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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051223024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905122302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905122302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-23
- Monat1905-12
- Jahr1905
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Dies«- Blatt wird den Lesern von Dr«»den »nd Umgebung am Tage vorher bereit» al» ^ » 'VS 2lbend-2lnsgabe zugestellt, während eS die Post«Vbonnente>. am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 6erug8gedl11ir: «tstteNMrlt» t«' r«»»n, bei «I,NL ovelnmNarr Zumuun,, durck untere Voten <^»nb« uni, »»r,»n«, an Sonn- n«b Monlasen nur einmal« »Ptl »V vt. bunb »nsivStttaetlom. mittlsntlie »Mb«, Mi »0 Pi. Bei eiinnalwer ZntirNiinii durch die PaiI»M1. iobneVeileNaeld«. im Nu« land mit eniivrechendem Zut»la,e. Siachbrnck aNer Arlilel u. Onainal. Milleilunmn nur ml» deutlicher O«eIlenan,ade «.Drrbd Nachr.") tultcka. Nach,ri>atiibe üonorar- »n'vrüche bleiben unbrrückiichtial: »uverlanste Monuiknvlc werden nicht auidewadrt, relearamm-Adreli«: »»chricht»» -snresgeN'csn'f. Annabme von Ankündiau»a»i' dis nachmitlasS s Ubr. Sonn- und Seieriaad nur Rariensttabe a« van n bi» '/»l Uhr. Die i lvaitiae Nrimd reite <ca. 8 Lildenl 20 Big. An. kündiaungen aul derPnvatieile Zeile 2bPsg: die2ivaltiae Zeije aui lerI- teiie so Pia. als Einseiandt Zeile so Pia Sn Nummern nach Tomi- und He>er,a,en , ivaltiae «nindreile so Pia, aui Privolieile so Pia.. 2ivall,ae Zeile aui Terlleite und als Eingeiandl so Pi«. Auswärtige Aui träge nur gegen Borausderabluna. Belegdtälter kosten 10 Pfennig«'. Fernsprecher: Nr. N und MN»«. Hauptgeschäftsstelle: Marienftr.28. «Ivnitdar — nor ^«k>8. Irvppvnlmnvi-,>' «-norm« ^o8Vi»l» apniter IVvalx-tkou Vreppvillumen. Sir. Drahlberichte. Hoinachlichlen, Aufini siir die Tenlschen RnßlandS. Lol«iibewegnng der Bergarbeiter. „Alt Heidelberg". Berliner Lebe» Wrihnnrhlsschan. Dos Svreinbeiger Eiie»babnnnglnrk vor (Bericht. Sommvettlr, 2:r. Tezcmver Neueste Drahtmeldnttge» vom 22. Dezbr. Koloniales. B erlin. Ans Deutsch-Südwe st gfrika wird tele- .xraphiert: Major Heyde griff am 17. Dezember- eine aus Leuten Manasses und Timon Köppers zusammcngeietzt« Bande an und sckstug sie in die Flucht. Der Feind hotte zwei Tote. Deutscher- ieits fielen ein Hauptmann nnd zwei Mann, zwei Mann wurden verwundet. Nach dem Gefechte stellten sich 250 Hottentotten, in Gideon bisher insgesamt 595 Hottentotten. — An« 17. Dezem ber siidlich Toasts gefallen: Hanvtmann Hellmuth Kliefoth, geh. am 1. Januar 1862 zu Lübthen,'früher im 6t. Infanterie-Regi ment, durch Brustschutz: Sergeant Emil Schmeitzer, aeb. am 28. 8. 1878 zuHän ich e n, früher im säckis. 2, Hnsaren-Regiment Nr. 19. durch Brustschutz: Gefreiter Paul Berger, geh. um 19. 5. 82 zu D H aIheim, früher im sächi. 1. Hnjaren-Negiment Nr. 18. Herzschuß. — Tchloer verwundet: Schutz am rechten Unterschenkel Gefreiter Adolf Tahling, ged. am 29. 11. 8t zu Meckelfeld, früher im 75. Infanterie-Regiment: Reiter Eber hardt Schuster, ged. 22, 8. 18«2 zu Schöneberg, trüber im 19. Insaitterie-Reoiment. hat sich am 80, November bei Dabib ohne Wissen des Führers von der Kolonne entfernt und ist bis jetzt noch nicht ausgefunden worden. Dar-cs-Salaam kDenlsch-Ost-Enkal. (Priv.-TesI Major Johannes meldet ans Sangen, datz die geretteten Missio nare zuin Nyassa-See geflüchtet sind. Zur Lage in Nustkand. Petersburg. Wie aus Rseschiyn sGonvernemeu: Witebsks gemeldet wird, befindet sich der au der livländische» Grenze gelegene Teil des Kreises im Aufstande. Gul- Lewatfnete Lettenbonden Hausen dort ebenso wie in Livland. Die im Kreise ansässigen katholischen Letten werden von ihren Stammesgeiiossen ans Livland terrorisiert. Sie setzen, von Agitatoren ausgereizt, die Amtsbezirksvbrigkcit ab und fordern die Entfernung der Landeshaupsteutc. Im übrigen Teile des Kreises herrschen Bauelnunruhen. — Wie der „Nowujc Wreuija" aus Riga telegraphisch gemeldet wird, babcn die Auf ständischen durch AusreMn 'bon Schienen die Entgleisung eines nach Riga abgelassenen Militärzuges mir Sappeuren heröeigefützrt, wobei 5 Mann gelotet und 20 ver wundet wurden. Tie Sappeure mutzten sich nach Dnuaburg zurückziehen. — In dör Nähe der Station Kvckenhnsen wurden der Gehilfe des Kreischefs Peterson nnd sein Geschäftsführer vor ei» Bolksgericht gestellt und grausam getötet. — AnS Tuckum wird gemeldet: Hier sind starke Truppen- abteiluugcn mit Artillerie eingetroffcn. Der Stadt ist exempla rische Bestrafung angcdroht worden, wenn die an der 'Nicder- wctzelnng der Garnison Schuldigen nicht ansgelicscrt werden. — Aus Charkow werden die gestrigen Meldungen bestätigt. An der Kundgebung mit roten Jahnen nahmen auch 250 Soldaten der Regimenter Starobjelsk nnd Lebansk teil. Tie gegen die Manifestanten entsandten Truppen ließen ihrem Befehle gemäß die Manifestanten oorüberziehen, ohne zu feuern. Tie Revolutionäre deuteten das zu ihren Gunsten. Was gegen wärtig in Charkow oorgeht, ist nicht bekannt. Petersburg. Ter allgemeine Ausstand bat heute begonnen, findet jedoch wenig Anklang. Um 2 Uhr wurde aus den Putilow-Werkcn, den Baltischen Werken und in einigen Apotheken und Vcrsichcrungsckycjclilchaslen die Arbeit eingestellt. Post und Telegraph arbeiten regelmäßig. Auch die Elektrizitätswerke werden mit Unterstützung des Militärs im Betriebe erhalten. Die Angestellten der Warschauer Bahn sind in den Aussland getreten. Auf den übrigen Bahnen wird der Betrieb, wenn auch unregelmäßig, auircchterhalten. Normal arbeitet nur die Bahn nach Finnland. Tie heutige Nummer des „sscwerny Polos" wurde wegen Bcrösscntlichnng des Aus rufs der vereinigten revolutionären Organisationen zum General streik beschlagnahmt. Petersburg. Ter Ausstand dehnt sich weiter ans. Ter Mittagszug »ach Eydtkuhnen ist unter starker militärischer Bedeck,mg nogesahren. Ter Stadtteil,'in dem sich die Reichsbauk und die Kauihäni.er befinden, wird stark bewacht, Petersburg. Wie die „Nowojc Wremsa" mittelst, ist von der Baikal bahn eine Trahtmeldung eingelaufen, der zufolge der Bahndamm in großer Ausdehnung durch einen Felsrutsch zerstört wurde. Tie Ausbesserung erfordert 6 Tage, T«r Rückbeförderung der Mandschurei-Armee droht somit eine mehrtägige Unterbrechung. Riga. Ans Petersburg sind 8 M i t r a i l l e n i c n hier eingetrossen. Gendarmen, die von verschiedenen Eisenbahn stationcu ohne Waffen angefommen sind, erzählen, datz ihnen die Waffen von den Aufständischen abgenommen worden seien. Ein Zug, der g c n- ü n z t e s Gold für die Staatsbank brachte, wurde in der Nässe von Walk von Aufständischen angegriffen. Diese wurden aber durch herbeigceilte Truppen verjagt, so datz der Zug nach Riga gelangen und das Gold unversehrt der Bank übergeben werden konnte. R i g a. Die s e ch s d e n tscb e n R e i ch s a n g e tz ö r i g e n Leutnant Habenicht, Lehrer Bader, Jäger Wolerich. Jäger Hetmer und Schnepel und der Treuer Gern!, die sich in der Gewalt der 'Aufständischen befanden, sind wieder sreige- lassen worden. Moskau. In den Räumen des Aanariums fand beute eine von 12 000 Personen besuchte Versammlung statt. Infanterie, Dragoner, Gendarmen. Kosaken und Polizisten be setzten die Ausgänge und stellten an die Ejngcschlossencn die For derung, ihre W ass c n a b z nl i e s c r n.' Moskau. Auf Fuhrleute wurde von ausstän digen Eisenbahnern ein Angriff unternommen. Bei dem Handgemenge wurden viele Pferde, der Fuhrleute getütet Das Bureau der Arbciterdeputierten ist verhaftet. Seitens der Menge wurden einige Gewalttätigkeiten gegen revolutionäre Redner und Studenten verübt. Die Ausständigen wollen die Post- und Tclegraptzenbeamten zum Streik zwingen. Alle Privatbanken stnd laut Beschluß des Bankicrvervandcs ge schlossen. Ebenio sind alle Magazine, und Läden, wie die Ihealer geschlossen. Ein Hause von 800 Mann durchzog die Straßen und zwang die Gastwirljchaften, zu schließen. Moskau. lPriv.-Tel.s Ter G e n er a l st r e i k ist v e r- tv i r k! i ch t. Tie Stadt ist abends finster, da die Elektriziiäts- werke feiern. Von Gas brennen die letzten Vorräte, Tie Ver waltung der Eisenbahn ist an das Streikkomitee übergegangen. Berlin. (Priv.-TM Die Stadtverordneten- Versammlung nab», mit sämtlichen abgegebenen 117 Stimme» den Ansschntzaiitrag betresseud de» Ban der Untergrund bahn vvm Kleuzbcrg »ach der Müllersliatze (Süd Nord- a». Berlin. (Priv. -Tcl.) Ter K o n s u m - S p a rp c re i» Süd-West hat seine Zahlungen eingcstclst. L e i.vz i g. In der vergangenen Nacht stürzte von einem in der Halleschen Straße in Möckern, dicht am Stratzcnbahn- depot gelegenen Neubau die halbe Vorder wand nach der Straße zu c i n. Die Ursache ist noch nicht ermittelt, dock, nimmt man an, daß Unteriviilunge» den Anlaß gegeben haben könnten. Personen find nicht zu Schaden gekommen. Schneidemühl. Das Urteil im Spieler- Prozeß gegen den Grasen Johann v. Bninski wurde heute nacht 2 Uhr gefällt Gemäß dem Anträge des Staatsanwalts wurde das erste Urteil aufrecht erhalten, das den Angeklagten des versuchten Betrugs schuldig erklärt und zu 3 Monaten Ge fängnis und 2000 Mark Geldstrafe iowie wegen Herausforde rung zum Zweikampf mit tödlichen Nassen zu 1 Monat Festung vernrteilt. Ein weiterer Antrag des Staatsanwalts, den An geklagten zu verhaften, wurde abgelebtst. Essen. tPnv.-Tel.) Bei der Armen Verwaltung sind Unregelmäßigkeiten von einigen Tgnscnd Mark fest- gestellt ivvrdcii, wofür icdoch Deckung vorhanden ist Oldenburg Tie „Nordwestdcntsche Mvraenztg," meldet: In der gestrige» ^itziing des vldeiibnrgiichen Landtags wurde nach vmaiigegangeiier sehr heftiger Debatte dem Justizniiiiister Ruhst rat gegen so;ialdcnwkratischc Stimmen bei einer Sttmineiithalluiig ein Vcrlianenövotum erteilt. Der Minister war der Verhandlung ierngedlieben. Fallenau i. B. Tie Rett u ng der ini Helenen - ich acht bei Nenialtl, unweit öer sächmchen Grenze, einge- schlosjcncn 19 Bergleute ist nicht geglückt, obwohl die R'etlungsmamischast mit größter Selbstaufopferung Tag und 'Nacht tätig war. Ter brennende Schacht hat gestern zugemauerl werden müssen. Es können Wochen vergehen, ehe man zu den Leichen Vordringen kann. Bon den übrigen 14 Bergleuten, die sich zu retten vermochien, sind am Tonnersiag zwei infolge der erlittenen schweren Brandwunden gestorvcn. Ter Schacht gehört dem Baron Svringer. Tie Grube galt seit langer Zeit als gefährdet, der Abbau war ziemlich vollendet. Von den im Schacht cingeschlossenen Bergleuten sind 17 verheiratet: 62 Kinder betrauern ihre Väter. Prag. lPriv.-Tel.s Hier streiken 1200 Kohlen- Verlader wegen Lobndisferenzcii. R o m. „Popolv Romano" erklärt entgegen anoers lau- tenden Behauptungen des „Giornale d'Italia": Tic Minister Tittoni, Majorana »nd Rava seien vom ersten Augenblick an cu dem festen Entschluß einig gewesen, daß ne an dem neuen Kabinett nicht lellnchmen könnten. Ministerpräsident Fortis habe sich hiervon, wenn auch mit Bedauern, überzeugen lassen. Paris. Wie aus London berichtet wird, empfing König Eduard den französischen Kammerpräsidenten Douincr im Buckinghampalast in Privaiaudienz. Paris. Tie ausständigen Erdarbeiter der Unter grundbahn baden infolge teilwciser Erfüllung ihrer Forde rungen die Wiederaufnahme ihrer Arbeit beschlossen. Washington. Im Staatsdepartement ist folgende Meldung aus Bogota eingeyangen: Gegen den Präsi denten Rotzes wurde vorgestern ein Anschlag vcriuchr, der, wie verlautet, ein Teil des »mfasienden Verschwörungs- planes zum Sturze der Negierung war. Infolgedessen sind viele angesehene Columbicr verhaftet worden, darunter ein ehe- maliger Minister. Fünf oppositionelle Führer sind vor ein Kriegsgericht gestellt, Schanghai, Hier ist überall die Ordnung wieder hcrgcstellt. Ocrlliches nn- Sächsisches. Dresse». 22 Dezember. —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag nüli- tärische Meldungen entgegen und Hörle die Vorträge der Herren Staatsuilnister und des König!. Kabinettssclretcirs. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe wohnte gestern abend 6 Uhr der Weihnachtsüeschcrung in der Kindcrbewahr» anstatt zu Briesnitz bei. —* F ü rst >i» d Fürstin Bariatinsktz mit Gefolge trafen hier ein und nahmen im „Hotel Bellevue" Wohnung. lieber das Befinden des Herrn Staatsministers Dr. v. Seydewitz winde heute morgen folgendes Bnlletin ausgegebrii: Das Befinden Sr. Exzellenz ist im ganzen befriedi gend, die Besserung schreitet langsam vorwärts. —* Frau verw. Houptmann v. Pape geb. v. Craushaar in Blasewitz ist der Sidonienorden verlieben worden. —* Nach langem Leide» ist gestern hier der frühere Hospiz direktor, Herr Paul N e n in an», gestorben. —* Wie schon vor einiger Zeit berichtet, hat sich in Berlin ein H i l fs a u s sch » tz tür die notleidenden Deut schen Rußlands gcbildci, der nunmehr mit folgendem Ausrufe in die Ocsfeiitlichkeik tritt: „Die beklagenswerten Kvnst und Wissenschaft. f* Woche»-Spielpka n der König!. Hoftheater. Opernhaus. Sonntag: Geschlossen. Montag: ,,Salome". Dienstag: „Lohengrin". Mittwoch: „Hafsmanns Erzählungen". Donnerstag: Aus Allerhöchsten Befehl: „Der Freischütz", Freitag: „Carmen", Sonnabend: „Tannhäuser". Sonntag: „Die Fledermaus". Montag, 1. Januar 1906: „Salome". — Schau spielhaus. Sonntag: Geschlossen, Montag: Nachmittags Uhr: „Schneewittchen": abends V;8 Uhr: „Zar Pete?'. Dtenstag: Nachmittags 3 Uhr: „Schneewittchen": abends ^z8 Uhr: „Klein Dorrst". Mittwoch: Nachmittags 3 Uhr: „Schneewittchen": abends h-ßK Uhr: „Was ihr wollt". Donners tag: Für die Dienstags-Abonnenten deS 26. Dezember: ..Torquato Tasso", Freilag: „Die Wett, in der man sich lang weilt". Sonnabend: „Tie Jungfrau von Orleans", Sonntag: Nachmittags 1H5 Uhr: „Schneewittchen". Montag, 1. Januar 1906: Nachmittags 3 Uyr: „Schneewittchen": abends 1/28 Uhr: „Trauniuliis". s* Residcnzthcater. Drei Tage vor Weihnachten „A l t Heidelberg". — das ist bitter. Ein Gastspiel zwangzu kritischer Pslichtt daß es keins ^aus Engagement" war, erfuhr man erst im Theater. Frl. Gisela Wilke zeigte sich in der Allerwcttsrolle der Kcithie, die — wie oft ist das hier schon fest- gestellt worden! — so gar nichts besagen will für das Bemessen darstellerischer Fähigkeiten. Man braucht nur leidlich jung^nnd leidlich hübsch zu sein, — und die Käthic ha« gewonnenes spiel. Frl, Wilke, die am .Hofburgtheatcr nach der Netty und dem behenden Frl. Mell steht, war nicht schlecht, aber auch nicht jo gut als des ewig dienernden Ruders blonde Nichte, daß man ihre Anstellung befürworten könnte. Routine im Spiel und Sicherheit im Auftreten sind neben einer frischen veweglichkett ihre stärksten Vorzüge, die das Fehlen des überzeugenden Herzenstones, der iortreitzenden Innerlichkeit leider nicht über- sehen lassen. Gestik und Mimik sind gut entwickelt, wenn auch kner bisweilen ein Zuviel leicht irritiert. — So viel von dem Gaste. Im übrigen braucht von der Aufführung, die im Duktus einer Generalprove — aber einer schlechten! — avgewickelt wurde, nicht die Rede zu lein. Und das ist gut: denn man mußte sonst etwa» deutlich werden. Bei der jo und so vielten Wiederholung von „Alt Heidelberg" braucht man ja ganz gewiß nicht an den künst enschen Ehrgeiz des Regisseurs und Direktors Witt zu appellieren, aber die Kasse Herwige seiner vom Zusallsglück be günstigten Unternehmungen sollten ihn nicht völlig iinempsinütich tür das Urteil der Kritik machen, die an solchen Abenden, wie dem gestrigen, mit Bedauern sicht, daß der Abstand zwischen den Qualitäten von Operette und Schauspiel aus der Cirkns- straße immer größer wird. IV. Berliner Leven. II. Berli n, 21, Dezember. Dem „Volk der Journalisten", wie jüngst der Geheime Lcgationsrat Helsferich^ der sich übrigens selbst niit seinen nicht immer einwandfreien stilübungcn in feinen Mußestunden unter dieses Volk mischt, im Reichstage verächtlich gejagt hat, ist soeben eine kleine WeihnachtSsreude beschert worden. Ter Verein Berliner Bnckdruckmaschinenmeister hat zusammen mit seinem Leipziger Bruoervercin in Berlin eine Zeitiiugs- Ausstellung veranstaltet. Nicht weniger als 5000 Zeilniigs- Excniplore aus aller Herren Ländern und in den verschieden sten Gestalten und Gewändern sind da mit anerkennenswertem Eifer zusamniengebracht worden. Von den größten, cmslutz- reichsten Weltblattcrn bis zum kleinsten Wochenblättchen aus irgend einem hintcrpommcrschen Orte findet man da in holder Eintracht nebeneinander. Die Sammlung ist so erschöpfend, daß man da gleich einmal eine die Zeitungswelt seit lange be wegende Streitfrage entscheiden kann: der viclzitierte, jaaenl,aste „Arizona-Kicker'' ist nicht vorhanden, also ist er tatsächlich nur eine lustige Erfindung amerikanischer Reporter. Allerdings wird man bezweifeln dürfen, ob die außereuropäische Presse wirk lich io vollständig vertreten ist, wie cs den Anschein hat. Aber ein so berühmtes »nd vielbclachteS Organ, wie diesen „Kicker", hätten sich die findigen Veranstalter, wenn er existierte, doch sicher nicht entgehen lassen. Dem Besucher bieten sich ja weder Gelegenheit noch Zeit, einzelne Nummern der ausgestellten Zeitungen näher zu prüfen. Aber schon ein flüchtiger Blick auf ihren Inhalt zeigt, daß die deutsche Presse, was Mannigfaltig- keit, ZuverlMakeit und Gediegenheit awanat, hinler keiner ander« Prell« der Welt zurücksteht und namentlich die nur «us Markstchrcierei und Sensation berechnete nordamcrikanische Presse hinsichtlich jener Vorzüge weit, weit überflügelt, wenn sie auch teilweise mehr ans die Richtigkeit, als auf die Fixigkeit ihrer Berichterstattung Wert legt. In letzterer Hinsicht steht sie ja hinter der englischen und auch amerikanischen Presse etwas zurück, obwohl sich der Unterschied hierin mehr und mehr ans- zuglcichen beginnt. Jedenfalls liegt, was auch diese Ausstellung wieder deutlich beweist, sachlich nicht der geringste Grund ovr, amerikanische Journalisten ehrerbietig als „kommandierende Generale", deutsche dagegen verächtlich als „Zeitungsschreiber" zu bezeichnen. Zn welcher gewaltigen geistigen Macht allmählich die deutsche Presse emporgewachscn ist, wird einem klar, wenn man sie einmal ganz beisammen siebt. Das; einzelne diese Macht mißbrauchen, ist ia unbestreitbar, aber in der menschlichen 'Natur begründet. Welche Macht ans Erden könnte nicht aus- nabmswestc auch falsch und verderblich angewendet werden ? Aber dem Unheil, das hier und da gewissenlose Zeitungen anstifteu können, steht doch mindestens ein ebenio großer, tvahrscheinlich aber weit größerer, wohltätiger Einfluß anderer gegenüber. Oder wird man cs nicht für schön und segensreich hatten, wenn manche Blätter alles ausbieten, um Verdienste im Ver borgenen wirkender Mitmenschen ans Helle Tageslicht zu ziehe» und durch die Ehre, die sie ihnen z» teil werden losten, andere Zeitgenossen zur Nachahmung anznreizcn? Wer. dessen Gemür edleren Regungen nicht ganz nnznqäiialich ist, wird folgende herrliche Notiz des „Lok.-Anz." nicht ohne tiese Rührung lesen können: „Das im ehemalige» Gcyeiiiiratsvierlel durch ihren treuen braunen Begleiter Caro bekannte Dienstmädchen Marie Skrotzki, genannt die „dicke Marie" und aus Ostpreußen ae- bärtig, befindet sich am 22. Dezember ununterbrochen zehn Jahre in Dienste» bei Herrn nnd Fräulein v. Franquet, Königin Augnsta-Straße 6." Diese scheinbar so einfache Mitteilung ist ungemein kunstvoll abgefasst. Sie bezweckt anscheinend nur, die „dicke Marie", die es zehn Jahre aus einer Berliner Stelle ausgehalten hat, vor der breitesten Oesfentlichkeit zu ehren. Tatsächlich aber wird ebenso laut der Ruhm des Gcschwisterpaarcs verkündet, das diese dicke Per^e „gefaßt" und zehn Jahre lang sestzuhalten »»er standen hat. Nicht minder aber wird Coro, der braune, brave Begleiter Maries, der aulhorchende« Mitwelt M eül ver»
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