmen werde. Die uationalliberale Partei habe ihren Mitgliedern freie -Hand gelassen. Dcr am 17. Januar 1899 von den Konservativen cingcbrachtc Gesetzentwurf für Aufhebung des 8 2 des Jesuitcngesetzes ist von den nachfolgenden Antragstellern unterzeichnet worden: Graf zu Limburg-Ttirum. Graf v. B smarck-Bvhlen, v. Brockhauscn, Firzlasf. Förster- Sachsen. Tr. v. Frcge-Weltzien, Henning, tzilgendorff, Jacobs- köttcr, Graf v. Klinckowström. Dr. v. Levctzow, v. Locbell, Frei herr ». Nichchofcn-Tnmsdorf, Freiherr v. Wangenhcim-Pyritz, v. Waldow und Ncitzcnstcin. Vom Standpunkte der überwiegenden protestantischen Mehr heit des deutschen Volkes aus erscheint es ganz unbegreiflich, daß die leitenden Stellen in Berlin es gewagt haben, das gerade im Punkte des Jesuitismus so überaus empfindliche evangelische Bewußtsein so zu brüskieren und als grrantitö nc-ccligenblc, zu behandeln, wie cs durch d'e jetzige Zu stimmung des Bundesrats zu dem mehrfachen Ncichstagsbeichlusse über die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengejetzes geschehen ist. Für die Bundesstaaten mit vorwiegend protestantischem Charakter gilt nunmehr der Sah: „Arzt, hilf Dir selbst!" und sic werden darum unbekümmert um den Wind, dcr in Preußen weht, aus der Schanze stehen müssen, um die evangelische Geistessrciheit gegen jesuitische Knechtungsgelüste zu verteidigen. Unter den Prcßstimmcn ist noch eine für die Auffassung in nationalliberalen Kreisen bezeichnende Auslastung deS Hann. Co n r." bcrvorznheben. in der es beißt: „Wie ,» er warten war, graben die ZentrumSblätter wieder einmal die Worte aus. die vor einer Reihe von Jahre» Rudolf v. Bknnigsenz» gunsten der Aufhebung des 8 2 des Jesuitevgeletzes grivrochen hat. Wir baben darauf bereits geantwortet, daß sich die Zeiten seitdem gewaltig geändert babc» und daß heute, wo das verbängnisvolle Uebeigewicht des Ültramontanismus in nniercm staatlichen Leben auch dem Blindesten die Augen öffnen müßte. Rudolf v. Bennigsen sicherlich zu einer wesentlich andere» Entscheidung gekommen wäre. Heute tritt, wie gesagt, die tatsächliche Bedeutung der neuesten Wendung der Reichspolitik vor der stmiptomatüchcn weit zurück. Seit fünf Jahren hat es der Bundesrat abgelchnt, auf den Reichs- tagsbcschluß vom 1. Februar 1899 einzugeben. vor kurzem ver sicherten noch die offiziösen Beichwichtigungsholräte, es sei nichts zu machen bei den bekannten Stimmverhältnisten im Bundesrate: jetzt embeiue» plötzlich die Ergebnisse der bekannte» Hinter den Kulisien-Tiplomatie. die hier noch geheimnisvoller sunktionierte als bei dcm Scherljchcn Sparlotto und der großen Scherliche» offiziösen Zukunstszeitung. Hat man in de» regierenden Kreisen wirklich keine Ahnung davon, daß dies Vorgehen gerade jetzt wirken muß wie ein Schlag t» das Gesicht der evangelischen Bevölkerung, nachdem erst vor kurzem von den bcruftnsten Vertretern de? cvan- gestichen Glaubens nachdrücklicher Protest und dringende Warnung ausgesprochen war vor dem Schritt, den man jetzt getan hat? Glaubt man über die Stimmen io völlig mit Nichtachtung Weg gehen zu könne», fühlt man sich >o ganz nur noch als Hand langer des höhere» ZentrnmswillenS? De» Glauben. daß damit der Machthunger des Ültramontanismus gestillt sein köuuie, hat man natürlich nirgends. Auch ist von klerikaler Sei!; oft genug auSacsmvchcn worden: wir nehme». waS wir kriegen, als Abschlagszahlung, aber wir höre» nicht eher auf, als bis dcr letzte Siein der Gesetzgebung dcr 70er Jahre beseitigt ist. Und dieser letzte Stein ist das Schulaustichlsgcfttz. Die Ausliesernng der Schule, das ist jetzt das Ziel. WaS da aus dem VerwsliuugS- i wege geschehe» kann, das „großherzig" wegzuwcrscn ist man >., bereits wirlsam an dcr Arbeit." Neueste Drahtmeidungcr» vom 11. März. Vom »stasiatischri, Ariegsschauplad liegen folgende Meldungen vor: Tokio. Nussiiche und japanische Jäger zn Pferde hatte:: gestern nördlich von Phöngjana ein Gefecht. Die Russen zoge>> sich nach kurzem Kamine zurück. Keine Partei hatte Verluste. i>, Tokio. Nach Privainreldunoen aus Grnscm. haben die Japaner seit dem 8. März Lre; Mo! Wladiwostok bom bardiert. Tie japanischen Granaten sollen «inen Teil der ladt zerstört haben. Nagasaki. Hier eingctrosfcne Ausländer versichern, daß alle javanischen Docks mit Reparaturen der bei Port Arthur beschädigten Schisse beschäftigt sind.. Die Stimmung der Jaoaner sei außerordentlich gehoben. Manifestanten durchzögen mit Musil die Straßen. Unter den Japanern würden lügenhafte Meldungen in großer Zahl verbreitet. Wladiwostok. lNussrsche Telegraphen-Agentur.) Um ihre Sympathie für Rußland zum Ausdruck zu bringen, hat die koreanische Bevölkerung von Wladiwostok den» Komman danten der Festung die für d'e Festnngsarbeiten erforderlichen Ar beitskräfte unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Niu ts chw <i n g. Von Augenzeugen sind hier bestimmte Be kundungen emgcgangcn, daß am 2. März in Phönghwangtschöug und Umgebung alles ruhig war. Die jüngsten Meldungen über das Erscheinen japan scher Truppen auf dem Westuser des Jal n werden für unglaubhaft erachtet. Die Zusammeuzichung dcr russischen Truppen in der Gegend der russuchen Operotionsbasis legt der chinesischen Bevölkerung schwere Lasten auf. An allen Eisenbahnstationen, die von einiger Bedeutung sind, lagern die Truppen m Zelten. » Petersburg. Ein Telegramm des Statthalters Alerejcsf an den Kaser ans Mukden vom 10. d. M. meldet: Der Kom mandant der Festung Port Arthur berichtet, daß heule früh. utWähr 1 Uhr, im Bereiche der Lichtstrahlen unserer Schein» werwr Schiffe gesichtet wurden, die Torpedoboote zu sein schienen. Uiuere Batterien cröffneten das Feuer auf die Schiffe. Um 2 Uhr 40 Min. früh gingen unsere Torpedoboote in See und trafen um 4 Uhr westlich des Liaotieschan-Leuchttnrmcs auf den Feind, der. nachdem einige Schüsse, abgegeben worden waren, nach Süden in der Richtung auf Chandouue aüdampste. Unsere Torpedoboote kehrten in den Hafen zurück. Petersburg. Das heutige Telegramm des Statthalter-? Ale re je ff an den Kauer meldet ferner: Die früh 6Ve Uhr in den Haien von Port Arthur zurückkebreudcn Torpedoboote brach ten die Kunde, daß ein feindliches Geschwader sich nähere. Gegen 8 Uhr früh cröffneten die Japaner das Heuer aus unsere Kreuzer und die Festung. Tic Japaner, die 14 -schiffe hatten, hielten sich, so lange sie schossen, hinter dem Lcuchiturm Liaotieschan. Petersburg. Ter „Regiernngsbote" meldet: Ter Kaiser empfing vorgestern Vertreter der Tagespreise sdcu Herausgeber der „Nowojc Wremja" und den Redakteur der „Pctersburgskija Wjeoomostm) und äußerte bei Entgegennahme einer von den Ge- nannten übermittelten Ergebenheits-Adresse, er habe in der letzten Zeit die Presse aufmerksam veriolgt und sich überzeugt, daß sic die Ereignisse richtig interpretiere. Der nationale Geizt, der die Presse beseele, hgbc ihn tief befriedigt. Er hoffe, die Presse Werse sich auch weiterhin der Aufgabe würdig erweisen, die Gefühle und Gedanken des Landes znm Ausdruck zn bringen und ihren großen Einfluß auf die öffentliche Stimmung benutzen, um in diese Wahrheit und nur Wahrheit hineinzubringcn. Knust und Wissenschaft. s-* Mitteilung aus dem Bureau dcr Königl. Hof - theater. Die morgige Aufführung der vicraktigcn Oper „La Boheme" von Puccini lSonnabcnv, den 12. März) im Opern haus« beginnt um */>8 Uhr. tz* Konzert „Dresdner Orpheus". Ten hohen Rang, den dcr „Orpheus" m der Reche von Jahren eiunimmt, seit er unter Herrn Albert Kluges Leitung steht, weiß er vortrefflich zu behaupten. Numerisch stellt er zur Zeit eine» Chor von beinahe 200 Sängern, und stimmlich ist er nicht minder hervorragend bestellt, alles in ollem ein großes ausaezeichnet diszipliniertes Ensemble, aus dem sich unschwer auch de Zuverlässigkeit, die Lust und Liebe zur Sache des einzelnen, heraussühlen läßt. Mit einem solchen Körper voll Kraft und Intelligenz läßt sich, wie man cs gestern wieder gehört, smgen und siegen. Keiner dcr Chöre versagte in dcr vollen Wirkung und einige erzielten, dank dcr ausgezeichneten Wieder gabe, sogar einen Erfolg, der ihnen unter minderwertigen Ver hältnissen sonst wohl nicht beschicken sem dürfte. Zn diesen zählen wir v. d. Stuckens Chor .Mutter", den der „Orpheus" gestern zum ersten Male sang. Der Versuch, die schön und tiefempfundene Dichtung Carmen Sylvas in dcm Ausdruck des Wortes „Mutter" ie nach dem Inhalte der Strophen charakteristisch zur Geltung zu bringen, verleitete den Komponisten zu anslällia zum Wechseln der Toi ' ^ ' ' - r ^ <- - "> teil von Herzen berausgcfühlte „Mutter' bedeutet. Wenn cs dennoch gelang, aus dcm Chore «ine größere Wirkung berauszuholen und ihn zu einem guten ^ ' ' so konnte dies nur durch die nicht der Sänger und ihres Dirigenten . im Sommcrkonzert des „Orpheus", vermochte der Brambachsche Gbor „Der fliegende Holländer", der voriges Jahr als Prcischor im Frankfurter Wettstreite gelungen wurde, anzusprcchcn. Er ist und bleibt verfehlt in dcm Bestreben, die dramatischen Momente der Dichtung in die schärfste Beleuch tung zu stellen. Das „Zucken", „Blitzen" und „Flimmern in schirmendem Bogen", das Gelächter der Geistermannschaft, klingt «her komisch als tragisch, und die Schilderung des Unterganges wirkt, statt erschütternd, rein sentimental. Dabei strotzt das Werk von Schwierigkeiten, von Jntonationskunststücken, die kaum tadel los zu überwinden sind. Den Chor in dcr technischen Vollkom- -n- Keit auSgeftihrt zu haben, wie es gestern gelang, dafür gebührte dem „Orpheus" ein Preis, der in ähnlichem Fall ihm so leicht nicht streitig gemacht werden könnte. Im übrigen kann sich dieser »Holländer" kaum «inioe Lorbeeren pflücken. Nicht weniaer ein in Kanonsorm gehal- ' ,Vi schwierig ist das Kirchliche „Gelöbnis . tener Chor, der den als Humoreske gedachten Stürznerschen Vier zeiler: „Und stünde dcr Himmel mir offen — Und all seine Pracht wäre mein, — Wenn Deutsch drin nicht würde gesprochen. — Ich ginge, bei Gott, nicht hinein!" in ernsten Tönen behandelt. Der Komponist will mit dieser Auffassung zweifellos allem und jedem Verdacht dcr Blasphcmicrung aus dem Wege gehen, er nimmt damit aber auch dem Stückchen die Eigenart des Einfalls. Jedenfalls hat der „Orpheus" die Intentionen Kirchls ausge zeichnet getroffen und den Chor zu einer Geltung gebracht, die schwer zu überbicten ist. Dagegen fanden Dörings „Mädchen träume" durch den glücklich scstgehaltcnen Volkston so reichen Anklang, daß der Chor teilweise wiederholt werden mußte. Von früher vom „Orpheus" gesungenen Chören hörte man H. Zöllners „Deutschlands Trost", Vvlkmanns „Von der Kopve", Schumanns „Minnesänger" und Pfitzners „Landsknecht". Letz terer hatte den meisten Erfolg. Zum Lobe dcr Orphc'iden und ihres vortrefflichen Dirigenten Kluge ist kaum etwas Neues zu sagen, auch nicht besonders zu betonen, daß sämtliche Vorträge vor überfülltem VercinsbauSsaale die glänzendste Ausnahme fan den. — Von den Solisten fand Herr Karl Jörn von der Berliner Hofovcr den meisten Beifall. Er sang die Vasco-Arie aus dem 4. Akte dcr „Asrikancrin", die Stretta auS Verdis „Troubadour". Lieder von Ficlitz, „Morgenhpmne" von Henschcl und Ries' „Mit Rheinwein füllt die Becker" mit schönen, auch im hohen Register ausgiebigen Mitteln und noblem künstlerischem Vortrage. Besonders gefeiert und durch mehrfache Hervorrufe ausgezeichnet wurde er für die sehr wirkungsvolle Wiedergabe der Lieder. Die Münchner Violinvirtuosin Frl. Linka v. Linprun spielte technisch brillant und geschmackvoll ein Riessches Adagio und noch besser ein Scherzo von Lauterüach. Weniger gut liegt ihrem Vortragstalent die Deetlwvensche I'-ckur-Rowanze, für die ihr vor läufig noch das echte Stilgefühl abgeht Für die Klavierbegleitung machte sich -Herr Albert Kluge verdient. K. 8t. Berliner Leben. II. Berlin, S. März. Berlin tanzt, Berlin amüsiert sich. Aschermittwoch liegt -)vn beinahe in aicharauer Ferne hinter uns, aber das geniert oie Berliner nicht. Sic fe-ern auch jetzt noch die Feste, wie sie fallen. Der Ball der Bösen Buben, dcr Ball des Deutschen Biihnenklubs, der Mpenball, der Gesinocball zum Besten der Ge nossenschaft Deutscher Bühnenangehöriacr. der Gestndcball Ber» > liner Bühnenkünstler, und wer weiß, was noch für Bälle, folgen > einander und gleichen einander meist. Fast durchweg dieselben i Personen. Fast immer dieselben Gespräche, dieselben veber- ! raschnngen, wenn auch in verschiedener Einkleidung, dieselben ! Tänze und dieselben Scktmarkcn. Man läßt an solchen Abenden unendlich viel daraufgchcn, und wer die glänzenden Toiletten, auch der nicht alleinstehenden und darum gewöhnlich von mitleidigen Nebcnmenschcn gratis cingekleidetcn Damen, anstaunt, wer be obachtet, wie üppig ganze Familien tafeln, wie der teuerste Champagner in Strömen stießt, die echten Diamanten der Schönen um die Wette blilieu, der muß zu dcr Ueberzeuguna kommen, das; in der Berliner Welt, in dcr man sich nicht langweilt, heidenmäßig viel Geld vorhanden sein muß. Bis dann ein furchtbares Ereig nis, eine Familieutragödie. irgendeine andere Katastrophe aller Welt kundtun, w-eoicl Leichtsinn, Elend und Not häufig unter dieser glänzend schillernden Außenfläche wohnen. Berlin tanzt nur zu oft auf einem Vulkan. Das habe» wieder die zahlreichen sen sationellen Fälle der letzten Tage gezeigt. Kaum hat der Fonds- Makler Mar Meper auS — wie sich nachträglich hcrausstcllte — unbegründeter Furcht, zwei bei ibm in dcr Kreide sitzende Spieler könnten den Disfcrenzcinwand erbeben, seinem Leben ein Ende ge macht: kaum hat dcr wüste Spekulant Fritz Mencr ein Logis für längere Zeit im Moabiter Gefängnis bezogen, so ist alsbald ein neuer, vielleicht noch schlimmerer Zujammcnbruch gefolgt. Ein altes, solides, hochaugesehencs Berliner Bankhaus Brendel u. Co. ist durch die fortgesetzten Unterschlagungen des ersten Prokuristen, dem die Inhaber, die ihm die Führung des Geschäfts vertrauens voll überlassen hatten, überlassen mußten, da sie selbst dazu außer stände waren, schmählich zn gründe gegangen. In diesem Falle hat allerdings nicht die Spielsucht- an sich, noch die Großmanns sucht, über die Verhältnisse zn leben, den ungetreuen Prokuristen auf die abschüssige Bah» gedrängt. Vielmehr ist er zu waghalsigen Spekulationen dadurch verleitet worden, daß auf anderen« Wege dem alten Bankhause, das, wie so viele seinesgleichen, beständig zurückgcgangcn. nicht mehr aufzuhclsen war. Natüftich ist dies nur eine Erklärung, keine Entschuldigung für diese unvcrant- wörtliche Handlungsweise. Der Mann, dcm so unbegrenztes Ver trauen geschenkt wurde, bätte rechtzeitig den Erben eröffnen müssen, daß das alte Bankhaus nicht mehr lebensfähig sei, anstatt durch wildes Mörienipiel die Trümmer ihres Vermögens und noch zahlreiche fremde Depots in den Abgrund mitzureißen. In wie zahlreichen anderen Fällen mag man sich aus dieselbe Weise übec Wasser zu halten suchen, und wie viele äußerlich noch in vollem Ansehen stehende Berliner Bankhäuser mögen innerlich auch schon morsch und anaefresien sein, iodatz sie irgendein un-
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