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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 26.08.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040826022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904082602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904082602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-26
- Monat1904-08
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Ln. kiindiaungen aui dertLcwaitcnc Zeile 2b Pta, die Livallige Zeile autTerl- leite so Pta. als Smaeiondt Zeile m Pia. Lii! Nummer» »ach San», »ud »e>erl«ac» r tralnse Grundzciie »o P,».. aut Piivaiiciie <»a Pia . 2loau>ae Zeile ans Teriieiie und als Einaciand! so Pia. AusivarligeAut. liäa« nur geacii Porausveiaklung. Beikgblälier werben mit IO Big. dcrechiiel. Nernivrcchaiiichluk: Amt t Nr. U und Sir. 20»«. ,.«l SInelieillMös M ^!öÜ6l'Iö88IIl1? mnlNi liis „llmüiitt UscliiMeii" 1 lsg lie! ,r> s > rnoirreii« uml abc-ncln üui h IltiL» MIR,'. KUl/kcIienhiochi, ' zieissnse Strasss 51. /urteilt. Nr. 237. !. Neueste Drahtberichte. Hofnackrichten. Zur Notstandstaris-Frage, Alldeutscher Verband, Gerichtsverhaild- »- lurigcn. Nuss.-japan. Krieg. „Martha". Richard Wagner-Feusvicle. Freitag 26. Angrrst 1964. Neueste Drahtmeldnnnen vom 25. August. Zum Herero-Aufstaud. Berlin. General v. Trotha meldet: Heyde ist mit Estorsf vereinigt und steht unter dessen Befehl. Fiedler mu Korn- vagme Welk und der 2 Batterie bildet die Militärstation WaterbeU. Brockdorff unter Fiedler deckt mit 60 Mann ehe- maliger Besatzung von Outjos Nardaus: Winckter nrit 50 Mann und einem Geschütz wird von Ojosondu nach Epukiro ausbrechcn, sobald die Spitze 'Deimlings Oiiusondu erreiäit hat. Hcydebreck rückt mit der 5. Kompagnie des Regiments Nr. 2 und neu- ausgestellter Artillerie aus Epukiro vor, um sich den Herero oor- zulegen. Cstorsf folgt, den Feind östlich umfassend, MühlensclS frontal und Deimling westlich umfassend. Der russifch'iapauisctie Krieg. London. Den „Times" wird aus Schanghai von gestern berichtet: Kontrecidmiral v. Reitzenstein erhielt vom Kaiser den Befehl, den Kreuzer „Askold" und den Torpedo- bootMslörcr „Grosowoi" abz» rüsten. Infolgedessen holten die Schiffe abends 7 Uhr die Flagge ein. (Damit wäre der Zwischenfall endgültig erledigt, vorausgesetzt natürlich, dag die Meldung der „Times" zulrisft. D. Redst. London. Sieben russische Offiziere, darunter ein Oberst, wurden an der mandschurischen Grenze wegen Bei rats erschossen. London. Der „Daily Mail" zufolge herrscht in den Schiss- sakrtskreisen der City Erregung wegen des Austauchens r u ssi - scher Kreuzer in den südafrikanischen Gewässern. Viele englische Schiffe seien mit solchen Waren nach Japan und China unterwegs, die nach russischer Auffassung Koirlrcbande seien. Die Schrstseiaentümer liegen die Empfänger zwar unter- schreiben, daß diese Waren nur friedlichen Zwecken dienen sollen, doch wird dies nicht als ausreichender Schutz betrachtet. London. Dem „Daily Telegraph" wird aus Kapstadt von gestern gemeldet: Sämtlichen Häsen der Kapkolonie wurde ver boten, russischen Kriegsschiffen ohne vorherige Ge nehmigung der Regierung Kohlen zu liefern. London. Die Anchor-Lmie leilt mit, ihr Damoser „A s ia", von Glasgow nach Kalkutta unterwegs, sei in Port Said eingetroffeil und berichtet, er sei 60 Meilen östlich von Kap Vincent vom Danrpfer „Ural" zwei Stunden aiigehalten und seine Papiere und Ladung seien durchsucht worden. Schanghai. Es verlautet, daß infolge der vom Waiwuhu um 4 Tage verlängerten Frist für den Aufenthalt der im hie sigen Hafen liegenden russischen Kriegsschiffe der japanische Gesandte in Peking seiner Negierung empfohlen habe, entscheidende Schritte zu tun. Altengrabow. Der Kaiser, in der Uniform der Leib gardehusaren, stieg um 7 Uhr morgens zu Pferde und begrüßte sie hier versammelten zehn Kavallerie-Regimenter, nämlich: das Regiment der Garde du Corps, das Garde-Kürossier-Negrmeiit, das 1. und 2. Gardc-Dragoiicr-Negiincnt, das 1. Gardc-Ulanen- Reaiment, das Ulanen-Rcgiment „Hennigs von Treffcnscld", das 2. badische Dragoner-Regiment, das 10. und 12. Hnsaren-Regi- ment und die sächsischen Karabiniers, im ganzen 48 Eskadrons. Die Regimenter führten zunächst, in zwei Teile geteilt, An griffe gegen einander ans. Sodann übernahm der Kaiser das Kommanvo über die ganze Kavallerie-Division und kommand.ierte einen zweimaligen Angriff gegen einen markierten Feind, den der Generalodjutant Generalleutnant von Scholl befehligte. Hierbei wurde die Kavallerie-Dioision von den reitenden Ab teilungen des 1. und 3. Gardcseldartillcric-Rcgimcnts und den Gardemaschiiieiigewehrabterlungen begleitet. Der Kaiser nahm nach beendeter Uebung den Vorbeimarsch der Regimenter ab und nahm alsdann am Frühstück im Offtzrcrskasirro teil. Königsberg i. Pr. Der Kaiser hat für die am 30. März d. I. durch Feuer schwer geschädigten Einwohner des Dorfes Possesscrn im Kreise Angcrburg ein Gnadengeschenk von 10000 Mark aus seinem Disvositionsfonds mit der Maßgabe bewilligt, daß die Verteilung der Unterstützungen an die wirt schaftlich Schwächsten unter den Geschädigten durch den Re gierungspräsidenten in Gumbinnen zu erfolgen hat. Stuttgart. Die Oberamtsstadt Leonberg (Württem bergs steht seit gestern Nacht in Flamme n. Die Hälfte ist bereits nredergebrarint. München. Wie die „M. N. N." aus Bad Soden melden, ist der Bater des Mörders des Ministers v. Plehwe, der Holzhändler Sasanow aus Saratow, hier gestorben. Das rustttche Generalkonsulat in Frankfurt o. M. hat den Aufschub der Beerdigung vergniaßt. Paris. Wi' dem „Matin" aus Marseille gemeldet wird, sollen die Zuckcrrassrnericn und andere größere Fabriken beschlossen haben, wegen den der Industrie durch den Ausstand erwachsenden Schwierigkeiten ihre Arbeiter zu entlassen und die Werkstätten vom Montag ob zu schließen. Marseille. Heute srüh ist auf den Kais die Arbeit vollständig eingestellt worden. London. Wie die hiesigen Mütter aus Newyork von gestern melden, haben sämtliche Baugewerkvereine be schlossen, dein Ausstand der Banbandwerker beiziitreten. 30000 Arbeiter sind bereits ausständig. Weitere 21 000 bereuen sieb dam vor Infolge des Ausstandes ruben die Bauten von 65 Schul gebäuden. wodurch ungesälir lOOOtiO Kinder am Schulbesuche ver- liindett werden. — Ten „Times" gebt aus Nemyork die Meldung zu. daß gestern die Arbeiter zweier großer Stahlgesetl- Ichatten in Pennsylvania in den Ausstand getreten seien. Man besiuckiek, daß sich der Ansstand auch aus die anderen Stahlwerke ansdchncn werde Ä o n st a n t i n o p el. Die Pforte ersuchte durch Noten die diplomatischcn Missionen dcrscnigcn Staaten, deren Handelsverträge mit der Pforte abgclauscn sind, um Wiederaufnahme der Verhandlungen wegen Erneuerung der Verträge. In diesen Noten wird ausgciührt. daß nicht viel strittige Punkte zurückgeblieben sind und daher eine baldige Einigung und der Abschluß der Verhandlungen zu gewärtigen sei. Baku. Wie hierher gemeldet wird, nimmt die Cholera in Ncscht zu. Aus Enscli werden Todesfälle berichtet. In Mcrw sind am 23. d. M. 51 Personen erkrankt und 13 gestorben. St. Louis. An Kaiser Wilhelm ist heute folgendes Telegramm abgesandt worden: „Ew. Majestät entbieten die im Deutschen Hause versammelten, vom Reichskommissar be grüßten Delegaten deutscher Veteranen- und Kricgerbünde von Nordamerika begeisterte Huldigung." — Ein ähnliches Tele gramm wurde an den Präsidenten Roosevelt abgesandt. — Der Reichskommissar Lewald brachte sodann ein Hoch auf Kaiser Wilhelm und Roosevelt aus. Oertliches und TättisischeS. Dresden. 25 August. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz fuhr heute vor mittag 6 Ubr mit dem Zug von Dresden-Neustadt aus nach Zeit hain. »m aus dem Truppenübungsplätze der Besichtigung des 19. Husaren-RegimentS beizuwolmen. —* Herr ArntShauptmaim Krug». Niddahat nach Rück kehr vom Urlaub die Geschäfte der Ämtshauptmannichasl Dresden- Altstadt wieder übernommen. —* Eine Versammlung von Großindustriellen, sowie kon servativen und nationalen Abgeordneten der Zweiten Stände kammer hier hat den Beschluß gefaßt, eine Deputation, bestehend aus konservativen und nationalliberalen Abgeordneten, zum Minister des Innern v. Metzsch zu entsenden, um diesen um Einführung von Notstandstarifen für die In- dustrie zu bitten. In den Kreisen der Industrie ist man allgemein der Ansicht, daß die sächsische Regierung den guten Willen habe, der Industrie in dieser schweren Zeit Erleichterung zu schassen, ihr ober wegen der ablehnenden Haltung der vren- ßischen Eiscnbahnverwaltung die Hände gebunden seien. Durch eine Aussprache an maßgebender Stelle will man unzweideutige Klarheit schassen. Die durch die Einstellung der Flußschiffahrt eingetretene Kalamität für die heimische Industrie ist viel größer, als man bisher an maßgebender Stelle angenommen hat. —* Die Vertrauens männer der Gruppe des sechsten sächsischen Rcichstagswahlkreijes (Dresden-Land-Wilsdrufs- Tippoldiswaldc-Altenberg-Gersing) der Deutschen Re form p a r t e i halten am nächsten Sonntag, vormittags 11 Uhr, eine Versammlung in Stetzsch („Bahnschlößchen 0 ad. Der Reichs- tagskandidat, Herr Rechtsanwalt Hans Kohlinamr-Tresdcn, hat sein Erscheinen zngesagt. Ta eine Reihe wichtiger Beratungen aus der Tagesordnung steht, so wird ein zahlreicher Besuch er wartet. Resormvercinsnritglicdcr sind olS Gäste willkommen. An die Beratungen schließt sich ein Ausflug mit Angehörigen > nach Cossebaude, Waldsrieden, Oberwartha, Brabichütz, Mer- bitz, Schonermühlc und Kemnitz an. Mit einer geselligen Unter haltung in Jrohncs Gasthof zu Kemnitz wird der Ausflug be- Ichlossen. —* Die gerichtliche Voruntersuchung gegen den ehemaligen Direlior der Hntligschcn Aktiengesellschatt für pbo- lvaraphische Apparate, Karl Richard Hütlig, iil nunmehr endlich abgeschlossen, und am 10. Oktober wird voraussichtlich die Sache vor der 3. Strafkammer des hiesigen Landgerichts zur Verhandlung kommen. Den Vorsitz wird Herr Landgerichts- oirektor Aböc führen. Ucbrigcns hat die Untersuchung ergeben, daß die Hüttig zur Last gelegten Unregelmäßigkeiten angenlchcin- lich weit bedeutender sind, als man urwrünglrch vcrmitten konnte. Nicht allein, daß Hüttig erhebliche Mittel der Gesellschaft ohne Vorwisscn des Aufsichisrats zur persönlichen Beteiligung an zwei anderen größeren Dresdner indiistricllen Unlernebinnngen ver wandt haben soll, er soll sich nochwcitercrenornicrUnierschlagnngcn schuldig gemacht haben, die sich ans insgesamt 320 000 Ml. be laufen. Aus den Büchern, die sonst durchaus korrekt geführt waren, konnten diei'e Unregelmäßigkeiten nicht einmal scnacsiellt werden. Auch die „Ncbcnaeschäfie" .Hüttigs wären schließlich garnicht oder doch wenigstens nicht sobald ans Tageslicht ge kommen, wenn nicht der Inhaber des Bankhauses Ed. Nocksch Nach»., Geh. Kommerzienrat Hahn, hätte üamdieren müssen. Direktor Hüttig bezog ein Gehalt von 10 000 Mk. jährlich, sowie eine Tantieme von 10 Prozent, hatte es aliu nich! im geringsten nötig, irgendwelche Ncbengeschästc zu betreiben. —* Einen für das deutsche nationale Empfinden 'ebr inter essante» Abend konnte vorgestern der Alldeutsche Verband seinen Mitglieder» bieten und zwar durch die Liebenswürdigkeit eines augenblicklich in Dresden weilenden Sicbenbürger Denlschcn. des FülircrS der dortigen „Sachsen" im Kample um die Erhaltung ibres deutschen Volkstums. Heim Professor Lexen aus Kron stadt. Herr Professor Lezeu war der Einladung des Herrn Tr. Hops, des Vorsitzenden der hiesigen Ortsgliipve. ohne Zögern ge folgt, obwohl er schon durch die Tatsache, im Alldeutschen Verband gespiochen z» habe», seitens seiner magna»ische» Obcibchörde Un annehmlichkeiten zu hcsürchten hatte. Nach einiae» einleitenden Beariibnngswortctt des Herrn Dr. Hopf gab Professor Leyen zu nächst einen kurzen geschichtlichen Ucberblick. Tie Deutschen in Siebenbürgen seien zuerst als Srützen der Krone (,.sä retinsuäam ooron >m ) von den ungarischen Fürsten ins Land gerufen und mit Privilegien aller Art ausgeslattct worden. Ter deutsche Ritter orden war es vor allen Dingen, der das Land besiedelte und gegen Einfälle äußerer Feinde der Stevhanskrvne zu erhalten wutzle. 800 Jobre sei die? her und in dreier Zeit hätten sich die Sicben bürger Lachsen stets als treue Untertanen der angestammten unga rischen Fürste» gezeigt. Nichts als gute treue Untertanen wollen sie auch sein, aber wenn ihnen auch im Lause der Zeit manches Privilegium genommen worden sei, eins dürsten, wollten und würden sie sich nicht nehmen lassen, das sei ibr deutsches Volkstum und ihre deutsche Kultur. Demi schon in einem alten deutsche» Gesetze des Landes heiße es. daß der verflucht sei, der das alte uud natürliche Band zwischen dem siebcubürgiicheii und dem deut schen Volksstammc für nichts achte oder es zerreißen wolle. Nach dem Kossrrths Auftreten schon den ersten Anstoß gegeben, begann seit 1867 die eigentliche systematische Magyarisierung Sieben bürgens. Und dabei sind von den 17 Millionen Bewohnern des weiten Unaarlandes nur 7 Millionen Magyaren! Durch das so- neirannlc ..Mirtelstuhlaesetz" von 1883 wurden zunächst die höheren Schule» und ihre Lehrer »»ter die maanarische Kontrolle gebracht, während nran neucrdinas auch die Volksschulen darunter zu bringen versucht. Jeder Kandidat der höheren und des VolksschullebrainteS »ruß seine Eramina jetzt vor einer mna»ari>chcn Prüstrnastömiilis- sio» ableae» und auch vorher schon die letzte» Jahre auf einer der LairdeSuuivcrsitäte» studieren. Es folgte die Magyarisierrriig der Namen, bcwuders der Städtenamcn. Ja, schwere Zeiten hätten die Siebeiibüiger Sachsen durcdzumachcn. aber diese schweren Zeiten fanden das Volk auch gerüstet und einig wie einen Mann. Der beste Beweis hiersür sei. daß dies kleine Völkchen von etwa 230000 Seelen aus 256 Ortschaften verteilt — alle Lasten für Schule und Kirche ganz allein trage. Und was für Lasten seien dies! Da habe jedes, auch das kleinste Dörfchen, seinen Pfarrer, seinen Lehrer »ud seine Schule. In den 10 Städten seien überall höhere Lehranstalten, nämlich zusammen 5 Gymnasien, 2 Unterreal- scbule». 1 Obcirenlschnle. 1 Lehrer- und 1 Lehrerinnenieminar- Als selbstverständlich gelte es, daß icdcr. der sich dem Studium Kunst und Wissenschaft. f-* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- tbeater. Im Övernbau > e wird Sonntag, ven 28. August, die dreiaktlge komische Over „Das Glöckchen des Ere miten" von AimS Maillart irr folgender Besetzung gegeben: Rpse Jriyuet: Frau Webelins: Georgette: Frl. Schäfer (zum erstenmal); Belamy: Herr Kieß (znrn erstenmal): Syluai» : Herr Würlhetr; Thrbarit: Herr Erl: Ei» Prediger: Herr Wächter. Königl. Hosoper. „Martha". Her c van Humalda wies auch in seiner -viertel, Gastrolle den Besitz eines bemerkens werten stimmlichen Fonds »ach, bestätigte aber auch irr ver stärktem Maße die Unzulänglichkeit seiner künstlerischen Quali täten. Abgesehen von seiner Darstellung des Lyoncl. die kaum über die ersten Geh- und Stehversuche der dramatischen Gestal- tung hinouskam, gab er musikalisch ein ziemlich verfehltes Bild des luacndlichen Naturburschen, indem er ihn bedenklich in krank hafte Sentimentalität auslöste und mit Akzenten ausstattctc, die meist als verfehlt erscheinen mußten. Es liegt in der Natur der Sache und in der musikalisch meisterhaft gefaßten Partie, die dem Sänger nichts zumutet, was über die dem bol onnto gesteckten Grenzen hinausgcht. daß der Gelang dem Lyonel leicht und locker von der Lippe flieht, daß alles in Anmut und Liebenswürdigkeit erklingt, in rein lyrischer Poesie, ohne gewalt- sam herbeiaczogcne heroische Färbungen und Schattierungen. So aufgefaßt. singt sich die Rolle sozusagen von selbst. Leider befleißigte sich Herr v. Humalda gestern fast des Gegenteils. Er beharrete meist bei einer starken, dickflüssigen Tongebung, der, moalicherweis« infolge von Indisposition, ein heiserer Beiklang an- hastete, er gefiel sich, die Stimme auf einzelnen Tönen bis zur Er schöpfung auSzuladen, ohne Rücksicht aus künstlerische Phrasie rung, und selbst in Momenten, wo er stimmlich durchaus beachtens wert wirkte, wie in der Szene und Arie des dritten Aktes, per- fiel er gesanglich derart ins Elementare, daß er vorläufig für eine hervorragende Verwendung an einer großen Bühne wohl kaum in Betracht gezogen werden kann. Schade, daß so viel stimmlicher Begabung so wenig künstlerische Ausbildung ge- widmet ist, wie hier. Den Trägerinnen der übrigen Hcurpt- partien. Frau Nbendroth (Martha), Frl. v. Cbavanne (Nancy), die sich wieder vortrefflich bewährten, sowie Herrn Nebuschka (Plumkett) war cs mitunter nicht leicht gemacht, den Gast rm Ensemble elegant über Wasser zu halten. II. 8t. Richard Wagner-Festspiele. H. München, den 22. August. Irr vier aufeinanderfolgenden Abenden wurde nunmehr der als Wort- und Tondichtung gleich riesenhafte „Ring des Nibelungen" vor vollbesetztem, aber nickt ausvcrkautter» Hause zur Aufführung gebracht. „Mit diesem Werk," erklärte Wagner, „wende er sich vom modernen Opcruchcatcr vollständig ab." Seine Absicht ließ er auch äußerlich am Drei erkennen. Während die „Meistersinger" noch als „Oper" das Licht der Welt erblickten, „Tristan" als „Handlung" erschien, fand er für den ,,Ring" den neuen Gattimg-Znamcn „Bühnenfestipici", denn in die Rubrik „Drama" und „Oper paßte die in allem das Wesen des von Wagner gewollten Dramas der Zukunst er füllende Nrbelungciitrrlogie eben nicht mehr hinein. Er sparte vre Uraufführung, bannt sic dem Sinne der neuen Bezeich nung entspräche, deshalb auch für sein Festspielhaus aus. und würde das Werk, hätte ihn nicht die Not dazu gezwungen, anderen Bühnen nicht sreiacgeben haben. Die ungern erfolgte Aus lieferung an die Theater, die „in ihrer Organisation verderblich und demoralifirend in deren Folgen", zeitigte aber doch zwei wertvolle Ergebnisse. Zunächst wurde die kunstgebildete Welt viel früher mit des großen Meisters umfangreichstem Lebens werk vertraut, als es bei einer Beschränkung des Aufführungs rechtes auf Bayreuth der Fall gewesen Ware, und .außerdem spornten dze dem eigentümlichen Stil allmählich mehr und mehr gerecht werdenden und gelingenden Aufführungen des „Ringes" die Bühnen unter sich zu immer werterer Vervollkommnung in dessen Darbietung an. Heute steht der „Ring" hinter den populärsten Werken Wagners kaum noch an Zugkraft zurück, und wenn sich das Verständnis und damit die große Beliebtheit im allgemeinen mehr aus das Einzelne erstreckt, so wird im Laufe der Zeit auch der Blick fürs Ganze immer mehr geweckt und geschärft werden. Das größere Publikum hat schon heute das musikalisch Unerschöpfliche des „RrngeS" erfaßt und fängt auch an, die in ihm enthaltene tiefe Poesie zu empfinden. Der allgemein menschlich - symbolische und philosophische Gehalt dieser, nach vielen oorhergcgarrgencir mehr oder weniger im Bannkreise des Epos verbliebenen dramatischen Versuche anderer, ersten wirklich dramatischen Gestaltung des Stoffes ist jedoch bisher nur von einer kleineren Zahl Eingeweihter erfaßt. Hier ist von den Excarrctcn Aagncrscher Werke noch manche Ausgabe zu lösen. Trotzdem schon ungeheure Mengen Druckerschwärze tiir „Er klärungen", „Führer", „Wagnerwira" usw. verbraucht worden sind, flößt man doch noch immer auf die falsche Ansickt, der „Ring" fei nur eine Bearbeitung der verschiedenen Nibelungen- sagen. Es war aber doch viel ürcbr, was Uagner schuf! Das aus den im Laufe der Zeit entstandenen zahllosen Lesarten deS Nibelungenliedes srck ergebende „Wirrsal", wie Wolzogen in einer dein „Ringe" gewidmeten Beiracktting sagt, „ordnete Wagner zu seinem höbercn Zweck und führte cs auf die ern- fachen Grundzüge zurück für die Darstellung der erblichen Idee des germanische,, MpthoS in möglichst reiner, ursprünglicher, tragisch-dramatischer Form". Wie ein „Faust" oder „Hamlet" erst vpn spälcrcn Genera tionen ganz enaßt worden sind, so wird eben ouck dem „Ring des Nibelungen" erschöpfendes Verständnis von der Allgemein heit erst in kommenden Jahren entgcgcngebracht werden. Dessen war sich Wagner voll bewusst. In fernem „evilogrschen Bericht" zum „Ring" heißt es daher auch: „So wollte ich denn mein Werk schaffen und bis in das Kleinste deutlich anssühren, um es, vielleicht weil über meinen Tod hinaus, für de» kommenden rechten Tag in Bereitschaft zu Hallen." Daß man hcrstzulage an ven vornehmeren Bühnen den „Ring" nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren stückweise aufführt, ist ein erheblicher Fortschritt. Es müßte aber und wird Hassent- sich in absehbarer Zeit überall das höhere Ziel der Aufführung ohne Unterbrechung durch Rcpcrtoirlückcnbützer erreicht werden, wie hier und in Bayreuth. Im „Ring" liegt der Schwerpunkt der Charakteristik mehr wie in einer anderen Schöpfuna Wag ners rm Orchester. Geht von diesem der olles belebende und erwärmende Pnlsschlag aus, so ist für eine stilvolle Ausführung immerhin eine. Garantie schon gegeben. Sitzt nun gar ein Mottl am Dirigcntcnpult, einer der Wenigen noch, die von der Pieke auf und unter Wagner selbst in Bayreuth der gute»
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