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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060408012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906040801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906040801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-08
- Monat1906-04
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1906
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li 1«0,» k»M aen. «m nächstfolgend«« Tage eiben »»gestellt. Dieser begab , __ndesirrenanstalt Sonnenstein. Einige belchlob der Stadtrat, der Ehefrau des Unglück- aus Widerruf eine Unterstützung von jährlich 360 Mark zu bewilligen, die tatsächlich bis zu vem am 4. August 1905 erfolgten Tod« M.S gewährt «vorde» ist. Nachdem der Stadlrat wiederholte Anträge auf Gewährung von Witwen- und Waisenpension akmelehnt hatte, bcschritten die Ehefrau und deren minderjährige Tochter den Klagcweg. Die Kreishaupt- mannschaft Dresden verurteilte die Stadlgemeinde Frcibcra, an die Ehefrau vom 1. September 1905 ab jährlich 480 Mark, und zwar bis zu deren Tode, an die Mitklägerin eine solche in Hohe von 96 Mark bis zu deren erfülltem 16. Lebensjahre zu gewähren. Zur Begründung wurde ausgeführt, es sei als erwiesen anzusehen, das, M. im fünften Jahre feiner Dienst zeit durch Krankheit dienstuntüchtig geworden sei, und daß er detchalb, da auch seine Bedürftigkeit festgestellt worden sei, zur Zeit der Auflösung des Dienstverhältnisses gemäß 8 9 des Ge- jetzes vom 9. Juni 1876, einige Abänderungen der gesetzlichen Bestimmungen über die Verhältnisse der Zivilslaatsdiener be treffend, einen Anspruch auf lährliche Unterstützung gehabt habe. Da ihm eine solche Mxw auf Widerruf, aber doch tatsächlich bis zu seinem Tode, gewährt worden fei, so habe er sich bei seinem Ableben im Genüsse einer Unterstützung befunden, auf die er im Jolle seiner Entlassung einen rechtlichen Anspruch gehabt habe. Daß diese Entlassung in der Form der Aus- lündigung des Dienstverhältnisses erjolat sei, ändere nichts an der Sache, vielmehr stehe trotzdem die Unterstützung einer Pension gleich. Die Stadtgemeinde legte hiergegen Berufung ein, geltend machend, das, eine widerrufliche Unterstützung, die einem Beamten nach Auflösung des Dienstverhältnisses durch Kündigung gewährt worden sei, der Pension im Sinne des Zivilstaatsdieneraesetzes nicht gleich zu erachten sei, und berief sich für diese Meinung aus ein früher ergangenes Urteil dcS ObervcrwaltiingsgerichtS. Von seiten der Klägerinnen wurde noch darauf hingewiesen, daß eine Kündigung gegenüber einem Geisteskranken wirkungslos sei, das; M. sich aber beim Empfange des Kündigungsschreibens in einem die freie Willensbcslimmung ausschliehenden Zustande krankhafter Störung der Geistes- tätiakcit befunden habe. Das Oberverwaltungsgericht — der 2. Senat — hat die Berufung kostenpflichtig ver worfen mit dem Bemerken, daß die Frage, ob die Kündigung rechtliche Wirkung gehabt habe, dahingestellt bleiben konnte, weil ffchon aus anderen Gründen der Klageanspruch gerecht fertigt erscheinen mußte. Nach 8 5, Abs. 4, oeS 1835er Gesetzes hätten die auf Kündigung angestelllen Staalsdiencr, wenn sie während des Dienstes infolge von Krankl,eiten körperlich oder geistig unfähig geworden sind, einen gleichen Anspruch auf Pension, wie er den nicht auf Kündigung angestelllen Stants- diencrn zustehe. Dieser Anspruch könne dem Beamten nicht dadurch genommen werden, daß die Dienstbehörde das Dienst verhältnis auskündige, sonst würde die annezogenc Vorschrift so gut wie zwecklos sein. Da festliche, daß M. zur Zeit der Auf kündigung des Dienstverhältnisses infolge von Krankheit geistig unfähig geworden, auch bedürftig »vor, so lxibe ihm nach dem gleichfalls entsprechend anzuwenoenden 8 9 des Gesetzes vom 3. Juni 1976 ein Anspruch auf Unterstützung unter denselben Voraussehungen zugestandcn, unter denen ein nickst aus Kün digung angestellter Beamter ihn geltend machen konnte. Die ihm bis zu seinem Tode gewährte Unterstützung sei eine solche, auf die er nach 8. 9 des 1976er Gesetzes ein Recht Halle. Daß aber eine derartige Unterstützung der Pension gleich zu er achten sei, habe das Obcrvcrwaltungsgericht bereits früher ans- gesprochen. Zweck des letztgenannten Gesetzes sei, daß die- fenigen Beamten, denen in den ersten fünf Dienstjahren die Dienstunfähigkeit überkommt und wenn sie bedürftig sind, einen Anspruch auf Unterstützung haben sollen, die aber den niedrig- sten Pensionssah nicht übersteigen darf. Sie sollen also nicht bessergestellt sein, als diejenigen Beamten, die nach zehnfähriger Dienstzeit die Pensionsberechtigung erwerben. — In der am 2. April in den „Drei Naben" stattgehabten vierten Vereinssitzung des Bezirks-Ob st bau-Vereins zu Dresden stellte nach einigen geschäftlichen Mitteilungen der Vorsitzende, Herr Professor Dr. Hantel, in Aussicht, daß im Herbt, wenn die Ernte gut ansfalle, wieder ein Obstmarkt mit Ausstellung abgebalten iverdcn soll. Vereinsausflüge sind geplant für Mai nach Plauen-Dresden sStaudengärtnerei des Herrn Sevffert, Obstgärten der Herren Braun und Bicncrt, Straßen» Obstanpflanzungens, für Jnni Obstgarten des Herrn Jnkermann in Kaditz, für Juli Park des Herrn Obersten Lauter- bach in Hostcrwitz, für August Vorführung sachgemäßer Sor tierung, Verpackung von Obst usw. bei Herrn Gutsbesitzer Franz in Briesnitz, für September nach Sebuscin. -Herr Oberst Lautcrbach referierte sodann über ein in Kalifornien neu ge fundenes schädliches Insekt, das die Wurzeln der Pflaumen- bciiline zerstört, und zeigte, aus ihm persönlich zugcgangene Be richte fußend, wie vortrefflich sich die amerikanischen Obst- Plantagen rentiere». — Den Hauptvortrag hielt Herr Lehrer H a n t s ch-Plauen über: „Vogel, die für den Oost- und Gartenbau bedeutsam sind." Auf umfassendes Wissen, reiches Material und feine Beobachtungen gestützt, stellte er folgende Leitsätze aus: 1. Die Vogelwelt als solche muß tiri einer unseren Kulturverhältnissen angepaßten Beschaffenheit möglichst in allen ihren Bestandteilen erhalten werden. 2. Eine örtliche Vernichtung oder allzu starke Vermehrung einzelner Voaelarten muß, falls dies nicht durch die veränderten Natur verhältnisse selbst hcrbeigesührt wird, von Nachteilen für daS Naturganze sein. 3. Jede künstliche Beeinflussung der Vogel- Welt trägt die Gefahr der Schädigung des Naturganzen in sich. 4. Absolut nützlich oder schädlich ist kein Vogel: diejc Begriffe sind nur den leweiligcn Anschauungen einzelner Menschen nach- gebildet und deshalb mannigfachen Veränderungen unterworfen. 6. Die Vertreter ein und derselben Vogelart vcrkalten sich bio logisch durchaus nicht gleich, weichen vielmehr in ihrer Nah rung, Lebensweise usw. örtlich, zeitlich und individuell bedeutend voneinander ab. 6. Man darf also nur von seinem subjektiven Standpunkte aus von überwiegend nützlichen und überwiegend schädlichen Vögeln reden, ia die Ansichten verschiedener Per sonen können sich hierin diametral gcgenüberslehcn. 7. Der einsichtsvolle und wohlwollende Mensch wird sich ein Urteil über Nützlichkeit und Schädlichkeit einer Vogclart nicht allein nach seinen subjektiven Erfahrungen und Wünschen bilden, wenn es ihm auch unbenommen sein muß, sich gegen wirklich schädigende Angriffe der Vogelwell auf sein Eigentum zu verwahren. 8. Der gesetzliche Schutz gewisser Vogelarten läßt sich aber nicht durch deren absolut« Nützlichkeit, sondern durch die angeführten Tat sachen und aus ästhetischen Rücksichten begründen. 9. Die nach dem Gesetze getroffene Scheidung in nützliche und schädliche Aogcl- arten beruht aus völlich einseitigen Grundanschauungen und kann nach dem heutigen Stande wissenschaftlicher Naturforschung nicht mehr vertreten norden. 10. Als Ideal muß ein maßvoller, wenn auch keineswegs absoluter Schutz sämtlicher Voaelarten vor Augen stehen. — Reicher Beifall belohnte den Redner, der dann noch aus seiner Sammlung eine große Zahl aus- gestopfter Vögel zeigte und besprach. — Der Landwirtschaftliche Kreisverein z» Dresden hält am 20. d. Mts., Mittags 12 Uhr, in den „Drei Raben" eine Ausschußsitzung ab. Auf der reichhaltigen Tages ordnung stehen u. a.: Bericht über die landwirtschaftlichen Unterrichtsanstalten des Kreisvercins, erstattet von dem Vor sitzenden, Herrn Geh. Ockonmnierat Anorä, Aussprache über d,e Haftpflichtversicherung usw. An die Sitzung schließt sich ein gemeinsames Mittagessen. — Im Jahre 1891 hatten die sächsischen Lehrer seminar« insgesamt 2930 Schüler, im Oktober 1905 dagegen belief sich der Schülerbestand auf 4452, er wies also ein Mehr von 1522 Schülern auf, das ist ein Wachstum von über 50 Pro zent leinschließlich der Lehrerinnenseminarel. Insgesamt be- standen die Wgangsprüfung 6334 Schüler, gegenüber dem Durch schnitt in den Jahren 1891von 440. in den letzten beiden Jahren 19V4/M 720. oder jährlich 280 mehr. — Plapmusik auf dem Altmarkte. Heute mittag A12 Uhr spielt die Kapelle des 13. Jäger-Bataillons tzKönigl. Musikdirlgent Hellriege!) folgende Stücke: Solinger Schützen- Marsch von Fr. v. Blon-Ouvertüre zur Operette „Prinz Methu- salem" von I. Strauß: Frühlingslied von Mendelssohn: Fantasie aus der Oper „Carmen" von Bizet: „Unterm Regenbogen". Wolter von Waldteufel und Csardas aus der Oper „Der Geist de- Wojewoden" von Grobmann. — Ihre Majestät di« Königin-Witwe besuchte gestern die Teehandlung von H. Zehr seid, Köniyl. Hossieferantin, Bictoriastraße 24. — Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde besuchte den Knnstsaloii Emil Richter lPrager Straßes, um die Merke von K. I. Böhringer, Arnold Kramer und William Krause zu besichtigen . — Dem Inhaber der Papierivarenhandlung N. M. Reh- seid, Hauptstraße 20, war es am 1. April vergönnt, das 50jährige Bestehen der von seinem Vater gegründeten Firma zu begehen. — Herr KaminerzahlamtSsekrelär Arthur Hugo Winkler im Kanimerzahlanit der Königin Witwe feierte vorgestern sein Rhäh- riges Dienstinbilänni, nnS welchem Anlässe dein trciibewährtcn Beamten zahlreiche Ehningen zu Teil wurden. — Am 1. April feierte der Werkmeister Herr Otto Vcch- städt das 25jährige Jubiläum seiner Tätigkeit bei der Firma Friedr. Siemens, Fabrik patentierter Vcleuchtungs- und Heiz- avparale, hier, Nossener Straße 1. Ter Jubilar wurde durch Anjprachei, und Stiftungen seitens der Firma. Direktion, Be amte» und gesamten Arbeiterschaft srendig überrascht und außer dem durch ein Diplom der Handelskammer für pflichttreue Dienste besonders geehrt. — Vereinsnachrichte». Heute nachmittag 4 Uhr findet im Veieiuslokal „Freiberger Silbergnell", Landhautzslraße 5. die 3- Versammlung des „Bienen; ü ch t er - B e r e i n s" sür Dresden und Umgegend" statt, in welcher der Vorsitzende. Hcir Privatns Zöllner, DreSden-Slrehlen, den Schluß des Vortrages „Die Bedeutung der Bienenzucht für das Bolkswohl" dar- bieten wird. — Der Evangelische Arbeiter verein Dresden-Ost hält heute eine» Fniiiilieundend in Hnnimers Hotel ad. Ehoigeiänge des Beruh. Schueidcrscheu Dameuchms, Gesangs-, Tromneten- und Klaviersoli und Ansprachen der Heue» Pastor Freieslebe». Bastor Klaie und Pfarrer 8,'eiche! und in, späteren Verlaus ein Vortrag des Herrn Pastor Lic. Dr. Kühn über seine Wanderungen im heiligen Laude, den 80 farbige Lichtbilder begleite», verspricht das reichhaltige Programm. — Heute ndend 0 Uhr spricht i». Christliche» Verein junger Männer. Neumarkt 9, 3.. Herr Ober verwalt,ingsaerichlsrat voi^ der Decken über „Instizinord" Abends Ve9Ubr hält Herr Sekretär Sickert eine religiöse An sprache. — Der k a li sni ä n n i s ch e dramntiIche Be > e i n „Sachsen im Felde" veranstaltet heute im Hotel „Stadt Petersburg", A» der Frauenkirche 8. eine» Theater-Abend. An fang 7 Ubr. - Die Ortsgrnpvc Dresden der Allgemeine» Ver einigung deutscher Bn ch b n » d l n n gs g e h > l fe n veran- stnltet um 10. d. M. im Restaurnut „Zum VictorinhauS" eine» Vortragsabend. Herr Fiitz Da lgu en spricht über Flo»eutii,er Kultur zur Zeit LvrenzvS de Medici. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Stadtauflagc ein Prospekt des Hoflieferanten -Hugo Borack über Strumpf wäre ii, Wollwarcn usw. bei. — Militärgericht. Vor dem Kriegsgericht der 23. Division hat sich der 1885 zu Groß-Osierlinnjeii (Kreis Erfurt) geborene unbestrafte Oiesrette Paul Friedrich Richter von der 3. Eskadron des 17. Ulanen-Jlegimenls in Otchatz wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Behandlung Untergebener z» verantworten. Der Angeklagte, dem als Verteidiger Rechlsgnwolt Dr. Uibrig li zur Seite steht, beobachtete am Abend des 2. März, daß in der Mannschastsslnbe 72 eine Anzahl Schemel hernmstanden und nicht vorschrislsgemäß auf die Schränke gestellt worden war. Deshalb ging er auf den Schlafsaal nnd besaht den Rekruten der betreffen den Stube, die zum Teil schon i» den Betten lagen, wieder anf- ziistehen und sich nach der Ltube zu begeben, um die Schemel an den richtigen Platz zu bringen. Einer der Leute, der Rekrut Hentschel, war nicht schnell genug aus dem Vctte heraus und be kam deshalb eine Ohrfeige. Aehnlich erging es dem aus Löbtau stammenden Ulanen Ebert, dem der Gefreite mehrere kräftige Schläge auf den Kops versetzt haben soll. Ebert hatte schon de» ganzen Tag im Bette zugebracht, weil er heftige Kopfschmerzen hatte. Davon hatte der Angeklagte aber, ehe er de» Mann schlug, keine Kenntnis. Drei Tage nach dem Vorfall ist Ebert gestorben. An seinen Tod hatten sich die verschiedenartigsten Gerüchte geknüpst, deren Grundlosigkeit aber durch die Verhaud- lung vargelegt wird. Nach dem Gutachten des Oberstabsarztes Dr. Rall hat die Leichensektion als Todesursache eitrige Gchirn- und stkückenmarks-Entziiildimg ergeben. Der Befund hat sich vollständig mit dem Verlaufe der Krankheit gedeckt. Es wird als gänzlich ausgeschlossen bezeichnet, daß die Schläge den Tod ver ursacht oder auch nur beschleunigt haben. Mir diesem Gutachten stimmt das des GcrichtSnrztcS. der bei der Leichensektion ebenfalls zugegen war, überein. Der Angeklagte war im wesentlich gestän dig, behauptet aber, er sei am fraglichen Abend gar nicht stellver tretender Stiibcnältestcr gewesen und damit auch nicht Vorgesetzter. Vorgesetztencigenschaft hätte er nur dann gehabt, wenn ihn der Eskndronchcf zum stellvertretenden Stubenältesten ernannt gehabt Hütte, das sei aber nicht der Fall, nur der Unteroffizier hätte ihm diese Fnultionci, zngcwiescn. Aber selbst, wenn er stellvertreten der Stubenältester gewesen wäre, hätte er a» diesem Abend keine Befehle erteilen dürfen, da der Unteroffizier, der Stubenälteste, in der Kaserne weilte. Diese Behauptungen werden durch die Zeugenvernehmung bestätigt. Damit kann aber auch die Anklage nicht aiifrechterhnltcn werden, da zmn Tatbestand der Mißhand lung bezw. vorschriftswidrigen Behandlung das Merkmal der Vor- gesetzten-Eigeiischast notwendig ist. Es bleibt somit nur einsnche Körpcrvcitetzilng übrig, eine Bestrafung kann aber auch inloweit mangels des erforderlichen Strafantrages der Verletzten nicht ein- treten. Verteidiger wie Anklagevertreter beantragen deshalb Freisprechung des Angeklagten. Das Gericht erkennt ans Frei sprechung vo» der Anklage der vorschiiftswidrigen Behandlung Untergebener in einem Falle, ii» übrigen aus Einstellung dcS Verfahrens. Der Friede in Ungarn scheint jetzt perfekt geworden z» sein. Die Ernennnng eines neuen Ministerpräsidenten und die Ausschreibung der Neuwahlen vor dem Schicksalstage der iingarijchcn Verfassung ist so gut wie ge sichert. In der Konferenz Feiervarvs mit den Führern der Metir- heitsparteie» wurden die Aufgaben und die Grundzügc deS Pro gramms der neuen Regierung endgültig vereinbart, welchen der Monarch in der liniiiiltelbar darauf folgenden Audienz Kossutbs und Andrasstis am Freitag die Gcnchmigniig erteilte. Was in Hunderten von Audienzen der Parteiführer, in zahllosen Minislcr- >ind Parteikonferenzen, verhinhlichcn und nnvcrhindlichen Be sprechungen im Laufe vo» 11 Monaten nicht zu stände gebracht werden konnte, das tvurde jetzt, da man anj beiden Seiten mrt gutem Willen an das nicht leichter, sonder» eher schwerer gewor dene Jriedenswerk hcrantrat, in wenigen Tagen vollbracht Die I ri ed c n s b ed i n g » n g e ii, auf Grund welcher der Kaiser die neue Kabinettsbildung mit Hilfe der Koalition vornehme» will, lauten ungefähr folgendermaßen: 1. Ter König betraut die Koali tion mit der Bildung eines Kabinetts. 2. Die Unabhängigkeits- parlei ist geneigt, mit drei Mitgliedern a» der Kabinettsbildung teilziinehiiien. 3. Ter König ernennt zum Ministerpräsidenten eine Persönlichkeit, die der Koalition aiigehort oder deren Suni- pathie besitzt. 4. Das neue Kabinett wird einen Uebergangs- charakter haben und seine Aufgabe wird vor allem die Vornahme vo» Wahlen sei». 5. Der Reichstag schasst ein neues W a h l- geietz mit einer solchen Ausdehnung dcS Wal> lrc ch t s, wie es in dem gegenwärtigen Entwürfe der Regierung in Aussicht genommen ist. 6. Der neue Reichstag ivird sodann ans Grund des neuen Wahlrechts kiiibernscn, woraus die jetzt zu ernennende Regierung demissioniert und der König ans der Majorität eine varlamentarische und lonstitiilioiicllc Regierung ernennt. 7. Die llebergaiigsrcaiernng wird außer dem neuen Wahlgesetz das vor jährige und heurige B u d g e t. daS ordentliche Rekruten kontignent und die notwendigen soziale» »nd wirtschaftlichen Gesetzentwürfe, sowie auch die mit Zustimmung des Königs zur Sicherung der Verfassung notwendigen Entwürfe erledigen. 8. Sie erledigt in legislativer Weise die internationalen Handelsverträge. 9. Sic führt den autonomen Zoll tarif durch mid hält in dem wirtschaftlichen Verhältnisse zu Oesterreich den 8tr»»8 qno bis znm neuen Reichstage aufrecht. 10. In dem Gebiete der inneren Politik kann die Negierung frei verfügen. II. Jede Partei hält ihr Programm i» vollem Muße aufrecht. Doch werde» die inilitärischen Fragcii bis zum neuen Reichstage in Schwebe bleibe». Die Bedingungen, unter denen der Friede mit Ungarn ge schlossen wurde, bedeuten sicher keine Unterweisung der Krone unter die Politik der Koalition. Die militärische Frage, ins besondere der Streit über tue Kommandosprache, wird an-geschal» tet, n»d damit entfällt die Haupt Ursache, welche den Konflikt hrivoigernsen »nd verbitteit hat. Tie militärischen Bedürfnisse weiden befriedigt nicht bloß durch Bewilligung des lausenden Budgets und der bisherigen Rekrntenznhl, wilder» auch durch Genehmigung der bereits von den Delegationen angenommenen Kredite hauptsächlich für Kanonen, allgemeine Rüstung nnd Marine. Die von der Krone geschaffenen Saljarhen ans wirffchgst- lichkin Gebiete, die auch für das Verhältnis zu Oesterreich maß gebend sind, insbesondere der Zolltarif und die Handelsverträge, erhallen nachträglich die Zustimmung des Reich tages. Alle Be schwerden und Anklagen wegen Verscissiii'gsbinchcs werde» fallen gelassen, so daß die Vergangenheit gleichsam cnisgelöicht ist. Tie Führer der Koalition müssen sich der Krone gegenüber ver vslichten, das allgemeine gleiche Slim»,»ccht in Ungarn einzu- sühren. Eine der erfreuliche» Folgen der Verständigung ist die Tnstache, daß das Zoll- und Handelsbündnis bis zum Jahre 1917 gesichert ist. TlMSlieschichte Ter Weltpostkongrcs; wurde gestern auf dem Kapitol in Rom cronnct. Der König Mio die Königin wohiileil der Feier bei, ferner niedrere Mnuper, sowie die Spitzen der Behörden und der städtischen Verwaltungen, das ganze diplomatische Korps und alle Tele- tsterien. Ter Bürgermeister hielt eine Ansprache, in Lee er die T.eiuichmer im Namen der Stadt Rom willkommen hieß. Daraus hielt Minister Baccelli die Eröffnungsrede. Beide Reden wurden mft Beifall ausgcnoinnieii. Ver treter Deutschlands s.nd Staatssekretär Krätke, der Direktor der ersten Abteilung dcS Reichspostamles Gisiekc nnd der Referent, für den Verkehr mit dem Ausland Geheimer Ober postrat Knof, denen Poslinspeklor Schenk vom Reichsposstanit heigcgehcn ist. Ter Kongreß ist der sechste. Von den Anträgen, die teils für den ganzen Verein, teils sür Nebciiablomnien ge stellt find, nimmt das meiste Interesse der Japans in Anspruch, der dahin geht, das Briefporto im W c l t p v st v g.r k e h r aus 10 Ecntimes hcrabzusctzen. Mährend der Eonnnonweali!, von Australien das Porlo von 25 auf 2» Ecntimes ermäßigt wissen will, was in Deutschland einem Satz von 15 oder 16 Pfennigen entsprechen wiiroc.. Wegen der Höhe der Beför derungskosten der Pon, insbesondere zur Sec und ans dem Lnndwcge über Sibirien, dürste aber kaum einer der beiden Anträge angenommen werden. Mehr Aussicht ans Erfolg hat ein anderer Antrag von allgemeinem Interesse: die Gebüh re n s ü r internationale Postanweisungen ein heitlich auf h;> v. H. zu ermäßigen, während jetzt bei Beilagen bis 100 Fr. 1 v. H. erhoben wird. Das Mcisstgcwicht der P o st - Pakete soll ferner von 5 am 10 Kilogramm erhöht werden. Für Wertbriefe soll oie Vcrsicherungsgebnhr nach Sätzen von 500 statt 300 Fr. scstgdsctz! werden. Tie Aufschrift Ourto pemtmla ans Postkarten soll nichr mehr obligalorssch sein. Bc- anlragt ist ferner die Einsnhrnng von Karlenbriejen mit Ant wort. Das Stimmenvevhältnis der Vcreiiisländer soll der neueren Entwicklung entsprechend dahin giünvert werde», daß das Deutsche Rei ch statt einer zwei Kolonial- stimmen, Großbritannien drei neue und die Vereinigten Staaten eine Kolonialflinime erhalten. Die Marokko-Konferenz im englischen Oberhaus. Im Oberhaus erklärte, wie in einem Teile der gestrigen Morgenausgabe bereits kurz gemeldet, der Untcrstaaissekrctär des Auswärtigen Amts L o r d Fi tz m a u r i c e in Beantwortung einer Anfrage bezüglich der K o n s e r e n z in A > gecira 8: „Ich muß meine Worte sehr sorgfältig abwäaen, weil der formelle Abschluß der Konferenz noch nicht stallgesunden hat. Nichts destoweniger besteht kein Grund, weshalb ich irgend einen Zweifel aus die günstigen Voraussetzungen der Presse werten sollte, wo nach die Unterzeichnung des endgültigen Protokolls, wenn nicht morgen, so doch in kürzester Zeit stattsinden soll. Wenn die Schriststücke über die 'Angelegenheit vorgelrgt werden, wird das Haus übereinstimmend der Meinung sein, daß der Ausspruch, der häutig gebraucht worden ist, daß es nämlich bei dieser Kon ferenz weder Sieger noch Besiegte gegeben hat, die Lage richtig kennzeichnet. Das Haus wird finden," sährt der Unterstaats- sckrciär fort, „daß das Protokoll der Konferenz dartnn wird, daß die Konferenz eine weitere Garantie der Aufrechtcrhaltung eines harmonischen Vorgehens zwischen den Mächten und einen wert vollen Schritt in dem langdaiiernden Prozeß gebildet hat, die südlichen Gestade des Mittclmecres der Zivilisation und Ord nung zurückznqebcn. Was daS Vorgehen Englands angeht, so wünschte die Regierung die Kontinuität der Politik aufrecht zu erhalten, indem sic streng an dem Buchstaben und dem Geiste des englisch-französischen Abkommens fcsthiclt. Ich glaube, daß das .Zusammenwirken in Algeciras die g n t e n B c z i c h u n g c n z w i s ch c n F rankreich u n d E n g l a n d no ch weiter gestärkt hoben wird. Fürst Bülow hat einmal im Reichs tage gesagt, daß Europa ein Hans sei, in dem jeder von uns je nach Zeit nnd Stelle mehr oder weniger bequem wohne, daß wir jedoch alle das gemeinsame Interesse hätten, unseren Haus- 'halt zu jestigen und das Gebäude, das uns allen Schutz bietet, zu stärken. Indem ich de» Name» des Fiirstcn Büko w er wähne," fährt der UnterstaatSsckrctär fort, „kann ich nicht unter lassen, die t i e f e S h m p a t h i c a u s z u s p r e ch e n, die wir alle mit diesem glänzenden Staatsmann und mit der deutschen Nation bei der plötzlichen Krankheit, die ihn befallen bat, empsinben. Eins der bemcrkciiswcrtestcn Ereignisse in den Annalen des Oberhauses," fährt Lord Fitzmauricc fort, „war die plötzliche Erkrankung des Lord Chatbam am Schlüsse seiner großen Rede über die Kolonigltzolitik, als er inmitten seiner Kollegen vhnmächiig hinsank. Das Herz der deutschen Nation wandte sich damals in Svmpathie England und dem großen Minister z», der so eng mit der Politik Friedrichs des Großen verbunden war. Nach einem Zeitraum von 128 Jahren wird sich unter so merkwürdig ähnlichen Ui» st 8 udc » das Herz der englischen Nation dem deutschen Kanzler und dem deutschen Volke z uw enden." Ter Nntcrftgalssekrctär erinnert sodann daran, daß aus der Konferenz in Algeciras die glänzende Gestalt des Marquis Visconti-Vciiosta zugegen gcwcien und zollt den Diensten des englischen Vertreters Sir A. Nicolson warme Anerkennung, dem England „iind^Europa großen Dank schuldig sei. Nicolio» stehe im Begriff, Spanien zu verlassen, um einen höheren Posten anzutrcten, und an den Usern der Newa werde er den in Algeciras verdienten Lorbeer finden. Das Programm der zweiten Haager Fricdens-Ko-.iscrc»',. Der von der russischen Negierung den Mächte» imleibreitete Pwgrnniiiicntwiirs für die zweite Haager Fucdenskcmscrenz ist folgender: l. Verbesserungen, welche an den Bestimmungen des Abkommens, betreffend die friedliche Regelung der inter nationalen Kontlikte. bezüglich des Schiedsgerichtshofes und der internationalen llnteisuchungskonmiilsivncn anrnbringen sind. 2. Ergäiizniiüsbeslimmnngen. welche den Bestimmungen des Abkommens von 1890 belresseiid die Gesetze nnd Gebräuche des Landkrieges hinzuziisuge» sind, und zwar n. a. bezüglich der Eröffnung der Feindseligkeiten, der Rechte der Neutralen usw. — Erklärungen von 1899, da eine nnler denselben veriährt ist. Frage der Eriieuennig derselben. :>. Ausarbeitung eines Abkom mens betreffend die Gesetze und Gebränchc des Seekrieges, soweit sie nngehen: die besonderen Operationen des Seekrieges, ivie die Beschießung von Häfen, Städten und Dörfern durch eine Streitmacht zur See. die Legung von Minen »iw, die Umwand lniig vo» Handclsschifsen in KriegSstlMe. das Privalcigciitnm deS Kriegführenden zur See, die den Handelsichiffc» z» gewährende BcrgünsiigniigSsrist zinn Verlassen der neutrale» Häsen oder der Häsen des Feindes nach der Eröffnung der Feindietigkeiten, die Rechte nnd Pflichten der Neutralen zur See. n. a. die Frage der Konterbande, die Bestimmungen, nach denen die Schisse der Kriegführenden sich in neutralen Häfen zu richten haben. Zer störung von als Prise» scitgenommcnen inmlmle» Handelsschiffen durch höhere Gewalt. In das genannte ansznaibeitcnde Ab kommen wären die Bestimmungen über die Kriegführung zu Lande c»ifznneh»ien. die in gleicher Weise bei der Kriegführung zur Sec Anwendung finden sollen. I. Znsgtzhcstimmlmgcn zu dem Ab kommen von 18!»9, wonach die G»»ndsätze der Genier Konvention vo» 1861 auf den Seekrieg Amvcndnng finden sollen. Deutsches Reich. Die Korrespondenz Hof'mann schreibt: Aus Einladung des Prinzrcgcnwn. im kommenden Herbst der Eröfsnungsscicr deS deutschen Museums in München und der Dresdner Nachrichten» 00. Leite rr. M» Sonntag, bi. Avril LVOO
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